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Michael Stavarics Erzählstücke "Déjà-vu mit Pocahontas" und "Rarität River" sind die unmittelbaren Produkte eines literarischen Alltags: autobiografisch und phantastisch, gewitzt und sprachmächtig zeugen sie von literarischem Nomadentum. Michael Stavaric, der neben anderen Veröffentlichungen im Frühjahr 2011 seinen fünften Roman publiziert und damit einer der produktivsten Autoren der jüngeren Generation ist, beweist mit diesen kleinen Meisterstücken einmal mehr, dass literarischer Mut unterhaltsam sein kann. In "Déjà-vu mit Pocahontas" begibt sich der Erzähler auf eine Lesereise. Die Züge, die ihn in Deutschland an sein Ziel bringen, verheißen einiges: Erkenntnis und ein amüsantes Stelldichein mit der modernen Pocahontas. Geschickt bedient sich Stavaric Arno Schmidt'scher Sprache und Topoi, um dann den Leser auf ganz andere Spuren zu lenken. "Rarität River" wiederum spielt auf amerikanischem Boden, der Erzähler folgt einem Fluss und seinen dazugehörigen Ortschaften, einst tiefstes Indianerland. Dabei entsteht ein literarischer "Roadmoviereport" - Überliefertes, Geschichtliches und Alltägliches vermengt sich zu absurden Szenerien. Die daraus resultierende poetische Kraft wendet sich entschieden gegen die "Ortlosigkeit" moderner Welten.
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Seitenzahl: 69
Veröffentlichungsjahr: 2012
Czernin Verlag, Wien
Stavarič, Michael: Déjà-vu mit Pocahontas. Raritan River /Michael Stavarič Wien: Czernin Verlag 2010 ISBN: 978-3-7076-0340-8
© 2010 Czernin Verlags GmbH, Wien Umschlaggestaltung, Satz: Inge Mayer Autorenfoto: Lukas Beck Lektorat: Eva Steffen Produktion: NAKADAKE (www.nakadake.at) ISBN E-Book: 978-3-7076-0340-8 ISBN PDF: 978-3-7076-0364-4 ISBN Print: 978-3-7076-0326-2
Alle Rechte vorbehalten, auch das der auszugsweisen Wiedergabe in Print- oder elektronischen Medien
Vows are spoken To be broken Feelings are intense Words are trivial Pleasures remain So does the pain Words are meaningless And forgettable
(Depeche Mode – Enjoy The Silence)
Nürnberg (Teilamnesie!), Klopse, Adventmarkt, Zimtstollen, wie soll man sich an ein Tribunal erinnern vor so vielen Jahren? Ein paar Minuten zuvor bin ich aus dem ICE 28 geglitten, wahrlich ein prall gefülltes Ziesel, bin den Bahnsteig vorgerittert, Visier nach unten, bloß keinen Kontakt mit all den Reiseraspeln, stetig plapperndes Mundzeug überall, nur vom Nürnberger Zungenschlag ist nichts zu hören. Sinus, Cosinus, dreidimensionaler Slalom bis zum Anschlusszug nach Karlsruhe (IC 2066), die Anzeigetafel weist eine geringfügige Verspätung aus, aber da bin ich gefeit, mein Missbehagen hält sich in Grenzen (Alternativen?). Als der IC endlich einfährt, drängen sich die Menschenmassen, bis zum Bahnsteigrand, kann’s jetzt schon absehen: Freie Sitzplätze sind Mangelware. Ich säbel noch an meinem Hot Dog, viel zu heiß die Fleischkanüle, schluck und schling wie ein Kormoran, damit die Hand frei wird, Trolley packen und ab durch die Mitte. Flippernd durch den Zug (von Bande zu Bande), aneinander vorbeischiebend mit autistischer Eleganz, da und dort sogar ein böses Wort zu hören: Kennen’s net aufpasse? Is’se des d’Meeglichkeit? Ich lass mich auf keinerlei Geschwätz ein, will nur einen Stecker (Notebook!) und etwas Sitztaugliches. Ach, ihr liebfrivolen Lesereisen!
Im einzig freien Abteil des gesamten Zuges tauche ich unter, schließe die Tür, plumps in den Sitz, ein Granatapfel zurückkehrend in den Schoß (griechischer) Muttererde. Reserviert für Behinderte, das ganze Abteil geht für eine (sinnvolle) Quote drauf, nur: Mit einem Rollstuhl passt (im Normalfall) kein Mensch durch diese Tür. Keine Behinderten weit und breit, während der Zug längst anfährt, die Diskussion mit dem Schaffner ist dennoch vorprogrammiert. Wir einigen uns schließlich darauf, dass ich gehe, sobald er mich nötigt. Meinen Paradesatz »Das Leben behindert mich …« will er keinesfalls gelten lassen. Trotzig zucke ich meinen Nabokov und beginne zu lesen, während er noch am Fahrschein fummelt. Kaum ist er weg, öffnet sich die Tür und SIE setzt sich. Behindert wirkt sie nicht gerade.
Das Christkind (es scheint wie Weihnachten) lugt kurz herein, trollt sich wieder, schamlos wie wir sind (einander fixierend), unterdessen bekommt sie Appetit. Auf Blattsalat, wie ich schon bald erfahren werde. Bestellt unverschämt im Speisewagen, mit Kirschtomaten und abfälligen Zwiebelringen, na toll! Ich bestaune noch die Landschaft, die heutigen Züge sind auch nicht mehr, was sie einst waren, schaukelnde Plastikburgen, Fenster ohne Fensterkitt, ist das schade … Draußen schamlippige Baumriesen, auf manchen obenauf verklumpte Raupen, fressen sich satt (oh Kohldampf!), erinnern an weißflaumige Kokoskuppeln. Schnee eben! (Das mit den Schamlippen behalt ich natürlich für mich.) Sie kaut an ihren grünen Röschen, ob ich kosten wolle, der Zug nimmt ein Schlagloch (voll mit), so sehr zucke ich innerlich. Danach säuselnd: »Nein!« Im kolonial wohlwollenden Unterton. (Warum kein Steak?) Vegetarisch ernährt sie sich, sagte eingangs noch mehr, aber da war ich noch nicht ganz bei der Sache (im Buch blätternd).
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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