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Dieses E-Book entspricht ca. 208 Taschenbuchseiten ... Nell ist schockiert. Sie wollte nur einen entspannten Urlaub auf Ibiza verbringen, doch ihre Unterkunft stellt sich als privater Swingerclub heraus. Alle anderen Gäste sind im Gegensatz zu ihr erfahrene Swinger. So wird sie ständig vom Veranstalter Joel provoziert und am laufenden Band zu sexuellen Challenges herausgefordert. Zu viel für die zurückhaltende Frau. Wenn Joel nur nicht so verdammt attraktiv wäre! Von Tag zu Tag taucht sie mehr und mehr in diese geile Welt ein - ein Urlaub, der Nells Leben auf den Kopf stellt ... Diese Ausgabe ist vollständig, unzensiert und enthält keine gekürzten erotischen Szenen.
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Seitenzahl: 258
Veröffentlichungsjahr: 2025
Impressum:
Der Urlaub der Sünde | Erotischer Roman
von Cassidy Phillips
Cassidy Phillips wird 1994 in Königstein geboren. Bereits im Alter von zwölf Jahren schreibt sie ihren ersten Liebesroman und mit sechzehn die erste Erotikgeschichte. Dieses Genre lässt sie daraufhin nicht mehr los. Sie ist fasziniert von dieser vielfältigen Welt, traut sich jedoch noch nicht professionell an die Schriftstellerei heran und unternimmt stattdessen im Laufe der Jahre mehrere erfolglose Versuche in »sicheren« Berufen. In jedem lernt sie unterschiedliche Menschen kennen, von denen so mancher ihr gern prickelnde Details seines Sexlebens berichtet. So kommt die Hessin auf die Idee, reales Geschehen mit Heimat und Sex und auch eigenen Erfahrungen zu verknüpfen, woraufhin ihr erstes Buch voll heißer Kurzgeschichten entsteht.
Lektorat: Jasmin Ferber
Originalausgabe
© 2025 by blue panther books, Hamburg
All rights reserved
Cover: © AY_PHOTO @ depositphotos.com
Umschlaggestaltung: MT Design
ISBN 9783759002556
www.blue-panther-books.de
1. Kapitel
»Willst du mich verarschen, Leander Markowski?«
»Hm«, machte Lee. »Ich hatte schon damit gerechnet, dass du eventuell nicht ganz so erfreut darauf reagieren würdest.«
»Nicht ganz so erfreut?«, echote Nell. »Nicht ganz so erfreut? Sag mal, hast du noch alle Latten am Zaun? Darf ich dich dran erinnern, was du mich gefragt hast? ›Urlaub auf Ibiza. Ich bezahle. Hast du Bock, Nell?‹ Und ich sagte ›Ja‹.«
»Es ist doch auch genauso.«
»Ach was!«, rief sie sarkastisch. »Abgesehen davon, dass du mir die Kleinigkeit verschwiegen hast, dass das hier ein Swingerurlaub ist. Die Finca ist eine umgebaute Bumsbude! Habe ich noch irgendwas vergessen?«
Lee druckste herum. Sie kniff die Augen zusammen.
»Was?«
»Ähm … es könnte eventuell sein, dass das auch alles gefilmt wird.«
»Was?« Nell weitete vor Schreck die Augen. »Wie bitte? Was?«
Er schluckte. »Na ja, Joel hatte die Idee. Er dreht Pornos von Beruf. Und er hatte die Idee, einen Urlaub mit Amateurfilmen zu verbinden. Aber nicht für die Öffentlichkeit. Das ist alles nur für uns.«
»Wow. Na großartig.«
»Und … ähm …«
»Und ähm was?«
»Er ist ein bisschen ausgeflippt. Der klassische Künstler. Manchmal stellt er uns Aufgaben, die wir dann erfüllen müssen.«
»Was für Aufgaben?«
»Als ich das erste Mal hier war, musste zum Beispiel jeder seinen Fetisch verraten. Und es gab mal einen Blowjob-Wettbewerb.«
»Klingt nach einem echten Helden.«
Nell setzte sich auf ihr Bett und betrachtete das Zimmer. Sie waren erst vor einer Stunde angekommen. Nell war begeistert gewesen. Die moderne Finca war schick und luxuriös eingerichtet. Ein älteres Paar war gleichzeitig mit ihnen eingetroffen. Sie nannten sich Melody und Jamal und hatten auf sie sehr nett gewirkt. Lee hatte ihr schon gesagt, dass sie mit dreiundzwanzig Jahren die Jüngste sein würde. Jetzt wusste sie auch warum. Ein Großteil der Swinger war im Allgemeinen älter als dreißig. Doch sie hatte sich nichts dabei gedacht, war auf ihr Zimmer gegangen, hatte ausgepackt … und dann war Lee auch schon mit der Nachricht gekommen.
Die Sache war, dass sie Lee nicht besonders gut kannte. Sie hatten sich erst vor zwei Wochen im Supermarkt kennengelernt. Nell hatte aus Versehen nach der fettfreien Milch gegriffen und Lee war ihr entsetzt hinterhergerannt und gesagt, er könne nicht verantworten, dass sie sich ihr Müsli damit versaute. Sie war sofort von ihm gefesselt gewesen. Lee war schon Anfang vierzig. Fast zwanzig Jahre älter als sie, mit einer unglaublichen Ausstrahlung. Ein bisschen wie ein blonder Cowboy mit strahlenden blauen Augen, einem charismatischen Lächeln und einer sportlichen Figur. Doch Nell war ein zurückhaltender Mensch. Sie schaffte es nicht, nach seiner Nummer zu fragen, aber das war auch nicht nötig. Später trafen sie sich zufällig vor einem Eiscafé wieder, sie ließ sich von ihm zu einem Kaffee überreden und kam ins Plaudern. Nell verstand nicht so ganz, was da zwischen ihnen abging.
Sie fand ihn unglaublich attraktiv, fühlte sich von ihm angezogen … aber mehr auch nicht. Sie fühlte, dass sie sich ihm gegenüber öffnen konnte und bald schon drehte sich das Gespräch um Sex. Er gab ihr seine Nummer, sie unterhielten sich ein wenig im Chat miteinander und dann hatte er sie vorgestern gefragt, ob sie mit ihm in den Urlaub wollte, da seine Reisebegleitung krank geworden war. Und jetzt waren sie hier. In dieser unglaublichen Situation.
»Du musst dabei nicht mitmachen!«, erklärte Lee. »Wirklich. Du kennst das Motto: ›Alles kann, nichts muss.‹ Hier wird dich niemand zu was zwingen. Du kannst einen ganz normalen Urlaub hier verbringen, auf meine Kosten und musst nicht zu Hause an deine Situation denken. Ist das nichts?«
Nell presste die Lippen aufeinander. Lee stieß sie an die Schulter.
»Komm – jetzt sei nicht so! In dieser Finca haben nur auffallend mehr Leute Sex miteinander als in einer normalen Finca. Und du musst es dir nicht mal ansehen.«
»Na gut.« Sie zuckte mit den Schultern. Im Prinzip hatte er recht. »Warum hast du es mir nicht einfach vorher gesagt?«
»Du hättest vielleicht Nein gesagt und so schnell konnte ich niemand anderen finden.«
»O Gott. Ausgerechnet ich.«
»Warum? Du gehst doch selbst in Swingerclubs.«
»Einmal!«, sagte sie erschrocken. »Und ich bin wieder nach einer Stunde gegangen, weil mir das alles zu viel war.«
»Aber du interessierst dich doch für diese Szene.«
»Das heißt doch nicht, dass ich gleich einen All-inclusive-Urlaub darin buchen muss. Der auch noch gefilmt wird mit perversen Aufgaben.«
»Okay. Tut mir leid, war eine miese Masche von mir«, dann legte Lee den Kopf schief und sah sie verschmitzt an. »Ich habe ehrlich gesagt noch einen weiteren egoistischen Grund. Ich dachte, so würden wir beide die Gelegenheit bekommen, uns näher kennenzulernen. Na, ist das nichts? Die Aussicht darauf, eine Woche mit meiner fantastischen Persönlichkeit zu verbringen?«
Nell musste wieder lachen. So war das mit Lee. Er hatte so ein entwaffnendes Lächeln, dass man ihm einfach nicht böse sein konnte.
Dann hielt er seine Hand auf. »Her mit deinem Handy.«
»Warum?«
»Du bist hier im Urlaub und ich habe keine Lust, dass du ständig schaust, ob er wieder geschrieben hat.«
»Aber vielleicht schreibt er mir ja doch!«
»Dann lässt du ihn gefälligst warten! Bei deinem Oliver hackt es doch – eine Frau wie dich lässt man nicht warten!«
»Er ist nicht mein Oliver«, sagte sie. Doch allein an ihn zu denken, tat weh. Oliver war viel mehr. Ihr bester Freund. Ihr Bruder im Geiste. Nachdem sie mit ihrer Familie gebrochen hatte, war er der Einzige gewesen, der weiterhin für sie da war.
Aber jetzt nicht mehr … Ihr Leben war zusammengebrochen. Ein Schrotthaufen. Und Oliver interessierte es nicht, was es nur noch schlimmer machte.
Sie schluckte bei dem schrecklichen Gedanken.
»Hier wirst du genügend Ablenkung finden«, versprach Lee. »Und vielleicht kannst du ein paar Dinge von deiner Sexwunschliste abhaken.«
Ach ja, die Sexwunschliste. Bei ihrem letzten Treffen hatten sie die aufgestellt und es hatte richtig Spaß gemacht. Da ihr erstes Mal im Swingerclub nicht besonders gut gelaufen war, hatte Lee vorgeschlagen, dass sie zusammen hingehen sollten. Aber so wie jetzt hatte sie es sich nicht vorgestellt.
Nell liebte Sex. Sie stand auf Männer sowie auf Frauen. Doch ihre Familie war konservativ und hatte feste Regeln. Dass Nell Kfz-Mechanikern war, war ihnen ein Dorn im Auge. Sobald sie achtzehn geworden war, war sie ausgezogen, um ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Doch die Sache war folgende: Nell hatte zwar diese ganzen Wünsche, doch sie war keine Draufgängerin. Das war eines ihrer Probleme. Sex ja. Menschliche Kommunikation – igitt. Sie war gern eine Einzelgängerin. Schließlich war sie ansonsten von den Menschen um sich herum immer nur verarscht, verlassen oder unterdrückt worden. Freundschaften lohnten sich nicht, abgesehen von der zu Oliver. Was hatte also jemand wie sie hier zu suchen?
Lee ging in sein Zimmer nebenan zurück und Nell beschloss, die Finca zu erkunden. Heute war Anreisetag, also würde sie hoffentlich niemanden beim Vögeln erwischen.
Wie war Lee bloß auf die Idee gekommen, sie mitzunehmen? Besser gesagt: Wie kam dieser Joel nur dazu, so was zu veranstalten? Bestimmt war das ein richtig ekliger Typ. Ein alternder Mittsechziger mit Halbglatze, Brille, Bierbauch, der in Wirklichkeit Joseph hieß und nur filmte, weil er ansonsten keine abbekam.
Sie schlenderte durch die obere Etage. Der Teppichboden verschluckte ihre Schritte. Die Finca war wunderschön eingerichtet, wie ein kleines Vier-Sterne-Hotel. Sie war zuvor noch nie im Ausland gewesen. Da erwies sich Ibiza als echte Weltreise. Die letzten Jahre hatte sie das Geld für andere Dinge sparen müssen und wenn Geld da war, hatte sie niemanden zum Verreisen gehabt. Denn Oliver zog es immer vor, mit seinen Freundinnen zu verreisen und die meisten kapierten einfach nicht, dass zwischen ihnen nichts Sexuelles lief. Sie waren eher wie geschwisterliche Rivalen. Es war schon manches Mal vorgekommen, dass Nell nicht auf seine Freundin, sondern auf ihn selbst eifersüchtig gewesen war, weil seine Freundinnen immer so hübsch waren und sie nicht den Mut aufbrachte, sie vor ihm anzusprechen. Aber das war nun auch vorbei. Oliver verabscheute sie, genauso wie der Rest ihres Stadtteils in Offenbach, wo sie beide wohnten. Vielleicht war sie hier gut aufgehoben. Nichts und niemand vermisste sie in Hessen. Sie sollte versuchen, an diesem Ort hier abzuschalten. Das hieß, wenn der eklige Regisseur sie auch in Ruhe ließ, wie es Lee versprochen hatte.
»Hey, Mäuschen – kann man dir helfen? Hast du dich verlaufen?«, ertönte eine Stimme hinter ihr und in Nell schlug sofort der Zorn hoch.
Ohne sich umzudrehen, sagte sie: »Erstens bin ich kein Mäuschen. Zweitens habe ich mich nicht verlaufen.«
»Und drittens?«, fragte die Stimme hinter ihr weiter.
»Und drittens …« Nell drehte sich um, vergaß aber völlig, was sie sagen wollte. Sie hatte einen viel älteren Mann erwartet, doch derjenige, der ihr nun gegenüberstand, war höchstens Ende zwanzig. Er hatte sich mehrere Tage nicht rasiert und zum Friseur könnte er auch mal wieder gehen. Seine dunkelbraunen Haare wucherten vor sich hin. Er trug auch keine stylishen Klamotten, sondern ein schwarzes T-Shirt und eine blaue Arbeitshose, als würde er direkt in einer Fabrik arbeiten. Genauso wie Nell. Das gefiel ihr. Seine grauen Augen sahen sie erwartungsvoll an.
»Und drittens gehöre ich zu Lee«, beschloss sie zu antworten.
»Ah.« Der Mann nickte. »Du bist der Ersatz für seine eigentliche Begleitung. Eleonore van Dalen, richtig?«
»Nell.«
»Nelly, wie schön, dich kennenzulernen. Ich bin Joel.«
»Du bist Joel?«, fragte sie verblüfft.
»Ja. Joseph Winkelmayer, wenn du es genau wissen willst. Joel ist mein Künstlername«, erklärte er. Sie war baff. Damit hatte sie nicht gerechnet. Sie waren ja fast gleich alt!
»Du … bist so jung«, sagte sie. »Ich hatte jemand Älteren erwartet, als ich hörte, dass du Pornoregisseur bist.«
Er lachte auf. »Ach, bestimmt so einen alten, ekelhaften Mann mit Bierbauch, richtig? Hast du immer solche Vorurteile, Nelly?«
»Nein. Nell, nicht Nelly«, berichtigte sie ihn und in Joels Augen blitzte es. Unweigerlich spürte Nell, wie eine Art Kampf zwischen ihnen begonnen hatte. Obwohl sie noch keine Minute mit ihm gesprochen hatte, wusste sie: Der Mann suchte ständig Ärger.
»Du kommst aus Offenbach, sagte Lee, richtig?«, fragte er und klang lauernd. Sie nickte.
»Na ja. Was erwarte ich auch von einer Offenbacherin?«
Sie schnappte empört nach Luft. »Entschuldige mal! Wer hat denn hier seine Vorurteile?«
»Wenigstens habe ich meinen Führerschein nicht kaufen müssen.«
»Oh, ja. Wie witzig!«, rief sie sarkastisch. »Alle Offenbacher können kein Auto fahren. Wenn du mich fertigmachen willst, such dir gefälligst einen neuen Witz aus, aber ich konnte schon Auto fahren, als du nicht mal drei Haare am Sack hattest und wenn ich dich so ansehe, ist das wohl heute noch der Fall.«
»Oh, wir kratzen dem anderen aber schnell die Augen aus, was? Aber Nelly klingt für mich auch eher nach einem Katzennamen.«
Während Nell überlegte, was sie darauf kontern konnte, sah sie ihm in die Augen. Und dann merkte sie, dass sie beide einfach nur so dastanden und sich weiterhin anstarrten. Sie schluckte, konnte aber nicht wegsehen. Zwischen ihnen entstand eine Anziehungskraft. Sie besagte: Ich will dich. Du willst mich. Wir wissen es beide.
Sie war verwirrt.
Jetzt schon?
Ging das so schnell?
Joel räusperte sich und sie fuhr zusammen. Nein, das war bestimmt Einbildung. Vermutlich flirtete er mit jeder Frau.
»Lee hat mir erzählt, du bist noch Anfängerin beim Swingen«, sagte er und lächelte sie an. Aber auf Nell wirkte dieses Lächeln äußerst sadistisch und psychopathisch. »Ich wollte dir noch mal sagen, dass du dir keine Gedanken machen musst. Du bist hier zu absolut nichts verpflichtet. Und solltest du mal aus Versehen von einer Kamera gefilmt werden, würden wir dein Gesicht natürlich verpixeln.«
»Wie nett von dir«, sagte sie sarkastisch.
»Soll ich dir hier alles zeigen?«
»Nein, danke. Wir sehen uns noch.«
»Okay?« Joel war offensichtlich verblüfft. Nell ging erhobenen Hauptes davon. Sie war stolz darauf, niemanden zu brauchen. Nell war vielleicht keine Draufgängerin, aber sie meisterte ihr Leben allein. Sie brauchte nichts und niemanden! Und ihr gefiel das Wissen, dass Joel ihr gerade hinterherstarrte. Sie stieg die Treppe hinab und kam in einem großen, gemütlichen Wohnzimmer an. Ein paar Leute befanden sich schon dort.
Eine blonde voll tätowierte Barbie trat auf sie zu. Auweia. Die sah aus, als wäre nicht gut mit ihr Kirschkern essen.
»Du bist Nelly, richtig? Unser Neuzugang«, stellte sie fest und schüttelte ihr kräftig die Hand.
»Nein, Nell«, traute sich Nell bloß zu sagen. Die tätowierte Barbie schüchterte sie ein. Obwohl sie bereits die ersten Falten zeigte und mit Sicherheit sogar älter als Lee war.
»Ich bin Friederike. Das da sind Lara, Delia, Leano, Björn und Salim. Melody und Jamal hast du wohl schon kennengelernt, wie ich hörte.«
Alle sagten »Hallo«. Nell konnte ihnen keine Aufmerksamkeit schenken, nickte nur und ging dann zum Kaffeeautomaten. Friederike kam ihr hinterher.
»Sehr gesprächig sind wir wohl nicht, was?«, fragte sie spöttisch.
Mist. Nell biss sich auf die Lippen. Sie redete für gewöhnlich nicht viel mit Menschen und gerade war sie so aufgeregt gewesen, dass sie es schlichtweg vergessen hatte.
»Sorry.«
»Schon gut.« Friederike zuckte mit den Schultern. »Ich habe gehört, dass du Anfängerin bist. Geh einfach alles ganz locker in deinem eigenen Tempo an. Willkommen in der Finca des wilden Treibens.«
»O Gott«, sie verdrehte die Augen, »Das ist der schlechteste, klischeebehaftetste Name, den die Besitzer dafür aussuchen konnten, was?«
Friederike lächelte schmallippig. »Wie mans nimmt. Sie gehört nämlich mir.«
»Oh. Tut mir …«
Aber bevor Nell sich entschuldigen konnte, war Friederike bereits abgedampft. Sie begrüßte Lee und Joel, die gerade eintraten. Es bildeten sich kleine Grüppchen und die Leute unterhielten sich. Nell sah lieber vom Rand aus zu. Sie hatte sich das alles ein wenig anders vorgestellt. Joel bat alle, sich hinzusetzen und eine Vorstellungsrunde zu machen. Die meisten kannten sich bereits. Nell war zusammen mit Salim und Jamal neu. Als sie dran war, stotterte sie etwas zusammen und gab das Wort sofort an Lee weiter. Dann redete Joel etwas über die Planung, während alle entspannt etwas tranken und Witze rissen.
Er erklärte die Regeln: Kein Essen und Getränke in den Spielzimmern. Keine High Heels auf den Matratzen. Erlaubt war, was gefiel. Nein hieß nein und ja hieß ja.
Am Tag über konnte sich jeder seine freie Zeit einteilen. Sie wollten einen Ausflug in die Stadt machen, zum Strand, aber niemand war dazu gezwungen. Abendessen gab es um sieben und danach war Swingtime angesagt. Vögeln durfte man trotzdem überall und jederzeit, aber die meisten bevorzugten wohl abends.
Dann sagte Joel: »Ich habe euch übrigens was mitgebracht.« Er ging zu einem Schrank, holte etwas heraus und kam wieder zurück. In der Hand hielt er einen länglichen Gegenstand in Türkis.
»Ist das ein Sky Venus?«, fragte Lara mit großen Augen und sofort wurden alle aufmerksam. Selbst Nell. Denn ein Sexspielzeug von der Marke Sky Venus war so gut wie unmöglich zu bekommen.
»Richtig, Lara. Ich habe ein paar davon geschenkt bekommen.«
»Ein paar?«, wiederholte sich Lara neidisch. »Joel, du wirst doch wohl die Güte haben, sie mit uns zu teilen? Ich wollte schon ewig einen Sky Venus ausprobieren, aber die sind immer ausverkauft!«
»Teilen? Aber nicht doch. Wo denkst du hin?« Joel grinste noch breiter. »Ich hatte vor, sie euch zu schenken.«
»Wirklich?«, fragte Delia und klappte die Kinnlade hinunter. »Aber die Dinger sind doch schweineteuer!«
»Nicht, wenn man Beziehungen hat.«
»Wow, wie super! Dann her damit.«
»Nicht so schnell, meine liebe Delia. Es gibt eine Bedingung.«
Joels Augen glitzerten wieder so hinterhältig.
Ich habe es gewusst, dachte Nell.
»Ihr bekommt nur einen Sky Venus, wenn ihr auch einen findet und ihn erfolgreich benutzt.«
»Was soll das denn bitte schön bedeuten?«, fragte Melody. »Einen finden? Du hast doch welche da.«
»Ja, aber ich habe sie alle hier in diesem Zimmer versteckt«, sagte Joel genüsslich. »Und eure Aufgabe ist es, euer Sexspielzeug zu finden und zu benutzen. Erst dann dürft ihr den Sky Venus auch behalten.«
»Was ist das denn für ein Quatsch?«, entfuhr es Nell. »So was Bescheuertes habe ich noch nie gehört.«
Joel war unbeeindruckt. »Du musst nicht mitmachen. Dann bekommst du eben keinen Sky Venus. Dein Pech.«
Keinen Sky Venus? Nell überlegte.
Die Aufgabe war absolut dämlich und bescheuert. Sie kannte niemanden hier und der fast fremde Mann verlangte, dass sie sich vor allen anderen befriedigte.
Vor den Augen unbekannter Menschen …
Nell merkte zu ihrer Überraschung, dass sie das etwas anturnte. Aber nein, das konnte sie nicht. Auch nicht für einen Sky Venus. Selbst wenn sie die Gelegenheit hätte, einen zu kaufen, konnte sie es sich nicht leisten.
»Stellt eure Getränke weg. Ihr habt genau drei Minuten Zeit, einen Sky Venus zu finden, ansonsten habt ihr verloren«, sagte er und sofort standen Friederike, Lara, Melody und Delia auf, um ihre Gläser hinzustellen.
»Schon?«, fragte Lara.
»Aber brauchen wir nicht Vorbereitungszeit?«, fragte Melody. »Ich meine …«
»Die Zeit läuft!«, rief Joel und unter lachendem Gekreische stoben die Frauen auseinander. Nell war überrumpelt. Wo war sie hier hineingeraten? Joel nahm eine Kamera vom Tisch und begann zu filmen. Die Frauen durchsuchten hektisch die Inneneinrichtung. Die Männer gaben ihnen durch Zurufe Tipps.
»Die Zeit läuft weiter, meine Damen!«, rief seine Stimme.
»Ich habe einen!«, rief Friederike und zog einen Sky Venus hinter einem Schrank hervor. Es war ein Aufstelldildo. Ihre Augen glitzerten.
»Das wird ein Spaß«, sagte sie und fuhr genüsslich mit der Hand hinunter. Sie befestigte ihn sofort am Boden und der Dildo saugte sich fest. Dann streifte sie ihre Shorts samt ihrem String ab und wandte Nell und den Männern ihren Arsch zu.
Guter Gott.
Sie war wirklich am gesamten Körper nahtlos gebräunt. Sie hockte sich über das Gerät und ihr pralles Gesäß neigte sich hinunter. Langsam verschwand der Dildo in ihr. Nells Blick folgte dem gebannt.
In ihrem Unterleib begann es zu klopfen. In ihrem Lendenbereich zog es.
Friederike begann in einem gemütlichen Tempo zu reiten. Man konnte sehen, wie der Dildo nass aus ihrer Pussy glitt. Dann führte sie ihn sich wieder ein.
»O ja …«, stöhnte sie. »Der ist wirklich gut.«
»O ja …«, murmelte Joel und kam mit der Kamera näher. »Erzähl mir davon. Lass uns teilhaben.«
»O Joel, er fühlt sich so geil in mir an. Warm, hart … Wie ein echter Schwanz!«
Wie ein echter Schwanz? Nell schluckte. Ihr Mund wurde trocken. Das hätte sie wirklich ebenfalls gern ausprobiert. Verdammt, warum traute sie sich nicht?
»O Joel, ich danke dir so sehr!«, stöhnte Friederike und ritt den Gummipenis heftiger. Sie hielt sich beide Backen auseinander und glitt noch tiefer. Nell wurde feucht. Ihr Atem beschleunigte sich. Lee, Björn und Leano sahen nur zu. Salim und Jamal griffen sich schon in ihre Hosen. Ob Nell das auch tun sollte?
Nein, sie war zu gehemmt. Das war zu viel für sie. Sie drehte den Kopf weg. Aber ihre Augen fanden Lara. Sie war mit Anfang dreißig die Zweitjüngste unter den Frauen. Lara lag auf dem Rücken und ließ einen surrenden Vibrator über ihre Spalte gleiten. Sie weitete ihre Schamlippen und die Spitze des Vibrators umreiste ihre Lustperle.
»Wow …«, murmelte sie nur. »So stark …« Sie schloss die Augen und gab sich dem Surren hin. Im Gegensatz zu Friederike lag sie im BH da und präsentierte ihren reinen, weißen Körper. Sie war so schön. Ihre langen braunen Locken lagen ausgebreitet wie ein Wasserfall auf dem Boden. Sie hatte überall Rundungen, aber nicht zu viel. Nell fragte sich, wie es war, sie anzufassen. Während Lara mit geschlossenen Augen noch dalag, verkrampfte sie schon ihr Gesicht. Sie führte ihren Mittelfinger in sich ein. Nell reckte den Hals und merkte nicht, wie ihr Atem sich beschleunigte. In schnellen Stößen fingerte Lara sich selbst.
Ja, genau das wollte sie nun sehen! Das musste sich großartig anfühlen. Nells eigene Finger krampften sich zusammen. Das letzte Fingern war bei ihr eindeutig zu lange her.
»Ja …«, stöhnte Lara und wurde immer schneller. »O G-gott, ja …« Und dann kam sie mit purer Wollust. Es war eine Wohltat, ihr zuzusehen. Wow, das war sehr schnell gewesen. Lara öffnete die Augen und sah sie an. Sie lächelte. Nell fühlte sich wie beim Spannen erwischt und richtete ihre Aufmerksamkeit nun auf Delia, der schönen Latina, die noch am Suchen war.
»Ich finde keinen!«, rief sie enttäuscht.
»Dann hast du Pech gehabt«, meinte Joel desinteressiert.
»Aber das ist unfair!«
»So ist das Leben.«
Nell fand das ungerecht. Ihr Blick fiel auf den Kaminhaken, der neben der Terrassentür an der Wand lehnte. Darunter lag ein Zugluftstopper in der langen Form eines Hundes. Seltsam, es war Hochsommer. Wofür wurde der Hund gebraucht?
Und dann wurde es ihr klar. Sie sprang auf.
»Was ist los?«, fragte Delia und sie zeigte auf die Abdämmung. »Er könnte da drin sein.«
Delia reagierte sofort. Beide rasten an die Tür, Nell erfasste die linke Seite und Delia die rechte. Sie fassten hinein und spürten weiches Silikon unter ihren Fingern. Volltreffer! Doch sie zogen beide gleichzeitig so stark daran, dass sie hinfielen.
»Lass los!«, rief Delia.
»Das ist mein Dildo!«, schrie Nell und merkte erst, nachdem sie es ausgesprochen hatte, wie irre sie klang. Dann stellte sie fest, dass sie beide ihn in den Händen hielten. Weil er unglaublich lang war. Fassungslos starrten sie das Ding an.
»Tja, meine Hübschen. Was nun? Ihr habt unseren Doppeldildo gefunden!«, rief Joel fröhlich dazwischen. »Was macht ihr jetzt? Ach, wenn es da nur eine Lösung gäbe!«
Delia lächelte sie an. »Nell … Hättest du vielleicht Lust, ihn mit mir zu teilen?«
»Was? Ich?«
Nell weitete vor Schreck die Augen.
»Natürlich, ich sehe hier keine zweite Nell.«
»Äh … Danke, nein.«
»Wie schade«, meinte Delia und zwinkerte ihr zu. »Dann sieh mir eben nur zu. Ach, und falls du Lust hast, doch noch einzusteigen – nur zu.«
Nell ging aus dem Bild, während der dunkelhäutige Jamal gerade zu Ende wichste und die anderen selbst noch zugange waren. Die Atmosphäre im Raum war gewaltig. Bei ihrem ersten und letzten Clubbesuch war es nicht annähernd dermaßen sexy gewesen.
Sie war inzwischen unglaublich angeturnt, und es wurde nicht besser, indem Delia sich vor dem Kamin auf den weichen Schaffellen niederließ. Sie zog ihr Kleid aus und öffnete ihren BH. So saß sie mit ihren nackten Titten und einem schwarzen Tanga, der so winzig war, dass die Joels Kamera garantiert einen extra Zoom benutzen musste. Delia war Südamerikanerin. Sie hatte lange schwarze Locken, war ebenfalls nahtlos sonnengebräunt und besaß ordentliche Kurven. Ihre Titten waren prall und rund.
Einfach wunderschön … Und geil. Sie lächelte Nell feurig an. »Gefällt dir wohl, was du siehst?«
Nell konnte nur stumm nicken. Delia nahm ihre Titten in ihre Hand und wog sie ab, als müsste sie ihr eigenes Gewicht schätzen. Dann spreizte sie ihre Beine und fuhr mit ihrer Hand über ihre Pussy. Sie öffnete ihren Mund und begann zu stöhnen. Nell spürte die Erregung in sich. Sie hatte es nur einmal mit einer Frau gemacht und das war nicht besonders gut gewesen. Deswegen stand es auf ihrer Sexwunschliste. Joels Aufgabe förderte gerade diesen Wunsch besonders extrem.
Delia zog ihren Tanga zur Seite und zeigte ihre glänzende Pussy. Sie nahm ihre Seite des Dildos und strich sich mit der Spitze über ihre Spalte.
»Schon mal so einen benutzt?«, fragte sie leise. Nell schüttelte den Kopf. »Es ist nicht kompliziert. Am einfachsten ist es, wenn einer den Takt angibt. Alles andere findet sich dann wie von selbst. Aber da du mich leider allein lässt, muss ich es mir wirklich komplett selbst machen.«
Und sie schob sich die Eichel in sich hinein. Nell sah hin. Sie musste unbedingt sehen, wie das Ding in ihr verschwand. Wie viel ging davon in Delia rein? Mehr und mehr schob sie ihn in sich und stöhnte tief. Das war geil. Nell sah zu, wie das Dildoende in ihre schöne Muschi aus und ein drang. Es machte ein saugendes Geräusch. Delia massierte ihre Perle dazu, dann weitete sie mit ihren Fingern ihre Schamlippen. Sie atmete schneller.
Während der Doppeldildo mehr und mehr in ihr verschwand, sah sie Nell tief in die Augen.
Delia stützte sich ab, weitete noch mehr ihre Beine und erhöhte das Tempo.
Und wenn Nell zu ihr ging und den Dildo bewegte? Wenn sie Delia verbot, es sich selbst zu machen? Nell stöhnte auf. Einmal die Kontrolle über eine Frau haben, nur einmal …
Hinter ihr stöhnte ein Kerl auf.
»O Delia …«, sagte Joel, »Das machst du gut. Erzähl mir, wie es für dich ist.«
Aber Delia antwortete nicht. Sie konnte nicht. Sie zuckte immer öfter zusammen und erreichte mit einem leisen Schrei den Höhepunkt. Schnell und heftig kam sie. Die Lust explodierte in ihr und danach fiel sie auf den Rücken. Nell wandte sich abermals ab. Sie hatte das Gefühl, selbst gleich explodieren zu müssen. Als sie sich umdrehte, sah sie direkt in Joels Kamera. Er blickte sie dahinter an. Seine Augen … Er atmete leicht erregt ein.
»Nelly, alles in Ordnung?«
»Ja«, brachte sie heraus.
»Wie ist das hier für dich?«, wollte er wissen, »Erzähl es mir.«
»Heiß«, brachte sie nur heraus. Dann glaubte sie wirklich zu explodieren und lief aus dem Raum. Sie rannte in ihr Zimmer. Sie schmiss ihre Tür hinter sich, als ob sie verfolgt werden würde, lehnte sich dagegen und fast schon unbemerkt näherte sich ihre Hand ihrem Schambereich. Sobald ihre Finger ihre Klitoris berührten, zogen sich ihre inneren Muskeln zusammen. Der Orgasmus strömte hart und kurz auf sie ein. Nell rang nach Luft, noch während er bereits wieder abflaute. Dann stieg sie mit ihren Klamotten unter die Dusche und drehte das Wasser auf eiskalt.
Danach ging es ihr wieder besser. Sie zog sich aus und fiel klatschnass aufs Bett.
O Gott, wo war sie da nur hineingeraten? In die Finca der Verrückten.
Aber wenn sie ehrlich war … So etwas Heißes hatte sie noch nie erlebt. Es war, als wäre sie in einem Liveporno dabei gewesen. Und eigentlich hatte sie den Doppeldildo gern ausprobieren wollen. Sie hatte sich nur nicht getraut.
Sie suchte ihr Handy. Lee hatte es in ihrem Koffer versteckt. Doch Oliver hatte natürlich nicht geschrieben. Enttäuscht schrieb sie ihm, dass sie nun auf Ibiza war. Oliver wusste, dass einer ihrer Träume gewesen war, im Ausland Urlaub zu machen. Er musste doch darauf reagieren!
Doch er las nur die Nachricht und schrieb nicht. Wie schon seit Monaten. Sie hinterließ ihre Adresse, was vermutlich völlig sinnlos war. Oliver war die einzige Verbindung, die sie hatte. Er war ihre wahre Familie. Ohne ihn war sie nichts. Was tat sie, wenn sie nun auch ihn verlor? Auch wenn sie gern Einzelgängerin war, wollte sie dennoch nicht komplett allein sein …
Nach einiger Zeit hörte sie von der Terrasse aus Gelächter. Es knackte. Anscheinend war der Grill angemacht worden. Joel hatte vorhin etwas von amerikanischem BBQ gesagt. Doch Nell war zu müde und zu fertig, um hinunterzugehen. Außerdem sah das große Bett viel zu verführerisch aus. Ehe sie sich versah, war sie eingeschlafen.
2. Kapitel
Am nächsten Tag erwachte Nell schlagartig um halb sieben. Sie hatte verwirrend geträumt.
Träume von Dildos, stöhnenden Frauen und der Polizei, die sie damals angesehen und gemeint hatte: »Wir werden alles überprüfen.« Sie sagten furchtbare Dinge wie: »Sie werden verdächtig.« »Sie sind verhaftet.« »Hoffentlich haben Sie einen guten Anwalt.« Träume von verächtlichen Blicken der Nachbarn, Kunden und von Oliver, der ihr gesagt hatte, dass er nichts mehr mit ihr zu tun haben wollte.
Nein. Das gehörte hier nicht her. Nell beschloss, alles zu verdrängen.
Sie stand auf und schlich hinunter in die Küche. Niemand war wach. Wenn sie sich richtig erinnerte, war sie gegen zwei Uhr aufgewacht und unten hatten sie noch Party gemacht. Sie bediente sich am Kühlschrank und beschloss dann, auf eigene Faust die Umgebung zu erkunden. Sie lief stundenlang durch die Nachbarschaft. Stieg in einen Bus ein, ohne zu wissen, wohin sie fuhr. Eine Stunde später stieg sie an der Endhaltestelle aus und stieg nur wenige Minuten später wieder in den Bus ein, der zurückfuhr. Aber es gefiel ihr. Sie betrachtete die Landschaft, lief über den nahe gelegenen Markt und kam am Vormittag erst wieder in der Finca an. Als sie durch die Küche lief, stand Joel am Kaffeeautomaten.
»Hey Nelly.«
»Nell.«
»Wie geht es dir? Bist du jetzt erst aufgestanden?«
»Nein, ich bin seit halb sieben unterwegs gewesen.«
»Wo denn?«
»Keine Ahnung. Habe mich in irgendeinen Bus gesetzt und bin herumgefahren«, antwortete sie vage. Joel war offensichtlich überrascht.
»Aber du kennst dich hier doch gar nicht aus. Warum hast du nicht auf uns gewartet?«
»Ich brauche niemanden.«
»Verstehe. Nelly, die coole Einzelgängerin. Braucht nichts und niemanden auf der Welt, was?«
»So ungefähr.«
»Es geht aber nicht immer darum, andere Menschen zu brauchen. Manchmal ist es in Ordnung, auch nur die Gesellschaft anderer zu genießen.«
Nell wollte sagen, dass ihr die Gesellschaft anderer zuwider war. Und wenn man niemanden mochte, war man nicht prädestiniert, von ihnen verarscht und verlassen zu werden. Allerdings ging das ihn auch einen feuchten Dreck an.
Außerdem wurde sie davon abgelenkt, wie Delia in einem knappen Push-up Bikini an ihnen vorbeilief. Wow. Sie hatte sie gestern schon nackt gesehen. Delia war Ende dreißig, ebenfalls wesentlich älter als sie, aber jetzt im Bikini … Die Latina war unglaublich verführerisch. Nell musste sofort dran denken, wie der Dildo in ihr verschwunden war. Wie ihre Titten gewackelt hatten.
Gott …
»Hättest du Lust dazu?«, fragte Joel gerade.
»Was?«, fragte sie verplant. Sie hatte nicht mal mitbekommen, dass er mit ihr geredet hatte.
Joel verdrehte die Augen. »Vergiss es.«
»Ich muss nach draußen gehen.«
»Allerdings.«
»Was?«
»Ach nichts. Geh du nur.«
Sie ging durch die Terrassentür und fand gleich Lee auf einer Liege vor.
»Oh, Nell!«, er streckte seine Hand nach ihrer aus. Nell ergriff sie. »Was sehen meine enttäuschten Augen? Du trägst keinen Bikini.«
»Ich ziehe ihn später noch an.«
»Sehr schön. Hast du gut geschlafen?«
Sie nickte. Da traten Friederike und Melody in Bikinis an den Pool, und Nell atmete innerlich auf. Sie hatte nichts gegen nackte Menschen. Wirklich nicht. Sofern sie im Bett oder auf der Spielwiese nackt waren. Sie wollte sie jedoch nicht den ganzen Tag unbekleidet sehen.
Obwohl Friederike und Melody recht nett anzusehen waren.
Melody war eine zierliche Asiatin mit Porzellanhaut und einem perfekten Puppengesicht. Soweit Nell mitbekommen hatte, war sie vom Wesen her genauso zuckersüß wie ihr Aussehen. Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass sie gerade erst volljährig wäre. Auf den zweiten Blick erkannte man dann, dass sie die dreißig jedoch schon überschritten hatte.
