Das Ziel des christlichen Lebens - Nikolaj Alexandrowitsch Motovilov - E-Book

Das Ziel des christlichen Lebens E-Book

Nikolaj Alexandrowitsch Motovilov

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Beschreibung

Wenn es uns gelingt, im Bewusstsein der Gegenwart Gottes zu leben, können wir uns selbst, andere Menschen, unsere Umwelt, Ereignisse und sogar Schicksalsschläge, aus einer anderen Perspektive betrachten und größere Zusammenhänge erkennen. Der Heilige Geist – dies ist die Botschaft des heiligen Seraphim – wird in uns selbst Wohnung nehmen, aber wir müssen ihn auch 'hereinlassen' und sein oft zunächst unauffälliges Wirken wahrnehmen. Mehr noch: Wir müssen mit allen Mitteln den Heiligen Geist zu erlangen suchen. Darin besteht das wahrhaftige Ziel unseres christlichen Lebens. 'Der Geist Gottes erinnert uns an die Worte unseres Herrn Jesus Christus und wirkt mit Ihm in Einheit, versetzt unsere Herzen in festliche Freude und lenkt unsere Schritte auf den Weg des Friedens.'

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Nikolaj Alexandrowitsch Motovilov

Das Ziel des christlichen Lebens

Ein Gespräch mit dem heiligen Seraphim von Sarov

Übersetzt und mit einem Vorwort versehen von Bonifaz Tittel

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Deutschsprachige Erstausgabe: © 1981 Verlag Dr. Herta Renner, Wien

Der Übersetzung liegt zugrunde: Beseda Prepodobnogo Seraphima Sarovskogo o celi christianskoj žizni, Orthodox Christian Books & Icons, San Francisko, California 1968.

Neuausgabe, 3. Auflage 2016

© 2013 Verlag der Ideen, Volkach

www.verlag-der-ideen.de

Alle Rechte vorbehalten

ISBN 978-3-942006-11-8eISBN 978-3-942006-83-5

Covergestaltung und Layout:

Jonas Dinkhoff, www.starkwind-design.de

Coverbild:

Church of St. Seraphim von Sarow in Aleksandrov, Russia

123rf.com/Iakov Filimonov

Ikone:

Russian Icon on wood of Seraphim of Sarov

123rf.com/Dmitry Kalinovsky

Printed in Germany

Inhalt

Vorwort

Hinführung

Das Leben des heiligen Seraphim von Sarov

Die Bedeutung Serafims von Sarov für uns heute

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

Nachwörter

Nachwort des Entdeckers und Herausgebers des Gesprächs C. A. Nilus in den »Moskovskie vedomosti«, Juli 1903

Aus der Handschrift Motovilovs über das Schicksal der gläubigen Christen (niedergeschrieben in der Nacht vom 26. auf den 27. Oktober 1844)

Vorwort

Hinführung

Antwort auf die Frage nach dem Sinn und Ziel des Lebens, auf das Ziel des christlichen Lebens geben – wer kann, wer will das heute eigentlich mit aller Klarheit? Haben wir nicht schon zu viele Antworten gehört und sind uns nicht viele schon zu geläufig? Unsere Zeit ist Ideologien, Heilslehren, ja auch der Wissenschaft gegenüber skeptisch geworden. Zuviel Vorläufiges wurde als endgültig hingestellt und hat in diesem Jahrhundert Menschen und Völker ins Unglück gestürzt, zu viel ehedem Feststehendes wurde aber auch innerhalb der Kirche relativiert und hat viele verunsichert. Erfüllt nicht viele die Distanz und Skepsis des Predigers aus dem Alten Bund: »Alle Dinge hetzen sich heute ab, kein Mensch kann sagen wozu. Alle Wörter haben sich überanstrengt, und doch kann sich niemand ganz ausdrücken … Denn bei viel Weisheit ist viel Verdruss, und mehrt man das Wissen, mehrt man das Leid.« (Koh 1,8)

Mit Begeisterung ist man im 20. Jahrhundert Menschen nachgefolgt und hat später mit Bestürzung erkennen müssen, dass man Scharlatanen nachgelaufen ist. Tolstoj fasst am Ende seines letzten großen Romans »Auferstehung« die Problematik so zusammen: »Die ruhige Selbstsicherheit, mit der Gräuel verübt werden, hat nur ihren Grund darin, dass Menschen etwas Unmögliches ausführen wollen: ›Selbst böse, wollen sie das Böse verbessern.‹ Verdorbene Menschen möchten andere verdorbene Menschen zurechtweisen und verbessern und glauben das auf äußerem mechanischen Weg zu erreichen … Wir leben in der wahnwitzigen Überzeugung, wir seien selbst Herren unseres Lebens und hätten es zu unserer Ergötzung bekommen … Trachte ein jeder nach dem Reich Gottes und seiner Wahrhaftigkeit, dann wird ihm alles Übrige von selbst zufallen. Wir aber suchen dieses Übrige und können es offenbar nicht finden …«

Wie oft erfahren wir unsere Ohnmacht, wenn wir anderen Menschen helfen, sie bessern wollen, wie viel mehr erfahren wir sie an uns selbst, wenn wir uns mit eigener Kraft bessern wollen und doch immer wieder zurückfallen. Wie oft geben wir uns mit zu wenig schon zufrieden und glauben, ein wenig bürgerliche Anständigkeit wäre die Norm des Lebens.

Die Botschaft Jesu ist revolutionär anders: »Ist jemand in Christus, so ist er ein neues Geschöpf. Das Alte ist vergangen, siehe, es ist neu geworden« (2 Kor 5,17). Die Wandlung eines Menschen durch Christus kann nur mit einer neuen Geburt verglichen werden. Die Auferstehung Jesu von den Toten, der Angelpunkt der Welt und des Kosmos, ist doch gerade das Zeichen, dass Gott aus Toten, aus gottfernen Menschen Heilige, das heißt, Geheilte, aus der Kraft des Heiligen Geistes lebende Söhne und Töchter Gottes erschaffen kann. »Seid vollkommen und barmherzig, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen und barmherzig ist«, fordert uns Christus selbst auf. Das Ziel jedes Christen ist die Vergöttlichung, denn »Gott wurde Mensch, damit der Mensch Gott werde».

Wo aber finden wir die Weisung, wie wir diesen Weg gehen und Menschen der Bergpredigt werden können?

Es ist heute an der Zeit, wieder auf die Stimme jener zu hören, die die Botschaft Jesu Christi nicht nur mit mehr oder weniger klugen Kommentaren und Erklärungen versehen haben, sondern das Evangelium gelebt haben und diesen Weg auch zu Ende gegangen sind. In dem Leben dieser Menschen erweisen sich Gottes Geist und Kraft. Diese Heiligen drängen sich nicht auf, vielleicht mögen sie fast ein Leben lang schweigen, um nur kurz zu lehren, aber ihre Botschaft ist wahr wie ihr Leben.

Vor nun mehr als 180 Jahren, Ende November 1831, führte ein bei uns praktisch unbekannter Heiliger der Russisch-0rthodoxen Kirche ein Gespräch über das Ziel des christlichen Lebens. Wer war dieser heiligen Seraphim von Sarov, was hat er uns heute noch zu sagen?

Das Leben des heiligen Seraphim von Sarov

Als jüngster Sohn einer Familie von Kaufleuten und Baumeistern wurde am 19. Juli 1754 in Kursk Prochor Moschnin geboren. Die Eltern lsidor und Agatija Moschniny übernahmen die Bauaufsicht über die Kirche der Muttergottes von Kazan in Kursk, der Vater Isidor starb aber, als Prochor gerade drei Jahre alt war. Zwei Aufgaben füllten nun das Leben der Mutter aus: die Erziehung Prochors und der Bau der Kirche, der noch 15 Jahre dauern sollte.

Von seinem 10. Lebensjahr an lernte Prochor mithilfe der Heiligen Schrift Lesen und Schreiben. Dieser Unterricht musste aber bald abgebrochen werden, da Prochor schwer krank wurde. Während dieser Krankheit erschien dem Knaben öfter die Muttergottes, die ihm Heilung versprach. Wenige Tage später zog eine Prozession am Hof der Moschniny vorbei, Prochor wurde hinausgetragen, küsste die Ikone und genas bald.

In seiner Jugend arbeitete Prochor im Geschäft der Mutter mit, aber der Entschluss, sein Leben ganz Gott zu weihen, stand in ihm fest. Mit 18 Jahren wählte er fest entschlossen das Kloster, in dem er später sein Leben verbringen sollte – es war die Gemeinschaft von Sarov. Die Mutter widersetzte sich diesem Wunsch nicht und segnete seinen weiteren Lebensweg mit einem Kreuz, das der Heilige sein ganzes Leben auf der Brust trug. Mit anderen Pilgern zog Prochor nun nach Kiew, wo ihn Schimonach Dosifej für den Weg ins Kloster an der Sarov segnete. Prochor kehrte für 2 Jahre in sein Elternhaus zurück und verabschiedete sich dann endgültig von seiner Mutter und seinen Verwandten.

Am 20. November 1778 kam er in das Kloster von Sarov, das der Starez Pachomij leitete. Prochor wurde der geistlichen Führung des Starzen Iosif unterstellt und übte verschiedene Tätigkeiten im Kloster aus. Er war Gehilfe seines geistlichen Vaters, arbeitete in der Bäckerei, in der Tischlerei, war Mesner und teilte so den Tag in Arbeit und Gebet ein. Durch regelmäßige Arbeit bewahrte er sich vor der Langeweile – später sagt er selbst, dass sie die gefährlichste Versuchung für den Novizen darstellt. Entgehen könne man ihr nur durch Gebet und Enthaltsamkeit von der unnützen Klostertratscherei, regelmäßige und verstärkte Arbeit, Lesung der Heiligen Schrift und durch Geduld, denn diese Versuchung wird durch Engherzigkeit, Unbekümmertheit und Herumreden geboren.

Prochor bemühte sich nun ehrlich und mit Ernst die Weisungen der ersten großen geistlichen Väter der thebaischen Wüste aus dem 3. Jahrhundert zu befolgen und das Leben dieser Mönchsväter nachzuvollziehen. Das lebendige Beispiel anderer Mönche seines Klosters vor Augen, sonderte er sich mit der Erlaubnis seines geistlichen Vaters zum Gebet in den unermesslichen Wald ab, der ihm zur »Wüste« wird. In völliger Einsamkeit übte er dort das Jesusgebet in seiner Freizeit.

Nach zwei Jahren erkrankte Prochor schwer an Wassersucht. Aufopfernd kümmerten sich seine geistlichen Väter, der nunmehrige Vorsteher Iosif und die anderen Mönche der kleinen Gemeinschaft um Prochor. Die schmerzhafte Krankheit dauerte drei Jahre. Ärztliche Hilfe versagte und Prochor übergab sein Leben dem einzigen Arzt: »Ich habe mich, heilige Väter, dem wahren Arzt von Seele und Körper übergeben – unserem Herrn Jesus Christus und seiner Heiligen Mutter …« und er empfing die Eucharistie. Prochor hatte danach folgendes Gesicht: In unaussprechlichem Licht erschien die Muttergottes, die er zeit seines Lebens besonders verehrte, und die heiligen Apostel Petrus und Johannes begleiteten sie. Die Muttergottes deutete mit der Hand auf den Kranken und sagte zu Johannes: »Dieser da – er ist von unserer Art.« Mit einem Stab berührte sie die Seite des Kranken und sogleich floss die Flüssigkeit, die den Körper des Kranken aufschwemmte, durch eine Öffnung heraus und er genas bald. Nicht lange darauf wurde am Ort der Erscheinung der Gottesmutter eine Krankenkirche gebaut, einer der Nebenaltäre wurde zur Ehre der heiligen Sosima und Savvatij von Solovezk geweiht. Prochor errichtete den Altar mit eigenen Händen und empfing dort immer die eucharistischen Gaben.

Nachdem Prochor so acht Jahre als Novize im Kloster von Sarov gelebt hatte, trat er am 13. August 1786 in den Mönchsstand unter dem Namen Seraphim (Das orthodoxe Mönchtum kennt die genau geregelte Ordnung der Länge von Noviziat und einfacher Profess nicht, der geistliche Vater bestimmt den Zeitpunkt der Reife für das »weiße Martyrium«, das Mönchtum). Nach einem weiteren Jahr wurde Seraphim mit 27 Jahren zum Diakon geweiht. Täglich diente er in der Liturgie und verschiedene Male hatte der Heilige begnadete Visionen: So erblickte er die Engel, die zusammen mit den Brüdern beteten.

Mit einer besonders gnadenreichen Schau wurde Seraphim während der Göttlichen Liturgie am Gründonnerstag gewürdigt: Als der Heilige nach dem Tropar vor den Königstüren der Ikonostase stehend den Vers anstimmte: »Herr, rette die Frommen …« und das Orarion (die Stola des Diakons) den Betern entgegen hob, umstrahlte ihn plötzlich ein helles Licht. Seraphim erhob die Augen und erblickte den Herrn Jesus Christus, der in der Luft schwebend aus der Nordtür heraustrat, umgeben von den Himmlischen Heerscharen. Der Herr segnete alle Beter und ging in die Ikone auf der rechten Seite der Königstüren ein. Der heilige Seraphim vermochte, von Freude erfüllt, kein Wort zu sagen, noch konnte er sich von der Stelle bewegen. Man fasste ihn unter den Armen und führte ihn in den Altarraum, wo er noch drei Stunden in diesem Zustand verharrte und sein Gesicht Freude widerspiegelte.

Als er wieder zu sich kam, erzählte er diese Schau nur seinen geistlichen Vätern Pachomij und Iosif, den anderen gegenüber schwieg er. Seine geistlichen Väter zeigten ihm, wie er sich nun vor Überheblichkeit retten sollte und so bemühte sich der Heilige von diesem Tag an noch mehr um Demut und Bescheidenheit. Er vermehrte seine Anstrengungen: Am Tage arbeitete er im Kloster, die Nacht verbrachte er betend in einer Hütte im Wald, in seiner Einsamkeit.