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Mit dem autistischen Spiegel deutet Ernst Pöppel in seinem Beitrag zum Kursbuch 173 die Unmöglichkeit an, sich selbst so zu sehen, wie andere Menschen es tun. Mit Beispielen aus der Malerei illustriert der medizinische Psychologe die Rollen der rechten und linken Gehirnhälfte für unsere Selbst- und Fremd-Wahrnehmungen.
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Seitenzahl: 14
Veröffentlichungsjahr: 2013
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Ernst Pöppel
Der autistische Spiegel
Warum linke und rechte Gehirnhälfte zusammengehören
Eine der großartigsten Entdeckungen der Menschheit war der Spiegel, die man offenbar einer Figur aus der Mythologie zuschreiben muss. Ovid berichtet in seinen Metamorphosen, dass Narziss, als er auf eine glatte Wasseroberfläche blickte, einen Menschen sah. Er war fasziniert von der Schönheit eines jungen Mannes, den er sah, bis er nach einiger Zeit der hingebungsvollen Betrachtung entdeckte, dass er selber es war, den er in der spiegelnden Oberfläche sah: »Iste ego sum« – »Ich bin es ja selbst.« Was muss dies für ein überwältigender Augenblick gewesen sein, zu begreifen, sich plötzlich selber zu sehen, ein Bild von sich zu haben. In diesem Augenblick konnte Narziss sich seiner selbst versichern; er hatte in der spiegelnden Verdopplung sich selbst vor Augen. Jeder Forscher träumt davon, einmal eine solche fundamentale Entdeckung zu machen, die einem im Augenblick des Verstehens den Atem verschlägt.