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In diesem Buch geht es um den Verrat der Linken an der arbeitenden Bevölkerung. Die politische Linke vertritt nicht die (materiellen und sozialen) Interessen der arbeitenden Bevölkerung, sondern ihre eigenen - ihre Ideologie und ihre Karriere-Interessen. Denn die Linken sind keine Arbeiter, kommen nicht aus der Arbeiterklasse, sondern aus dem privilegierten akademisch gebildeten Mittelstand, aus dem Bildungsbürgertum. Sie selbst haben nicht die Sorgen und Probleme der Arbeiter, sondern ihre eigenen, die von denen der Arbeiter gänzlich unterschiedlich sind. "Das gesellschaftliche Sein bestimmt das Bewusstsein" sagte Marx. Und das gesellschaftliche Sein der linken Bildungsbürger ist ein anderes als das der Arbeiter. Da die linke Politik in den Händen der linken Bildungsbürger liegt, wird ihre linke Politik nie die Interessen der Arbeiter abbilden - darin liegt der Betrug der linken Politik. Linke Politik ist für die arbeitende Bevölkerung nur ein leeres Versprechen.
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Seitenzahl: 92
Veröffentlichungsjahr: 2019
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Bodo Goldmann wurde 1952 in Schleswig-Holstein als zweites Kind einer Arbeiterfamilie geboren. Nach einer Ausbildung in einem Metallberuf und dem Erwerb einer höheren Allgemeinbildung auf dem Zweiten Bildungsweg arbeitete er viele Jahre in verschiedenen Betrieben der Metallindustrie.
Für meine Kollegen und alle Arbeiter
Dieses Buch wendet sich an Arbeiter, es ist kein Diskussionsbeitrag für „Linke“ oder „linke“ Politik. Es ist eher eine persönliche Warnung eines Arbeiters für Arbeiter vor den „Linken“. Also kein Werk mit einem wissenschaftlichen Anspruch – sondern mein persönlicher Erfahrungsbericht und meine persönlichen Gedanken zur politischen „Linken“. Und das alles aufzuschreiben, war wirklich schwer genug. Und ich konnte noch vier Menschen nach ihren Erfahrungen befragen, s. die Interviews.
Politisch „links“ zu sein, hieß einmal, auf der Seite der Menschen zu sein, die ihre Arbeitskraft auf dem freien Arbeitsmarkt verkaufen müssen, um zu existieren. Politisch „links“ zu sein, hieß einmal, auf der Seite der Arbeiter, der Arbeiterklasse zu stehen; und es hieß sogar meistens, selbst aus der Arbeiterklasse zu kommen bzw. zu ihr zu gehören. „Linke“ politische Aktivität hieß einmal, für konkrete Verbesserungen für die Menschen der Arbeiterklasse zu kämpfen, deren Interessen zu vertreten.
Das ist heute, im Jahr 2019, vorbei. Politisch „links“ zu sein, ist eine Attitüde von gutsituierten Mittelständlern geworden. „Linke“ politische Aktivität heißt jetzt, den sich „links“ nennenden Wohlstandsbürgern ein Wohlgefühl zu verschaffen und ihnen auf vielerlei Weise zu bestätigen, dass sie gute und wunderbare Menschen sind. Die Besten der Welt. Und „linke“ politische Aktivität ist aktuell oft genug gegen Arbeiter, gegen die Arbeiterklasse gerichtet. Nach meiner Erfahrung werden Arbeiter von Linken primär benutzt und betrogen.
Diskussionen über die „richtige linke“ Politik, über „linke“ Strategie und Taktik gibt es genug und reichlich. Ist auch kein Wunder, wenn man mit Diskussionen und Reden Macht, Einfluss und Geld und persönliches Glück und ein befriedigtes Geltungsbedürfnis gewinnen will und selbst nicht zur Arbeiterklasse gehört. Wenn man also den eigenen Ball im Spiel halten will. Daran braucht man sich als Arbeiter nicht zu beteiligen – warum sollten wir uns an den intellektuellen Spielereien des wohlsituierten Mittelstands beteiligen? Wichtig ist nur, dass wir Arbeiter untereinander reden und uns nicht von „linken“ Wohlstandsbürgern benutzen, täuschen und betrügen lassen. Ja, das ist meiner Meinung nach das wichtigste für uns: Das wir Arbeiter miteinander reden und uns gegenseitig ehrlich sagen, wie es uns geht und wie wir die Dinge sehen. Was „Linke“ sagen, ist für uns unwichtig. Vertrauen wir ruhig darauf, was wir selbst sehen und hören, fühlen und denken – und ignorieren wir, was uns „Linke“ einreden wollen.
Zu mir persönlich:
Ich hatte das Glück, meine Berufstätigkeit in der Metallindustrie durch einen Altersteilzeit-Vertrag recht früh beenden zu können, mit 60 Jahren begann meine „passive“ Phase der Altersteilzeit – und ich musste nicht mehr zur Arbeit!
Und so hatte ich mit 60 viel Zeit zum Reisen, Lesen; für Aktivitäten und Interessen, die in meinem Leben während meiner Berufstätigkeit immer zu kurz kamen.
Und zwischen meinen Reisen las ich sehr viel. Aber darum geht es hier ja nicht. Es geht hier um meine Erfahrungen mit linker Politik.
Politisch sozialisiert wurde ich als Lehrling durch Ausläufer der außerparlamentarischen Opposition (APO) 1967/68, durch die Massenproteste gegen den Vietnamkrieg. Ich beteiligte mich bereits als 16jähriger daran, machte in Lehrlingsgruppen mit, wurde Mitglied einer sozialistischen Jugendgruppe – und blieb in meinem ganzen Leben in meinem Selbstverständnis immer politisch „links“. Ich sympathisierte durchaus mit den Grünen, als sie gegründet wurden und zunächst links von der SPD waren. Und beobachtete interessiert den Prozess der Anpassung dieser Partei. Als die Partei Die Linke gegründet wurde, war ich von Anfang an dabei. Ich war froh, endlich wieder eine politische Heimat gefunden zu haben und engagierte mich dort. Primär motiviert durch die sogenannte Agenda 2010 der rot/grünen Schröder/Fischer – Regierung. Mitglied bin ich immer noch, aber nur noch als Karteileiche. Ich beteilige mich nicht mehr, denn was heute als „linke“ Politik firmiert, ist meilenweit von einer Interessenvertretung der Arbeiter entfernt. Und nicht nur das – es grenzt an Betrug. Meine Meinung.
Vorwort
Die APO
Ideen und Meinungen entstehen nicht im luftleeren Raum
Jetzt ein bisschen Historie…,
Bob Dylan und andere Poeten…
Habitus? Wir nehmen uns selbst nicht so wichtig…
Wir müssen die Besten in die Parlamente wählen!
Interview I
Was ist „links“ für bürgerliche gutsituierte „Linke“?
Unsere schöne Elbphilharmonie…,
Interviewfrage an Gregor Gysi
Interview II
Dem Volk muss von den Eliten besonders in schwierigen Zeiten ein Objekt für Angst und Hass geboten werden
Wir reden irre…
Interview III
Wer hat uns verraten…
Arbeitsmarkt…
„Es gibt keine Masseneinwanderung…“
Bei der Präsidentenwahl 2017 in Frankreich…
Interview IV
Proletarier aller Länder, vereinigt euch!
Marx und Migration
Die Vorsitzende und der Spargel
Der Brexit und Die Linke
Omis gegen rechts
Dem Kapital ist es völlig egal,
Die politische Gruppe als Familienersatz?
Das liebe Geld…
Nachwort
Seit meiner Jugend interessiere ich mich für Politik. Und zwar für linke Politik. Es war die Zeit des Vietnamkrieges, als ich Lehrling wurde. Dieser Vietnamkrieg war eine schreiende, grausame Ungerechtigkeit, und selbst wir Lehrlinge redeten darüber. Dass die damalige Außer-Parlamentarische-Opposition, die APO, die sogenannte Studentenbewegung von 1967/68, bis zu uns in die Kleinstadt schwappte, kam noch hinzu.
Ich beteiligte mich bereits als 16jähriger an Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg in Hamburg, machte in Lehrlingsgruppen mit, wurde Mitglied einer sozialistischen Jugendgruppe – und blieb in meinem ganzen Leben in meinem Selbstverständnis immer politisch „links“.
Wir kamen in unserer Freizeit in Jungsozialisten – oder Lehrlings-Gruppen zusammen und versuchten, mit Hilfe von Broschüren und irgendwelchen Papieren etwas zu lernen, über politische und gesellschaftliche Zusammenhänge und andere mögliche Gesellschaftsformen. Wir lasen Marx- und Engels-Hefte, die vermutlich aus der ehemaligen DDR importiert wurden. Natürlich nützte uns das im realen Leben herzlich wenig, mir jedenfalls nicht.
Aber es war halt der Zeitgeist, und bei der Juso-Gruppe, in der wir z. B. Lenins „Staat und Revolution“ lasen, waren auch noch hübsche Mädels dabei, zu denen ich als Maschinenschlosser-Lehrling sonst nie in Kontakt gekommen wäre. Wobei der Kontakt nie so eng wurde, wie es meinen nächtlichen Phantasien entsprach.
Die treibenden, organisierenden Kräfte waren Studenten; Leute, die noch in unserer Kleinstadt wohnten, aber bereits in Hamburg studierten.
Später im marxistisch-leninistischen Lehrlingskollektiv war ich sogar der einzige Lehrling. Ich weiß leider nicht mehr, was wir uns dort zusammenfaselten, wobei ich sicher wenig bis nichts sagte, aber irgendetwas wurde dort geplant und natürlich nie verwirklicht. Ich glaubte diffus an den Sozialismus und die Revolution und dass im Sozialismus alles besser ist.
Einer war dabei, der sich für Fotografie interessierte und uns seine Hilfe anbot, wenn Fotos irgendwie relevant wären. Dazu kam es aber nie. Was ihn nicht davon abhielt, weiter teilzunehmen und immer wieder sein Hobby ins Spiel zu bringen.
Später wurde er Professor für Fotografie an einer Hochschule. Man muss eben wissen, was einem wichtig ist.
Während ich durch die Einführung des Sozialismus auf eine Verbesserung der Lage der Arbeiterklasse hoffte oder diffus auf ein besseres Leben für mich, konzentrierte er sich auf sein Hobby, auf das, was ihn interessierte und weiterbrachte, und damit auf seine spätere Karriere. Er war nicht der Einzige, der den Sprung vom linksradikalen Schüler oder Studenten zu einer ansehnlichen Position im öffentlichen Dienst schaffte. Kann man es ihnen vorwerfen? Sie konnten jedenfalls nichts für meine Naivität. Dass ich alles glaubte, was sie von sich gaben, war ja nicht ihre Schuld.
Mein Vater warnte mich vor den sich „links“ und „revolutionär“ gebenden Studenten. Er meinte, das wären später die, die die „guten Posten“ hätten. Damals verwarf ich seine Meinung natürlich. Aber er hatte recht, wie sich später herausstellte. Für die meisten „revolutionären“ Studenten war mit dem Ende ihres Studiums die Revolution vorbei. Dann ging es ans Geld verdienen. Mit einem „Marsch durch die Institutionen“ wurde der Einstieg der „Revolutionäre“ in den öffentlichen Dienst zunächst noch verbrämt und die Karrieren gerechtfertigt.
Dazu fällt mir noch mein Genosse V. aus der sozialistischen Jugendorganisation ein, der einmal herumtönte: „Ich studiere zwar Pädagogik, aber das ist nicht so wichtig. In erster Linie bin ich Kommunist!“ Er glaubte das ehemals wohl selbst – allerdings war es mit seiner kommunistischen Identität nach Beginn der Tätigkeit als Lehrer an einer Schule vorbei.
Ja, und so wurden aus dem Großteil der ehemaligen revolutionären Studenten gutverdienende Staatsangestellte. Die keinerlei Skrupel hatten, das gute Geld des Staates in Empfang zu nehmen. Wir Arbeiter blieben Arbeiter. Jedenfalls fast alle. Die Trennung zwischen den gesellschaftlichen Schichten änderte sich nicht.
In anderen Ländern, denn die Studentenbewegung hatte sich in vielen Ländern entwickelt, lief es ähnlich. In Frankreich rief ein bekannter Kommunist den protestierenden Studenten zu: „Geht nach Hause, in zehn Jahren seid ihr Notare!“ (Zitiert aus dem Buch „Rückkehr nach Reims“ von Didier Eribon) Und so kam es auch. Zwar wurden nicht alle Notare, aber sie machten Karrieren zum Teil bis in höchste Staatsämter. Ebenso lief es in Deutschland.
Und ist es heute anders? Nur, dass ich nicht mehr so naiv bin, dem Gerede der Postenjäger zu glauben, das ist heute anders. Aber die Naiven sind ja nachgewachsen. „Die Dummen sterben niemals aus“ heißt es nicht umsonst im Volksmund. Es sind immer wieder Leute so clever, für sich Vorteile zu ergattern – auch in linken politischen Bewegungen. Beute machen. Wobei es den Kindern des Mittelstands in die Gene programmiert ist, dass ihnen Führungspositionen und gutes Geld selbstverständlich zustehen. Und wenn es mit einer politischen Bewegung aufwärts geht, wie nach der Vereinigung von PDS und WASG zur Partei Die Linke, wirkt sie auf Opportunisten und Menschen mit schichtspezifischem Karrieregespür natürlich wie ein Magnet.
Allerdings reden die Linken heute auch nicht mehr von Revolution und Sozialismus, sondern von politischer Arbeit in Parlamenten. Für die man ganz zufällig schon gutes Geld bekommt…Und sie sprechen nicht mehr die Sprache der Arbeiter, die sie gar nicht mehr kennen, sondern die Sprache der Regierenden und Etablierten wie alle anderen professionellen Politiker. Kein Wunder, dass es keine emotionale Beziehung, keine Identifikation der Arbeiter mit linken Politikern gibt. Und wenn die Linken obendrauf noch unbegrenzte Einwanderung befürworten, werden sie sogar zu Feinden der Arbeiter – wenn die es sich erdreisten, unbegrenzte Einwanderung abzulehnen.
Es gab damals aber auch einige wenige Studenten, die es ernst meinten, die sich eine Arbeit in Großbetrieben suchten und dort politisch arbeiten wollten. Vermutlich haben die meisten nach kurzer Zeit wieder aufgegeben. Einen lernte ich später in meinem Großbetrieb noch kennen. Er resignierte und schaffte es, eine Umschulung zu einem kaufmännischen Beruf zu ergattern.
Er musste erkennen, dass die Arbeiter, seine Kollegen, keine politischen Veränderungen in seinem Sinne wollten. Sicher hätten sie gern noch mehr Geld gehabt, sie wussten aber auch ziemlich gut, dass sie mit ihren Löhnen an der Spitze der Arbeiterlöhne standen. Jedenfalls: Von den Revolutionären der APO blieb recht wenig Revolutionäres übrig, wohl aber jede Menge etablierter gutsituierter Bildungsbürger, auf die ihre Eltern stolz gewesen wären. Nach ihrem kurzen Ausflug in die Gefilde der Revolution kehrten sie in den Heimathafen ihrer Gesellschaftsschicht zurück.