Der Bergpfarrer 103 – Heimatroman - Toni Waidacher - E-Book

Der Bergpfarrer 103 – Heimatroman E-Book

Toni Waidacher

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Beschreibung

Mit dem Bergpfarrer hat der bekannte Heimatromanautor Toni Waidacher einen wahrhaft unverwechselbaren Charakter geschaffen. Die Romanserie läuft seit über 10 Jahren, hat sich in ihren Themen stets weiterentwickelt und ist interessant für Jun"Liebling, du ißt einfach zu wenig", schüttelte Gerti Rheimann tadelnd den Kopf. Die Kinder der Klasse 3 saßen mucksmäuschenstill auf ihren Plätzen und lauschten gespannt der Geschichte, die ihnen ihre Lehrerin erzählte. Lucie machte es extra spannend und legte eine kunstvolle Pause ein. "… und wie es weitergeht, erzähle ich euch nach den Ferien", sagte sie lächelnd. Sofort hob ein Proteststurm an. Die Kleinen meinten, daß es viel zu lange dauern würde, bis zum Ende der Sommerferien, und daß sie auf gar keinen Fall bis dahin warten könnten, bis sie endlich erfuhren, wie die Geschichte von der Prinzessin und dem Drachen ausgeht. Lucie Berg hob beschwichtigend die Hände.

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Der Bergpfarrer –103–

Dich hat mir der Himmel geschenkt!

Oder bist du anderer Meinung?

Roman von Toni Waidacher

Die Kinder der Klasse 3 saßen mucksmäuschenstill auf ihren Plätzen und lauschten gespannt der Geschichte, die ihnen ihre Lehrerin erzählte. Lucie machte es extra spannend und legte eine kunstvolle Pause ein.

»… und wie es weitergeht, erzähle ich euch nach den Ferien«, sagte sie lächelnd.

Sofort hob ein Proteststurm an. Die Kleinen meinten, daß es viel zu lange dauern würde, bis zum Ende der Sommerferien, und daß sie auf gar keinen Fall bis dahin warten könnten, bis sie endlich erfuhren, wie die Geschichte von der Prinzessin und dem Drachen ausgeht.

Lucie Berg hob beschwichtigend die Hände.

»Schon gut«, lachte sie, »nach der Pause geht’s weiter. Und jetzt nehmt euer Frühstück, und dann raus mit euch.«

Im selben Moment ertönte die Klingel, die das Ende der Stunde verkündete.

Die attraktive Lehrerin steckte ein Lesezeichen zwischen die Seiten und klappte das Buch zu. Sie legte es auf den Tisch und nahm ihre Handtasche. Als letzte verließ sie das Klassenzimmer und trat auf den Flur.

»Na, eine Stunde noch, dann haben wir es überstanden«, begrüßte sie Britta Schulz, die Kollegin, die nebenan unterrichtete.

»Ich kann die Ferien auch gut gebrauchen«, stimmte Lucie ihr zu.

Sie gingen den Flur hinunter, an dessen Ende sich das Lehrerzimmer befand. Inzwischen herrschte ein Höllenlärm in dem Schulgebäude, die Kinder drängten aus den Klassenräumen hinaus auf den Schulhof, während die Kolleginnen und Kollegen ebenfalls in die wohlverdiente Pause gingen.

Natürlich waren die Ferien das große Thema, zwischen Butterbroten, Tee und Kaffee. Die meisten wollten weit fort, entweder nach Skandinavien oder in den Süden.

Lucie hatte sich einen Tee eingeschenkt und setzte sich auf ihren Platz. Neben ihr rutschte Britta auf den Stuhl.

»Und wohin fährst du?« erkundigte sie sich.

»Ich fahre nach St. Johann.«

»Ach, nach Österreich also.«

Die dunkelhaarige Lehrerin schüttelte den Kopf.

»Nein, das ist ein kleines Dorf in Bayern«, erklärte sie. »Früher bin ich mit meinen Eltern oft dort gewesen. Zusammen mit unseren Nachbarn. Die Tochter und ich sind immer noch befreundet.«

Sie erzählte von dem hübschen Ort, mit seinen Häusern, deren Fassaden mit den typischen Lüftlmalereien geschmückt waren, den hohen Bergen und der himmlischen Ruhe, die dort herrschte.

»Da ist es wenigstens nicht so überlaufen, wie in den anderen Feriengebieten«, begründete sie ihre Entscheidung. »Außerdem treffe ich mich dort mit Jenny.«

Jenny Sommer und Lucie Berg waren seit den Kindertagen befreundet. Haus an Haus waren sie aufgewachsen, hatten Kindergarten und Schule gemeinsam besucht und in all den Jahren Freud und Leid geteilt. Während es Jenny nach dem Studium ins ferne Hamburg verschlagen hatte, war Lucie im heimischen Boisheim geblieben. Sie liebte ihre Heimatstadt am Niederrhein, und war glücklich gewesen, hier eine Stelle an der Grundschule bekommen zu haben.

Der Kontakt zu Jenny war jedoch nie abgerissen. Auch wenn sie sich aufgrund der Entfernung nur selten sahen, so telefonierten sie doch häufig miteinander, und dank der modernen Technik, teilten sie sich oft die dringendsten Neuigkeiten per E-Mail mit.

Während sie sich mit der Kollegin unterhielt, spürte Lucie, daß sie von jemandem angeschaut wurde. Sie zwang sich, nicht den Kopf zu drehen, weil sie genau wußte, daß es sich nur um Axel Kremer handeln konnte.

Sie konnte sich geradezu bildlich vorstellen, wie er auf der anderen Seite des Lehrerzimmers saß und sie anstarrte. Eingebildeter Kerl! durchfuhr es sie.

Axel war erst vor ein paar Wochen in das Kollegium gekommen, als einer von zwei Männern unter acht Frauen. Entsprechend eingebildet benahm er sich in Lucies Augen. Wahrscheinlich dachte er, daß ihm alle Kolleginnen zu Füßen liegen müßten, wenn er seinen jungenhaften Charme ausspielte.

Dabei sah er wirklich unverschämt gut aus, und diese Tatsache war ihm bewußt…

Doch dann kam sie nicht weiter, über den Kollegen nachzudenken, der ihr mit seiner saloppen, manchmal sogar schnoddrigen Art oft gegen den Strich ging, denn Harald Stern gesellte sich zu ihnen und nahm Lucie und Britta in Beschlag.

»Na, ihr zwei Hübschen«, grinste der Lehrer für Deutsch und Mathe, »wohin geht’s denn bei euch?«

»Britta Schulz wollte nach Holland fahren, Urlaub auf einer Insel machen.«

»Und du?« wollte sie wissen.

Harald bedachte Lucie mit einem sehnsuchtsvollen Blick.

»Ach, ich weiß noch gar nicht«, antwortete er. »Ich habe zwar mein Wohnmobil schon startklar gemacht, aber wohin ich fahren werde, steht noch nicht fest.«

Lucie fühlte, wie sich ihre Nackenhaare aufstellten. Es war kein Geheimnis, daß Harald in sie verliebt war, mehr als einmal hatte er es ihr gesagt. Und gestern erst hatte er angedeutet, wie glücklich er wäre, wenn sie mit ihm, in seinem Wohnmobil, verreisen würde. Am Abend stand er überraschend vor ihrer Tür und fragte, ob sie nicht ein Glas Wein zusammen trinken wollten. Lucie war nur widerwillig einverstanden gewesen, hatte dann aber doch zugestimmt.

Seinen Vorschlag tat sie lächelnd als Scherz ab, doch Harald zeigte sich beharrlich.

»Ich lege dir die Welt zu Füßen«, sagte er und schaute ihr dabei tief in die Augen.

»Es tut mir leid, Harald«, erwiderte Lucie, »aber es geht wirklich nicht. Ich treffe mich mit einer Freundin. Dieser Urlaub ist schon lange verabredet.«

Sie erzählt ihm von Jenny und St. Johann, und Harald Stern gab sich offenbar damit zufrieden, auch wenn ihm die Enttäuschung deutlich ins Gesicht geschrieben stand.

Die Pause ging schnell zu Ende. Die Kinder strömten schon wieder in die Klassenräume zurück.

»Na, Frau Kollegin, dann wünsche ich Ihnen einen schönen Urlaub«, vernahm Lucie die Stimme Axel Kremers, als sie durch die Tür gehen wollte.

Er stand direkt hinter ihr, und sie nahm den Duft seines Rasierwassers wahr.

Hatte er das jetzt wirklich ehrlich gemeint?

Sie wandte den Kopf um.

»Ihnen auch.«

Er grinste.

»Den habe ich mir auch verdient«, meinte er. »Nach den anstrengenden Wochen mit Ihnen…«

»Dafür haben Sie ja jetzt Zeit genug, sich von mir zu erholen«, gab sie schnippisch zurück.

»Na, ob’s dafür wirklich reicht…?«

Ärgerlich ging sie in ihren Klassenraum. Während sie das Märchen zu Ende las, mußte sich Lucie immer wieder zwingen, nicht an den arroganten Kerl zu denken. Aber seine Bemerkung hatte sie tief getroffen.

So ein Blödmann, dachte sie, was bin ich froh, daß ich ihn vier Wochen nicht sehen muß!

*

Am nächsten Tag war der ganze Ärger verflogen. Lucie saß im Zug, der sie nach München brachte, von dort aus ging es mit der Regionalbahn weiter. Als sie am späten Nachmittag in den Bus nach St. Johann stieg, war sie schon fast an ihrem Urlaubsziel angekommen.

Schon früher, mit den Eltern, hatte sie in der Pension Stubler gewohnt, und auch diesmal hatten Jenny und sie ihre Zimmer bei der patenten Wirtin gebucht. Lucie freute sich darauf, Ria wiederzusehen, die immer liebevoll für ihre Gäste sorgte.

Endlich hielt der Bus vor dem Hotel. Im »Löwen« fand jeden Samstagabend immer eine große Tanzveranstaltung statt. Natürlich würden die beiden Freundinnen sich dieses Vergnügen nicht entgehen lassen.

Ob Jenny schon angekommen war?

Im Gegensatz zu Lucie wollte sie mit dem Auto anreisen. Als die junge Lehrerin in die Straße einbog, in der die Pension lag, sah sie den Wagen mit dem Hamburger Kennzeichen vor dem Haus stehen. So schnell der schwere Koffer es zulief, lief sie die Treppe hinauf und klingelte. Jenny öffnete selbst, und die beiden Freundinnen fielen sich in die Arme.

»Hey, da bist du ja«, rief Jennifer Sommer. »Jetzt kann unser Urlaub beginnen.«

Ria Stubler hatte Kaffee gekocht. Sie saßen auf der Terrasse des Gartens, in dem es üppig blühte und grünte.

»Hm, lecker«, sagte Lucie, als sie den Apfelkuchen sah, der auf dem Tisch stand.

»Setz’ dich und lang zu«, forderte Ria sie nach der Begrüßung auf.

»Erzähl! Wie war die Fahrt?« wollte Jenny wissen.

Im Gegensatz zu Lucie war sie blond. Sie hatte ein niedliches Gesicht, mit ein paar Sommersprossen auf der Nase. Sie trug ein leichtes T-Shirt, Jeans und bequeme Sandalen.

»Prima«, antwortete die Lehrerin. »Und bei dir?«

Jenny nickte.

»Keine Probleme. Ich bin schon in aller Herrgottsfrühe aufgestanden und losgefahren. Da war noch kaum Verkehr. Erst vor Hannover wurde es dann mehr.«

»Haben wir unsere alten Zimmer?« erkundigte sich Lucie bei der Pensionswirtin.

»Freilich«, schmunzelte Ria. »Gleich nebeneinander und über den Balkon zu erreichen.«

Da es mal wieder eine Ewigkeit her war, daß sie sich gesehen oder gesprochen hatten, gab es für die beiden Freundinnen natürlich viel zu erzählen, und das Kaffeetrinken dehnte sich entsprechend lange aus. Doch dann wurde es Zeit, die Koffer und Taschen auf die Zimmer zu bringen. Außerdem wollten sie sich vor dem Abendessen erfrischen und umziehen.

»Was machen die Männer?« rief Jenny.

Sie hatten die Balkontüren weit geöffnet und konnten sich so unterhalten, während sie in die frischen Kleider schlüpften.

»War dein ›Morgenstern‹ nicht traurig, daß er dich jetzt so lange nicht sehen wird?«

›Morgenstern‹ hatte sie Lucies Kollegen getauft, als sie erfuhr, daß Harald Stern für die Freundin schwärmte.

»Hör mir bloß auf«, stöhnte die Lehrerin. »Der wollte doch tatsächlich, daß ich mit ihm zusammen wegfahre. In seinem Wohnmobil!«

»Na ja, kann doch ganz schön romantisch sein, wenn man abends, eng aneinander gekuschelt, den Abendhimmel durch das geöffnete Dachfenster betrachtet«, scherzte Jenny.

»Vielen Dank«, antwortete Lucie. »So weit geht meine Sympathie für Harald denn nun doch nicht.«

»Aber du magst ihn schon, oder?«

Jenny war über den Balkon in Lucies Zimmer gekommen.

»Was heißt mögen? Er ist nett, und es macht Spaß, hin und wieder mit ihm auszugehen.«

Sie grinste verschwörerisch.

»Du weißt ja selbst, wie abwechslungsreich es in Boisheim ist…«

Sie hatte es absichtlich ironisch gesagt, denn viel Aufregendes geschah in dem kleinen Ort nun wirklich nicht.

»Nee, ehrlich, wir reden nett miteinander«, fuhr Lucie fort, während sie sich die Haare bürstete. »Aber um mit ihm in den Urlaub zu fahren, dazu reicht es nicht.«

Sie sah die Freundin an.

»Da wir gerade von Männern sprechen. Was ist denn mit dir?«

Jenny verzog das Gesicht.

»Also, von dieser Spezies habe ich im Moment die Nase gestrichen voll«, erwiderte sie.

Lucie erinnerte sich an ihr letztes Telefonat. Damals hatte die Freundin schon so merkwürdige Andeutungen gemacht.

»Dann ist es also endgültig aus, zwischen Jens und dir?«

Die junge Frau, die in Hamburg als Lehrerin arbeitete, nickte.

»Ja. Er hat inzwischen schon wieder eine andere Flamme, wie ich erfahren habe – obwohl die Hälfte seiner Sachen immer noch bei mir steht. Ich habe sie in den Keller geschafft. Wenn er sie nicht abholt, können sie von mir aus da unten verrotten.«

Lucie nahm sie in den Arm.

»Mensch, das tut mir ehrlich leid«, versuchte sie die Freundin zu trösten.

»Schon gut«, winkte Jenny ab. »Jetzt laß uns aber losgehen. Erstens will ich nicht mehr an den Kerl denken, und zweitens habe ich Hunger.«

Lucie schaute auf die Uhr.

»Jetzt schon? Wir haben doch gerade erst Kaffee getrunken.«

»Macht wahrscheinlich die Bergluft«, seufzte Jenny.

Oder der Kummer, setzte Lucie in Gedanken hinzu und nahm sich vor, in diesen zwei Wochen nur für die Freundin da zu sein.

*

Sie verließen die Pension und spazierten auf die Straße.

St. Johann war ein beliebtes Urlaubsziel, auch wenn hier manches fehlte, das Touristen anlockte. Anders als in anderen Ferienorten, fehlten Einrichtungen wie Spielcasino oder Diskothek. Dafür fand man hier etwas viel Wertvolleres – Ruhe und Erholung. Daß genau dies die Leute wollten, sah man an den zahlreichen Urlaubern, die man unschwer an den umgehängten Fotoapparaten und Videokameras erkennen konnte. Sie strömten in Scharen durch das Dorf und bevölkerten den Biergarten des Hotels.

Mit ein wenig Glück fanden die beiden Freundinnen dort einen freien Tisch. Es saß sich herrlich unter den hohen Kastanien, mit dem Stimmengewirr ringsherum. Man konnte sehen und gesehen werden, und die Speisen aus der Küche des Hotels mundeten vorzüglich.

»Was stellen wir denn so an?« fragte Jenny unternehmungslustig, während sie auf ihr Essen warteten.

»Auf jeden Fall gehen wir am Samstag zum Tanzen«, stellte Lucie fest. »Mal sehen, was für fesche Burschen den Saal unsicher machen…«

Jenny grinste.

»Nanu, hast du dir was für diesen Urlaub vorgenommen?« fragte sie.

»Was meinst du?« entgegnete Lucie verschmitzt.

»Komm, du weißt genau, wovon ich rede. Ich erinnere dich nur an unsere wilde Zeit, als wir nach Viersen, in die Disco, gefahren sind. Du hast am wildesten getanzt von uns beiden, und damit die Jungs verrückt gemacht. Ich wette, hier wird es nicht anders sein.«

Die Bedienung kam und enthob Lucie einer Antwort.

Dabei hatte sie wirklich nicht die Absicht, sich auf dem Tanzabend wie ein quirliger Teenager aufzuführen. Vielmehr wollte sie, daß Jenny sich amüsierte und die leidige Geschichte mit dem verflossenen Freund wenigstens hier, im Urlaub, vergaß.

Während sie aßen, ließ die junge Lehrerin ihren Blick schweifen. Die meisten Gäste waren Urlauber, wie Jenny und sie, aber auch ein paar Einheimische waren da.

Plötzlich stutzte Lucie und ließ die Gabel sinken. Für einen Moment glaubte sie, eine Halluzination zu haben; hatte sie doch tatsächlich gedacht, unter den Gästen jemanden gesehen zu haben, die sie hier überhaupt nicht vermutet hätte, und ein eisiger Schrecken durchfuhr sie.

Doch dann schüttelte sie den Kopf und aß weiter.

So ein Quatsch, das konnte ja überhaupt nicht sein, überlegte sie.

Was soll Axel Kramer ausgerechnet hier in St. Johann?

»Was ist denn los?« fragte Jenny, der die Irritation der Freundin nicht entgangen war.

»Ach, nichts«, winkte Lucie ab. »Ich hab’ nur gedacht, da drüben säße jemand aus dem Kollegium.«

Jenny warf einen Blick zu den anderen Tischen.

»Und, war da jemand?«

»Nein«, schüttelte Lucie den Kopf. »Das hätte mir auch noch gefehlt. Wenigstens in den Ferien will man ja vor den Kollegen Ruhe haben.«

Sie widmete sich wieder ihrem Salatteller und sprach weiter über die Urlaubsgestaltung. Natürlich wollten sie zum Schwimmen an den Achsteinsee fahren. In dem wunderschön gelegenen Gewässer konnte man herrlich baden, und wenn am Abend die Sonne unterging, spiegelte sie sich blutrot darin.

Und eine Bergwanderung stand auf dem Programm.

»Wir müssen gleich morgen früh Pfarrer Trenker einen Besuch machen«, erklärte Jenny. »Hoffentlich hat er Zeit für eine Tour.«

»Bestimmt«, sagte Lucie zuversichtlich. »Du kennst doch seine Leidenschaft für die Berge.«

»Hm, wenn ich an den Käse vom Thurecker-Franz denke, dann läuft mir jetzt schon das Wasser im Mund zusammen«, schwärmte Jenny.

Sie unterhielten sich bei einem Expresso weiter, bis es dann nicht mehr ging. Jenny gähnte verhalten und entschuldigte sich für ihre Müdigkeit. Die lange Autofahrt war doch sehr anstrengend. Sie bezahlten und standen auf. Als sie den Biergarten verließen, glitt Lucies Blick noch einmal zu dem Tisch hinüber, an dem sie Axel Kremer vermutet hatte – und sie erstarrte.