Decisions of Love - Band 3 und 4 - Sam Jones - E-Book

Decisions of Love - Band 3 und 4 E-Book

Sam Jones

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Beschreibung

Endlich vereint, stürzen sich David und Eric in das Abenteuer Patchworkfamilie. Davids Outing in der Firma ist erst der Beginn einer turbulenten Zeit. Während Sabrina versucht, sich als Single-Mutter zurechtzufinden, begeistert sich Nick überraschend für einen Mann, der nur leider kein Unbekannter in Davids Leben ist. Vergangenheit und Zukunft treffen aufeinander und wieder gilt es Entscheidungen zu treffen!
Ein weiteres Mal bringen die Wirrungen der Liebe Schwung in das Leben der zauberhaften Patchworkfamilie. Verlangen nach Entscheidungen – nur gut, dass die besten nun einmal das Herz trifft!
Für die Liebe und für die Familie!

Die Decisions of Love Reihe besteht aus vier Bänden. Dieser Sammelband beinhaltet Band drei und vier. Diese Teile schließen an die ersten Teile an und erzählen die Geschichte der wundervollen Patchworkfamilie weiter.

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Veröffentlichungsjahr: 2023

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Kurzbeschreibung:
Band 3
(1) Mein Heim – Dein Heim
(2) Familienangelegenheiten
(3) Unter dem Mistelzweig
(4) Nächtliche Überraschung
(5) Frohes neues Jahr
(6) Ein seltsames Paar
(7) Alltagsleben
(8) Notwendige Kompromisse
(9) In Quarantäne
(10) Geschäftsreise
(11) Wieder zuhause
(12) Versteckspiel
(13) Nur ein Freund
(14) Die Vergangenheit hinter sich lassen
(15) Nachwehen
(16) Die Vergangenheit schlägt Wellen
(17) Schlussstrich
(18) Auszeit
(19) Zeit für die Liebe
(20) Neue Erkenntnisse
(21) Eifersucht
(22) Verlorene Schlacht
(23) Übernachtungsgäste
(24) Mögliche Konkurrenz
(25) Fußballturnier
Band 4
(1) Unruhestifter
(2) Überraschung
(3) Der erste Eindruck zählt
(4) Willkommen zuhause
(5) Mann gegen Männer
(6) Mann gegen Familie
(7) Der Wind wechselt
(8) Neue Besen kehren gut
(9) Eine erinnerungswürdige Nacht
(10) Überraschung zum Frühstück
(11) Neuer Tag, neues Glück
(12) Familienzeit
(13) Freund oder Feind
(14) Schwer zu sagen
(15) Von der Kunst, einem alten Hund neue Tricks beizubringen
(16) Drama, Baby!
(17) Wichtige Worte
(18) Lagerfeuerromantik
(19) Auf Wolken schweben
(20) Liebe liegt in der Luft
(21) Partytime
(22) Ein perfekter Tag
(23) Zusatzkapitel – A Day with a Fairy
Danksagung
Über die Autorin:
Weitere Bücher der Autorin
Decsions of Love Reihe
Maybe – Reihe
Qual der Wahl
Your secret Wish Reihe

 

 

Sam Jones

 

DECISIONS

 

of Love

 

Band 3 und 4

 

Gay Romance

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Decisions of Love – Band 3 und 4

© 2023/ Sam Jones

https://www.samjones.at

Alle Rechte vorbehalten!

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Autors.

 

Umschlaggestaltung:

Sam Jones/ Bilder: bigstock.com/ shutterstock.com/ pixabay.com

Bildmaterial Buchlayout: pixabay.com

Lektorat/ Korrektorat: Elke Preininger

Erschienen im Selbstverlag

Karin Pils, Lichtensterngasse 3–21/5/9, 1120 Wien

 

Dieser Roman wurde unter Berücksichtigung der neuen deutschen Rechtschreibung verfasst, lektoriert und korrigiert. Es handelt sich um eine fiktive Geschichte. Orte, Events, Markennamen und Organisationen werden in einem fiktiven Zusammenhang verwendet. Alle Handlungen und Personen sind frei erfunden. Alle Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Markennamen und Warenzeichen, die in diesem Buch verwendet werden, sind Eigentum ihrer rechtmäßigen Eigentümer. Das Buch enthält explizit beschriebene Sexszenen und ist daher für Leser unter 18 Jahren nicht geeignet.

 

 

Für alle Regenbogenfamilien!

 

Kurzbeschreibung:

 

Endlich vereint, stürzen sich David und Eric in das Abenteuer Patchworkfamilie. Davids Outing in der Firma ist erst der Beginn einer turbulenten Zeit. Während Sabrina versucht, sich als Single-Mutter zurechtzufinden, begeistert sich Nick überraschend für einen Mann, der nur leider kein Unbekannter in Davids Leben ist.

Vergangenheit und Zukunft treffen aufeinander und wieder gilt es Entscheidungen zu treffen!

Ein weiteres Mal bringen die Wirrungen der Liebe Schwung in das Leben der zauberhaften Patchworkfamilie. Verlangen nach Entscheidungen – nur gut, dass die besten nun einmal das Herz trifft!

Für die Liebe und für die Familie!

 

Sammelband der Decisions of Love Reihe – Band 3 und 4

 

Dieser Sammelband beinhaltet Band drei und vier von gesamt vier Bänden der Decisions of Love Reihe. Diese Teile schließen an die ersten Teile an und erzählen die Geschichte der wundervollen Patchworkfamilie weiter.

Band 3

(1) Mein Heim – Dein Heim

»Wow!«

»Klasse!«

»Und wie viel soll das bitte kosten?«

Konträrer hätten die Äußerungen zu Davids Wahl nicht sein können. Die Ausrufe pendelten zwischen Euphorie und Resignation. Aber vor allem Madeleines Einwand, die Kosten betreffend, wirkte ein bisschen wie ein kalter Guss. Ganz gemäß dem Wetter, denn der November hatte beschlossen, diesen Tag mit regenbehaftetem Nebel zu beglücken.

»Können wir vielleicht kurz schweigend den Anblick auf uns wirken lassen?« David klang deutlich genervt, und sofort schloss sich Erics Hand beruhigend um die seine.

»Was nutzt es mir, das hier anzusehen, wenn ich es mir nicht leisten kann?« Auch Madeleine war gereizt. Ihre Naturlocken kräuselten sich bis zur Unkenntlichkeit, und ihre Nase glich der von Rudolph, dem Rentier, weil sie seit Tagen von einem bombastischen Schnupfen gequält wurde.

»Also, ich finde es schön«, unterstützte zumindest Sabrina Davids Immobiliengeschmack, wurde jedoch von einem energischen »Mapanama« unterbrochen. Sofort beugte sie sich über den Kinderwagen, um dessen Rand bereits die speckigen Händchen ihrer Tochter gekrampft waren.

»Mghm«, tönte es zu ihr herauf. Gleichzeitig versuchte Lisa mühsam, sich in eine Sitzposition zu ziehen.

»Bleib liegen, es regnet«, schimpfte Sabrina, wenn auch liebevoll, zeitgleich drückte sie ihre Tochter wieder zurück.

»Namapa«, widersprach die Kleine energisch und verdoppelte, trotz der drohenden Gefahr des Nasswerdens, die Anstrengungen, ihrem trockenen Gefährt zu entkommen.

»Da können wir aber kein Baumhaus bauen«, maulte Maurice enttäuscht. Sein Zeigefinger stach in Richtung des einzigen Baumes auf dem schmalen Grünstreifen, der seitlich am Grundstück entlang führte. Ein Tannenbaum, der gerade mal so groß war wie David.

»Und hier ist kein Platz, um Fußball zu spielen.« Max’ Entsetzen schien grenzenlos, was auch der verzweifelte Blick zeigte, den er Eric sandte, den dieser postwendend an David weiterleitete.

»Der richtige Garten ist auf der Hinterseite«, merkte David leicht angepisst an. »Vielleicht könntet ihr alle ein bisschen positiver an die Sache herangehen.« Er setzte an, Eric loszulassen, doch der machte ihm einen Strich durch die Rechnung und hielt seine Hand noch fester, nur um gleichzeitig einen beschwörenden Blick in die Runde zu schicken.

»David hat recht. Wir hören jetzt mal alle auf zu meckern und sehen uns um.«

Lisa sah das anscheinend genauso, denn sie grub umgehend zwei ihrer drei Beißerchen in die Hand ihrer Mama, die mit einem erbosten Schrei zurückwich und ihr so endlich den Blick auf das verregnete Wetter frei gab.

»Hey!«, ereiferte sich Eric sofort und stürmte zur Rettung herbei. Obwohl Sabrina jammernd die malträtierte Stelle rieb, befand er die Notlage der Kleinen für brisanter. Sie war nämlich gerade dabei, kopfüber aus dem Wagen zu klettern. Geschickt fing er sie auf, schnappte sich die Decke aus dem Inneren des Kinderwagens und legte sie schützend über den Babykopf.

»Alles okay?« David nahm sich der Tröstung des großen Mädchens an, das ihm dafür ein dankbares Lächeln schenkte.

»Geht schon. Aber das müssen wir ihr wirklich schnellstens abgewöhnen.«

»Maurice hat bis zu seinem vierten Lebensjahr gebissen«, war Maddys trockener Kommentar zu dem Thema, welchen sie ausstieß, während sie ein paar Schritte auf das Haus zu machte.

Es war ein Doppelhaus, wobei die der Straße zugewandte Hälfte eindeutig kleiner war. Je eine Garage auf der Vorder- und Rückseite gehörten dazu und der eben von hier sichtbare, winzige Vorgarten, der sich seitlich zur Häuserfront an der Zufahrtsstraße erstreckte.

»Gehen wir hinein«, schlug Sabrina unternehmungslustig vor. Die leidende Miene war verschwunden, trotzdem schickte sie ihrer Tochter, die nun wieder sichtlich zufrieden auf Erics Arm thronte, einen gespielt ärgerlichen Blick.

»Nein. Ich will den Garten sehen«, warf Max ein.

»Ich will rein. Mir ist kalt, und ich bin nass«, beschwerte sich Madeleine.

Eric trat zu ihr und versuchte, ganz der pflichtbewusste Sohn, die Babydecke zwischen ihr und Lisa aufzuteilen, während David erneut die Augen verdrehte.

»Okay«, sagte er kurz entschlossen, bevor er einen Schlüssel aus der Tasche zog. »Der …« Er hielt ihn seiner Schwiegermutter in spe hin. »… würde euch gehören. Er gehört zum größeren Haus«, erklärte er, mit dem Finger in die entsprechende Richtung deutend. »Es hat sogar zwei Eingänge und ist innen so angelegt, dass ihr euch eigentlich nur die Küche teilen müsstet.«

»Und ihr zwei ...« David wandte sich den beiden kleinen Männern zu. »Euch zeig ich erst mal den richtigen Garten.«

Max und Maurice brachen in Jubel aus, während Sabrina den Schlüssel an sich nahm und danach Madeleines Hand packte. »Komm. Lassen wir die Jungs spielen«, witzelte sie grinsend.

»Kommst du nicht mit uns?« Davids Blick unter der gerunzelten Stirn war fragend, weil Eric keine Anstalten machte, loszugehen. Stattdessen sah er liebevoll auf die Kleine in seinen Armen und schüttelte den Kopf. »Ich plädiere dafür, diese Süße hier ins Trockene zu bringen.«

Davids Herz ging auf – wieder einmal. Mit einem verträumten Seufzer auf den Lippen beugte er sich vor, um Lisa auf ihre niedliche Stupsnase zu küssen. »Aber unser Haus gucken wir dann gemeinsam an«, verlangte er, Eric danach in die Augen blickend.

»Auf jeden Fall!«, kam die Antwort aus einer unerwarteten Richtung. Sabrina stand plötzlich wieder neben ihnen, die Hände einladend nach Lisa ausgestreckt. »Und das Gleiche gilt auch für den Garten.«

Die Kleine schob die Schmolllippe vor, sah erst ihren Papa, dann Eric vorwurfsvoll an.

»Lass nur, Sabrina. Ich gehe nachher mit David …«, begann Eric, doch Sabrina unterbrach ihn mit einem energischen Kopfschütteln. »Nix da. Euer neues Haus müsst ihr euch gemeinsam ansehen. Gib sie her. Das ist eure Männerrunde, und wir machen eine Frauenrunde.«

Lächelnd gab Eric nach und Lisa aus seinen Armen. Die war alles andere als begeistert, klammerte sich aber trotzdem bereitwillig an ihrer Mutter fest.

»Papa! Kommst du?« Max’ Stimme überschlug sich fast vor Ungeduld, während neben ihm Maurice durch erwartungsvolles Zappeln seinen Tatendrang zeigte.

»Jaja. Wir kommen ja schon!«, rief David zu den beiden hinüber, nahm danach Erics Hand, der seinerseits den Frauen hinterher sah.

»Meinst du, das klappt? Mit den beiden in einem Haus, mein ich?« Erics Frage war leise gestellt, weil er befürchtete, dass die Kids, oder noch schlimmer, seine Mum und Sabrina, ihn hören könnten.

David bugsierte ihn langsam in Richtung Jungs. »Warum nicht? Sie verstehen sich sehr gut. Und wenn du gesehen hast, wie günstig das Haus angelegt ist, wirst du auch positiver denken.«

»Mum ist eben …« Eric zog David nochmal näher, damit er ihm ins Ohr flüstern konnte. »Sie ist eben manchmal etwas schwierig, weißt du?«

»Ja, weiß ich«, erwiderte David schmunzelnd. »Bei unseren Endlosdiskussionen nach Nicks blendendem Einfall hast du es etwa tausendmal einfließen lassen.« Sich wieder in Bewegung setzend schlang er seinen Arm um Erics Mitte und nahm ihn einfach mit.

»Müssen wir durchs Haus?« Max tippelte mittlerweile ebenfalls von einem Bein auf das andere.

»Nein. Wir können außen rum gehen.« David deutete links an ihrer Haushälfte vorbei, und schon stürmten die Jungs los.

»Was, wenn es nicht funktioniert? Ich meine, wenn wir das durchziehen und die beiden streiten?« Eric war anscheinend noch nicht fertig mit Grübeln.

David hauchte ihm schnell einen Kuss auf den Mund. »Hör auf damit. Ein Risiko bleibt immer. Und wenn sie sich so zerstreiten, dass es gar nicht mehr geht …« Er legte eine dramatische Pause ein. »… dann tauschen wir und ziehen mit deiner Mum ins große Haus und Sabrina in das kleine.«

Eric blähte die Backen. »Du bist eindeutig zu viel mit Nick zusammen«, schmollte er.

»Komm schon, Honey. Wird schon alles schief gehen.«

»Na wenn Nicks Bärchen das sagt«, parierte Eric augenrollend, denn David liebte es, ihn mit dem neu aus der Taufe gehobenen Spitznamen seines besten Freundes zu quälen. ›Honey for the Bear‹ – Nick befand diesen Einfall als Knüller. »Immerhin ist Honig das Einzige, worauf Puh nicht verzichten kann und will.« Gut, ganz von der Hand zu weisen war Nicks Erklärung ja wirklich nicht.

»Papa. Der Garten ist super. Guck doch, da ist Platz für ein Baumhaus und für ein Tor.« Max’ Begeisterung verscheuchte beinahe das Regenwetter, aber auf jeden Fall vertrieb sie die trübe Laune aus Erics Gesicht.

»Du hast recht«, lachte er leise. Nun war er es, der sich einen Kuss von David holte. »Positiv denken. Das wird schon!«

 

***

 

Erst gegen zweiundzwanzig Uhr kamen David und Eric endlich in ihrem Appartement an. Müde und mit schwirrendem Kopf. Trotzdem hatten beide ein zufriedenes Strahlen im Gesicht.

Ein bisschen Routine hatte schon Einkehr gehalten in ihrem gemeinsamen Leben. David verschwand, wie gewohnt, sofort im Schlafzimmer und öffnete das Fenster – sie liebten es beide, in frischer Luft zu schlafen. Eric hingegen suchte als Erstes die Küche auf, wo er ein Bier mit zwei Gläsern besorgte, um damit im Wohnzimmer auf David zu warten.

Der kam nur eine Minute später, nahm lächelnd sein Bier und sank seufzend neben ihm auf die Couch. »Also, Umzug in vier Wochen!« Seinen Worten folgte ein Schnaufen, während er sich mit der Hand übers Gesicht fuhr.

»Das wird knapp, oder? Wegen Weihnachten, meine ich.« Erledigt lehnte sich Eric gegen Davids Schulter.

Der schnaubte erneut. »Ja. Auch das. Vor allem finanziell wird es ziemlich eng, aber sag das bloß nicht den Damen.«

Erics Hand wanderte auf Davids Brust, um dort einen Kreis zu ziehen. »Mein Scheck aus England ist gekommen. Endlich. Das hilft auch ein bisschen.«

»Ja. Sicher.« Müde war ein zu kleines Wort dafür, wie erledigt David klang. »Das Haus…, also die Häuser sind ein Schnäppchen. Der Eigentümer ist einverstanden mit meinem Vorschlag der Zahlung. Wenn wir also die Miete mit einbeziehen, die deine Mum bezahlen kann, müsste es in etwa hinkommen.«

Eric schmiegte sich seitlich an ihn. »Sabrina meint, sie möchte wieder arbeiten, wenn Lisa in den Kindergarten kommt. Dann kann sie ebenfalls mitzahlen.«

»Sabrina hat noch nie gearbeitet, Baby. Sie stellt sich das leichter vor, als es ist … den Stress zwischen Job und Kindern. Aber die gute Absicht muss man honorieren.« Er gähnte herzhaft. »Egal. Bis dahin ist es ohnehin noch lange hin.«

»Ich versuche, so schnell wie möglich mehr Stunden zu bekommen. Dann kann ich auch mehr zum Lebensunterhalt beitragen.« Eric klang geknickt.

Sofort hatte er Davids ganze Aufmerksamkeit. »Mach dir darüber keine Gedanken, okay? Ich verdiene genug.«

»Aber …«, versuchte Eric, einen weiteren Einwand zu platzieren, wurde jedoch von einem schmatzenden Kuss gestoppt.

»Jeder gibt das, was er kann«, schloss David das Thema kurzerhand ab, was Eric mit einem leisen Knurren zur Kenntnis nahm.

»Und jetzt komm. Ich will ins Bett.« David setzte an, aufzustehen.

»Ich hab noch nicht mal mein Bier ausgetrunken«, warf Eric ein.

David gähnte erneut. »Wie du willst. Ich hau mich hin.«

 

Dreißig Minuten und eine Dusche später betrat auch Eric das Schlafzimmer. David lag auf dem Rücken, in der Mitte der Matratze. Seine Augen waren geschlossen, und sein Brustkorb hob und senkte sich unter seinem gleichmäßigen Atem. Er schlief.

Ein von einem Seufzer unterstrichenes Lächeln ließ Erics Miene weich werden. Er schmiss das Handtuch zur Seite und krabbelte anschließend neben seinen Lover ins Bett. Unendlich vorsichtig stahl er sich einen Kuss von ihm, küsste dann sanft über das Kinn nach unten, folgte der Linie von Davids Hals, stoppte auch nicht, als ein zustimmendes Brummen erklang. Schmunzelnd ließ er seine Lippen weiter ihren Weg gen Süden zurücklegen. Der Atem, der Davids Brust bewegte, war nun nicht mehr so ruhig wie vorhin. Im Augenwinkel konnte Eric sehen, wie Davids Finger zuckten, trotzdem war er noch nicht wieder wach, dessen war er sich sicher.

Langsam richtete er sich ein wenig auf und schob behutsam die Decke zur Seite, um für einen Moment ungestört den im Mondlicht schimmernden Körper vor sich zu betrachten. Davids Schwanz schlief noch, wenn auch nicht mehr besonders tief, denn Erics Küsse hatten ihn zu einer schon sehr einladenden Form anwachsen lassen.

Einen genüsslichen Seufzer ausstoßend ließ Eric seine Fingerspitzen über den Schaft gleiten, dann zur Eichel weiterwandern, die sich bereits ein Stück aus der Vorhaut geschoben hatte. Er streichelte sie, doch das genügte nicht, obwohl ein leises Stöhnen über Davids Lippen kroch.

Nach einem weiteren Seufzer tauschte Eric Finger gegen Zunge. Leckte in einem Zug über die gesamte Länge des Penis, nur um am Ende angekommen, die Spitze einzusaugen, sie zu umspielen, sie mit seiner Zungenspitze zu kitzeln.

Ein erneutes – nun wirklich tiefes – Stöhnen ließ Eric hinauf zu David lugen. Dessen Augen waren noch geschlossen, aber seine Lippen hatten sich geteilt, um seinen schweren Atem in die Freiheit zu entlassen.

Etwas unzufrieden entließ Eric den Schwanz aus seinem Mund. Er war jetzt hart und schmiegte sich sofort gegen Davids Bauch. Eric lehnte sich zur Seite, holte das Gleitgel aus der Nachttischschublade und öffnete es, um sich eine großzügige Portion auf die Finger zu träufeln. Danach streckte er sich hoch, um David zärtlich, aber voller Verlangen zu küssen.

Und endlich wurde David aktiv. Seine Lippen gaben nach, schmiegten sich in ihrer wundervollen Weichheit gegen die von Eric. Seine Zunge schien ebenfalls erwacht zu sein, denn sie drängte sich, wenn auch noch etwas träge, in Erics Mund.

»Wurde ja Zeit«, murrte Eric in den Kuss hinein. Als Antwort darauf spürte er Davids Lächeln.

Erics vom Gel benetzte Hand tastete sich nach unten, dorthin, wo David gerade bereitwillig seine Beine öffnete und das rechte zusätzlich anzog, um Eric so den Platz zu geben, den er brauchte. Ohne den Kuss zu unterbrechen, stahlen sich dessen Finger zwischen Davids Arschbacken, suchten und fanden den begehrten Eingang.

Wohlige Seufzer ausstoßend genoss David Erics Streicheln. Sein Unterleib begann zu brennen, aber nicht im negativen Sinn. Das niemals verglühende Feuer des Verlangens hatte ihn erfasst. Er wollte Eric. Egal, wie müde oder erledigt er war.

»Komm, Baby. Ich will dich spüren«, bat er ihn daher, und nur einen Moment später spürte er die willkommene Schwere des geliebten Körpers über sich.

Sie küssten sich wieder. Gierig saugten sich Davids Lippen an den anderen fest, kosteten deren Süße. Erics sanftes Drängen hieß ihn, die Beine noch weiter zu spreizen, instinktiv zog er sie dabei hoch. Schon war da der einschmeichelnde Druck an seinem Anus, die stumme Bitte um Einlass. Hilflos drängte er sich dem entgegen, ließ summend den Atem entweichen, als Eric sich ein Stück in ihn schob, nur um anschließend innezuhalten. Ihm so die Möglichkeit gebend, sich zu entspannen.

Zärtlich schmusend verharrten sie so für ein paar Sekunden, bis David mit leichtem Druck seiner Hand auf Erics Hintern anzeigte, dass er bereit war.

Sofort drang Eric weiter in die ihn begrüßende Wärme ein. Er stöhnte laut, musste sogar kurz von Davids Lippen ablassen, weil ihn das Gefühl der Perfektion überrollte, so als wäre es heute das erste Mal.

Und das ewige Spiel begann, von denen beide jedoch niemals genug bekommen würden. David schlang seine Arme um Eric, zog ihre Körper in eine Einheit. Das hemmte Eric in seinen Bewegungen, aber das machte nichts. Das Einzige, was er wollte, war, die Nähe seines Geliebten zu genießen. Ob das nun bedeutete, ihn wild und hemmungslos zu ficken, oder sich gemeinsam mit ihm zum Orgasmus zu schaukeln, war egal. Es dauerte lange diesmal. Ihr Schweiß pappte sie aneinander, aber auch das störte nicht. Die Reibung ihrer Körper sorgte für eine wundervolle Stimulierung von Davids zwischen ihnen eingeklemmtem Schwanz. Sie küssten und sie liebten sich. Hitzewellen wurden von wohligen Schauern vertrieben, nur um sie wieder zu entfachen, während sie engumschlungen ihre Liebe zueinander zelebrierten. Irgendwann erreichte ihre Lust einen Punkt, von dem aus es kein Zurück mehr gab, und sie ergaben sich ihren knapp hintereinander folgenden, sanften, erlösenden Orgasmen.

 

»Wenn wir jetzt so einschlafen, kleben wir morgen früh zusammen«, murmelte Eric ein paar Minuten später. Sein Gesicht war in der Mulde vergraben, die Davids Hals mit seiner Schulter verband.

David lachte und streichelte mit der Hand über Erics Rücken. »Ich fürchte, bei dieser Sauerei hilft nur noch duschen.«

»Tut mir leid«, wisperte Eric.

»Was?«

»Dass ich dich nicht schlafen lassen konnte.«

»Mir nicht.« Davids Hand zog einen weiteren Kreis über Erics verschwitzte Haut. »Ich werde in Zukunft ohnehin noch mehr arbeiten müssen. Wenn wir uns dann immer die Ruhe geben, die wir vermeintlicherweise brauchen, haben wir gar nichts mehr voneinander.«

Eric seufzte tief, hob den Kopf und arbeitete sich, einen kleinen Kuss neben den anderen setzend, langsam von Davids Schulter zu seinem Mund vor. »Wie viel mehr wirst du arbeiten?«, fragte er, dort angekommen.

Nun verließ David ebenfalls ein Seufzer. »Nachdem ich vor habe, mich demnächst vor der Geschäftsführung zu outen, sehr viel mehr. Sie müssen absolut begeistert von mir sein, damit sie keinen Grund haben, daran zu zweifeln, dass sie mich auch als schwulen Partner behalten wollen.«

Nun sah ihm Eric in die Augen. »Das ist doch nicht fair, oder?«

»Was?« David lächelte zärtlich.

Erics Finger streichelten eine Strähne von Davids Haaren aus dem Weg. »Warum müssen wir den Heteros immer beweisen, dass wir trotz unseres Schwulseins okay sind?«

Darauf antwortete David nichts, holte sich nur noch einen Kuss.

Eric nickte trotzdem zustimmend – er wusste, diese Diskussion war aussichtslos.

»Komm. Lass uns duschen gehen.« David rollte sie beide zur Seite und rückte nach einem weiteren Kuss von Eric ab, bevor er aus dem Bett stieg.

Eric sah ihm lächelnd hinterher, dann folgte er ihm.

(2) Familienangelegenheiten

»Eric!« Max’ Gebrüll tanzte durch das Haus.

»Hier. Im Jungs-Zimmer!«, erfolgte prompt die Antwort.

Max stürmte sofort die Treppe hinauf. Sabrina, die Lisa auf dem Arm trug, folgte ihm langsam, weshalb sie auch erst mit ein paar Sekunden Verspätung oben ankam. Eric balancierte in einem weißen Maleranzug inklusive Mütze auf einer Leiter – beides von bunten Flecken übersät. Max stand mit vor Begeisterung glänzenden Augen zu seinen Füßen, sein Blick huschte fasziniert umher.

»Das ist ja toll geworden«, lobte Sabrina ebenfalls überschwänglich. Max und Maurice hatten sich für ihre Übernachtungen bei David und Eric ein Fußballzimmer gewünscht, und der Plan ging ganz eindeutig auch auf.

Die Wände waren grün, wie eine frisch gemähte Wiese, und die Seite, an der später die beiden Betten stehen würden, zierte ein Abbild des Wembley Stadions.

Eric drehte sich in ihre Richtung, auf seiner Nase prangte ein grasgrüner Farbklecks. »Vielen Dank. Aber das Bild ist ja …«

»… mein Werk«, ergänzte der, eben aus dem anschließenden kleinen Bad eintretende Nick freudestrahlend. Er trug einen knallig orangenen Overall und eine dunkelrote Strickmütze, die es kaum geschafft hatte, seine strubbelige Mähne zu zähmen. Auch auf ihm waren die verschiedensten bunten Flecken zu finden.

»Na, dann eben Kompliment an beide«, merkte Sabrina grinsend an, dabei deutete sie einen Knicks an. Immer noch war sie überwältigt, wie glatt der Umzug über die Bühne gegangen war. Wenn die Jungs in dem Tempo weitermachen würden, war ein Weihnachten ohne Großbaustelle tatsächlich realistisch.

Max hüpfte Nick entgegen und landete in dessen ausgebreiteten Armen. »Danke, danke, danke«, jubelte er. »Und für Lisa? Hast du das Märchenschloss schon gemalt?«

»Nein. Das ist morgen dran«, erwiderte Nick, den kleinen Mann an sich drückend.

Lisa, die ihren Namen vernommen hatte, sah interessiert zu den beiden hinüber. »Mapana«, merkte sie an, was Max dazu brachte, die Augen nach oben zu rollen – so langsam bezweifelte er ernsthaft, dass seine Schwester irgendwann mal richtig sprechen würde.

»Wann dürfen wir denn das erste Mal hier schlafen?« Kaum Nicks Umarmung entschlüpft, führte er seinen Freudentanz in Richtung Eric fort, der inzwischen von der Leiter gestiegen war.

»Weiß nicht. Die Möbel müssen noch aufgebaut und Lisas Zimmer fertig gemalt werden«, erklärte er, während er den Kleinen kurz einarmig an sich drückte.

Die erneute Erwähnung ihres Namens ließ Lisa zu ihm herumfahren. Erst jetzt schien sie unter dem Arbeitsanzug Eric zu erkennen. Begeistert quiekend streckte sie ihre Arme in seine Richtung.

Eric legte den Pinsel zur Seite, wischte sich die Hände an der ohnehin bereits verschmutzten Hose ab und betrachtete sie skeptisch. »Ich glaub, das ist keine gute Idee, kleine Maus. Ich bin total schmutzig.«

Das schien Lisa jedoch ziemlich egal zu sein, denn sie zappelte noch mehr. Sabrina packte sie fester. »Warte mal. Eric wäscht sich nur schnell, danach darfst du zu ihm.«

»Du kannst inzwischen zu mir«, bot Nick großzügig an, doch Lisas Schmolllippe zeigte deutlich, dass diese Alternative nicht in Frage zu kommen schien.

»Sieh es ein, bei ihr hast du keine Chance«, witzelte Eric, bevor er folgsam im kleinen angrenzenden Badezimmer verschwand, um sich Lisa-fertig zu machen.

Max präsentierte sich da schon mehr begeistert. »Nick! Können wir mein Bett aufbauen? Jetzt gleich? Dann kann ich vielleicht heute hier schlafen?«

Seine Bettelei ließ Sabrina den Kopf schütteln. »Es ist halb acht. Du musst noch duschen und ins Bett. Morgen ist Schule. Vergiss das nicht.«

»Aber …«, quengelte Max, doch Eric, der eben aus dem Bad zurückkehrte, würgte die Beschwerde ab, indem er ihm liebevoll durch die Locken wuschelte.

»Hör auf deine Mama. Ab übermorgen haben wir Ferien. Dann machen wir alles fertig, und spätestens nach Weihnachten könnt ihr das Zimmer einweihen. Okay?«

Sabrina sandte ihm einen dankbaren Blick. Er resultierte aus seiner Unterstützung Max betreffend und noch mehr aus der Tatsache, dass er endlich bereit war, die wild zappelnde Lisa zu übernehmen.

Sofort patschte die kleine Hand in Erics Gesicht – Lisas persönliche Begrüßungsgeste. Er hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. »Na, Prinzessin? Wie war dein Tag?«, fragte er danach schmeichelnd.

Nick verdrehte die Augen, Sabrina grinste. So sehr sich Eric anfangs vor dem Umgang mit dem Baby gefürchtet hatte – mittlerweile waren die beiden ein Herz und eine Seele.

»Wo ist denn Papa? Ist er noch nicht zuhause?« Max drängte sich – ein bisschen eifersüchtig – seitlich an Eric, der ihm sofort seine Hand auf die Schulter legte und ihn an sich drückte.

»Der muss heute lange arbeiten, damit er vielleicht zwischen Weihnachten und Silvester frei machen kann.« Der Ton, in welchem er diese Erklärung abgab, zeigte deutlich, wie wenig auch er davon begeistert war.

 

***

 

»David? Hätten Sie fünf Minuten Zeit für mich?« Ralph Möllner, der Senior Partner, steckte den Kopf lächelnd in Davids Büro.

»Für Sie doch immer«, erwiderte David prompt, obwohl er eigentlich gerade beim Zusammenpacken war, um endlich nach Hause zu gehen.

Ralph trat, einen Blick auf die Skizzen der Analyse ihres aktuellen Projektes werfend, näher. »Sie arbeiten sehr viel in letzter Zeit«, bemerkte er beiläufig. »Alles in Ordnung bei Ihnen?«

David runzelte die Stirn. Worauf wollte er nur hinaus? »Ja. Sicher doch.«

Der Ältere nahm lässig auf dem Stuhl, der David gegenüber stand, Platz. »Man sagt, Sie sind vor kurzem in ein neues Haus gezogen.«

Die Feststellung, die wie eine Frage klang, ließ David schlucken. Er hatte schon öfter gehört, dass alle Partner sehr genau beobachtet wurden, aber bis jetzt hatte das nie ihn selbst betroffen. »Ja. Das ist richtig«, gab er also kurzerhand zu.

Ralph nickte zufrieden. »Es soll recht groß sein. Warum brauchen Sie denn plötzlich so ein großes Haus?« Er lachte leise. »Wenn ich das überhaupt fragen darf.«

David legte den Stoß Papiere zur Seite, der vor ihm auf dem Tisch lag. Irgendwie brauchte er eine oder zwei Sekunden, um sich zu sammeln. Er hatte wahnsinnige Angst, dass sich das hier in den nächsten Minuten zu einem unfreiwilligen Outing entwickelte. Natürlich stand es ohnehin bevor, auch seine Firma einzuweihen, aber er hätte den Zeitpunkt gerne selber bestimmt.

»David«, fuhr sein Boss fort – anscheinend hatte er seine Unsicherheit bemerkt. »Sie müssen mir wirklich nicht antworten. Es interessiert mich nur.«

David suchte seinen Blick und fand ihn aufrichtig und freundlich – überhaupt nicht verärgert oder misstrauisch. »Es ist kein großes Haus, sondern ein Doppelhaus. Da ich in Unterhaltsverpflichtung für meine Ex-Frau und meine Kinder stehe, haben wir festgestellt, dass es von Vorteil sein könnte, wenn wir uns eine Adresse teilen, ohne jedoch die jeweilige Eigenständigkeit aufzugeben.«

Wieder folgte ein Nicken seines Gegenübers – ein deutliches Zeichen, wie wenig neu diese Tatsachen für ihn zu sein schienen. »Sie haben noch ein Kind zusammen bekommen, oder? Obwohl Sie bereits getrennt waren.«

Davids Kopf ging rauf und runter, sagen mochte er dazu jedoch nichts.

»Es ist für die Kinder sicher wundervoll, den Vater so nah bei sich zu haben. Aber ich stelle mir das sehr schwierig vor, mit der Ex Wand an Wand zu leben.«

»Wir verstehen uns sehr gut«, erklärte David kurz angebunden.

»Also besteht die Chance, dass Sie wieder zusammenkommen?« Ralph schlug entspannt die Beine übereinander.

»Nein. Das denke ich nicht«, antwortete David nur. In ihm schrie alles danach, die Bombe platzen zu lassen, aber irgendwie kamen die Worte nicht aus seinem Mund.

»Schade eigentlich. Ich erinnere mich von den Firmenfeiern an Ihre Frau. Sabrina. Nicht?«

»Ja.«

»Haben Sie eine neue Freundin?«

»Nein.« In Davids Magen brodelte es heiß. Sein Herz zeigte ihm den Vogel, bevor es sich beleidigt abwandte. Halt die Klappe, schalt er es innerlich. Schließlich hatte er ja keine Freundin!

»Warum nehmen Sie dann nicht Sabrina mit auf meine Weihnachtsfeier? Das wäre doch nett, wenn Sie sich ohnehin so gut verstehen.« Ralphs Frage drang zwar an Davids Ohr, ihr Sinn erschloss sich ihm jedoch nicht. Planlos erwiderte er den abwartenden Blick seines Gegenübers.

»Die Weihnachtsfeier. Morgen«, konkretisierte sein Chef.

David war immer noch stumm wie ein Fisch, was Ralph schmunzeln ließ. »Das ist eine Einladung, David. An Sie. Zu meiner privaten Weihnachtsfeier, die ich jedes Jahr bei mir zuhause gebe.«

Ungläubig nickte David. Als Junior-Partner zu dieser Feier geladen zu werden, war eine ausgesprochene Ehre. »Danke«, stammelte er.

Ralph schmunzelte weiter. »Also kommen Sie?«

»Ja. Gerne.«

»Und nehmen Sabrina mit? Ich habe nichts gegen Singles, David. Aber Sie wären der Einzige, der solo kommt.« Der tiefe Ton seines Lachens durchdrang den Raum. David lachte automatisch mit.

Plötzlich begann sein Handy, das auf dem Schreibtisch lag, zu brummen. Neugierig warf er einen Seitenblick darauf. Es war eine Bildmitteilung.

»Gehen Sie nur ran«, bemerkte Ralph großzügig, nachdem er sein Lachen ausklingen hatte lassen.

»Es ist nur eine Mitteilung«, stellte David fest, griff aber trotzdem nach dem Gerät und öffnete den Familienchat in WhatsApp. Eine Aufnahme von Eric und Max erschien, beide sahen mit übertrieben entsetzter Miene auf Erics Armbanduhr. Sofort musste David grinsen.

»Na? Gute Nachrichten?«, riet sein Chef.

»Mein Sohn«, berichtete David die eingeschränkte Wahrheit. »Ein dezenter Hinweis, dass es schon sehr spät ist.«

Ralph lächelte. »Na dann. Ab nach Hause.«

 

***

 

Als David zuhause ankam, brannte lediglich in der sogenannten Villa Rosa, dem Haus von Maddy und Sabrina, Licht. Er überlegte kurz, in sein eigenes Heim einzukehren, entschloss sich aber, in der leisen Hoffnung, die Kinder wären vielleicht noch wach, vorne rein zu gehen.

Die Haustür war nicht versperrt – wie eigentlich immer, außer nachts – , also trat er einfach ein. Aus dem Wohnzimmer war Stimmengewirr zu hören, darunter eine, die nicht in die hier ansässige Gruppe passte.

»Wenn du beabsichtigst, deinen Vibrator ohne Namen durchs Leben gehen zu lassen, gleicht das Blasphemie!« Nicks Feststellung folgte Gelächter weiblicher Natur, und der Inhalt derselben ließ endgültig darauf schließen, dass die Kids bereits im Bett waren.

David streifte die Schuhe ab, platzierte seine Aktentasche auf der Vorzimmerkommode und betrat danach das Zimmer.

»Bäääärchen!«, wurde er begeistert begrüßt. »Hast du es doch noch nach Hause geschafft?« Nick sprang auf, fiel ihm um den Hals und ließ schmatzend seine Lippen auf Davids Wange krachen.

Sabrina und Madeleine saßen auf der Couch, von Eric war nichts zu sehen.

»Hi, du Nervensäge«, begrüßte David Nick liebevoll, machte sich aber gleich darauf aus seiner Umarmung los. »Wo ist Eric?«

»So langsam glaube ich wirklich, du magst ihn lieber als mich«, grummelte Nick verspielt, was David ein Grinsen abrang.

»Er liest Lisa eine Geschichte vor.« Sabrina lächelte ihm entgegen.

»Kann ich auch eines haben?«, fragte er, während er auf die zwei Bier deutete, die auf dem Tisch standen.

»Klar.« Maddy erhob sich und verschwand in Richtung Küche.

»Ich mach mir noch einen Cocktail«, erklärte Nick geschäftig und eilte ihr hinterher.

Mit einem tiefen Seufzer sank David auf den Lehnsessel rechts von der Couch.

»Du siehst ziemlich erledigt aus«, stellte Sabrina fest und schickte ihm einen besorgten Blick.

»Was machst du morgen Abend?«, fragte er, ohne auf ihre Beobachtung einzugehen.

»Was?« Sie stockte kurz, runzelte die Stirn.

»Ich bin eingeladen worden. Also besser wir. Zur Weihnachtsfeier. Bei Ralph Möllner.« Er sprach in seine Hand, auf die er sich abgestützt hatte, doch Sabrina verstand ihn trotzdem.

»Bei deinem Boss?«, hakte sie etwas verwirrt nach.

»Ja.« Er sah sie an, die Unterseite seines Gesichtes noch immer hinter seiner Hand versteckt.

»Warum wir beide?«

»Er hat mich gefragt. Wegen dem Haus hier, warum ich es gekauft habe, und ich hab ihm erzählt, dass wir es uns teilen.«

Die Falten auf ihrer Stirn wurden tiefer. Sie wartete auf mehr.

»Dann wollte er wissen, ob ich eine neue Freundin habe«, berichtete er also leise weiter.

Ihre Augen zogen sich zusammen. »Und was hast du gesagt?«

»Nein.«

»Nein?«, stieß sie vorwurfsvoll hervor.

Er machte ein unglückliches Gesicht. »Ich habe ja in Wahrheit keine Freundin.«

»Aber du hast Eric, du kleines feiges Arschloch.« Nicks entsetzter Ausruf traf David unerwartet, also wirbelte er herum.

Sein bester Freund stand in der Tür, in der Rechten ein Cocktailglas mit tieflila Inhalt und rosa Manschette um den Stiel. Hinter ihm war Maddy zu sehen, drei Bier in der Hand und Unglauben im Gesicht.

Sabrina atmete scharf aus. »Gut. Ich hätte es jetzt nicht so krass ausgedrückt, aber er hat nicht unrecht, David. Verdammt! Ich dachte, du willst endlich reinen Tisch machen!«

»Das sagst gerade du. Du warst doch so dagegen, dass ich mich oute.« Er fühlte sich augenblicklich unter Druck gesetzt und sprang ungehalten auf, um nervös auf und ab zu tigern.

Maddy schlängelte sich an dem sichtlich erstarrten Nick vorbei und setzte sich wieder neben Sabrina. Sie stellte die Biere ab, schob eines zu Sabrina und eines – wenn auch sehr, sehr energisch – in Richtung David. »Da war sie auch noch verwirrt, weil ihr Mann, an dem sie immer noch hing, plötzlich schwul war. Heute weiß sie, dass es das einzig Richtige ist, zu sich selbst zu stehen. Nicht wahr, Süße?« Madeleines Hand legte sich mütterlich auf die von Sabrina, die zustimmend nickte.

Auch Nick setzte sich in Bewegung. Er platzierte sich auf den jüngst von David verlassenen Sessel und nippte elegant an seinem Cocktail. Danach sah er David ernst an. »Eric hat sein gesamtes Leben über den Haufen geworfen, um mit dir zusammen zu sein. Also hab endlich die Eier in der Hose, das Gleiche zu tun.«

»Der Job ist unheimlich wichtig für mich. Für uns alle. Hier geht es nicht nur darum, zu meinem Leben zu stehen, Nick. Was, wenn mein Boss nicht damit umgehen kann, dass einer seiner Junior-Partner mit einem Mann zusammenlebt? Was, wenn er mich rauswirft?«

Nick zuckte mit den Achseln. »Dann verklag ihn. Das darf er nämlich nicht.«

»Was ist hier los?« Eric erschien mit dem Babyphone in der Hand im Türrahmen. Sein Blick schwenkte von Nick zu David, der immer noch sichtlich aufgewühlt mitten im Raum stand, danach weiter zu seiner Mum und Sabrina.

»Hi«, sagte David sanft.

»Hi«, grüßte Eric zurück, kam zu ihm hinüber und gab ihm einen kurzen Kuss. »Worüber streitet ihr? War etwas in der Firma?«

Nick war schneller als David. »Dein Schatz ist zu einer wichtigen Feier geladen. Nur leider mit seiner Ex-Frau, weil seine verschrumpelten Eier vergessen haben, dass er eigentlich einen Lover zuhause hat.«

David senkte den Blick, bevor er lautstark den Atem ausstieß.

»Du weißt, wie lieb ich dich habe, Nick. Aber das geht dich nichts an.« Erics scharfe Aussage verpasste den anderen, inklusive David, einen absolut verblüfften Gesichtsausdruck, doch Eric ließ keinem von ihnen Zeit für eine Erwiderung. »Sabrina. Wenn ich auf die Kids aufpasse, würdest du dann mitgehen?«, fragte er mit neutraler Stimme.

Ihr Kopf bewegte sich rauf und runter.

»Gut. Dann ist das ja geklärt. Bekomm ich auch noch ein Bier?« Diese Frage ging an seine Mum, die nickte und sich bereits erheben wollte, doch er winkte ab. »Warte, ich hol es mir schon selbst.« Er stellte das Babyphone auf den Tisch und war gleich darauf aus dem Zimmer.

Alle sahen David an, der hart schluckte, bevor er hinter Eric hereilte. In der Küche angekommen, fand er ihn aus dem Fenster starrend vor; seine Hände auf der Arbeitsfläche abgestützt, die Muskeln angespannt, sein Atem schnell.

»Hast du vorgeschlagen, sie mitzunehmen, oder wie ist er darauf gekommen?«, fragte Eric leise. Es war nicht nötig, sich umzuwenden. Er spürte, dass es David war, der ihm gefolgt war.

David kam näher, stellte sich knapp hinter ihn, allerdings ohne ihn zu berühren. Mit konzentriert ruhig gehaltener Stimme gab er das Gespräch zwischen ihm und Ralph wieder. Fast Wort für Wort.

»Wie lange wird es denn noch dauern, bis du so weit bist, ihm die Wahrheit zu sagen?« Vollkommen beherrscht war Erics Frage gestellt, aber David fühlte die verborgene Unsicherheit als leichte Vibration in seiner Stimme.

»Bald, Eric. Ich verspreche es.«

Langsam drehte sich Eric nun doch um und suchte Davids Blick. Für einen Moment blieb seine Miene verschlossen, erst dann kehrten die Helligkeit und ein sanftes Lächeln zurück.

»Dieses Projekt noch. Das ist ein Mammut-Geschäft. Es bringt jede Menge Profit und mir hoffentlich das endgültige Vertrauen.« Davids Augen flehten um Verständnis, und Eric schenkte es ihm, wenn auch nicht ohne kleinen Einwand. »Nicht ewig, David. Vergiss das nicht. Ich warte nicht ewig.«

Davids Hand legte sich an Erics Wange, streichelte nach hinten und packte ihn zärtlich im Nacken. Sanft zog er sein Gesicht näher, ließ ihre Lippen verschmelzen.

Der Kuss dauerte nicht lange, das hoben sie sich für später auf. Aber sie hielten sich kurz fest, versicherten sich stumm ihrer Liebe und ihrer Kraft, allen Widrigkeiten zu trotzen.

»Seit wann ist Nick eigentlich auf deiner Seite?«, unterbrach David schließlich die Stille und erntete für die Frage ein leises Lachen. »Er hat versprochen, dich glücklich zu machen, Baby«, wisperte Eric geheimnisvoll.

»Und?« Seine Worte gaben David Rätsel auf.

Erics Lippen streiften noch einmal die seinen, dann stupste er mit der Nase gegen seine. »Da du nur mit mir glücklich werden kannst, versucht er, dich davor zu bewahren, mich zu verlieren.« Ihre Blicke versanken ineinander.

»Aber das werde ich nicht«, flüsterte David zurück. »Denn du liebst mich. Trotz all meiner Fehler.«

»Stimmt nicht ganz.« Eric seufzte tief. »Ich liebe dich, gerade, weil du eben auch deine Fehler hast.«

(3) Unter dem Mistelzweig

Drei Augenpaare verfolgten interessiert, wie Sabrina eine kleine Runde durchs Wohnzimmer drehte und dann einen eleganten Knicks imitierte.

»Du siehst wunderschön aus, Mami«, hauchte Max vollkommen überwältigt. Er wirkte wirklich überrascht. So sehr, dass es Sabrina sogar ein bisschen ärgerte. Immerhin konnte sie ja nichts dafür, dass sie die vergangenen Jahre in Jeans und Haushaltsklamotten verbracht hatte. Oder doch?

Eric stieß einen dreifachen Pfeifton aus, dessen letzter Ton langsam ausklang. Danach legte er den Kopf schief, sodass er auf dem Köpfchen von Lisa, die auf seinem Arm thronte, zu liegen kam. »Du bist bezaubernd. Ehrlich«, bezeugte er mit sanfter Stimme, und die Zuneigung, die darin mitschwang, zauberte eine zarte Röte auf Sabrinas Wangen.

»Mabadana«, fasste es Lisa in ihre eigenen Worte.

Sabrina trug eines ihrer alten Kleider, die sie die letzten drei Jahre als untragbar in die hinteren Reihen ihres Kleiderschrankes verbannt hatte. Jetzt passten sie jedoch wieder wie angegossen. Sie blickte an sich selbst hinab und schwang stolz hin und her. »Und es ist nicht zu jugendlich für mich?«, fragte sie nach.

»Nein. Natürlich nicht«, wehrte Eric ihren Einwand ab, und er meinte es wirklich so.

Das Kleid endete knapp über ihren Knien, war dunkelrot und aus fließendem Chiffon. Der leicht geraffte Ausschnitt war großzügig und ermöglichte so einen Blick auf ihre kleinen, aber nach drei Kindern immer noch erstaunlich festen Brüste. Um ihre Mitte hatte sie ein breites Band geschlungen, auf dem einige wenige Steine für ein bisschen Glitzer sorgten, der sich auch als seitliche Applikation an ihren hohen High Heels wiederfand, die, wie der Gürtel, aus schwarzem Leder waren. Der glockig geschnittene Rock umschmeichelte verspielt ihre langen Beine, die in hautfarbenen halterlosen Strümpfen steckten. Es war sexy, wirkte aber trotzdem nicht billig, ganz im Gegenteil.

Auch, wenn Eric das natürlich nicht im eigentlichen Sinn empfand – Sabrina war unbestreitbar eine sehr attraktive Frau. Das gab er gerne zu, denn der Blick für Schönheit war ihm nicht fremd und durfte seiner Meinung nach keinesfalls auf ein Geschlecht reduziert werden.

»Wow!« Der warme und ebenfalls ein bisschen stolze Ton in Davids Stimme ließ Sabrinas Augen leuchten. Er kam eben zur Tür herein – in einem schwarzen Anzug und einem roten Hemd, im gleichen Ton wie Sabrinas Kleid.

Eric wiederholte sein Pfeifen, wenn auch mit einem Tick mehr Anzüglichkeit darin. Danach grinste er David unter zuckenden Augenbrauen entgegen. »Das Wow kann ich nur zurückgeben«, hauchte er lasziv. »Du siehst ausgesprochen scharf aus.«

Ein verlegenes Lächeln, begleitet von einem Hauch Rosé, erschien auf Davids Gesicht.

»Na toll. Das ist unfair. Klar findest du ihn scharf, und mich nicht«, beschwerte sich Sabrina verspielt.

»Was heißt scharf aussehen?«, erkundigte sich Max natürlich prompt.

»Na, dass Eric David sexy findet«, erklärte Maurice, der gerade ins Zimmer schlurfte, naseweis.

»Schon gut, ihr zwei. Diskussion beendet«, rügte Madeleine, begleitet von einem genervten Augenaufschlag. Sie war direkt hinter dem Kleinen und sandte ihrem großen Sohn einen strafenden Blick.

»Papa!«, sagte Lisa laut und deutlich und zog somit die Aufmerksamkeit aller auf sich.

Eric hob sie staunend an, drehte sie herum und betrachtete sie verzückt. »Hast du gerade Papa gesagt, du kleine Maus?«, fragte er begeistert.

»Na, das war ja klar«, maulte Sabrina, diesmal nicht ganz so spielerisch, während David drei große Schritte machte, um Lisa liebevoll aus Erics Armen zu pflücken.

»Sie kann Papa sagen«, rief er voller Erstaunen, worauf ein amüsiertes »Wir haben’s gehört, Papa« von Max folgte. Maurice kicherte ebenfalls.

»Papa«, sagte Lisa erneut und strahlte danach. Ihre kleine Hand patschte auf Davids Gesicht.

»Oh Gott, ist das süß«, säuselte David, drückte sie an sich und zog ein Schmollgesicht à la Nick. »Ich will zuhause bleiben und nicht auf diese doofe Party gehen«, erbat er flehend von Eric.

»Spinn nicht rum«, schimpfte Maddy resolut. »Sabrina hat sich stundenlang schick gemacht.«

Eric griff wieder nach der Kleinen, die sich wirklich bereitwillig zurück in seine Arme ziehen ließ. »Papa«, gab sie zum dritten Mal ihr neues Können preis, doch diesmal sah sie dabei Eric an.

Sofort brachen Max und Maurice in wildes Gelächter aus, Sabrina schnaubte genervt. »Und auch das war klar.«

 

***

 

Das Haus von Ralph Möllner war nicht groß, sondernriesig. Weiße Säulen, kleine Türmchen und rote Vordächer gaben ihm den Touch eines Märchenschlosses.

»Oh Gott, ist das kitschig«, bemerkte David mit gerümpfter Nase.

Sabrina, die sich aus Angst vor dem eisigen, rutschigen Boden an seinen Arm geklammert hatte, kicherte. »Das hat sicher seine Frau ausgesucht. Lass mich raten. Sie ist mindestens zwanzig Jahre jünger und war mal Stripperin.«

David lachte mit ihr. »Nein. Sie ist genauso alt wie er und Mitglied im Kirchenchor.«

»Okay. Dann haben sie einfach einen furchtbaren Geschmack.«

»Oder als Kinder zu wenig Märchen vorgelesen bekommen.«

»Oder zu viel.« Wieder kicherten beide, danach schenkte Sabrina ihm einen aufmunternden Blick. »Also los. Erobere die obere Etage. Ich bin an deiner Seite.« Ein Zwinkern folgte.

»Meinst du, Eric versteht das alles wirklich, oder ist er einfach nur … wahnsinnig tolerant?« David wirkte unheimlich zerknirscht, was Sabrina ein Seufzen entlockte.

»Er versteht es und er ist sehr, sehr tolerant. Aber reiz das nicht bis zum Letzen aus. Verstanden?« Ihr Ton schwankte zwischen verständnisvoll und streng.

»Verstanden«, wiederholte er artig, ergriff ihre Hand und hob die andere, um die Klingel zu betätigen.

Eine Hausdame mit mechanischem Lächeln öffnete ihnen, befreite sie von ihren Mänteln und führte sie in den festlich geschmückten Wohnsalon. Schnell stellte sich heraus, dass der Altersdurchschnitt der Gäste wohl im letzten Lebensdrittel anzusiedeln war. Außerdem schien es sich ausnahmslos um etwas altmodische, aber durchaus mitunter junggebliebene Ehepaare zu handeln. Freundlich lächelnd sandte David ein kleines Stoßgebet zum Himmel, dass die Diskussion, seine Begleitung betreffend, gestern so glimpflich abgegangen war. Ganz kurz stellte er sich vor, er wäre im Anflug eines revolutionären Aufbegehrens mit Eric hier aufgelaufen. Er konnte sich bildhaft die weit aufgerissenen Augen und geschockten Gesichter dieser netten Omis und Opas vorstellen. Und wie aus denselben langsam die Gesichtsfarbe wich, bevor das entsetzte Gemurmel Einzug hielt. Die ganze Vision gipfelte in einem Schlaganfall seines Bosses, dessen Witwe David danach spontan aus seinen Pflichten entließ. Innerlich den Kopf schüttelnd musste er ein bisschen über diese Vorstellung schmunzeln.

Plötzlich spürte er den Druck von Sabrinas Hand an seinem Arm. Er fühlte sich ertappt und sah auf, doch ihr Versuch, seine Aufmerksamkeit zu erringen, war wohl eher dem Auftauchen ihrer Gastgeber geschuldet.

Ralph Möllner hatte seinen Arm um die noch sehr schlanke Hüfte seiner sympathischen Frau geschlungen. »Liebes. Darf ich dir einen unserer vielversprechendsten Junior-Partner vorstellen?« Möllners Hand schwenkte präsentierend in Davids Richtung. »David Koller.«

David streckte der freundlich lächelnden älteren Dame die Rechte entgegen, die diese ergriff und erfreut schüttelte.

»Und seine Frau Sabrina«, fuhr Ralph fort.

David stockte in seiner Bewegung und ließ die Hand abrupt los. Bevor er allerdings noch etwas sagen konnte, hörte er zu seinem Erstaunen die vollkommen lässige Erklärung Sabrinas: »Ex-Frau. Wir sind geschieden, aber trotzdem Freunde geblieben. Deshalb begleite ich ihn heute.«

Ralph spendete ihr ein warmes Lächeln. »Und wir freuen uns darüber. Entschuldigen Sie meine falsche Formulierung.« Sein Arm zog seine Frau ein bisschen näher an sich. »Das hier ist meine Ehefrau Maria.«

Die beiden Damen schüttelten sich nun ebenfalls die Hände. Auch, als sie sich wieder losgelassen hatten, verweilte Frau Möllners Blick auf Sabrina. »Mein Mann hat mir erzählt, sie haben zwei Kinder?«, erkundigte sie sich höflich.

David zuckte innerlich zusammen und ihm wurde heiß.

Im Gegensatz dazu blieb Sabrina völlig cool. »Ja. Die Kleine, Lisa, wird an Silvester ein Jahr.«

»Ach!« Marias Augenbrauen hüpften. »Ich dachte, Sie sind schon länger getrennt.«

Eine Hitzewallung kletterte in David hoch, sein Blick huschte auf seinen Boss, doch der schien dem Gespräch der Damen vollkommen locker zu folgen.

Sabrina spürte anscheinend Davids Unruhe und griff einfach wie selbstverständlich nach seiner Hand. Ihr Lächeln blieb allerdings weiter auf Frau Möllner. »Was soll ich sagen? Auch Freunde machen manchmal Fehler. Aber da dabei so etwas Wunderbares wie unsere Tochter herausgekommen ist, kann man es kaum bereuen.«

Das ältere Ehepaar nickte zustimmend, und David starrte Sabrina nur voller Bewunderung an. So souverän wie seine Ex-Frau hätte er niemals auf diese pikante Frage reagieren können.

»Großvater. Ob wir dich wohl kurz entführen dürfen?«

Hinter Möllner tauchte die Ausnahme der einheitlichen Gästeschar auf. Zwei junge Männer – David schätzte beide knapp über zwanzig.

Der eine war blond, zirka eins siebzig und eher schmächtig gebaut. Er hatte blitzend blaue Augen unter sorgfältig gezupften Augenbrauen. Sein dunkelgrauer Anzug war sehr geschmackvoll und entsprach eindeutig der oberen Preisklasse. Der andere Mann war etwa so groß wie David, hatte seine etwas längeren dunkelbraunen Haare in einem Zopf gebändigt, war ausnehmend gut gebaut und trug einen schwarzen Armani. Auch er war auffallend gepflegt – und das auf eine ganz bestimmte Weise.

David versuchte, beim Anblick der beiden verzweifelt sein Gesicht neutral zu halten. Sein von Nick geschärfter Schwulenradar hatte soeben massiv angeschlagen und in seinem Kopf purzelten die Gedanken durcheinander. Eine neue Version seiner Vision von vorhin erschien vor seinem inneren Auge. Dieses Mal thematisierte sie einen freudschen Versprecher seinerseits. Eine versehentliche Aussage, die nur leider den Enkel seines Chefs outete. Wieder sank sein Boss in sich zusammen, doch dieses Mal hielt er sich die Hand ans Herz, das scheinbar – dank Davids Unfähigkeit, einem schwulen Bruder seine Anonymität zu bewahren – den Geist aufgegeben hatte.

»David, Sabrina. Darf ich vorstellen?«, holte ihn Ralphs Stimme aus seinen verrückten Gedanken. »Das ist der Sohn meiner Tochter. Georg.« Er schwenkte seinen Arm in Richtung des blonden Mannes.

»George«, merkte dieser, seinen Namen englisch betonend, etwas genervt an, was Möllner schmunzeln ließ. »Ach ja. Entschuldige bitte. Heute ist ja alles international, also George.« Sein Arm bewegte sich weiter auf den anderen jungen Mann. »Und sein Freund Philipp.«

Okay – er weiß es, dachte David voller Erstaunen, und der sanfte Druck von Sabrinas Hand zeigte ihm deutlich, dass sie ähnlich empfand.

Georges rechter Mundwinkel zuckte nach oben, er wirkte amüsiert. Der kurze, aber sehr durchdringende Blick, mit dem er David nun bedachte, würde vermuten lassen, dass auch er einen Schwulenradar eingebaut hatte, der ganz gut funktionierte. Doch David war sich ziemlich sicher, keine entsprechenden Signale gesandt zu haben. Bevor er jedoch noch auf seine eigene Beobachtung eingehen konnte, begann das Händeschütteln, danach verließen Ralph und die beiden jungen Männer die Szene.

David musterte Möllners Frau interessiert, während sie ihrem Mann und Enkel samt Anhang hinterher sah. Sein Mund öffnete sich, doch es waren nicht seine Worte, die er gleich darauf hörte – nein, sie entsprangen Sabrina. »Ist George schon lange geoutet?«

David fuhr entsetzt zu ihr herum.

»Ja. Schon seit Jahren. Ralph fiel es anfangs schwer zu akzeptieren, dass mit ihm wohl die Möllner-Linie aussterben wird, aber nun lebt er ganz gut damit«, antwortete Maria entspannt.

Davids Mund ging abermals auf, wieder war Sabrina jedoch schneller. »Ein Outing ist wohl immer schwer für alle Beteiligten. Aber schlussendlich ist doch nur wichtig, dass jeder so leben darf, wie er will.«

Maria lachte herzlich. »Das stimmt absolut.«

Nun schaffte es David endlich, einen Ton herauszubringen, wenn auch etwas holprig: »Ich hätte nicht erwartet, dass Menschen Ihrer Generation so entspannt mit diesem Thema umgehen.«

Frau Möllner schmunzelte. »Wissen Sie, David. Homosexualität ist nichts Neues. Es gab sie schon immer. Und es gab immer schon Menschen, die alles ablehnen, was ihnen fremd ist, und solche, die das Unbekannte begrüßen und akzeptieren.«

David nickte ihr lächelnd zu, dann drückte er Sabrinas Hand, die ihn daraufhin voller Wärme ansah.

»Es ist sehr schön zu sehen, dass Sie und Ihr Mann zum verständnisvollen Teil der Menschen gehören«, sagte Sabrina, wieder in Marias Richtung gewandt.

»Ja. Das finde ich auch.« Die ältere Frau lächelte warm. »Entschuldigen Sie mich bitte, ich sehe mal, was George denn so Dringendes zu besprechen hat.«

Kaum hatte sie sich entfernt, drehte sich Sabrina, langsam den Kopf schüttelnd, um. Ihre Augen waren zusammengezogen. »Feigling«, zischte sie David, nicht ganz ernst gemeint, zu.

»Was?«, gab er pikiert zurück. »Meinst du, das wäre die perfekte Gelegenheit gewesen, um mich zu outen?«

Sie kräuselte ihre Nase, antwortete aber nicht. Erst nach einer kurzen Pause sagte sie trocken: »Holst du mir Punsch? Bitte.«

Und weil er sie so gut kannte, wusste er, dass das übersetzt bedeutete: Ja, denke ich. Und dazu ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.

 

***

 

Eric schloss vorsichtig die Tür zu Lisas Zimmer, obwohl er im Grunde wusste, dass, wenn sie einmal schlief, so gut wie nichts ihren Schlaf stören konnte. Seine Gedanken wanderten zum millionsten Mal an diesem Abend zu David und Sabrina. Was sie wohl gerade machten? Ob sie sich amüsierten? Ob Davids Boss zufrieden war, dass sein Junior-Partner, ganz angepasst und dem Klischee des erfolgreichen Mannes entsprechend, eine schöne Frau an seiner Seite mitgebracht hatte? Er kappte die Gedanken. Spätestens, wenn die beiden zurück waren, würde er es ohnehin erfahren.

Hinter der Tür von Max’ Zimmer sang Lady Gaga von einem Pokerface, dazwischen war das Lachen der Jungs zu hören. Eric atmete noch einmal tief durch, ging hinüber, öffnete die Tür und blickte hinein. »Hey, ihr zwei. Lisa schläft. Ein bisschen mehr Ruhe wäre also hilfreich, okay?«

Maurices Kopf schwang in seine Richtung. »Aber leise dürfen wir die Musik anlassen, ja?«

»Oder wir nehmen die Kopfhörer?«, schlug Max vor.

»Das wird nicht nötig sein. Es genügt, wenn ihr einfach leiser stellt. Gute Nacht.«

»Gute Nacht«, tönte es im Chor.

Eric zog die Tür wieder zu, lauschte kurz, und wirklich wurde die Lautstärke drinnen gedämpft. Er lächelte vor sich hin, während er sich fragte, warum Sabrina und seine Mum eigentlich auf getrennte Zimmer für die Jungs bestanden. Wenn es hochkam, waren es vielleicht zwei Nächte, die die beiden bis jetzt nicht gemeinsam verbracht hatten. Er und David hatten sogar schon darüber gesprochen, Maurices Bett hier rüber zu schaffen.

Er verharrte noch einen Moment, dann machte er sich auf den Weg nach unten. Der Fernseher lief, doch der Bildschirm zeigte lediglich ein Standbild mit dem bunten Schriftzug ›Queer as folk‹.Fast bereute er es schon, Nicks Flehen nachgegeben zu haben. Er hatte ihm versprochen, sich mit ihm ein paar Folgen reinzuziehen, während sie die Kinder hüteten. Gut – es war ja nicht so, als würde ihm die Serie nicht gefallen. Aber von David wusste er, dass gerade die ewige Brian und Justin Love- oder auch Nicht-Love-Story Nicks sonst eher nur sporadisch vorhandene Romantikgene zum Überkochen brachte. Und das jagte ihm ein bisschen Angst ein.

»Hooooneeeey!«, tönte es da auch schon lautstark. Nick hatte seine Schritte wohl bereits gehört. »Wann kommst du endlich?«

Erics Kopfschütteln folgte ein fahriger Griff ins Haar, bevor er ins Wohnzimmer eilte, wo ein vor Aufregung ganz hibbeliger Nick auf der Couch auf ihn wartete. Vor ihm auf dem Tisch, feierlich vorbereitet, zwei rosa-weiße Cocktails mit Schirmchen.

Eric ließ eine Augenbraue tanzen. »Echt jetzt? Tunten-Cocktails?«

»Klar. Passt doch, oder?« Nick klopfte einladend neben sich auf die Sitzfläche. Er selbst hatte die langen Beine untergeschlagen und trug bereits seinen Pyjama – eine gelbe, mit kleinen Feen übersäte Scheußlichkeit, mit passenden hellgelben Schlafsöckchen.

»Sag mal, warum zur Hölle bist du schon im Schlafanzug?«, maulte Eric, ließ sich aber dennoch brav auf das Sofa fallen.

»Damit ich nachher nur mehr in mein Bettchen kriechen muss«, eröffnete ihm Nick mit piepsiger Stimme, was Erics Brauen einen weiteren ›Cha-Cha-Cha‹ aufs Parkett legen ließ. »In Maurices Bettchen meinst du?«

Nick schenkte ihm einen treuherzigen Augenaufschlag. »Wie auch immer. Der Kleine schläft ohnehin nie darin. Warum können wir es nicht gleich zu einem Gästezimmer für mich umbauen?«

Eric verdrehte die Augen, schmunzelte aber. »Drück auf Play und gib Ruhe.«

Gehorsam senkte Nick seinen bereits über der Taste schwebenden Daumen. Gleich darauf stieß er ein ungeduldiges, kaum unterdrücktes Quieken aus, bevor er die Fernbedienung zur Seite legte, die geballten Fäuste an seinen Mund presste und lautstark seufzte.

Eric ächzte – wie er hoffte, lautlos – und streckte sich zur Seite, um die Stehlampe auszuschalten.

»Willst du es romantisch?« Nick ließ seine Hände sinken und rückte näher zu Eric. Sofort traf ihn ein verkniffener Blick, den er aber mit reichlich Wimperngeklimper zu verscheuchen versuchte. »Komm schon, Honey. Nur ein bisschen kuscheln.«

Eric bemühte sich um eine strenge Miene, gab jedoch schnell auf, weil Nicks Getue einfach keinen Ernst zuließ. »Du darfst meine Beine als Kissen benutzen«, bot er großzügig an und hob die Hände, um Nicks Haupt Platz zu geben.

Strahlend lächelnd legte sich Nick lang und bettete seinen Kopf in Erics Schoß. »Wenn David nicht da ist, bist du ohnehin verpflichtet, ihn zu vertreten. Bei den Kids und auch bei mir«, murmelte er leise.

Eric rückte sich unter ihm zurecht. »Ach, ich wüsste nicht, dass ihr noch viel kuschelt, ihr zwei?«

Nick lugte vorsichtig nach oben, um die Gefühlslage seines Kopfkissens zu prüfen. Eric schien allerdings lediglich amüsiert, also erwiderte er schelmisch grinsend: »Nur, wenn du nicht da bist.«

»Idiot«, murrte Eric schmunzelnd.

»Ich dich auch«, schnurrte Nick.

Für ein oder zwei Minuten widmeten sich die beiden dem Fernseher, dann fiel Eric ein, dass er eigentlich noch etwas vorhatte. Also beugte er sich über Nick hinweg nach vorne und nahm sein Handy zur Hand.

»Was machst du denn?«, beschwerte sich Nick sofort und sah mit gerunzelter Stirn zu ihm hoch.

»Ich möchte David das Bild schicken, das Mum von uns gemacht hat, bevor sie zum Dienst gegangen ist«, erklärte Eric bereitwillig.

»Dann beeil dich gefälligst!« Nick drehte sich unwirsch wieder nach vorn. Gleich darauf erklang ein sehnsüchtiger Seufzer. »Guck doch. Jetzt kommt der Moment, wo Brian Justin das erste Mal sieht!«

 

***

 

David spürte das Vibrieren in seiner Hosentasche und steckte sofort die Hand hinein, um sein Handy herauszuziehen, was ihm augenblicklich Sabrinas Aufmerksamkeit einbrachte. Er rief die Nachricht auf. Es war ein Schnappschuss von Eric, der rechts und links einen Schmatz von Max und Maurice aufgedrückt bekam. Vor sich, in seinen Armen, hielt er Lisa, die über beide Ohren grinste, und im Hintergrund der Bande schnitt Nick eine Grimasse.

Eine warme Welle durchströmte seinen Körper. Seine Liebe zu Eric, die zu seinen Kindern, zu denen auch irgendwie schon Maurice gehörte, und natürlich seine Zuneigung zu Nick vereinten sich in ihm zu einem angenehmen Feuer, gleich der Behaglichkeit, die ein offenes Kaminfeuer verbreitet. Seine Augen fingen Sabrina ein, sie war ebenso ein Teil davon. Und Maddy. Seine Familie!

»Ist was mit den Kindern?«, fragte Sabrina unsicher.

Er drehte den Bildschirm in ihre Richtung, worauf ein interessierter Blick und ein breites Schmunzeln ihrerseits folgten. »Nein. Es ist alles in Ordnung«, beschrieb er zusätzlich mit glücklicher Stimme das Offensichtliche, dann sah er, immer noch sein Telefon in der Hand, hinüber zu den Möllners, die mit wohlwollender Miene den Worten ihres schwulen Enkels lauschten.

Plötzlich straffte ein Energieschub Davids Körper. Er blickte Sabrina an, die überrascht ihre Stirn in Falten zog. Wieder kam die wohltuende Hitze zurück, die ihn vorhin beim Anblick des Bildes erfüllt hatte. Ein ungläubiges Lachen verließ seine Kehle.

Sabrina flüsterte fragend: »Was?«

»Worauf zur Hölle warte ich eigentlich?«, fragte er, immer noch leise lachend.

»Ich weiß es nicht«, erwiderte Sabrina verwirrt.

»Komm!« Er nahm ihre Hand und zog sie hinüber zu seinem Boss.

Dort angekommen blieb er so abrupt stehen, dass Sabrina von hinten in ihn hinein krachte. Ralph drehte sich in seine Richtung, dessen Frau ebenfalls. Auch George und Philipp wandten sich ihnen zu.

Davids Lippen teilten sich, da begann Philipp plötzlich zu strahlen. »Hey. Ihr steht unterm Mistelzweig. Los. Küssen!«, rief er begeistert.

Sowohl David, als auch Sabrina sahen nach oben. Wirklich. Direkt über ihrem Kopf schwebte ein Gebinde aus Misteln, umschlungen von einer riesigen roten Masche.

»Na los, David«, forderte sein Boss ebenfalls.

David fing Sabrinas Blick ein, schenkte ihr ein Lächeln und hauchte einen sanften Kuss auf ihre Lippen. Dann drehte er sich zurück zu Ralph und Marie und sagte – und zwar laut und deutlich: »Ich bin übrigens auch schwul.«

Ganz kurz wurde es still. Nicht im gesamten Raum, aber zumindest ihr kleiner Kreis schwieg, während Davids Herz wie wild wummerte.

Sabrinas Hand schob sich in seine, drückte ermutigend zu.

Es war schließlich George, der sich als Erster äußerte. »Na, darauf trinke ich«, bemerkte er einfach lässig. Philipp und er stießen an, dann kippten sie die Gläser.

Auch Sabrina machte vorsichtshalber einen Schluck von ihrem Punsch, den sie immer noch in Händen hielt.

Ralph räusperte sich, doch es war Frau Möllner, die als Nächstes sprach. »Und dem entspannten Gesichtsausdruck von Ihnen, Sabrina, entnehme ich, dass diese Nachricht für Sie nicht überraschend kommt.«

Sabrina lächelte sanft. »Nein. Ich weiß das schon lange.«

»Aber …« Ralphs Stimme klang belegt, also gönnte er seiner Kehle erst mal eine Dusche, indem er an seinem Glas Wein nippte. Dann fixierte er David und fing noch einmal an. »Aber Sie haben doch gesagt, Sie hätten keine neue Freundin.«

David schmunzelte verlegen. »Hab ich ja auch nicht. Ich hab einen Freund. Nein ... er ist mehr. Wir leben zusammen.«

»In dem Doppelhaus. Gemeinsam mit Ihrer Familie«, setzte Ralph die Informationen ihrer Unterhaltung vom Vortag zusammen.

Sabrina schaltete sich wieder ein. »Ja. Es ist die ideale Lösung. So können die Kinder uns beide haben, und auch wir können uns gegenseitig unterstützen.«

Zu Davids Erleichterung schien keiner der vier vor ihm Stehenden schockiert zu sein. Ein bisschen irritiert vielleicht, doch nicht im negativen Sinn.

»Das klingt außergewöhnlich, aber wenn sich die Kinder damit wohlfühlen, ist es wohl wirklich ein guter Weg.« Maria seufzte leise, ein Lächeln auf den Lippen.

»Sie fühlen sich äußert wohl«, bemerkte David. Sein Blick wanderte hinunter zu seinem Handy.

Das Ehepaar Möllner bedachte ihn und Sabrina mit freundlicher Miene, dann klärte Ralph erneut seine Kehle. »Warum auch immer Sie das bis jetzt für sich behalten haben, David. Ich möchte Ihnen versichern, dass Ihr Privatleben in keiner Weise auf Ihre Stellung in unserer Firma Einfluss hat. In keine Richtung.« Er grinste ein bisschen. »Was heißt, ich kann Ihnen keinen Bonus gewähren, nur weil Sie ein liebevoller Vater sind, der eben auch homosexuell ist. Wir haben im Moment ein riesiges Projekt am Laufen, das viel Zeit in Anspruch nehmen wird.« Er machte eine kurze Pause, die David nutzte, um ihm zustimmend zuzunicken.

»Was also Ihren Urlaubsantrag betrifft – ich brauche Sie Montag im Büro. Heilig Abend und Freitag können wir gerne pausieren, aber die beiden Tage vor Neujahr brauchen wir für die Planung. Und danach müssen wir so und so alle wirklich ran.«

Dieses Mal war es seine Frau, die mit leicht säuerlichem Gesicht nickte, was ihr bei Sabrina nur einen weiteren Pluspunkt einbrachte.