Decisions of Love - Band 1 und 2 - Sam Jones - E-Book
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Decisions of Love - Band 1 und 2 E-Book

Sam Jones

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Beschreibung

Als seine achtjährige Tochter bei einem Unfall ums Leben kommt, bricht für David eine Welt zusammen. Doch er muss stark sein – für seine Familie! Auch wenn diese eigentlich schon lange keine mehr ist. Eine Begegnung im Park stellt Davids Leben jedoch endgültig auf den Kopf. Denn was als Freundschaft beginnt, bringt bald etwas mit sich, womit er niemals gerechnet hätte: Gefühle für einen Mann!
Ehe David es sich versieht, ist er gefangen in einem Wirrwarr aus Verantwortungsbewusstsein und Sehnsucht. Der Wunsch seines Herzens kämpft gegen seine Vernunft! Darf er egoistisch sein, oder muss er diese gefürchtete Entscheidung tatsächlich treffen?
Eine Entscheidung aus Liebe, aber gegen sein Herz?

Die Decisions of Love Reihe besteht aus vier Bänden. Dieser Sammelband enthält Band 1 und 2, womit die Kennenlerngeschichte von David und Eric abgeschlossen ist. Die Folgebände 3 bis 4 erzählen von ihrem weiteren Leben und sind ebenfalls als Sammelband erhältlich.

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Veröffentlichungsjahr: 2023

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Kurzbeschreibung:
Band 1
(1) Begegnung im Park
(2) Zuhause
(3) Wiedersehen
(4) Home, sweet Home
(5) Freunde?
(6) Schwule Gespräche
(7) Freund ist nicht Freund
(8) Ein Haus im Wald
(9) Das Baumhaus
(10) Peep–Show(er)
(11) Was am Berg passiert, bleibt am Berg
(12) Kinderlos – hemmungslos
(13) Morgenstund’ hat Gold im Mund
(14) Boot ahoi!
(15) Danke, Tante Marie
(16) Kindermund tut Wahrheit kund
(17) Gleichgewicht
(18) Zusammentreffen mit der Ex
(19) Der Ex mischt mit
(20) Im Dunkeln ist gut munkeln
(21) Schwul
(22) Von Müttern und Schonzeit
(23) Gehen oder bleiben?
(24) Ein böses Erwachen
(25) Möglichkeiten tun sich auf
(26) Outing
(27) Ein kleines Problem
(28) Zu früh gefreut
(29) Gehen lassen?
(30) Die letzte Nacht?
Band 2
(1) Freier Fall
(2) Der Aufprall
(3) Kalte Welt
(4) Aufrappeln
(5) Sexuelle Revolution
(6) Novemberregen
(7) Ein Päckchen in Pink
(8) Weihnachten
(9) Ein frohes Neues Jahr
(10) Neujahrsvorsätze
(11) Zurück ins Leben
(12) Geheimnisvolle Botschaft
(13) Nur ein Blick
(14) Schuldfrage(n)
(15) Wie die Motte zum Licht
(16) Leidenschaft – die Leiden schafft
(17) Harte Worte
(18) Ein ernstes Gespräch
(19) Freund trifft Freund
(20) Jeder braucht einen Nick
(21) Zurück auf Anfang
(22) Lichtstreif am Horizont
(23) Die Frage der körperlichen Nähe
(24) Babysitting
(25) Chaoten-Urlaub im Paradies
(26) Zusatzkapitel: Auf den ersten Blick
Danksagung
Über die Autorin:
Weitere Bücher der Autorin
Decsions of Love Reihe
Maybe – Reihe
Qual der Wahl
Your secret Wish Reihe

 

 

Sam Jones

 

DECISIONS

 

of Love

 

Band 1 und 2

 

Gay Romance

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Decisions of Love – Band 1 und 2

© 2023/ Sam Jones

https://samjones.at

Alle Rechte vorbehalten!

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Autors.

 

Umschlaggestaltung:

Sam Jones/ Bilder: bigstock.com/ shutterstock.com/ pixabay.com

Bildmaterial Buchlayout: pixabay.com

Lektorat/ Korrektorat: Elke Preininger

Erst Lektorat/ Korrektorat: Anke Neuhäußer/ Elke Preininger

Erschienen im Selbstverlag

Karin Pils, Lichtensterngasse 3–21/5/9, 1120 Wien

 

Dieser Roman wurde unter Berücksichtigung der neuen deutschen Rechtschreibung verfasst, lektoriert und korrigiert. Es handelt sich um eine fiktive Geschichte. Orte, Events, Markennamen und Organisationen werden in einem fiktiven Zusammenhang verwendet. Alle Handlungen und Personen sind frei erfunden. Alle Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Markennamen und Warenzeichen, die in diesem Buch verwendet werden, sind Eigentum ihrer rechtmäßigen Eigentümer. Das Buch enthält explizit beschriebene Sexszenen und ist daher für Leser unter 18 Jahren nicht geeignet.

 

 

Für alle Regenbogenfamilien!

 

Kurzbeschreibung:

 

Als seine achtjährige Tochter bei einem Unfall ums Leben kommt, bricht für David eine Welt zusammen. Doch er muss stark sein – für seine Familie! Auch wenn diese eigentlich schon lange keine mehr ist.

Eine Begegnung im Park stellt Davids Leben jedoch endgültig auf den Kopf. Denn was als Freundschaft beginnt, bringt bald etwas mit sich, womit er niemals gerechnet hätte: Gefühle für einen Mann!

Ehe David es sich versieht, ist er gefangen in einem Wirrwarr aus Verantwortungsbewusstsein und Sehnsucht. Der Wunsch seines Herzens kämpft gegen seine Vernunft!

Darf er egoistisch sein, oder muss er diese gefürchtete Entscheidung tatsächlich treffen?

Eine Entscheidung aus Liebe, aber gegen sein Herz?

 

Sammelband der Decisions of Love Reihe – Band 1 und 2

 

Dieser Sammelband beinhaltet Band eins und zwei von gesamt vier Bänden der Decisions of Love Reihe. Damit ist der erste Teil der Geschichte von David und Eric abgeschlossen. Band drei und vier erzählen die Geschichte weiter und sind ebenfalls als Sammelband erhältlich.

Band 1

 

(1) Begegnung im Park

Sobald er die Augen schloss, sah David den viel zu kleinen Sarg vor sich. Darüber gebreitet ein Tuch. Samtige Schwärze, dafür da, das unglaubliche Entsetzen zu verdecken, das sie alle weder zu erfassen und noch weniger zu verstehen in der Lage waren. Rundum, wie es schien, tausende Blumen. Ein Kontrast, so riesig, so unfassbar wie die Sache selbst. Sabrina, gebrochen vor Trauer, ihr Leben auseinandergerissen von einem grünen Audi mit einem viel zu müden Mann am Steuer. Kein bösartiger Mörder, keine menschenverachtende Bestie – nein. Einfach ein Mann auf dem Heimweg von der Arbeit –, trotzdem hatte er in einer einzigen unachtsamen Sekunde ein Leben ausgelöscht.

»Papa!«, tönte es über den Spielplatz, David hob unter Aufbietung seiner gesamten Kräfte den Kopf. Max, sein Sohn, hing kopfüber an der obersten Sprosse des Klettergerüstes. Seine viel zu langen, braun gelockten Haare wurden von der leichten Frühlingsbrise durcheinandergewirbelt, und seine Wangen leuchteten rot.

»Kann ich ein Eis haben?« Der Zeigefinger erhob sich aus seiner kleinen Hand, um Richtung Norden zu zeigen.

David folgte dem stummen Hinweis mit seinen müden Augen und entdeckte zu seiner Überraschung auf dem Weg hinter der Wiese eine kleine Verkaufsbude mit einer so lächerlich großen Eistüte auf dem Dach, dass ihm ein Schmunzeln entkam. Der Budenbesitzer hatte eindeutig einen guten Riecher, denn es war einer der ersten warmen Tage dieses Jahres. David schickte Max ein Nicken, erhob sich und zupfte sein Hemd zurecht, das unter dem Jackett an seiner Brust klebte. Der Stoff war eindeutig zu dick für so einen warmen Tag! Sein Haar, ebenso Opfer seines Schweißes, schimmerte fast Schwarz statt Dunkelbraun.

»Schokolade und Erdbeere«, rief Max ihm hinterher.

David hob seine Hand, ohne sich umzudrehen, streckte lediglich den Daumen in die Höhe. Knirschender Kies unter seinen Sohlen – er blickte auf seine Schuhe. Verdammt – es waren die gleichen, die er bei der Beerdigung getragen hatte. Der Gedanke schickte einen Blitz in seinen Kopf, der ein dumpfes Dröhnen hinterließ. Er kämpfte damit, es zu verdrängen, und sah blinzelnd hoch in die Sonne.

Zwei Tage. Es war erst zwei Tage her, dass er seine Tochter zu Grabe getragen hatte. Er hasste diesen Ausdruck. Zu Grabe getragen. Welcher schwachsinnige Vollidiot hatte diese Formulierung kreiert?

Bilder der Trauerfeier tanzten durch seinen Kopf. Die endlose Ansprache des Pfarrers, die leeren Worte der Gebete, zumindest leer für ihn. Er hatte nie daran geglaubt, Trost im Glauben zu finden. Wie konnte dieser Sadist von Gott erwarten, dass er sich gerade von ihm trösten lassen würde, wo doch er aus einer Laune heraus dafür gesorgt hatte, dass sein Mädchen nicht einmal neun Jahre alt werden durfte?

Ein nerviger Ton riss ihn aus seinen Gedanken, er stoppte abrupt, fuhr herum und erblickte einen etwa vier oder fünf Jahre alten Jungen auf einem mit Stützrädern abgesicherten, blitzblauen Rad. Er sah ungeduldig zu ihm hoch, während er gleichzeitig auf die kleine, rote Tröte drückte, die am Lenker angebracht war. Wieder tutete es, und David verzog schmerzhaft das Gesicht. Sein Kopf wurde seit dem Anruf, der ihn über Susannas Tod informiert hatte, von stetig an– und abschwellenden Schmerzattacken gepeinigt, und zwar von der Art, die gegen sämtliche Medikamente resistent waren.

Erneut erklang das nervtötende Getute, dessen Echo in Davids Kopf zu explodieren schien. Mit zusammengepressten Augen setzte er an, weiterzugehen, doch noch bevor er seinen Fuß vom Boden gelöst hatte, ertönte abermals das Tröten, und nur den Hauch einer Sekunde später fuhr ein scharfer Schmerz durch sein Schienbein. Ein bitterböses »Verdammt!« löste sich von seinen Lippen, gleichzeitig beugte er sich nach unten, um sein schmerzendes Bein zu umfassen. »Kannst du nicht aufpassen?« Sein Blick erfasste den kleinen Verkehrsrowdy, und sofort war seine Wut wie weggeblasen.

Zwei strahlend blaue Augen starrten ihn an. Erst wurden sie weit, dann schimmerten sie feucht, und als auch noch die Unterlippe des Jungen zu beben begann, spürte David, wie sich sein Magen zusammenzog. Das konnte doch jetzt nicht wahr sein, dass er seine miese Laune an einem unschuldigen Kind ausließ!

Zerknirscht presste er ein leises »Scheiße« hervor, ließ sich auf die Knie fallen und griff sanft nach dem Arm des Jungen. »Entschuldigung«, murmelte er beruhigend.

Der Kleine schniefte noch einmal und sah ihn traurig an.

Davids Unbehagen vergrößerte sich im gleichen Maße, wie der Schmerz an seinem Schienbein schwächer wurde. »Ich wollte dich nicht anschreien, es ist nur …«, begann er, kratzte sich etwas verlegen an der Stirn und versuchte sich an einem Lächeln. Nun entspannte sich der Kleine sichtlich, also sprach David erleichtert weiter. »Das hat wehgetan, als du mich angefahren hast.«

»Ich hab ganz oft gehupt. Und du warst im Weg!«, erklärte ihm sein Gegenüber mit weinerlicher Stimme.

David fuhr sich durch die Haare und legte die Hand in seinen Nacken. »Trotzdem hättest du warten müssen, bis ich zur Seite gehe, bevor du losfährst«, belehrte er das Kind, was zur Folge hatte, dass sich dessen Unterlippe schmollend nach vorn schob.

»Ich dachte, ich habe genug Platz, und dann war dein Bein auf einmal da. Ich wollte dich nicht treffen, aber du hast mich trotzdem angeschrien«, raunzte der Kleine.

David wurde klar, dass er als Älterer wohl dazu angehalten war, nachzugeben, also lenkte er ein: »Okay. Da hast du recht. Also, noch mal. Es tut mir leid.« Er richtete sich wieder auf und trat zur Seite. »So. Nun ist der Weg frei.«

Der Junge blickte immer noch zu ihm auf, nun wieder vorsichtig grinsend. »Kaufst du ein Eis?«, fragte er.

David nickte. »Ja. Für meinen Sohn. Er spielt dort drüben.« Sein Finger deutete zum Spielplatz.

Der Kleine drehte sich um. »Welcher ist dein Sohn?«

David hob seine Hand und winkte. Max, der gerade zu ihm hinübersah, erwiderte diese Geste. Er saß nun auf dem Klettergerüst und ließ die Beine durch das mittlere Loch hinunter baumeln.

»Der Braunhaarige. Der, der winkt«, erklärte David leise. Für einen Moment sah er vor sich, wie Susanna um das Klettergerüst lief und nach Max rief, dann war das Bild verschwunden und zurück blieb ein Abbild der Aufbahrungshalle voller Menschen und mittendrin der Sarg. Die Erinnerung ließ ihn erschauern, dann wurde ihm bewusst, dass der Kleine etwas gesagt hatte, also fragte er nach. »Was?«

»Ob du mir auch ein Eis kaufst?« Der Junge stand nun neben dem Rad, seine Miene war irritiert.

»Warum sollte ich das tun?«, erkundigte sich David verwundert.

Sein Gegenüber zog die Nase kraus. »Weil du mich erschreckt hast.«

»Aber du hast doch mich erschreckt und außerdem angefahren.« Jetzt musste David schmunzeln. Er konnte sich nicht erinnern, sich schon einmal so lange mit einem Kind unterhalten zu haben – außer natürlich seinen eigenen.

»Aber ich hab doch gesagt, ich hab es nicht absichtlich getan«, erklärte der Junge so bestimmt, dass David nun wirklich leise lachen musste.

»Na, dann schulde ich dir wohl ein Eis«, stimmte er zu und holte seine Geldbörse aus der hinteren Hosentasche.

»Ich will eines mit Schokostreusel. Kaufst du mir so eines?« Der Junge näherte sich dem Stand und linste über den Rand in die Kühlvitrine. Er hatte dichte blonde Engels–Locken, fast weiß glänzend in der Sonne.

»Okay«, sagte David, trat ebenfalls näher und bestellte ein Schoko–Erdbeer–Eis für Max und eines mit Streusel für seinen neuen Freund.

»Wie heißt du überhaupt?«, erkundigte er sich, als er dem Kleinen seine Tüte reichte.

»Maurice«, erwiderte der Kleine ernsthaft, nahm jedoch sofort eine Kostprobe vom Eis.

»Hallo, Maurice. Ich bin David. Schön, dich kennenzulernen.«

»Ich muss jetzt zurück. Sonst bekomm ich Schimpfe.« Maurice kletterte wieder auf sein Rad, sorgsam bemüht, die Eistüte so zu balancieren, dass auch kein Stück Streusel verloren ging.

»Na dann. Ich wünsche dir noch einen schönen Tag.«

»Tschüss. Und danke für das Eis.« Maurice trat in die Pedale, die Hand mit der Eistüte konzentriert betrachtend.

»… und immer schön auf die Straße achten!«, rief ihm David amüsiert hinterher, doch Maurice war zu sehr auf den sicheren Transport seines Eises bedacht und reagierte daher nicht mehr darauf.

Lächelnd machte David sich auf den Rückweg zu Max, welcher ihm jedoch bereits auf halbem Weg entgegenkam. »Wer war der Junge, mit dem du gesprochen hast?«, fragte er misstrauisch, während er das Eis entgegennahm. Seit seine Schwester verunglückt war, schien er ständig misstrauisch zu sein.

»Er heißt Maurice«, erklärte David bereitwillig.

»Woher kennst du ihn?« Er leckte eine Runde und griff nach Davids Hand.

Ein wenig verwundert sah der auf ihre verbundenen Hände und seufzte. Früher hätte Max das nicht getan. Irgendwie hatte sich ihre ganze Welt um hundertachtzig Grad gedreht, seit – nein, er kappte den Gedanken. Er konnte und wollte nicht daran denken. »Ich kenne ihn nicht. Er hat mich fast mit seinem Rad umgefahren. Ich hab etwas überreagiert und ihm dafür als Trost ein Eis gekauft.«

»Papa?« Max‘ Zunge drehte eine weitere Runde über das bereits schmelzende Eis, bevor er seitlich zu David hochsah, der etwas abwesend »Hm?« brummte.

»Warum trägst du eigentlich immer diesen Anzug? Ich meine, seit der Beerdigung von Susanna hast du ihn jeden Tag an.«

David blieb stehen. Sein Atem beschleunigte sich und sein Kehlkopf bewegte sich ruckartig rauf und runter. Allein ihren Namen zu hören, brachte den Schrecken zurück und engte seinen Brustkorb ein.

»Sei nicht sauer, Papa«, bat Max sofort, und David spürte, wie eine Träne sich aus seinem Augenwinkel auf den Weg über seine Wange machte. Er öffnete den Mund, doch es kam nur ein Krächzen heraus. Erst nach mehrmaligem Räuspern konnte er antworten.

»Ich bin nicht sauer, Max.« Sein Blick erfasste ein rot–braunes Gemisch aus geschmolzenem Eis, das über Max‘ Hand nach unten rann. »Und ich weiß nicht, warum ich diesen Anzug trage. Wenn ich ehrlich bin, hab ich gar nicht darüber nachgedacht, was ich anziehe.«

Max lächelte zaghaft. »Opa Holger sagt, ich darf traurig sein, dass Susanna nicht mehr bei uns ist. Und ich darf auch ein bisschen wütend sein, sagt er.«

David holte tief Luft, um sie seufzend wieder auszustoßen. »Und? Bist du wütend?«

»Ich weiß nicht genau. Und du?«

David zögerte kurz. Seine Schultern hoben sich, er beschloss, ehrlich zu sein, und nickte. »Ja. Sehr sogar.«

»Auf mich?« Mit einem Mal klang Max furchtbar elend.

David legte schnell seine Hände auf die Schultern seines Sohnes und blickte ihm tief in die Augen. »Nein, Max. Warum sollte ich denn auf dich wütend sein?«

Nun war es an dem Kleinen, laut und lang gezogen zu seufzen. »Weil ich noch da bin und sie nicht.«

Die Worte waren wie Messer, die sich tief in Davids Herz bohrten. Wie zur Hölle kommt der Junge nur auf so einen Gedanken?, dachte er verzweifelt. »Ich liebe dich, Max. Das Einzige, was mich im Moment am Leben hält, ist die Tatsache, dass ich dich noch habe.«

Max weinte jetzt, seine rechte Hand war mittlerweile vollkommen mit Eis verschmiert, doch das schien er nicht zu bemerken, denn er hob sie an, um sich damit die Tränen abzuwischen.

David hielt ihn in der Bewegung fest, nahm ihm etwas fahrig das Eis aus der Faust und ließ es auf den Boden fallen, weil er einfach nicht wusste, wo er sonst damit hinsollte. »Warte«, bat er leise.

Max zog schniefend die Nase hoch, während David eilig seine Hosentaschen nach einem Taschentuch durchsuchte. Leider fand er keines, weshalb er sich kurzerhand sein Jackett auszog, um Max‘ Hand mit dessen Ärmel zu säubern.

Max beobachtete ihn dabei mit zusammengekniffenen Augen, dann grinste er plötzlich. »Mama sagt, Schokoladeneis macht Flecke.«

David grinste auch. »Ach. Sagt sie das?«

Max nickte, und sie lachten beide herzhaft auf. Allerdings nur kurz, denn David verstummte nach einigen Momenten abrupt und senkte den Kopf.

Wie kann ich bloß hier hocken und lachen?, fragte er sich verzweifelt. Susanna war immer noch tot, sein Leben lag noch immer in Trümmern.

Er ließ seine Jacke fallen und schlang die Arme um seine Brust, weil ihm plötzlich so kalt war, dass er zitterte. Endlose Leere breitete sich in ihm aus, wurde aber schnell vom allgegenwärtigen Schmerz verdrängt. Er rang um Luft, presste die Augen zusammen, doch bevor es seiner Trauer gelang, ihn erneut zu verschlingen, hörte er etwas, das ihn zwang, im Hier und Jetzt zu bleiben – die Stimme seines Sohnes.

»Ich hab dich lieb, Papa«, flüsterte er ihm nämlich zu, und schon spürte er die kleinen Arme, die sich um seinen Oberkörper schlangen. »Ich bin bei dir, Papa.«

Hilflos ließ David sich von seinem Sohn festhalten, versuchte Trost zu finden in der Umarmung, die er eigentlich ihm schenken sollte. Er war der Mann, der Vater. Dafür zuständig, zu trösten und Linderung für sein Leiden zu spenden. Doch irgendwie fehlte ihm dafür die Energie, was im Endeffekt bedeutete, dass sein sechsjähriger Sohn mehr Kraft hatte, als er.

Um diesem Irrsinn bestmöglich entgegenzuwirken, legte er seine Arme um Max, einfach um wenigstens ein bisschen das Gefühl zu haben, dass er die Situation beherrschte. Max schluchzte laut und herzergreifend, was dazu führte, dass David ihn noch fester hielt.

»Hey!« Ein Schrei erklang – ein sehr bestimmter Schrei, dann wurde Max aus seinen Armen gezogen. »Was zur Hölle machen Sie hier?«, fragte gleichzeitig diese höchst erboste Stimme.

David drehte überrascht den Kopf, erkannte, von der Sonne geblendet, aber nur Umrisse, die, wenn er hätte raten müssen, zu einem jungen Mann gehörten.

»Hat dir dieser Mann irgendetwas getan?« David hörte die Frage, konnte deren Bedeutung aber erst zuordnen, als er die Antwort seines eigenen Sohnes vernahm.

»Natürlich nicht. Er ist mein Papa!« Max weinte nicht mehr – er klang empört! Seine kleine Hand schob sich in die von David, der sich mühsam hochrappelte, was endlich dazu führte, dass er sein Gegenüber erkennen konnte. Also, nicht wirklich erkennen, denn er hatte den Mann noch nie zuvor getroffen, aber wenigstens konnte er ihn sehen.

Er war jung, also zumindest ein gutes Stück jünger als er, vielleicht knapp über zwanzig, hatte blonde Haare und grau–blaue Augen, die im Moment ziemlich wütend David fixierten. Das wiederum weckte den Zorn in David, daher straffte er sich etwas, ließ Max‘ Hand los, packte den Kerl an den Schultern und zog ihn an sich heran.

»Entschuldigen Sie mal. Was soll das? Das ist mein Sohn! Wie kommen Sie dazu, ihn von mir wegzureißen?«

»Ja. Was soll das?« Der Kleine, der hinter dem Mann stand, schob sich nach vorn, und David erkannte in ihm Maurice, seinen Eis–Kumpanen von vorhin. »Das ist er doch. Das ist David!«, erklärte er seinem Begleiter bestimmt.

»Na ja.« Der Blonde schien etwas überfordert. »Das sah irgendwie …« Er beschrieb mit seiner Hand einen Halbkreis. »… seltsam aus.«

David runzelte die Stirn und blickte sich um. Das Eis schmolz auf dem Asphalt munter vor sich hin, gleich daneben lag sein zerknülltes, beflecktes Jackett. Er sah auf Max‘ verweintes Gesicht und erinnerte sich, wie laut sein Schluchzen gewesen war. Blitzartig wurde ihm klar, wie die Szene für den anderen ausgesehen haben musste, und er sah sich in Erklärungsnot. »Es war nichts. Das Eis ist geschmolzen, ich hatte nichts zum Abwischen, außer meine Jacke, und deshalb …« David brach verschämt grinsend ab, suchte den Blick des anderen, der nun ebenfalls ein bisschen amüsiert wirkte.

»Und deshalb mussten Sie ihn trösten, weil sein Eis weg war?«, mutmaßte er.

David stieß die Luft aus. »Nicht ganz. Aber so ähnlich.«

»Papa?« Max drehte sich um und sah zu ihm hoch. »Das ist doch der Junge, dem du ein Eis gekauft hast, oder?«

»Ja.« David lächelte ihm zu und sah dann zu Maurice. »Hi, Kleiner. Wieder alles okay?«

»Er hat mir erzählt, dass ein Mann ihn angeschrien, dann aber ein Eis für ihn gekauft hat. Das kam mir seltsam vor. Man hört doch so viel …«, erklärte der junge Mann, bevor Maurice noch antworten konnte.

David kratzte sich verlegen am Kopf. »Ich habe mich erschrocken, weil er in mich hineingefahren ist.« Schon als er es aussprach, wurde ihm bewusst, wie lächerlich das klang, also schüttelte er den Kopf und ächzte leise.

Da schob sich eine Hand in sein Sichtfeld – eine schlanke Männerhand. »Mein Name ist Eric Wolf.«

Obwohl die Geste ihn überraschte, ergriff David fast automatisch die dargebotene Hand und schüttelte sie. »David Koller.« Der Griff war fest, was David sehr positiv zur Kenntnis nahm.

»Hi, Maurice. Ich bin Max.« Auch die Kleinen gaben sich die Ehre. David schmunzelte, genau wie Eric.

»Darf ich Sie als Wiedergutmachung für das Missverständnis auf einen Kaffee einladen?«, fragte er.

David zog, überrascht über die plötzliche Wendung, seine Augenbrauen hoch. »Das ist nicht nötig«, erwiderte er schnell.

»Oh.« Eric blinzelte irritiert und grinste. »Okay, dann.« Er sah auf den Kleinen an seiner Seite hinunter. »Maurice, bedanke dich bitte noch einmal bei David für das Eis.«

David bückte sich, hob sein Jackett auf und schob das Eis mit seinem Fuß an den Rand des Gehweges. »Das ist nicht notwendig«, murmelte er dabei. »Er hat sich ja schon bedankt.«

Eric legte den Kopf schräg und musterte David abschätzend. »Sie sind nicht sehr kontaktfreudig, kann das sein?«

»Warum?« David zog seine Stirn kraus.

»Na ja. Wer schlägt schon einen Gratis–Kaffee und ein Danke aus?«

David schluckte und atmete tief ein und aus. »Danke für die Einladung, aber wir müssen uns auf den Heimweg machen.«

»Sind Sie öfter hier?« Irgendwie schien Eric nicht gewillt, ihn so einfach gehen zu lassen.

Max lächelte schüchtern. »Früher ist Papa nur sehr selten mit mir hierher gegangen, aber seit einer Woche sind wir jeden Tag hier. Außer am Sonntag, weil da war die …«

»Genug, Max«, unterbrach ihn David energisch. »Das interessiert Herrn Wolf doch gar nicht.« Er rieb sich über seinen Nacken und zwang sich zu einem Lächeln. »Vielleicht trifft man sich ja wieder mal zufällig.« Dann nahm er Max‘ Hand und drehte ab.

»Ich würde mich freuen!«, rief Eric ihm hinterher, und gleich darauf auch Maurice: »Ich auch!«

Während Max sich vorsichtig lächelnd noch einmal umdrehte, sah David stur geradeaus, als sie auf den Parkausgang zugingen. Er drehte sich nicht um, obwohl er es eigentlich gewollt hätte. Er wusste gar nicht so genau, warum.

(2) Zuhause

Es dauerte über eine Stunde, bevor Max, von Davids leise lesender Stimme endlich besiegt, eingeschlafen war. David verließ das Zimmer auf Zehenspitzen, um ihn nur ja nicht wieder aufzuwecken. Automatisch setzte er an, nun in Susannas Zimmer zu gehen, hielt aber gleich wieder inne. Kühle Schauder krochen über seinen Rücken hoch. Wieder flimmerte die Erinnerung an die kalte, kahle Halle in ihm auf. Seine Kleine, gefangen in einer Kiste aus Kirschholz. An die unsagbare Verzweiflung, die ihn und Sabrina wieder einte, besser, als es jede Paartherapie gekonnt hätte. Und an das bleiche Gesicht seines Sohnes, hilflos und so unendlich traurig. Er schüttelte die Bilder ab, wandte sich zur Treppe und ging nach unten.

Im Wohnzimmer angekommen blieb er neben der Couch stehen und sah auf Sabrina herab, die in eine dicke Decke eingemummt dalag. Obwohl sie der Schicksalsschlag schwer gezeichnet hatte, war sie immer noch schön.

Ihre blonden Haare waren frisch gewaschen, wilde Locken, die ungezähmt über ihren Rücken und ihre Schultern flossen und dabei ein Stück ihres Gesichts verdeckten. David strich eine Strähne von ihrer Wange. Sie war noch feucht, und er spürte eine vorsichtige Hoffnung in sich. Wenn sie es geschafft hatte, aufzustehen und sich zu duschen, ist sie vielleicht endlich auf dem Weg der Besserung?

Ihre Augen waren geschlossen, die langen Wimpern warfen Schatten auf ihre blassen Wangen. Wie oft hatten sie gemeinsam über die neidischen Fragen ihrer Freundinnen gelacht, ob diese Wimpern echt wären? In Erinnerung daran lächelte David, doch dann legte sich ein neues Bild darüber und verschwamm zu einem anderen Gesicht. Ebenso schöne, blonde Locken und ebenso endlos lange Wimpern. Ansonsten war Susanna – laut den Aussagen ihrer Verwandten – sein Ebenbild gewesen. Für einen Moment kehrte der Schmerz mit seiner ganzen Wucht zurück. Davids Brustkorb hob und senkte sich unter mehreren harten Atemzügen, dann hatte er sich wieder im Griff. Langsam und vorsichtig als wäre sie aus Glas, streichelte er noch einmal über Sabrinas Wange. Sie schlief nicht, da war er sicher, und wirklich vernahm er gleich darauf ein beinahe tonloses »Hi«.

Er beugte sich tiefer, legte seine Lippen an ihre Schläfe, um einen Kuss an die Stelle zu drücken, doch sie zuckte sofort zurück.

Seufzend richtete er sich wieder auf. »Brauchst du irgendetwas?«, fragte er leise, aber sie reagierte nicht, öffnete nicht einmal die Augen.

»Okay«, sagte er, als hätte sie tatsächlich geantwortet. »Dann werde ich auch mal duschen gehen«, erzählte er weiter, egal, ob sie zuhörte oder nicht.

Er wartete kurz ab, ob sie doch noch reagierte. Tat sie aber nicht, also stand er auf und verließ mit hängenden Schultern das Zimmer.

 

***

 

Als er eine Stunde später zurückkehrte, hatte sie sich keinen Millimeter bewegt. Obwohl – das stimmte nicht ganz. Ihre rechte Hand lag etwas höher, hielt nun ein Taschentuch umklammert, und ihr Gesicht war tränennass.

David ging weiter in die Küche, holte sich ein Bier aus dem Kühlschrank und schnappte sich die Reste von Max‘ Abendessen. Tiefkühlpizza mit Pommes. Er trug beides hinüber ins Wohnzimmer, stellte es auf den Tisch und ließ sich in den Ledersessel fallen, der rechts neben der Couch stand. »Stört es dich, wenn ich den Fernseher einschalte?«, fragte er leise und angelte gleichzeitig nach der Fernbedienung.

»Lass ihn bitte aus«, antwortete sie zu seiner Überraschung, also ließ er das kleine Kästchen wieder los, lehnte sich zurück und nahm einen Schluck von seinem Bier. »Willst du dich unterhalten?«

»Worüber?«, hauchte sie.

Er zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht. Vielleicht interessiert es dich, was Max und ich den ganzen Tag gemacht haben.«

Sie sah zu ihm hinüber. Die Tränen liefen bereits wieder, und er spürte, wie sein Herz sich zusammenzog. Und weil er einfach nicht wusste, wie er ihr helfen sollte, begann er zu erzählen: »Wir waren einkaufen, ich wusste gar nicht, dass Max immer noch auf diese Schoko–Pops abfährt. Er wollte sie unbedingt, hat nicht lockergelassen. Ich weiß, du magst es eher, wenn er den Tag mit einem gesunden Frühstück beginnt, aber ich konnte es ihm einfach nicht abschlagen. Du weißt, wie er gucken kann. Diese Augen haben magische Kräfte.« Seine Lippen hatten sich zu einem kleinen Lächeln verzogen, das jedoch sofort wieder verschwand, als er erneut in Sabrinas verzweifelte Miene sah. Ein hektisches Räuspern, dann fuhr er fort: »Mittags waren wir bei McDonalds. Auch nicht besser, ich weiß.«

Sie wischte mit dem Taschentuch über ihre Wange, wandte den Blick aber nicht ab.

»Danach sind wir in den Park. Er klettert so gern auf dem Gerüst herum. Hat er das früher schon gemacht?« David schob sich ein Pommes in den Mund.

Sabrina nickte langsam, und er seufzte. »Max hat von mir ein Eis bekommen, und dabei wurde ich beinahe von einem Stützrad–Rowdy umgefahren. Ich hab ihn ziemlich angeschnauzt, hinterher aber so ein schlechtes Gewissen bekommen, dass ich ihm auch ein Eis kaufen musste.« Er wog den Kopf hin und her, überlegte, ob er auch den Rest der Geschichte erzählen sollte. Gerade in dem Moment, als er die Entscheidung dagegen traf, erklang Sabrinas schwache Stimme.

»Ich habe geträumt, dass Susanna in einem durchsichtigen Kleid zum Abschlussball ging.«

David atmete lautstark aus und schloss die Augen, gleich darauf begann Sabrina wieder zu weinen. »Es war so echt. Max hat zu ihr gehalten, wie immer. Und du warst nicht da. Auch wie immer.« Sie schluchzte laut.

Er hielt die Luft an, unter seinen geschlossenen Lidern brannten die ungeweinten Tränen wie Feuer.

»Denkst du an sie?«, wisperte sie kurz darauf gebrochen.

Er schluckte mühsam und presste ein »Immer« hervor.

»Ich ertrage das nicht, David.« Ihre Stimme war erstickt, und er zwang sich, die Augen zu öffnen. Sie hatte sich noch mehr zusammengerollt, ihr Körper wurde von Schluchzern geschüttelt.

Langsam stand er auf, ging zu ihr und hockte sich vor sie. Seine Hand streichelte ihren Kopf. »Wir werden es gemeinsam ertragen, Sabrina«, wisperte er, doch sie rollte sich nur noch kleiner zusammen.

»Seit wann sind wir wieder ein Wir?«, flüsterte sie, und er seufzte. »Im Moment brauche ich dich, genauso wie du mich. Lass uns miteinander trauern. Bitte«, flehte er leise. Es war sein Ernst. Er wollte diese Distanz zwischen ihnen einfach nicht. Nicht mehr.

Seit er mit ihr vom Krankenhaus nach Hause gekommen war, etwa drei Stunden, nachdem seine Tochter in seinen Armen gestorben war, sehnte er sich nach ihren Berührungen. Natürlich nicht in sexueller Hinsicht, das nicht. Er wollte einfach in ihren Armen Frieden finden, zumindest für diesen einen Moment. Doch sie verwehrte sich ihm, wahrscheinlich aus gutem Grund. Oder auch als Strafe, weil er all die Jahre zu wenig für sie da gewesen war. Das verstand er. Was er weniger nachvollziehen konnte, war, warum sie auch Max von sich fernhielt. Der Kleine brauchte gerade jetzt seine Mutter, aber sie hatte keine Kraft dazu, mit ihrer Trauer zurechtzukommen und dadurch auch nicht mit der Trauer des Jungen. Und Max trauerte. Auch wenn er es nicht so offensichtlich tat wie ein Erwachsener – er trauerte! Denn er hatte Susanna geliebt – seine große Schwester, seine Heldin –, und er verdiente die ungeteilte Unterstützung seiner Eltern.

Dass auch er ein wenig Ermunterung benötigte, konnte David nicht aussprechen. Seine Freundschaften hatten in den letzten Jahren gelitten, kaum jemand aus seinem Bekanntenkreis stand ihm so nahe, dass mehr als zwei oder drei oberflächliche Treffen im Jahr gerechtfertigt gewesen wären. Da war niemand, den er hätte bitten können, für ihn da zu sein. Seine Eltern waren tot, und auch sonst gab es keine Verwandtschaft. Sabrina und die Kinder, das war seine Familie, und jetzt war ihnen ein Teil davon entrissen worden. Er sehnte sich nach Sabrinas Trost, auch wenn ihm klar war, dass er ihn, gerade von ihr, nicht wirklich verdiente. Nicht mehr.

Also versuchte David, geduldig zu sein, hoffte darauf, dass sie sich wenigstens wieder Max zuwenden würde. Bis dahin musste er eben doppelt für den Kleinen da sein, egal wie unendlich allein er selbst sich fühlte. Langsam beugte er sich vor, platzierte seinen Kopf auf Sabrinas Brust und spürte, wie sie ihre Arme bewegte. Für eine Sekunde dachte er, sie würde ihn umarmen, doch sie legte nur die Hand an seine Wange und schob ihn weg. »Bitte, David. Lass das«, bat sie dabei gebrochen.

Lautlos seufzend richtete er sich auf, betrachtete sie traurig. Ihre Augen waren bereits wieder verschlossen, sie weinte leise vor sich hin. Fast zaghaft berührte David ihren Arm, doch sie zuckte zusammen, also zog er sich vollends zurück.

»Ich werde ins Bett gehen. Brauchst du noch etwas?«, erkundigte er sich halbherzig – im Grunde kannte er ihre Antwort bereits, oder besser gesagt, wusste, dass er keine bekommen würde.

Trotzdem wartete er ein paar Momente, als es jedoch still blieb, stand er auf, um zur Tür zur gehen. Dort verharrte er – wartete, doch Sabrina lag weiter stumm und bewegungslos. »Gute Nacht«, hauchte er schließlich kraftlos und verließ das Zimmer. Das Echo ihres Weinens folgte ihm bis in den ersten Stock. Erst, als er das Schlafzimmer betrat und die Tür hinter sich schloss, schnitt er auch diese Geräusche ab.

Etwas verloren blieb er vor dem Bett stehen. Die rechte Seite – Sabrinas Seite –, war unberührt. Seit Susannas Tod schlief sie nicht mehr hier, sondern unten im Wohnzimmer, in Susannas Zimmer oder gar nicht. Warum hätte sie auch hier schlafen sollen, neben ihm?

Er zog seine Jogginghose aus und warf sie auf den Haufen Wäsche, der sich bereits neben dem Bett angesammelt hatte. Sabrina war nicht in der Lage, sich um den Haushalt zu kümmern, auch er hatte sich bis jetzt noch keine Gedanken darüber gemacht. Vielleicht sollte er Sabrinas Mutter Judith bitten herzukommen? Sofort bildete sich auf seinen Armen eine Gänsehaut. So zugetan ihm seine Schwiegermutter früher gewesen war, so sehr war er die letzten Jahre in ihrer Gunst gesunken. Der Gedanke, ständig mit ihrer kühlen Reserviertheit konfrontiert zu sein, ließ ihn erneut erschaudern. Dennoch. Für Sabrina und Max wäre es wahrscheinlich gut.

Er überlegte, wog die Vor– und Nachteile gegeneinander ab, doch dann ertönte ein greller Schrei und er fuhr herum. Er kam aus Max‘ Zimmer.

Sofort stürmte er los und stand nur wenige Sekunden später am Bett seines Sohnes. Der Kleine wälzte sich hin und her und wimmerte dabei so herzzerreißend, dass David sofort die Tränen kamen. »Max. Kleiner«, flüsterte er und streichelte sanft über seine schweißnasse Stirn. »Es ist alles gut. Wach auf!«

»Papa?« Max weinte so bitterlich, dass David ihn einfach in seine Arme ziehen musste.

»Alles ist gut. Ich bin da.«

»Sie wollte, dass ich ihr helfe, aber ich … ich …« Das Weinen ließ den kleinen Körper in seinen Armen hüpfen, während David immer wieder seine Lippen auf sein Haar drückte.

»Pscht, mein Kleiner. Ganz ruhig.«

»Glaubst du, sie weiß, wie lieb ich sie gehabt habe?«, schluchzte Max leise, und Davids Herz schien für einen Moment still zu stehen.

»Natürlich wusste sie das. Und sie hat dich auch so lieb gehabt.«

»Ich vermisse sie so, Papa.«

»Ich weiß. Ich auch.«

»Hat Mama mich noch lieb?« Max‘ tränennasses Gesicht glitzerte in der Dunkelheit, David drückte ihm einen kurzen Kuss auf die Nasenspitze. »Sie liebt dich über alles, mein Kleiner. Aber sie ist so traurig, deshalb kann sie sich im Moment nicht so gut um dich kümmern.«

»Aber du kümmerst dich doch auch um mich« Max‘ kleine Hand streichelte über Davids Hals.

»Das ist mein Job als Vater«, versuchte David, sich rauszureden, und obwohl Max mit dieser Antwort nicht zufrieden schien, brach er in ein langes Gähnen aus.

»Bleibst du bei mir?«, fragte Max leise. Es war ihm eindeutig peinlich, seinen Vater darum bitten zu müssen, wo er doch sonst so darauf bestand, ein großer Junge zu sein.

»Natürlich. Ich mag auch nicht allein schlafen.« David streckte sich an seiner Seite aus.

Dankbar schmiegte sich Max in seine Arme, und er hielt ihn fest. Eine Weile weinte der Kleine noch leise vor sich hin, und David streichelte sanft seinen Rücken. Er fühlte sich unsagbar erschöpft, ausgelaugt, ließ den Blick durch den Raum schweifen, der von der kleinen Lampe auf Max‘ Nachttisch in sanftes orangenes Licht getaucht wurde. An der Verbindungstür zu Susannas Zimmer blieb er hängen und seufzte.

Was hätte er dafür gegeben, wenn sie jetzt aufgegangen und Susanna hereingekommen wäre, um sich zu ihnen zu legen. Ein Familienkuscheln, so, wie sie es in den ersten Jahren gemacht hatten, nachdem Max geboren worden war. Als sie noch eine Familie gewesen waren.

David schloss die Augen vor der Wahrheit, suchte in den Erinnerungen nach seiner Tochter. Ließ sie erzählen, wie ihr Schultag gewesen war und wie sehr sie sich auf den Auftritt mit der Laienspielgruppe freute, die ihr Geschichtslehrer ins Leben gerufen hatte. Sah ihr zu, wie sie ihm ihre neue Jeans vorführte und wie sie sich beschwerte, weil er wieder mal länger im Büro hatte bleiben müssen und sie deshalb nicht vom Turnunterricht hatte abholen können.

Er spürte, dass er müde wurde, der regelmäßige, tiefe Atem seines Sohnes in seinen Armen ihn einlullte, und irgendwann schlief auch er ein.

Er träumte von einem riesigen Eis, das vom Dach eines Hochhauses auf den Boden knallte und in einer bunten Explosion zerschellte.

(3) Wiedersehen

Auch drei Wochen später hatte sich Sabrinas Verhalten nicht maßgeblich geändert, was für David, der seit 14 Tagen wieder arbeitete, unendlichen Stress bedeutete. Sabrina schien weder in der Lage, sich um Max zu kümmern, noch, auch nur irgendwie einen kleinen Teil ihres früheren Lebens zu bewältigen. Sie schlief und las. Sie aß wieder – das war die gute Nachricht – und sie sprach immer öfter, zumindest mit Max. Sie versuchte, ihm zuzuhören wenn er von der Schule erzählte, doch oft war es allzu deutlich, dass ihre Aufmerksamkeit nicht lange hielt, auch für Max. Dennoch verbuchte David all das als Fortschritt – auch wenn ihm das bei seinem Problem in keiner Weise weiterhalf. Sein ganzes Leben stand auf dem Kopf, und er wusste einfach nicht, wie er all die Dinge, die er im Moment zu tun hatte, unter einen Hut bringen sollte.

Er liebte seinen Job als Unternehmensberater, das hatte er von Anfang an getan. Seit zwei Jahren war er einer der Junior–Partner in der Firma, in der er seit seinem Studium arbeitete. Um so jung schon diese Position zu erreichen, war harte Arbeit notwendig gewesen, und natürlich hatte das Überstunden zu jeder Tages– und Nachtzeit bedeutet. Manchmal auch an Wochenenden – oft auch an jenen, die für Max und Susanna reserviert gewesen waren. Das hatte Sabrina stets auf die Palme gebracht. Es war ihr schwergefallen, dafür Verständnis aufzubringen, und sie hatte ihm auch nicht geglaubt, dass er trotz des Wunsches nach einer Karriere jede Minute vermisst hatte, die er nicht mit seinen Kindern verbringen konnte.

Jetzt lagen die Dinge definitiv anders. Er stand spätestens um vier Uhr früh auf, schleppte sich ins Büro, kam gegen sieben wieder nach Hause, brachte Max in die Schule, nur um dann erneut in die Firma zu eilen. Feierabend machte er zwangsläufig um Punkt fünf, weil er sonst zu spät kommen würde, um Max von der Ganztagsschule abzuholen. Wenn es notwendig war, kehrte er, nachdem er seinen Sohn zu Bett gebracht hatte, noch einmal für ein oder zwei Stunden ins Büro zurück. Noch hatten alle in der Firma Verständnis, doch er wusste, früher oder später würde einer der Senior–Partner ihn auf ein ernsthaftes Gespräch in die oberste Etage bitten.

 

»David?« Silvia, seine Sekretärin, steckte den Kopf zur Tür herein, und er sah auf. »Du musst los. Es ist vierzehn Uhr dreißig.« Sie belächelte seine gerunzelte Stirn. »Heute ist Freitag, David. Max’ Unterricht endet in einer Stunde.«

Er legte seine Hand übers Gesicht und rieb darüber. »Stimmt. Vielen Dank!«

Besorgt musterte sie ihn. »Du siehst vollkommen fertig aus, David.« Sie schloss die Tür, durchschritt den Raum und stellte sich hinter seinen Schreibtischstuhl. »Brauchst du irgendetwas?« Ihre Hände massierten sanft seine Schultern.

Für einen Moment schloss er genießerisch die Augen und lehnte sich gegen ihre Berührung, doch allzu schnell schlich sich in sein Bewusstsein, dass dies nicht ausarten durfte. Also hielt er ihre Hände fest und stoppte ihre Massage.

»Nein. Danke.« Ganz langsam zog er ihre rechte Hand herunter und sah sie an.

»Bist du sicher?«, fragte sie leise.

»Ja. Bin ich. Mir geht es gut.«

»Lügner!« Sie lächelte.

»Na ja, den Umständen entsprechend gut.«

»Wie geht es Sabrina?« Sie ließ ihn los, trat neben ihn und lehnte sich gegen seinen Schreibtisch.

Seine Augen schlossen sich kurz, dann seufzte er, bedeckte sie mit seiner Hand. »Sie fängt sich nicht, Silvia. Ich weiß einfach nicht mehr, was ich machen soll.«

David hörte, wie sie sich bewegte. Sein Stuhl drehte sich in ihre Richtung, gleich darauf lagen ihre Hände auf seinen Knien. Den Geräuschen nach hatte sie sich vor ihn hingehockt.

Ein weiterer Seufzer entkam ihm. »Sabrina liegt den ganzen Tag auf der Couch. Sie kümmert sich kaum um Max, nicht um den Haushalt, und schon gar nicht …« Er verstummte, presste die Lippen zusammen, weil ihm peinlich war, was er da beinahe gesagt hätte.

»Um dich?«, vervollständigte sie leise seinen Satz, und obwohl er es eigentlich gar nicht wollte, nickte er langsam, denn aussprechen konnte er es irgendwie nicht. Nicht vor ihr.

Er hörte, wie sie Luft holte, fast, als müsste sie Mut schöpfen für das, was sie nun sagen würde. Schließlich erklang ihre Stimme – verunsichert, fast ein wenig vorwurfsvoll.

»Was hast du denn erwartet? Dass sie einfach alles vergisst, was war? Dass euch die Trauer wieder zu einer Familie macht?«

»Egal, was war. Wir haben unsere Tochter verloren. Unser Kind! Da sollten wir doch über die alten Unstimmigkeiten hinwegsehen und füreinander da sein können.« Ganz leise sagte er es, was ihr ein Seufzen entlockte.

»Ich kann für dich da sein.«

Obwohl er es nicht wollte, versteinerte seine Miene ein bisschen.

»Ich meine, du weißt, dass ich immer für dich da bin. Ich würde dir gern helfen.« Sie klang liebevoll, und doch war die Zweideutigkeit ihrer Aussage nicht von der Hand zu weisen.

Er wusste, dass Silvia nie wirklich über ihre kurze Affäre hinweggekommen war. Dass es für sie mehr als nur ein bisschen Verliebtsein gewesen war, oder es sogar immer noch war. Und er hätte gelogen, hätte er bestritten, dass er jetzt, in diesem Moment, nicht zumindest versucht war, ihre Schwärmerei für seinen Vorteil auszunutzen. Doch schließlich siegte die Vernunft. Es wäre eine kurze Flucht aus der Realität gewesen, die aber vielleicht gravierende Auswirkungen auf seine Zukunft gehabt hätte. Wer wusste schon, ob Silvia eine weitere Zurückweisung ertragen konnte, und mit absoluter Sicherheit war er für mehr einfach nicht bereit. Jetzt ohnehin nicht, aber wahrscheinlich sogar nie.

Er sah sie an, und bei ihrem zärtlichen Lächeln wurde ihm warm ums Herz. Ganz kurz stellte er sich vor, wie es sich anfühlen würde, sie im Arm zu halten, in ihrer Wärme Trost zu finden, doch dann kehrte die Realität mit einem eisigen Schauer in sein Denken zurück.

Silvia, die sein Mienenspiel beobachtet hatte, stieß ein heiseres Ächzen aus.

»Silvia«, sagte er nur leise.

Sie blinzelte, senkte etwas verlegen den Blick, als wäre ihr eben bewusst geworden, wie wenig angebracht ihr Angebot im Moment war. »Vergiss einfach, was ich gesagt habe«, versuchte sie eine verbale Kehrtwende.

Nun seufzten beide synchron und sehr tief. Das zaghafte Lächeln auf ihren Gesichtern zeugte von gegenseitigem Verständnis.

»Ich …«, wagte David schließlich, das seine in Worte zu fassen, doch sie hob ihre Hand und unterbrach ihn sofort.

»Wenn du nicht zu spät kommen möchtest, musst du jetzt los«, wisperte sie und wich gleichzeitig zurück, als er aufstand.

»Silvia«, flüsterte er erneut, senkte den Kopf und drückte einen harmlosen, aber sanften Kuss auf ihre Schläfe. »Danke.«

Sie blinzelte wehmütig zu ihm hoch, als er sich wieder aufrichtete. »Los!« Ein zartes Lächeln lag auf ihrem Gesicht. »Dein Kleiner wartet auf dich.«

Er nickte, schnappte sich Jacke und Handy und ging los. An der Tür angekommen, hörte er ihr Räuspern. »David, ich …«, begann sie, doch er drehte sich nur um und lächelte. »Ein schönes Wochenende. Wir sehen uns am Montag.«

 

»Können wir in den Park?« Max‘ Frage kam, kaum dass sie das Schulgelände verlassen hatten. Und obwohl David sie vorausgeahnt hatte, musste er trotzdem über den Eifer, mit dem sie hervorgebracht worden war, lachen.

»Wir sollten vorher einkaufen gehen und vielleicht etwas essen«, warf er ein, doch Max schnaufte nur ungeduldig.

»Ich möchte echt das Wetter ausnutzen«, erklärte er neunmalklug, was David nur mit einem erneuten Lachen quittieren konnte.

»Gut. Dann los!«

Fünfzehn Minuten später kamen sie an, und David schaffte es kaum, Max die Schultasche abzunehmen, als dieser auch schon über die Wiese in Richtung Klettergerüst stürmte. David folgte ihm gemächlich und ließ sich auf einer der Bänke am Rand des Spielplatzes nieder. Dieses Jahr meinte es der Frühling sehr gut, was sich in ungewöhnlich hohen Temperaturen für Ende April bemerkbar machte. Die Sonne hatte wirklich schon einiges an Kraft, also schälte er sich aus seiner Anzugjacke und hängte sie über die Schultasche, die er neben sich gestellt hatte. In seiner Hosentasche brummte es, er warf einen kurzen Blick auf Max, der bereits auf den oberen Stangen herumturnte, und zog sein Handy heraus.

»Ja?«, meldete er sich.

»Wo seid ihr?« Es war seine Schwiegermutter – sie war heute früh angereist, um den Tag mit Sabrina zu verbringen.

»Im Park.« Grüßend hob er eine Hand, weil Max in seine Richtung sah. Der Kleine winkte zurück, danach deutete er zum Eisstand und klatschte seine Hände zu einem Bitte–Bitte zusammen.

»Wann kommt ihr nach Hause?«, fragte Judith.

»Später. Ich weiß noch nicht genau. Wir sind eben erst in den Park gekommen.« Während er sprach, zeigte er seinem Sohn den erhobenen Daumen, deutete auf das Telefon, zeichnete mit dem Zeigefinger eine Spirale und nickte letztendlich zum Eiswagen. Max guckte erst ganz verdutzt, doch schließlich streckte er grinsend seinen Daumen in die Höhe.

»Sabrina geht es nicht so gut. Ich musste ihr ein Schlafmittel geben«, tönte die Stimme seiner Schwiegermutter aus dem Telefon, und sofort richtete David seine ganze Aufmerksamkeit auf das Gespräch.

»Warum? Was ist passiert?«

Ein ungläubiges Schnaufen erklang. »Sie hat ihre Tochter verloren. Das ist passiert.«

David presste seine Augen zusammen. »Das weiß ich«, zischte er leise. Tief in ihm schlummerte die Überzeugung, dass auch Judiths eigenes Unvermögen, mit dem Tod ihrer Enkelin zurechtzukommen, daran schuld war, dass Sabrina sich so gehen ließ. »Ich habe meine Tochter nämlich auch verloren!«

Judiths Atmung stockte hörbar, doch sie fing sich schnell wieder und keifte: »Warum fragst du dann?«

Es war schwer, seinen Ärger zu dämmen, aber David schaffte es irgendwie zu antworten, wenn auch mit nur mühsam ruhig gehaltener Stimme. »Wenn Sabrina jetzt ohnehin schläft, werde ich mich, wenn du einverstanden bist, um unseren Sohn kümmern. Wir kommen in spätestens zwei Stunden nach Hause.«

»Mach das«, sagte sie knapp, legte auf, und David ließ das Telefon in seiner Hosentasche verschwinden.

»Alles okay?« Max‘ Stimme war sehr, sehr nah, also schreckte David auf. Der Kleine stand mit ängstlicher Miene vor ihm.

»Klar«, beeilte sich David, ihm zu versichern, erhob sich und deutete Richtung Eiswagen. »Willst du wieder Schoko und Erdbeere?«

»Ja.« Max musterte ihn immer noch skeptisch. »Kann ich mitkommen?«

David stutzte. »Wohin? Eis holen?«

»Ja.«

»Okay.« David war überrascht, versuchte, sich das jedoch nicht anmerken zu lassen. Stattdessen ergriff er Max‘ Hand, die dieser ihm zaghaft entgegenhielt, umschloss sie fest und sie gingen los.

»Wer war das am Telefon?«, fragte Max.

»Deine Oma.«

»Bist du böse auf Oma?«

»Nein. Natürlich nicht.«

Max’ Gesicht war mit einem Mal furchtbar ernst. »Ist sie böse auf dich?«

David spürte Max‘ sorgenvollen Blick mehr, als er ihn sah und bemühte sich um ein lockeres Lächeln. »Nein. Ist sie nicht. Sie wollte nur wissen, wann wir nach Hause kommen.«

»Ist sie bei Mama?«

»Ja.«

»Geht es Mama gut?«

»Ja. Sie schläft.«

»Gut.«

Am Eiswagen angekommen, ließ Max David los, stützte sich auf das halbhohe Brett vor der Vitrine und betrachtete das Angebot. Trotz eingehender Prüfung der verschiedenen Eissorten entschied er sich am Ende für seine Lieblingsmischung, und David bat den Verkäufer vorsorglich um einige Servietten. Der letzte Besuch im Park hatte ihn Vorsicht gelehrt. Für sich selbst bestellte er ein Mineralwasser und bezahlte. Danach machten sie sich langsam wieder auf den Rückweg zu ihrer Parkbank, wo sie nebeneinander Platz nahmen und schweigend die Sonne genossen.

Als Max das Eis fast zu Ende gegessen hatte, bremste ein blitzblaues Fahrrad vor ihren Füßen. Es war Maurice, er hüpfte vom Rad und stellte sich grinsend vor sie hin. »Hi. Ihr seid ja auch da!«

»Hi«, erwiderte Max erfreut.

Maurices Strahlen nahm noch einen Tick zu, bevor er ein lautes »Hier!« brüllte und mit erhobenem Arm Richtung Wiese winkte.

David drehte sich um und sah, dass Eric langsam herangeschlendert kam.

»Ich hab sie endlich gefunden!« Maurice klang, als hätte er einen Schatz entdeckt, und Max musterte ihn eingehend, während er die letzten Reste seiner Eistüte verspeiste.

»Wir sind sehr oft hier«, merkte er an. »Aber ihr wart nicht mehr da.«

Maurice hörte auf zu winken und sah ihn an. »Doch. Wir waren ganz oft hier, aber da wart ihr nie da«, erwiderte er schmollend.

David drehte sich zur Seite und sah amüsiert zwischen den beiden hin und her. »Na, jetzt habt ihr euch ja wieder getroffen«, stellte er beschwichtigend fest.

Max warf ihm einen skeptischen Blick zu, der ihm wohl suggerieren sollte, dass er nicht so ganz wusste, was er von dem Wiedersehen halten sollte.

»Hallo!« Nun war auch Eric bei ihnen angekommen und stellte sich neben Maurice.

»Hi.« David schickte ein freundliches Lächeln zu ihm hoch, das von Eric prompt erwidert wurde.

»Willst du mal mit meinem Rad fahren?«, fragte Maurice, doch Max rollte lediglich mit den Augen. »Ich kann schon längst ohne Stützräder fahren.«

»Maurice ist jünger als du. In seinem Alter konntest du auch noch nicht ohne«, warf David ein und kassierte dafür einen äußerst ärgerlichen Blick seines Sohnes.

»Wir lernen es gerade. Aber es hat noch nicht ganz geklappt«, erklärte Eric und wuschelte dabei durch Maurices Locken.

»Schaffst du es auf dem Klettergerüst ganz nach oben?«, erkundigte sich Max bei Maurice, als Antwort erhielt er ein eifriges Nicken.

»Okay. Dann können wir ja dort spielen, wenn du willst.«

Maurice lugte fragend zu Eric hoch. »Darf ich?«

Eric wiegte kurz zweifelnd den Kopf hin und her, doch Max‘ bittender Blick ließ ihn schließlich, wenn auch etwas widerstrebend, nicken. »Okay. Aber pass bitte auf. Mum bringt mich um, wenn dir was passiert.«

Mit einem lauten »Mach ich« sauste Maurice los, und Max gleich hinterher.

Eric sah ihnen nach, dann deutete er auf den freien Platz neben David. »Darf ich?«

Dieser zuckte mit den Schultern. »Klar!« Und schon hatte sich Eric neben ihm niedergelassen.

»Wie alt ist Max?« Eric lehnte sich lässig zurück.

»Sechs.«

»Hat er Geschwister?«

»Nein«, erwiderte David knapp und recht frostig. Er sah im Augenwinkel, wie sich Eric ihm erstaunt zuwandte. Dieser Blick machte ihn nervös, und weil er gleichzeitig ein schlechtes Gewissen bekam, sank er ein bisschen in sich zusammen.

»Alles okay?«, fragte Eric.

»Ja. Ich hab nur eigentlich keine Lust, mich zu unterhalten.« David wusste, dass er unfreundlich klang, doch er konnte es nicht verhindern.

»Oh.« Eric strich mit beiden Händen fahrig über seine Oberschenkel. »Okay. Das tut mir leid. Also … ich meine … entschuldigen Sie. Ich wollte nicht aufdringlich sein.« Er stand auf und blickte unschlüssig zum Spielplatz hinüber.

David schielte verstohlen zu dem anderen Mann hoch. Es tat ihm schon leid, dass er so abweisend gewesen war. Verdammt, er hatte doch nur ein paar harmlose Fragen gestellt.

Eric machte unsicher ein paar Schritte von der Bank weg, sah jedoch noch einmal zu ihm zurück. Da war der Wunsch, ihn zurückzubitten, doch David fand einfach nicht den Mut, ihn auszusprechen, stattdessen verschloss er seine Miene.

»Ich … werde mir einfach einen Kaffee holen«, murmelte Eric sichtlich eingeschüchtert, schob die Hände in die Taschen seiner Jeans und setzte sich Richtung Eisbude in Bewegung.

Mit jedem Schritt, den er sich entfernte, spürte David, wie sich sein Magen mehr zusammenzog. »Gibt’s denn dort drüben überhaupt Kaffee?«, hörte er sich plötzlich fragen – innerlich den Kopf schüttelnd und absolut ratlos, wo das jetzt hergekommen war.

Eric hielt sofort an. »Ja. Er ist nicht sehr gut, aber er hilft gegen die Sucht.« Er lächelte vorsichtig, und David spürte, wie seine Mundwinkel sich ebenfalls hoben. »Sucht?«, hakte er nach.

Eric neigte den Kopf, rümpfte etwas die Nase und kratzte sich verlegen am Kopf. »Mein Name ist Eric, und ich bin kaffeesüchtig«, deklarierte er in gespielt ernstem Ton.

»Hallo Eric!«, parierte David ebenso ernst, doch gleich darauf spürte er sein Lachen kommen, wollte es mit einem Mal auch nicht mehr zurückhalten.

Sie lachten kurz, dann fuhr sich David mit zwei Fingern über das Kinn. Er war verlegen, trotzdem wollte er plötzlich seine anfängliche Unfreundlichkeit ausmerzen. »Steht die Einladung vom letzten Mal noch?«, fragte er daher.

Eric lachte ebenfalls nicht mehr, zog nun die rechte Augenbraue hoch. »Welche?«, erwiderte er leicht verwirrt, doch dann fiel es ihm wieder ein, und er zuckte mit den Schultern. »Klar. Was darf‘s denn sein, ein Milchkaffee?«

»Nein. Bitte schwarz und ohne Zucker.«

»Okay«, antwortete Eric nur und machte sich sofort auf den Weg.

David blickte ihm hinterher, danach sah er hinüber zum Klettergerüst. Max half Maurice gerade das letzte Stück nach oben, beide lachten. Langsam ließ sich David gegen die Lehne der Bank sinken und fühlte sich plötzlich ungemein entspannt. Seine Augen schlossen sich wie von selbst, während die Sonnenstrahlen ihre Wärme auf seine Haut hauchten. Vielleicht zum ersten Mal seit Susannas Tod leerte sich sein Kopf und hinterließ eine wundervolle Stille.

Irgendwann nahm er wahr, wie etwas neben ihm auf die Bank gestellt wurde, dann Schritte, und schließlich – ein Stück entfernt – Erics Stimme. »Ist doch in Ordnung, wenn ich hier drüben sitze, oder? Ich verspreche auch, keine Fragen mehr zu stellen.«

Davids Augen öffneten sich flatternd. Eric saß auf der Bank schräg gegenüber von ihm, in seiner Hand ein Becher Kaffee. Augenblicklich erkannte er, wie lächerlich er sich vorhin mit seiner kratzbürstigen Art gemacht hatte. Also straffte er sich und rief hinüber: »Vielleicht möchte ich ja zur Abwechslung etwas fragen.« Sein Blick fing Erics ein, der vorsichtig lächelte und ihm auffordernd zunickte. »Nur zu!«

»Wie alt ist Maurice?«

Eric grinste. »Nicht sehr einfallsreich, aber bitte. Er ist fünfeinhalb.«

David griff nach dem Kaffeebecher, den Eric ihm mitgebracht hatte und nippte daran. Dann hob er die freie Hand und klopfte neben sich auf die Bank. »Wollen Sie sich wieder zu mir setzen?«

Ohne eine Antwort, aber mit einem tiefen Lächeln, stand Eric auf, ging hinüber und nahm Platz.

»Sie scheinen mir nicht alt genug, um sein Vater zu sein«, stellte David fest.

»Er ist mein kleiner Bruder.«

»Ah. Okay. Das passt besser.«

Nun nippten beide an ihrem Kaffee, danach wischte sich David über die Lippen. »Und? Gehen Sie oft mit Ihrem Bruder in den Park?«

Ein kurzes Lachen erklang. »Nein. Eigentlich viel zu selten. Aber ich habe Besserung gelobt, seit sich seine Eltern, also unsere Mum und sein Vater, vor ein paar Wochen endgültig getrennt haben. Der Kleine leidet sehr darunter und ich versuche, ihn abzulenken.«

David schluckte mühsam, mit einem Mal wieder ernst. Die Leichtigkeit von vorhin war verweht, und er spürte die Schwere seiner Trauer zurückkehren. Fahrig fuhr er sich durch die Haare, ließ die Hand im Nacken liegen und senkte seinen Kopf. »Meine Tochter ist vor ein paar Wochen bei einem Autounfall ums Leben gekommen.« Etwas fassungslos hörte er sich die Worte aussprechen und kniff die Augen zusammen, als Eric als Reaktion darauf den Atem anhielt.

Für ein paar Momente war es still. Also, nicht wirklich still, nur ihre Bank schien von einer lautlosen Blase umschlossen zu sein. Draußen tönte immer noch das Kindergeschrei zu ihnen hinüber und der ferne Lärm der Straße.

»David …« Eine Hand legte sich auf seine Schulter. Er spürte die Tränen kommen und kämpfte gegen sie an, während Eric mit sanfter Stimme weitersprach. »Das tut mir so leid. Ich … ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.«

»Da gibt’s nichts zu sagen. Sie ist tot. Max hat seine Schwester verloren.« Davids Stimme klang gedämpft, weil er seine Faust gegen den Mund presste.

Die Hand an seiner Schulter strich über seinen Rücken hinunter und wieder hinauf. Sie spendete ihm Trost und löste trotzdem aus, was er so verzweifelt hatte verhindern wollen. Die Nässe auf seinen Wangen beschämte ihn, und er duckte sich tiefer, wäre am liebsten in sich selbst hineingekrochen.

»David!« Erics Stimme war so nah.

David versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien, und drückte sich gegen Max‘ Schultasche, nur um von ihm wegzukommen. Doch die Arme waren erbarmungslos, zogen ihn erst zurück und hielten ihn dann fest, genau mit dem richtigen Druck.

David erbebte unter ihnen und begann nun richtig zu weinen. Das erste Mal seit Susannas Tod ließ er den Schmerz heraus, und obwohl er den Mann neben sich nicht kannte, fand er in dessen Armen endlich zumindest für ein paar Sekunden den Halt, den er so dringend brauchte.

 

Eine gute Weile später waren seine Tränen versiegt, und trotzdem wollte er sich irgendwie nicht aus Erics Armen befreien. Also genoss er noch ein bisschen die Nähe, auch wenn sie von einem praktisch Fremden kam.

Schließlich war es Eric selbst, der ihn sanft und vorsichtig von sich schob, doch als David etwas verunsichert seinen Kopf hob, begegnete er nur einem Blick voller Verständnis. Eric ließ ihn gänzlich los, gleichzeitig deutete er mit dem Kinn nach links, während seine Augen praktisch um Verzeihung baten.

Irritiert drehte sich David in die Richtung und sah, dass die beiden Jungs laut lachend, zum Glück allerdings sehr langsam näherkamen.

»Danke«, raunte er schnell, während Eric ein Taschentuch aus seiner Hosentasche zog und es ihm reichte.

»Wisch dir das Gesicht ab«, sagte er dabei voller Mitgefühl.

David folgte augenblicklich dieser Anweisung, danach streckte er Eric die Hand mit dem zerknüllten Tuch entgegen.

»Behalt es«, sagte dieser schmunzelnd. David entkam ebenfalls ein Grinsen, dann stopfte er es in seine Hosentasche.

»Geht’s?« Er präsentierte Eric fragend sein gesäubertes Gesicht.

»Ja«, erwiderte dieser rasch, denn die Jungs kamen eben bei ihnen an.

»Dürfen wir ein Eis haben?«, rückte Max sofort mit seinem Anliegen heraus, dabei drückte er sich gegen Davids Bein.

»Du hattest doch vorhin eines«, stellte dieser ein bisschen überfordert fest.

»Oh!« Max‘ Lippen blieben zu einem O geformt, als er sich zu Maurice drehte, der sofort loslachte, weshalb auch Max seine Mundwinkel locker nach oben wandern ließ.

»Wir werden ohnehin nicht mehr allzu lange bleiben«, erklärte David eilig, was das angedeutete Lächeln von Max schnell wieder wegwischte.

»Aber wir sind doch gerade erst gekommen!«

»Ja. Aber Oma ist bei uns, und sie hat sicher gekocht. Also …«

»Wir essen doch immer erst um sieben. Also, früher haben wir immer erst um sieben gegessen.« Max war sichtlich genervt von den neuen Sitten bei ihnen zuhause, und David, der nicht weniger genervt war, es aber leider nicht so zeigen durfte, seufzte. »Sie ist da, um uns und vor allem Mama zu helfen, Max.«

»Aber ich will noch nicht gehen!«

»Wir gehen ja nicht gleich. Eine halbe Stunde hast du noch.«

»Nur eine halbe Stunde«, quengelten Max und Maurice im Duett.

Eric fühlte sich bemüßigt, David zu unterstützen. »Wir müssen ohnehin auch bald nach Hause. Du weißt, dass Mum heute Abend Dienst hat und sie dich vorher noch sehen will.«

Nun schoben sich zwei Unterlippen nach vorn, vier Arme verknoteten sich vor zwei kleinen Bäuchen zu je einer Verschränkung.

Davon ließ Eric sich aber nicht beeindrucken. »Ihr könnt hier schmollen und quengeln oder ihr spielt noch, solange ihr könnt«, stellte er locker fest.

Den beiden Jungs fiel es wie Schuppen von den Augen, also wirbelten sie herum und sausten zurück in Richtung Klettergerüst.

»Es ist so leicht, sie auszutricksen, oder?« Eric strich sich schmunzelnd die Haare zurück. Jetzt, wo die Jungs wieder weg waren, wurde sich David der peinlichen Situation von vorhin bewusst. Er senkte den Blick und schnippte einen unsichtbaren Fussel von seiner Hose.

»Hey. Es muss dir nicht peinlich sein. Manchmal muss es einfach raus.« Erics Stimme war angenehm gedämpft und sehr einfühlsam.

»Seit wann sind wir eigentlich per du?«, erkundigte sich David, um von seiner Verwirrung abzulenken.

Eric lachte kurz und stützte die Arme auf seine Oberschenkel. »Ich weiß nicht. Irgendwie erschien mir das Sie plötzlich lächerlich, in Anbetracht der Lage.«

»Ich hab mich die ganze Zeit geschämt, weil ich dachte, dass meine Trauer weniger wiegt, als die von Max‘ Mutter. Sie weint sehr viel. Eigentlich ständig. Und irgendwie …« David suchte Erics Blick. »… ich konnte nicht weinen. Es war immer so viel zu tun. Ich …« Er lachte heiser und legte beide Hände an seine Schläfen. »… ich weiß es klingt bescheuert, aber ich hatte …«

»Keine Zeit, um den Schmerz rauszulassen«, vervollständigte Eric mit sanfter Stimme seinen Satz. Seine Hand lag nun auf Davids Bein und strich sachte darüber.

David nickte, sagte aber nichts.

»David. Ich weiß, wir kennen uns nicht. Aber ich …« Erics Hand auf seinem Oberschenkel drückte zu. »… würde dir wirklich gern helfen.«

»Warum?« David blinzelte und runzelte die Stirn, worauf Eric ihn sofort losließ.

»Ich weiß nicht.«

Sie sahen sich ein paar Momente lang an, dann lenkte David seinen Blick wieder Richtung Boden und Eric seinen hinüber zum Spielplatz. »Die beiden verstehen sich gut.«

»Ja.«

»Was hältst du davon, wenn wir unsere Nummern austauschen?« Diese Frage ließ David wieder aufsehen. Eric zuckte ein bisschen unter seinem Blick zusammen. »Also nur, um vielleicht einen Treffpunkt zu verabreden. Für die Jungs.«

Ein leises Lachen war zu hören, David wischte sich mit der Hand über sein Gesicht. »Warum nicht?«, stimmte er fast tonlos zu, worauf Eric sofort sein Handy zückte, um zu verhindern, dass David es sich noch einmal anders überlegte.

David holte seines ebenfalls hervor und tippte die Nummer ein, die Eric ihm diktierte. Danach drückte er auf anrufen, und als Erics Handy klingelte, legte er sofort wieder auf. Eric speicherte den Kontakt ab und steckte das Gerät weg.

»Also. Es gilt. Ich werde dieses Wochenende mit dem Kleinen verbringen, weil unsere Mum arbeiten muss. Wenn ihr also Lust habt, meldet euch.«

David nickte.

»Und wenn du … vielleicht reden willst, oder so …« Eric kratzte sich verlegen am Kopf. »Kannst du gern auch so anrufen.«

»Ich denke nicht, dass ich das tun werde, aber danke.« David erhob sich, nahm sein Jackett von der Schultasche und legte seine Hand über den Griff. »Es ist besser, wenn ich Max jetzt nach Hause bringe. Er sollte vor dem Essen noch duschen.«

Eric stand ebenfalls auf. »Okay. Melde dich einfach morgen, wenn ihr hierher kommt.«

»Mach ich.«

»Schön.«

David hob die Schultasche an und ging zum Klettergerüst. Eric folgte ihm.

Die beiden Kleinen waren nicht erfreut, fügten sich aber dennoch zähneknirschend. Nur drei Minuten später verließen die vier, zwei Richtung Süden, zwei Richtung Norden, den Park.

(4) Home, sweet Home