Der alte Mann und das Meerschweinchen - Jens Sparschuh - E-Book + Hörbuch

Der alte Mann und das Meerschweinchen E-Book und Hörbuch

Jens Sparschuh

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Beschreibung

Zum ersten Mal verreist Familie Polke gemeinsam ans Meer. Angelina freut sich riesig. Und Meerschweinchen Ottilie soll natürlich mit. Nur dumm, dass niemand das Kleingedruckte im Vertrag für die Ferienwohnung gelesen hat: "Haustiere aller Art sind strengstens verboten!" Zum Glück erklärt Nachbar Möhring sich bereit, Ottilie vorübergehend bei sich aufzunehmen. Ein wenig merkwürdig ist der alte Mann ja schon ... Für alle Fälle hinterlässt Angelina ihm das Buch "Du und dein Meerschweinchen". Und schließlich ist da auch noch Frau Waller. Die steht schon bald mit einem großen Strauß Petersilie, Ottilies Lieblingsspeise, vor der Tür und möchte auch gerne verreisen – mit Herrn Möhring ans Meer. Und Ottilie kommt einfach mit. Eine vergnügliche Meerschweinchengeschichte mit viel Witz in Wort und Bild!

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Seitenzahl: 87

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Zeit:2 Std. 33 min

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Die Personen und Meerschweinchen dieses Buches sind frei erfunden und die Handlungen nicht in jedem Fall zur Nachahmung empfohlen. Wenn du selbst Meerschweinchen halten möchtest, solltest du dich unbedingt schlau machen und jemanden, der sich mit den kleinen Nagern gut auskennt, um Rat fragen.

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

1

Es war einmal ein Meerschweinchen. Das hatte acht Rosetten und vier Beinchen. Außerdem zwei Segelohren: eins links und eins rechts. Und es wohnte bei Polkes. Im dritten Stock.

Es hieß Ottilie, Ottilie Polke.

Am liebsten fraß es Petersilie. Ganz egal, ob glatte oder krause: Petersilie – ohne Pause!

Schon seit dem frühen Morgen aß, nein: fraß es wieder.

Es konnte gar nicht genug bekommen. Vor lauter Petersilie wurde ihm allmählich grün und blau vor Augen, vor allem natürlich grün. Deshalb sah es auch nicht, was heute früh bei Polkes los war.

Herr Polke stand im Flur, hoch oben auf der schwankenden Leiter. Er holte gerade den großen braunen Koffer vom Hängeboden.

Frau Polke war zur Hälfte im Schlafzimmerschrank verschwunden. Vor dem Schrank stand eine aufgeklappte Reisetasche. Ab und zu kam Frau Polkes linke Hand aus dem Schrank und warf Handtücher, Bettzeug und jede Menge bunter T-Shirts in die Tasche.

Angelina Polke aber saß im Kinderzimmer mit ihrem offenen Rucksack in der Hand auf dem Bett und fragte sich, was man wohl alles brauchte, wenn man ans Meer fuhr.

Von alledem bekam Ottilie nichts mit. Sie fraß.

Und vor Wonne hatte sie dabei die Augen geschlossen.

Auch Angelina hatte jetzt beide Augen fest geschlossen: Sie musste genau überlegen, was alles in ihren Rucksack gehörte:

Gummiboot und Badeho…

Angelina hörte es rascheln.

Ottilie war jetzt fertig und so wie alle kleinen Kinder oder anderen Schweinchen wollte sie nach dem Fressen spielen.

Angelina legte den Kopf schief – genau wie ihre Mama, wenn die mit etwas ganz und gar nicht einverstanden war.

Nachdenklich zog Angelina ihren Finger aus der Nase, sprang auf und flitzte in die Küche. Sie hatte noch etwas ganz Wichtiges im Kühlschrank vergessen.

»So, mein Schnuffelchen, damit du dich für die weite Reise stärkst, hab ich dir zur Abwechslung mal frische Brunnenkresse mitgebracht. Extra aus dem Bioladen! Ist zwar schweine… also, ich meine: Ist schon ganz schön teuer, schmeckt aber bestimmt krass gut.« Sie streute die Kresse auf eine Untertasse und stellte die zu Ottilie in den Käfig.

»Und jetzt: Pssst – bitte nicht wieder stören! Ich muss mich konzentrieren, damit ich auch alles richtig einpacke für uns beide, Ottie-Schnuffelchen. – Also, noch mal von vorn:

Gummiboot und …«

… Gummiboot und Badehose? – Unbedingt.

Eine Mütze gegen Sonnenstich? – Ja.

Eine Tube Sonnencreme? – Auf jeden Fall.

Socken, Jeans und Badetuch? – Klar.

Falls es regnet, auch ein Buch? – Mmh? Ja … Na ja.

Bald war der Rucksack so voll, dass Angelina ihn kaum noch zubekam. Das große Buch stellte sie wieder ins Regal zurück.

Dann durfte es eben nicht regnen.

»Vergiss auch nicht, dir was zu lesen einzustecken«, rief Papa aus dem Flur, »falls es mal regnen sollte!«

Er selbst hatte auch ein Buch eingepackt: »Der alte Mann und das Meer«, von einem Ernst oder Ernest Hemingway. Das war ihm im Buchladen empfohlen worden, als er nach spannender Strandlektüre gefragt hatte.

Mama steckte ihre Nase zur Kinderzimmertür herein: »Na, ihr beiden, freut ihr euch denn auch schon so?«

»Klaro!«

Angelina sprang vom Bett auf, sie zeigte ihrer Mama, was sie alles eingepackt hatte.

Und auch Ottilie zirpte ganz aufgeregt.

»Und wir beide«, Angelinas Mama lächelte versonnen, »wir beide freuen uns auch schon – sehr!« Sie streichelte ihren dicken, runden Bauch.

Angelina nickte ernst.

Stumm hielt sie Mama den Kopf hin, damit die den auch mal streicheln konnte und nicht nur immer ihren dicken, kugelrunden Bauch.

Im Herbst sollte Angelina einen kleinen Bruder bekommen.

Und Herr Polke ein neues Auto! Weil das alte dann zu klein war für alle vier. Darauf freute er sich schon sehr.

Auch Angelina freute sich schon sehr auf ihren kleinen Bruder.

Allerdings, neulich hatte sie gehört, wie Mama zu Papa gesagt hatte: »Ich weiß gar nicht, Ronny, ob das so eine supergute Idee ist: ein Neugeborenes im Haus zusammen mit einem Haustier …«

Kurz darauf hatte sie Angelina streng ermahnt: »Wenn das Baby dann da ist, musst du dir immer ganz, ganz gründlich die Hände waschen, dreimal am Tag, warm, am besten heiß und mit Seife!«

»Mmh.«

Angelina hatte genickt, sie war doch kein kleines Baby mehr. Das wusste sie von den anderen aus ihrer Klasse: So süß Babys auf den ersten Blick auch waren, sie brüllten nicht nur, dass sie davon einen feuerroten Kopf bekamen, nein, sie trugen auch Windeln. Und die stanken – furchtbar!

Natürlich würde Angelina niemals, nachdem sie das Baby angefasst hatte, mit ungewaschenen Fingern ihre kleine süße Ottilie berühren. Nein-nein: dreimal am Tag Hände waschen, warm, am besten heiß und mit Seife! Klaro, da würde sie schon ganz genau aufpassen.

Das große Buch zog sie wieder aus dem Regal heraus und blätterte darin. Vor ein paar Wochen hatte sie es von ihren Eltern geschenkt bekommen. Zwischen acht flackernden Kerzen lag es auf ihrem Geburtstagstisch:

Daraus las sie Ottilie manchmal abends vor dem Schlafengehen etwas vor. Das waren aber keine Einschlafgeschichten, dafür war es viel zu aufregend.

Seitdem wusste Ottilie zum Beispiel, dass ihre Vorfahren über das Meer gekommen waren, aus Südamerika. Mit dem Zeigestock hatte Angelina ihr auf der Weltkarte gezeigt, wo genau dieses Südamerika lag: ganz unten, links.

So eine weite Reise!

Ob die Meerschweinchen damals allerdings geschwommen oder mit dem Schiff gekommen waren, das wusste Angelina nicht so genau. Wahrscheinlich doch eher mit dem Schiff. Meerschweinchen sind äußerst wasserscheu. Speziell auf Ottilie traf das zu. Für die Morgenwäsche genügte es ihr, kräftig in die Vorderpfoten zu spucken und die Spucke schön auf dem Fell zu verreiben, bis es überall glänzte. Fertig.

Bei Angelina dauerte das alles ein bisschen länger.

Sie brauchte morgens ungefähr eine Viertelstunde im Bad, beziehungsweise so lange, bis ihre Mama von draußen rief: »Angelina, schlaf bitte nicht ein, ich muss mich noch schminken«, und an die Badtür klopfte. Dann musste Angelina nur noch schnell Mamas Lippenstift zurück in den Spiegelschrank stellen und die knallrot angemalten Lippen wieder abwischen, sodass nichts mehr davon zu sehen war.

Derweil kümmerte Ottilie sich um die tägliche Nagerzahnpflege. Interessiert schaute sie dabei ihr Spiegelbild an.

Außerdem hatte Ottilie aus dem klugen Ratgeberbuch erfahren, dass Meerschweinchen Rudeltiere sind und daher sehr gesellig.

Das wusste Ottilie allerdings auch schon so.

Sie lebte zwar nicht mehr in einem richtigen Rudel, dafür aber zumindest in einer richtigen Familie, bei Polkes.

Weil sie ein Rudeltier war, war ihr tagsüber, wenn Angelina in der Schule sein musste, oft ziemlich langweilig allein im Käfig. Dann wurde sie schnell müde und schlief auf der Stelle ein.

Wenn sie wieder aufwachte, wühlte sie wahllos in der Einstreu herum und wusste beim besten Willen nicht, womit sie ihre kostbare Zeit totschlagen sollte.

Vor Freude grunzte sie deshalb immer, wenn Angelina endlich aus der Schule kam und mit ihr spielte. Oder wenn, an so einem Tag wie heute, die ganze Familie zu Hause war: alle vier, Hausmenschen plus Haustier!

Was für ein schöner Sommertag aber auch, dachte Ottilie. Sie gähnte, reckte und streckte sich und schnalzte leise vor Vergnügen.

… doch was war das denn, bitte schön?

Durch die Gitterstäbe betrachtete Ottilie misstrauisch die himmelblaue Transportbox mit Luftlöchern, die Angelina für die Reise ans Meer aus dem Regal geholt hatte. Daneben lag auch schon eine Rolle Haushaltspapier bereit. Vor Aufregung sträubten sich ihr die Rosetten: Im Auto wurde Ottilie nämlich immer schlecht und sie wurde grün und blau im Gesicht.

Angelina nahm Ottilie auf den Arm und streichelte sie hinter den Ohren: »Wenn wir beide groß sind, verspreche ich dir, fahren wir nur noch mit der Eisenbahn, ja?« Und dann erzählte sie Ottilie von Zügen, Schaffnern und Bahnhöfen. Ottilie beruhigte sich: Hauptsache, Angelina war bei ihr, dann konnte ihr auch im Auto nichts passieren.

»Keine Angst«, flüsterte Angelina ihr ins Ohr. »Und wenn wir erst mal da sind: Du wirst staunen. Einem Meerschweinchen, dem gefällt es ganz bestimmt am Meer. Und wer weiß, vielleicht kannst du dort ja sogar schwimmen lernen, mmh.«

Vorsichtshalber steckte Angelina noch zwei Luftballons ein, die waren von ihrem Geburtstag übrig geblieben. Wenn sie die aufpustete und an Ottilies Halsband befestigte, konnte Ottilie auf gar keinen Fall im Meer untergehen. Das war todsicher.

»Am Meer, da sagt man ›Lütte‹ zu einem Kind. Und weil ich deine Meerschweinchenmama bin, bist du jetzt meine Lütte, klar? Und, versprochen, ich sage Papa auch noch mal, dass er nicht wieder so rasen soll wie letztes Mal, damit uns beiden hinten nicht schlecht wird. Okidoki, mein kleines Schnuffelchen?«

Unten auf der Straße stand ein schwarzer Panda. Von dem war schon ziemlich der Lack ab. Er hatte auch ein paar Beulen und außerdem eine ziemlich große Klappe, hinten.

Das war Polkes Auto. In seinem Kofferraum waren gerade der braune Koffer, die Reisetasche und auch Angelinas Rucksack verschwunden.

»So«, schnaufte Herr Polke, nachdem er das Auto beladen hatte und wieder die drei Treppen nach oben gerannt war. »Haben wir jetzt auch wirklich nichts vergessen?«

Weil Frau Polke so etwas wie die Rudelchefin in der Familie war, las sie noch einmal Punkt für Punkt den gelben Handzettel vor, den der Vermieter der Ferienwohnung geschickt hatte.

Jetzt war sie beim Kleingedruckten angekommen.

Auf einmal wurde sie blass. Sie kniff die Augen zu schmalen Strichen zusammen, ihr Mund stand halb offen.

»Ist noch was?«, fragte Herr Polke ungeduldig und schob sich die Sonnenbrille in die Stirn. Er klapperte mit dem Autoschlüssel und sah auf die Uhr. Eigentlich hätten sie schon längst auf der Autobahn sein müssen.

Stumm reichte Frau Polke ihrem Mann den Zettel.

»Haustiere aller Art«, las Herr Polke, »sind in unserer topmodern eingerichteten … blitzsauberen … Ferienwohnung …«

Immer langsamer war er beim Vorlesen geworden. Und nun war auch Herr Polke ganz blass im Gesicht. Er sah seine Frau an, dann gab er zögernd den Zettel an Angelina weiter.

»… streng-sten-s – ver-bo-ten!!!«, buchstabierte Angelina. Sie konnte zwar lesen, aber verstehen konnte sie das nicht.

»Und was heißt das jetzt?«

»Au Mann«, stöhnte ihre Mama und sah ihren Mann an.

Herr Polke klappte die Sonnenbrille wieder herunter und steckte beide Hände tief in die Taschen seiner ausgefransten Urlaubsjeans.

»Das ahnt doch kein Schwein«, knurrte er.