Deine Lust - mein Wille | Erotische Geschichten - Cassidy Phillips - E-Book

Deine Lust - mein Wille | Erotische Geschichten E-Book

Cassidy Phillips

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Beschreibung

Dieses E-Book entspricht 160 Taschenbuchseiten ... Jede dieser prickelnd heißen Kurzgeschichten hat das gewisse geile Extra und verschafft so den besonderen Kick! Da wäre zum Beispiel das absichtlich falsch inszenierte Blind Date. Eine Frau wird nur geil, wenn ihr Sexualpartner eine erotische Stimme hat, den Sekretär macht es scharf, wenn seine sexy Chefin ihn anbrüllt. Ein Ehemann wünscht sich, seine Frau wäre ein wenig wollüstiger, da erwischt er sie mit einem Vibrator ... Diese ideenreichen, sexy und sehr heißen Geschichten bringen alle auf Hochtouren! Diese Ausgabe ist vollständig, unzensiert und enthält keine gekürzten erotischen Szenen.

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Seitenzahl: 205

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Impressum:

Deine Lust - mein Wille | Erotische Geschichten

von Cassidy Phillips

 

Cassidy Phillips wird 1994 in Königstein geboren. Bereits im Alter von zwölf Jahren schreibt sie ihren ersten Liebesroman und mit sechzehn die erste Erotikgeschichte. Dieses Genre lässt sie daraufhin nicht mehr los. Sie ist fasziniert von dieser vielfältigen Welt, traut sich jedoch noch nicht professionell an die Schriftstellerei heran und unternimmt stattdessen im Laufe der Jahre mehrere erfolglose Versuche in „sicheren“ Berufen. In jedem lernt sie unterschiedliche Menschen kennen, von denen so mancher ihr gern prickelnde Details seines Sexlebens berichtet. So kommt die Hessin auf die Idee, reales Geschehen mit Heimat und Sex und auch eigenen Erfahrungen zu verknüpfen, woraufhin ihr erstes Buch voll heißer Kurzgeschichten entsteht.

 

Lektorat: Nicola Heubach

 

 

Originalausgabe

© 2024 by blue panther books, Hamburg

 

All rights reserved

 

Cover: © lightfieldstudios @ 123RF.com

Umschlaggestaltung: MT Design

 

ISBN 9783750787759

www.blue-panther-books.de

Die Porno-Azubine

Ich parke meinen Wagen auf dem leeren Baugrundstück neben den vielen anderen Autos. Nachdem ich den Motor abstelle, bleibe ich noch etwas sitzen und starre zu dem riesigen Anwesen, das sich in der Nähe aus weißen Backsteinen erhebt und von violetten Scheinwerfern erhellt wird. Musik und Stimmen dringen hervor, die Party ist voll im Gange. Doch ich habe echt keinen Bock. Viel lieber würde ich nach Hause fahren, um irgendeine Serie anzuschauen. Alle sollen mich einfach in Ruhe lassen. Ich bin zurzeit permanent schlecht drauf und weiß gar nicht so recht, warum.

Mein bester Freund Viktor erklärte mir letztens sehr vernünftig und hochgestochen: »Ganz klar: Du musst dringend poppen, Toni.«

Es ist übrigens seine Party. Besser gesagt, seine und Nessas Verlobungsparty. Die beiden kennen sich erst seit einem Jahr und wollen bald heiraten. Und als wäre das nicht schon schön genug, besteht Viktor auch noch darauf, mich zu verkuppeln, was ich ebenfalls nicht will.

Sein letzter Kupplungsversuch war grauenvoll gewesen. Die Frau hatte den gleichen Beruf wie ich: Sie leitete einen Baumarkt. Das war auch schon alles, was wir gemeinsam hatten. Sie sah sich nur »Titanic« an, andere Filme kamen erst gar nicht zur Auswahl. Ansonsten aß sie kein Fleisch, aber Fisch. Sie zog Diäten dem Sport vor, während sie eine Tüte Chips aß, und klang beim Lachen ständig wie eine Katze.

Viktor meint, ich wäre zu wählerisch. Ich will doch einfach nur eine Frau, die gut aussieht, nicht unbedingt eine Tonne wiegt, Humor hat, mit der man reden kann und die … einfach etwas Außergewöhnliches hat.

»Was denn Außergewöhnliches?«, hatte Nessa vor ein paar Wochen gefragt.

»Na, so wie du«, meinte ich.

Nessa freute sich, und Viktor war stolz darauf. Die beiden haben eine ziemlich merkwürdige Beziehung. Je mehr Nessa von anderen Männern angebaggert wird, desto besser fühlt sich Viktor.

»Ich glaube, ich habe da jemanden«, meinte sie dann geheimnisvoll, verriet aber nichts.

Heute Abend soll ich also ihre Freundin kennenlernen. Erst weigerte ich mich sogar, überhaupt zu kommen. Doch das kann ich den beiden nicht antun, jedenfalls nicht als Viktors Trauzeuge. Ich steige seufzend aus dem Auto und gehe durch die offene Eingangstür. Ein riesiges Haus. Eigentlich ist es ein Hotel, das sie für zwei Tage komplett gemietet haben.

»Toni!« Nessa steht mit ein paar Freundinnen am Eingang und umarmt mich. Ganz die strahlende Braut. »Wie schön, dass du gekommen bist. Gut siehst du aus!«

Mit glitzernden Augen betrachtet sie mich. Manchmal ist mir Nessa etwas unheimlich. Sie sieht mich an wie ein Stück Fleisch, und das als zukünftige Frau meines besten Freundes. Jetzt kichert sie auch noch.

»Was gibt es denn zu lachen?«, frage ich.

»Och, gar nichts. Ich freue mich einfach nur auf die Hochzeit.«

Aha. Ich gehe weiter und mische mich unter die Menge. An der Bar hole ich mir ein Bier und begrüße alte Bekannte, bis ich schließlich Viktor finde. Er – von Beruf Barkeeper – serviert gerade ein paar Drinks.

»Kumpel!«, ruft er und kommt sofort auf mich zu. »Mein bester Freund!« Er drückt mich an seine Brust, als käme ich aus einem Krieg zurück.

Sofort rieche ich seine Bierfahne. Oh je, sehr lange wird er heute wahrscheinlich nicht durchhalten.

»Wie schön, dass du da bist! Gut siehst du aus.« Jetzt sieht er mich genauso an wie seine Verlobte.

Was ist nur los mit ihnen? Ich trage bloß eine schwarze Hose und ein weißes Hemd. Sie hatten mir ganz groß vorher doziert, dass es ein »eleganter Abend mit anständigen Leuten« werden würde, und ich sollte mich doch bitte passend anziehen. Und das von dem Mann, der zu mir meinte, ich müsste dringend wieder poppen.

Viktor grinst. »Bist du bereit?«

»Für was?«

»Für dein Blind Date.«

»Lass es einfach, okay?« Ich bin jetzt schon genervt.

»Aaaaalter, warum denn so pissed? Sie ist voll geil!«, lallt er.

»Die Letzte war furchtbar!«

»Na gut, die war nicht so toll«, gibt er wenigstens zu, »aber die jetzige ist echt der Hammer! Etwas Besonderes!«

Ich stöhne und rolle mit den Augen. »Und wo ist dein Wunderkind?«

Viktor sucht den Raum ab. »Da ist sie!«

Ich folge seinem Blick. »Die Blonde in dem roten Kleid?«

»Nicht die.«

»Die Schwarzhaarige in der grünen Hose?«

»Nicht die.«

Ich stocke. »Oh Gott! Bitte nicht die Frau, die genau zwischen den beiden steht.«

»Doch, genau die. Das ist Margot.«

Margot?! Margot trägt eine riesige Brille. Ihre roten Haare stehen zu allen Seiten ab, aber das Schlimmste ist: »Auf ihrem Pulli ist ein Einhorn!«, rufe ich entsetzt.

»Ja, und?«

»Sie steht auf Einhörner!«, zische ich wütend. »Ich hasse Einhörner, das weißt du doch ganz genau! Ich will keine von diesen Disney-Prinzessinnen!«

»Aber sie ist echt nett.«

»Ist mir egal! Oh Gott, trinkt sie etwa gerade einen Tee? Wie alt ist diese Frau? Sechzig?«

»Achtunddreißig.«

»Du stellst mir eine Frau vor, die auf Einhörner steht, Tee auf einer Party trinkt und die acht Jahre älter ist als ich?!«

»Lern sie doch erst einmal kennen!«, meint Viktor und empört sich: »Du bist total oberflächlich!«

»Ich bitte dich! Du würdest sie nicht einmal beachten.«

Viktor erwidert nichts. Er weiß, dass ich im Recht bin. Mal abgesehen davon, dass ich eh keinen Bock auf ein Date habe.

»Rainer?!«, brüllt Margot in voller Lautstärke los. »Wo bist du? Hol mir noch was zu essen!«

Oh Gott! Sie ist ein Monster! Ihre Stimme klingt männlicher als meine! Nein, bei aller Liebe zu Viktor, die geht gar nicht!

»Wenn du mich zwingst, sie anzusprechen, gehe ich auf der Stelle und du kannst dir einen neuen Trauzeugen suchen!«, schwöre ich böse.

»Okay, okay. Schon verstanden!« Er hebt sofort seine Hände. »Ich lasse dich in Ruhe mit ihr. Nur zu dumm, dass ich ihr bereits von dir erzählt habe. Jetzt ist sie bestimmt schon auf der Suche nach dir.«

»Du hast was?! Ich könnte dir gerade echt aufs Maul hauen!«

Margot, die neben diesem Rainer steht, blickt zu uns. Sie fängt an, zu grinsen, entblößt dabei eine Reihe gelber Raucherzähne und kommt auf uns zu.

Ich mache einen Schritt rückwärts und gehe schnell in den nächsten Raum. Was habe ich bloß für Freunde? Wieso hassen sie mich dermaßen?

Ich gehe das Hotel besichtigen, immer schön Margot aus dem Weg gehend, und blicke die ganze Zeit auf die Uhr. Zwei Stunden sollte ich mindestens bleiben, dann werde ich eiskalt Müdigkeit vorschützen und nach Hause fahren. Es ist gar nicht so leicht. Immer wieder muss ich vor Margot abhauen. Ständig versuchen Leute, mich in Unterhaltungen hineinzuziehen, an denen ich nicht interessiert bin. Als ich immer genervter werde, und wieder diesem Einhorn ausweiche, stoße ich plötzlich gegen einen weichen Rücken. Ich fahre herum und sehe, wie eine junge Frau, ebenfalls gehetzt, sich zu mir umdreht. Gleichzeitig schreien wir uns an: »Tut mir leid!«

Dann bleibe ich stehen und betrachte sie. Die Frau hat etwas an sich. Ihr wacher Blick aus grün-braunen Augen gefällt mir. Ihre dunkelblonden Haare fallen in weichen Wellen auf ihre Schultern. Ihr Gesicht mag ich ebenfalls. Aufmerksam und irgendwie geheimnisvoll, seltsam vertraut.

»Hi, ich bin Toni«, stelle ich mich spontan vor.

Wieso kann sie nicht mein Blind Date sein?

Doch sie sagt kein Wort, sondern starrt mich stattdessen fassungslos an. Irgendwie erinnert sie mich an jemanden. Aber an wen? Kenne ich sie etwa? Ich denke angestrengt nach, doch mir fällt es nicht ein.

»Und du bist?«, frage ich nach und ermuntere sie mit einem Lächeln.

Sie starrt mich immer noch an.

»Tut mir leid«, sage ich dann, »kennen wir uns von irgendwoher? Du kommst mir bekannt vor …«

»Oh, ist schon gut!«, meint sie endlich. »Die Wenigsten erinnern sich an mich, Herr Graf.«

Sie kennt mich tatsächlich!

Sie lächelt und fährt fort: »Herr Antonius Graf, ehemaliger Marktleiter im Baumarkt ›Hammerfail‹ in Dabbeshausen.«

Ich bin etwas überrascht und versuche, mich daran zu erinnern, denn das ist Jahre her! Vielleicht war sie eine Kundin von mir gewesen?

»Sie waren mal für ein Jahr mein Ausbilder«, erzählt sie.

Langsam dämmert es mir, da ich nicht sehr viele Azubis damals hatte. »Bist du nicht …«

»Ja, Aurelia Voigt. Haustierabteilung.« Sie lacht sympathisch auf. »Wie schön, dich wiederzusehen. Vor allem, weil wir uns jetzt endlich duzen können.«

»Wow … Aurelia …« Jetzt erinnere ich mich wieder. »Wollen wir uns setzen?« Ich sehe mich um, aber Margot verlässt gerade den Raum. Jetzt habe ich hoffentlich eine Weile Ruhe.

»Gern.« Sie geht vor.

Aurelia trägt ein taubengraues eng anliegendes Kleid, welches über den Knien endet. Es ist zwar hochgeschlossen, doch es hat einen Ausschnitt, der von vielen Lederschnüren bedeckt wird, darunter ist ihre nackte Haut zu sehen. Eigentlich trägt sie einen Ausschnitt bis zum Bauchnabel, und doch sieht man nicht viel vor lauter Lederschnüren.

Ziemlich sexy.

Ich rechne kurz nach. Aurelia muss jetzt etwa Mitte zwanzig sein. Sie setzt sich auf die halbrunde Couchgarnitur, die sich vor dem geschlossenen Kamin in der Ecke befindet. Wenigstens haben wir hier etwas mehr Ruhe.

»Wie geht es dir?«, frage ich. »Beziehungsweise, wie erging es dir nach dieser schrecklichen Sache?«

»Ach na ja, schreckliche Sache …« Sie zuckt mit den Schultern. »Es ist gut, was passierte. So wurde ich mir über einiges ziemlich klar. Und es ist ja jetzt auch lange her.«

Als sie meine Auszubildende wurde, trennte sie sich wenige Zeit später von ihrem Freund. Er schmiss sie aus der Wohnung, und von einem zum anderen Tag wurde sie dadurch obdachlos. Sie tauchte bei der Arbeit auf, als wäre nichts geschehen, und wurde dann später im Warenlager ohnmächtig aufgefunden. Sie hatte eine Panikattacke gehabt und wurde sofort in die Notaufnahme gebracht. Letztendlich regelte ich die Sache, indem ich ihr eine Wohnung und finanzielle Unterstützung besorgte. Es war zwar unsere Betriebspflicht, trotzdem fühlte ich mit Aurelia mit, obwohl ich sie damals kaum kannte. Ich weiß noch heute, wie wir uns kennenlernten.

Nachdem ich als Marktleiter dorthin versetzt wurde, rief ich sie in mein Büro, um ihr eigentlich nur einen Lieferschein zu geben.

»Frau Voigt? Ich bin Herr Graf, Ihr neuer Ausbilder.«

»Guten Tag!« Sie schüttelte mir die Hand.

Irgendwie seltsam, eine Azubine zu haben, die bloß fünf Jahre jünger war als man selbst. Aber so war das in unserer Branche.

»Hm … heißen Sie wirklich Aurelia?«

Sie nickte.

»Haben Ihre Eltern einen römischen Fimmel oder wollten Sie einfach nur gemein sein?«

»Warum?«, fragte sie verwirrt und ich grinste.

»Weil mein Vorname Antonius ist.«

Sie musste lachen, und ich fand sie gleich auf Anhieb sympathisch.

Ich unterhielt mich kurz mit ihr und erfuhr so, dass unsere Eltern nicht nur zufällig in Kolderhausen wohnten, sondern auch noch im selben römischen Verein waren. Sofort fühlte ich mich ihr vertrauter. Eine Nachbarin in Dabbeshausen damals zu kennen, obwohl die eigene Heimat sich fast hundert Kilometer weit weg befand, war sehr tröstlich.

Dann kam ihr Zusammenbruch, und ich konnte in dem Jahr, in dem ich dort war, kaum mit ihr reden. Erstens hatte ich zu wenig Zeit und zweitens wollte ich nicht, dass jemand merkte, wie süß ich sie fand. Aurelia war nach der Trennung so fertig und in sich gekehrt gewesen, dass es aber auch nicht gut gewesen wäre, sie anzusprechen.

Ein Jahr später erkrankte meine Mutter schwer, und ich beschloss, den Betrieb zu verlassen. So vergaß ich Aurelia. Doch das ist nun Vergangenheit.

Jetzt sitzt sie hier mit mir auf einer Couch, ist nicht mehr meine Azubine und ich bin nicht mehr ihr Chef. Sie schlägt die Beine übereinander und lehnt sich lässig nach hinten. Sie wirkt unfassbar sexy.

Kein Wunder, dass ich sie nicht wiedererkannt habe. Sie hat eine neue Frisur, eine viel gesündere Hautfarbe und auch ein ganz anderes Selbstbewusstsein, denke ich.

»Du siehst gut aus«, sage ich.

Sie strahlt. »Ach, danke, Toni.«

»Im Ernst. Du bist ganz verändert. Wie lange ist es jetzt her?«

»Fünf Jahre.«

»Fünf Jahre …«, wiederhole ich. »Wie kommt es, dass du wieder hier bist?«

»Ich bin vor ein paar Monaten hier in die Nähe zurückgezogen«, erzählt sie, »Nessa ist meine Cousine. Und woher kennst du die beiden?«

»Ich bin Viktors Trauzeuge. Was für ein Zufall!«

Sie lächelt mich an. »Ja, vor allem, was für ein schöner Zufall.«

»Finde ich auch.« Jetzt lächle ich. »Und was arbeitest du jetzt?«

»Ich arbeite für einen Verlag«, berichtet sie. »Als Texterin.«

»Wow!« Ich bin beeindruckt, denn ich kenne niemanden, der so etwas tut. »Und was schreibst du?«

»Ach«, macht sie, als sei das ganz uninteressant, »ganz kurze Sachen. Kleine Artikel und so weiter. Aber reicht zum Leben. Der Baumarkt war nichts für mich.«

»Das ist schön. Warst du nicht diejenige, die mal eine komplette Lieferung Gartenteich-Fische hat sterben lassen?«, erinnere ich mich.

Sie bedeckt beschämt ihre Augen mit der Hand. »Diese armen Dinger!«

Ich muss lachen. »Mann, ich war total sauer auf dich!«

»Ich weiß. Es war ein echt schlimmer Tag. Vor allem, wie du mich angeschrien hast.«

»Tut mir leid!«

»Nein, schon gut. Ich war unaufmerksam und hatte es verdient. Na ja, vielleicht nicht in der Lautstärke … Und du? Bist du immer noch Marktleiter?«, fragt sie.

»Ja, in Dippeburg.«

Eine Weile plaudern wir über die guten alten Zeiten. Oder in unserem Fall über die schlechten alten Zeiten. Es war grauenvoll. Aurelia steckte mitten in einer Lebenskrise, und ich beantragte meine Versetzung nur wenige Monate, nachdem ich dort angefangen hatte. Es war sehr hart.

Aber umso mehr ist es jetzt wundervoll. Es macht richtig Spaß, mit ihr zu reden, vor allem, als ich von ihr erfahre, dass auch sie ungebunden ist.

Wenn mir Aurelia damals schon gefiel, so gefällt sie mir jetzt noch dreimal besser. Während wir reden, duckt sie sich plötzlich.

»Oh Mist!«, ruft sie.

»Was ist?«

»Da ist mein Date!«

»Dein Date?« Ich blicke mich suchend um, obwohl ich gar nicht weiß, wie ihr Date aussieht. Verdammt, wieso ist sie mit jemandem hier?

»Es ist ein Blind Date«, sagt sie genervt, »Nessa hat mich dazu bequatscht, und ich habe mich hinreißen lassen, diesen Rainer zu treffen. Dabei war ihr letztes Date für mich so furchtbar.«

»Du auch?« Ich muss lachen. »Viktor hat mir auch ein Date besorgt und es ist schrecklich!«

»Bestimmt nichts im Vergleich zu meinem!«, behauptet sie.

»Oh doch, sie … Fuck!« Ich rutsche zu ihr hinunter. »Jetzt ist sie ebenfalls da.«

Wir liegen beide nebeneinander auf der Couch und geben uns Mühe, nicht aufzufallen. Als wir uns so ansehen, müssen wir beide lachen.

»Mein Date ist überzeugt davon, die Erde sei eine Scheibe«, erzählt sie.

»Mein Date steht auf Einhörner«, sage ich und sie kichert.

»Oh Gott, du hast gewonnen. Keine Frage!«

»Danke. Und was bekomme ich als Preis von dir?« Ich sehe sie abwartend an.

Aurelia antwortet nicht. Wahrscheinlich kann sie sich schon denken, wovon ich rede. Ihre Augen sagen genug. Wir liegen so nahe beieinander, dass die Luft knistert.

»Nein, Margot, sie ist nicht hier!«

Wir lugen beide vorsichtig über die Couch. Gerade noch sehen wir, wie Margot und dieser Rainer den Raum verlassen. Wir setzen uns aufrecht hin und müssen wieder lachen.

Was für eine absurde Situation!

»Unsere Dates kennen sich also«, stellt Aurelia fest, »vielleicht sind sie Geschwister.«

Ich zucke mit den Schultern. »Was soll’s! Weißt du, ich wollte eigentlich schon gehen«, vertraue ich ihr an, »aber dank dir gefällt mir die Party endlich.«

»Oh, danke, Toni!« Sie wird rot. »Weißt du, damals im Baumarkt …« Sie stockt.

»Ja?«, frage ich aufgeregt. »Sag es ruhig!«

»Also … ich fand dich damals schon toll.« Verlegen streicht sie sich eine Haarsträhne weg. »Aber du warst ja mein Chef.«

»Stimmt und jetzt bin ich es nicht mehr.«

»Nein, jetzt bist du es nicht mehr.« Ihr Blick wird intensiver.

»Und du bist nicht mehr die Aurelia von damals«, stelle ich fest.

»Oh nein!« Sie lächelt. »Die bin ich mit Sicherheit nicht mehr.«

»Was hat sich verändert?«

»Die alte Aurelia hätte sich wohl niemals das hier getraut.«

Sie legt ganz selbstverständlich ihre Hand auf meinen Oberarm. Das finde ich gut.

»Und was hätte die alte Aurelia sonst noch so nicht getan?«, frage ich und fühle mich gebannt von ihr.

»Sie hätte sich zum Beispiel niemals getraut, dir mitten ins Gesicht zu sagen, wie sexy sie dich fand. Wie du immer deine Ärmel hochgekrempelt hattest, um die Ware auszupacken, wie energisch du mit den Stress-Kunden umgegangen bist und wie toll du Kundenberatung machen konntest. Das würde sich nur Relia trauen.«

Relia … klingt auch nicht schlecht.

»Wirklich?«, frage ich und komme ihr ein Stückchen näher.

Relia ist wirklich ganz anders. Sie ist mutig und selbstbewusst. Sie traut sich etwas. Das gefällt mir. Trotzdem wirkt sie immer noch geheimnisvoll.

Jetzt richtet sich Relia auf, kniet sich auf die Couch und erhebt sich so, dass ich für mehrere Sekunden lang ihren Busen direkt vor meinem Gesicht habe. Ich kann in ihren Lederschnüren-Ausschnitt sehen. Er ist etwas verrutscht. So sind ihre Brüste gut zu erkennen. Was tut sie da überhaupt?

»Entschuldige kurz!«Sie kneift sich mit den Fingern in die Seite der Hüfte.

Da höre ich, wie etwas auf ihrer Haut unter dem Kleid ein Geräusch macht.

Sie lächelt. »Mein Tanga saß etwas schief.«

Ich starre auf ihr Kleid. Jetzt setzt sie sich wieder hin, als sei alles ganz normal. Relia spielt mit mir. Wie fies. Und der Beule in meiner Hose nach zu urteilen, gefällt es mir auch.

»Willst du noch etwas trinken?«, frage ich und stehe auf.

»Ich hätte gern das Gleiche noch mal.« Sie hält mir ihre leere Bierflasche hin.

Ich gehe zur Bar. Endlich kann ich mit ihr so privat reden, wie ich es immer wollte. Ich kann sie richtig kennenlernen. Es ist genauso wie damals: Ich weiß instinktiv, dass ich sie mag. Ich blicke zurück, und sie sieht zu mir. Sie schenkt mir ein hinreißendes Lächeln.

Was für eine Frau!

Als ich mich zur Bar umwende, steht Viktor dahinter und mixt, als sei er bei der Arbeit.

»Mein Freund, wo bist du die ganze Zeit gewesen?«, fragt er. »Margot erkundigt sich ständig nach dir.«

»Leck mich, ich habe was anderes zu tun. Gib mir bitte zwei Bier.«

»Oh … zwei Bier …« Er holt zwei Flaschen heraus und öffnet sie. »Hast du etwa jemanden kennengelernt?«

»Das habe ich.« Ich beuge mich zu ihm vor. »Nessas Cousine Aurelia. Wusstest du, dass sie lustigerweise früher mal meine Azubine war?«

»Ist nicht wahr!«, ruft er und mäßigt sich gleich wieder. »Ausgerechnet Relia?«

»Wieso ausgerechnet?«

»Ach, nur so.« Er lächelt scheinheilig.

Aber ich kenne Viktor lange genug, um zu merken, wann er etwas zu verbergen hat. »Was ist los, Viktor? Gibt es etwas, was ich wissen sollte?«

»Nein, gar nichts. Alles bestens. Du wirst eine Menge Spaß mit ihr haben.« Er grinst anzüglich.

»Wieso? Was stimmt denn nicht mit ihr?«, frage ich beunruhigt.

»Gar nichts. Mit ihr stimmt alles zu hundert Prozent, seitdem sie nicht mehr im Einzelhandel arbeitet.« Er spricht in Rätseln.

»Genau, sie arbeitet jetzt für einen Verlag als Texterin. Und?«, frage ich.

»Ach, sie arbeitet für einen Verlag? Als Texterin«, fragte er ganz komisch nach und grinst noch dreckiger.

»Ja, das stimmt doch, oder?«

»So gesehen ist das die Wahrheit. Allerdings solltest du vielleicht noch mal genauer nachfragen, wenn du richtig Spaß mit ihr haben willst.« Er kichert und fängt an, den nächsten Drink zu mixen.

Ich sehe zu Relia zurück. Sie wartet brav auf mich. Verwirrt gehe ich mit dem Bier zu ihr und muss an Viktors Worte denken.

Relia sitzt lasziv da. »Nun, wo waren wir?«, fragt sie mit dunkler Stimme.

»Das kommt darauf an!«, sage ich. »Erzähl mir doch bitte, was du in den letzten fünf Jahren getrieben hast.«

»Ich bin Texterin für einen Verlag, wie ich schon sagte.« Sie umschließt mit ihren Lippen die Bierflasche und saugt daran.

»Was für ein Verlag?«

»Ach, den kennst du nicht. Sehr unbekannt«, weicht sie aus.

»Wie heißt er denn?«

Sie hustet. »Dark Pearl.«

Der sagt mir wirklich nichts. »Und was verlegen die?«

»Nur ganz langweilige Liebesromane«, meint sie, »sag mal, wie läuft eigentlich dein Laden?«

»Liebesromane?« Ich muss einfach nachfragen. »Bist du etwa Schriftstellerin?«

Relia presst die Lippen aufeinander, bis sie endlich antwortet: »Ja, bin ich, ist doch egal!«

»Wahnsinn! Du bist Schriftstellerin!«, platze ich heraus.

»Sag es doch bitte nicht so laut!«

»Aber Relia, das ist doch total cool! Wieso ist dir das peinlich? Etwa weil es Liebesromane sind?«

»Ja, irgendwie schon.«

»Das muss es nicht. Das ist beeindruckend! Ein Buch zu schreiben, ist eine Kunst für sich.«

»Danke!« Sie ist etwas geschmeichelt.

»Wie bist du dazu gekommen?«, will ich unbedingt wissen. Sofort finde ich sie noch interessanter.

»Ich schreibe Bücher, seit ich sechzehn bin«, berichtet sie zögernd. »Die waren nur nicht besonders gut. Während meiner Ausbildung allerdings gab ich mir viel mehr Mühe, da es ein guter Freizeitausgleich war. Danach wurde ich arbeitslos, und aufgrund der vielen Freizeit schickte ich probeweise ein Buch zu einem Verlag. Nur wenige Monate danach wurde es gedruckt. Ich hatte ziemliches Glück. Von da an schrieb ich immer mehr. Und seit ein paar Monaten kann ich tatsächlich davon leben. «

»Toll!« Ich nicke. »Echt toll! Worum geht es denn in deinem ersten Roman?«

Sie überlegt sehr lange, bevor sie langsam antwortet: »Über eine Azubine im Baumarkt.«

Ich bin verblüfft. »Du hast eine Autobiografie geschrieben?«

»Nein … es ist alles zu hundert Prozent ausgedacht.«

Jetzt kapiere ich. »Etwa über unseren Laden? Auch über mich?«

Sie nickt ganz vorsichtig. Ich weiß gar nicht, was ich davon halten soll. Ein Liebesroman? Sie fand mich damals toll. Hat sie darüber geschrieben? Relia redet doch wohl nicht von … Noch bevor ich diesen Gedanken zu Ende bringen kann, kommen mir Viktors Worte ins Ohr: »… wenn du richtig Spaß haben willst.«

Ein Liebesroman beinhaltet oft heiße Liebesszenen. Und »Dark Pearl« klingt nicht gerade romantisch, eher …

»Relia …«, sage ich leise und sehe sie an, »was ist das genau für ein Buch?«

Relia lächelt süffisant. Sie richtet sich auf, stützt ihre Hände neben meinem Kopf auf der Kopflehne ab und beugte sich zu mir herunter. Will sie mich etwa küssen? Ich spüre ihren weichen Busen auf meiner Brust. Ihre Lippen wandern an meinem Mund vorbei zu meinem Ohr und sie flüstert: »Es ist ein Porno.«

Ich kann kaum atmen. Sie sitzt fast auf mir, in ihrem kurzen Kleid. Ich könnte einfach darunter fassen.

»Es ist was?«, frage ich tonlos.

»Ein Erotikbuch, umgangssprachlich nenne ich es Porno-Buch. Über dich und mich.«

Ich bin sprachlos. Ausgerechnet die in sich gekehrte Aurelia Voigt, die ich gefühlt Dutzende Male angeschrien habe, hat einen Porno über mich und sich selbst geschrieben? Das ist mit Abstand das Schärfste, was je eine Frau getan hat!

Relia setzt sich auf meinen Schoß. Sie klemmt ihre Oberschenkel neben meine. Ihr Kleid rutscht hoch und ich kann fast unter ihren Rock sehen. Jetzt sitzt sie direkt auf meinem Schwanz. Er reckt sich ihr entgegen. Sie wird ihn spüren.

»Wirklich, Toni«, bestätigt sie lächelnd, »du hast mich damals ganz verrückt gemacht, und irgendwie musste ich es kompensieren. Allerdings hätte ich niemals damit gerechnet, dich wiederzusehen.«

Ich auch nicht – und ganz gewiss nicht, dass ich der pornografische Traum einer Kollegin war.

»Und was hast du sonst noch so geschrieben?«, frage ich, obwohl mir die Konzentration schwerfällt.

Ich möchte Relia ernst nehmen. Bücher zu schreiben, scheint ihr Leben zu sein, und ich will nicht wie ein Dreizehnjähriger klingen, der bei dem Wort »Penis« laut anfängt zu lachen.

»Nichts anderes«, antwortet sie, »Erotik und Pornos.«

Ich muss meine Gedanken sortieren. Auf mir sitzt eine echt heiße Frau. Sie arbeitet für einen Erotikverlag. Sie hat einen Porno über uns geschrieben. Mit mir als Wichsvorlage … Ich meine Vorlage. Ich meine PORNO!!!!! Und das von der Frau, die sich nicht einmal auf unserer Weihnachtsfeier betrinken konnte.

PORNO!!!

Wie ein großes Schild leuchtet das Wort über ihr auf.

»Toni? Alles in Ordnung?«, fragt sie und streicht über meine Brust. »Oder kannst du dich nicht mehr konzentrieren?« Sie klingt immer anzüglicher. »Soll ich lieber von dir runtergehen, bevor du noch gegen meine Pussy abspritzt?«

Oh Gott! Ich kann sie nur noch anstarren.

Ich bin gerade dermaßen geil …