Der Aufenthalt - Hermann Kant - E-Book

Der Aufenthalt E-Book

Hermann Kant

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Beschreibung

Schuld und Unschuld in Zeiten des Krieges Im Herbst 1945 glaubt eine Polin unter Kriegsgefangenen den SS-Mann zu erkennen, der ihre Tochter erschossen hat. Der 19jährige wird in ein Gefängnis gebracht und immer wieder verhört, ohne daß er versteht warum. Hermann Kant schildert nuanciert das widerwillige Umdenken des Soldaten, der zwar an der Ermordung der Polin unschuldig ist, sich aber zögernd seine Mitschuld am »Verbrechen« Krieg eingestehen muß. »Ein Buch ganz und gar unpathetischer Menschlichkeit.« NDR-Bücherjournal

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Hermann Kant

Der Aufenthalt

Roman

Aufbau-Verlag

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Impressum

ISBN E-Pub 978-3-8412-0269-7

ISBN PDF 978-3-8412-2269-5

ISBN Printausgabe 978-3-7466-1196-9

Aufbau Digital,

veröffentlicht im Aufbau Verlag, Berlin, 2011

© Aufbau Verlag GmbH & Co. KG, Berlin

Die Erstausgabe erschien 1977 bei Rütten & Loening, einer Marke der

Aufbau Verlag GmbH & Co. KG

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jegliche Vervielfältigung und Verwertung ist nur mit Zustimmung des Verlages zulässig. Das gilt insbesondere für Übersetzungen, die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen sowie für das öffentliche Zugänglichmachen z.B. über das Internet.

Umschlaggestaltung gold, Fesel/Dieterich

unter Verwendung eines Fotos von Bilderberg

Konvertierung Koch, Neff & Volckmar GmbH,

KN digital – die digitale Verlagsauslieferung, Stuttgart

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Innentitel

Inhaltsübersicht

Informationen zum Buch

Informationen zum Autor

Impressum

Inhaltsübersicht

I

II

III

IV

V

VI

VII

VIII

IX

X

XI

XII

XIII

XIV

XV

XVI

XVII

XVIII

XIX

XX

XXI

XXII

XXIII

XXIV

XXV

XXVI

XXVII

XXVIII

XXIX

[Menü]

|5|So bildet sich der Mensch

Indem er ja sagt, indem er nein sagt

Indem er schlägt, indem er geschlagen wird

Indem er sich hier gesellt, indem er sich dort gesellt

So bildet sich der Mensch, indem er sich ändert

Und so entsteht sein Bild in uns

Indem er uns gleicht und indem er uns nicht gleicht

Bertolt Brecht

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|6|Dem Andenken

von Edda Tennenbaum und Justyna Sierp

Und für Vera

[Menü]

|7|I

Meine Mutter ist nicht mit zum Bahnhof gegangen. Sie hat nicht gesagt, warum, und ich habe sie nicht gefragt. Es war kurz nach sechs, vierzehn Tage vor Weihnachten, und auch im Zug war es dunkel.

Ich fuhr nach Kolberg, und so lief alles falsch. Keine meiner Vorstellungen ging auf, außer der einen: daß ich gehen mußte.

Ich hatte geglaubt, meine Mutter würde mit zum Bahnhof kommen, denn sie ist auch hingegangen, als mein Vater abfuhr. Ich habe immer reifen Mais zu meinem Abschied gesehen, wohl weil der Mais gerade reifte, als mein Bruder eingezogen wurde, und ich bin auf Sennelager in Westfalen gefaßt gewesen.

Jetzt Kolberg und im Winter. Kalter Osten, wohin sie mich holten, und der Eisenbahner zog ein Gesicht, als er mein Einberufungspapier las. Seine Lampe war blau verdunkelt; das kannte ich lange, aber jetzt sah ich, wie häßlich dies Licht machte. Alles war häßlich. Alles ist häßlich gewesen, als ich fortgegangen bin, und ich habe nichts Gutes geahnt.

Dazu gehörte nichts, denn ich wußte, wohin ich fuhr. Ich fuhr in den Krieg, und ich wußte schon, wie der war. Meine Mutter wußte es auch; sie hatte einen Mann und einen Sohn an die Bahn gebracht.

Ich glaube, sie hat deshalb nicht mehr an den Zug gewollt; auch wäre sie diesmal auf dem Heimweg allein gewesen. So blieb sie wohl lieber allein in unserer Küche.

Auf der Fahrt hatte ich schon Heimweh nach ihr. Ich war kein Muttersohn; ich war, wie man mit achtzehn ist, wenn man schon selber Geld verdient und sich unter Familie nicht mehr vorstellt als genug zu essen und saubere Wäsche. Aber |8|im Zug hatte ich Heimweh. Und auf der Hochbrücke über den Kanal nahm ich bedrückt Abschied von meiner Heimat. Mir schien es der Augenblick dafür zu sein, und der Ort war auch richtig. Die Brücke ist lang genug für eine Menge Gedanken.

Für mich war sie immer ein Tor in die Fremde, oder, wenn ich sie von Ost nach West überquerte, das Tor in die Heimat. Seewärts vom Kanal beginnt Dithmarschen, und hier ist auch gleich die Grenze zwischen Geest und Marsch, und hinter den Marschen beginnen die Kooge, und hinter den Koogen beginnt das Meer. Die Bahn, die von Itzehoe und Wilster über die Brücke kommt, geht von St. Michaelisdonn über Marne nach Friedrichskoog. Ich bin selten mit dem Zug dorthin gefahren, denn es sah nicht viel anders aus als in Marne, aber wenn, dann fuhr ich mit dem Rad. Der Wind ist meistens steif, und die Entfernungen sind nicht groß, zehn Kilometer von Marne zur Schleuse, acht Kilometer an die Elbmündung und kaum zwanzig bis Hochdonn, wo an den steilen Geesthängen die Welt, die Erde, das Land beginnt. Wer über die Kanalbrücke ostwärts fährt, kommt in eine Fremde, in der es Wälder und Seen und trockene Heide und Straßen mit scharfen Kurven und große Städte gibt.

In Dithmarschen gibt es keine; Heide hat zehntausend Einwohner, und Meldorf bei uns im Süden nur knappe fünf, Marne noch weniger, etwas über dreieinhalbtausend, und ich glaube, damals, als ich fortfuhr von Marne, habe ich sie alle gekannt.

Ein paar von ihnen saßen sogar mit mir im Zug, und natürlich wußten sie, wohin meine Reise ging. Sie hatten es am selben Tag erfahren, an dem die Einberufung gekommen war; der Briefträger hatte es jedem erzählt. Es war längst nichts Besonderes mehr, daß einer Soldat wurde, aber in einem so kleinen Ort wie Marne ist jeder Fall ein besonderer.

Ich war der dritte von den Niebuhrs, und zwei waren schon gefallen, das war besonders; ich kam nach Kolberg in den Osten, das war auch besonders; und ich war Mark Niebuhr, |9|der einzige Drucker in Marne, der noch nicht über achtzig war, und da war mein Fortgang besonders schmerzlich.

Das alles war seit acht Tagen herum gewesen in Marne, und so hatten wir uns im Zug nicht viel zu erzählen, ganz zu schweigen davon, daß man sich in Dithmarschen sowieso nicht viel erzählt und schon gar nicht kurz nach sechs an einem Wintermorgen im Krieg.

Aber die ausstiegen in Wilster und Elmshorn, die sagten: Mookt man good, Jung!

Das ist das einzige gewesen, was an diesem Tage nicht häßlich oder traurig war.

Ich bin dreimal umgestiegen, in Hamburg, Berlin und Stettin, und jeder, den ich nach dem richtigen Zug fragte, gab mir Auskunft, aber in einem Ton, als helfe er mir bei etwas Verbotenem.

Es war spät, als ich in Kolberg in die Kaserne kam.

Der Hauptmann sagte: Kolberg ist berühmt durch Gneisenau, Nettelbeck und Leimhut. Leimhut bin ich. Gneisenau und Nettelbeck haben Kolberg für das Vaterland verteidigt. Ich verteidige Kolberg für Leimhut. Hier schießt mir keiner durch den Dickdarm, hier will ich bleiben. Ich sage euch das, damit ihr gerecht bleibt in eurem Zorn, wenn ich euch schleife. Leimhut, müßt ihr euch sagen, hat seine Gründe, daß er ein Unmensch ist. Weiterer Hinweis auf die Eigentümlichkeiten von Kolberg: Es ist eine schöne Stadt. Ich teile euch das mit, weil ihr nicht die Kraft haben werdet, es zu sehen. Für Schönheit muß man ausgeruht sein; dahin wird es mit euch nicht kommen. Das Kleinod von Kolberg ist Kolbergermünde, die Badestadt. Da es eben weihnachtet, haben wir den Strand für uns. Dort dürft ihr Burgen bauen, im Wasser tollen und euch von den Dünen stürzen wie Otto Lilienthal von den Rhinower Bergen. Kinder, das machen wir ja alles. Und wenn sich der Sand, der euch in die Nase gekommen ist, mit dem Sand trifft, der euch in die Ohren geriet, und wenn ihr meint, ihr schwitztet Salmiakgeist, und wenn ihr auf |10|euren Hackenblasen den Choral von Leuthen tuten könnt, und wenn euch die Ostsee schmeckt wie das Tote Meer und der Persanteschlick wie Himbeermarmelade, dann laßt euch nicht vom Zweifel beikommen, sondern glaubet fest: Kolberg ist schön, und Leimhut ist gut. Und Leimhut ist, das verrate ich euch jetzt, damit ihr es berücksichtigt und nicht das Barbarische in mir schürt, der Hauptmann Leimhut ist auf ein wenig Ordnung bedacht: Die Seitenrichtung immer eine Freude für einen alten Geometer, die Stube rein wie eine Gynäkologenhand, die Haare in der Nase sauber linksgescheitelt – da freut sich der alte Leimhut, Leimhuts Sohn. Soweit das Körperliche, und nun zum Seelischen eine weltanschauliche Maxime, die alles abdeckt, sie lautet: Leimhut soll sich immer freuen! Und über dies alles hinaus, Jungs, noch eine vertrauliche Mitteilung: Ich bin nicht das Übel, ich bin das Übliche.

Ich bin nicht lange in Kolberg geblieben, zehn Tage nur, aber ich mag Kolberg seither nicht mehr. Später gab es noch einen weiteren Grund für mich, Kolberg nicht zu mögen, aber als ich nach Gnesen verlegt wurde, reichte mir Kolberg schon, weil es Leimhuts Kolberg gewesen war.

Die Ostsee kann ich seit damals auch nicht mehr leiden. Ich kann mir den in Krieg und Winter verkommenen Badestrand nicht mehr fortdenken von ihren Rändern.

Andere haben ihren Stechschritt im Nordseesand geübt, und die wollen nichts mehr von Nordsee wissen; ich weiß, aber ich war an der Ostsee, in einem schmutzigen Dezember, und ich habe in die Ostsee geheult. Gnesen fand ich nicht besser, aber ich war schon zehn Tage gedient, als ich dort ankam, und der Gnesener Hauptmann kann, wenn ich es überlege, schwul gewesen sein. Vielleicht war er nur gutherzig, oder beides. Ein Mittelschullehrer aus Pommern; für Wärme sind die wenig bekannt, aber dieser war ein besorgter Trauerkloß, der wissen wollte, ob unsere Unterhosen richtig säßen.

Gnesen war für mich ein entlegener Punkt in der europäischen |11|Landmasse; von Kolberg zurück nach Marne ließ sich in Fußmärschen denken, von Gnesen nicht mehr. Der Führungsoffizier sagte uns, Gnesen sei eine deutsche Stadt, und wenn es mir auch egal war, geglaubt habe ich es nicht. Außer den Kasernen, die mir vertraut waren, wurde mir dort nichts vertraut. Als der Führungsoffizier sagte, Gnesen habe einmal Gniezno geheißen und sei der Krönungsort der polnischen Könige gewesen, dachte ich: Was erzählst du uns dann?

Es ist einem gleich, ob der Dom, an dem man vorbeimarschiert, wenn es zum Geländedienst geht, Sitz eines Erzbischofs ist und zu Zeiten von Thronvakanzen Sitz des polnischen Reichsverwesers war; Geschichte ist einem gleich, wenn es zum Geländedienst geht. Dann ist ein neunhundert Jahre alter Dom nur eine Entfernungsmarke, und ein Wald ist weder slawisch noch preußisch noch großdeutsch; der ist einfach eine Gemeinheit.

Und Weihnachtsabend, Heiligabend, ist dem deutschen Grenadier des Ausbildungsjahrgangs vierundvierzig eine Atempause, in der es einen Blechbecher voll Kümmel gibt. Wer auf sich hält, trinkt den Kümmel und kotzt ihn erst auf der Latrine aus und nicht schon im Lehrsaal, wo die Unteroffiziere »O Tannebaum« singen.

Als ich im Bett lag, wollte ich an Marne denken und an das Weihnachtsgedicht von Storm, der mein Landsmann ist, aber ich kam nicht dazu. Ersten Feiertag früh gab der traurige Hauptmann bekannt, der weitere Teil unserer Ausbildung werde mit einer Härteübung verbunden und wir würden weiter nach Osten verlegt. Er rückte seinen Kinnriemen zurecht und schrie beklommen: Marschalarm!

Als Weihnachten vorbei war, lagen wir in einer Bunkerstellung am Rande eines Ortes, der jetzt Tonningen hieß und früher Kłodawa geheißen hatte.

Der Mensch, das lernte ich bei dieser Härteübung, kann auch so leben: Zwei Stunden Posten stehen, zwei Stunden die Grabenpumpe hebeln, zwei Stunden schlafen. Kein Mensch, sage ich mir, sollte so leben. Ich weiß nicht, bis zu welchem |12|Härtegrad wir hätten üben sollen und bei welchem Härtegrad die Übung abgebrochen wurde, aber sie wurde abgebrochen, und an der Tonart merkte ich Änderung. Ein Feldwebel kam und sagte: Kommt mit, ihr Ärsche!

Wir gingen hinter ihm her durch die Stadt; marschieren war gar nicht, weil die Straße voll von schweren Fahrzeugen war; sie kamen uns entgegen, von Osten.

Der Feldwebel sagte: Ihr zieht hier jetzt einen der bekannten Gräben, und wenn er fertig ist, stellt ihr euch rein. Hinter euch ist dann die Heimat, und vor euch breitet sich die große kalte Scheiße aus. Ihr sollt verhindern, daß sie unsere schöne Heimat bedeckt. Um zu wissen, wann ihr mit verhindern anfangen sollt, müßt ihr die Straße beobachten. Sobald das fahrende Volk auf den Wagen nach richtigen Soldaten auszusehen beginnt, könnt ihr euch für den Besuch feinmachen. Zuletzt werden noch ein paar von unseren Panzern kommen, dann folgt eine Pause, und dann kommt Iwan der Schreckliche. Der Ortskommandant meint, Kłodawa kann gehalten werden; er muß an euch gedacht haben, als er das sagte. Spätestens morgen abend könnt ihr Geschichte machen und das Kłodawa-Wunder vollbringen. Fragt mich nicht, wie, denn Wunder sind unerklärlich. Nach allem, was ich höre, ist der ganze Laden in Bewegung gekommen; ich habe das schon einige Male mitgemacht, und ich lebe noch. Also heult nicht; man kann es überstehen. Napoleon rückwärts, wie ich das gern habe! Und Schnee kriegen wir auch.

Wir kriegten den Schnee, und wir hoben die Gräben aus, aber ich habe nicht in ihnen kämpfen müssen. Ich wurde abkommandiert in die Post. Dort wußte keiner, was ich sollte. Ich las Briefe, die mich nichts angingen, und ich las in einem Buch, das ich bald überhatte, »Die Narren des Kaganowitsch« hieß es. Ein Telefonist am Klappenschrank registrierte jede abgerissene Verbindung mit dem Spruch: Klappe tot, Affe kommt näher.

|13|Der Affe war schon lange zu hören, aber erst als sich Infanteriewaffen zwischen den Geschützen ausmachen ließen, bekannte ich mich zu dem Gedanken, daß ich an eine Front geraten war.

Ich habe die Angst in meiner Erinnerung längst abgetragen; wenn ich sie zurückrufen will, bringe ich es nur bis zur Verwunderung. Ich war verwundert, das weiß ich. Ich hatte hundertmal den Krieg gedacht und mich in ihm, aber ich hatte mich auch hundertmal als Indianer gedacht oder als Entdecker des Anilins. In Kłodawa besah ich betroffen meine rote Haut und meine blaugefärbten Finger. Der Telefonist sagte, es sei vertretbar, daß wir uns nunmehr von dannen machten, aber er sagte es etwas spät, denn als wir vom Posthof auf die Straße wollten, fuhr auf der anderen Seite ein Panzer vor und hielt an der Friedhofsmauer. Er stank wie eine blakende Petroleumlampe.

Hau ihn um! sagte der Telefonist, und ich tat das. Der Panzer schüttelte sich in weißem Feuer, und aus seinem Turm sprangen welche über die Friedhofsmauer. Einer muß noch im Fallen seine Handgranate geworfen haben, denn es fuhr mir etwas durchs Beinfleisch, das war heiß wie die Hülse der Panzerfaust, die ich eben losließ. Es hat mich nicht am Laufen gehindert. Ich lief durch die Stadt, und ungefähr dort, wo wir Wasser gepumpt hatten, nahm mich ein Sturmgeschütz an Deck.

Wenig später fuhr es in einen Graben, in dem sich andere hatten fangen sollen.

Wir haben uns dann erst einmal in dem Graben seitwärts verzogen; der Schnee auf seiner Sohle war fest, denn vor uns hatten schon viele diesen Haken von der Chaussee geschlagen. Dann drehten wir parallel zur Straße, und einer gab als Marschziel die Festung Posen an.

Nach zwei Nächten hatten wir die Nächte satt. Die Front hatte sich schon so weit davongemacht, daß sie uns nicht einmal mehr den Horizont beleuchtete.

Wir schliefen durch einen Vormittag, und ich träumte von |14|der Festung Posen, die wie ein Hauffsches Schloß aussah. Dann gingen wir bei Licht weiter, und als wir über eine verschneite Weide schnürten, flog ein grünes Flugzeug über uns hinweg. Ich sah nicht hinauf, weil ich wieder einmal dachte, das mache mich unsichtbar, aber die im Flugzeug hielten sich nicht an die Kinderregel; sie holten uns einen Wagen voll Soldaten auf den Hals, und als wir an das Ende der Weide und an den Anfang eines Waldes kamen, mußten wir uns mit denen schießen.

Vier von uns kamen noch in den Wald, ich auch, aber drei haben eine andere Richtung gewählt, da war ich allein.

Ich war immer gern allein. Immer, das ist: früher. Das war: vorher. Zu Hause war ich gern allein. Spätabends allein in der Druckerei, wenn Geschwister Bruhns schon lang im Bette lagen, zweimal achtzig Jahre alt, dann hatte ich den Setztisch für mich, und ich trug den grünen Augenschirm und war der Eigner des »Texas Herald«, der teilnahm mit leidenschaftlichem Appell am Kampf der Farmer gegen die Rancher. Ich fuhr gern allein mit dem Rad durch die Marsch, im Herbst, wenn Nebel über den blauen Kohlfeldern lag. Ich saß gern allein auf der Seeseite am Dieksanderdeich; ich saß da am Weltenrand in Wind und Vogelschrei und folgte den ablaufenden Wassern hinüber zu den schottischen Fjorden. Ich war gern allein, wo ich zu Hause war.

Im Wald, hinter dem die Festung Posen lag, im Wald hinter der verschneiten Weide, auf der wohl meine Kameraden lagen, dort war ich nicht gern allein.

Ich wollte in die Festung Marne, zurück an den sicheren Ort, der bewehrt war mit Samen- und Getreidehandlungen, Sauerkohlfabriken und Krabbenküchen, einer Brauerei und einem Pferdemarkt. Ich wollte die Brücke über den Kanal gewinnen und das Tor zuschlagen zwischen mir und Kolberg und Gnesen und Kłodawa und dem kalten Wald, der vor der Festung Posen lag. Ich wollte zurück in den Schutz von meiner Mutter Küche.

Ich lief auf Marne zu.

|15|Ich lag unter dem Bett, und da lag ich nun. Ich glaube, es war staubig unter dem Bett. In meinem Mundwinkel mengte sich Staub mit Fett. Ich hatte gerade Speck gegessen, gebratenen Speck. Ich hatte auch Tee getrunken, aber der Geschmack des Specks hielt sich länger, und nun kam der Geschmack des Staubs hinzu. Nun lag ich unter dem Bett.

Ich hatte das Koppel nicht geschlossen; das Schloß drückte in der rechten Leiste. Der linke Teil meiner Kragenbinde war lose; er polsterte das Stück der Diele, auf dem mein Backenknochen ruhte. Ich lag still, aber ich ruhte nicht. Ich ruhte wie der Hase, der eben den Jäger gesehen hat. Ich hatte eben die Jäger gehört, und nun lag ich unter dem Bett.

Ein Jahrhundert vorher hatte ich noch am Tisch gesessen. Gesättigt, getränkt, erwärmt, geborgen, schläfrig schon. Wir hatten vom Schlafen gesprochen. Ich hätte nur noch aufstehen müssen, nur noch einmal aufstehen und mich nach vorne fallen lassen. Dann hätten sie mich auf dem Bett gefunden. Nun würden sie mich unter dem Bett finden. Sie hatten mich gefunden.

Ich lag unter einem Bett etwas südlich der Straße zwischen Kutno und Konin, in Höhe von Koło etwa. Etwas und etwa; ich hatte keinen Kompaß und keine Karte. Es war am zwanzigsten Januar, sage ich seither; ich hatte keinen Kalender, und ich hatte keine Uhr. Die letzte Uhr hatte ich am dreizehnten Januar gesehen, und die letzte Uhrzeit sagte mir einer, als wir den sechzehnten Januar hatten, schätzungsweise.

Es ist schwer, so etwas zu schätzen, wenn keine Regel mehr gilt, außer daß es Tag wird und wieder Nacht. Wenn nicht mehr gilt, daß man morgens aufsteht und sich abends schlafen legt, daß man morgens zu essen kriegt und mittags auch und abends noch einmal, daß man auf Posten zieht von zwei bis vier oder von vierzehn Uhr bis sechzehn Uhr, daß Appell ist um sieben und Lale Andersen singt um Mitternacht – wenn das nicht mehr gilt, ist schwer zu schätzen, wie spät es ist. Und wenn es sein kann, daß es Sonntagvormittag war, als man den Küchensoldaten erschoß, anstatt in der Kirche zu |16|sitzen und vom Gott zu singen, der Eisen wachsen ließ, und wenn man nur noch weiß, es war ein heller Wintermorgen, an dem man doch gegen allen Vorsatz vom Schnee gefressen hat, und wenn man glaubt, es könnten auch Monate gewesen sein ohne Ofenwärme, dann ist nicht mehr wichtig, wann man unter einem polnischen Bauernbett liegt, weil es eben geklopft hat.

Wichtig ist nur, daß es geklopft hat. Es war wichtig genug, dich vom Schemel zu wirbeln in die Deckung. Es hat an die Muschel geklopft – zurück in ihre letzte Windung, zurück in den engsten Spalt der tiefsten Höhle, zurück in die Krumen der Furche, in den Staub, ah, in den deckenden Staub.

Es war gegen die Regeln, alles. Gegen die Regeln aus dem Handbuch und gegen die aus den Heldenepen. Man setzt sich nicht in Feindesland an Feindestisch und frißt und denkt nur ans Fressen. Man denkt nicht an Schlaf, wenn man nicht vorher an Sicherung gedacht hat. Man läßt den Bauern und seine Frau an der Mündung riechen, wenn man allein ist, und man sperrt sie in die Kammer; besser, man dreht ihnen vorher noch einen Strick durch die Zähne; dann kann man essen, Gesicht zur Tür, Mündung zur Tür, eine Hand am Gewehr und nur die andere im Speck.

So lebt man aus den Büchern, und anders lebt man nicht lange. Man springt nicht unters Bett, wenn es klopft. Sicht geht vor Deckung. Wo ist da Sicht unter diesem Bett? Da sind nur noch Empfindungen; da geht kein Krieg.

Wenn es geklopft hat, da, in solcher Lage, setzt man den Helm auf, zieht das Sturmgewehr in die Schulter und ruft wie ein Kleistscher Reiter: Herein, wenn’s kein Schneiderlein ist! und wenn es kein Schneiderlein ist, wenn es einer unter Waffen ist, läßt man es fliegen, den Stahl und das Blei, und wenn es mehrere sind unter Waffen, läßt man entsprechend mehr fliegen vom Blei und vom Stahl, und man ruft dazu wie ein Schillscher Husar: Mich kriegt ihr nicht, ihr Hunde! und man zählt die Schüsse und denkt dabei: Der letzte ist für michachdumeinschwarzbraunesmägdelein.

|17|Aber man springt nicht unter ein Bett. Aber ich bin unter das Bett gesprungen.

Auch hätte ich sie schon weit früher auffangen sollen, die Feinde, nicht erst hier neben dem Bett etwas südlich von Koło, und zurückwerfen hätte ich sie schon früher sollen, von Kłodawa fort und über den Ural zurück vorerst. Ich hatte die Bücher schon länger nicht mehr befolgt, als ich mich da unter das Bette warf.

Anstatt die Feinde zu werfen, hatte ich mich davongemacht, nur weil die Feinde auf mich schossen. Anstatt das Großeganze zu sehen, hatte ich alles persönlich genommen. Ich hatte an mein Fell gedacht, ich hatte meinem Magen gelauscht, hatte meine Füße angesehen, nur weil sie erfroren waren. Und als ich den Küchensoldaten erschoß, hatte ich es getan, weil sonst er mich erschossen hätte. Ich, mein, meine, mich. Ich hatte mich zu sehr meiner angenommen und darüber vergessen, daß die Feinde hinter den Ural gehörten und ich nicht unter ein polnisches Bauernbett.

Doch da lag ich, die Arme nach vorn gestreckt, die Hände flach auf den Dielen, die Beine leicht gegrätscht, Innenkanten der Stiefel auf den Dielen. Ich hatte die Augen offen; ich weiß noch von einer herabhängenden Matratzenfeder im geviertelten Licht der Petroleumlampe; von der Feder weiß ich noch und von Schmalz und Staub im Mundwinkel und vom Koppelschloß in der Leiste. Ich weiß auch noch, wie gut ich hörte. Mein besseres Ohr, das linke, lag auf dem Polster der Kragenbinde, aber ich hörte auch mit dem anderen nun sehr gut. Die Frau schrie, immerfort, immerfort sehr polnisch; ich hatte sie vorher für stumm gehalten. Der Mann schrie gegen die Tür, dann schrie er polnisch, und er schrie mir etwas zu unters Bett, das schrie er deutsch. Ich sollte hervorkommen, schrie er mir zu, und er schien in Eile, und zur Tür schrie er, denke ich mir, ich käme schon hervor, sie sollten noch etwas verweilen mit dem Schießen, er sähe genau, ich käme soeben hervor unter seinem Bett, und er schrie auch dies in Eile.

|18|Ich kann nicht behaupten, frohen Ton aus ihm gehört zu haben, dabei hatte er Grund: Ich war im Begriff, zu gehen. Kein Mann sieht gern einen Mann unter seinem Bett. Kein Mann sieht gern einen Mann mit Flinte auf seiner Schwelle. Aber er hatte mich eingelassen, unfroh, doch überzeugt.

Ich muß überzeugend ausgesehen haben mit der Nacht über den Schultern, mit Dreck im Kinderbart und mit einem deutschen Sturmgewehr. Ein Sturmgewehr ist für den Sturm gedacht. Es ist leicht, leicht handhabbar, zuverlässig, und ein zuverlässiger Mann schießt recht schnell damit. Ein unzuverlässiger Mann, einer, dem die Regeln abhanden gekommen sind, weil er nicht rechtzeitig zu essen bekommen hat und schon lange nicht, ein solcher Mann schießt noch schneller mit dem deutschen Sturmgewehr, und wer ihn auf seiner Schwelle trifft, Glock Mitternacht bei Krieg, der weiß die Regel: Einen solchen lasse man geschwind herein!

Der Mann, der mich so geschwind zu sich eingelassen hatte, schrie nun zur Tür, vermutlich, er werde mich geschwinde wieder herauslassen, und mir schrie er den Grund unters Bett: Draußen stünden viele und hätten viele Gewehre dabei, und nicht ihn wollten sie und seinen Speck, sondern mich wollten sie, mich da jetzt noch unter seinem Bett.

Er sprach, meine ich, von Schießen; die andern, meinte er, hätten von Schießen gesprochen.

Das wollte ich glauben. Wir alle sprachen damals recht häufig von Schießen. Wir alle ließen es damals beim Sprechen selten bewenden. Und auch die Regel galt nicht mehr, daß man zu sagen habe: Halt, oder ich schieße!, ehe man schösse. Man schoß; das verkürzte den Vorgang; das machte den andern schon halten.

Nur zielen mußte man gut. Der Küchensoldat, den ich erschossen habe, hat nicht gut gezielt gehabt. Er ist aus seinem Bunker gekommen, hat mich gesehen, hat hinter sich gegriffen, hat sein Feuerzeug auf mich gerichtet, linke Hand vor der Trommel am Lauf, rechte Hand am Kolbenhals, und hat auf mich gefeuert.

|19|Auf mich, der ich im Rauch von seinem anderen Feuer gestanden und in mich hineingerochen hatte, was über den sonnenglatten Schnee zu mir herübergekräuselt kam: Bohnen, ach, Zwiebeln, Speck und Lauch, mitten im tiefen Winterhunger, mitten im nächtelangen, tagelangen, kilometerlangen, fluchtweglangen Hunger. Mitten im schneewürzenden Hunger war ich auf einen Sturm aus Lauch- und Bohnenrauch getroffen, war schon in einem Traum von einem Bohnenberg, der trug einen Zwiebelturm, dem glänzten von Speck die Seiten. Da kam der böse Koch herfür, da kam der Koch aus seiner Tür, da kam aus der Tür ein Soldat in weißem Kittel und schoß mir durch den Traum.

Da schoß ich ihm durch den weißen Kittel. Da war ich achtzehn Jahre alt.

Dann rannte eins durch den Winterwald, das wußte: Viele Köche bewachen der Soldaten Brei, viele Köche rächen eines Koches Tod, viele Köche lassen vom Löffel und nehmen das Gewehr, wenn es vor ihrem Herd geschossen hat.

So rannte eins durch den Wald und sah das Rehlein nicht im Tann und sah das Einhorn nicht und hörte nicht den Schuhu flüstern und lauschte nicht dem Singen der Elfen.

Ich bin gerannt. Wie lange, weiß ich nicht. Wohin, weiß ich nicht. Wie, weiß ich nicht. Wie rennt einer am siebten von sieben Tagen Rennen? Wie rennt einer am siebten Hungertag? Wie rennt einer, dem die Zehen vom Frost schwarz sind unterm schwarzen Dreck?

Wenn er Gründe hat, rennt er. Ein toter Koch im Rücken ist viele Gründe. Ein toter Koch beschleunigt sehr. Ich rannte.

Machte ich halt? Ja, ich machte halt auf angemessene Weise; in den Büchern heißt es: Die Knie brachen ihm. Die Knie brachen mir, und ich machte halt in einem Graben, da war etwas unter dem Schnee neben mir: ein aufgerissener Sack Zement, ein Klotz unvermengt erstarrten Zements. Wie kamen wir hierher? Ich machte halt in einem Hühnerstall auf Rädern; in seinen Ecken türmte sich ein Gebirg aus |20|Stroh, zwei Handvoll verschissenen Strohs; in deren Tiefen verkroch ich mich, mochten sich die Köche an die Hühner halten, ich war geborgen. Ich machte auch halt auf einem Draht, der war der oberste von einem Zaun aus Drähten, hat aber keine Stacheln gehabt. Ich hätte auch auf den Stacheln haltgemacht; es wäre nicht anders gegangen. Ich bin in den Wald gerannt bis tief in die Nacht. Die Knie sind mir gebrochen im tiefen Schnee. Ich machte halt, wo es mich hielt. Es hielt mich nirgend lange. Ich hielt mich nicht mehr lange.

Ich kam an eine Hütte, ein Haus, ein Schloß, eine Burg? An eine Burg, in diese Burg, an einen Tisch, über einen Teller. Unter ein Bett. Da lag ich nun unten und hatte eben noch oben gesessen. Auf einem Schemelthron. Hatte die Gabel gehalten als Zepter. Hatte gerülpst wie ein König. Hatte mein Heer vergessen gehabt, das mich längst vergessen hatte. Hatte das Heer des Feindes vergessen gehabt, das mich nicht vergessen hatte. Hatte Auskunft gegeben gegen alle Königs- und Soldatenregel:

Deutscher? – Ja.

Allein? – Ja.

Schon lange? – Ich glaube, ja.

Warum? – Die andern sind gekommen, und wir sind gelaufen; erst viele, dann weniger, dann wieder mehr, dann immer weniger, dann nur noch ich allein.

Wo sind die andern hin? – In den Schnee sind sie hin, sie sind hin im Schnee; ein Schuß unter den Nabel, ein Schuß durch die Milz, ein Schuß ins Ohr, viele Schüsse.

Und auf den Feind, wie er da auf euch geschossen hat, habt ihr da nicht auch auf ihn geschossen? – Doch, haben wir, war die Regel so. Zuerst haben wir sehr viel geschossen, dann nicht mehr so viel. Einmal, sehr spät schon, haben wir uns noch einmal freigeschossen, nicht alle, aber einige.

Frei? – Ja, freigeschossen haben wir uns, als sie am Wald vom Wagen gesprungen sind; da sind wir durch, und danach war ich allein.

Und hast dich noch oft freigeschossen?

|21|Es ging, sagte ich und stellte den Teller schräg auf den Schaft von meinem Sturmgewehr; es war noch Fett in dem Teller, und Brot war noch da, und ich sagte dem Bauern nichts von dem Küchensoldaten.

Da kam wer, es dem Bauern zu sagen.

Es pochte an die Tür. Es pochte wie ein Pferdehuf. Es klopfte wie von einem Rammbock. Dreihundert Köche machten poch mit dreihundert Nudelhölzern. Dreihundert Mongolenrosse donnerten gegen die Bohlen. Dreihundert Pferdekräfte gingen los gegen des Bauern und meine Pforte. Die 1. Belorussische Front tat einen kollektiven Faustschlag an unsere Tür.

Da griff ich, von später weiß ich das, den leeren Teller und mein gefülltes Sturmgewehr und warf den Teller und das Gewehr und mich unter des Bauern Bett.

Das verstieß gegen viele Regeln: gegen die Regeln über den Umgang mit Tellern, über den Umgang mit dem deutschen Sturmgewehr, über den Umgang mit dem Feind und gegen die Regeln über den Umgang mit mir.

Was Wunder, daß ich reglos lag, Speck und Staub im Mund, ein eisernes Schloß in der Leiste, den Backenknochen auf der Kragenbinde, satt und überhörig unter bäuerlichem Bett etwas südlich der Straße von Konin nach Kutno in einer Winternacht bei Krieg.

Was Wunder, daß ich aufstand, als der Bauer aufstehn schrie.

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|22|II

Es ist etwas mit meinem Gedächtnis nicht in Ordnung, mit meiner Art, mich zu erinnern, denn mir fällt leichter ein, was ich gedacht habe, als das, was geschehen ist.

Natürlich weiß ich, was geschehen ist: Man hat mich gefangengenommen, und ich habe eine Menge Angst gehabt, und ich habe die Angst mit hochgereckten Armen angezeigt. Aber ich weiß auch, wie sehr ich mich gewundert habe, weil so viele gekommen waren, mich zu holen. Ich erinnere mich an eine ungehörige Art von Erleichterung, die ich empfand, als ich an viele schreiende Menschen geriet und nicht nur an ein oder zwei kühle und stumme Schützen oder an einen einzigen, der voll Furcht gewesen wäre wie ich.

Niemals zuvor bin ich so sehr Mittelpunkt eines Auflaufs gewesen; einmal wäre ich beinahe ertrunken, und danach haben sich viele um mich gekümmert, und einmal habe ich im Krämerladen eine goldene Brosche gefunden und es gleich gesagt, und es hat mir Beachtung eingebracht, und einmal habe ich ein durchgehendes Pferd aufgehalten; dafür wurde ich von mehreren Leuten gelobt, auch wenn es eine Dummheit war, denn das Pferd hätte sich in der Marsch müde gelaufen, und der Wagen, den es zog, war leer.

Ich glaube, den Leuten, die mich gefangennahmen, war der Vorgang so ungewohnt wie mir. Sie standen in Halbringen um mich und die Hütte und redeten aufeinander ein und auf mich. Keiner kam mir sehr nahe, und sie riefen mich an wie über eine große und doch nur fragwürdig schützende Entfernung.

Ich verstand sie nicht, und ich sagte nichts, weil ich nicht wußte, was man in so einer Lage sagt.

Hinter mir, durch die angelehnte Tür, rief der Bauer, sie wollten von mir wissen, ob noch andere in der Hütte seien.

|23|Nein, schrie ich, es ist keiner mehr da; fragt doch den Bauern da drinnen!

Sie hörten mir zu, und dann hörten sie dem Bauern zu, der hinter seiner Türe übersetzte. Danach schrien wieder alle durcheinander, und nur mit Mühe konnte ich den Bauern rufen hören, er solle mich fragen, wo meine Waffen seien.

Unter seinem Bett, rief ich, und ich hoffte, sie meinten nicht, daß ich mich über sie lustig machte.

Hinter meinem Rücken, hinter der Tür hervor, hörte ich die Übersetzung.

Endlich verständigten sie sich ohne den Umweg über mich, und es kam einer an der Hauswand entlang, dem der Bauer mein Sturmgewehr aus der Hütte reichte. Das Gewehr wurde mir über die rechte Schulter geschoben; seine Mündung landete in der Bucht zwischen Ohr und Kiefer.

Ich dachte an das Loch im Trommelfell, das ich schon hatte, und ich hörte mich atmen.

Der das Gewehr hielt, verstand seine Sache; er ließ nur einen an mich heran, und der klopfte mich gründlich ab. Er fand sogar die Goldfeder, die ich aus dem Füller geschraubt und in die Uhrtasche gesteckt hatte. Der Federhalter war ein Konfirmationsgeschenk meines Onkels gewesen; die anderen hatten mir nur Geld gegeben, und meine Mutter hatte über ihren Bruder gesagt: Ja, Jonnie strengt sich immer an!

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