Der Bienenfresser - Michael Weil - E-Book

Der Bienenfresser E-Book

Michael Weil

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Beschreibung

Der Bienenfresser ist der farbenprächtigste Vogel in Deutschland. Er gehört zu den wenigen Gewinnern des Klimawandels in der Tierwelt. Eigentlich im Mittelmeerraum zu Hause, breitet er sich immer weiter nach Norden aus. In diesem Buch wird der Bienenfresser, seine Verbreitung in Deutschland, sein Verhalten und Lebensräume vorgestellt. In der 2. Auflage gibt es neue Kapitel über die Bienenfresser in Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen. Die neuesten Entwicklungen, Bestandszahlen und Forschungsergebnisse werden vorgestellt und erzeugen spannende Themen: - Ist der Bienenfresser wirklich ein Gewinner des Klimawandels oder weicht er nur den Bedingungen aus - Was hat die Flutkatastrophe im Sommer 2021 mit dem Bienenfresser zu tun - Warum profitiert der Bienenfresser von Weinbergen - Was macht die Ostseeküste für den Bienenfresser interessant

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Seitenzahl: 61

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Der Bienenfresser - Inhaltsverzeichnis

Vorwort – Der Bienenfresser, ein besonderer Vogel

Kennzeichen und Aussehen

Lebensraum und Verhalten

Gesellige Vögel mit Hang zum Egoismus

Der Zug der Bienenfresser - In Gruppen in den Süden

Verbreitung in Europa

Der Bienenfresser in Österreich und der Schweiz

Schweiz

Der Bienenfresser in Deutschland

Baden-Württemberg - Am Kaiserstuhl und Oberrhein

Ihringen - Den Rufen der Bienenfresser folgen

In Sachsen-Anhalt

Der Bienenfresser in Sachsen - Ausbreitung nach Norden und Osten

Der Bienenfresser in Bayern

Der Bienenfresser in Rheinland-Pfalz – Sandgruben und Weinberge

Der Bienenfresser in Niedersachsen

Der Bienenfresser in Mecklenburg-Vorpommern – Wohnraum in der Steilküste

Der Bienenfresser in Nordrhein-Westfalen

Die Bienenfresser am Brachter Wald

Die Bestandsentwicklung in Deutschland

Störungen der Bienenfresser

Schlusswort

Quellen und Literatur

Der Autor

Vorwort – Der Bienenfresser, ein besonderer Vogel

Selten gibt es bei Vögeln eine so widersprüchliche Wahrnehmung wie beim Bienenfresser (Merops apiaster). Für Ornithologen, Vogelliebhaber und Tierfotografen ist er wegen seiner Farbenpracht und seiner Geselligkeit das Traummotiv überhaupt. Jeder möchte einen Bienenfresser sehen und fotografieren. Im Gegensatz dazu ist er in der Bevölkerung fast völlig unbekannt. Es gibt kaum Bücher über ihn und auch sonst sind nur wenige Informationen vorhanden.

Dieser Widerspruch ist schwer zu begreifen. Ein so faszinierender und auffälliger Vogel sollte doch eigentlichnoch mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Sein Gefieder ist so bunt, wie wir es sonst nur von den Vögeln aus den Tropen kennen. Vielleicht ist der Bienenfresser noch so unbekannt und selten, dass man ihn immer noch als fremden Exoten sieht. Dabei ist er ein heimischer Vogel. Erste Sichtungen gab es in Deutschland schon im 16. Jahrhundert.

Wenn Menschen das erste Mal von dem Bienenfresser hören, erschrecken sie oft. Sein Name hört sich tatsächlich schlimm und martialisch an. Man macht sich Sorgen um die Bienen, die als Sinnbild für das Insektensterben stehen. Der Name führt aber ein bisschen in die Irre. Die Bienen sind nur sehr selten die Nahrung des Bienenfressers.Niemand muss die Befürchtung haben, der farbenprächtige Vogel könnte die Bienen ausrotten.

Jetzt profitiert der Bienenfresser von der Erderwärmung und ist damit sogar zu einem Sinnbild des Klimawandels geworden. Ein exotisch aussehender Vogel, der von den steigenden Temperaturen profitiert und sich ausbreitet, ist eine Seltenheit in unserer Tierwelt. Es wirkt so, als würde er nicht in unsere Breitengrade und in unsere Landschaft gehören.

Die Journalisten schreiben deshalb gerne über ihn. In einigen Berichten wird der Bienenfresser auch als invasive Art bezeichnet. Er profitiert zwarvom Klimawandel und breitet sich in Europa und Deutschland in Richtung Norden aus,aberdas passiert langsam und ist mit einer Invasion nicht vergleichbar. Er dringt auch nicht in Lebensräume ein und gefährdet dort andere Arten.

Mich fasziniert dieser Vogel sehr, ebenso wie alle anderen, die ihn kennen. In den letzten Jahren hat es wegen seiner Ausbreitung nach Norden und zum Schutz der Bienenfresser einige Forschungen gegeben. Da er zu unserer einheimischen Tierwelt gehört und doch so unbekannt ist, möchte ich den Bienenfresser in diesem Buch näher vorstellen. Seit1990 brüten Bienenfresser jedes Jahr in Deutschland. Ein guter Zeitpunkt, diesem schönen Vogel ein Buch zu widmen.

Michael Weil

https://wildemotive.de

Kennzeichen und Aussehen

Der Bienenfresser (Merops apiaster) gehört zur Ordnung der Rackenvögel (Coraciiformes). Zusammen mit anderen bunten und schillernden Vögeln wie dem Eisvogel (Alcedo atthis) und der Blauracke (Coracias garrulus).Man hat sie wohl wegen ihrer Farbenpracht zusammen eingeordnet. Sie gehören aber zu unterschiedlichen Familien. Der Bienenfresser gehört zur Familie der Bienenfresser und Spinte (Meropidae). Der Bienenfresser (Merops apiaster) ist dabei die einzige Art, die in Europa vorkommt. Die verwandten Arten bewohnen die Tropen, wie z. B. die Scharlach-, Zwerg- und Smaragdspinte.

Der Bienenfresser wird bis zu 28 cm groß und wiegt etwa 60 g. Seine Flügelspannweite beträgt zwischen 44 und 49 cm. Auch seine Verwandten erreichen nur diese mittlere Größe. Er hat damit ungefähr die Größe einer Amsel. Sein Körperbau ist schlank, damit er besser seine Bruthöhlen graben kann und sich darin besser bewegen kann. Auch seine Füße sind daran angepasst. Am Erdboden und zu Fuß ist er eher unbeweglich und selten zu sehen.

Sein Aussehen ist exotisch und farbenfroh. Die Oberseite ist kastanienbraun. Seine Unterseite schimmertgrünlich-blau, Kinn und Kehle sind leuchtendgelb mit einer schwarzen Begrenzung. Bei den erwachsenen Vögeln sind die beiden mittleren Schwanzfedern verlängert, der sogenannte Spießschwanz. Ein weiteres Kennzeichen sind die roten Augen. Die Jungvögel sind noch nicht so auffallend bunt gefärbtwie die Altvögel. Sie wirken blasser. Die Oberseite und die Flügel sind grünlich bis gräulich.

Wenn eine Gruppe Bienenfresser über den Bäumen kreist, ist das ein unheimlich schöner und faszinierender Anblick. Mit ihren dreieckigen Flügeln wirken sie im Flug wie riesige Schwalben: Die Flügel sind von den Schwingen bis zur Mitte Türkis,der mittlere Bereich ist orange. Sie haben hinten einen schwarzen Rand. Die Unterseiten leuchten orange,wenn sie von der Sonne angestrahlt werden. Sie scheinen durchsichtig. Das lässt den Bienenfresser sogar im Flug noch exotisch erscheinen, er fällt sogar am Himmel noch auf. Der Vergleich zu den Schwalben ist durchaus passend, sie sind sehr rasante und wendige Flieger.

Lebensraum und Verhalten

Der Lebensraum der Bienenfresser sind warme Gebiete. Er braucht offene Landschaften mit Sandflächen und einzelnen Bäumen. Das können beispielsweise hügelige Gelände mit sandigen Hängen, Abbruchkanten, Steilufern oder Sandkuhlen mit einzelnen Bäumen und Gehölzen sein.Aber auch die Nähe von Gewässern wird bevorzugt. Als Nahrungsquelle mit Großinsekten wie Libellen und als Brutplatz, wenn Steilhänge an den Ufern vorhanden sind.Er ist ein Höhlenbrüter und gräbt seine Bruthöhlen 1 bis 2 m tief in Steilwände aus Lehm oder Löß - oder auch in den Erdboden. Der Bienenfresser überwintert in Afrika und ist nur von Anfang Mai bis September in Mitteleuropa und Deutschland anzutreffen.

Wenn sich nach der Rückkehr aus Afrika die Paare gefunden haben, wird mit dem Graben der Bruthöhle begonnen. Die Bienenfresser graben fast jedes Jahr eine neue Höhle. Alte Bruthöhlen und Brutbereiche werden untersucht, aber dann wird häufig doch eine neue Höhle gegraben. Auch kann es mehrere Grabungsversuche geben, bei denen die Grabung dann wieder aufgegeben wird. Vermutlich ist dann der Untergrund für eine Bruthöhle nicht geeignet oder ein Hindernis ist im Weg. Gegraben wird mit dem Schnabel, der dabei wie eine Spitzhacke eingesetzt wird. Weil jedes Jahr neu gegraben wird, ist die Steilwand einer Kolonie ziemlich durchlöchert.

Lösswand im Kaiserstuhl mit Einfluglöchern der Bruthöhlen

Die Löcher liegen dann auch nah beieinander, wobei bewohnte Bruthöhlen immer meterweit voneinander entfernt sind. Die Brutröhre hat einen Durchmesser von ca. 5 cm. Das Einflugloch ist bis zu 10 cm groß. Am Ende der Röhre befindet sich eine Brutkammer, auf deren Boden 5 bis 7 Eier gelegt werden. Die Grabungszeit kann bis zu 20 Tagen dauern. Von Mitte Mai bis Ende Juli ist die Brutzeit mit der Aufzucht der Jungen. Die Eier werden 20 bis 22 Tage bebrütet. Es gibt jedes Jahr nur eine Brut. Die Jungvögel schlüpfen in Abständen und sind in den ersten Tagen rosa, nackt und blind. Sie werden von den Eltern gefüttert und öffnen nach etwa 7 Tagen ihre Augen.

Nach dem Schlüpfen werden die Jungvögel von den Eltern noch etwa 20 bis 30 Tage im Nest gefüttert und betreut. Auch außerhalb der Bruthöhle werden sie noch etwas versorgt.

Sind die Jungvögel flügge, werden sie von den Eltern aus den Bruthöhlen gelockt. Dann verlassen sie den Brutbereich aber oft sofort. Sie fliegen mit den Altvögeln in Gruppen durch die Umgebung,