Die Aula - Hermann Kant - E-Book
SONDERANGEBOT

Die Aula E-Book

Hermann Kant

4,9
8,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 8,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Als „großen epischen Spaß“ haben Leser und Kritik „Die Aula“ gefeiert. Robert Iswall, der plötzlich eine Abschiedsrede halten soll, weil die Arbeiter- und Bauernfakultät geschlossen wird, kramt in Erinnerungen. Hinter den Anekdoten aus der Studentenzeit in den fünfziger Jahren machen sich bald beunruhigende Fragen bemerkbar. Unversehens werden seine persönlichen Reminiszenzen zur Geschichte einer ganzen Generation, die kritisch zurückblicken muß, wenn sie weiterkommen will. Der Humor und die Ironie, mit denen die „Lebenserinnerungen eines jungen Mannes“ erzählt werden, haben den Roman zu seinem großen anhaltenden Erfolg geführt. Hermann Kants Roman „Die Aula“, in 15 Sprachen übersetzt, zählt zu den Klassikern der DDR-Literatur und gehört zu den Büchern, die man kennen muß: Ein „Geschichts- und Geschichtenbuch“ über die Anfänge des anderen deutschen Staates, ohne die man sein Ende nicht zu verstehen vermag.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 693

Bewertungen
4,9 (18 Bewertungen)
16
2
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Hermann Kant

Die Aula

Roman

Aufbau-Verlag

[Menü]

Impressum

ISBN E-Pub 978-3-8412-0270-3ISBN PDF 978-3-8412-2270-1ISBN Printausgabe 978-3-7466-1190-7

Aufbau Digital,veröffentlicht im Aufbau Verlag, Berlin, 2011© Aufbau Verlag GmbH & Co. KG, BerlinDie Erstausgabe erschien 1965 bei Rütten & Loening, einer Marke derAufbau Verlag GmbH & Co. KG

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jegliche Vervielfältigung und Verwertung ist nur mit Zustimmung des Verlages zulässig. Das gilt insbesondere für Übersetzungen, die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen sowie für das öffentliche Zugänglichmachen z.B. über das Internet.

Umschlaggestaltung Preuße & Hülpüsch Grafik Designunter Verwendung eines Fotos von Micha Weidt,koloriert von Bert Hülpüsch

Konvertierung Koch, Neff & Volckmar GmbH,KN digital – die digitale Verlagsauslieferung, Stuttgart

www.aufbau-verlag.de

Menü

Buch lesen

Innentitel

Inhaltsübersicht

Informationen zum Buch

Informationen zum Autor

Impressum

Inhaltsübersicht

Buch lesen

[Menü]

|5|Der heutige Tag ist

ein Resultat des gestrigen.

Was dieser gewollt hat,

müssen wir erforschen,

wenn wir zu wissen wünschen,

was jener will.

Heinrich Heine

[Menü]

|7|Da sitzt einer über seiner Schreibmaschine, raucht zuviel, bläst Staub von den Tasten, beißt in einen Apfel und denkt an Schiller dabei, starrt auf das leere Papier und dann auf die Uhr, kratzt an dem verklebten kleinen a herum, bis es wieder sauber ist, hat schon wieder eine Zigarette in Brand und nennt das alles Arbeit.

Er lauert auf einen Gedanken.

Der Gedanke steckt den Kopf um die Ecke, zögert noch, zögert lange, aber endlich kommt er näher.

Er kommt!

Macht er noch einen einzigen Schritt, einen winzigen Schritt, dann schnappt die Falle zu, dann ist er ausgedacht, und ein Mann schlägt ihn ans Papier.

Robert Iswall wartete an diesem Morgen fast zwei Stunden auf die erste Beute. Er war nicht ungeduldig, aber als er den Gedanken kommen hörte, war er doch froh. Der Anfang war immer das schwerste, und hier kam nun der Anfang.

Dann läutete es an der Tür. Auf dem Läufer im Korridor lag ein gelbes Kuvert mit einem roten Posthorn darauf, einem Posthorn mit Blitzen an Stelle der Troddel.

Robert Iswall mochte keine Telegramme. Er konnte sich kaum an eines mit angenehmem Inhalt erinnern. Störender Besuch, böse Mahnungen, jäher Tod – das reiste per Depesche und erschreckte.

Robert las:

MIT AUSLAUFEN SEMESTER SCHLIESSUNG ABF VORGESEHEN STOP ABSCHLUSSFEIER GEPLANT STOP KANNST DU REDE HALTEN STOP MEIBAUM STOP DIREKTOR

|8|Das war Meibaum. Mitten im Winter ein Telegramm, weil am Semesterende eine Rede gehalten werden mußte – in einem halben Jahr. Nur keine gemütlichen Briefe; immer dringlich, das wirkt.

Mit Auslaufen Semester. Jochen Meibaum glaubte sicher, Robert Iswall werde sich nun das ganze Frühjahr hindurch bis in den tiefen Sommer damit herumplagen, eine Rede zu bauen, auf daß die Abschlußfeier auch ja in die richtige Länge komme.

Man müßte das einmal machen, dachte Robert, wenn man nur die Zeit dazu hätte, und wenn die anderen dir dann auch die Zeit gäben, das Ding zu verlesen. Er malte sich aus, wie das wäre: Er hinter einem festlich geschmückten Katheder über einem mehrbändigen Manuskript voller Sätzen, wie »Bevor ich nun meine einleitenden Bemerkungen abschließe und mich dem ersten Hauptpunkte zuwende, will ich den eben erwähnten Ausführungen Pestalozzis über die Persönlichkeit noch wenige Fußnoten hinzufügen …«

Er sah die Aula vor sich und in den ersten Reihen auf vergoldeten Stühlen die Würdenträger der Universität, die Magnifizenz und die Spectabiles, in satt leuchtenden Talaren und mit güldenen Ketten um den Hals und die Barette auf den Knien oder schon unter den Füßen und die Augen in den faltigen Gesichtern zwischen Schlaf und Hoheit, und er hörte sich dröhnen: »Hier, in diesem erhabenen Saale mit seinem spätbarocken Glanz, in diesem Meisterwerke des Mathematikprofessors Andreas Mayer, in diesem Raume, einem der selten gewordenen architektonischen Schaustücke des einstmals so reichen hansischen Nordens, in diesen kunstreich verzierten Mauern, in welchen sich – und ich zitiere den gelehrten Bibliothecarius Dähnert – ›in welchen sich die Brustbilder der vier glorwürdigen Herzoge Wartislaf des IX., der die Akademie gestiftet; Philip des I., der sie aus ihrem Verfall wieder emporgebracht; Ernst Ludwigs, der das vorige Collegium erbauet, und Bogislaf des XIV., dessen milder Dotation die Akademie ihren Wohlstand zu danken hat, |9|befinden‹, hier in der vormaligen Bibliothek und heutigen Aula, hier war es …«

Ja, was war hier? War in diesem Saal mit der Puttengalerie jemals etwas geschehen, von dem zu sprechen lohnte in der von Meibaum gewünschten Rede, etwas, das einen Zusammenhang herstellte zwischen dem kostspieligen Stolz der Herzöge von Pommern-Wolgast und der Tatsache, daß mit Auslaufen Semester Schließung ABF vorgesehen war?

Robert erinnerte sich nur, daß er wegen des mathematischen Baukunststücks des Herrn Mayer beinahe wieder fortgelaufen wäre aus der alten Universitätsstadt, noch vor der ersten Stunde Unterrichts.

Trullesand hatte das Universitätsgebäude betrachtet und gesagt: »Sieht aus wie ein Schloß, von dem wir das Dach repariert haben. Ist aber größer. Sollten wir mal besichtigen.«

Sie waren eine breite Treppe hinaufgeschlichen und hatten vor der Tür, auf der in verschnörkelten Buchstaben »Aula« stand, eine Weile gezögert. Trullesand hatte das Wort auseinandergenommen. »Aula. Kenn ich nicht. Aule kenn ich.« Aber drinnen hatte er nur erschrocken gesungen: »Vvvater, die Scheuheune brennt!«

Robert wollte gleich wieder gehen. »Die haben sich geirrt«, sagte er, »die haben gesagt, Arbeiter-und-Bauern-Fakultät, und nun sieh dir das an. Hier kannst du doch nur mit einem Pferd reinreiten, Steigbügel aus Gold, und da vorne auf dem Thron sitzt die Königin und schmeißt mit Rosen nach dir.«

Trullesand gefiel das. »Und denn linst du ihr von oben, von dein Roß, in den Ausschnitt, und denn wird dir schwindlig, und die Knappen fangen dich auf und geben dir Neckar zu saufen, weil sie auf so was vorbereitet sind.«

»Nektar«, sagte Robert, »und nun komm bloß weg hier, dies ist ein Irrtum, mit diesem Palast können wir nicht gemeint sein.«

Sie hatten sich dünnes Bier gekauft und überlegt, ob es nicht das beste wäre, wieder nach Hause zu fahren, und nur |10|die Angst, die sie einander gestanden hatten, vor dem Gelächter daheim, hatte sie gehalten, und noch etwas anderes, Trullesand hatte es ausgesprochen: »Ich stell mir gerade vor, wie das wäre, wir beide da rein, hauen denen aufs Kreuz, gestatten, gestatten, Iswall und Trullesand, Elektriker und Zimmermann, und du fragst die Königin, ob sie Zeit hat ins Kino, Matrosen von Kronstadt, na …?«

So mochte es gehen, als Sturm auf das Winterpalais, mit Bajonett und viel Hurra. Sie sahen sich beide auf den Spitzen eines in seinen Angeln kreischenden riesigen Tores, sie hatten Patronengurte kreuzweise um die Brust geschlungen und von ihren Matrosenmützen flatterten rote Bänder. So mochte es gehen, aber nur so, im Sturm.

Robert Iswall fragte sich, ob man das sagen könnte in Meibaums Rede. Sicher konnte man es sagen, aber keiner würde es verstehen. Die älteren Herren würden verstört zu einem heraufblinzeln, und die Studenten würden meinen, alle diese bebrillten Knaben aus der Gründerzeit seien einem heroisierenden Romantizismus verfallen. Robert gab ihnen recht; er selbst konnte diese Reden »Als wir noch in Holzpantoffeln herumliefen« nicht hören. Es war immer, als ob sich einer brüstete, er mache nun schon lange nicht mehr in die Hosen, aber schön, schön sei es gewesen, damals, als er es getan, schön und schwer, und vor allem letzteres sollten die nicht vergessen, die heutzutage dank der Anstrengungen ihrer Vorgänger gleichsam stubenrein auf die Welt kämen. Reden dieser Art waren Alterserscheinungen, persönliche oder die von Generationen, und Ansporn gaben sie nicht.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!