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Der amerikanische Kommissar Oliver Wemburry begegnet in den Straßen Londons durch Zufall die noch recht junge Isabel Warford, die auf dem Weg zum Rechtsanwalt ist, um dort über die finanziellen Außenstände ihres vor Kurzem verstorbenen Vaters zu sprechen. Wemburry, der in London im Fall von Geldfälschung ermittelt, findet Gefallen an Isabel und folgt ihr. Dabei wird er Zeuge eines Raubüberfalls, wobei ihn der Dieb unsanft zu Boden reißt. Der junge Kommissar ahnt da noch nicht, dass sich die Wege mit Isabel nochmals kreuzen werden und der einfache Diebstahl einer Brieftasche indirekt mit seinem Fall zu tun haben.
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Jonas Pickham
London –
Die Rote Dora
Ein Fall für Scotland Yard
Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv
Cover: © by Steve Mayer mit einem eigenen Motiv von edeebee, 2025
Korrektorat: Ilka Richter
Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang
www.baerenklauexklusiv.de
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Inhaltsverzeichnis
Impressum
Das Buch
London – Die Rote Dora
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
Weitere klassische Kriminal-Romane von Jonas Pickham sind erhältlich oder befinden sich in Vorbereitung
Der amerikanische Kommissar Oliver Wemburry begegnet in den Straßen Londons durch Zufall die noch recht junge Isabel Warford, die auf dem Weg zum Rechtsanwalt ist, um dort über die finanziellen Außenstände ihres vor Kurzem verstorbenen Vaters zu sprechen. Wemburry, der in London im Fall von Geldfälschung ermittelt, findet Gefallen an Isabel und folgt ihr. Dabei wird er Zeuge eines Raubüberfalls, wobei ihn der Dieb unsanft zu Boden reißt. Der junge Kommissar ahnt da noch nicht, dass sich die Wege mit Isabel nochmals kreuzen werden und der einfache Diebstahl einer Brieftasche indirekt mit seinem Fall zu tun haben.
***
Ein Fall für Scotland Yard
von Jonas Pickham
Oliver Wemburry schnippte ein Staubkörnchen vom Ärmel seines tadellosen, hellgrauen Anzugs und befestigte mit fast liebevoller Sorgsamkeit eine Margerite im Knopfloch seines Aufschlages, die er sich soeben erstanden hatte. Langsam streifte er dann die weißen Handschuhe über und schlenderte die Straße in Richtung zum Strand hinunter.
Oliver Wemburry war mit sich und der Welt durchaus zufrieden. Er hatte in einem guten Lokal geluncht, nach Tagen dichten Nebels schien heute zum ersten Mal wieder die Sonne, und die Luft schmeckte nach Frühling und knospenden Blüten. Vielleicht wurde der Blick Wemburrys auch gerade deshalb auf die schlanke Figur eines Mädchens aufmerksam, das wenige Schritte vor ihm ging. Aber es hätte dazu nicht gerade Frühling sein müssen und Oliver Wemburry erst achtundzwanzig Jahre zu zählen brauchen. Auch so zog die biegsame Gestalt in dem knappsitzenden Kostüm und dem blonden Haar unter dem schrägen Filzhütchen manchen mehr oder weniger sprechenden Blick auf sich, der jedoch an der kühlen Reserviertheit der jungen Dame wirkungslos abprallte.
In Wahrheit war diese äußerliche Kühle jedoch nur eine Maske, hinter der Isabel Warford ihre innere Erregung verbarg.
Noch bis heute Morgen erschien ihr das Leben, wenn auch nicht gerade rosig, so doch immerhin erträglich.
Das änderte sich gründlich, als ihr der Postbote einen Brief mit dem Absender eines Rechtsanwalts brachte.
Vor etwa einem Vierteljahr war Isabels Vater, der Colonel a. D. James Warford, gestorben. Ein gewiss trauriges Ereignis. Doch wenn man bedenkt, dass Colonel Warford den größten Teil seines Lebens in Indien zubrachte, seine Familie jedoch in England lebte, und der Colonel erst nach seiner Versetzung in den Ruhestand vor zwei Jahren nach London zurückkehrte, gerade zu dem Zeitpunkt, als Isabel aus dem Pensionat entlassen wurde, wo sie die Jahre nach dem Tode ihrer Mutter verbracht hatte, so kann man verstehen, dass die Familienbande reichlich lose waren.
Vollends dann wird man es begreifen, wenn man noch erfährt, dass Colonel Warford die Jahre der Abgeschiedenheit von Europa nachzuholen gedachte und seine Tage und die meisten Nächte in Klubs, Bars und ähnlichen Stätten der Vergnügungsindustrie zubrachte, wobei ihn zu begleiten Isabel grundsätzlich abgelehnt hatte.
Trotzdem war die Trauer Isabels bei dem plötzlichen Tode ihres Vaters wahr und echt gewesen. Denn mit ihm ging der Einzige, zu dem sie Vertrauen haben durfte.
Tante Milly?
Isabel hob unbewusst die Schultern. Trotz ihrer sechzig Jahre war die alte Dame haltloser als ein junges Mädchen. Zu ihr durfte sich Isabel nicht mit ihren Sorgen flüchten. Tante Milly hätte höchstens gejammert und geweint und das Schicksal angeklagt und dann in ihren verschiedenen Kaffeegesellschaften Trost und mitfühlende Seelen gesucht, denen sie ihr Leid anvertrauen konnte. Und das musste auf jeden Fall vermieden werden.
»Vorsicht, Miss!«
Isabel fühlte plötzlich eine Hand auf ihrem Arm und wurde etwas heftig zurückgezogen, so dass sie erschreckt gegen die Schulter eines jungen Mannes taumelte.
Im gleichen Augenblick brauste ein Auto dicht an ihr vorüber. In ihren trüben Gedanken hatte Isabel nicht auf den Verkehr geachtet, als sie die Straße überqueren wollte.
»Es wäre schade, wenn man die Statistik um einen Verkehrsunfall bereichern würde.«
Isabel sah ein hübsches Gesicht dicht neben sich, aus dem sie schneeweiße Zähne unter einem schwarzen Schnurrbärtchen anlachten.
Mit einer lässigen Bewegung lüftete Oliver Wemburry seinen Hut.
»Darf ich Sie sicher durch den Dschungel des Verkehrs geleiten, Miss?«, bot er zuvorkommend seine Hilfe an.
Jetzt erst wich die augenblickliche Benommenheit von Isabel. Die Maske der kühlen Reserviertheit glitt wieder über ihr Gesicht.
»Ich danke Ihnen, mein Herr! Bitte, bemühen Sie sich nicht weiter. Ich finde den Weg allein.«
Mit einem etwas resignierten Achselzucken setzte Wemburry seinen Hut wieder auf und sah dem Mädchen nach. Die deutliche Kühle im Tonfall der jungen Dame hinderte ihn jedoch nicht daran, trotzdem den gleichen Weg zu wählen.
Isabel nahm sich jetzt mehr zusammen und achtete auf ihre Umgebung.
Nach knapp zehn Minuten stand sie vor einem Gebäude, dessen überreiche Schildertafel es als Bürohaus charakterisierte. Isabel nahm sich nicht die Zeit, aus dem Wust der Firmenanzeigen die richtige Adresse herauszusuchen.
»Wohnt hier Mister Antony Milton, Rechtsanwalt?«, erkundigte sie sich bei dem Mann in der Portierloge.
»Dritter Stock, vierte Tür links«, kam die etwas mürrische Auskunft.
»Danke!«
Isabel schlüpfte in den Fahrstuhl. Als sie die Tür hinter sich zuzog, sah sie vor dem Eingang den jungen Mann stehen, der sie kurz vorher vor einem Unfall bewahrt hatte. Ein wenig energischer als notwendig drückte Isabel auf den Knopf, der den Fahrstuhl in Bewegung setzte.
Oliver Wemburry studierte indessen sorgfältig die Skala der Firmentafeln, eine Arbeit, die ihm dann aber bald als aussichtslos erschien. Wie vorhin Isabel, so trat auch er jetzt zu der Portiersloge.
»Vor wenigen Minuten ist eine junge Dame hier hineingegangen. Können Sie mir sagen, ob sie zum Hause gehört, oder wen sie besucht?«
Der Portier sah mürrisch auf den jungen Mann. Doch wurde sein Blick wesentlich milder, als er ein blitzendes Schillingstück bemerkte, das Wemburry auf seiner Hand voltigieren ließ. Mit einer raschen Bewegung, die irgendwie gekonnt war, unterbrach er das glitzernde Spiel und ließ das Geldstück verschwinden.
»Die Dame ist mir unbekannt«, gab er dann Auskunft. »War jedenfalls noch nie hier. Sie wollte zu Rechtsanwalt Milton, dritter Stock, vierte Tür links.«
»Danke! Gerade das wollte ich wissen.«
Wemburry tippte lässig an seinen Hut und wandte sich wieder zur Straße.
Fast wäre er im Ausgang gegen einen älteren, hochgewachsenen Herrn gestoßen, der auf ihn gewartet zu haben schien. Irgendwie musste diese Begegnung Wemburry unangenehm sein. Denn nach einem kurzen Gruß wollte er an dem Herrn vorbei.
»Hallo, Wemburry!« Chefinspektor Percy Hunter von Scotland Yard verfügte außer sonstigen Fähigkeiten auch über eine kräftige Stimme, deren Klang allein schon manchen schweren Jungen erschauern ließ.
Er stellte sich Wemburry breitbeinig in den Weg.
»Wieder einmal im Lande?« Notgedrungen musste Wemburry stehenbleiben.
»Wie Sie sehen, Mister Hunter«, erwiderte er kühl. »Und damit Sie es ganz genau wissen«, fügte er nach kurzem Zögern hinzu, »seit gestern Nachmittag vier Uhr. Ich habe mir die Uhrzeit genau gemerkt, weil ich schon dachte, dass die hohe Polizei mich einmal danach fragen würde. Ich wohne übrigens im Ritz.«
»Donnerwetter!«, staunte Hunter. »Sie scheinen es ja massig zu haben. Mal wieder ’nen guten Fischzug gemacht, he?«, grinste er dann, wobei zwei Reihen gelber Raucherzähne sichtbar wurden.
»Bedaure! Über Berufsangelegenheiten pflege ich mit Fremden grundsätzlich nicht zu sprechen.« Wemburry hob reserviert die Schultern.
»Berufsangelegenheiten?« Hunter feixte unverschämt. »Eine recht frische und appetitliche Angelegenheit, die vorhin dort verschwand.« Er machte eine Daumenbewegung zum Eingang hin. »Oder wollten Sie etwa dem alten Fuchs Milton einen Besuch abstatten?«, forschte er lauernd. »An Klienten, wie Sie es sind, wird er seine Freude haben.«
»Ich glaube, dass ich zurzeit nicht gezwungen bin, Ihnen Rede und Antwort zu stehen, Sir.«
Mit einer vollendeten Bewegung zog Wemburry seinen Hut und ließ den Detektiv stehen.
Doch sollte er bereits nach wenigen Minuten wieder mit ihm zusammenstoßen.
Kurz vor der nächsten Straßenecke wurde Oliver Wemburry von einem der zweistöckigen Busse überholt, die zum charakteristischen Straßenbild Londons gehören. Um schneller vorwärts zu kommen, ging Wemburry hart am Rande der Fahrbahn. In dem Augenblick, als der hintere Eingang des Omnibusses mit ihm auf einer Höhe war, sprang plötzlich ein Mann von dem in rasender Fahrt befindlichen Gefährt.
Gleichzeitig erscholl der Ruf: »Haltet den Dieb! Haltet den Dieb!«
Wemburry sah gerade zur Seite, als ihn ein heftiger Stoß in die Hüfte traf, wodurch er zu Boden stürzte. Über ihn fiel der Mann, der aus dem fahrenden Bus gesprungen war.
Die Überrumpelung kam so plötzlich und überraschend, dass Wemburry gar nicht zu reagieren vermochte. Er sah ein blasses Gesicht mit einem paar flackernden Augen und fühlte dann eine Hand an seinem Körper. Doch ehe er zugriff, stand der Mann schon wieder auf den Beinen.
»Holla, hiergeblieben, Bürschchen!« Die muskulöse Gestalt eines Konstablers fasste den Arm des Mannes und schnitt ihm den Fluchtweg ab.
Der laute Ruf aus dem Bus und sein Sturz hatten das Schicksal des Taschendiebes besiegelt.
Im Nu bildete sich ein Kreis von Zuschauern um die Gruppe.
Wemburry sprang auf und säuberte sich flüchtig. Die weißen Handschuhe zeigten schmutzige Flecken, und von der Margerite im Knopfloch war nur noch, ein trauriger Stängel übriggeblieben.
»Nanu, Wemburry?« Chefinspektor Hunter drängte sich grinsend durch die Zuschauer. »Die Liegewiesen an der Themse sind weiter draußen.«
Der Konstabler erkannte seinen Vorgesetzten und salutierte stramm.
»Der Mann hier sprang eben aus einem fahrenden Bus, Sir, und stieß dabei diesen Herrn um«, meldete er. »Anscheinend liegt Diebstahl vor. Denn …«
»Weiß schon, weiß schon«, winkte Hunter ab. »Habe es selbst gesehen und gehört. Dort kommt schon das Opfer.« Er zeigte auf einen beleibten Herrn, der sich aufgeregt schnaufend durch den Kreis der Zuschauer drängte.
»Nun? Was sagen Sie jetzt, Wemburry?«, drehte sich der Chefinspektor nach dem jungen Mann um.
Doch der Angeredete war bereits verschwunden. Nur der Stängel einer Margerite zeigte den Platz, wo er gestanden hatte. Die Blüte hatte ein eiliger Fuß zertreten.
Der Chefinspektor würgte einen Fluch hinunter.
»Gehen Sie zur Wache, und nehmen Sie ein Protokoll auf«, befahl er unwirsch dem Konstabler. »Ich komme gleich nach.«
Inzwischen fuhr ein Taxi Oliver Wemburry bereits zum Hotel.
Als er sich in seinem Zimmer gewaschen und umgezogen hatte, zog er aus der Tasche seines abgelegten Anzugs eine Brieftasche. Er setzte sich in einen Sessel und untersuchte sie. In einem Seitenfach steckten neben einigem Kleingeld etliche Pfundnoten und mehrere Dollarscheine in Hunderternoten.
Wemburry nahm jede, einzelnen Schein, rieb ihn zwischen den Fingern und hielt ihn dann gegen das Licht. Mit einem zufriedenen Lächeln schob er die Noten in seine Brusttasche.
Als Wemburry aus dem zweiten Fach der Brieftasche einen Reisepass herauszog, flatterte ihm ein Kärtchen entgegen und fiel zu Boden. Der junge Mann bückte sich und hob es auf. Es war ein schmaler, weißer Karton im Visitenkartenformat.
›12 Uhr. Goldene Spinne‹, stand in Maschinenschrift darauf. Anrede und Unterschrift fehlten.
Wemburry wendete die Karte spielerisch zwischen seinen Fingern und schob sie ebenfalls in seine Brusttasche. Jetzt erst öffnete er den Pass.
Er war für den amerikanischen Kaufmann Josua Peacer aus New York ausgestellt. Das Foto zeigte das volle Gesicht des gleichen, älteren Herrn, der kurz vorher aus einem Autobus einem flüchtigen Mann nachgeschrien und sich danach durch die Gruppe der Neugierigen um den festgenommenen Dieb gedrängt hatte.
Antony Milton zog sorgfältig die scharfen Bügelfalten seiner gestreiften Hose hoch, als er sich nach der Begrüßung seiner Besucherin wieder hinter seinen Schreibtisch setzte.
Milton war ein Mann von etwa fünfzig Jahren. Die betont seriöse Kleidung, die eine nicht vorhandene Biederkeit unterstreichen sollte, passte wenig zu seinem Äußeren. Auf einem kleinen Körper mit einer etwas schiefen Schulter saß ein zu breiter Kopf mit verlebtem, hagerem Gesicht, kleinen, scharfen Augen und einer spitzen Hakennase. Auch eine goldgeränderte Brille konnte den unsympathischen Gesamteindruck nicht verwischen.
»Tja, das ist eine fatale Angelegenheit, Miss Warford.«
Milton musterte seine Besucherin abschätzend aus halbgeschlossenen Lidern.
»Ihr Vater hat ein wenig über seine Verhältnisse gelebt.«
»Aber, das kann ich mir gar nicht denken.« Isabel nestelte nervös an ihrer Handtasche. »Um – um wieviel handelt es sich denn?«, fragte sie dann zögernd. »In Ihrem Schreiben war die Summe nicht angegeben.«
»Einen Augenblick!«
Der Rechtsanwalt griff nach einem Aktendeckel und schlug ihn auf. »Es sind drei Wechsel zu je fünfhundert Pfund«, sagte er dann. »Zusammen also eintausendfünfhundert Pfund.«
»Mein Gott! Das ist ja nicht möglich! Eintausendfünfhundert Pfund!«, stammelte Isabel entsetzt. Das war mehr, als sie für die nächsten Jahre zum Leben hatte.
»Bitte! Überzeugen Sie sich selbst, Miss Warford!« Der Anwalt beugte sich über den Tisch und hielt ihr die Wechsel hin. »Ist das die Unterschrift Ihres Vaters oder nicht?« Sein knochiger Zeigefinger wies auf den Namenszug.
»Ja, gewiss, es stimmt«, stotterte Isabel, durch den scharfen Ton eingeschüchtert.
Sie kannte die charakteristische Unterschrift ihres Vaters zu genau, um sie nicht sofort zu erkennen.
»Na also!« Antony Milton lehnte sich mit einem befriedigten Lächeln in seinen Sessel zurück. »Sagte schon, der alte Herr scheint ein wenig flott gelebt zu haben.«
»Aber ich habe doch nichts davon gewusst«, versuchte Isabel, noch immer verschüchtert, einzuwenden.
»Wird wohl dem Herrn Papa nicht daran gelegen gewesen sein, die schon erwachsene Tochter in seine – hm – Abenteuer einzuweihen«, grinste Milton unverschämt.
»Ich möchte Sie bitten, Ihre Kritik für sich zu behalten, Mister Milton«, gewann Isabel ihre Sicherheit wieder.
»Wie Sie wünschen, Miss!«
Das bleiche Gesicht des Anwalts rötete sich ärgerlich, und ein wütender Blick aus den goldgeränderten Augengläsern quittierte die Zurechtweisung.
»Nachdem Sie die Echtheit der Unterschrift unter den Wechseln anerkannt haben«, fuhr er darin geschäftsmäßig kühl fort, »habe ich Sie zu fragen, ob Sie zu zahlen gewillt sind. Die Summe ist in zwei Tagen fällig.«
»Unmöglich!«, entfuhr es Isabel. »Wie soll ich in so kurzer Zeit eintausendfünfhundert Pfund beschaffen!«
Milton hob seine Hände mit einer etwas theatralischen Gebärde.
»Tja, dann tut es mir leid, Miss Warford. Wenn Sie nicht zahlen können, muss ich die Summe beim Gericht einklagen. Als Erbin haften Sie für die Verpflichtungen Ihres Vaters.«
»Und wenn ich nun um Zahlungsaufschub bitte? Soweit es mir bekannt ist, kann ein Wechsel verlängert werden.«
»Gewiss«, musste der Anwalt zugeben. »Doch hat mir mein Mandant hierfür keine Vollmachten erteilt.«
»Und wer ist Ihr Mandant?