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Beschreibung

Praktische Inspiration für Gemeinden und Kirchen Christliche Singles gehören zu der am stärksten wachsenden Gruppen in unseren Kirchen. Sie engagieren sich ehrenamtlich. Sie spielen für unsere Gemeinden eine große Rolle. Und doch fühlen sie sich oft übersehen und haben das Gefühl, nicht richtig zu sein. Warum? Es ist Zeit, umzudenken. Singles neu in den Blick zu nehmen. Denn Gemeinde bedeutet auch Familie. Und in dieser Familie sollten alle Platz haben - eine Fülle von Lebensformen und jeder Beziehungsstatus. Ein Buch voller Inspiration für Gemeinden und Kirchen, das ermuntert, neu zuzuhören und den Blick zu weiten.

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Seitenzahl: 224

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TOBIAS FAIX, JOHANNA WEDDIGEN (HRSG.)

DATE YOUR SINGLES!

WIE GEMEINDENUND SINGLES ENDLICH ZUEINANDERFINDEN

SCM R.Brockhaus ist ein Imprint der SCM Verlagsgruppe, die zur Stiftung Christliche Medien gehört, einer gemeinnützigen Stiftung, die sich für die Förderung und Verbreitung christlicher Bücher, Zeitschriften, Filme und Musik einsetzt.

ISBN 978-3-7751-7569-2 (E-Book)

ISBN 978-3-417-00032-0 (lieferbare Buchausgabe)

Datenkonvertierung E-Book: CPI books GmbH, Leck

© 2022 SCM R.Bockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH

Max-Eyth-Straße 41 · 71088 Holzgerlingen

Internet: www.scm-haenssler.de; E-Mail: [email protected]

Alle Bibeltexte sind folgender Ausgabe entnommen:

Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.

Lektorat: Julia Perrot

Umschlaggestaltung: Grafikbüro Sonnhüter, www.grafikbuero-sonnhueter.de

Autorenfoto Tobias Faix: © Tim Guttenberger

Autorenfoto Johanna Weddigen: © Niclas Beck

Satz: typoscript GmbH, Walddorfhäslach

Inhalt

Über die Herausgeber

Vorwort: Von Gemeinde, der »Singledizee-Frage« und dem Ziel dieses Buches

Teil 1: Singles, die wunderbaren Wesen – eine Bestandsaufnahme

1. »Denn wir sind viele« – Singles in Kirche und Gesellschaft

2. »Allerdings wäre es mir lieber, wenn alle ehelos lebten« – Singles in der Bibel

3. »Singlesein … anders, als die Gemeinde denkt« – die Singlestudie

Teil 2: Zehn Menschen – zehn Fragen

Arne Buschmann

Martin Dreyer

Sigrid Falk

Janina Hermann

Ansgar Hörsting

Dirk Kähler

Martin Nagel

Luise Smale

Michal Stobwasser

Tabea Wichern

Teil 3: Singles und Gemeinde – wie die Beziehung gelingen kann

1. Singles und Gemeinde – von peinlichen Geschichten hin zur Win-win-Story

Praxisbeispiel: Ermutigen – Inspirieren – Vernetzen

2. Mit Singles Gemeinde gründen – Perspektiven aus der FeG Osnabrück

Praxisbeispiel: Mit dem eigenen Erleben arbeiten

3. (M)ein Singleleben als Abenteuerreise zwischen Berufung, Ideen und Projekten

Praxisbeispiel: Ein Singleabend – vom Albtraum zur inspirierenden Cocktailparty

4. Was Kaffee, ein Eunuch und ein digitales Datingformat mit einer singlefreundlichen Gemeinde zu tun haben

Praxisbeispiel: Kein Mit-Leid, wo kein Leid ist – oder: Autark zu sein ist fantastisch

5. Sex & Singles – auf dem Weg zu einer gerechten Sexualität

Praxisbeispiel: Singles dort begegnen, wo es mich selbst hinzieht

6. Vielfalt zelebrieren – Impulse aus der Fresh-X-Bewegung

Nachwort: Learnings für Singles und Gemeinden – ein Gespräch

Die Autor:innen

Anmerkungen

Über die Herausgeber

TOBIAS FAIX ist Professor für Praktische Theologie an der CVJM-Hochschule Kassel und leitet dort das Forschungsinstitut empirica für Jugend, Kultur und Religion sowie den Masterstudiengang Transformationsstudien.

JOHANNA WEDDIGEN ist Geschäftsleiterin von Alpha Deutschland e.V. und Promovendin der Diakoniewissenschaft an der Universität Heidelberg. Freiberuflich ist sie in Hochschullehre, Forschungsprojekten und Projektcoaching tätig.

VORWORT:

Von Gemeinde, der »Singledizee-Frage« und dem Ziel dieses Buches

Tobias Faix und Johanna Weddigen

Gemeinde ist so etwas wie Gottes Experimentierraum auf Erden. Gott übt Himmel, könnte man etwas despektierlich sagen. Denn in Gemeinde wird einiges Himmlische vorweggenommen und ist gleichzeitig viel Menschliches zu erleben. Vielleicht ist es genau diese Spannung, die uns an ihr so fasziniert: dass Gott sich mitten im Gebrochenen zeigt und leuchtet und erleuchtet, wohl wissend, dass vieles noch im Argen liegt.

Und so kommen die unterschiedlichsten Menschen zusammen, um diesen Gott zu erleben, der so großartig ist, dass die menschlichen Unterschiede plötzlich klein und unwichtig erscheinen – wie Paulus es sagt: Da spielen weder Herkunft, Gender noch Milieu eine Rolle, weil durch die Verbindung mit Jesus anderes wichtiger wird (Galater 3,28). Was für eine Aussage, was für eine Hoffnung, was für eine Chance! Oder wie es die wunderbare und viel zu früh verstorbene Monika Deitenbeck-Goseberg formuliert hat:

»Ich würde immer sagen, die Gemeinde ist die Hoffnung für die Welt und darin sollten wir sie als einen natürlichen, offenen, herzlichen Ort gestalten. Tut euer Herz auf und macht eure Augen auf. Und guckt, wer was braucht. Ermutigt die Menschen, bringt sie mit. Die Ermutigungsbotschaft muss gesagt werden und durchkommen. Sie wird immer in menschlicher Verpackung sein.« 1

Genau darum geht es in diesem Buch. Wir wollen Gemeinden dabei helfen, einen natürlichen, offenen und herzlichen Ort zu gestalten – für Menschen in allen Lebensformen. Seien es Familien in ihren unterschiedlichsten Konstellationen oder Alleinlebende. Und dazu müssen wir alle unsere Herzen und Augen aufmachen und einander neu wahrnehmen. Damit die Ermutigungsbotschaft bei allen ankommt – auch bei den Singles, um die es in diesem Buch geht.

Singles – die unsichtbaren Wesen der Gemeinde?

Und hier beginnt das Menschliche, denn bei allem Himmlischen werden gerade Singles in Gemeinden oft übersehen. Und das, obwohl sie weder eine Rand- noch eine Sondergruppe sind, sondern ein zentraler Bestandteil unserer Kirchen und Gemeinden. In einem Interview im Rahmen der Singlestudie sagte Gerd: »Ich möchte in der Gemeinde nicht nur als Mitarbeiter wahrgenommen werden.« Singles wollen nicht nur gebraucht, sondern in die Gemeinschaft aufgenommen werden. Manche stellen deshalb zu Recht die »Singledizee-Frage«: Wenn Gott einen so hohen Wert auf Gemeinschaft legt, warum bleiben Singles dann in vielen Gemeinden allein und gehören nicht zur Gemeinschaft dazu?

Das ist eine wichtige Frage. Deshalb möchte dieses Buch auf Singles in unseren Kirchen und Gemeinden aufmerksam, möchte sie sichtbar machen, ihnen eine Stimme geben und konstruktive Vorschläge zum gemeinsamen »Kennenlernen« einbringen.

Singles in der Gemeinde: Freud und Leid nah beieinander

Singles und Gemeinde sind ein Paar, dessen Datingleben von Aufs und Abs geprägt ist und nicht immer ein Happy End hat. Das zeigt die 2020 erschienene Singlestudie. Dort wurde deutlich, dass Gemeinde für Singles zwar ein sehr wichtiger Ort ist, an dem sie schöne Momente erleben. Gemeinde nimmt einen wichtigen Platz in ihrer Alltagsgestaltung ein, viele haben dort enge Bezugspersonen und eine starke Eingebundenheit in die Gemeinde hat positive Auswirkungen darauf, wie zufrieden Singles mit ihrem Leben sind.

Allerdings wurde auch sehr deutlich, wie sehr manche Singles unter Gemeinde leiden. Dreißig Prozent der Singles fühlen sich in der Gemeinde aufgrund ihres Beziehungsstatus stigmatisiert. Das oft vorherrschende Familienideal macht es ihnen schwer, ihren Platz in der Gemeinde zu finden, und sorgt auch dafür, dass sich einige irgendwann von Gemeinde abwenden und sich eine Gemeinschaft außerhalb von kirchlichen Strukturen aufbauen.

Gemeinde und Singles finden also oft nicht zusammen. Das ist auch deshalb so tragisch, weil es immer mehr Singles gibt. Insbesondere in den Großstädten steigt ihre Zahl. Wichtig zu erwähnen ist außerdem, dass, wenn wir hier von Singles sprechen, alle gemeint sind, die keine:n feste:n Partner:in haben. Es beinhaltet also die, die aktuell in keiner Partnerschaft leben oder vielleicht noch nie in einer gelebt haben, aber genauso auch Geschiedene oder Verwitwete. Jede:r von uns kann im Leben noch mal Single werden und schon deshalb sollte das Thema uns alle interessieren.

Was erwartet dich in diesem Buch und wie ist es aufgebaut?

Die Herausgabe der Singlestudie ist bei Erscheinen dieses Buches mehr als zwei Jahre her. Wir (Tobias Künkler, Tobias Faix und Johanna Weddigen) haben in einer großen empirischen Forschung das Leben christlicher Singles untersucht. Damals wollten wir wissen, was christliche Singles bewegt, wie sie ihren Alltag, den Glauben und das Leben gestalten. Wir haben sie zu ihrem Partnerwunsch, der Partnersuche und zum Thema Gemeinde befragt.

Viele der Singles erhofften sich durch die Studie endlich mehr Verständnis für ihre Situation und eine stärkere Fokussierung der Gemeindeleitungen auf dieses Thema. Punktuell wurde das auch erreicht und wir freuen uns darüber, dass die Studie Gesprächs- und Denkanstoß sein konnte: Leitungskreise machten die Inhalte zum Thema ihrer Sitzung, es bildeten sich übergemeindliche Singlegruppen und Singles selbst hatten eine Gesprächsgrundlage, auf der sie sich austauschen konnten. Allerdings wurde gleichzeitig die Überforderung von Gemeinden mit dem Thema deutlich und seine Notwendigkeit manchmal weiterhin nicht gesehen. Das vorliegende Buch soll eben da anschließen. Es hilft Gemeinden dabei, praktisch tätig zu werden.

Im ersten Teil des Buches ist es uns wichtig darzustellen, um wen es sich handelt, wenn wir über Singles sprechen und warum das Thema so relevant ist – und das sowohl aus der soziologischen als auch aus der theologischen Perspektive. Die Singlestudie hat uns viel über die christlichen Singles erschlossen und wir stellen einige ihrer wichtigsten Ergebnisse dar. Diese werden natürlich immer wieder einfließen.

Wir haben zehn Personen mit unterschiedlichem Beziehungsstatus, Beruf, Alter und Geschlecht zehn Fragen gestellt. Sie sollten die Fragen spontan und kurz und bündig beantworten. Uns hat dabei die Vielfalt der Leben und der Sichtweisen interessiert. Einige Fragen beziehen sich auf das Thema Singlesein, andere bewusst gar nicht. »Zehn Menschen – zehn Fragen« findet sich zwischen dem ersten und dem zweiten Teil des Buches und gibt die Chance, einen kleinen Einblick in zehn Leben zu erhaschen.

Im zweiten Teil teilen Pastor:innen, Verheiratete, Singles, Gemeindegründer:innen, Referent:innen und eine Sexualtherapeutin ihre Ideen, wie Singles und Gemeinden zusammenfinden können und versuchen zu verstehen, warum es bisher nicht klappen will. Sie berichten aus ihren ganz unterschiedlichen Perspektiven heraus von ihren Erfahrungen. Manchmal bestätigen sie sich gegenseitig in ihren Wahrnehmungen, manchmal ergänzen sie sich.

Das Buch ist voller Praxisbeispiele und wir wünschen uns, dass Gemeinden Lust bekommen, einige davon auszuprobieren. Nicht alles wird sich einfach kopieren lassen, oftmals dienen die Beispiele viel mehr als Inspiration. Dein Kontext, deine Gemeinde, die Singles in deiner Gemeinde werden anders sein. Eins aber sagen alle Autor:innen: Das Thema muss von uns aktiv angegangen werden. Es wird nicht von allein passieren, dass sich Singles in unseren Gemeinden wohlfühlen.

April 2022, Johanna Weddigen und Tobias Faix

Teil 1: Singles, die wunderbaren Wesen – eine Bestandsaufnahme

1. »Denn wir sind viele« – Singles in Kirche und Gesellschaft

Tobias Künkler

Wer sind eigentlich diese Singles?

Singles sind gesamtgesellschaftlich eine immer stärker beachtete Gruppe. Für große Unternehmen werden sie als Zielgruppe immer wichtiger. An sie wird die Produktwerbung angepasst und für ihre spezifischen Bedürfnissen werden neue Produkte kreiert. Kirchen und Gemeinden sind hingegen oft noch ziemlich ungebrochen auf Familien ausgerichtet. Für sie spielen Singles meist keine große oder gesonderte Rolle, auch wenn sie in den letzten Jahren etwas mehr in den Blick gerieten. Letzteres zeigte sich unter anderem am Hearing des Evangelischen Zentrums für Männer und Frauen der EKD zum Thema Singles im Jahr 2018, an der Dissertation »Singles und die evangelische Kirche. Eine empirisch-theologische Untersuchung« der Theologin Birte Bernhard und nicht zuletzt unserer empirica-Singlestudie (von deren Ergebnissen ich im Folgenden immer wieder berichten werde).

Doch wer ist überhaupt ein Single und wie viele von ihnen gibt es? Der Begriff »Single« wurde, wie so vieles, aus den USA nach Deutschland transportiert – in den 70er-Jahren. Im Deutschen sprechen wir zudem von Alleinlebenden, Ledigen oder Alleinstehenden. Im Wesentlichen gibt es zwei Möglichkeiten, Singles zu definieren. Die eine Möglichkeit richtet sich vor allem an der Wohnform aus – als Single wird verstanden, wer alleine in einem Einpersonenhaushalt lebt. Die andere Möglichkeit bezieht sich auf das Fehlen einer festen Partnerschaft. Der Vorteil der ersten Variante liegt darin, dass das Alleinleben objektiv feststellbar ist. Man kann es im Melderegister nachschauen. Ob jemand hingegen eine feste Partnerschaft hat, ist nirgendwo registriert und nur nachvollziehbar, wenn man Personen selbst befragt und es ihrer Einschätzung überlässt, ob die Beziehung aus ihrer Sicht fest ist.

Da jedoch nicht alle in einem Haushalt Alleinlebenden partnerlos sind und umgekehrt nicht alle Partnerlosen alleine leben, ist das Alleinleben aus Sicht vieler Forschender kein wirklich ausschlaggebendes Kriterium. Entscheidend ist das Kriterium der Partnerlosigkeit: »Singles sind Männer und Frauen, die nach eigenen Angaben keine feste Partnerschaft führen.« 2 Nach dieser Definition gibt es auch Singles, die zwar in keiner festen Partnerschaft sind, sich aber trotzdem selbst nicht als Singles bezeichnen würden oder diesem Begriff zumindest distanziert bzw. ambivalent gegenüberstehen. Vielleicht liegt das daran, dass das entscheidende Kriterium für das Singleseins, die Partnerlosigkeit, ein negatives ist, also einen Mangel bezeichnet.

Diese Tatsache verweist umgekehrt auf das, was Soziolog:innen als die »Partnernorm« in unserer Gesellschaft bezeichnen: Es gilt als völlig normal, dass Erwachsene irgendwann in einer festen Partnerschaft leben, und es wird suggeriert, dass das zu einem normalen und guten Leben dazugehört. Und eine Abweichung von dieser Norm ist eben eine Abweichung. Wie Anna es in unserer Studie ausdrückte: »Und wenn du keine Familie hast, dann bist du erst mal nicht normal.« 3 Und dies ist keine Einzelmeinung. Mehr als zwei Drittel der befragten christlichen Singles gaben an, dass es in ihrer Gemeinde nicht normal sei, ohne Partner:in zu sein. Eine Abweichung von der Normalität führt also schnell zu einem Stigma, einem negativen Image, welches wiederum bewirkt, dass einen andere und man selbst sich tendenziell abwertet.

Mehr als zwei Drittel der Singles sagen, in ihrer Gemeinde sei es nicht normal, ohne Partner:in zu sein.

Gibt es immer mehr Singles und wenn ja, wie viele?

Wenn von steigenden Singlezahlen in Deutschland die Rede ist, liegen dazu meist Zahlen über Einpersonenhaushalte zugrunde. Deren Anzahl ist tatsächlich ziemlich kontinuierlich angestiegen: Bereits in den 70er- und 80er-Jahren in Westdeutschland, aber auch deutschlandweit von 11,9 Millionen im Jahr 1991 auf 17,3 Millionen im Jahr 2018. Die Ursache für diesen Anstieg ist jedoch weniger, wie oft behauptet wird, ein Ausdruck von Individualisierung. Sie liegt vielmehr am demografischen Wandel und hängt mit der sich verändernden Altersstruktur zusammen, da sehr viele Einpersonenhaushalte aus verwitweten Senior:innen bestehen.

Gültige Daten über die Anzahl von Singles, die sich in keiner festen Partnerschaft befinden, gibt es nur aus Studien von Onlinepartnerbörsen, die nach deren eigenen Angaben aber repräsentativ sind. So gab es laut der Parship-Studie von 2005 11,2 Millionen Singles (ohne feste Partnerschaft) zwischen achtzehn und 69 Jahren. Diese Zahl machte zum damaligen Zeitpunkt ca. neunzehn Prozent der Gesamtbevölkerung in dieser Altersgruppe aus.

Laut einer aktuelleren Studie von Parship aus dem Jahr 2018 ist die Zahl der Singles, obwohl altersmäßig enger definiert (achtzehn bis 65 Jahre), inzwischen auf 16,8 Millionen angestiegen.4 Während in diesem Alter ungefähr siebzig Prozent in einer Partnerschaft sind, leben dreißig Prozent als Single. Bei allen Unklarheiten über die genauen Zahlen scheint also zumindest zweierlei sicher: Zum einen ist der langfristige Trend eindeutig – Singles werden mehr –, zum anderen ist diese Lebensweise von sehr großer gesellschaftlicher Relevanz und betrifft nicht nur eine randständige, kleine Gruppe.

Wenn man sich anschaut, wer alles ohne feste Partnerschaft lebt, so zeigt sich ein sehr buntes Bild. Es gibt dann unter den Singles ganz unterschiedliche Teilgruppen, auch wenn diese oft nicht klar voneinander abgegrenzt werden können. Dies zeigt sich auch bei den christlichen Singles, wie unsere empirica-Studie gezeigt hat – im Folgenden möchte ich daher die Gruppe der jüngeren, der mittelalten und der älteren christlichen Singles kurz darstellen.

Die jüngeren Singles oder das Bewusstsein einer Übergangsphase

Zunächst sind da jüngere Christ:innen, die seit Längerem ohne feste Partnerschaft leben. In dieser Untergruppe leben die meisten im Regelfall in Erwartung einer Partnerschaft, was sich oft erst mit einem bestimmten Alter ändert.

Auch über unsere Studie hinaus ist festzustellen, dass es quasi kaum »freiwillige« Singles gibt, da die allermeisten Menschen und auch spezifischer die allermeisten Singles einen Partnerwunsch haben. Insgesamt gilt das für achtzig (Frauen) bzw. 85 Prozent (Männer) der Singles.5 Auch die christlichen Singles in unserer Studie haben zu achtzig Prozent einen verhältnismäßig intensiven Partnerwunsch, nur drei Prozent gaben an, überhaupt keinen zu verspüren. Hierzu passt, dass nur vier Prozent der befragten christlichen Singles davon sprechen, zu ihrem Singlesein berufen zu sein. Und sogar nur 0,7 Prozent finden, dass es als Christ:in tendenziell besser ist, ehelos zu leben, als verheiratet zu sein.

Diese Entwicklung ist nicht zuletzt deshalb so bemerkenswert, als sich das Thema Berufung zur Ehelosigkeit durch die ganze Kirchengeschichte zieht, von den Wüstenvätern in den ersten Jahrhunderten über die Klosterbewegungen im Mittelalter bis zu den Diakonissenmutterhäusern in der Neuzeit. Die Tradition der Ehelosigkeit um des Reiches Gottes willen begann schon mit den Gründern des Christentums: Jesus und vor allem Paulus waren beide unverheiratet. Und über Jahrhunderte spielte das Narrativ der Berufung für das Reich Gottes eine besondere Rolle und galt das Alleinleben ohne familiäre Bindungen als etwas äußerst Geistliches. Hier scheint es einen massiven Traditionsabbruch gegeben zu haben.

Gilt also schon insgesamt, dass ein Großteil der Singles nicht freiwillig oder aus Berufung Singles ist und einen Partnerwunsch hat, so gilt dies erst recht für die Gruppe der jüngeren Singles. In unserer Studie hatten die Singles im Alter von 26 bis 35 Jahren den stärksten Partnerwunsch. Ab dem 45. Lebensjahr nimmt er hingegen stark ab. Davor ist das Singlesein hingegen ein klarer Übergangsstatus, die Befragten erwarten eine feste Partnerschaft in der Zukunft bzw. hoffen fest auf eine solche. Für nicht wenige ist diese Hoffnung auch klar mit ihrem Glauben verbunden. So ist die Hälfte der 21- bis 25-jährigen christlichen Singles davon überzeugt, dass Gott eine:n Partner:in für sie vorherbestimmt hat.

Die Hälfte der 21- bis 25-jährigen Singles ist davon überzeugt, dass Gott eine:n Partner:in für sie vorherbestimmt hat.

Auffällig ist, dass diese Überzeugung über die Jahre hinweg stark abnimmt. Zwischen 36 und 45 Jahren ist der stärkste Einbruch zu verzeichnen. Eine naheliegende Deutung ist, dass der sich nicht verändernde Singlestatus zu einer veränderten Theologie führt. Das heißt, es wird nicht länger an Gottes Vorherbestimmung geglaubt und somit Gottes Handeln und Macht anders interpretiert. Die Erfahrungswerte stimmen nicht länger mit der Glaubensüberzeugung überein und verlangen neue Deutungsmuster – Biografie ist stärker als Theologie.

Natürlich ist all das meist ein schleichender Prozess. Für viele beginnt sich spätestens mit Ende zwanzig ihr soziales Umfeld zu verändern: Freund:innen finden Partner:innen, heiraten, gründen Familien, ziehen um, Freundschaften verändern sich. Diejenigen, die keine feste Partnerschaft haben, gehen genau diese Schritte nicht. Dadurch kann bei Singles das Gefühl der Stagnation entstehen.

Als ein Meilenstein gilt wohl noch immer der dreißigste Geburtstag. Hat sich dieser zwar über die Jahre etwas relativiert, gibt es für Unverheiratete in vielen Gegenden Deutschlands immer noch unterschiedliche Bräuche, die alle darauf ausgerichtet sind, dem Geburtstagskind nun endlich ein:e Partner:in zu bescheren. Ob Klinkenputzen, Treppen- oder Kronkorkenfegen – immer wieder wird Singles suggeriert, dass ihr Beziehungsstatus einer Veränderung bedarf. Und während es mit Anfang zwanzig noch als normal gilt, Single zu sein, nehmen die eigenen und die externen Hinterfragungen des Singlestatus spätestens im Alter von dreißig Jahren deutlich zu. Fragen wie »Warum ist jemand wie du noch Single?« oder Feststellungen wie »Wenn du noch Kinder willst, solltest du dich aber mit der Partnersuche beeilen« bekommen Singles dann vermehrt zu hören. Aber auch sie selbst beginnen sich in dieser Zeit mehr und mehr zu fragen, wann es denn mit der:dem Partner:in klappen wird und warum sich noch niemand gefunden hat.

Hinzu kommt, dass viele Singles einen Kinderwunsch hegen und beginnen, unter ihrer Kinderlosigkeit zu leiden. Besteht ein Kinderwunsch, hören Frauen mit Ende zwanzig ihre biologische Uhr ticken, mit Ende dreißig wird dieses Ticken sehr laut. Freundinnen im sozialen Umfeld werden Mutter, die Freunde blicken Vaterfreuden entgegen und den Singles wird deutlich vor Augen geführt, dass sie von diesem Schritt weit entfernt sind.

Nüchtern betrachtet muss man vielleicht auch sagen, dass es eine tatsächliche Schieflage auf dem »Heiratsmarkt« gibt. In vielen Studien bestätigt sich immer wieder: In der heutigen Gesellschaft sind Frauen häufig deutlich religiöser als Männer. Das führt dazu, dass es in vielen christlichen Gemeinden mehr Frauen als Männer gibt. Hinzu kommt, dass Frauen heute tendenziell besser gebildet, ökonomisch selbstständiger und beruflich erfolgreicher sind als früher. Wenn man nun noch bedenkt, was aus der Forschung bekannt ist, nämlich dass Frauen gesellschaftlich gleichwertige oder höhergestellte Partner bevorzugen und Männer statusniedrigere und jüngere Partnerinnen, dann erklärt dies die Schieflage – vor allem, aber nicht nur auf dem christlichen »Heiratsmarkt«. Ebenfalls dazu kommt, dass die meisten christlichen Singles auch eine:n gläubige:n Partner:in wollen, wie unsere Studie gezeigt hat. Vor allem für die Frauen entsteht somit ein großes Spannungsfeld.

Mittelalte Singles oder: von absoluten Beginnern und Geschiedenen

Vieles, was für die Singles im jungen Alter gilt, gilt auch noch für jene im Alter von dreißig und 45 Jahren. Vermutlich herrscht hier oft eine Ambivalenz zwischen anhaltendem Partnerwunsch und einer Unsicherheit in Bezug auf die Erfüllung dieses Wunsches. Man ahnt zumindest, dass es vielleicht keinen Automatismus gibt und Gott doch keine:n Partner:in vorherbestimmt hat oder dass das überhaupt nicht sein Job ist. Diese Altersspanne stellt meines Erachtens eine Wegscheide dar, in der sich Menschen entweder mit ihrer möglichen anhaltenden Partnerlosigkeit arrangieren und eine grundsätzlich positive Haltung dazu entwickeln oder eher resignieren. Hier entscheidet sich auch, ob es zu einer Reifung von Glauben und Gottesbild kommt, oder sich die Erfahrungen negativ auf ebendiese auswirken.

Die Zeit zwischen dreißig und 45 Jahren ist die Zeit, in der sich Singles von Wünschen und Vorstellungen, die sie sich gemacht haben, verabschieden müssen und realisieren, dass das Leben anders verläuft, als sie es sich ausgemalt haben. Die Chancen auf eine Familiengründung sinken bei Frauen aufgrund der biologischen Gegebenheiten ab einem Alter von vierzig Jahren deutlich. Zudem haben sich viele Singles häufig ein an ihren Status angepasstes Leben aufgebaut, welches sie nicht so leicht oder nur unter bestimmten Voraussetzungen für eine:n Partner:in aufgeben möchten.

So gibt es verstärkt bei den Singles in dieser Altersspanne eine ausgeprägte Spannung zwischen ihrem Autonomiestreben auf der einen und dem Wunsch nach Nähe und Partnerschaft auf der anderen Seite. Sie sehen in ihrem Singlestatus viele Vorteile und hoffen gleichzeitig auf eine Partnerschaft. Viola bringt dies in einem Interview auf den Punkt: »Mir geht es gut mit meinem Leben und wenn ein Mann dazugehört, ist das schön, und wenn nicht, dann nicht.« Viele Singles leben nun schon länger ohne eine Partnerschaft, sie wissen dabei die Vorteile zu schätzen und ihnen ist es wichtig, diese zu erhalten. Besonders gilt das für diejenigen mit einer hohen allgemeinen Lebenszufriedenheit. Sie haben sich ein erfüllendes Leben aufgebaut und der:die potenzielle Partner:in soll dieser Lebenszufriedenheit etwas beizusteuern haben und sie nicht etwa mindern. Der Partnerwunsch ist nach wie vor da, doch man möchte eine Partnerschaft nicht um jeden Preis und wird entsprechend anspruchsvoller in der Partnerwahl.

In dieser mittelalten Gruppe muss man aber auch noch einmal anders differenzieren. Es gibt hier zunehmend Singles, die eine oder mehrere langjährige Partnerschaften hinter sich haben. Da diese im christlichen Kontext meist in eine Ehe münden, gibt es in diesem Alter zunehmend auch Geschiedene und vereinzelt auch Verwitwete. Daneben gibt es die, die noch überhaupt keine Partnerschaftserfahrungen gemacht haben – in der Forschung nennt man sie tatsächlich die »absoluten Beginner«. Einzelne Studien zeigen, dass diese Menschen sich häufig durch ein eher schüchternes, manchmal auch unbeholfenes Kommunikationsverhalten auszeichnen.

Ältere Singles – immer besser arrangiert und immer mehr Angst vor der Einsamkeit im Alter

In der Altersspanne 46 bis fünfzig lässt der Partnerwunsch signifikant nach. Es ist zu vermuten, dass sich Singles in diesem Alter vermehrt mit ihrem Singlestatus arrangiert und gegebenenfalls auch die Hoffnung auf »die große Liebe« aufgegeben haben. Trotz dessen hat auch die Mehrheit der älteren Singles noch einen zumindest diffusen Partnerwunsch, der aber im Durchschnitt längst nicht mehr so ausgeprägt ist. Dies zeigt sich an der Intensität der Partnersuche der christlichen Singles. Sie ist im jüngeren Alter eher gering und steigt mit dem Älterwerden nur leicht an. Zwischen 31 und 35 Jahren erreicht sie die höchste Intensität, flacht dann konstant ab und bleibt bis auf eine Ausnahme stabil: Zwischen 51 und 55 Jahren wird noch einmal intensiver nach eine:r Partner:in gesucht. Nimmt in diesem Alter der Gedanke ans Älterwerden zu und damit die Angst vor der Einsamkeit, so kann nochmals ein neuer Antrieb entstehen, aktiv auf Partnersuche zu gehen.

Tatsächlich zeigen manche Befunde, dass sich Singles früher und bewusster mit Vorstellungen und Ängsten in Bezug auf das Älterwerden und die Einsamkeit im Alter befassen. Auch in unserer Studie haben wir gefragt, in welchen Situationen christliche Singles ihr Singlesein besonders intensiv empfinden. Am stärksten war dies in Bezug auf das fortschreitende Alter der Fall. Im Alter nehmen körperliche Beeinträchtigungen zu und Singles fragen sich, wer sich einmal um sie kümmern wird. Viele wünschen sich tiefe Beziehungen, welche nicht zwangsweise eine Partnerschaft implizieren müssen, doch aber Stabilität geben sollten. So sagt Nina zum Beispiel: »Niemanden zu haben, der eben sagt ‚Okay, ich fahr dich jetzt zum Arzt‘ oder ‚Ich geh geschwind einkaufen‘ oder so. Das war so im letzten halben Jahr, wo ich so Mühe hatte, dass ich da gedacht hab, man muss auch da immer erst mal gucken, wer hat gerade Zeit, wer kann das kurz machen.« 6

Gleichzeitig sind die älteren Singles im Vergleich mit ihrer Partnerlosigkeit am zufriedensten, haben sich also am besten mit dieser arrangiert oder wie beschrieben eine positive Haltung dazu angenommen. Dies zeigte sich auch deutlich in unserer Studie. Ab Mitte zwanzig ist die Unzufriedenheit mit dem Singlesein stärker als die Annahme der Partnerlosigkeit. Diese Schere geht schrittweise immer weiter auseinander und schließt sich bis ungefähr zum 45. Lebensjahr wieder. Mit anderen Worten: Ab diesem Zeitpunkt wird die Annahme des Singlestatus im Durchschnitt immer größer, es verringert sich die Unzufriedenheit mit dem Singleleben. Umgekehrt gilt, wer sich nicht mit dem Singlesein im Alter arrangieren kann, für den wirkt sich diese Unzufriedenheit oftmals auf das ganze Leben aus.

Vor allem gilt: Je höher das Alter der Singles, desto größer wird der Anteil der Geschiedenen und besonders der Verwitweten. Die Befragten in unserer Studie waren im Durchschnitt 38 Jahre alt. 33 Prozent waren schon einmal verheiratet. Von diesen waren 85 Prozent geschieden und zwölf Prozent verwitwet. Man kann sich also vorstellen, dass erst recht bei den älteren Singles die Gruppe der Geschieden und Verwitweten tendenziell in der Mehrheit ist. Wir haben ja schon gesehen, dass es in Deutschland vor allem deswegen immer mehr Singles gibt, weil es kontinuierlich mehr im Alter alleinlebende Männer und vor allem Frauen, gibt, deren Partner:in verstorben ist.

Das gesellschaftliche Image von Singles

Die Gesellschaft hat bei Singles allerdings nicht so sehr die im Alter alleinstehende Frau vor Augen, die vielleicht im Pflegeheim lebt, sondern junge, urbane Menschen, die alleine wohnen.

Wir sprachen schon über die tendenzielle Stigmatisierung des Singleseins, die mit der Geschichte zusammenhängt. Denn lange Zeit war es unvorstellbar, dass Menschen auf sich selbst gestellt leben. Zwar gibt es heute eine große Toleranz gegenüber allen möglichen Lebensformen, jedoch stellen Familie und Partnerschaft weiter das kulturelle und gesellschaftliche Leitbild dar – und von diesem sind Singles immer die Abweichenden, über die eine Menge an Stereotypen und Vorurteilen existiert. Neben dieser Normabweichung und damit Abwertung des Singleseins gibt es aber auch eine Idealisierung und Aufwertung, zumindest von einer bestimmten Form des Singleseins, die vor allem mit Unabhängigkeit und Freiheit assoziiert wird. Diese wird vor allem in bestimmten Milieus und in vielen Medien nahezu idealisiert. Nichtsingles projizieren nicht selten unterdrückte oder nicht erfüllte Wünsche und Hoffnungen auf das Singlesein.

Oft kommt es daher zu einer Vermischung von Bewunderung und Ablehnung. Singles sind zum Beispiel die sexuell Abweichenden. Sie haben laut Stereotyp ein aufregendes und abwechslungsreiches Sexualleben mit vielen Sexualpartner:innen und sind dabei maximal befriedigt, unverbindlich, leichtfertig und frei – beispielhaft dafür steht der One-Night-Stand. Dies wird zugleich bewundert, idealisiert, aber auch kritisch beäugt oder verachtet.

Singles sind zudem diejenigen, die weniger finanzielle und zeitliche Verpflichtungen und daher mehr Ressourcen zur Verfügung haben. Sie unternehmen in ihrer Freizeit öfter aufregende und abwechslungsreiche Dinge und haben aufgrund der geringeren Anzahl an Pflichten weniger Sorgen und mehr Freiheiten. Ihre Arbeit ist für sie so wichtig, dass sie nicht selten Workaholics sind. Charakterlich sind sie eher unverlässlich, unreif und egozentrisch, weil sie nur für sich selbst Verantwortung übernehmen. All ihr Glück nützt ihnen letztlich wenig, da man nur in einer Partnerschaft wirklich glücklich werden kann. Daher sind sie letztlich einsam und nicht selten psychisch instabil oder mindestens merkwürdig. So sind sie bemitleidenswerte, defizitäre Gestalten mit einem unerfüllten Leben. So lautet etwas überspitzt das Klischeebild.