E-Book 191-200 - Toni Waidacher - E-Book

E-Book 191-200 E-Book

Toni Waidacher

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Beschreibung

Mit dem Bergpfarrer hat der bekannte Heimatromanautor Toni Waidacher einen wahrhaft unverwechselbaren Charakter geschaffen. Die Romanserie läuft seit über 13 Jahren, hat sich in ihren Themen stets weiterentwickelt und ist interessant für Jung und Alt! Toni Waidacher versteht es meisterhaft, die Welt um seinen Bergpfarrer herum lebendig, eben lebenswirklich zu gestalten. Er vermittelt heimatliche Gefühle, Sinn, Orientierung, Bodenständigkeit. Zugleich ist er ein Genie der Vielseitigkeit, wovon seine bereits weit über 400 Romane zeugen. Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert. E-Book 1: Zuflucht auf dem Bender Hof E-Book 2: Liebe und andere Missverständnisse E-Book 3: Jahre voller Sehnsucht E-Book 4: Unsere Liebe wäre perfekt E-Book 5: Man sieht sich immer zweimal E-Book 6: Sei nicht zu stolz, schöne Andrea E-Book 7: Flucht in die Einsamkeit E-Book 8: Auf den Spuren des Glücks E-Book 9: Manchmal kommt es anders, als man denkt E-Book 10: Sehnsucht nach der Heimat

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Seitenzahl: 1230

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Inhalt

E-Book 191-200

Zuflucht auf dem Bender Hof

Liebe und andere Missverständnisse

Jahre voller Sehnsucht

Unsere Liebe wäre perfekt

Man sieht sich immer zweimal

Sei nicht zu stolz, schöne Andrea

Flucht in die Einsamkeit

Auf den Spuren des Glücks

Manchmal kommt es anders, als man denkt

Sehnsucht nach der Heimat

Der Bergpfarrer – Staffel 20 –

E-Book 191-200

Toni Waidacher

Zuflucht auf dem Bender Hof

Vor der Liebe kann man sich nicht verstecken

Roman von Waidacher, Toni

»Ach, der Pfarrer Trenker! Mei, das ist aber eine Freude, Sie endlich mal wieder zu sehen. Nach so langer Zeit!«

Sebastian Trenker, der gute Hirte aus St. Johann, lächelte der Bender-Rosi freundlich zu und trank dann einen Schluck von dem Kräutertee, den die ältere Frau soeben aufgebrüht hatte. Erst vor ein paar Minuten hatte er den Bender-Hof erreicht und war freundlich empfangen worden. Jetzt saßen sich die beiden in der rustikalen Küche gegenüber. »Ich freu mich ebenfalls. Und recht schönen Dank für den Tee.«

»Gern geschehen. Aber nun sagen S’ schon die Wahrheit, Hochwürden. So ganz ohne Grund sind S’ doch net hier, oder?«

Sebastian lächelte. Als er vorhin den Bender-Hof erreicht hatte, hatte er der Rosi gesagt, dass er sich auf Wandertour befand, aber so ganz entsprach das nicht der Wahrheit, obwohl er schon froh gewesen war, mal ein wenig aus seiner gewohnten Umgebung herauszukommen. Der naturverbundene Geistliche hatte schon viel zu lange keine Bergtour mehr unternehmen können, und so hatte er die Wanderung bis nach Pertenried auch genossen.

Der eigentliche Grund, weshalb er hergekommen war, war aber ein anderer.

»’s ist wegen dem Ludwig, hab’ ich Recht?«, vermutete die Rosi.

Sebastian Trenker nickte. »Ich hab’ halt gehört, dass Ihr Mann im Krankenhaus liegt, Frau Bender, und da wollt’ ich schauen, ob ich Sie ein bisserl unterstützen kann.« Ludwig Bender war ein alter Freund vom Pfarrer, doch in den letzten Jahren hatten sie sich nur sehr selten einmal gesehen. Frau und Tochter vom Ludwig kannte Sebastian nur ganz flüchtig, was aber für ihn kein Grund war, der Familie seines Freundes jetzt in der Stunde der Not nicht seine Unterstützung anzubieten, im Gegenteil. »Ist doch sicher net grad einfach für Sie im Moment, hab’ ich Recht?«

Die Bender-Rosi senkte den Blick. »Ja, da haben S’ schon recht, Herr Pfarrer. Vor allem mach ich mir halt große Sorgen um den Ludwig. Wissen S’, sein Herz will wohl nimmer so recht. Die Ärzte sagen zwar, dass er wieder auf die Beine kommt, aber man weiß ja schließlich nie.«

Sebastian winkte ab. »Ach, ich denk, den Ärzten können S’ ruhig glauben. Und ich kenn den Ludwig doch auch. Der ist ein zäher Bursch, der kommt schon wieder auf die Beine.«

»Das hoff ich ja auch. Und solang er im Krankenhaus ist, geht die Arbeit auf dem Hof ja trotzdem weiter. Wir haben ja ein paar Burschen, die hier schon lang arbeiten und sich auskennen, aber trotzdem merkt man natürlich, dass der Ludwig an jeder Ecke fehlt. Vor allem weiß ich ja sowieso gar net, wie’s mal alles weitergeht.«

»Wie meinen S’ denn das, Frau Bender?« Sebastian schaute auf.

»Na ja, ’s steht halt net mehr allzu gut um den Hof. Der Ludwig hat schon länger g’meint, dass wir mal arge Probleme kriegen. Die Landwirtschaft bringt heutzutage nimmer so viel ein wie früher, und es müsste einiges renoviert werden, aber dafür fehlt halt das nötige Geld. Deshalb hat der Ludwig jetzt auch unsere Tochter angerufen und sie gebeten herzukommen.«

»Die Michaela?«, fragte der Pfarrer. »Ist das Madl denn schon hier?«

»Nein, aber sie müsst’ heut’ noch kommen, und dann will der Ludwig mit ihr sprechen und ihr alles erklären. Ich weiß auch net so genau, was er vorhat, aber es sieht wohl net gut um den Hof aus. Ich hab’ da ein ungutes Gefühl, Herr Pfarrer. Ich glaub, der Ludwig will verkaufen.«

Sebastian Trenker nickte, dann nahm er die Hand der älteren Frau und drückte sie. »Machen S’ sich mal net allzu viel Gedanken, Bender-Bäuerin«, sagte er und lächelte aufmunternd. »Der Ludwig wird schon wissen, was er tut. Jetzt warten wir erstmal auf die Michaela, und dann sehen wir weiter, was meinen S’?«

Erstaunt sah die Bender-Rosi ihn an. »Heißt das, Sie bleiben noch eine Weile hier?«

»Aber ja doch.« Pfarrer Trenker lachte. »Oder meinen S’ etwa, ich hab’ den Weg nur auf mich genommen, um kurz nach dem Rechten zu schauen und gleich wieder fortzugehen? Nein, nein, ich bleibe, solange es sein muss, darauf können S’ sich verlassen.«

*

Nicht selten fragte Michaela Bender sich, wie ihr Leben wohl verlaufen wäre, wenn sie nicht als Achtzehnjährige ihre Heimat verlassen und ihr Glück in der Stadt gesucht hätte.

Wahrscheinlich wäre ich heut’ glücklicher als ich es in der Stadt je war, dachte sie, und sofort kam ihr Andreas in den Sinn. Noch heute krampfte sich ihr Herz schmerzhaft zusammen, wenn sie an ihren ehemaligen Verlobten dachte und daran, was er ihr angetan hatte.

Sie zwang sich, die trüben Gedanken abzuschütteln, fuhr an den Straßenrand und hielt an. Dann schnallte sie sich ab und stieg aus dem Wagen.

Sofort nahm sie der Anblick, der sich ihr nun bot, gefangen. Es war einmalig: Landschaft, so weit das Auge reichte. Saftig grüne Wiesen, die ebenso wie Bäume, Sträucher und wild blühende Blumen von der Sonne in goldenes Licht getaucht wurden. Und im Hintergrund die gewaltigen, majestätischen Berge, deren weiße Spitzen den makellosen hellblauen Himmel zu berühren schienen. Es war einfach unbeschreibbar schön.

Tief sog Michaela die herrlich klare Bergluft in die Lungen. Sie dachte daran, dass sie viel zu lange nicht mehr hier, in ihrer Heimat, gewesen war. Dabei hatte sie sich einmal fest vorgenommen, ihre Eltern regelmäßig zu besuchen. Aber das Leben in der Stadt war stressig und hektisch, und vor lauter Arbeit und anderen Verpflichtungen war sie nur sehr selten dazu gekommen, an den Ort ihrer Kindheit und Jugend zurückzukehren.

Jetzt aber ging es nicht anders, und Michaela bedauerte es, dass sie unter solchen Umständen heimkehren musste.

Sie drehte sich um und ging wieder zu ihrem Wagen. Es waren nur noch etwa fünfzehn Minuten Fahrt, dann hatte sie den elterlichen Hof erreicht. Sie freute sich darauf, ihre Mutter nach so langer Zeit endlich wieder zu sehen. Und sie würde alles in ihrer Macht Stehende tun, um sie in diesen schweren Zeiten zu unterstützen.

Nachdem sie sich angeschnallt hatte, wollte Michaela den Wagen starten, musste jedoch feststellen, dass es nicht klappte.

»Verflixt«, fluchte sie verhalten, »bitte, net ausgerechnet jetzt!«

Erneut drehte sie den Zündschlüssel herum, doch wieder nichts. Ebenso beim dritten und vierten Versuch.

Der Motor sprang nicht an.

Seufzend senkte Michaela den Kopf. Das darf doch jetzt echt net wahr sein, dachte sie frustriert. Da bin ich nach so langer Fahrt beinahe am Ziel, und dann das! Hätt’ ich doch nur net angehalten, um die schöne Aussicht zu bewundern!

Das Dumme an der Sache war, dass Michaela nicht mal einfach so einen Pannendienst anrufen konnte, weil sie ihr Handy zu Hause vergessen hatte. Normalerweise wäre das kein Problem gewesen, sie muss­te nicht ständig erreichbar sein, und eine Freundin konnte sie auch vom Telefon ihrer Mutter anrufen.

Jetzt aber wünschte sie sich, das Handy dabei zu haben.

Sie stieg wieder aus dem Wagen und starrte nachdenklich ins Leere. Was sollte sie denn jetzt machen? Sicher, weit war der Weg bis nach Pertenried nicht mehr, aber zu Fuß konnte sich die Strecke dann doch ganz schön in die Länge ziehen. Und bis hier mal ein anderes Auto vorbeikam…

Sie hatte den Gedanken nicht zu Ende gedacht, als plötzlich Motorengeräusch an ihr Gehör drang, das sich zügig näherte.

Überrascht schaute Michaela auf. Normalerweise war diese Straße nicht gerade viel befahren, sie schien also wirklich Glück zu haben.

Gleich darauf erblickte sie dann auch schon den Wagen, der aus derselben Richtung kam wie sie eben.

Es handelte sich um einen roten Sportflitzer, und der Fahrer fuhr nicht eben langsam.

Schnell entschlossen stellte Michaela sich mitten auf die Straße und begann, heftig zu winken.

Bremsen quietschten, und schließlich kam der Wagen einige Meter vor Michaela zum Stehen, wobei die Reifen ordentlich Staub aufwirbelten.

Einen Wimpernschlag später stieg der Fahrer aus dem Auto und kam auf Michaela zu.

Der stockte bei seinem Anblick für einen Moment der Atem.

Er war etwa einsneunzig groß, schlank, ohne aber schlaksig zu wirken, mit starken Oberarmen und einem Brustkorb, für den manch anderer Mann sicher so einiges gegeben hätte. Sein dunkles Haar war kurz und mit Geld modisch in Form gebracht, und seine Augen waren so blau wie das Wasser eines Bergsees.

Michaela ertappte sich dabei, wie sie einen prüfenden Blick auf seinen rechten Ringfinger war, und errötete. Warum erleichterte es sie nur so über alle Maßen, dass er keinen Ehering trug? Sie kannte diesen Mann doch gar nicht. Dennoch kam sie nicht umhin festzustellen, dass er wohl das attraktivste männliche Wesen war, das ihr je begegnet war.

»Sagen S’ mal, sind Sie wahnsinnig geworden?« Seine aufgebrachte Stimme riss sie aus ihren Träumereien. »Sie können doch net einfach mitten auf der Straße herumstehen! Stellen S’ sich mal vor, was passiert wär’, wenn ich auch nur einen Augenblick lang unaufmerksam gewesen wär’! Überfahren hätt’ ich Sie!«

Michaela senkte schuldbewusst den Blick, dann fragte sie sich, was sie da eigentlich machte, und reckte das Kinn vor. So eine Unverschämtheit war ihr ja noch nie untergekommen! Was fiel diesem Kerl eigentlich ein, so mit ihr zu reden?

»Nun regen S’ sich mal bitt’ schön wieder ab, ja?«, gab sie bissig zurück. »Ich stand ja wohl weit genug weg, und wenn ich g’merkt hätt’, dass Sie mich net sehen, hätt’ ich immer noch zur Seite gehen können.«

Jetzt endlich erreichte der Mann sie.

»So, meinen Sie, ja?«, fragte er kopfschüttelnd. »Dann will ich Ihnen mal was sagen: Ich…« Er winkte ab. »Ach, ist ja auch egal. Hat schließlich eh keinen Zweck, einer Frau was erklären zu wollen. Also, wo drückt denn der Schuh? Springt Ihr Wagen net an?«

Michaela biss die Zähne zusammen. Am liebsten hätte sie dem Kerl mal kräftig die Meinung gesagt, aber dummerweise war sie auf seine Hilfe angewiesen. Sie selbst würde ihren Wagen unmöglich wieder flottkriegen. Von Autos hatte

sie nämlich so gut wie keine Ahnung.

Also nickte sie nur und sagte: »Genau das. Gerade lief er noch, dann hab’ ich eine kurze Pause gemacht, und jetzt will er einfach net mehr anspringen.«

»Schon mal nachgeschaut, ob der Tank leer ist? Wundern tät’s mich ehrlich g’sagt net.«

Michaela stemmte die Fäuste in die Seiten. »Jetzt hören S’ mal«, protestierte sie. »Ich geb’ ja zu, dass ich net besonders viel Ahnung von Autos hab’, aber ganz bestimmt ist mir net einfach der Sprit ausgegangen. Ich hab’ nämlich vorhin erst noch getankt.«

»Ist ja schon gut.« Der Mann lächelte beschwichtigend, setzte sich ans Steuer von Michaelas Wagen und versuchte selbst, den Motor zu starten. Natürlich vergeblich.

»Hm«, sagte er nachdenklich. »Springt tatsächlich net an.«

Michaela rollte entgeistert mit den Augen. »Na, daran haben S’ doch wohl net etwa gezweifelt, oder? Meinen S’ wirklich, ich würd’ mir hier die Beine in den Bauch stehen, wenn…«

»Nein, nein, natürlich net, ist ja schon gut.« Er stieg wieder aus, öffnete die Motorhaube und schaute sich alles genau an. Michaela beobachtete, wie er an einigen Kabeln herumfummelte, ab und zu verhalten fluchte und schließlich rief:

»Versuchen Sie es mal, bitte.«

Michaela klemmte sich hinters Steuer und drehte den Schlüssel. Als der Motor gleich beim ersten Mal ansprang, konnte sie ihre Überraschung nicht verbergen.

»Meine Güte«, rief sie durch die noch offene Fahrertür, »das ist ja kaum zu glauben. Wie haben S’ das denn hinbekommen?«

Er ließ die Motorhaube wieder nach unten fallen, rieb sich die Hände an seiner Hose und winkte ab. »Ach, war ein Kinderspiel. Es hatte sich nur ein Kabel gelöst, mehr net. Also, ich wünsch’ dann weiterhin gute Fahrt.« Er nickte ihr noch einmal zu, wandte sich dann ab und stieg wieder in seinen Wagen.

»Ihnen auch. Und haben S’ vielen Dank«, rief Michaela ihm noch hinterher, aber da fuhr er schon los. Na, so was, dachte Michaela, während sie ihm nachsah. Das ist aber auch keine Art. Net mal vorgestellt hat er sich. Aber da sieht man’s mal wieder: Gutes Aussehen allein reicht eben noch lange net.

Doch obwohl sie sich irgendwie über ihren Retter in der Not ärgerte – vor allem wohl deshalb, weil er einfach so schnell verschwunden war –, bekam sie ihn während der Weiterfahrt doch nicht aus dem Kopf. Es war schon beinahe erschreckend, wie oft ihre Gedanken zu ihm wanderten.

Wo er wohl herkommt?, fragte sie sich. Und wie er wohl heißt?

Aber das würde sie wohl nie herausfinden. Und Michaela konnte nicht leugnen, dass sie darüber alles andere als froh war.

*

Was für eine Frau!

Karsten konnte sich nicht erinnern, sich jemals in seinem Leben einem weiblichen Wesen gegenüber so unsicher gefühlt zu haben. Ihm war klar, dass er keinen guten Eindruck auf sie gemacht haben muss­te: Zuerst hatte er sie ausgeschimpft, weil sie mitten auf der Straße gestanden hatte, dann hatte er ihr geholfen, ihren Wagen wieder flott zu kriegen, und schließlich war er ohne ein weiteres Wort abgefahren.

Wahrscheinlich hielt sie ihn jetzt entweder für unfreundlich oder für ziemlich verwirrt, wahrscheinlich aber für beides.

Karsten konnte es nicht ändern. Fest stand nur, dass er einfach so schnell wie möglich aus der irritierenden Nähe dieser Frau hatte entkommen müssen, und jetzt nickte er. Ja, es war gut gewesen, dass er sein Heil in der Flucht gesucht hatte. Nicht umsonst hatte er sich vor einiger Zeit geschworen, sich so schnell nicht wieder auf eine Frau einzulassen. Nach allem, was er erlebt hatte, war das auch kein Wunder.

Aber warum ertappte er sich dann trotzdem immer wieder dabei, wie er an die Begegnung mit der jungen Schönheit zurückdachte?

Die Antwort war einfach: Weil sie ihn fasziniert hatte. Sie war das schönste Madl, das er je in seinem Leben gesehen hatte.

Und ich bin einfach davon und kenn’ net mal ihren Namen, dachte Karsten und verzog das Gesicht. Jetzt werd’ ich sie wohl nie mehr im Leben wiedersehen. Aber wahrscheinlich ist das auch besser so.

Aber warum stimmte ihn diese Erkenntnis dann trotzdem so unendlich traurig?

*

»Madl! Endlich bist’ wieder daheim! Mei, bin ich froh, dich zu sehen!«

Lächelnd ließ Michaela sich von der Bender-Rosi in die Arme schließen. Dabei schloss sie für einen Moment die Augen und genoss die mütterliche Wärme. Ja, es war schön, wieder zu Hause zu sein. Unwillkürlich wanderten Michaelas Gedanken zurück zu ihrer Kindheit, die sie hier auf dem Hof verbracht hatte und die schöner nicht hätte sein können.

Mutter und Tochter ließen voneinander ab und musterten sich. Michaela entging nicht, dass ihre Mutter viel älter aussah, als sie sie in Erinnerung hatte. Die Sorgen der letzten Zeit hatten ihre Spuren in ihrem Gesicht hinterlassen.

»Mei, was bist’ mager geworden, Madl«, stellte die Bender-Rosi kopfschüttelnd fest. »Sag’, gibt’s in der Stadt kein anständiges Essen?«

Michaela lachte. »Das hast’ mich beim letzten Mal schon gefragt, als ich euch besucht hab’.«

»Was aber auch schon wieder lang her ist. Zu lang.«

»Ja, ich weiß.« Michaela senkte schuldbewusst den Blick. »Ich hatte halt zu viel zu tun in der Stadt, Mutter, das musst auch verstehen. Die Arbeit ist nicht immer einfach, und grad in der Hotelbranche hat man net immer die Möglichkeit, seinen Jahresurlaub voll auszuschöpfen.«

»Dein Vater hat ja nie verstanden, warum du unbedingt in die Stadt gehen und eine Lehre zur Hotelkauffrau machen musstest. Hättest doch ebenso gut auch hier auf dem Höfl bleiben und uns helfen können.«

»Ich weiß, ich weiß. Aber ich wollt’ halt mal was von der Welt sehen, Mutter. Jetzt bin ich ja erst mal wieder eine Weile hier und werd’ dir mal ein bisserl unter die Arme greifen. Was meinst’, sollen wir gleich mal zum Vater ins Krankenhaus fahren?«

Die Bender-Rosi nickte. »Aber erstmal bekommst’ jetzt eine anständige Brotzeit, Kind. Komm mit, drinnen wartet auch schon der Pfarrer Trenker, der ist extra aus St. Johann hergekommen, um mir ein bisserl zu helfen.«

Gemeinsam gingen die beiden Frauen in das Wohnhaus, und sobald Michaela die gute Stube betrat, fühlte sie sich zu Hause.

*

Mit einem frustrierten Seufzer blickte Michaela einige Stunden später auf den Stapel Papiere, der sich vor ihr auf dem Schreibtisch ihres Vaters türmte. Es handelte sich beinahe ausschließlich um Rechnungen und Mahnungen über offene Kreditraten. Damit hatte Michaela wirklich nicht gerechnet.

Es war jetzt Abend, vor ein paar Stunden war Michaela zusammen mit ihrer Mutter im Hospital gewesen, um ihren Vater zu besuchen. Es ging ihm nicht sehr gut. Der einst so kräftige Mann, den scheinbar nichts umwerfen konnte, war abgemagert, das Gesicht aschfahl.

Er hatte sich all die Jahre einfach zu viel zugemutet, das stand fest. Jetzt machte das Herz nicht mehr richtig mit, aber die Ärzte waren zum Glück zuversichtlich, dass er, nachdem er sich einmal richtig erholt hatte, wieder auf die Beine kommen würde. Voraussetzung dafür war allerdings, dass er sein Leben umstellte. Kein Alkohol mehr, keine deftigen Speisen und kein Stress.

Michaela nickte. Der Stress war sicher auch ein Grund dafür, dass ihr Vater heute im Krankenhaus lag. Der Stress und die Sorgen…

Als ihr Vater ihr heute erzählt hatte, wie schlecht es um den Hof stand, hatte sie beinahe der Schlag getroffen. Mit so etwas hatte sie wirklich nicht gerechnet. Aber der Vater hatte ja auch nie etwas gesagt, nicht mal seine eigene Frau hatte er ins Vertrauen gezogen, hatte höchstens hin und wieder mal einige Andeutungen gemacht.

Aber wie es aussah, stand der Verkauf des Höfls unweigerlich bevor. Ihr Vater hatte sogar schon ein Angebot von einem Bauunternehmen erhalten und einen Gesprächstermin mit einem Mitarbeiter dieses Unternehmens vereinbart.

Und weil der Vater jetzt nicht mehr in der Lage war, dieses Gespräch zu führen, sollte Michaela das an seiner Stelle tun. Und das schon morgen!

Michaela hatte ihrem Vater natürlich sofort gesagt, dass der Hof unter keinen Umständen verkauft werden durfte, doch er hatte nur gemeint, dass es für eine solche Haltung zu schlecht um den Hof stand.

Und wenn Michaela sich jetzt so die Unterlagen durchsah, musste sie zugeben, dass er damit wahrscheinlich Recht hatte. Vater hatte vor einiger Zeit einige Anschaffungen machen müssen, Maschinen, die er für seine Arbeit einfach benötigte, doch jetzt war er kaum noch in der Lage, die Raten dafür aufzubringen. Zudem waren Teile des Hofes einfach stark renovierungsbedürftig, aber woher sollte er das Geld nehmen? Wie es im Moment aussah, brachte der Hof einfach nicht mehr genug ein. Eine Lösung musste her – aber welche?

Der Hof war Vaters Lebenswerk. Michaela wollte einfach nicht, dass er verkauft werden musste. Aber wenn sie es nicht taten und keine andere Lösung fanden, würde er eines Tages zwangsversteigert werden – und das wäre noch schlimmer als alles andere.

Michaela dachte auch an ihre Mutter. Sie war, seit sie vom Krankenhaus zurückgekehrt waren, völlig fertig mit den Nerven, weinte nahezu ununterbrochen. Sie hatte zwar geahnt, dass Probleme ins Haus standen, hatte aber nicht gewusst, wie schlimm es wirklich um den Hof stand. Ihr Mann hatte ja nie ernsthaft mit ihr über alles gesprochen.

Ein Glück, dass der Herr Pfarrer aus St. Johann da ist, dachte Michaela. Sie mochte Sebastian Trenker sehr und war froh, dass er jetzt gekommen war, um die Familie zu unterstützen. Im Augenblick sprach er mit Michaelas Mutter und versuchte, sie ein wenig zu beruhigen.

Noch einmal sah Michaela die Unterlagen durch. Als gelernte Hotelkauffrau kannte sie sich auch mit kaufmännischen Dingen aus, aber es bedurfte keines großen Wissens, um zu sehen, wie aussichtslos die Lage wirklich war.

Hätt’ der Vater doch bloß eher schon mal mit jemandem über seine Probleme gesprochen, dachte Michaela und stand auf. Sie brauchte jetzt einfach ein bisschen frische Luft, musste sich etwas die Beine vertreten.

Und da war sie nicht die Einzige, wie sie feststellte, als sie wenige Minuten später draußen vor dem Wohnhaus stand.

»Na, Michaela, haben S’ sich die Unterlagen Ihres Vaters durchgesehen?«, fragte Sebastian Trenker, der ebenfalls draußen stand und den Abend genoss. Es war schon dunkel, der Mond schien, und am Himmel funkelten die Sterne.

Michaela winkte ab. »Hab’ ich. Aber gut scheint’s wirklich net auszusehen. Wie geht’s denn meiner Mutter?«

»Die schläft im Moment. Ich hab’ in Ruhe mit ihr gesprochen und ihr klarzumachen versucht, dass es für alles eine Lösung gibt. Sie hofft sehr darauf, dass Ihnen etwas einfällt.«

»Oje.« Michaela seufzte. »Hoffentlich muss ich s’ da net enttäuschen. Wunder kann ich nämlich auch keine vollbringen.«

»Ja, wer kann das schon?« Der Pfarrer nickte. »Am besten hören S’ sich morgen erst einmal an, was der Herr von dem Bauunternehmen zu sagen hat. Danach können S’ ja dann weitersehen.«

»Sicher. Wobei ich dieses Gespräch am liebsten absagen würde. Ehrlich g’sagt, hab’ ich keine Ahnung, wieso Vater es net einfach verschiebt. Warum will er unbedingt, dass ich mit diesem Herrn Hofstädter von dem Bauunternehmen sprech’? Nur weil ich ein bisserl kaufmännische Erfahrung hab’? Das reicht doch nie und nimmer aus!«

»Wahrscheinlich möcht’ er die ganze Angelegenheit einfach nimmer länger aufschieben«, vermutete der Pfarrer. »Und ich weiß, dass Ihr Vater großes Vertrauen in Sie setzt, darauf können S’ sich was einbilden.« Er schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln. »Also machen S’ sich net verrückt und lassen S’ es einfach auf sich zukommen. Und wenn S’ Hilfe brauchen, können S’ sich gern jederzeit an mich wenden, in Ordnung?«

Michaela nickte. »In Ordnung«, sagte sie, wandte sich ab und ging wieder aufs Haus zu. Kurz bevor sie hineinging, drehte sie sich noch einmal um. »Und dank’ schön, Herr Pfarrer.«

*

Am nächsten Tag saß Michaela schon früh im kleinen Arbeitszimmer ihres Vaters am Schreibtisch und sah sich zum wiederholten Male alle Unterlagen durch, die den Hof betrafen.

Verzweifelt versuchte sie, Ordnung ins Chaos zu bringen und sich einen genauen Überblick über die finanzielle Situation zu schaffen, doch das war gar nicht so einfach.

Hinzu kam, dass sie im Augenblick viel zu nervös war, um sich richtig konzentrieren zu können, denn das Gespräch mit dem Herrn von dem Bauunternehmen stand kurz bevor. Um elf wollte er hier sein, jetzt war es schon kurz nach zehn. Und bevor sie ihn empfangen konnte, musste sie zumindest noch den Schreibtisch aufräumen.

Beinahe ununterbrochen überlegte Michaela im Stillen, wie das bevorstehende Gespräch wohl ablaufen würde. Klar war, dass dieser Herr Hofstädter, so der Name des Mannes vom Bauunternehmen, ihr ein Angebot für den Hof ihres Vaters unterbreiten würde. Und klar war natürlich auch, dass dieses Angebot viel zu niedrig sein würde.

Denn natürlich wollte so ein Unternehmen immer alles zum niedrigsten Preis haben, das wusste ja jeder.

Und was würde sie, Michaela, tun? Sie würde natürlich ablehnen und den Mann heimschicken. Schließlich wollte sie nicht verkaufen. Sie wollte nicht, dass das Höfl in fremde Hände fiel.

Allerdings schien ihr Vater da inzwischen ganz anders zu denken, er hatte ihr deutlich zu verstehen gegeben, dass sie nicht einfach ablehnen durfte, sofern es keine andere Möglichkeit als einen Verkauf mehr gab.

Und seiner Meinung nach gab es diese Möglichkeit eben nicht.

Und dennoch – Michaela war nicht bereit, so schnell aufzugeben. Sie liebte den Hof, sie war hier aufgewachsen und verband ihre ganze Kindheit mit dem Anwesen. All die vielen Erinnerungen… Nein, sie musste einen anderen Weg finden. Bloß welchen?

Michaela hatte keine Ahnung. Und deshalb brauchte sie Zeit. Zeit, um eine andere Lösung für das Problem zu finden. Aber war das überhaupt möglich? Was, wenn…

»Kind?«, riss die Stimme ihrer Mutter sie aus ihren Gedanken. »Der Herr von der Bauunternehmung ist jetzt da, soll ich ihn reinschicken?«

Erschrocken blickte Michaela auf, als ihre Mutter den Kopf durch die halb geöffnete Tür ins Arbeitszimmer steckte. Hastig warf sie einen Blick auf die Uhr. Es waren doch noch knapp zwanzig Minuten hin bis zum vereinbarten Termin!

»Wieso ist der denn so früh dran?«, fragte sie murmelnd, dann schüttelte sie den Kopf und winkte ab. »Ist schon gut, Mutter. Sag’ ihm einfach, er soll reinkommen.«

Die ältere Frau nickte und verschwand sogleich wieder. Michaela beugte sich vor und tat so, als studierte sie einige Unterlagen. Der Grund, warum dieser Herr Hofstädter so früh auftauchte, war nicht schwer zu erraten: Es handelte sich um eine Überfalltaktik. Wahrscheinlich hoffte er, Michaela durch sein verfrühtes Auftauchen aus dem Konzept zu bringen und dadurch gleich die Fäden in der Hand zu halten.

Aber da hatte er sich getäuscht, so einfach würde sie es ihm ganz sicher nicht machen.

»Kommen S’ herein und nehmen S’ schon mal Platz«, sagte Michaela betont kühn und ohne aufzublicken, als sie hörte, wie jemand das Büro betrat. Verkrampft tat sie weiter so, als studierte sie die Unterlagen vor sich auf dem Tisch. »Entschuldigen S’, aber so früh hab’ ich Sie halt net erwartet, daher werden S’ sich noch ein Weilchen gedulden müssen.«

»Aber das ist doch überhaupt kein Problem«, erklang plötzlich eine vertraute Stimme, und Michaela fiel vor Schreck die Kinnlade herunter. »Was macht denn eigentlich Ihr Wagen?«, fragte der Mann. »Läuft er noch?«

Michaela blickte auf, und ihre Augen weiteten sich. Unfassbar! »Sie?«

Der Mann, der ihr gestern mit dem Wagen geholfen hatte, stand vor ihr und grinste frech. »Ich darf mich vorstellen?« Er hielt ihr die Hand über die Schreibtischplatte hinweg hin. »Mein Name ist Karsten Hofstädter. Es ist mir wirklich eine Freude, Sie wiederzusehen.«

*

»Ihr Herr Vater hat mir natürlich bereits mitgeteilt, dass ich nun mit Ihnen verhandeln werde«, sagte Karsten Hofstädter, nachdem er Platz genommen hatte.

Michaela war noch immer wie vor den Kopf gestoßen. Mit allem hatte sie gerechnet, aber nicht damit, dass es sich bei Karsten Hofstädter ausgerechnet um den Mann handelte, der ihr bei der Autopanne geholfen hatte.

Und die Sache gefiel ihr nicht. Schon jetzt spürte sie wieder, wie es Karsten Hofstädter allein durch seine Anwesenheit gelang, ihren Puls zum Rasen zu bringen. Die Wirkung, die er auf sie ausübte, war einfach unglaublich.

»Bitte nehmen Sie zur Kenntnis, dass ich seine Erkrankung sehr bedaure«, fuhr er fort. »Ich hoffe, dass er bald wieder ganz gesund wird.«

Michaela nickte, dann winkte sie ab. »Ich denke, wir sollten jetzt zum geschäftlichen Teil kommen«, sagte sie. »Ich kann es mir nicht leisten, den halben Tag um den heißen Brei herumzureden. Also, was wollen Sie?«

Karsten Hofstädter lächelte. »Eines muss man Ihnen lassen, Sie kommen gleich zur Sache. Aber das gefällt mir, alles andere wäre auch bloße Zeitverschwendung. Also gut, dann sollten wir aufs Wesentliche kommen: Ihr Vater hat uns ja um ein Angebot für seinen Hof gebeten und…«

»Einen Moment mal«, fiel Michaela ihm ins Wort. »Mein Vater hat bestimmt niemanden um ein Angebot gebeten. Soweit ich weiß, sind Sie auf ihn zugekommen. Aber schlussendlich ist das auch völlig gleichgültig. Wir wissen beide, weshalb Sie hier sind. Also – wie lautet Ihr Angebot?«

Karsten Hofstädter nannte ihr die Summe, die sein Auftraggeber – also die Firma, für die er arbeitete – zu zahlen bereit war, und Michaela glaubte, sich verhört zu haben.

»Das ist jetzt aber net Ihr Ernst, oder?« Entschieden schüttelte sie den Kopf. »Nein, das muss ein schlechter Scherz sein. Der Hof ist mindestens das Doppelte, wenn nicht das Dreifache wert!«

Karsten Hofstädter schüttelte bedauernd den Kopf. »Das mag sicher einmal der Fall gewesen sein, aber das ist lang her. Heute ist das Anwesen leider längst nimmer so viel wert. So wie die Dinge heute liegen… Schauen S’, ich…«

»Kommt net in Frage!« Entschieden schüttelte Michaela den Kopf.

Karsten Hofstädter blickte sie irritiert an. »Wie bitte? Was meinen S’?«

»Sie haben mich schon recht verstanden. Richten S’ Ihrem feinen Chef bitt’ schön aus, dass ich sein Angebot im Namen meines Vaters ablehne. Und jetzt entschuldigen S’ mich bitte, ich hab’ noch zu tun.«

»’s tut mir leid, aber damit kann ich mich net so einfach zufriedengeben«, erwiderte Karsten Hofstädter, der zwar überrascht wirkte, aber weiterhin gelassen blieb.

»Ach«, Michaela lachte, »und was wollen S’ stattdessen tun? Ich mein’, korrigieren S’ mich bitte, wenn ich falsch liege, aber wenn ich Ihr Angebot ablehnte, ist die Sache ja wohl für Sie gelaufen.«

»Net ganz. Mein eigentlicher Verhandlungspartner sind nämlich net Sie, sondern Ihr Herr Vater. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, ich möchte Ihren Einsatz keinesfalls abwerten. Aber Sie sind eben doch nur eine kurzzeitige Vertretung. Und solange ich net von Ihrem Vater persönlich hör’, dass es zu keinem Verkauf kommen wird, sehe ich meine Aufgabe als nicht erledigt an.«

Verdutzt sah Michaela ihn an. »Ach, und was wollen S’ jetzt noch von mir?«

»Sie um einen zweiten Gesprächstermin bitten.«

»Einen zweiten Termin? Und was soll das bringen?«

»Nun, sehen Sie, leider ist heute net alles so gelaufen, wie wir beide uns das vorgestellt haben, was sicher an der Feststellung liegt, dass wir uns ja gestern bereits kennen lernen durften, und der damit verbundenen Überraschung. Ich würde es also begrüßen, wenn wir uns noch einmal in aller Ruhe unterhalten könnten, und zwar nicht zwangsläufig über einen möglichen Verkauf. Schauen S’, mich interessieren Ihre Pläne auch. Ich frage mich, wie Sie den Hof Ihres Vaters retten wollen. Also, was meinen S’? Morgen um dieselbe Zeit? Vielleicht draußen vor dem Hof? Ich find’, an der frischen Luft lässt’s sich doch viel besser reden. Einverstanden?«

Er lächelte ihr zu, und Michaela konnte nichts mehr tun außer zu nicken.

»Einverstanden«, sagte sie, und Karsten Hofstädter verabschiedete sich. Er hatte kaum das Zimmer verlassen, als Michaela sich verwundert fragte, was bloß in sie gefahren war, sich erneut mit diesem Kerl zu treffen. Von ihrer Seite gab es schließlich nichts mehr zu bereden. Und doch hatte sie nicht nein sagen können.

Wie auch, bei diesen Augen?

*

»Und? Wie ist’s gelaufen?« Aufgeregt sah die Bender-Rosi ihre Tochter an, als die kurze Zeit später in die Küche kam und sich an den Tisch setzte. Pfarrer Trenker war auch da.

Michaela winkte ab. »Ach, da gibt’s net viel zu sagen«, antwortete sie seufzend. »Wir sind auf keinen gemeinsamen Nenner gekommen.«

»Also hat sich nix ergeben?«, erkundigte Sebastian Trenker sich.

Sie schüttelte den Kopf. »Nein, aber wir wollen morgen noch einmal in aller Ruhe über die ganze Angelegenheit sprechen. Vielleicht ergibt sich ja dann etwas. Obwohl ich mir net vorstellen kann, dass ich einem Verkauf zustimmen könnt’.«

»Es wär’ auch furchtbar«, nickte die Bender-Rosi. »Aber der Ludwig hat g’sagt, dass uns nix anderes übrig bleiben wird. Und er will auf gar keinen Fall, dass das Höfl hinterher noch zwangsversteigert werden muss. Ich glaub’, das würd’ er net überstehen.«

»Ich weiß.« Michaela seufzte. Ihr wurde immer klarer, dass ihre ablehnende Haltung einem Verkauf gegenüber sie alle kein Stück weiterbrachte. Sie wusste nämlich genau, dass ihre Mutter Recht hatte. Sollte es hinterher noch zu einer Zwangsversteigerung kommen, würde Vater sich davon nie erholen. Das wäre das Schlimmste für ihn, und nur deshalb zog er es ja überhaupt in Betracht, den Hof zu verkaufen.

Im Grunde blieb ihr also nur eine einzige Möglichkeit, einen Verkauf zu verhindern: Sie musste zusehen, dass der Hof aus seiner finanziellen Misere herauskam, und zwar schleunigst.

Bloß hatte sie nicht die leiseste Ahnung, wie sie das anstellen sollte.

*

Resigniert kehrte Michaela am Vormittag des nächsten Tages aus dem Ort zurück. Sie hatte gestern noch kurzfristig einen Termin mit dem Kundenberater der Bank gemacht, bei dem ihr Vater seine Konten laufen hatte.

Leider war das Gespräch gar nicht so verlaufen, wie sie es sich erhofft hatte.

Auch Sebastian Trenker entging nicht, wie niedergeschlagen die Michaela war, als sie nun auf das Wohnhaus zuging. Der Pfarrer war gerade dabei, den Zaun zu reparieren, der das Gelände umgab.

»Na, sind Sie jetzt unter die Handwerker gegangen, Herr Pfarrer?«, fragte Michaela lächelnd.

Auch der Pfarrer lachte. »Na, das net grad. Aber Ihre Mutter hat mir gesagt, dass Ihr Vater den Zaun schon längst hat reparieren wollen. Na, und ich bin schließlich net hier, um die Hände in den Schoß zu legen, net wahr?«

Dankbar blickte Michaela ihn an. »Ich bin froh, dass Sie hier sind und uns unterstützen, Herr Pfarrer. Haben S’ vielen Dank für alles.«

Er nickte. »Schon recht. Aber jetzt sagen S’ doch mal: Haben S’ bei der Bank was erreichen können? Wenn ich mir anschau’, wie bekümmert Sie dreinblicken, wohl eher net, was?«

»Leider. Ich mein’, dass ein neuer Kredit oder so was net drin ist, das war mir ja von vornherein klar. Aber ich hatte halt g’hofft, dass die Bank uns wenigstens bei den laufenden Krediten entgegenkommen könnte und uns die Raten erst einmal stundet. Aber leider ist da nix zu machen.«

Nachdenklich nickte der Pfarrer. »Das war wahrscheinlich zu erwarten gewesen. Die Bank will natürlich auch ihr Geld zurück, und wenn die Leute da erstmal sehen, dass es Probleme mit der Rückzahlung gibt, ist’s rasch vorbei mit dem Entgegenkommen.«

»Genauso ist’s.« Michaela seufzte. »Wenn ich nur einen anderen Ausweg wüsste. Aber wie’s ausschaut, werd’ ich erst noch einmal mit dem Herrn Hofstädter sprechen müssen. Er kommt ja nachher noch einmal vorbei.«

»Viel Glück dabei«, sagte der Pfarrer. »Ich werd’ übrigens nachher einmal mit Ihrer Mutter zum Ludwig ins Krankenhaus fahren. Ich kann ja auch noch einmal mit ihm sprechen, um herauszuhören, wie sehr ihn ein Verkauf des Höfls wirklich mitnehmen würde.«

»Ja, das wär’ sicher net verkehrt. Obwohl ich sicher bin, dass es ihn sehr mitnehmen würde.«

»Ja, das denke ich auch, immerhin hat er alles eigenhändig aufgebaut. Und wenn ihr einen guten Preis erzielt, könnt’ der Ludwig vielleicht noch einmal etwas anderes aufbauen, aber so ein Neuanfang ist sicher net einfach. Vor allem, weil er ja auch net mehr der Jüngste ist, und gesundheitlich angeschlagen ist er ja noch dazu.«

»Da haben S’ sicher auch Recht. Und wenn er das Höfl verkaufen würd’, wär’ er zumindest die Schulden los und könnt’ mit meiner Mutter einen ruhigen Lebensabend verbringen. Aber trotzdem…, ich kann das net so einfach entscheiden, ich kann ihm nur zu einem Verkauf raten, wenn ich sicher sein kann, sonst alles versucht zu haben.«

Sebastian Trenker nickte ihr aufmunternd zu. »Und ich bin sicher, dass Sie Ihre Sache recht gut machen werden. Der Ludwig kann stolz auf seine Tochter sein.

»Dank’ schön, Herr Pfarrer.« Rasch wandte Michaela sich ab, sonst wären ihr hinterher noch die Tränen gekommen.

*

Zwei Stunden später wunderte Michaela sich über sich selbst. Sie war aufgeregt, richtig nervös. Und warum? Weil es jetzt nur noch wenige Minuten dauern konnte, bis der Karsten Hofstädter auftauchen würde, um sie zum vereinbarten Spaziergang abzuholen.

Aber warum machte sie dieses bevorstehende Treffen so nervös? Es ging hier doch einzig und allein um einen geschäftlichen Termin – oder vielleicht doch nicht? War da doch mehr, was Michaela sich nicht eingestehen wollte?

Sie konnte nicht abstreiten, dass dieser Karsten Hofstädter sie von Anfang an beeindruckt hatte. Im Grunde kein Wunder, gut aussehend wie er war. Aber hatte sie sich nicht einmal fest vorgenommen, vorerst die Finger von Männern zu lassen? Nach der Sache mit dem Andreas…

Sie schüttelte den Kopf, so als könne sie die Geister der Vergangenheit damit verjagen. Dann hörte sie ein Auto vorfahren und warf einen kurzen Blick aus dem Fenster. Sie erkannte den Sportwagen sofort.

Er gehörte Karsten Hofstädter.

Sofort spürte Michaela, wie ihr Herz schneller schlug, und am liebsten hätte sie sich selbst geohrfeigt. Was war denn bloß mit ihr los?

Sie beeilte sich, das Haus zu verlassen. Draußen war Karsten Hofstädter bereits aus seinem Wagen gestiegen und kam jetzt auf sie zu.

Er lächelte. »Grüß Gott«, sagte er freundlich und deutete zum Himmel. »Na, da haben wir aber ein herrliches Wetter für unseren kleinen Ausflug, meinen S’ net auch?«

Michaela nickte. Es stimmte in der Tat, was er sagte: Die Sonne schien schon den ganzen Tag, am hellblauen Himmel war kaum mal ein Wölkchen zu erblicken, und es war absolut windstill. Die Vögel zwitscherten um die Wette, und sogar die herumstreunenden Katzen ließen sich die Sonne auf die Pelze scheinen.

Es war wirklich herrlich.

»Und, was meinen S’?«, fragte Karsten Hofstädter. »Wollen S’ mir ein bisschen den Hof und die Umgebung zeigen? Ich kenn’ mich hier ja gar net aus.«

Na, das wird sich dann ja gleich ändern.« Michaela lachte, aber nur, um sich gleich im nächsten Moment zu ermahnen: Vorsicht, sagte sie sich, es geht hier nur um eine geschäftliche Unterhaltung.

*

»Also, jetzt haben S’ den Hof und die Umgebung gesehen«, sagte Michaela lächelnd. »Und, was sagen S’?«

Karsten Hofstädter machte eine alles umfassende Handbewegung. »Was soll ich dazu schon sagen? Es ist einfach ein Traum. Wirklich, das ist kein Vergleich zu München, wo ich ja herkam und wo Sie schon in einen Park gehen müssen, um mal ein wenig abzuschalten. Das Leben hier muss einfach herrlich sein.«

»Ist es auch, das können S’ mir glauben.«

»Und warum sind Sie dann in die Stadt gegangen?«, wollte Karsten wissen.

Überrascht sah Michaela ihn an. »Darf ich fragen, woher Sie…« Dann nickte sie wissend. »Ach, lassen S’ mich raten, mein Vater hat’s Ihnen gesagt, stimmt’s?«

»Stimmt. Er hat mir erzählt, dass S’ mit achtzehn in die Stadt sind und dort eine Lehre zur Hotelkauffrau gemacht haben.«

»Ja, damals wollt’ ich weg aus Pertenried, das ist richtig. Es war irgendwie der Duft der großen weiten Welt, der mich gereizt hat. Ich hab’ geglaubt, nur in der Stadt mein Glück finden zu können.«

»Und? Hat sich Ihre Entscheidung als richtig erwiesen?«

Nachdenklich hob Michaela die Schultern. »Einige Zeit hab’ ich’s geglaubt, ja. Aber heute denk’ ich, ’s war ein Trugschluss. In der letzten Zeit ging bei mir alles drunter und drüber, und in der Stadt ist alles so hektisch… Als ich dann wieder nach Pertenried kam, hab’ ich mich gleich daheim gefühlt, und mir wurde klar, wie unwahrscheinlich schön hier alles ist. Die Natur, die Ruhe und der Frieden… Doch, ich hab’ das alles sehr vermisst. Und wenn ich genauer darüber nachdenk’, wünscht’ ich jetzt sogar, damals net fortgegangen zu sein.«

»Ja, wir alle tun Dinge, die wir hinterher bereuen.« Kurz verdunkelte sich seine Miene. »Andererseits: Wären S’ damals net fortgegangen, würden Sie sich heute vermutlich die ganze Zeit über fragen, wie das Leben in der Großstadt wäre. Und ich glaub’, der Gedanke, etwas verpasst zu haben, ist noch schlimmer, als etwas zu tun, was man hinterher bereut.«

Michaela dachte kurz über seine Worte nach, dann nickte sie. »Da haben S’ auch wieder Recht.« Sie lächelte und stellte fest, dass Karsten nicht nur verteufelt gut aussah, sondern auch ein Mann war, mit dem man reden konnte. Bei ihm hatte sie das Gefühl, verstanden zu werden – ein Gefühl, das sie noch bei keinem Mann zuvor gehabt hatte.

»Und Sie?«, fragte sie rasch, um nicht immer nur von sich zu sprechen. »Was gibt es denn über Sie so zu erfahren?«

Er winkte ab. »Ach, ich fürcht’, da muss ich Sie enttäuschen. Im Grunde führe ich ein recht langweiliges Leben. Eigentlich geht’s darin nur um die Arbeit.«

Michaela senkte den Blick. »Da sind wir dann auch gleich beim Thema, net wahr? Schließlich haben wir uns net zum Vergnügen getroffen.«

»Da haben S’ Recht. Leider. Aber sagen S’, wollen Sie Ihre Entscheidung net doch noch einmal überdenken? Ich hab’ mir ja grad ein recht gutes Bild vom Zustand des Hofes machen wollen, und ich…«

»Auf keinen Fall!«, unterbrach Michaela ihn sofort. »Ein Verkauf des Hofes kommt net in Frage.« Sie atmete tief durch. »Jedenfalls net zu Ihren Konditionen«, fügte sie eine Spur leiser hinzu.

»Es tut mir leid, aber ich denke net, dass mein Chef bereit sein wird, mehr für den Hof zu bezahlen. Es…«

»Dann kann er aber auch von mir net erwarten, dass ich auf

sein Angebot eingehe. Es gibt schließlich mehr als genug Interessenten!«

Einen Augenblick herrschte Stille, dann lächelte Karsten. »Entschuldigen S’, aber das entspricht wohl kaum der Wahrheit. Sehen S’, in meiner Branche ist es ungeheuer wichtig, sich zu informieren. Das habe ich auch getan, und daher weiß ich, dass es derzeit keinen weiteren Kaufinteressenten gibt. Und ehrlich gesagt, verstehe ich auch net, warum S’ sich sosehr für den Hof einsetzen. Ich mein’, Sie leben doch ohnehin net mehr hier. Wenn die Sache erledigt ist, werden S’ zurück in die Stadt gehen und dort Ihr Leben weiterleben. Wenn ich Ihnen einen guten Rat geben darf, sollten S’ vorher zusehen, dass Sie den Hof verkauft kriegen, damit Ihre Eltern sich einen recht schönen Lebensabend von dem Erlös machen können. Was bringt es denn…«

»Ach, Sie!«, fuhr Michaela ihn an. »Sie haben doch überhaupt keine Ahnung vom Leben! Ihr Geschäftsleute seid doch alle gleich. Euch geht’s nur ums Geld. Aber es gibt Dinge im Leben, die wichtiger sind als Geld, wissen S’? Der Hof ist das Lebenswerk meines Vaters, es würde ihm das Herz brechen, das alles zu verkaufen, auch wenn er selbst weiß, dass es wahrscheinlich net anders geht. Aber ich bin mir da noch net so sicher. Vielleicht gibt es ja doch einen Weg, das Lebenswerk meines Vaters zu erhalten. Und sollten wir doch verkaufen müssen, dann ganz sicher net für einen

Apfel und ein Ei! Und jetzt entschuldigen S’ mich bitte, ich muss zurück zum Hof. Es gibt noch viel zu tun.«

Brüsk wandte sie sich ab und wollte gerade davonstapfen, als Karsten sie zurückhielt. Sachte schloss sich seine Hand um ihren rechten Arm. »So warten S’ doch«, sagte er, »ich wollt’ Sie net verärgern.«

Sie drehte sich wieder zu ihm um. »Das fällt Ihnen aber reichlich spät ein«, sagte sie bissig.

»Hören S’«, er atmete tief durch, »ich seh’ ja ein, dass ich mich danebenbenommen hab’. Wie ich seh, bedeutet Ihnen der Hof sehr viel. Ich hätt’ net einfach so daherreden sollen. Das war ein Fehler. Und deshalb möcht’ ich mich gern bei Ihnen entschuldigen. Mit einem Abendessen.«

»Einem Abendessen?« Michaela riss die Augen auf. Das hatte ihr gerade noch gefehlt.

Er nickte. »Ich wohne ja derzeit unten im Dorf in einer kleinen Pension, und ich hab’ gesehen, dass ’s auf der Straße ein hübsches kleines Restaurant gibt. Nichts Besonderes, aber es sah recht nett aus. Nun, was meinen S’?«

»Ehrlich gesagt, wüsst’ ich net, warum ich mit Ihnen in ein Restaurant gehen sollte.«

»Wie schon gesagt: Ich würd’ mich mit dieser kleinen Geste gern bei Ihnen entschuldigen. Und es wäre mir eine große Freude, wenn Sie diese Entschuldigung annehmen würden.«

Michaelas Gedanken rasten. Sie wusste, eigentlich wäre es das Bes­te, was sie machen konnte, die Einladung auszuschlagen. Dieser Mann wollte sie doch bloß weichklopfen. Er wollte, dass sie einem Verkauf zustimmte, und zwar zu den Konditionen seines Arbeitgebers.

Und das war Grund genug, sich nicht weiter mit ihm abzugeben.

Andererseits fühlte sie sich aber auch so unglaublich wohl in seiner Nähe. Er gab ihr ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit.

Und er war unglaublich attraktiv.

»Also schön«, sagte sie und fragte sich zugleich, ob sie gerade wirklich dabei war, diese Worte auszusprechen, »ich nehme Ihre Einladung an.«

*

»Du gehst noch weg?«, fragte die Bender-Rosi erstaunt, als ihre Tochter am Abend Anstalten machte, das Haus zu verlassen.

Michaela nickte. »Ja, ich hab’ noch eine Verabredung«, sagte sie und bereute ihre Worte auch schon wieder, kaum, dass sie sie ausgesprochen hatte.

»Eine Verabredung?«, hakte ihre Mutter erstaunt nach. »Aber mit wem denn?«

»Ach, nur mit jemandem aus dem Ort, den ich noch von früher kenne. Wir wollen ein bisserl über alte Zeiten plaudern. So, ich muss jetzt aber auch wirklich los.«

Beinahe fluchtartig verließ sie das Haus. Dabei dachte sie darüber nach, warum sie ihrer Mutter nicht die Wahrheit gesagt hatte, aber das lag ja eigentlich auf der Hand. Welchen Eindruck würde es schließlich machen, wenn ihre Mutter hörte, dass ihre Tochter eine Verabredung mit dem Mann hatte, der dem Vater den Hof abluchsen wollte?

Nein. Michaela schüttelte den Kopf. Das brauchte ihre Mutter wirklich nicht zu wissen.

Draußen stieg sie in ihren Wagen und fuhr hinunter zum Dorf. Karsten hätte sie auch abgeholt, aber Michaela hatte darauf bestanden, sich vor dem Lokal zu treffen. Und zwar aus genau den Gründen, über die sie eben nachgedacht hatte.

Die Fahrt dauerte nicht lange, bis zum Ort war es ja nur ein Katzensprung. Doch die ganze Zeit über fragte Michaela sich, ob es wirklich eine gute Idee gewesen war, Karstens Einladung anzunehmen.

Wahrscheinlich nicht, sagte sie sich nachdenklich. Aber jetzt ist es nicht mehr zu ändern.

Sie erreichte das Restaurant und stoppte den Wagen auf der gegenüber liegenden Straßenseite. Als sie auf das Restaurant zuging, erblickte sie Karsten, der bereits vor der Tür wartete.

Er lächelte. »Das freut mich aber wirklich, dass Sie gekommen sind. Einen Tisch hab’ ich für uns bereits reserviert. Auf der Terrasse, wenn’s Ihnen recht ist. Der Abend ist ja sehr angenehm.«

»Gern.« Michaela nickte, und gemeinsam betraten sie das Restaurant. Der Kellner führte sie zu ihrem Tisch hinaus auf die Terrasse, erkundigte sich nach ihren Getränkewünschen und überreichte ihnen die Speisekarten.

Während sie die Karte studierte, atmete Michaela tief durch. Es war wirklich ein sehr angenehmer Abend. Immer noch warm, gleichzeitig aber sorgte ein laues Lüftchen von den Bergen her dafür, dass es nicht drückend wurde. Vögel zwitscherten, und langsam legte sich die Dämmerung über das Land.

Der Kellner brachte den Champagner, den Karsten bestellt hatte, und nahm die Bestellungen auf.

»Nun, dann stoßen wir einmal an, was meinen S’?«, sagte Karsten, und kurz darauf klirrten die Gläser.

Michaela nahm nur einen Schluck. »Meinen S’ net, der Champagner ist etwas übertrieben?«, erkundigte sie sich.

»Ach was.« Er schüttelte den Kopf. »Sicher, oft trinke ich so etwas auch net, aber zur Feier des Tages darf das doch ruhig mal sein, oder finden S’ net?«

»Nun, ich weiß net so recht… Was gibt es denn Ihrer Meinung nach zu feiern?«

»Na, da fragen Sie noch? Also, für mich ist ein romantisches Dinner mit einer so bezaubernden Frau wie Ihnen jedenfalls Grund genug zur Freude.«

Michaela spürte, wie sie rot wurde und senkte verlegen den Blick. Gleichzeitig fragte sie sich jedoch, was Karsten mit diesem Abendessen wirklich bezweckte.

Das Essen wurde serviert, und Michaela fand, dass es einfach fabelhaft schmeckte. Auch der Champagner begann immer mehr, ihr zu munden, und nach dem ersten Glas – eine wirkliche Leistung für sie, die sonst sehr selten Alkohol trank – begann sie sich zu entspannen.

Es wurde ein sehr schöner Abend, Michaela genoss das Essen und die Unterhaltung mit Karsten. Sie sprachen über Gott und die Welt, und Michaela gefiel vor allem, dass Karsten nicht einer jener Männer war, die vor allem sich selbst gern reden hören. Im Gegenteil, er interessierte sich für das, was sie sagte, und war wirklich ein aufmerksamer Zuhörer.

»Was meinen S’, hätten S’ noch Lust auf einen kleinen Spaziergang?«, erkundigte er sich nach dem Essen. »Nach so einem fürstlichen Mahl tut so was immer ganz gut, wie ich find’.«

Zustimmend nickte Michaela. »Ja, da haben S’ wohl Recht. Ich bin jedenfalls so satt wie schon lang’ net mehr, ein bisserl Bewegung wird mir also sicher guttun.«

Karsten nickte und beglich beim Kellner die Rechnung. Dann verließen sie das Lokal.

Draußen hatte sich inzwischen die Dunkelheit über das Land gelegt, der fast volle Mond schien, und am klaren Himmel funkelten die Sterne miteinander um die Wette.

Sie gingen hinunter zu einem kleinen See; ein Platz, an dem es sich schön verweilen ließ. Hieran hatte Michaela viele Erinnerungen. Oft war sie früher als Jugendliche mit Freunden hier gewesen, vor allem natürlich im Sommer. Der See war ein beliebter Treffpunkt gewesen, und sicher verhielt es sich auch heute noch so.

Jetzt aber, am Abend, war kein Mensch hier.

Am Ufer des Sees standen zahlreiche uralte Birken, die tagsüber bei warmem Wetter angenehmen Schatten spendeten. Jetzt war die Luft erfüllt vom Zirpen der Grillen, ab und zu quakte ein Frosch, und der Schein des Mondes spiegelte sich auf der ruhigen Wasseroberfläche des Sees.

»Ein schöner Ort ist das hier«, stellte Karsten fest.

Michaela nickte. »Net wahr? Ich war hier früher schon immer recht gern. Tagsüber konnte man hier jede Menge Spaß mit anderen Jugendlichen haben, und abends, da war man meistens allein, war dies der perfekte Platz, um mal in aller Ruhe nachzudenken.«

»Ja, das kann ich mir vorstellen. Muss schön sein, einen solchen Platz zu haben.«

»Hatten Sie den denn nie?« Michaela sah ihn fragend an. »Ich mein’, auch in München gibt’s doch Plätze, an denen es ein bisserl ruhiger ist, oder net?«

»Doch, sicher. Aber ich hab’ mir halt nie die Zeit genommen, mal für mich zu sein und über so einiges nachzudenken. Für mich gab’s immer nur die Karriere, für was anderes war da kein Platz.«

»Ja, das kenne ich. So ähnlich ging’s mir die letzten Jahre auch.«

Sie sah ihn an, und in diesem Moment hatte sie nur noch den Wunsch, in seinen wundervollen blauen Augen zu versinken. Einen Augenblick herrschte Stille zwischen den beiden jungen Leuten, sie sahen sich nur an und schwiegen dabei.

Dann begann es plötzlich zu regnen.

»Oje«, sagte Michaela. Zwar hatten sie im Radio schon seit Tagen ein heftiges Unwetter angekündigt, dass es jetzt aber so überraschend kam, damit hätte sie dann doch nicht gerechnet. Eben war der Himmel doch noch sternenklar gewesen! »Jetzt werden wir wohl ganz schön nass, wie?«

»Komm schnell«, sagte er, nahm ihre Hand und zog Michaela mit sich. Die junge Frau verharrte kurz. Diese Berührung löste in ihr etwas aus, das es in ihrem ganzen Körper kribbeln ließ.

Karsten eilte mit ihr zu den Bäumen, die weiter hinten standen, dort konnten sie sich unterstellen. Doch während sie liefen, schüttete es bereits wie aus Eimern, und als sie den Unterschlupf endlich erreichten, waren sie doch schon ganz schön durchnässt.

*

Nebeneinander hockten die beiden sich auf den Boden, der im Schutz des Baumes trocken blieb, und sahen zu, wie es immer weiter regnete. Bald hatten sich überall große Pfützen gebildet, und die Luft roch nach Erde und Wasser.

Als Michaela plötzlich lachen musste, blickte Karsten irritiert zu ihr herüber. »Was ist denn daran so lustig?«, fragte er.

»Ich weiß selbst nicht«, antwortete Michaela, weiter amüsiert. »Irgendwie kommt mir das alles so unwirklich vor. Es erinnert mich an früher, als man einfach hin und wieder mal völlig verrückte Sachen gemacht hat. Als man halt noch net erwachsen war.«

Jetzt nickte Karsten, und auch über seine Lippen huschte ein Lächeln. »Ja, ich muss Ihnen Recht geben. Das hat was.«

Er sah sie einen Moment schweigend an, dann hob er seine rechte Hand und wischte ihr mit dem Zeigefinger die Regentropfen aus dem Gesicht. Ganz zärtlich, voller Gefühl.

Michaela stockte der Atem. Plötzlich war ihr, als liefe es heiß und kalt zugleich durch ihre Adern. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, und ihr Atem ging stoßweise.

Tief sahen die beiden sich in die Augen. Keiner von ihnen war mehr fähig, auch nur ein Wort zu sagen. Sie saßen nur da und sahen sich an.

Dann zuckte ein Blitz vom Himmel und erhellte die Umgebung für einen winzigen Augenblick, und Michaela fuhr unwillkürlich zusammen.

»O nein«, stieß sie aus, »net auch das noch!«

Kaum dass sie die Worte ausgesprochen hatte, bereute sie sie aber auch schon wieder. Ja, sie hatte Angst vor Gewittern, und das schon seit frühester Kindheit. Aber jetzt ärgerte sie sich darüber, denn schließlich war sie längst kein Kind mehr, sondern eine erwachsene Frau! Was sollte der Karsten denn jetzt von ihr denken? Wahrscheinlich würde er sie auslachen.

Doch genau das tat er nicht. Stattdessen legte er ihr eine Hand auf die Schulter und sprach ihr beruhigend zu. »Keine Angst«, sagte er, »man soll sich zwar bei Gewittern net unter Bäumen aufhalten, aber dieses ist noch viel zu weit weg. Schauen S’, erst jetzt kommt der Donner.«

Es krachte gewaltig, und wieder zuckte Michaela unwillkürlich zusammen. Dennoch fühlte sie sich jetzt, nach Karstens Worten, schon viel besser.

Doch beim nächsten Blitz zuckte sie abermals zusammen – und dabei blieb es dieses Mal nicht. Schutz suchend schmiegte sie sich an Karsten, und der hielt sie fest, als wolle er sie nie wieder loslassen.

Michaelas Körper bebte in seinen starken Armen, in denen sie das Gefühl hatte, sich so sicher und geborgen wie nie zuvor in ihrem Leben zu fühlen. Ganz kurz noch keimten Zweifel auf, als Karstens Mund sich dem ihren näherte, aber Michaela ließ es nicht zu, dass sie die Oberhand gewannen, und scheuchte sie fort.

Ihre Lippen berührten sich, und Michaela schloss die Augen, vor denen plötzlich tausend Sterne zu explodieren schienen. Es war ein Feuerwerk der Sinne, und Michaela wünschte sich, dass dieser Augenblick nie vorüber ging.

*

Karsten dachte nicht mehr nach, folgte nur noch seinem Herzen. Als sich seine Lippen Michaelas Mund genähert hatten, hatte er noch kurz gezögert und sich gefragt, ob es das Richtige war, was er tat.

Aber jetzt, in diesem Augenblick der Zweisamkeit, waren da keine Fragen mehr. Denn wie konnte etwas falsch sein, das sich so gut und so richtig anfühlte?

Sanft küsste er Michaela und spürte, wie sie den Kuss genoss. Sie schmiegte sich noch enger an ihn, und nachdem sie seine Küsse zunächst nur zugelassen hatte, erwiderte sie sie nun auch.

Karsten hatte nur noch einen Wunsch: Er wünschte sich, dass dieser Augenblick nie verging. Wie lange war es her, dass er sich einer Frau so nah gefühlt hatte? Viel zu lange.

Doch sein Wunsch sollte sich nicht erfüllen, denn plötzlich und völlig unerwartet löste Michaela sich von ihm und wandte sich ab.

»Nein!«, rief sie aufgeregt. »Ich kann das net!«

Die Worte waren wie von allein aus Michaela herausgesprudelt. Jetzt sprang sie auf, und auch Kars­ten erhob sich.

»Bitte«, wiederholte sie. »Ich kann das net.«

Karsten hob abwehrend die Hände.

»’s tut mir leid«, sagte er. »Wenn ich etwas falsch gemacht habe, tut es mir ehrlich leid. Ich wollte net…«

Sie schüttelte den Kopf. »Nein, nein«, sagte sie, »du hast nix falsch gemacht. Ganz im Gegenteil, wenn, dann war es meine Schuld. Aber du musst verstehen, dass das einfach net geht. Und jetzt möcht’ ich gern nach Hause.«

»Natürlich.« Karsten nickte. »Wart’, ich bring’ dich zu deinem Wagen.«

Doch sie schüttelte den Kopf. »Net nötig, wirklich. Ich würd’ das Stück gern allein gehen.«

Mit diesen Worten fuhr sie auch schon herum und begann zu laufen. Jetzt endlich, da Karsten sie nicht mehr sehen konnte, ließ sie ihren Tränen, die sie die ganzen letzten Minuten seit dem Kuss unterdrückt hatte, freien Lauf.

Als sie einige Zeit später zu Hause in ihrem Zimmer war, kreisten Michaelas Gedanken unentwegt um den Kuss am See.

Wie hatte es dazu nur kommen können?, fragte sie sich immer wieder. Das hätte einfach nicht passieren dürfen!

Karsten Hofstädter war der Mann, der ihrem Vater im Auftrag seines Chefs den Hof wegnehmen wollte. Er war ihr Gegner, nicht ihr Freund und schon gar nicht ihr Geliebter!

Aber wie hatte es dann zu diesem Kuss kommen können?

Die Antwort war ernüchternd einfach: Weil Karsten Hofstädter nicht nur ihr Gegner, sondern auch gleichzeitig der attraktivste, charmanteste und aufmerksamste Mann war, dem sie je im Leben begegnet war.

Ein Mann, dem sie einfach nicht widerstehen konnte…

Trotzdem. Sie schüttelte den Kopf. Das hätte sie einfach nicht zulassen dürfen. Sie hatte sich doch fest vorgenommen, erst einmal die Finger von Männern zu lassen. Nach allem, was Andreas ihr angetan hatte, hätte sie ohnehin nicht geglaubt, so schnell wieder ihr Herz zu verlieren.

Und doch war es geschehen…

Aber war es das wirklich? Sicher, sie hatten sich geküsst, aber das bedeutete schließlich nicht zwangsläufig, dass Michaela sich verliebt haben musste. Und wenn sie jetzt genauer darüber nachdachte, wurde ihr klar, dass sie sich wahrscheinlich viel zu viele Sorgen gemacht hatte.

Karsten Hofstädter hatte sie geküsst, und sie hatte es zugelassen. So etwas konnte passieren. Aber mehr war da nicht. Jedenfalls hatte sie sich keineswegs in ihn verliebt.

Entschieden nickte Michaela. Genauso war es, und es gab keinen Grund, mehr in diese Sache zu interpretieren.

Dennoch konnte sie nichts dagegen tun, dass ihre Gedanken immer wieder zu Karsten wanderten.

Und selbst in ihre Träume schlich der gut aussehende Mann sich einige Zeit später.

*

Auch Karsten konnte nicht begreifen, was da vorhin am See vorgefallen war.

Er hatte die Michaela Bender geküsst, und das, obwohl er doch eigentlich nur rein geschäftlich mit ihr zu tun hatte. Was war denn bloß in ihn gefahren, so etwas zu tun?

Es war noch gar nicht so lange her, da war er von einer Frau, die er zu lieben geglaubt hatte, bitter enttäuscht worden. Damals hatte er sich geschworen, nie wieder Privates und Berufliches zu vermischen. So etwas musste man strikt trennen, sonst bekam man über kurz oder lang die Quittung.

Und kaum, dass er einer attraktiven Frau begegnete, sollte dieses Versprechen, das er sich selbst gegeben hatte, vergessen sein?

*

Als er die Pension erreichte, in der er untergekommen war, holte er sein Handy aus der Jackentasche und stellte fest, dass der Akku leer war. Rasch schloss er es zum Aufladen an die Steckdose an. Als sich das Telefon dabei wieder einschaltete, piepte es einige Male, das Zeichen dafür, dass sich eine Nachricht auf der Mailbox befand.

Seufzend hörte Karsten die Nachricht ab. Es waren sogar mehrere, aber alle stammten sie von ein und derselben Person, und zwar von Thomas Vetter, seinem Chef.

»Rufen S’ mich bitte umgehend auf meinem Mobiltelefon an«, lautete die letzte Nachricht. »Ganz egal, um welche Zeit!«

Das hat mir grad noch gefehlt. Karsten seufzte. Wenn sein Chef es so eilig hatte, konnte das nichts Gutes bedeuten, so viel stand fest. Doch es half alles nichts, da musste Karsten jetzt wohl oder übel durch.

Leicht nervös wählte er die Nummer seines Chefs, und der ging auch gleich nach dem ersten Tuten an den Apparat.

»Sagen S’ mal, warum melden S’ sich eigentlich net bei mir?«, wollte er wissen. »Den ganzen Tag hab’ ich auf Ihren Anruf gewartet, und Sie lassen nix von sich hören. Also, wie schaut’s aus in Sachen Bender-Hof?«

Karsten atmete tief durch. Sein Chef schien wirklich auf hundertachtzig zu sein, und jetzt hatte er, Karsten, nicht mal gute Nachrichten für ihn.

»’s tut mir leid, Herr Vetter«, sagte er, »aber leider scheint sich die Angelegenheit ein bisserl hinauszuzögern.«

»Was soll das heißen? Der alte Bender war doch schon so gut wie einverstanden mit einem Verkauf. Ich dacht’, es ging da nur noch um die Formalitäten.«

»Nun ja, im Grunde ist das auch richtig, aber wie Sie ja bereits wissen, liegt der Bender-Ludwig im Krankenhaus. Und jetzt hat er seine Tochter, die extra aus der Stadt hergekommen ist, mit seiner Vertretung betraut.«

»Und?«

»Also, wie’s im Moment aussieht, ist die Michaela Bender noch net überzeugt, was einen Verkauf angeht.«

»Noch net überzeugt?«, echote Thomas Vetter. »Was soll das heißen? Will sie etwa net verkaufen?«

»Doch, doch, schon«, erwiderte Karsten rasch. »Und selbst wenn net – sie wird schon bald einsehen müssen, dass ihr gar nix anderes übrig bleiben wird. Es ist halt nur so, dass die ganze Sache jetzt wahrscheinlich net so schnell wie erhofft über die Bühne gehen wird.«

»Ausgeschlossen«, gab sein Chef zurück. »Das kann ich so net akzeptieren. Hören S’: Ich kann net ewig warten. Ich habe Pläne mit dem Grundstück, die schon in vollem Gange sind. Also, entweder beeilen S’ sich damit, Ihren Job zu erledigen, Hofstädter, oder wir beide bekommen mächtig Ärger miteinander. Und von jetzt an erwarte ich, dass Sie mich über jeden Schritt, den Sie tun, auf dem Laufenden halten, verstanden?«

Ehe Karsten noch etwas erwidern konnte, vernahm er ein Klicken in der Leitung.

Thomas Vetter hatte das Gespräch beendet.

Na, wunderbar, dachte Karsten und warf sein Handy achtlos aufs Bett. Genau das hat mir noch gefehlt zu meinem Glück!

Andererseits – was war eigentlich so schlimm daran, dass sein Chef ihm jetzt die Pistole auf die Brust setzte? Im Grunde war es doch von Anfang an klar gewesen, dass er, Karsten, seinen Auftrag so schnell und gut wie möglich erledigen musste. So war das nun mal im Geschäftsleben. Und dass er die Michaela geküsst hatte, war allein seine Schuld gewesen. So etwas durfte halt nicht wieder passieren.

Karsten nickte. Genau das würde er auch nicht. Von jetzt an würde er Privates und Geschäftliches wieder strikt voneinander trennen, so, wie er es sich ohnehin vorgenommen hatte.

Und ab sofort würde er an diesen unsäglichen Vorfall keinen weiteren Gedanken mehr verschwenden. Stattdessen würde er seinen Auftrag ausführen, und zwar so schnell wie möglich.

Dann konnte er endlich wieder zurück nach München, und da würde er hoffentlich nicht mehr ständig an die Michaela denken müssen.

*