Deine bessere Hälfte - Christiane Stenger - E-Book

Deine bessere Hälfte E-Book

Christiane Stenger

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Beschreibung

Rechtshänder und Linkshänder können unterschiedliche Sachen besonders gut oder schlecht. Denn die jeweiligen Gehirnhälften werden durch die Seitigkeit unterschiedlich beansprucht. Christiane Stenger und Antje Tiefenthal zeigen Ihnen, dass in jedem rechts auch ein bisschen links steckt und warum wir beide Seiten stärken sollten. Denn: Manuel Neuer kann es, Felix Neureuther auch - bei den beiden Ausnahmesportlern sind beide Gehirnhälften optimal miteinander verknüpft. Das wollen Sie auch? Christiane Stenger, ehemalige Gedächtnisweltmeisterin und Bestseller-Autorin, zeigt Ihnen wie Sie Ihre dominante Seite bestimmen und die rezessive stärken. Sie erklärt, was es für Kinder bedeutet seitig zu sein und welche weitreichenden Folgen eine "Umerziehung" haben kann. Mit vielen Selbsttests und Übungen sowie spannenden Anekdoten, die Ihnen einen ganz neuen Blick auf Ihre Fähigkeiten erlauben!

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Christiane StengerAntje Tiefenthal

DEINE BESSERE HÄLFTE

Warum wir Rechts- oder Linkshänder sind und was das für unser Leben bedeutet

Für Opa Dieter

INHALTSVERZEICHNIS

Einleitung

Kapitel 1   Links und rechts – eine kleine Einführung

Die Hand Gottes

Linke Hand, rechte Hand, was denn nun?

Sind Sie Linkshänder, Rechtshänder oder beides?

Punkt, Punkt, Komma, Strich …

Kapitel 2   Zehn Fakten über links und rechts, die Sie bestimmt noch nicht wussten

Was stimmt, was nicht?

Fakt 1: Nichts Genaues weiß man nicht!

Fakt 2: gute Hände, schlechte Hände

Fakt 3: von Linkspfötern und Rechtsriechern

Fakt 4: Pferdekutschen vs. Paddelboote

Fakt 5: Psychotricks im Supermarkt

Fakt 6: Haste mal ’ne Kippe?

Fakt 7: das Drama des stotternden Königs

Fakt 8: Die Sache hat einen Haken

Fakt 9: Norden, Süden, Osten, Westen

Fakt 10: auf die linke Tour

Kapitel 3   Wie Hand und Hirn Hand in Hand zusammenarbeiten

Das Gehirn und die Hand

Händigkeit

Seitigkeit

Was ist Ihr Lieblingsfuß, Lieblingsohr und Lieblingsauge?

Zwei Welten in einer

Das Wunder Gehirn

Brain City

Zusammen spielt die Musik

Kapitel 4   »Typisch links«

Schlau, schlauer, Linkshänder?

Mythos oder Wahrheit?

Linkshänder sind die besseren Mathematiker …

… und sind angeblich kreativer als Rechtshänder

Status: Es ist kompliziert

Linkshänder lesen anders …

… und schreiben anders

Linkshänder haben ihren eigenen Feiertag

Berühmte Linkshänder

Kapitel 5   »Typisch Rechtshänder«

Was wissen Sie schon über Rechtshänder?

Es war einmal …

Warum gibt es so viele Rechtshänder?

Zwo, eins, Risiko!

Beim Knutschen gilt: rechts vor links

Flexibel in Rekordzeit

Alles nur Fake?

Kapitel 6   Der Mythos vom Beidhänder

Wie gut kennen Sie Beidhänder?

Eine Frage der Definition

Sind wir nicht alle ein bisschen beidhändig?

Neustart im Kopf

Kein Ende in Sicht

Doppelt hält besser

Kapitel 7   Das Chaos und seine Folgen

Dauerbaustelle Gehirn

Achtung, Verwechslungsgefahr!

Das Durcheinander im Kopf

Der Kampf mit den Buchstaben

Schönschrift oder Sauklaue?

Schritt für Schritt zurück

Kapitel 8   Händigkeit in der Kindheit und Schule

Zeigt her eure Hände

Stand der Dinge versus Wunschdenken – Theorie und Praxis

Die fantastische Entwicklung des kindlichen Gehirns

Wie Ihnen Ihr Kind seine Händigkeit verrät

Die In-Group

Schreiben und Lesen lernen mit der dominanten Hand

Linkshänder erkennen und fördern

Kapitel 9   Händigkeit und Musik

Wie Herr Losó seinen Flügel fand

Musiker und ihre Instrumente

Houston, is there a problem?

Vor- und Nachteile musikalischer Linkshänder

Wie halte ich nun mein Instrument?

Kapitel 10   Und was ist eigentlich mit Sport?

Die Leichtigkeit der Seitigkeit

Warum Linkshänder in manchen Sportarten Vorteile haben

Sollen wir jetzt alle mit links sporteln?

Was wir für unser Training lernen können

Sport hilft Hirn

Kapitel 11   Reine Übungssache

Übung macht den Meister

Die liegende Acht

Bei Müllers hat’s gebrannt!

Die Brezelherzen

Schreiben lernen für Linkshänder

Kapitel 12   Ausblick

Auf der Zielgeraden

Tipp 1: Keep calm and carry on

Tipp 2: Fragen Sie einen Experten

Tipp 3: Denken Sie über eine Rückschulung nach

Tipp 4: die Zukunft der Handschrift

Tipp 5: Was Hänschen nicht lernt …

Tipp 6: eins plus eins gleich eins

Dankeschön

Literaturverzeichnis

EINLEITUNG

Wunderbar, Sie haben diese Seite aufgeschlagen. Wetten, dass das Ihre rechte Hand für Sie erledigt hat? Falls Sie jetzt überrascht sind, weil wir mit unserer Vermutung richtiggelegen haben: Wir sind keine Hellseher. Die Erklärung ist viel banaler – nämlich pure Statistik. Die Welt besteht nun mal zu knapp 90 Prozent aus Rechtshändern. Sollten Sie die ersten Seiten allerdings mit der Linken umgeblättert haben, gehören Sie wahrscheinlich zu der deutlich übersichtlicheren Gruppe der Linkshänder. Sie sind quasi das kleine gallische Dorf, das – mit links – den Zaubertrank rührt und – ebenfalls mit links – den Römern gallische Höflichkeit beibringt. Ob Sie das Buch jedoch am Ende auch mit derselben Hand schließen werden, mit der Sie es geöffnet haben, oder ob sich die Kräfteverhältnisse Ihrer »starken« und »schwachen« Seite am Ende verschoben haben, wird sich auf der abenteuerlichen Reise zeigen, auf die wir Sie in diesem Buch einladen wollen.

Denn die Zusammenhänge in Sachen Händigkeit sind wahrhaftig abenteuerlich. Unsere Hände werden zum Beispiel von der jeweils gegenüberliegenden Seite im Gehirn gesteuert. Das heißt: Die linke Hirnhälfte führt die rechte Hand mit dem Latte macchiato an die Lippen. Sie lenkt auch den rechten Daumen auf den Auslöseknopf, um ein Selfie für die Freunde zu knipsen. Bei Linkshändern steuert die rechte Hirnhälfte die linke Hand mit der Gabel zum Kuchenstück oder lotst Daumen, Zeige- und Mittelfinger zielsicher in die Tiefen der Chipstüte, um auch wirklich noch die allerletzten Krümel zu erwischen. Ganz gleich, ob rechts oder links: Unsere »Lieblingshand« wird also von unserer »besseren Hälfte« gesteuert. Warum wir überhaupt eine bessere Hälfte haben und was diese Tatsache für Auswirkungen auf Ihr eigenes Leben hat, wollen wir Ihnen auf den nächsten Seiten zeigen und erklären.

Als die Idee zu diesem Werk entstand, war uns die ganze Tragweite des Themas noch gar nicht bewusst. Wir begannen das Buch als gallische Dorfbewohnerin (Antje Tiefenthal – Linkshänderin) und römische Legionärin (Christiane Stenger – Rechtshänderin). Wie sich das während der Arbeit zu diesem Buch verändert hat, werden Sie Stück für Stück erfahren. Ihr Bild über das Thema Händigkeit wird am Ende, wie das Gemälde bei Loriots grandiosem Sketch, vermutlich etwas »schiefer« hängen. Und nicht nur bei Ihnen. Uns geht es genauso!

Falls Sie Kinder haben (oder welche planen), dann ist das Wissen in diesem Buch für Sie ein Muss, um die richtigen Entscheidungen für Ihre Nachkommen treffen zu können: Soll Ihr linkshändiges Kind im Cello-Unterricht den Bogen mit links führen oder auf rechts »umlernen«? Was ist, wenn es mit links gegen den Ball tritt, aber mit der Gabel in der rechten Hand das Gemüse verweigert?

Dabei beschäftigen sich nicht nur Menscheneltern mit der Frage, ob ihre Sprösslinge links- oder rechtshändig sind. Die Frage nach der besseren Hälfte taucht selbst in der Tierwelt auf: Das Walross ist Rechtsflosser. Gelbhaubenkakadu und Helmkakadu bevorzugen ihre linke Kralle. Und die Winkerkrabbe ist beidseitig, sie winkt mit links oder mit rechts.

Mit welcher Pfote das Känguru am liebsten boxt, erfahren Sie gleich im ersten Kapitel. Sie wollen wissen, mit welcher Hand Sie sich am besten gegen ein attackierendes Beuteltier wehren sollten? Die Antwort darauf finden Sie in unseren dazugehörigen Selbsttests. Zehn Fakten über links und rechts, die Sie bestimmt noch nicht wussten, folgen im zweiten Kapitel. Daraufhin verraten wir Ihnen die wichtigsten Informationen über das Gehirn, die Sie für unsere gemeinsame Reise durch das Thema Händigkeit benötigen. Im dritten Kapitel wärmen wir uns mit einem kleinen Rundflug über Brain City auf, bevor unsere nächste Etappe im vierten Kapitel mit »Typisch links« beginnt.

Wer »links« sagt, muss auch »rechts« sagen, deshalb lernen wir im fünften Kapitel all das kennen, was »Typisch rechts« ist. Im sechsten Kapitel kehren wir auf einer urigen Berghütte ein, machen einen Abstecher mit der Zeitmaschine und gehen ganz nebenbei der Frage nach, ob es eigentlich auch Beidhänder gibt. Bei einer guadn Brotzeit diskutiert es sich ja bekanntlich am besten. Weiter geht’s in Richtung Bergspitze.

Ihnen geht schon jetzt die Puste aus? Entweder Sie sind einfach untrainiert oder Sie gehören vielleicht zu den umgeschulten Linkshändern – für sie kann es unter Umständen schwieriger sein, den Gipfel zu erreichen. Warum das so ist, lesen Sie im siebten Kapitel.

Wer bis ganz nach oben will, muss schon im Tal eine ordentliche Strecke zurücklegen. Wir zeigen Ihnen darum im achten Kapitel, wie Sie die Händigkeit bereits im frühen Kindesalter erkennen und fördern können. Doch warum stumm und verbissen auf das Ziel zusteuern? Mit einem fröhlichen Lied auf den Lippen läuft es sich schließlich besser – deshalb machen wir im neunten Kapitel einen Exkurs in die Welt der Musik und schauen im zehnten Kapitel, was unser Thema Händigkeit mit Sport zu tun hat.

Knapp vor der Gipfelerstürmung machen wir im elften Kapitel noch ein kurzes Stretching und ein paar Auflockerungsübungen, bis wir dann im finalen Kapitel zwölf endlich am Ziel unserer Reise angekommen sind, den neuen Ausblick genießen und noch einmal zurückschauen auf den Weg, den wir gemeinsam gegangen sind. Zum Abschied zeigen wir Ihnen, wie Sie künftig von den Reiseerfahrungen profitieren.

Nicht nur für Sie wird dieses Buch ein Abenteuer sein, auch für uns war und ist es eine aufregende Expedition in unbekanntes Gebiet. Wir hoffen, Sie haben genauso viel Freude an dem Buch wie wir. Zurren Sie die Wanderschuhe fest. Mit links oder rechts – egal: Es geht los!

Ihre Christiane Stenger und Antje Tiefenthal

KAPITEL 1

LINKS UND RECHTS – EINE KLEINE EINFÜHRUNG

Die Hand Gottes

22. Juni 1986, Mexiko-Stadt: 114 000 Zuschauer im ausverkauften Aztekenstadion fiebern dem Anpfiff zum Viertelfinale der Fußballweltmeisterschaft 1986 entgegen. Auf dem glühend heißen Spielfeld stehen sich Argentinien und England gegenüber. Vier Jahre zuvor hatte Großbritannien im Falklandkrieg Argentinien militärisch gedemütigt. Die Südamerikaner brennen auf moralische Wiedergutmachung. Besonders einer der Spieler lodert: Diego Armando Maradona. Doch bei Anpfiff ahnt der 26 Jahre alte Mannschaftskapitän der Albiceleste noch nicht, dass dieses Viertelfinale das Spiel seines Lebens werden und ihn hinauftragen wird in die höchsten Hemisphären der Verehrung. Die ersten 45 Minuten bleiben torlos, in der 51. Minute jedoch tauchen die Argentinier gefährlich nah vor dem englischen Tor auf: Maradona spielt am gegnerischen Sechzehner den Ball zu Jorge Valdano, der Ball springt über dessen Fuß, der englische Verteidiger Steve Hodge will die Situation klären, schießt das Leder unglücklich in die Luft Richtung Fünfmeterraum, Torhüter Peter Shilton rennt aus dem Tor, springt hoch, um den Ball aus der Luft zu pflücken – eigentlich reine Routine –, doch was ist das? Der 1,65 Meter kleine Diego Maradona überspringt den 1,85 Meter großen Torhüter und köpft den Ball ins Tor.

Ein Wunder! Na ja, eher wunderlich, dass das Tor zählt. Denn Maradona lenkt, wie mittlerweile bekannt ist, den Ball nicht mit dem Kopf, sondern mit seiner linken Hand in den Kasten. Skandal! Die Engländer reklamieren aufgebracht das unerlaubte Handspiel. Rudelbildung beim tunesischen Schiedsrichter, doch Ali Bin Nasser bleibt dabei: Das Tor zählt. Argentinien führt 1:0. Für den Videobeweis hätten die Briten damals wahrscheinlich sogar die Queen verkauft. Doch so müssen sie den Rückstand akzeptieren. Und es kommt noch dicker: Keine drei Minuten später schnappt sich Maradona in der eigenen Hälfte den Ball, sprintet 60 Meter über den Platz, dribbelt vier englische Spieler aus und wuchtet mit seinem linken Fuß den Ball zum 2:0 ins englische Tor – ein Geniestreich, ein Jahrhunderttor! Und dieses Mal regulär.

Am Ende gewinnt Argentinien das Viertelfinale 2:1, wirft Belgien im Halbfinale aus dem Rennen und gewinnt im Finale gegen Deutschland die Weltmeisterschaft. Diego Maradona wird als Nationalheld gefeiert, für sein irreguläres Tor zeigt er keine Reue: »Es war ein bisschen Maradonas Kopf und ein bisschen die Hand Gottes«, sagte er dazu vor laufenden Kameras. »Die Hand Gottes« – Maradonas linke – wird fortan fester Bestandteil der Fußballsprache und bis heute bei unerlaubtem Handspiel gerne zitiert.

Linke Hand, rechte Hand, was denn nun?

Die Sache scheint klar zu sein: Diego Maradona, der vielleicht begnadetste Fußballer aller Zeiten, ist Linkshänder. Schließlich schummelte er im Viertelfinale den Ball mit der linken Faust ins Tor und bevorzugte für seine zahllosen Tore vor allem den linken Fuß. Oder ist er vielleicht doch Rechtshänder? Denn wer Diego Maradona beim Autogrammeschreiben beobachtet, bemerkt: Der Fußball-Star signiert mit rechts! Wie selbstverständlich schnappt er sich mit der rechten Hand den Stift und unterschreibt Bälle, Trikots und Kreditkartenrechnungen. Dabei gilt Maradona in der Fußballwelt doch als Linkshänder. Auf welcher Seite ist denn nun die Hand Gottes? Links? Rechts? Oder ist Gott gar beidhändig?

Eine zuverlässige Antwort können wir leider nicht präsentieren, bis zur Drucklegung des Buches hat sich Diego Maradona nicht bei uns gemeldet. Es gibt aber auch noch eine dritte Möglichkeit: dass Señor Maradona Rechtshänder wider Willen ist – ein auf rechts umgeschulter Linkshänder. Damit wäre er nicht allein. Nur wenige Menschen sind wirklich eindeutig Links- oder Rechtshänder und üben jede Tätigkeit ausschließlich mit ihrer Lieblingshand aus. Bei einem großen Teil herrscht ziemliches Durcheinander. Mal links, mal rechts, dann wieder links oder doch rechts … Die britische Psychologin Marian Annett geht davon aus, dass nur knappe vier Prozent der Bevölkerung konsistente, also ständige Linkshänder sind. Der Rest sei zu einem Drittel gemischt und zu zwei Dritteln rechtshändig.1

Sind Sie Linkshänder, Rechtshänder oder beides?

Sie sind sich sicher: Sie gehören zu der seltenen Spezies der echten Linkshänder? Oder sind Sie 100 Prozent überzeugter Rechtshänder? Finden Sie heraus, wie viel Links- oder Rechtshänder wirklich in Ihnen steckt.

Am besten nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, verlassen das Sofa und probieren die einzelnen Aufgaben wirklich aus, statt sie nur vorschnell zu beantworten. Noch besser: Schnappen Sie sich einen Partner und machen Sie den Test2 gemeinsam. Denn vier Augen sehen mehr als zwei und vielleicht ertappt Ihr Sparringspartner Sie sogar beim heimlichen (oder unbewussten) Handwechsel. Kreuzen Sie an, ob Sie folgende Tätigkeiten mit links (l) oder rechts (r) ausführen. Wenn Sie mal die eine, mal die andere Hand verwenden, setzen Sie Ihr Kreuz bei (u) für unterschiedlich.

Test 1

•Sie schreiben einen Brief an Ihre Schwiegermutter (warum auch immer). In welcher Hand liegt der Stift? l/r/u

•Sie sind in Schwung gekommen. Nicht nur Text, auch ein selbst gemaltes Bild soll die Dame beglücken. Halten Sie beim Malen die Stifte auf der gleichen Seite? l/r/u

•Sie wollen Ihr Bild für die Schwiegermutter ausschneiden: Liegt die Schere in der linken oder rechten Hand? l/r/u

•Das Bild ist ein Meisterwerk: Applaus! Welche Ihrer Hände ist beim Klatschen oben? l/r/u

•So viel handwerkliche Arbeit macht hungrig. Es gibt Suppe: Mit welcher Hand löffeln Sie den Teller leer? l/r/u

•Mit Brot schmeckt die Suppe besser: Welche Hand schneidet die Chia-Vollkornbrotscheibe ab? l/r/u

•Die Suppe war etwas salzig, das macht Durst: Welche Hand führt Ihr Wasserglas zum Mund? l/r/u

•Ihre Zimmerpflanzen haben auch ohne Suppe Durst: Benutzen Sie die Gießkanne mit Ihrer linken oder rechten Hand? l/r/u

•Sie streichen über die glatten Blätter der Bananenpalme. So glatt soll Ihr Gesicht auch sein. Fazit: Der Dreitagebart muss ab. Halten Sie den Rasierer links oder rechts? l/r/u

•Im Bad riecht es nicht nur nach Aftershave. Sie zünden eine aromatisierte Vanillekerze an: Brennt das Streichholz in der linken oder der rechten Hand? l/r/u

•Und das Feuerzeug für das Räucherstäbchen? l/r/u

•Ihre Wangen sind nach der Rasur schön glatt. Aber was ist mit Ihren Haaren? Hallo Struwwelpeter! Entwirren Sie Ihre Haare mit der Bürste in der linken oder der rechten Hand? l/r/u

•Jetzt noch schnell Zähne putzen. Auf welcher Seite halten Sie die Zahnbürste? l/r/u

•Nun sind Sie bereit, sich der Öffentlichkeit zu präsentieren. Sie machen einen Spaziergang mit Ihrem Hund. Werfen Sie im Park den Ball für Wuffi mit links oder rechts? l/r/u

•Und mit welcher Hand heben Sie den Ball wieder auf? l/r/u

•Oh je, beim Bücken nach dem Ball ist Ihre Hose gerissen. Halten Sie die Nadel, mit der Sie das Loch flicken, in der linken oder rechten Hand? l/r/u

•Ihr Partner kommt nach Hause und findet das gemalte Bild wunderschön. Es soll doch nicht zur Schwiegermutter, sondern lieber über den Kamin gehängt werden. Mit welcher Hand hämmern Sie den Nagel in die Wand? l/r/u

•Das Bild hängt. Jetzt zur Entspannung eine Partie Kniffel. Würfeln Sie mit der linken oder der rechten Hand? l/r/u

•Sie verlieren! Verdammt! Wären Sie im Wilden Westen, würden Sie jetzt den Colt ziehen. Mit links oder rechts? l/r/u

•Ihr Kniffel-Partner hat Mitleid mit Ihnen und lädt Sie auf einen Wiedergutmachungsdrink in der Bar nebenan ein. Sie verlassen die Wohnung. Mit welcher Hand schließen Sie die Tür ab? l/r/u

Zählen Sie nun die einzelnen Ergebnisse zusammen – wie oft haben Sie jeweils links, rechts oder unterschiedlich angekreuzt? Vielleicht haben Sie jetzt schon die erste Überraschung erlebt und entdeckt, dass Sie mit links schreiben, aber mit rechts schneiden und abwechselnd mal mit der einen Seite, mal mit der anderen das Messer halten. Das alles sind Anzeichen dafür, dass Ihre bessere Hälfte vielleicht gar nicht die ist, von der Sie es immer geglaubt haben. Oder haben Sie Ihr Kreuzchen fast ausschließlich bei rechts gesetzt? Dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Sie tatsächlich ein klassischer Rechtshänder sind.

Wir können an dieser Stelle schon mal verraten, dass die rechtshändige Autorin dieses Buches alle diese Fragen mit rechts beantwortet hat – und später trotzdem ins Zweifeln über ihre Händigkeit geriet.

Sie machen fast alles mit links? Und haben nicht geschummelt? Wow! Dann gehören Sie zu den seltenen strikten Linkshändern, von denen es nur eine Handvoll unter 100 Leuten gibt.

Aber Vorsicht: Unser Test gibt Ihnen nicht zuverlässig Aufschluss darüber, ob Sie Linkshänder, Rechtshänder, Beidseiter oder gar umgeschulter Linkshänder sind, sondern zeigt nur Tendenzen auf. Gerade das Internet verspricht unbedacht Schnelltests, anhand derer Sie zweifelsfrei Ihre Händigkeit erkennen können sollen. Besonders beliebt: der Klatschtest. Angeblich soll die Hand, die beim Klatschen oben liegt, Aufschluss über die Führungshand geben. Wir sagen: Kann sein, muss aber nicht. Stellen Sie sich vor, wie Ihr zweijähriges Kind einen Kreis malt und Sie sagen: »Hochbegabt!« Kann sein, muss aber nicht. Der Klatschtest ist ein Hinweis auf Ihre bessere Hälfte, aber nein, eine zuverlässige Aussage bietet der Test nicht.

Denn es gibt grundsätzlich keine einzelne Tätigkeit, die in Zweifelsfällen sicher Aufschluss über Ihre dominante Hand gibt.3 Das bedeutet im Umkehrschluss aber auch: Selbst wenn Sie schon immer mit rechts geschrieben haben, heißt das nicht, dass Sie auch automatisch 100-prozentiger Rechtshänder sind.

Punkt, Punkt, Komma, Strich …

… fertig ist das Mondgesicht. Nein, ganz so einfach machen wir es Ihnen in der zweiten Testrunde nicht. Der Wissenschaftler Friedhelm Schilling, Experte auf dem Gebiet der Motologie – nicht etwa die Lehre von den Verbrennungsprozessen im Auto, sondern vom Zusammenhang zwischen Psyche und Bewegung –, hat den sogenannten Punktiertest bereits in den 1960er-Jahren entwickelt.4 Kinder, deren Händigkeit bei diesem normierten Verfahren getestet werden soll, müssen dabei einen Hampelmann buchstäblich punktieren.

Der Hampelmann war uns etwas zu klein, daher haben wir zwei große Wale für Sie an Land gezogen. Die armen Tiere sind vom Eisbaden im Arktischen Ozean ganz erschöpft. Deshalb behandeln wir die beiden ganzheitlich mit Akupunktur, um sie dann wieder gestärkt ins Wasser zu lassen. Also los: Sie haben pro Tier eine Minute Zeit. Versuchen Sie, Punkte in so viele Kreise wie möglich zu setzen – einmal mit der linken Hand, einmal mit der rechten Hand. Auf die Plätze, fertig, los!

Test 2

Gar nicht so leicht, oder? Welchen Wal haben Sie besser akupunktiert? Ihre Führungshand ist mit hoher Wahrscheinlichkeit die Hand, mit der Sie die meisten Punkte exakt gesetzt haben.

Dieser Test – rund ein halbes Jahrhundert alt – ist heute unter einigen Therapeuten allerdings umstritten, gerade wenn es um die Testung von Kindern geht. Denn Sie haben es vielleicht selbst bemerkt: Um möglichst viele Punkte richtig zu setzen, ist nicht nur Ihre ganze Konzentration gefragt, auch Hand und Auge müssen für ein bestmögliches Ergebnis optimal zusammenspielen. Unklar ist deshalb, ob der Punktiertest nur die Händigkeit prüft oder nicht gleichzeitig auch Aufschluss über Konzentrationsfähigkeit und mögliche Entwicklungsstörungen gibt.5

Test 3

Der letzte Test geht ganz flott. Versprochen! Wir möchten nur, dass Sie folgende Fragen zu den jeweiligen Figuren beantworten. Seien Sie dabei bitte ganz ehrlich!

Wir hoffen, die Entscheidungen sind Ihnen nicht allzu schwergefallen. Was aber hat das jetzt mit Ihrer Lieblingshand zu tun? Wir verraten es Ihnen gleich. Wie sieht Ihr Ergebnis denn aus? Wenn Sie mehr Figuren auf der linken Seite für intelligent, glücklich, ehrlich oder attraktiv gehalten haben, könnte das auf eine Linkshändigkeit hindeuten. Hatten Sie allerdings eine Vorliebe für die Figuren auf der rechten Seite, sind Sie höchstwahrscheinlich ein Rechtshänder. Die Figuren können also gar nichts für ihre Bewertung, denn es hängt vom Betrachter ab, wie sie auf uns wirken.

In einer Studie der Stanford University wurde 2009 untersucht, ob Links- und Rechtshänder unbewusst ihrer dominanten Seite den Vorrang geben. Probanden mussten sich verschiedenen Tests unterziehen. Einer von ihnen war dem Test, den Sie vor wenigen Augenblicken gemacht haben, sehr ähnlich. Die Probanden entschieden sich überwiegend und ohne Vorbehalt für die Seite, die ihrer Händigkeit entsprach. Rechtshänder bewerteten demnach Gegenstände rechts von sich grundsätzlich positiver und die auf der Linken negativer. Bei Linkshändern verhält es sich genau andersherum, obwohl wir alle durch Sprache und Kultur eigentlich so geprägt sind, dass die rechte Seite positiver besetzt ist, erklärt Daniel Casasanto, einer der Hauptautoren der Studie.6 Wir treffen also häufiger Entscheidungen, bei denen wir nicht immer nur rational vorgehen, sondern von vielen anderen Faktoren beeinflusst werden. Selbst unsere Händigkeit hat Auswirkungen darauf, wie wir abstrakte Ideen und Werte wie Glück und Ehrlichkeit bewerten. Denken Sie noch mal darüber nach, wenn Sie das nächste Mal Ihr Müsli im Supermarkt kaufen – oder zur nächsten Zeugen-Gegenüberstellung aufs Revier müssen.

Übrigens, Sie sind wahrscheinlich vor allem ein sehr höflicher Mensch, wenn Sie gleich viele Kreuze auf jeder Seite gemacht haben. Bei einer Stichprobe in unserem Freundeskreis tauchte dieses Ergebnis überraschend häufig auf – bei Links- und Rechtshändern.

Sie sehen, es ist gar nicht so einfach, die Vorliebe der Hand mal eben per Test zu diagnostizieren. Auch die Forschung zum Thema Händigkeit ist längst noch nicht abgeschlossen, viele Fragen sind derzeit noch unbeantwortet oder nicht eindeutig geklärt. So streiten sich die Fachleute sogar darüber, welches Testverfahren das beste, zuverlässigste und sicherste ist, um die Händigkeit zu ermitteln.

Das Kapitel auf einen Blick

•Weder Klatschtest noch Schreibhand: Es gibt keine singuläre Tätigkeit, die Ihnen zuverlässig verrät, welche Hand die dominante ist.

•Es gibt unzählige Testverfahren, die helfen sollen, die Händigkeit zu ermitteln. Manche Tests sind umstritten.

•Linkshänder bewerten Dinge links von sich oft positiver. Bei Rechtshändern ist es umgekehrt.

  Was Sie ausprobieren können

•Beobachten Sie beim nächsten Konzert oder Theaterbesuch das Publikum um Sie herum: Wer klatscht wie?

•Achten Sie beim Fußballspiel mal nicht auf den Ball, sondern auf die Beine: Wer kickt mit dem linken Fuß und wer schießt mit rechts?

•Wenn Sie sich das nächste Mal zwischen zwei ziemlich ähnlichen Dingen entscheiden müssen: Nehmen Sie nicht das, was auf Ihrer Lieblingsseite liegt, sondern wählen Sie bewusst genau das andere aus.

KAPITEL 2

ZEHN FAKTEN ÜBER LINKS UND RECHTS, DIE SIE BESTIMMT NOCH NICHT WUSSTEN

Was stimmt, was nicht?

Keine Frage, Linkshänder hatten lange ein schlechtes Image. Das ging sogar so weit, dass im Mittelalter nicht nur rothaarige, sondern auch linkshändige Frauen für Hexen gehalten wurden. Sie sind bis weit in das 17. Jahrhundert hinein grausam verfolgt, gefoltert und hingerichtet worden. Noch heute verkörpert die linke Hand in manchen Kulturkreisen das Unreine. Wenn Sie zum Beispiel einem Inder mit der linken Hand auf die Schulter klopfen, reagiert er vermutlich ähnlich wie ein Europäer, dem Sie mitten ins Gesicht niesen. Linkshänder gelten auf der anderen Seite aber auch als besonders musisch und kreativ – und Rechtshänder dagegen als die besseren Logiker und Analytiker. Stimmt das überhaupt? Dazu später mehr. Tatsache ist allerdings, dass zu diesem Thema eine ganze Menge von Mythen, Legenden und Erfundenem existiert. Wir klären auf und verraten zehn Fakten: Spannendes, Kluges, Überraschendes und Lustiges. Nichts davon wird im Abitur oder im Vorstellungsgespräch abgefragt, aber wahrscheinlich werden Sie es trotzdem im Gedächtnis behalten.

Fakt 1: Nichts Genaues weiß man nicht!

Zugegeben, es mag wenig überzeugend wirken, wenn eine Faktensammlung damit beginnt, dass man eigentlich keine Ahnung hat. In diesem Fall bitten wir aber um Entschuldigung. Bei der Suche nach der genauen Anzahl von Links- und Rechtshändern geht es auch den profiliertesten Experten nicht anders als uns. Eine exakte Auskunft ist einfach unmöglich. Nur eines lässt sich mit Sicherheit feststellen: Linkshänder sind auf der ganzen Welt in der Minderheit. Je nach Studie schwanken die Zahlen zwischen sehr niedrigen Werten um die drei Prozent bis zu einem Anteil von fast 23 Prozent. Manche stellen sogar die steile These auf, es könnte bis zu 50 Prozent Linkshänder geben – was bedeuten würde, dass es etwa gleich viele Linkshänder und Rechtshänder gäbe. So groß ist die Spanne in Deutschland nicht – die Angaben zum Anteil der Linkshänder variieren hierzulande meist zwischen 10 und 15 Prozent. Übersetzt in Zahlen bedeutet das: Etwa 8 000 000 bis 12 000 000 Deutsche bevorzugen ihre linke Hand. Das ist schon ein ziemlich großes gallisches Dorf, finden Sie nicht auch?