Der 15. Schläger - Bob Rotella - E-Book

Der 15. Schläger E-Book

Bob Rotella

4,6

Beschreibung

Jeder Golfer darf 14 Schläger im Bag haben, doch die wirklichen Sieger haben ein klein wenig mehr dabei - eine mentale Einstellung, die sie besser spielen lässt, als alle anderen. Dr. Bob Rotella, Autor des Erfolgstitels 'Das Golf Ihrer Träume', fasst in diesem Buch seine Erfahrungen als Golfpsychologe zusammen und verrät jedem Spieler, wie er besser werden kann - bevor er einen Fuß auf den Abschlag setzt. Golfstars wie Tiger Woods nutzen den '15. Schläger',um negative Gedanken, Zweifel und Ängste auszublenden. Nur mit ihm können Champions im Training und im Turnier ihre volle Leistung bringen. Spieler, denen die richtige mentale Einstellung fehlt, sind oft niedergeschlagen und frustriert. Selbstbewusste Spieler können dagegen ihr Potenzial voll ausschöpfen. In diesem Buch stellt einer der bekanntesten Golfautoren ganz einfache Methoden vor, mit denen Golfer jeder Spielstärke ihrem Spiel den richtigen Kick geben können.

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Der 15. Schläger

Vollständige E-Book-Ausgabe der im Copress Verlagerschienenen Printausgabe (ISBN 978-3-7679-0934-2).

Die englischsprachige Ausgabe dieses Buches erschien 2008 unter demTitel „Your15th Club“ bei FREE PRESS

Copyright © 2008 Robert J. Rotella

Aus dem Englischen von MCS Schabert GmbH

unter Mitarbeit von Karola Koller (Übersetzung).

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in derDeutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sindim Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

1. Auflage 2016

Alle Rechte der deutschen Ausgabe

© 2009, 2014, 2016 Copress Verlag

in der Stiebner Verlag GmbH, Grünwald

Alle Rechte vorbehalten. Wiedergabe,

auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher

Genehmigung des Verlages.

www.copress.de

ISBN: 978-3-7679-2043-9

BOB ROTELLA

Der 15. Schläger

»Dr. Bob Rotellas Tipps sind wie ein extra Schläger in jedem Golfbag.«

Inhalt

Vorwort

1.Zuversicht ist alles

2.Der 15. Schläger

3.Golf wird Sie fertig machen

4.So sieht Sie Ihr Unterbewusstsein

5.Reale Realität

6.Immer dran denken

7.Mentales Fitnessprogramm

8.Das Problem mit der Perfektion

9.Sie bekommen das, was Sie sehen

10.Wahrnehmung

11.Selbstgespräche

12.Die Quelle der Zuversicht

13.Keine Chance für die Yips

14.Selbstvertrauen und Kompetenz

15.Was ich von Padraig Harrington gelernt habe

16.Der große Moment

Anhang Eins: Positive Gedanken

Anhang Zwei: Mentale Übungen

Anhang Drei: Gedanken selbstbewusster Spieler

Vorwort

In diesem Buch geht es darum, dass Sie beim Golf an sich selbst glauben müssen. Es geht um Ihr Vertrauen in sich selbst, nicht um das Vertrauen in Ihren Schwung. Es geht darum, dass Sie sich als Sieger sehen. Es geht darum, sich selbst zu vertrauen wenn alles schiefgeht und auch wenn alles gut läuft. Es geht darum, gut über die Runde zu kommen, wenn nicht viel mehr drin ist und den Sieg einzufahren, wenn Sie die Chance zum Sieg haben. Es geht darum, den Ball ins Loch zu befördern und ein gutes Ergebnis zu erzielen, egal wie gut Sie die Bälle gerade treffen.

In diesem Buch geht es um Respekt gegenüber Ihrem Spiel und Ihrem Talent. Es geht darum, den inneren Kampf zu gewinnen und auf der Runde nie das Ziel aus den Augen zu verlieren. Es geht darum, nie nachzugeben und nie aufzugeben. Es geht darum, dass Sie auf Ihre Einstellung zum Spiel stolz sind und die Herausforderungen des Spiels lieben.

Ich werde Ihnen sehr viel abverlangen. Ich werde Sie auffordern, sich ehrlich mit Ihren innersten Gedanken zu beschäftigen. Ich werde Sie auffordern, sich den Herausforderungen des Spiels zu stellen und ganz bewusst an sich zu glauben. Und ich werde Sie auffordern, sich streng an einen Trainingsplan zu halten. Dieser Plan wird Ihnen dabei helfen, die innere Einstellung zu entwickeln und beizubehalten, die Sie benötigen, um als Sieger vom Platz zu gehen.

Als Gegenleistung werden Sie neue Freude an Ihrem geliebten Golfspiel finden.

Das Engagement, das ich verlange, kostet einige Mühe und nicht jeder Spieler wird dieser Herausforderung gewachsen sein. Doch wenn Sie der Meinung sind, dieses Engagement aufbringen zu können, dann freue ich mich darauf, mit Ihnen zu arbeiten.

Herzlich willkommen.

1.

Zuversicht ist alles

Padraig Harrington hat mir den Anstoß gegeben, dieses Buch zu schreiben. Padraig ist ein sehr besonnener, analytischer Mensch. Ich bin seit zehn Jahren beruflich und freundschaftlich mit ihm verbunden, würde mich aber nicht als seinen Mentalcoach oder psychologischen Berater bezeichnen. Padraig und ich unterhalten uns lediglich. Meine Rolle dabei ist es, seinen Überlegungen zuzuhören und mit dem Kopf zu nicken. Ich lerne von Padraig genauso viel, wie er von mir.

Vor einiger Zeit erzählte er mir, dass er vielen Flightpartnern, Amateuren wie Profis, mein Buch Golf Is Not a Game of Perfect empfiehlt, das ich 1994 geschrieben habe. Ich war fasziniert, und das nicht nur, weil Mundpropaganda ja bekanntlich die beste Werbung ist. Ich weiß, dass Padraig ein freundlicher und großzügiger Zeitgenosse ist, ich weiß aber auch, dass er ein Golfprofi bis ins Mark ist. Er war also offensichtlich der Meinung, dass mein Buch ihm geholfen hatte, und ich war neugierig, warum er ausgerechnet seinen Konkurrenten dieses Buch empfahl, die ihm ja etwas wegnehmen wollten – nämlich seinen Spitzenplatz unter den europäischen Spielern.

„Es macht mir nichts aus, dass andere Leute das Buch lesen“, antwortete er auf meine Frage. „Das ist schon in Ordnung. Es liest sich sehr leicht und es macht einfach Spaß. Es soll sie ruhig weiterbringen. Aber wirklich profitieren werden sie nur, wenn sie das alles umsetzen – und genau das ist das Schwierige. Ich kann also den anderen Profis Ihr Buch ruhig empfehlen und weiß trotzdem, dass ich keinen Nachteil davon habe, es sei denn die anderen Spieler machen sich tatsächlich an die Arbeit.“

Padraigs Aussage passte genau zu den Gedanken, die mir schon eine ganze Weile durch den Kopf gegangen waren. In meiner Funktion als Sportpsychologe besuche ich meine Klienten genauso oft, wie sie zu mir kommen, besonders wenn ich sie schon eine gewisse Zeit betreue. Da viele von ihnen Turnierspieler sind, treffe ich sie auf den unterschiedlichsten Golfplätzen – meistens am Putting Green oder auf der Driving Range. Spielern, die mich schon kennen, reicht oft ein kurzes Gespräch, um ein paar Fragen zu klären und sich geistig auf das Turnier einzustellen.

Wenn ich dann über das Übungsgelände gehe, unterhalte ich mich auch mit Spielern, die streng genommen nicht meine Klienten sind. Viele von ihnen haben nicht mit mir direkt gearbeitet, haben aber mein Buch Golf Is Not a Game of Perfect oder ein anderes von mir gelesen, die sich ja im Prinzip ergänzen. In den letzten Jahren habe ich immer wieder Aussagen wie diese gehört:

„Doc, ich habe vor acht Jahren Golf Is Not a Game of Perfect gelesen und das Buch hat mir wirklich geholfen. Ich konnte unter Druck mein bestes Golf spielen, auch noch am letzten Turniertag. Gleich nachdem ich das Buch gelesen hatte, gewann ich sogar ein paar Mal. Aber in letzter Zeit funktioniert es irgendwie nicht mehr. Ich glaube, Sie sollten ein neues Buch schreiben.“

Und hier ist dieses neue Buch. Es ist weder eine Variation von Golf Is Not a Game of Perfect noch ein Fortsetzungsband.

Möglicherweise habe ich in meinen früheren Büchern manche Leser auf eine falsche Fährte geführt. Natürlich enthalten diese Bücher keine Falschinformationen, ganz im Gegenteil. In Golf Is Not a Game of Perfect schreibe ich die Wahrheit über die mentale Seite des Golfspiels unter Turnierdruck – eine Wahrheit, die ich durch meine berufliche Tätigkeit in mehreren Sportarten erfahren hatte und in den mehr als 15 Jahren, die ich damals schon mit Golfprofis zusammengearbeitet hatte, auch als praxiserprobt kannte. Inzwischen bin ich fast 30 Jahre im Geschäft und weiß noch mehr als früher, was Golfspielern wirklich hilft. Man muss den eigenen Träumen folgen. Man erreicht das, was man sich selbst zutraut. Man muss den Schwung üben und dann darauf vertrauen. Man muss die Fehler akzeptieren, die auf der Runde ganz zwangsläufig passieren. Man muss das eigene Temperament auf dem Platz in den Griff bekommen. Man muss sich für das kurze Spiel begeistern können, weil es am meisten Einfluss auf den Score hat. Und vor allem muss man Selbstvertrauen haben.

Aber, wie mir durch Padraig und andere Golfprofis bewusst geworden ist, habe ich in meinen früheren Büchern einen sehr wichtigen Aspekt des mentalen Spiels nicht genug betont. Ich habe vielleicht den Eindruck erweckt, dass das mentale Spiel im Prinzip wie Radfahren ist, etwas, das man lernt und dann nie wieder vergisst.

Das stimmt aber nicht. Tatsache ist, dass es mit der Einstellung, die man braucht, um unter Druck gut spielen zu können, ähnlich ist, wie mit der körperlichen Fitness. Man muss sich natürlich anstrengen, um den gewünschten Grad an Fitness zu erreichen. Und wenn man am Ziel angekommen ist, muss man weiterarbeiten, um das erreichte Niveau zu halten. Ihre Muskeln werden wieder weich und schwach, wenn Sie nicht weiterhin trainieren. Auch Ihr mentales Spiel wird wieder weich und schwach, wenn Sie nicht kontinuierlich daran arbeiten. Und das ist genau die Arbeit, von der Padraig Harrington sprach.

Das erklärt auch die Aussagen, die ich von anderen Spielern gehört habe, nämlich dass ihnen eines meiner früheren Bücher eine Zeit lang geholfen hat, heute aber nicht mehr. Der Grund hierfür ist, dass ich in diesen Büchern nicht deutlich genug betont habe, dass man als Golfspieler nur dann wirklich erfolgreich sein kann, wenn man unter Druck die richtige geistige Einstellung hat. Direkt nachdem sie eines meiner Bücher gelesen hatten, arbeiteten viele Spieler unbewusst an einer positiveren Einstellung. Sie konnten sich dann unter Druck durchsetzen und spielten das Golf, das sie sich schon immer wünschten. Aber Golf ist ein bisschen wie die Wellen am Strand. Genauso, wie die Wellen unablässig an den Dünen nagen, nagt das Golfspiel am Selbstbewusstsein des Spielers. Und genauso, wie die Menschen, die an der Küste leben, ständig auf der Hut sein müssen, dass die Dünen funktionsfähig bleiben, müssen Golfer ohne Unterlass an ihrem Selbstvertrauen und ihrer geistigen Einstellung arbeiten.

Vielleicht geht es auch Ihnen wie den Golfprofis, mit denen ich mich manchmal unterhalte, und auch Sie haben vor einigen Jahren mein Buch Golf Is Not a Game of Perfect gelesen und stellen nun fest, dass Sie vieles nicht mehr so effektiv umsetzen können, wie früher. Falls dem so ist, dann nicht weil das Buch nichts mehr taugt, sondern weil ich nicht genug betont habe, dass Sie pausenlos an Ihrem Selbstbewusstsein arbeiten müssen. Das ist so, als ob Sie vor zehn Jahren einen persönlichen Fitnesstrainer engagiert und mit ihm so lange trainiert hätten, bis sie 100 Kilo stemmen und die Meile in sechs Minuten laufen konnten. Anschließend ist der Trainer weitergezogen, ohne Ihnen einen Trainingsplan zu hinterlassen, mit dem Sie das Leistungsniveau auch halten können. Für diese Unterlassung möchte ich mich heute entschuldigen.

Dieses neue Buch habe ich geschrieben, um diesen Fehler wettzumachen. Ich erzähle auch hier einige Geschichten und Anekdoten über Golfspieler und hoffe, dass es zumindest in manchen Passagen unterhaltsam ist. Aber ich werde dieses Mal etwas weniger Geschichten erzählen und mich mehr darauf konzentrieren, wie man die mentale Stärke für ein erfolgreiches Spiel entwickelt und beibehält. Ich werde Sie deshalb auf jeder Buchseite mit Dingen konfrontieren, die Sie wissen und können müssen, um zur richtigen geistigen Einstellung zu gelangen, damit Sie auch unter Druck Ihr bestes Golf spielen können. Ich möchte, dass Sie sich bei der Lektüre dieses Buches fühlen, als säßen Sie bei mir zuhause in Virginia in dem Zimmer, in dem ich Sportler berate, oder als würden Sie sich kurz vor einem Turnier auf der Driving Range mit mir unterhalten. Und bei solchen Gelegenheiten erzähle ich selten unterhaltsame Geschichten. Ich sage den Spielern das, was sie meiner Meinung nach hören müssen, und zwar ganz offen und schonungslos.

Manche Golfer können das nur schwer ertragen. Viele Menschen wollen schnelle Ergebnisse. Ich kenne niemanden, der ein Diätprogramm verkaufen will, das garantiert funktioniert – aber erst nach einem Jahr. Auch Autoverkäufer raten ihren Kunden nicht zu sparsamen Modellen, wenn diese unbedingt eine Luxuslimousine haben wollen. Viele Wünsche wollen eben sofort befriedigt werden. Ich verspreche in diesem Buch aber keine schnellen Ergebnisse. Mir geht es um einen Prozess, der Ihnen zur richtigen Einstellung verhilft und mit dem Sie diese Einstellung beibehalten können, solange Sie weiter daran arbeiten. Das heißt aber nicht, dass Sie morgen ein Turnier gewinnen, wenn Sie heute Abend mein Buch lesen.

Auch aus einem anderen Grund wird sich nicht jeder mit diesem Buch anfreunden können. Vielen Menschen fällt es leichter zuzugeben, dass sie sich mit ihrem Golfschwung beschäftigen, als einzugestehen, dass sie an ihrer geistigen Einstellung arbeiten. Sie nehmen jahrelang Trainerstunden, um technische Abläufe zu verbessern. Sie machen wochenlang Übungen, die den Schwung verbessern und die richtigen Bewegungen festigen sollen. Sie unterhalten sich mit ihren Freunden auf der Driving Range, manchmal ein bisschen zu ausführlich, über alles, was sie tun, um endlich flüssiger zu schwingen. Oder sie lassen sich extra von einem Fitnesstrainer neue Dehnübungen zeigen. Sobald jemand auch nur den Anschein von Interesse erweckt, verrenken sie sich wie ein Yogameister, um die neuesten Übungen zu demonstrieren. Und ich bin froh, dass sie all das tun. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass Körper und Geist zusammenspielen müssen, wenn man erfolgreich sein will. Wenn Sie möglichst perfekt Golf spielen möchten, müssen Sie bestimmte körperliche Grundlagen beherrschen.

Aber wenn viele Spieler so gern über die Veränderungen beim Schwung sprechen, warum scheuen sie sich dann, auch über Veränderungen bei der geistigen Einstellung zu sprechen? Rein logisch betrachtet, ergibt das für mich keinen Sinn. Warum sollte Ihnen jemand, ohne sich zu schämen, eine Übung vormachen, bei der er wie ein Flamingo auf einem Bein steht und den Ball schlägt, sich aber nicht trauen, über die 15 Minuten zu sprechen, die er jeden Abend mit mentalen Übungen verbringt? Ich weiß es nicht. Wenn ich den Spielern erzählen würde, sie könnten ein wichtiges Turnier gewinnen, wenn sie jeden Abend eine Stunde lang über glühende Kohlen liefen, dann würden manche ohne zu zögern ihre Schuhe und Socken ausziehen. Aber mit dem Gedanken, in dieser Stunde an ihrer Psyche zu arbeiten, können sie sich überhaupt nicht anfreunden. Vielleicht liegt es daran, dass eine technische Schwachstelle etwas weiter weg ist vom Kern dessen, was einen Menschen wirklich ausmacht. Eine mentale Schwachstelle kommt dem vielleicht zu nahe.

Und genau das ist meiner Meinung nach der Grund, warum viele Golfer gegen eine Wand laufen, wenn sie die Phase erreichen, in der mechanische Abläufe nicht mehr das größte Hindernis sind. Sie haben in unzähligen Stunden gelernt, wie man den Ball richtig schlägt. Und egal, ob sie ein großes Turnier gewinnen, oder ein einstelliges Handicap erreichen möchten, die physischen Voraussetzungen dazu haben sie. Aber allmählich geht der Drang nach vorne verloren. Manche machen sogar Rückschritte. Sie können sich einfach nicht eingestehen, dass sie nun an ihrer geistigen Einstellung scheitern. Sie arbeiten nicht voll engagiert an ihrem Selbstvertrauen. Sie schaffen es nicht, sich zu ändern.

Als Erstes verlange ich also von Ihnen, dass Sie ehrlich zu sich selbst sind. Passt Ihre geistige Einstellung zu dem Spielniveau, das Sie erreichen wollen? Hilft Ihnen Ihre Einstellung unter Druck, oder wirkt sie sich negativ aus? Können Sie mit dieser Einstellung herausfinden, wie gut Sie spielen könnten?

Und haben Sie den Mut, Ihre Einstellung zu ändern?

2.

Der 15. Schläger

Es wäre faszinierend und lehrreich zugleich, wenn Tiger Woods oder Annika Sörenstam eines Tages ein Interview gäben, in dem sie ganz offen über ihr Selbstvertrauen sprechen. Aber das wird nie passieren, denn beide kennen unsere Medienkultur zu genau, als dass sie ihre innersten Gedanken offenlegen würden.

Tiger und Annika sind momentan die Spieler, die mit dem Turnierdruck am besten zurechtkommen. Das heißt aber nicht, dass sie auch die besten physischen Voraussetzungen aller Spieler haben. Beide haben in jahrelangem, hartem Training bewundernswerte technische Fertigkeiten erworben, aber keiner der beiden ist fehlerlos. Beim Putten ist Annika nicht immer brillant, und Tiger hat mit dem Driver so viele Probleme, dass man manchmal glauben könnte, die Yips hätten ihn heimgesucht. Und auch sonst sind sie nicht immer und überall die Besten. Bei jedem Turnier der PGA oder LPGA sieht man auf dem Übungsgelände Spieler, die den Ball genauso weit oder genauso gerade schlagen, die die Chips genauso nahe an die Fahne setzen und genauso viele Putts versenken.

Was diese beiden Spieler aber von ihren Konkurrenten unterscheidet, ist meiner Meinung nach ihr Selbstvertrauen. Und das nenne ich ab jetzt ihren 15. Schläger. Ganz tief im Inneren spüren beide, dass sie jeden Konkurrenten schlagen können. Diese innere Gewissheit macht es ihnen möglich, unter Druck so gut zu spielen. Die meisten Konkurrenten denken ganz einfach nicht so wie sie.

Wenn ich mir den 15. Schläger eines Spielers vorstelle, dann wandern meine Gedanken in meine Kindheit zurück, als ich im Rutland Country Club in Vermont als Caddie jobbte. Damals sprachen viele Spieler und Caddies davon, dass sie einen Lieblingschläger hätten. Vielleicht waren damals die Fertigungstoleranzen nicht so eng, sodass sich alle Schläger eines Satzes tatsächlich unterschiedlich anfühlten. Oder man nannte einen Schlägersatz aus Einzelschlägern sein Eigen, die man entweder günstig gekauft oder geschenkt bekommen hatte, und ein Schläger im Bag fühlte sich einfach besser an als die anderen. Heute spricht kaum jemand von einem Lieblingsschläger, wahrscheinlich weil moderne Schläger besser gemacht sind und die Spieler meist komplette Sätze kaufen.

Damals hatten aber viele Spieler einen Lieblingsschläger, mit dem sie sich besonders wohlfühlten. Das war vielleicht ein Eisen 8, das bei jedem Annäherungsschlag unter 115 Meter eingesetzt wurde, oder ein alter Brassie (ein Holz 3), mit dem jeder Abschlag sicher in der Mitte des Fairways landete. Und oft funktionierte dieser Schläger tatsächlich besser als alle anderen Schläger im Bag.

Meiner Meinung nach lag das nicht daran, dass diese Schläger vom Material her besser oder für den jeweiligen Spieler besonders gut geeignet waren. Ich glaube, dass einfach ein Gefühl des absoluten Selbstvertrauens entstand, sobald ein Spieler diesen Lieblingsschläger in Händen hielt. Er hoffte nicht einfach darauf, dass der Ball in die richtige Richtung gehen würde, er wollte den Ball nicht einfach an einen bestimmten Punkt spielen, sondern er wusste, dass genau das gelingen würde. Und das machte den Unterschied aus.

Wenn ich von Ihrem 15. Schläger spreche, dann ist damit kein echter gemeint. Ich weiß, dass die Regeln nur 14 Schläger erlauben. Ich denke stattdessen an dieses absolute Selbstvertrauen, diese Gewissheit, dass der Ball genau dort landen wird, wo er soll. Und das will ich Ihnen mit diesem Buch vermitteln. Es geht um ein Gefühl, das Sie in jeder Lage auf dem Golfplatz abrufen können, egal, unter welchem Druck Sie stehen. Es geht um das Gefühl, das Tiger und Annika auf den letzten Bahnen eines Turniers haben.

Falls Tiger oder Annika wirklich offen sprechen würden, würden sie vielleicht sagen: „Ich bin der beste Spieler bzw. die beste Spielerin der Welt – keiner war bisher besser. Wenn ich antrete und mein normales Spiel spiele, bleibt für die anderen bestenfalls der zweite Platz. So gut bin ich nun einmal.“

Das sagen sie natürlich nicht wirklich, weil sie wissen, dass sie damit viele Menschen vor den Kopf stoßen würden. Muhammad Ali wurde gehasst, wenn er voraussagte, in welcher Runde er einen Gegner k.o. schlagen würde. Joe Namath wurde beschimpft, als er garantierte, dass seine Jets die Baltimore Colts beim Super Bowl III besiegen würden. Ali und Namath blieben so populär, weil ihre Vorhersagen letzten Endes eintrafen. Wenn man aber zu viel Selbstbewusstsein zeigt, wird das in unserem Kulturkreis als Zeichen von einfältiger Arroganz gewertet. Clevere Sportler wie Tiger und Annika haben gelernt, über ihre wirklichen Gefühle nicht öffentlich zu sprechen. Manche tragen sogar eine Fassade der Demut zur Schau, die ihre innere Arroganz verbirgt, damit sie niemanden gegen sich aufbringen. Ich kann verstehen, warum sie so handeln, obwohl ich selbst ganz sicher kein Problem damit hätte, wenn ich das wahre Ausmaß ihres Selbstvertrauens kennen würde. Ich bewundere diese Art Selbstvertrauen bei einem Sportler. Aber da bin ich wohl anders, als andere Menschen.

In unserer Kultur gibt es eine widersprüchliche Einstellung zum Thema Selbstvertrauen. Wir versuchen einerseits, Menschen ein gewisses Maß an Selbstvertrauen zu vermitteln. Trainer von Jugendmannschaften sagen ihren Schützlingen immer: „Du kannst das.“ Clevere Mathelehrer tun das auch. Und später machen das auch clevere Vertriebsleiter. Aber wir akzeptieren Selbstvertrauen nur bis zu einer gewissen Grenze. Niemand möchte ein Kind, das „überheblich“, „arrogant“ oder „nur mit sich selbst beschäftigt“ ist, oder wie immer man ein Übermaß an Selbstvertrauen auch bezeichnen mag. Vielleicht haben Eltern und Trainer Angst, die Kontrolle über ein Kind oder einen Athleten zu verlieren, wenn es bzw. er „zu“ selbstbewusst ist. Vielleicht haben sie auch Angst, ihre eigene Rolle als oberste Autorität zu verlieren. Oder sie fürchten, dass ein Mensch, der „zu“ selbstbewusst ist, nicht mehr lernen bzw. trainieren will. In unserem Kulturkreis wendet man sich aus den unterschiedlichsten Gründen schnell gegen Personen, deren Selbstbewusstsein über das akzeptable Maß hinausgeht. Ein alter Spruch besagt, dass „der Nagel, der herausschaut, wieder in das Brett geschlagen wird“.

Wenn Tiger und Annika öffentlich über ihr tatsächliches Selbstbewusstsein sprächen, würden sie die Hammerschläge sehr schnell spüren.

Angeber liegen mir nicht. Ich mag auch keine Menschen, die lauthals verkünden, wie gut sie sind. Aber ich bewundere die innere Arroganz, die Tiger und Annika charakterisiert. Und mit dieser inneren Arroganz sollten auch Sie sich anfreunden.

Wie in vielen anderen Bereichen gibt es auch beim Golf nicht zu viel Selbstvertrauen. Es ist mir noch nie passiert, dass ein Spieler zu mir kam und sagte: „Wissen Sie Doc, ich habe deshalb beim letzten Turnier versagt, weil ich zu selbstbewusst war.“ Hypothetisch ist es wohl möglich, zu selbstbewusst zu sein. Man könnte sich einen Spieler vorstellen, der nicht ausreichend trainiert, weil er zu selbstbewusst ist. Man könnte sich auch einen Spieler vorstellen, der aus einem Übermaß an Selbstbewusstsein heraus einen langen Schlag über ein Wasserhindernis versucht, den er eigentlich gar nicht schaffen kann. Aber nur hypothetisch. Ich kann Ihnen versichern, dass ich in meinen 30 Berufsjahren noch keinen solchen Klienten hatte. Aber ich arbeite jeden Tag mit Menschen, deren Problem ein zu geringes Selbstbewusstsein ist.

Ich möchte, dass Sie dieselbe innere Arroganz entwickeln, die Tiger und Annika zueigen ist. Sie brauchen auch keine Angst zu haben, dass man Sie plötzlich für übergeschnappt hält. Sie müssen ja niemandem sagen, wie selbstbewusst Sie wirklich sind. Aber ich hoffe sehr, dass Sie ein nach innen arroganter Spieler werden, der ruhig und selbstsicher in jeder Situation auftritt, wenn Sie dieses Buch lesen und sich an den Trainingsplan halten.

Wenn einem Spieler diese innere Arroganz fehlt, dann zeigt sich diese Schwachstelle gerade in Drucksituationen. Ich definiere den Begriff Drucksituation unterschiedlich. Wenn ich mit Golfprofis arbeite, dann verstehe ich darunter die letzten neun Bahnen eines großen Turniers, an dem sie teilnehmen. Für Amateure ist es die letzte Runde der Clubmeisterschaft, für andere vielleicht nur eine Runde mit dem Chef, oder der Moment, in dem ein Spieler auf das 18. Grün geht und ein anderer ihm sagt, dass er zum ersten Mal unter 80 liegen wird, wenn er jetzt noch das Par spielt.

Spieler mit ausreichend Selbstbewusstsein halten diesem Druck stand. Sie wissen, dass sie nicht unbedingt perfekt spielen müssen, um erfolgreich zu sein. Wenn Tiger dächte, er könne nur erfolgreich sein, wenn der Abschlag jedes Mal auf dem Fairway landet, wie viele Turniere hätte er dann wohl gewonnen? Selbstbewusste Spieler wissen, dass sie auch dann einen Weg finden werden, der sie zum Sieg führt, wenn sie nicht perfekt spielen. Deshalb sind sie sehr geduldig. Natürlich spüren sie auch die Schmetterlinge im Bauch, wie alle anderen Spieler, aber sie lassen sich davon nicht beeinflussen. Für sie ist jeder Schlag gleich wichtig oder unwichtig. Sie spielen mit derselben ruhigen Konzentration, wie im Training. Sie halten sich immer an dieselbe Routine vor einem Schlag, auch wenn sie dadurch vermeintlich erst unter Druck geraten sind. Und sie gewinnen natürlich auch nicht immer, aber sehr oft.

Spieler mit zu wenig Selbstvertrauen reagieren unter Druck ganz anders. Sie denken nicht mehr daran, dass Erfolg nichts mit Perfektion zu tun hat. Brächte nur eine perfekte Runde den Erfolg, wie hätte dann Angel Cabrera die U.S. Open 2007 gewinnen können, nachdem er zwei der letzten drei Löcher mit einem Bogey spielte? Durch das Streben nach Perfektion verkrampfen viele Spieler nur. Sie strengen sich noch mehr an. Jeder einzelne Schlag ist für sie wichtiger, als er es sein sollte. Und dann geraten sie schon beim ersten Nervenflattern in Panik. Anstatt daran zu denken, wie oft sie eine Herausforderung schon erfolgreich bestanden haben, fällt ihnen nur ein, wie oft sie schon versagt haben. Plötzlich halten sie sich nicht mehr an die Routine vor dem Schlag. Sie machen so viele Probeschwünge, dass ihre Gedanken abschweifen oder überhaupt keinen Probeschwung mehr und schlagen noch hektischer als sonst. Sie spielen nicht mehr so gut, wie vor der Drucksituation. Und sie gehen mit dem Gefühl des Versagens vom Platz.

Vielleicht erkennen sie sogar, dass sie nur aus Mangel an Selbstbewusstsein gescheitert sind. Aber wenn ich versuche, auf diesen Punkt näher einzugehen, stellt sich meist schnell heraus, dass sie gar nicht wissen, was Selbstvertrauen eigentlich ist, wie man es entwickelt und wie man es behält.

Von Spielern höre ich oft: „Wenn ich alle Teile meines Spiels so beherrsche, wie ich es möchte, dann wird auch mein Selbstvertrauen stimmen.“ In anderen Worten, an dem Tag, an dem alle Abschläge weit und gerade fliegen, alle Eisenschläge direkt an der Fahne liegen bleiben und jeder Putt fällt, werden sie endlich glauben, dass sie tatsächlich gewinnen können.

Diese Einstellung nenne ich „Schwungvertrauen“. Leider handelt es sich dabei um eine Chimäre. Egal, wie talentiert ein Spieler ist und wie oft er trainiert, er wird ungefähr so oft technisch perfekt spielen, wie man es schafft, quer durch Los Angeles zu fahren, ohne in einen größeren Stau zu geraten. Das ist die Natur des Golfspiels. Die technischen Abläufe sind sehr komplex. Vieles kann schief gehen. Und irgendetwas geht immer schief. Wenn Ihr Selbstvertrauen darauf basiert, dass alle technischen Abläufe perfekt funktionieren, verlieren Sie es, sobald ein einziger Schlag danebengeht. Ben Hogan sagte immer, für ihn sei eine Runde gut verlaufen, auf der er zwei oder drei perfekte Schläge hatte. Wenn schon Hogan nicht mehr erwartete, wie lange glauben Sie wird Ihr Schwungvertrauen die nächste Drucksituation überdauern?

Schwungvertrauen hilft Ihnen unter Druck fast nie weiter. Eine andere Art von Vertrauen schon. Dieses Vertrauen kommt aus dem Innersten des Spielers und hängt nicht davon ab, wie er an einem bestimmten Tag den Ball trifft. Nennen wir es doch echtes Selbstvertrauen. Ein Spieler mit echtem Selbstvertrauen glaubt, dass er auch an einem nur durchschnittlichen Tag besser spielen kann, als seine Konkurrenten. Er muss den Ball gar nicht perfekt treffen. Trotzdem macht er seine Punkte, trotzdem kann er gewinnen.

Wenn ich das erkläre, höre ich von Spielern oft Aussagen wie: „Klar, wenn ich das Talent von Tiger Woods hätte, und wenn auch ich schon als Kind viele Turniere gewonnen hätte, und wenn auch ich Eltern gehabt hätte, die mir immer sagten, dass ich ein exzellenter Golfer werden würde, dann hätte auch ich echtes Selbstvertrauen, so wie Tiger Woods. Aber bei mir war das nicht so.“

Wenn Sie wirklich ein Golfer mit echtem Selbstvertrauen werden wollen, dann lassen Sie diese Art Logik schnellstens hinter sich.

Wenn Sie unter Druck gut spielen wollen, müssen Sie von Ihrem Talent mehr überzeugt sein, als vom Talent der anderen Spieler. Wenn Sie meinen, andere hätten mehr Talent als Sie, dann melden Sie sich am besten gar nicht erst zu einem Turnier an.

Jetzt werden Sie einwenden: „Aber es ist doch ganz offensichtlich, dass XY mehr Talent hat als ich. Sehen Sie doch nur, um wie viel weiter er den Ball schlägt.“

Dazu kann ich Ihnen nur sagen, dass es zwar gut ist, wenn der Ball weit fliegt, dass dieses Talent aber bei einem Turnier ganz sicher nicht ausschlaggebend ist. Was ist denn mit der Genauigkeit? Was ist mit dem kurzen Spiel? Was ist mit dem Putten? Und was ist mit der Willensstärke, die man als Spieler braucht? Die Willensstärke zeigt sich nicht unbedingt auf der Driving Range, ist aber wohl das wichtigste Talent, das ein Spieler besitzen kann. Haben Tiger Woods oder Phil Mickelson ehrfürchtig Bubba Watson bewundert, der die Bälle viel weiter schlägt als sie, und dann gesagt: „Das war’s dann wohl für mich, denn er ist viel talentierter als ich“?

Tatsache ist, dass Sie gar nicht wissen, wie viel Talent Sie haben, solange Sie nicht mit echtem Selbstvertrauen spielen. Nehmen wir also deshalb an, Sie haben ausreichend Talent, um die Ziele zu erreichen, die Sie gerne erreichen möchten.

Manche Spieler können dieser Idee vielleicht zustimmen, argumentieren aber trotzdem, dass sie selbst keine Wunderkinder waren und deshalb auch nicht das Selbstvertrauen eines Wunderkindes haben könnten. Wenn man einen Entwicklungsplan für einen Weltklassegolfer erstellen und festlegen könnte, wie sein Leben von frühen Kindesbeinen an verlaufen soll, dann würde man natürlich wollen, dass er möglichst früh und viel gewinnt. Er soll zuerst viele Jugendturniere gewinnen und dann Konkurrenten schlagen, die älter sind als er. Später soll er zum richtigen Zeitpunkt Kontakt mit erfolgreichen Profispielern bekommen, damit er mit ihnen das eine oder andere Freundschaftsmatch austragen und dabei feststellen kann, dass deren physische Voraussetzungen auch nicht besser sind, als eine eigenen. Er soll also möglichst so aufwachsen wie Jack Nicklaus, Bobby Jones oder Tiger Woods.

Aber das ist nicht die einzige Möglichkeit, ein selbstbewusster Turnierspieler zu werden. Jones, Nicklaus und Woods sind nicht die einzigen hervorragenden Spieler. Viele der besten Golfer waren Spätzünder. Sie sollten eigentlich unsere Vorbilder sein.

Denken Sie an einen Spieler wie Fred Funk. Seine Familie war nicht Mitglied in einem Country Club. Er war während seines Studiums in Maryland nicht amerikanischer Universitätsmeister. Er ging Pleite bei seinem ersten Versuch auf einer Mini-Tour. Als er Mitte 20 war, verdiente er sein Geld als Golflehrer und Zeitungsausträger. Auf die PGA-Tour schaffte er es erst mit über 30. Seine Abschläge waren nie besonders lang, aber er hat nie aufgehört, an sich zu glauben. Und dieser Glaube war die Grundlage für seine unglaubliche Trainingsmoral. Er hat so manches Wedge kaputtgespielt, als er sein kurzes Spiel trainierte. Als er über 40 war, wurde er zu einem der erfolgreichsten Spieler auf der Tour. Er schaffte es in die Teams für den Ryder Cup und den Presidents Cup. Er gewann die Players Championship. Und er gewinnt heute noch immer Turniere, während einige der Wunderkinder seiner Generation längst in Vergessenheit geraten sind.

Aus unerfindlichen Gründen fällt es manchen Spielern leichter, Beispiele wie Fred Funk zu ignorieren und sich darauf zu versteifen, dass sie selbst nicht wie Tiger Woods sind. Sie haben alle gelesen, wie Earl Woods seinen Sohn von Anfang an zu einem richtigen Champion erzogen hat. Sie haben gelesen, dass er Tiger immer sagte, er werde einmal berühmt sein. Sie haben gelesen, wie Tigers Mutter Kultida ihren Sohn Disziplin und Härte lehrte. Und alle sagen sie, dass sie einfach nicht so aufgewachsen sind. Sie hatten ganz normale Eltern, die nicht wollten, dass ihr Kind zu selbstbewusst wird.

Als Erstes ist festzustellen, dass wir gar nicht wissen, wie Tigers Kindheit wirklich war. Wir wissen nur, woran Earl und Tiger Woods sich erinnern und worüber sie in der Öffentlichkeit gesprochen haben. Weder in ihrem Haus, noch im Auto, wenn Kultida Woods ihren Sohn zu den Juniorturnieren fuhr, waren Kameras oder Videorecorder dabei. Es gibt also keine wirklich wissenschaftliche Methode, Tigers Kindheit zu beurteilen oder abzuschätzen, welchen Einfluss sie auf sein spielerisches Selbstbewusstsein hatte.

Lassen Sie mich aber hier feststellen, dass Tigers Eltern einen fantastischen Sohn großgezogen haben. Sie gaben ihm ein Gefühl der Sicherheit und spornten ihn gleichzeitig zu großen Leistungen an. Sie lehrten ihn, diszipliniert und höflich zu sein. Nicht viele junge Menschen könnten heute so erfolgreich sein wie Tiger Woods, und würden dabei so umgänglich und trainingsfleißig bleiben.

Aber was Tiger selbst tat, war noch wichtiger als das, was seine Eltern taten. Er identifizierte sich nämlich hinsichtlich seiner Leistungen mit den Träumen seiner Eltern und setzte diese Träume in die Tat um. Immer wieder stelle ich fest, dass es die bewussten Entscheidungen sind, die aus Menschen das machen, was sie sind, und nicht das, was Eltern und Lehrer in der Kindheit an Input leisteten.

Annika Sörenstam wuchs in einer Familie auf, in der es ein Mädchen gab, von dem alle annahmen, dass es eine große Golferin werden würde – ihre Schwester Charlotta. Annika selbst beschloss im Alter von zwölf Jahren, dass sie es im Golf so weit bringen wollte, wie sie nur könnte. Und letztendlich übertraf sie sowohl ihre Schwester Charlotta, als auch alle ihre Altersgenossen. Heute arbeitet Charlotta als Lehrerin in Annikas Golfakademie.