Der Fall Gardener - Ein klassischer Kriminalroman - Jonas Pickham - E-Book

Der Fall Gardener - Ein klassischer Kriminalroman E-Book

Jonas Pickham

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Beschreibung

In dem Chicagoer Kaufhaus Ellworths, in dem hochwertiger Schmuck an elitäre Kundschaft verkauft wird, verschwinden auf unerklärlicher Weise immer wieder Juwelen. Um die Frage zu klären, wer für die ständigen Diebstähle in seiner Filiale verantwortlich zu machen ist, beauftragt der Inhaber eine private Detektei, um der Sache auf den Grund zu gehen. Stuart Gardener ermittelt in diesem Fall und steht kurz vor dessen Auflösung, als er durch einen tragischen Unfall zu Tode kommt. Privatdetektiv Fred Mitchel, Freund und Partner von Gardener kann es nicht recht glauben, dass es sich dabei nur um ein Unglück handelt und ermittelt weiter für den Besitzer des Kaufhauses, denn er ist sich sicher, dass sein Partner vorsätzlich ums Leben kam.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Ähnliche


 

 

 

 

Jonas Pickham

 

 

Der Fall Gardener

 

 

 

 

 

 

Ein klassischer Kriminalroman 

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

 

Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv 

Cover: © by Claudia Westphal mit einem eigenen Motiv von edeebee (KI), 2025

Korrektorat: Ilka Richter

 

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang

[email protected]

www.baerenklauexklusiv.de

 

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

 

Alle Rechte vorbehalten

 

Das Copyright auf den Text oder andere Medien und Illustrationen und Bilder erlaubt es KIs/AIs und allen damit in Verbindung stehenden Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren oder damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung erstellen, zeitlich und räumlich unbegrenzt nicht, diesen Text oder auch nur Teile davon als Vorlage zu nutzen, und damit auch nicht allen Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs nutzen, diesen Text oder Teile daraus für ihre Texte zu verwenden, um daraus neue, eigene Texte im Stil des ursprünglichen Autors oder ähnlich zu generieren. Es haften alle Firmen und menschlichen Personen, die mit dieser menschlichen Roman-Vorlage einen neuen Text über eine KI/AI in der Art des ursprünglichen Autors erzeugen, sowie alle Firmen, menschlichen Personen , welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren um damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung zu erstellen; das Copyright für diesen Impressumstext sowie artverwandte Abwandlungen davon liegt zeitlich und räumlich unbegrenzt bei Bärenklau Exklusiv. Hiermit untersagen wir ausdrücklich die Nutzung unserer Texte nach §44b Urheberrechtsgesetz Absatz 2 Satz 1 und behalten uns dieses Recht selbst vor. 13.07.2023. 

 

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

Der Fall Gardener 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

8. Kapitel 

9. Kapitel 

10. Kapitel 

11. Kapitel 

12. Kapitel 

13. Kapitel 

14. Kapitel 

15. Kapitel 

16. Kapitel 

17. Kapitel 

Weitere klassische Kriminal-Romane von Jonas Pickham sind erhältlich oder befinden sich in Vorbereitung 

 

Das Buch

 

 

In dem Chicagoer Kaufhaus Ellworths, in dem hochwertiger Schmuck an elitäre Kundschaft verkauft wird, verschwinden auf unerklärlicher Weise immer wieder Juwelen. Um die Frage zu klären, wer für die ständigen Diebstähle in seiner Filiale verantwortlich zu machen ist, beauftragt der Inhaber eine private Detektei, um der Sache auf den Grund zu gehen. Stuart Gardener ermittelt in diesem Fall und steht kurz vor dessen Auflösung, als er durch einen tragischen Unfall zu Tode kommt. Privatdetektiv Fred Mitchel, Freund und Partner von Gardener kann es nicht recht glauben, dass es sich dabei nur um ein Unglück handelt und ermittelt weiter für den Besitzer des Kaufhauses, denn er ist sich sicher, dass sein Partner vorsätzlich ums Leben kam.

 

 

***

Der Fall Gardener

 

Ein klassischer Kriminalroman von Jonas Pickham

 

1. Kapitel

 

Es war das übliche polizeiliche Foto und zeigte in außerordentlicher Klarheit und Schärfe und mit allen grauenhaften Details so etwas Ähnliches wie ein deformiertes Kleiderbündel, das in einer dunklen Blutlache lag. Erst nach genauer Betrachtung konnte man erkennen, dass in diesen Kleidern die Überreste eines Mannes steckten, der aus großer Höhe herabgestürzt sein musste.

Angeekelt warf Fred Mitchel das Bild auf den Tisch, verließ hastig das Zimmer und lief mit zusammengebissenen Zähnen eine Weile draußen auf dem langen Gang herum. Würde er jemals dieses Foto vergessen können? Würde jemals dieser brennende Schmerz vorübergehen, der ihn zugleich in eine derart rasende Wut versetzte, dass er sich selbst nicht mehr kannte?

Er kehrte in das Büro zurück und fragte den Angestellten nach Einzelheiten.

Man gab ihm die üblichen trivialen Erklärungen mit der üblichen Routine, mit der die Polizei einen tödlichen Unfall beschreibt.

»Nehmen Sie es nicht so schwer, Mitchel«, schloss der Mitarbeiter. »Schicksal!«

»Entstellung der Tatsachen!«, bellte Mitchel ärgerlich. »Lassen Sie mich mit Leutnant Craig reden!«

»Der Chef ist nicht da.«

»Wer kennt sonst noch die Einzelheiten?«

»Sie können mit Matson sprechen.« Der Mann öffnete die Tür zum Nebenzimmer und ließ Mitchel eintreten.

Craigs Assistent saß an seinem kleinen Tisch und hob leicht die Hand zum Gruß. Er war ein netter, liebenswürdiger junger Sergeant, aber nicht allzu pfiffig.

»Ich weiß, die Sache Gardener«, sagte er auf Mitchels Frage. »Der Chef hält es für einen einfachen Unglücksfall. Und der Chef ist nicht sehr voreilig mit seinem Urteil. Er denkt nach, und das braucht seine Zeit. Er hat alle die Leute verhört, die bei Ellworths an dieser verdammten Party auf dem Dachgarten teilgenommen haben, und er hat nichts Verdächtiges gefunden. Sie sind alle unschuldig an Gardeners Sturz.«

»Craig sagt das«, meinte Mitchel. »Und was sagen Sie?«

Matson zuckte die Achseln. »Ich denke dasselbe wie der Chef«, sagte er behutsam.

»Craig ist ein …« Mitchel verschluckte noch rechtzeitig das Wort, um es nicht zu einem offenen Krach kommen zu lassen. »Stuart Gardener hat nie in seinem Leben so viel getrunken, um so voll zu sein, dass er vom Dach fällt. Und er ist nicht der Mensch, der einen Selbstmord begeht.«

»Das kann man nie wissen«, meinte Matson.

»Ich weiß das. Und ich weiß auch, dass da etwas stinkt bei Ellworths.«

»Sie glauben, Gardener wurde ermordet?«

»Ich glaube, dass jemand ihn vom Dach hinabgestoßen hat.«

»Weshalb sollte man das?«

»Weil er zu viel wusste.«

Der freundliche Sergeant schüttelte weise sein Haupt, eine Geste, die Mitchel noch wütender machte. Diese City Cops waren über Gardeners Tod hinweggegangen wie über ein alltägliches Ereignis und würden natürlich alle Argumente, die gegen einen Unfall sprachen, stur beiseiteschieben.

Mitchel beugte sich über den Tisch und betrachtete Matson mit zornigen Blicken.

»Stuart Gardener war einer der gewandtesten Privatdetektive im ganzen Land«, sagte er und trommelte dabei nervös auf die Tischplatte. »Ellworth hatte ihn hierhergeschickt, um die Frage zu klären, wer für die ständigen Diebstähle in seiner Filiale hier verantwortlich zu machen ist, und ich sehe die Sache so, dass Gardener die Antwort darauf bereit hatte.«

»Und deshalb stieß ihn also jemand vom Dachgarten, meinen Sie?« Matson sah sein Gegenüber an mit Augen, die deutlich seine Belustigung zeigten. »Ungefähr zweihundert Angestellte arbeiten hier bei Ellworths, und Sie glauben, Gardener war so schlau, den einen, der für die Diebstähle in Frage kommt, herauszufinden? Warum hat er Ihnen den Schuldigen nicht genannt?«

»Er hatte keine Gelegenheit mehr dazu.«

»Und der Schuldige stieß ihn vom Dach hinunter?«

»Ich freue mich, dass Sie es endlich begreifen, Matson.«

Matson lachte laut heraus.

»Auf was warten Sie dann noch, Mitchel? Gehen Sie hin zu Ellworths und finden Sie den Schuldigen.«

»Darauf können Sie sich verlassen«, erwiderte Mitchel, machte kehrt, verließ das Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu.

Ellworths Kaufhaus (Gold- und Silberwaren, Juwelen, Bijouterien) war eine Filiale des New Yorker Stammhauses und bestand in Chicago aus einem sechzehn Stockwerke hohen Gebäude auf dem Michigan Boulevard, den man nach der Fifth Avenue die teuerste Straße der Welt nennt.

Zwei Tage nach seiner Ankunft in Chicago, wohin Ellworth persönlich ihn geschickt hatte, um die Arbeit seines besten Freundes und Partners Gardener fortzusetzen, hatte Mitchel sich eine Liste der wichtigsten Angestellten, an deren Spitze der Chef-Manager Bruce Helder stand, zusammengestellt. Außerdem war sein Kopf voll von Plänen, Ideen und Theorien.

Zwei Aufgaben lagen vor ihm: erstens musste der Juwelenräuber gefunden werden und zweitens wollte er den Tod seines Freundes und Partners aufklären. Aber sehr wahrscheinlich würde die Lösung der einen Aufgabe auch die der anderen mit sich bringen.

In seinem letzten Brief hatte Gardener geschrieben, dass er einige Spuren außerhalb des Hauses Ellworths verfolge, von der die eine seltsamerweise zu Ellworths zurückführe und zu einem Mann namens Charles Medina.

Medina war der Juweleneinkäufer gewesen und seit einigen Wochen verschwunden, niemand wusste, wohin. Man sagte, er wäre wegen Krankheit längere Zeit auf Urlaub gegangen und hatte inzwischen einen Ersatzmann eingestellt. Er stellte ein sehr verdrießliches Element in dem Fall dar, denn er musste gefunden werden, und das brauchte sicher viel Zeit und Arbeit.

Unter anderem hatte Gardener noch folgendes geschrieben:

»… und die ganze Reklameabteilung scheint mir eine Brutstätte von Lügen und Intrigen zu sein. Ich wünschte nur, Du könntest die Burschen einmal sehen. Eine Ausnahme ist allerdings dabei, und das ist Lilian, Lilian Graft, und ich glaube, sie würde auch Dir gefallen. Sie ist eine kultivierte junge Lady, die genau das liebt, was ich liebe …« 

Diese beiden Namen waren die einzigen Anhaltspunkte, die Gardener seinen Partner als Erbe hinterlassen hatte, und deshalb beschloss Mitchel, sich zunächst einmal mit Lilian Graft zu beschäftigen. Er hatte sie eingeladen, einen Abend mit ihm zu verbringen, und sofort ihre Zusage erhalten.

Lilian war sozusagen die Königin des Propagandabüros, eine Position, zu der sie es dank ihrer äußeren, aufreizenden Vorzüge sehr schnell gebracht hatte. Sie verfasste Reklametexte, schrieb Zeitungsartikel und arrangierte Inserate, und ihr Gehalt war dementsprechend oder schien es zu sein. Denn alles, was sie an sich trug, war gut und teuer und zeugte von einem auserlesenen Geschmack. Ein Filmstar konnte kaum weniger aufsehenerregend wirken als sie.

»Gehen wir erst mal zu Snyders«, schlug sie vor, während sie die Adams Street hinunterfuhren. »Ist so wonnig intim dort.«

›Wonnig intim‹ bedeutete bei ihr mit einer Boheme-Atmosphäre geladen, teure Preise, moderne Ausstattung, tadellose Kellner, beliebter Aufenthalt für Snobs – mit einem Wort: Luxus.

Die Augen der Männer wurden größer, als sie an Mitchels Arm das Lokal betrat, aber er konnte es ihnen nicht verargen. Ihr Haar war so rot, dass es einen Stier verrückt gemacht hätte, und das Kleid bedeckte ihren Körper wie eine glitzernde Schlangenhaut.

Ihre Unterhaltung beschränkte sich auf nebensächliche Dinge, während Lilian einen Aquavit nach dem anderen schlürfte und zwischendurch dunkelbraunes Ale trank. Mitchel fand die Kombination nicht schlecht, die ein derartiges Feuer in ihm erzeugte, dass er allmählich tatsächlich in eine ›wonnig intime‹ Laune geriet. Sie wechselten das Lokal, indem sie ein paar Schritte weiter gingen, und zwar zu ›Duponts‹, einem niedrigen französischen Bistro mit hohen Preisen. Sie nahmen ihr Dinner, aßen ein Hors d’Oeuvre, eine Consommé, ein Gigot d’Agneau, eine Tarte au Fromage und eine Mousse Chocolat, ein Dessert, das Lilian girren ließ wie eine Taube. Dazu tranken sie kalifornischen Rotwein, und als Mitchel zahlte, fand er, dass von der Hundertdollarnote, die er vorhin gewechselt hatte, nur noch knapp die Hälfte vorhanden waren. Aber er bereute es nicht und war entschlossen, auch noch den Rest draufgehen zu lassen, wenn es nötig erschien, denn er vergaß keinen Augenblick den eigentlichen Zweck dieses Abends in Gesellschaft Lilians.

Sie fuhren westwärts und kamen zum Jackson Boulevard, wo ein Tanz-Varieté, dessen Fassade in rotem Neonlicht erstrahlte, eine magische Anziehungskraft auf Lilian auszuüben schien. Sie fanden draußen einen Parkplatz und drinnen einen kleinen Tisch in einer dunklen Ecke. Sie tranken Scotch, und Lilian amüsierte sich großartig. Ein karibisches Tanzpaar wirbelte in seinem heimischen Rhythmus über die Bühne und sang sündige Lieder dazu. Lilians Knie näherten sich denen Mitchels.

»Noch einen Scotch, Lilian?«, fragte er.

»Glauben Sie nicht, dass ich genug habe?«, fragte sie zurück.

»Es steht Ihnen so gut«, meinte er.

»Ich glaube, Sie wollen mich betrunken machen, wie?« Sie hatte ein herausforderndes Lachen an sich, und wenn sie kicherte, glänzten ihre Augen. Heimliche, verborgene Lichter standen darin, weiche, warme Schlafzimmerlichter. »Wollen Sie mich wirklich betrunken machen, Freddy?«

Er packte ihren Arm. »Ich kann nicht lügen«, lächelte er. »Aber … trinken wir noch einen?«

»Sie verdrehen mir den Arm, Freddy«, stöhnte sie lachend.

Sie tranken weiter, und nach einer kleinen Weile stand sie auf, um mit ihm zu tanzen. Er führte sie zu einem Rumba und fühlte jede Linie ihres Körpers, während sie sich an ihn presste. Ein starkes Parfüm ging von ihr aus, ein teurer Wohlgeruch, der zugleich quälte und verführte.

Er sah auf ihr Gesicht hinab mit den eigenwilligen Zügen um den lockenden Mund und den geschlossenen Augen, und er fragte sich, wohin ihre Wandlungsfähigkeit und ihr lebhafter Geist sie jetzt wohl führen würden. Es war bereits ein Uhr vorbei und Zeit, diesen Platz zu verlassen und auf den Hafen loszusteuern, den er sich zum Ziel gesetzt hatte.

»Genug jetzt?«, fragte sie, während sie zu ihrem Tisch zurückkehrten.

»Ich könnte einen Kaffee gebrauchen«, meinte er.

»Aber nicht hier«, erwiderte sie. »Um Gottes willen nicht. Der Kaffee hier ist eine Mischung von Asche und Dünger.« Sie ergriff seine Hand. »Wissen Sie, was Sie hier halten? Die Hand der besten Kaffeekocherin von Chicago. Wollen Sie einen Espresso?«

»Wenn er schwarz ist, trinke ich ihn.«

»Noch schwärzer«, sagte sie, erhob sich und schritt voraus in den Vorraum, von wo aus sie in der Damengarderobe verschwand.

Mitchel setzte sich und überdachte seinen Erfolg. Er war zufrieden, aber er wusste auch, dass ihm das Schwerste noch bevorstand, und er fühlte sich wie ein Mann, der im Begriff ist, sich in ein gefährliches Abenteuer zu stürzen und vielleicht seine Widerstandskraft dabei überschätzt. Denn Lilian besaß alles das, was einem Mann zum Unterliegen bringen musste, und wenn sie es nachher ins Treffen führte, sah er voraus, wie schwierig die Situation für ihn werden konnte.

Überall in den Ecken und an den Wänden saßen gut angezogene Männer und warteten wie er auf ihre Frauen, die sich draußen puderten und ihre Lippen nachzogen. Die Männer standen alle auf der gleichen gesellschaftlichen Stufe: Junge Männer mit Geld in der Tasche, die ihre Abende als Gäste derartiger Vergnügungslokale verbrachten, um ihre Mädels zu unterhalten.

Mitchel fragte sich, ob auch Stuart Gardener schon einmal mit Lilian hier gewesen sein mochte.

Stuart Gardener! Die Erinnerung an seinen toten Partner schnürte ihm wieder die Kehle zusammen. Hatte Stuart sich wirklich ernsthaft um diese Lilian Graft beworben? Sicher war sie die begehrenswerteste von allen anderen Frauen bei Ellworths, aber sie war auch die teuerste, und einige Nächte wie diese würden auch für Stuarts Geldbeutel ein bisschen zu viel gewesen sein und sein Spesenkonto gewaltig überschritten haben. Wenn Stuart sich also tatsächlich an ihre Fersen geheftet hatte, musste es deshalb gewesen sein, weil ein bestimmter Grund dafür vorlag, der nichts mit Liebe zu tun hatte. Und diesen Grund wollte Mitchel herausfinden, und deshalb fiel es ihm etwas schwer, ihr das strahlende Lächeln eines alkoholbeschwingten Liebhabers zu zeigen, als sie endlich wieder erschien.

Er fuhr schnell und zügig, nahm mit knirschenden Pneus die Straßenecken und gelangte ohne Zwischenfall in den Südteil der Stadt, wo sie in einem Apartmenthouse in der Cottage Grove Avenue ihre Wohnung hatte.

Es war ein hochmodernes Haus, das den Besucher in einer Halle empfing, die mit ihren Möbeln und ihrem Kamin einem großzügigen Wohnraum glich. Am Kamin saß ein Gentleman, den Mitchel kannte.

»Du lieber Himmel!«, rief Lilian überrascht. »Sam Palmerston!«

»Die Welt ist klein«, meinte Mitchel.

»Und voll von kleinen Leuten«, lächelte Palmerston, und sein Ton war ziemlich verächtlich dabei. Er war ein großer, schwerer Bursche, und in seinem fleischigen Gesicht stand die Arroganz des Emporkömmlings, aber zugleich auch eine gewisse Verdrießlichkeit. Brüsk wandte er sich von Mitchel ab und versuchte, Lilian mit seinen Blicken zu durchbohren.

»Kann ich mit Ihnen sprechen, Teuerste?«, fragte er.

»Sicher. Was gibt’s?«

»Ich möchte allein mit Ihnen reden.«

»Seien Sie nicht so dramatisch, Sammy! Das steht Ihnen ganz und gar nicht«, erwiderte sie mit einer Schärfe im Ton, die jedoch nicht ganz echt war.

»Es handelt sich um eine geschäftliche Angelegenheit«, sagte er ernst.

»Jetzt mitten in der Nacht?« Sie lachte laut heraus. »Erzählen Sie mir nicht, dass Sie nur deshalb hier gewartet haben.«

Sein Gesicht wurde hart und finster, während er sie am Arm packte.

»Es ist sehr wichtig, Darling«, sagte er gepresst. »Der Inseratentext für morgen.«

»Aua, mein Arm!«, rief sie und machte sich steif unter dem Schmerz, den seine große Hand ihr bereitete. »Sie tun mir weh! «

»Möglich, dass Sie erst mal wieder nüchtern werden müssen, wie?«, sagte er grimmig.

»Möglich, dass Sie erst mal eine hinter die Ohren haben müssen, nicht?«, mischte Mitchel sich ein. Er war zwar kleiner als Palmerston, aber dessen freche Arroganz brachte ihn hoch. Selbst als Reklamechef bei Ellworths durfte er sich hier nicht derart aufführen und außerdem wirkte er hier als Spielverderber. Mitchel hatte schon zu viel Geld investiert und dachte nicht daran, sich noch im letzten Moment durch diesen dicken Burschen in seinen Absichten stören zu lassen. Es war wichtig, Lilians Wohnung kennenzulernen, und zwar bevor sie wieder nüchtern wurde.

Palmerston schenkte ihm nur einen kurzen Blick voller Verachtung, ohne Lilians Arm loszulassen, und in diesem Augenblick sah Mitchel rot.

Er trat heran und knallte blitzschnell seine Hand in das Gesicht des Dicken, dessen Hut davonflog und in eine Ecke rollte, und in dessen Augen plötzlich nichts weiter stand als ein maßloses Staunen. Aber dann verwandelte sich sein Gesicht und wurde drohend.

Lilian trat zwischen die beiden.

»Lassen Sie mich mit ihm reden, Fred«, bat sie, »und warten Sie drüben am Aufzug solange auf mich.«

»Ich kann es nicht sehen, wenn Ladies in dieser Form belästigt werden«, brummte Mitchel. »Möglich, dass er vielleicht noch eine kleine Massage braucht.«

»Bitte!«, sagte Lilian, während ihre Augen Mitchel um Verständnis anflehten. »Wir wollen hier doch kein blutiges Massaker veranstalten.«

Mitchel zog sich zurück, während Palmerston mit der Hand über seine misshandelte Wange fuhr. Sein sonst sonnverbranntes Gesicht zeigte jetzt die glanzlose Farbe einer kalten Erbsensuppe, und seine Augen waren nur noch ein paar schmale Schlitze. Zweifellos hinderte ihn nur Lilians Gegenwart daran, sich sofort auf seinen Gegner zu stürzen. Langsam ging er auf seinen Hut zu, hob ihn auf, fuhr ein paarmal mit dem Jackenärmel darüber und stülpte ihn mit einer schroffen Bewegung auf den Kopf.

Lilian folgte ihm, spielte mit den Händen an seinen Jackenaufschlägen und schoss einen Schwall von geflüsterten Worten auf ihn ab. Und ganz offensichtlich gelang es ihr sehr schnell, ihn zu beruhigen. In kurzer Zeit schien er unter dem Druck ihrer Persönlichkeit zu zerschmelzen wie Butter in der Pfanne und zu schrumpfen wie ein Stück Fleisch, das gekocht wird.

Gleich darauf ging er mit schnellen Schritten der Ausgangstür zu und trat hinaus in die Nacht.

---ENDE DER LESEPROBE---