Der Boden unter meinen Füßen - Eva Kollisch - E-Book

Der Boden unter meinen Füßen E-Book

Eva Kollisch

0,0
14,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Geboren in den Zwanzigern in Wien in eine jüdische Familie, 1938 Kindertransport nach England, Emigration in die USA - ein Schicksal, das Eva Kollisch so oder so ähnlich mit vielen teilt. Außergewöhnlich eindringlich schreibt die Autorin über diese Erfahrungen. Unbeirrt macht sie sich auf die Suche nach den Spuren, die Verfolgung und Ablehnung in einem Menschen zurücklassen. Mit einem Nachwort von Anna Mitgutsch. Aus dem Englischen von Astrid Berger. Mit "Der Boden unter meinen Füßen" hat Eva Kollisch einen autobiografischen Roman über die Erfahrungen mit Antisemitismus, Entwurzelung und Außenseitertum vorgelegt. Sie schildert ihre Kindheit und Jugend, das Aufwachsen in Baden bei Wien, die Flucht vor den Nationalsozialisten und ihre ersten Jahre in den USA. Dabei wählt sie verschiedene Erzählformen und Perspektiven, die es ihr erlauben, ihre ganz eigene Geschichte, die gleichzeitig exemplarisch für viele ist, von unterschiedlichen Seiten auszuleuchten. Das gelingt ihr so umfassend und selbstreflektiert, dass neben dem Entsetzen auch immer ein großer Trost bleibt.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 240

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Eva  Kollisch

DER BODEN UNTER MEINEN FÜSSEN

Aus dem Englischen von Astrid Berger

Eva Kollisch

DER BODEN UNTER MEINEN FÜSSEN

Aus dem Englischen von Astrid Berger

Czernin Verlag, Wien

Produziert mit Unterstützung der Gesellschaft der Freunde der Österreichischen des Zukunftsfonds der Republik Österreich und des Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus. Exilbibliothek, des Landes Niederösterreich, des Kulturamtes Baden, des Zukunftsfonds der Republik Österreich und des Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus.

Kollisch, Eva: Der Boden unter meinen Füßen / Eva Kollisch Wien: Czernin Verlag 2010 ISBN: 978-3-7076-0558-7

Die Originalausgabe von »Der Boden unter meinen Füßen« erschien 2008 unter dem Titel »The Ground Under My Feet«, Hamilton Stone Editions.

© 2015 Czernin Verlags GmbH, Wien Umschlaggestaltung: sensomatic Lektorat: Eva Steffen ISBN E-Book: 978-3-7076-0558-7 ISBN Print: 978-3-7076-0533-4

Alle Rechte vorbehalten, auch das der auszugsweisen Wiedergabe in Print- oder elektronischen Medien

In Erinnerung an meine Eltern, Otto und Margarete Kollisch

Vorwort

Im Frühling 1940 wurde meine ganze Familie – meine Mutter, mein Vater, meine zwei Brüder und ich – auf Staten Island in den Vereinigten Staaten wieder vereinigt. Wir waren unter denen, die Glück hatten. Das habe ich mein Leben lang gehört und ich bin auch dieser Meinung. Trotzdem haben diese Jahre der frühen Kindheit in Nazi-Österreich ihre Spuren hinterlassen.

Mädchen in Bewegung, erschienen im Jahr 2000, beschäftigte sich mit meiner radikalen Jugend, die ich in einer amerikanischen trotzkistischen Gruppe, der Arbeiterpartei, der ich mich kurz nach meiner Ankunft in diesem Lande angeschlossen hatte, verbrachte. Die »Bewegung« gab mir eine ideologische Heimat in meiner Heimatlosigkeit.

Im vorliegenden Buch kehre ich zurück zum Thema »Heimat« und Vertreibung. Hier drängt es mich, verschiedene Ereignisse in meinem Leben Revue passieren zu lassen – in der Kindheit, in den mittleren Jahren und im Alter, wo die Erfahrung des Antisemitismus oder die Nachwirkungen der Vertreibung Narben hinterlassen haben. Ich denke, die Zeit ist gekommen diese Narben näher zu betrachten.

Was die verschiedenen Texte in Der Boden unter meinen Füßen verbindet – manche vor langer Zeit, manche in den letzten Jahren geschrieben – sind Erinnerungen an das Ausgeschlossensein und die Suche nach Gemeinschaft.

Geschichten über die Kindheit (zeitlich weit zurückliegend) sind als Fiktion dargestellt. Andere, in denen ich noch einmal versuche, die bedrückende, schwer zu fassende Vergangenheit zu durchdringen und ihren Einfluss auf mein späteres Leben zu bedenken, sind eher persönliche Essays. Obwohl das, was ich wachzurufen versucht habe, wirklich geschehen ist, musste vieles neu erfunden werden, um wahr zu werden.

Erste Person oder dritte, Erinnerung oder Erzählung – das sind Entscheidungen, die jeder, der Autobiografisches schreibt, treffen muss – und das Problem wird größer, wenn man alt ist und sich die eigene Vergangenheit wie Fiktion anfühlt. Was als Konstante in einem langen, erfüllten Leben und den damit einhergehenden Veränderungen bleibt, ist die geistige Haltung des Außenseiters, die ich oft als mein wahres Selbst empfunden habe. In letzter Zeit jedoch habe ich das Gefühl, dass es an der Zeit sein könnte, mich von diesem Ich zu trennen, da ich mir mehr und mehr meines privilegierten Lebens einer Überlebenden in relativer Sicherheit bewusst werde.

Dennoch kann es vorkommen, wenn ich meine neu gefundenen österreichischen Freundinnen besuche, die einmal meine Klassenkameradinnen waren, dass ich sie beneide, dass sie an einem Ort, den sie Heimat nannten, leben konnten, auch wenn diese Heimat zeitweise schrecklich war; dass ich sie beneide, weil sie ihre Muttersprache ihr Leben lang unbefangen sprechen konnten.

Dann kann, für einen Moment, ihre Welt und meine Welt auseinanderbrechen, sodass sogar eine Porzellantasse, aus dem Küchenschrank geholt, eine Tasse, die einmal einer Großmutter gehört hat, die Kraft hat, mich zu beunruhigen und mir das Gefühl zu geben, ein Eindringling zu sein.

Die meisten von uns, die den Nazis vor mehr als sechzig Jahren entkommen sind, begannen ihr junges Leben mit einem Trauma. Danach hatten wir Berufe, Orte, an denen wir wohnten, Pässe. Und wir wurden Staatsbürger der Länder, die uns aufnahmen. Die meisten von uns verloren Familie und Freunde im Holocaust und mussten sich mit tief sitzender Trauer und dem Schuldgefühl der Überlebenden auseinandersetzen. Aber diejenigen von uns, die noch am Leben sind, sind jetzt alt. Wir haben überlebt. Wir sind verwurzelt. Trotzdem kann es in den ungewöhnlichsten Momenten geschehen, aber besonders, wenn ich mein »Vaterland« besuche, dass der Boden unter meinen Füßen zu schwanken beginnt.

Ich weiß, dass heute andere den Status und die empfindlichen Nerven von Flüchtlingen haben. Aus kaum bewältigten Gefahren und unsicheren Hoffnungen flicken unzählige »Fremde« aus unzähligen Ländern ihr zitterndes, unsicheres, von der Geschichte gezeichnetes Selbst zusammen. Ich glaube, dass ich diesen Prozess verstehe. Auf sicherem, wenn auch schwankendem Boden stehend, grüße ich sie. Und bete, dass auch sie Fuß fassen können, irgendwo auf dieser blutgetränkten, ungastlichen Erde.

Teil I

Im Land des Absoluten

Peter, Eva und Stephan Kollisch, 1931 in Baden

Darüber, ob die Stadt, in der wir in Österreich lebten, nur ein bisschen oder sehr antisemitisch wäre, gingen die Meinungen in unserer Familie auseinander. Meine Eltern waren von Ersterem überzeugt, wir Kinder von Letzterem. Wie kann es in einer Familie so eine Kluft geben? Die Antwort ist einfach: Erwachsene erschaffen ihre Welt, Kinder finden ihre vor.

So war es für aufgeklärte jüdische Erwachsene sehr gut möglich, andere aufgeklärte Juden oder aufgeklärte Nicht-Juden zu Freunden zu haben einen Herrn Professor oder Herrn Hofrat, an der Vergangenheit hängend und sehr gemütlich. Es gab solche Leute. Worin sie sich alle einig waren in unserer kleinen Kurstadt Baden bei Wien in den frühen, mittleren und sogar den späten 30er-Jahren, war, dass der Antisemitismus überschätzt wurde, dass man ihm Einhalt bieten konnte, dass an seiner Entstehung immer zwei Seiten beteiligt sein mussten.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!