Das Versprechen - 2 - Steffen Jacobsen - E-Book

Das Versprechen - 2 E-Book

Steffen Jacobsen

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Beschreibung

Auch der zweite Teil der neuen "Løftet"-Reihe verspricht viel Spannung: Nina zieht in der Villa ihrer reichen Schwester mit ein und gewöhnt sich langsam an das Leben außerhalb des Gefängnisses. Sie trainiert wie eine Besessene, denn sie hat eine Vorahnung, dass Leute auf ihrer Spur sind, die sie lieber nicht nochmal sehen würde, deshalb möchte sie vorbereitet sein auf das, was wohl kommt..."Løftet" ist ein ganz neuer und mitreißender skandinavischer Thriller aus Dänemark, der in vier Teilen erzählt wird.

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Seitenzahl: 39

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Steffen Jacobsen

Das Versprechen - 2

Übersetzt Maike Dörries

Aus dem Dänischen von Maike Dörries

Saga

Das Versprechen - 2 ÜbersetztMaike Dörries

OriginalLøftet - del 2

Coverbild / Illustration: Shutterstock Copyright © 2019, 2020 Steffen Jacobsen und SAGA Egmont All rights reserved ISBN: 9788726455991

1. Ebook-Auflage, 2020

Format: EPUB 2.0

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit Zustimmung von SAGA Egmont gestattet.

SAGA Egmont www.saga-books.com und Lindhardt og Ringhof www.lrforlag.dk

– a part of Egmont www.egmont.com

II

Nina kniff die Augen hinter der Sonnenbrille zusammen und spähte zum Kongens Nytorv. Sie fokussierte einen Mann, der vielleicht hundert Meter entfernt in schnellem Trab die Straße überquerte. Nina fluchte leise und verzog sich um die Ecke außer Sichtweite.

Grauer Zopf, tadellos sitzender Anzug, glänzende Stiefel, am Kragen offenstehendes, weißes Hemd. Sie atmete schneller, die Erinnerung löste Schmerzen in unterschiedlichen, teilweise vergessenen Körperregionen aus. Besonders im Unterleib. Sie schnappte nach Luft, ihre Knie gaben fast unter ihr nach. Carlos Lieblingshenker. In der Organisation war er als Lazarus bekannt, Nina hatte nie recht verstanden, warum. Der Name wurde von den Mädchen nur hinter vorgehaltener Hand geflüstert, die jüngsten von ihnen begannen zu wimmern wie Katzenjunge. Nina hatte mehrfach versucht, aus Carlo herauszukitzeln, wer Lazarus war und wo er herkam – in den wenigen Momenten, in denen er entleert, befriedigt und ausreichend berauscht oder high war vom besten Kokain oder Heroin, das auf dem Markt aufzutreiben war. In den Augenblicken, in denen ihr Zusammensein mit ein wenig gutem Willen als „normal“ bezeichnet werden konnte. Aber jedes Mal hatte Carlos Gesicht sich verschlossen wie eine Faust, und er hatte entweder an die Decke über ihrem Bett gestarrt oder durch sie hindurch.

Sie hatte nie eine Antwort bekommen.

Einige der älteren Schleuser, bei denen der Hass und die Gelüste sich im Laufe der Zeit abgeschliffen hatten, grinsten über die Frage, während Nina ihre steife Schwänze im Mund hatte, und strichen ihr beinahe zärtlich übers blonde Haar.

„Warum Lazarus, keine Ahnung … Es heißt, er hätte mit einem Kopfschuss drei Tage bewusstlos auf einem Acker in der Toskana gelegen, ehe er wieder von den Toten auferstanden ist. Wie Lazarus.“

Dann hatten sie sich zurückgelehnt, die Augen geschlossen und mit der Hingabe, die sie aufbringen konnten, gesagt, dass ein Mann nach einem ihrer Blowjobs glücklich sterben konnte. Sie hatte Lazarus das letzte Mal bei einer von Carlos theatralischen und streng choreografierten Orgien in einem verlassenen Wasserturm vor Kiew gesehen. Unter einer Dachstrebe hing mit dem Kopf nach unten eine nackte, schwarze und gefesselte Prostituierte. Lazarus hatte Reitpeitschen an eine Gruppe russischer Gentlemen verteilt, die sich am Anblick des sich windenden und blutenden schwarzen Mädchens aufgeilten. Nina war nicht weit entfernt nackt an einen Pranger gekettet und wurde von einem energischen Fiat-Erben von hinten gefickt. Die nächsten Interessenten standen bereits Schlange. Vor jeder neuen Runde spülte Carlo ihre Möse mit Veuve-Clicquot aus und reichte Kokain herum wie der Oberkellner in einem Erlebnisrestaurant.

Lazarus in der Bredgade! Dann war Carlo nicht weit.

Sie fuhr erschrocken zusammen, als sich eine Hand auf ihre Schulter legte.

Karla sah sie mit großen Augen an.

„Gaaaaanz ruhig … Was ist passiert, Nina? Alles okay mit dir?“

Nina kniff die Augen zusammen und rang sich ein Lächeln ab.

„Was? … Ja, ich war nur so überrascht, bin einfach ein bisschen kaputt. Vergiss den Burger King. Jetzt freu ich mich darauf, zu sehen, wie du wohnst.“

Auch wenn die Schwestern sich jahrelang nicht gesehen hatten, ließ ihre Intuition Klara nicht im Stich. Sie fuhr langsam durch die Toreinfahrt, was ihr die Gelegenheit gab, Ninas Gesicht genauer zu studieren: Da waren Schatten in ihren hellen Augen, Schweißperlen auf der Stirn, auch wenn sie physisch in Topform zu sein schien. Nina war weit im Sitz nach unten gerutscht und hatte eine Hand zwischen Gesicht und Seitenscheibe geschoben.

„Fehlt dir irgendwas?“, fragte Klara beiläufig. „Zahnbürste, Klamotten, Unterwäsche …?“

„Ein Handy“, murmelte Nina heiser. „Ich bräuchte dringend ein Handy. Bin nur grad etwas klamm, aber …“

„Geld ist das Letzte, worüber du dir Gedanken machen musst. Ich hab mehr als genug davon und ausreichend für uns beide.“

Nina sah sie an.

„Echt?“

„Ich bin scheißreich! Ich habe anfangs für andere Galerien gearbeitet, unter anderem bei Bruun Rasmussen, und wie sich herausstellte, hatte ich ein echtes Näschen für die jungen, unbekannten – und damit billigen – Künstler, von denen ich einfach wusste, dass sie mal ganz groß werden würden.“

Nina legte eine Hand auf den Unterarm ihrer Schwester und lächelte.

„Fantastisch. Das freut mich, dass wenigstens eine von uns es geschafft hat.“

„Ja, oder? Die Kleine Klara aus Ishøj.“

„Und aus so kultiviertem Haus.“