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in diesem Buch geht es ausschließlich um die Kommunikation und den Umgang mit der Erkrankung Demenz. Viele Beispiele von Betroffenen und Angehörigen aus meinen Beratungssituationen immer mit der großen Frage dahinter, was soll ich denn da machen oder sagen? Dazu einige anschaulichen Möglichkeiten der Kommunikation und des Umgangs in teilweise heiklen Situationen. Praktische Tipps über das Wie, wie Sie es machen oder sagen könnten.
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Seitenzahl: 37
Veröffentlichungsjahr: 2022
In dieser Broschüre werde ich hauptsächlich auf den UMGANG und die KOMMUNIKATION mit demenziell Erkranken und deren Angehörigen eingehen.
Die verschiedenen Formen der Demenz, chemische
Prozesse, Diagnostik, Therapie usw. werde ich teils nur am Rande erwähnen. Für dieses Interessengebiet empfehle ich eine andere Literatur.
Zudem spreche ich in den geschilderten Beispielen über die Tiefphasen der Erkrankung. Das heißt, die Erkrankung Demenz läuft in Intervallen ab. Es werden immer Schwankungen, in kognitiven Bereichen, sowohl nach oben, aber leider auch nach unten festzustellen sein. Dieser wellenförmige Verlauf, der bei jedem anders ist, zeigt sich auch in seinen Auswirkungen bei jedem anders.
Hier geht es also um die Schwankungen und das damit einhergehende Verhalten im momentanen unteren Feld.
Ich werde mit imaginären Bildern arbeiten. Solche bildlichen Vorstellungen lassen Situationen nicht so abstrakt erscheinen, sie sind greifbarer und vielleicht daher auch eher nachvollziehbar.
Widmung
Einblick aus der Praxis - Benutzung des D…Wortes
Biografie erkennen und die Seele verstehen
Der erste Schritt
Die Scham des Eingestehens
Fassadenhaltung und Schubladendenken
Wichtigkeit der Diagnostik
Markante Veränderungen/Symptome
Zeit
Orientierung
Logik
Depressives Verhalten
Aggressives Verhalten
Beispiel Kreativität – Beschäftigung
Tipps zur erleichternden Kommunikation
Nachwort
Widmung
Ich widme dieses Buch meinem Stiefvater, der am 23.11.2021 verstorben ist.
Er lebte 13 Jahre mit der Erkrankung Demenz.
Meine Mama hat ihn aufopferungsvoll zu Hause gepflegt und mit Unterstützung von SAPV bis zum Ende begleitet.
Ihr und allen Pflegenden gehört meine größte Anerkennung.
Ein Sohn und sein Stiefvater kommen zu mir in die Beratung. Es geht um die Mutter des Sohnes, also die Lebensgefährtin des Stiefvaters.
Die Situation ist schon beim Eintreten angespannt. Beide nehmen Platz, der Sohn direkt an der Ecke am Tisch neben mir. Der Stiefvater schiebt eine akkurat vorbereitete Mappe, alles in Folie steckend und nach Themen und Alphabet geordnet, mir zu. Dabei fängt er an zu erklären, um wen es geht, wie die Situation ist UND dass es sich um Gedächtnisstörungen bei seiner Partnerin handelt. Ich schlage die Mappe auf und will meine Fragen einbringen, um mir ein umfassendes Bild zu machen. Da liegt vor mir ein Arztbrief, eine Diagnose, unter der ganz klar steht, Alzheimer Demenz. Nicht etwa, Verdacht auf Demenz, sondern Demenz, sogar im fortgeschrittenen Stadium. Also ist meine Frage, ob bereits eine Diagnostik gemacht worden sei, beantwortet. Ich lese also die Diagnosezeile laut vor mich hin und will direkt zur nächsten Frage übergehen, da wird der Stiefvater laut. Das würde nicht stimmen, sie habe lediglich eine Gedächtnisstörung. Er zeigt sich sehr aufgebracht. Ich zeige vorsichtig auf die Diagnose und will gerade sagen, dass ich dies lediglich abgelesen habe. Da sehe ich neben mir den Sohn, wie er versucht unauffällig mit dem Kopf zu schütteln und mit den Händen unterm Tisch eine Abwehrbewegung macht.
Also benutze ich das D…Wort nicht und sage stattdessen, ja genau richtig, es liegt eine Gedächtnisstörung vor. Daraufhin beruhigt sich der Stiefvater schnell wieder und wirkt fast entspannt, erleichtert.
Bei der überwiegenden Mehrheit der Angehörigen und der Betroffenen ist oben geschildertes Beispiel aus der Beratung der „normale Umgang“ mit der Erkrankung. Die Erkrankung ist ein absolutes Tabu. Nur so, indem sie nicht gesehen und nicht klar angesprochen wird, kann damit einigermaßen umgegangen werden. Dieses Wegschieben, „Nichtwahrhabenwollen“ spiegelt dann leider auch den Umgang und die Kommunikation zwischen Angehörigen und deren Betroffenen wider. Es wird so getan, als sei alles bestens, alle sind gesund und haben daher keinerlei Einschränkungen. Auf Dauer wird es so für alle Beteiligten, was die Kommunikation und den Umgang miteinander anbelangt, leider immer schwieriger. Denn eine Faustregel mit der Erkrankung Demenz ist, dass sich nur der Gesunde auf den Erkrankten einstellen kann. Warum das so ist, dazu später mehr.
Oben genanntes Beispiel zeigt deutlich, dass sich der Umgang und die Kommunikation nicht nur auf den Betroffenen, sondern sogar hauptsächlich auf den Angehörigen bezieht.
Der Pflegende stellt die wichtigste Säule für den Betroffenen dar. Der pflegende Angehörige muss also behutsam in den Prozess der Diagnosestellung Demenz und den daraus resultierenden Veränderungen mit aufgenommen und integriert werden. Er muss gehört und verstanden werden.