Die Schlinge zieht sich langsam zu: Ein klassischer Kriminalroman - Jonas Pickham - E-Book

Die Schlinge zieht sich langsam zu: Ein klassischer Kriminalroman E-Book

Jonas Pickham

0,0
3,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Ein klassischer »Whodunid«-Krimi in bester Tradition.
Dave Nelson, Lektor für Kriminalromane, arbeitet seit drei Jahren beim Londoner »Henry-Gross-Verlag«. Eine Beförderung steht an und er ist sich mehr als sicher, seinen Kollegen und Kontrahenten Will Strayte dabei um Kopflängen zu schlagen. Doch weit gefehlt! Will Strayte bekommt den Zuschlag zum Cheflektor und Dave ist mehr als enttäuscht. Doch er lässt es sich nicht anmerken und nimmt es vor all seinen Kollegen wie ein Mann. Ein Tag später ist der neue Cheflektor bereits tot. Wer wollte Will nicht auf diesen Posten sehen?

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.


Ähnliche


 

 

 

Jonas Pickham

 

 

 

Die Schlinge zieht

sich langsam zu

 

 

 

Ein klassischer Kriminalroman 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

 

Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv 

Cover: © Steve Mayer mit Bärenklau Exklusiv, 2023 

Korrektorat: Ilka Richter

 

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang

 

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt. 

 

Alle Rechte vorbehalten

 

 Das Copyright auf den Text erlaubt es KIs/AIs und allen damit in Verbindung stehenden Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren oder damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung erstellen, zeitlich und räumlich unbegrenzt nicht, diesen Text oder auch nur Teile davon als Vorlage zu nutzen, und damit auch nicht allen Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs nutzen, diesen Text oder Teile daraus für ihre Texte zu verwenden, um daraus neue, eigene Texte im Stil des ursprünglichen Autors oder ähnlich zu generieren, es haften alle Firmen und menschlichen Personen, die mit dieser menschlichen Roman-Vorlage einen neuen Text über eine KI/AI in der Art des ursprünglichen Autors erzeugen, sowie alle Firmen, menschlichen Personen , welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren um damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung zu erstellen; das Copyright für diesen Impressumstext sowie artverwandte Abwandlungen davon liegt zeitlich und räumlich unbegrenzt bei Bärenklau Exklusiv, 13.07.2023. 

 

 

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

Die Schlinge zieht sich langsam zu 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel  

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

8. Kapitel 

9. Kapitel 

10. Kapitel 

Weitere klassische Kriminal-Romane von Jonas Pickham sind erhältlich oder befinden sich in Vorbereitung 

 

Das Buch

 

 

 

 

Ein klassischer »Whodunid«-Krimi in bester Tradition.

Dave Nelson, Lektor für Kriminalromane, arbeitet seit drei Jahren beim Londoner »Henry-Gross-Verlag«. Eine Beförderung steht an und er ist sich mehr als sicher, seinen Kollegen und Kontrahenten Will Strayte dabei um Kopflängen zu schlagen. Doch weit gefehlt! Will Strayte bekommt den Zuschlag zum Cheflektor und Dave ist mehr als enttäuscht. Doch er lässt es sich nicht anmerken und nimmt es vor all seinen Kollegen wie ein Mann. Ein Tag später ist der neue Cheflektor bereits tot. Wer wollte Will nicht auf diesen Posten sehen?

 

 

***

Die Schlinge zieht sich langsam zu

 

 

1. Kapitel

 

Jener Montagmorgen begann wie jeder andere Tag. Als ich mir den Hemdkragen zuknöpfte, fiel mir ein, dass dies ja kein Tag wie jeder andere war.

Rose rief mir irgendetwas zu. Ich band den Knoten meiner Krawatte noch sorgfältiger als sonst. Auf dem Tisch standen Eier und Speck für mich. Rose saß da und rauchte eine Zigarette. Das war ein schlechtes Zeichen um diese Tageszeit.

Ich goss mir Kaffee ein und fing an zu essen. Meine Gedanken waren bei den schönen Dingen, die mir dieser Montag bringen würde.

Rose puffte Rauch vor sich hin. »Du scheinst ja guter Laune zu sein!«

»Hast du denn vergessen, was uns der heutige Tag bringt? Beförderung, einen neuen Job, den aussichtsreichen Aufstieg und, last not least, ein fetteres Gehalt.«

»Du zählst wieder einmal deine Küken, ehe sie ausgebrütet sind.«

»Unsinn, das steht doch bombenfest. George Pacey hat es mir gesagt.«

»Will Strayte war gestern Abend auch nicht schlechter Laune.«

»Er hat sich in das Unvermeidliche gefügt.«

Roses Gesicht war in einen Rauchschleier gehüllt. »Warum hast du Will eigentlich gestern Abend eingeladen?«

»Das habe ich dir doch schon erklärt! Will Strayte und ich haben gemeinsam als verantwortliche Lektoren gearbeitet. Wenn ich nun aufsteige, dann wurmt ihn das natürlich. Er kann mir Knüppel zwischen die Beine werfen – oder er kann sein Teil dazutun, dass der Laden glatt läuft. Deshalb lud ich ihn zum Abendessen ein; ich möchte weiterhin gut mit ihm stehen. Obwohl dein Benehmen zu wünschen übrigließ.«

»Es wundert mich, dass du überhaupt Notiz von meinem Benehmen nimmst.«

»Um Gottes willen –!« Ich stand vom Tisch auf, holte Hut und Mantel aus dem Schlafzimmer und sagte von der Wohnungstür her Good-bye.

»Good-bye!«

Gerade als ich die Tür zuziehen wollte, blies sie einen vollendet schönen Rauchkringel in die Luft. Das konnte sie, wirklich! Ganz fabelhaft machte sie das. Aber Rauchkringelblasen allein ist keine gute Grundlage für eine gute Ehe …

 Es war ein schöner Frühlingsmorgen, und ich hatte mich rechtzeitig auf den Weg gemacht. Also beschloss ich, zu Fuß zum Büro zu gehen.

Ich dachte an unsere achtjährige Ehe, die so hoffnungslos verfahren schien. Wie war das eigentlich gekommen?

Keine Kinder – natürlich, das war der augenscheinliche Grund. Ich will gern zugeben, dass ich zuerst keine gewollt habe. Und später behauptete Rose, sie sei zu alt, aber das war lächerlich. Sie war jetzt erst zweiunddreißig. Also begann ich, nach anderen Gründen zu suchen.

Die Wahrheit, die Lösung lag auf der Hand: man heiratet ein Mädchen und findet fünf oder acht Jahre später, dass die Frau, die man hat, so gut wie nichts mehr mit dem Mädchen gemein hat, das man heiratete. Jetzt saß mir eine fremde Frau am Frühstückstisch gegenüber. Hohläugig und nervös; eine Frau, die eine Zigarette an der anderen ansteckte; die krampfhaft versuchte, in einer Rauchwolke die Angst zu verstecken, die sie vor den sogenannten mittleren Jahren hatte.

All right, sagte ich zu mir, dass war deine Aussage über Rose. Und wie steht’s mit dir, mein Junge? Wenn sie sich so gewandelt hat, dann musst auch du dich verändert haben! 

Vor einem Schaufenster blieb ich stehen und blickte in den Spiegel. Es war ein befriedigendes Ergebnis. Vielleicht neigte ich jetzt ein wenig zur Fülle, aber gab mir das nicht gerade ein gewichtigeres – nein stattlicheres, imponierenderes Aussehen? Ich habe ein gutgeschnittenes Gesicht und schönes Haar. Hatte ich sie etwa vernachlässigt? Ja, ganz gewiss hatte ich das! Ich beschloss, sie vom Büro aus anzurufen – wir würden sowieso heute Abend Grund zum Feiern haben.

Und damit dachte ich wieder an den Anlass zum Feiern und an Will Strayte. Vor drei Jahren hatte ich meinen Job als Kriminalreporter aufgegeben und war nach London gekommen, wo ich nun gemeinsam mit Will Strayte als Kriminal-Lektor im ›Henry-Gross-Verlag‹ arbeitete.

Vier verschiedene Kategorien von Büchern brachten wir heraus: Frauenromane, Western, Kriminal- und Zukunftsromane.

Die Charaktere, die Handlung und der grundsätzliche Stil eines Buches wurden in einer Verlagskonferenz besprochen und festgelegt. Dann wurde das Material den betreffenden Autoren unseres Stabs zugeteilt. Der Autor sprach die Story auf ein Band. Wer es nicht auf mindestens zehntausend Wörter pro Tag brachte, wurde ausgebootet.

Das Diktabuch – so nannten wir das besprochene Band – ging dann an einen der verantwortlichen Lektoren, der es wie gewünscht ›anrichtete‹. Anrichten, das hieß im Falle von Kriminalromanen, die erforderlichen Gewürze dazutun, die erst der Suppe den richtigen Geschmack geben.

Die Western mussten immer auf ihre Korrektheit geprüft werden. So durfte zum Beispiel der Sheriff nicht die falsche Art von Waffe haben; auch durfte man keine Indianer hereinbringen, wenn es sich um Teile Amerikas handelte, die nie von Indianern bewohnt gewesen sind. Die Leser von Western sind sehr genau!

Dann wanderten endlich und endgültig die Bücher zu dem betreffenden Abteilungsleiter. Das war für Kriminalromane George Pacey; er hatte noch die letzten Fehler zu finden, riskante Stellen auszumerzen und wenn nötig noch hier und da ein paar Schlaglichter aufzusetzen.

Die so zustande gekommenen Produkte wurden in unseren Betrieben billig gedruckt und gebunden. Die Bücher wurden in riesigen Auflagen an Leihbüchereien verkauft, an Bahnhofs- und Zeitungsverkaufsstände, an Drugstores und Schreibwarengeschäfte (auch an andere Läden!). Diese Leute bekamen einen Sonderrabatt, wenn sie sich verpflichteten, nur ›Gross-Bücher‹ zu verkaufen.

So hatten wir so ziemlich die ganze kleine Konkurrenz aus dem Feld geschlagen.

Welcher Art die Bücher waren, die wir herausbrachten? Nun, es waren so etwa dreihundert Titel im Jahr, von denen ich nicht ein Viertel las. Aber wir in der Abteilung Kriminalromane hatten zum Beispiel Autoren, die eine ganz hervorragende Imitation von Eric Ambler, Agatha Christie oder Mickey Spillane auf den Tisch des Hauses legten. Ich will damit nicht sagen, dass sie genauso waren wie die Originale, aber sie waren doch ›so gut wie echt‹.

Die Namen all dieser Autoren waren natürlich aus der Luft gegriffen; sie dienten nur dazu, den betreffenden Stil zu klassifizieren. So wusste zum Beispiel der Leser sogleich, wenn er den Namen Thorby Larsen auf dem Umschlag sah, dass er ein Buch vor sich hatte, in dem dem Helden so gut wie nichts unmöglich war.

Nun schien sich seit einiger Zeit etwas Neues bei ›Gross‹ vorzubereiten, und mit dieser Entwicklung stand es im Zusammenhang, dass ich aufzusteigen hoffte. Bisher war ich der verantwortliche Lektor Dave Nelson gewesen.

 

 

2. Kapitel

 

Der ›Henry-Gross-Verlag‹ war in einem riesigen, unglaublich hässlichen Geschäftsblock untergebracht.

Im ersten Stock hauste das Verbrechen; im zweiten die Frauenromane; den dritten Stock beherrschten die Cowboys und Sheriffs, und im vierten lauerte unsere Zukunft – in Buchform natürlich. Die Verwaltungsbüros lagen im fünften Stock, wo auch Sir Henry Gross seine Privatbüro und seine Wohnung hatte.

Ich traf den alten Sir Henry, als ich das Gebäude betrat. Mit seinen unsicheren Altmännerschritten ging er durch die Empfangshalle auf einen Privatlift zu. Who’s Who nannte sein Alter nicht, aber er musste in den Siebzigern sein, obgleich sein runzliges Gesicht und der allgemeine Eindruck seiner ganzen Erscheinung ihn viel älter aussehen ließen.

Keiner von all den Leuten, die ich in seinem Verlag kannte, hatte irgendwelchen Kontakt mit ihm, auch nicht die Abteilungsleiter.

Ich sah, wie sich die Lifttüren hinter ihm schlossen und dachte in meinem Sinn, wie komisch es doch eigentlich sei, dass Sir Henry Gross, Abstinenzler, Vegetarier und Nichtraucher, an der Spitze einer solchen Firma stand, wie es der ›Henry-Gross-Verlag‹ war. Er schienen nichts mehr mit ihm gemein zu haben als eben den Namen – aber an dem Mann musste was dran sein, denn er hatte sich und seinen Laden hochgearbeitet.

 

*

 

Auf meiner Tür standen die repräsentativen Worte: David Nelson - verantwortlicher Lektor 

Das war ich. Am Fenster stand George Pacey. Das war nichts Ungewöhnliches. Ich mochte ihn gut leiden. Er war behäbig und gemütlich.

»Hallo, George«, sagte ich. »Na – was bringt dich denn her?«

»Nichts Besonderes. Du weißt doch, dass heute Nachmittag die Konferenz ist? Bist du vorbereitet?«

»Vorbereitet – wieso? Es wird doch über das Projekt X gesprochen. Allgemeine Diskussion, soviel ich weiß.«

»Richtig. Man wird euch Boys auftischen, was ihr bereits wisst. Die tatsächliche Abstimmung geschieht schon in einer Sitzung der Abteilungsleiter. Die Konferenz kommt erst anschließend daran.« Er grinste. »Keine Angst. Dave, es ist alles okay. Den Job hast du so gut wie in der Tasche.«

Mir wurde ein bisschen warm. »Wie wird denn abgestimmt?«

Er zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht, ob überhaupt noch abgestimmt wird, nachdem ich gesagt habe, dass du der richtige Mann für den Job seist. Möglich, dass Hepplewhite Will Strayte vorschlägt, da er schon länger hier bei Gross ist als du.«

»Und Hep mag mich nicht leiden!«

George tat es mit einer Handbewegung ab. »Die Abstimmung ist geheim. Da hat natürlich Hep wie jeder andere eine Stimme. Aber meine, Bill Rogers’ und Charles Peers’ Stimmen sind dir sicher.«

Mir wurde noch wärmer. »Danke, George!«

»Keine Ursache. Du bist für den Job der geeignete Mann – das ist alles.«

George drehte sich um und ging zur Tür. Mit der Hand schon auf dem Griff, fragte er: »Ach so – du hast den neuen Thorby Larsen gelesen, nicht wahr?«

»Du wirst meinen Namen auf dem Manuskript gesehen haben«, sagte ich.

»Ja, ach so – ja. Das hatte ich vergessen.« Er grinste. »Hm – mir fielen da ein paar Stellen auf …« Er machte eine kurze Pause, bevor er weitersprach. »Hast du einen Augenblick Zeit?«

George nahm das Manuskript vom Schreibtisch auf. »Tatsächlich! Da steht ja dein Name«, sagte er mit gespieltem Erstaunen. »Autor: Sam Donovan. Verantwortlicher Lektor: David Nelson.« Er hob den Kopf. »Was hältst du eigentlich von diesem Sam, Dave?«

»Well – ich bin mir noch nicht ganz klar über ihn. Er scheint mir noch ein wenig halbfertig zu sein.«

»Ich fürchte, er hat nicht das richtige Fingerspitzengefühl für den Thorby-Larsen-Stil«, murmelte George. »Wie ich sehe, hast du sehr viel dran umgestellt. Nun warte mal – was war es doch noch? Ach so, der handfeste Teil scheint mir ein bisschen zu dick aufgetragen.«

»Das hast du doch geschrieben?«, fragte George Pacey.

Natürlich hatte ich es geschrieben. Sam Donovan hatte es für den Thorby-Larsen-Stil zu zahm gemacht, hatte seinen Helden dem Gegner einfach einen Kinnhaken versetzen lassen, der ihn zu Boden schickte. Das ging nicht bei Thorby Larsen, dessen Helden so gut wie gar nichts unmöglich war. Ich glaubte, die Sache gut aufgeputscht zu haben.

»Du siehst doch, dass ich das geschrieben habe. Was soll denn falsch dran sein?«

»Viel zu viel! Zu dick aufgetragen. Zu viel Blut und zu viele gebrochene Knochen. Ich fand etwa ein Dutzend Stellen dieser Art. Da denkt sich der Leser wahrscheinlich – und ich kann es ihm nicht übelnehmen – dass dieser, wie heißt der Kerl, ah so, Slug Brannigan, doch eigentlich ein etwas fragwürdiger Held ist.«

»Aber es ist ein ungeschriebenes Gesetz, dass wir mit Thorby bis zur äußersten Grenze gehen.«

»Ich weiß. Es geht nur drum, wo die Grenze ist. Darauf kommt es an. Na, lass nur, Dave, ich bring’s schon in Ordnung.« Er sah mich plötzlich an und fragte: »Wie geht’s Rose?«

Ich dachte daran, wie ich sie heute früh verlassen hatte. »Ihr geht’s gut. Warum –?«

»Bloß so. Ist ein famoser Kerl – das ist alles.«

»Selbstverständlich, hast recht!« Mit Rose mochte er recht haben, doch in der Sache über den Thorby-Larsen-Stil hatte er nicht recht.

Ich ließ das Diktabuch ablaufen, das auf meinem Schreibtisch lag. Es war die alte, klassische Verschlossene-Zimmer- Detektivgeschichte, für die der Markt nach wie vor gutstand.

Dann las ich Mary Speeds ausführlichen Vorschlag. Sie meinte, es könne ein Erfolg werden, wenn man dem Thriller mit der althergebrachten Atmosphäre englischen Landlebens und des besseren Mittelstandes einen vorsichtigen Schuss des Thorby Larsenschen Draufgängertums beimische. Die Fäuste sollten also auch hier mal zu Wort kommen.

Ich rief Mary an und bat sie zu mir. Sie war ein kleines, hübsches, dunkelhaariges und sehr selbstbewusstes Mädel; kühl und beherrscht.

»Ich habe hier deinen Vorschlag, Mary«, begann ich zögernd.

»Ja – Dave.«

»An sich natürlich großartig, aber ich glaube nicht, dass er sich so auswirkt. Öl und Wasser mischen sich nicht. Ebenso wenig die Landsitzatmosphäre mit der harten Faust. Es wird kein guter Cocktail, Mary. Soll ich es George Pacey zur Beurteilung vorlegen?«

»Nein, nein, tu das nicht. Wirst wohl recht haben. War vielleicht nur ein Spleen von mir. Komm, gib mir den Wisch wieder.«

»Wie du willst«, sagte ich.

Sie hielt mir die Hand hin. Ich gab ihr das Schriftstück zurück. »Stimmt es, dass man dem neuen Cheflektor des Projekts X bereits gratulieren kann?«

»Abwarten«, lächelte ich.

Als Mary Speed mich verlassen hatte, vertiefte ich mich ganz interessiert in eine glatt geschriebene Detektivstory.

Ich versuchte, mich auf die Korrektur zu konzentrieren, aber ich konnte es nicht verhindern, dass meine Gedanken immer wieder zu der bevorstehenden Beförderung abwanderten.

Allerdings, für Will Strayte war es ein Tiefschlag!

Ich empfand plötzlich Genugtuung darüber, denn ich mochte Will Strayte nicht leiden, ebenso wenig wie Rose wahrscheinlich. Aber warum, das wusste ich nicht.

Und damit dachte ich wieder an Rose! Ich rief sie an, sagte ihr, dass es mir leidtäte – aber was mir leidtun sollte, weiß ich nicht. Ob wir heute Abend ein bisschen feiern sollten? Sie entgegnete sehr kühl, dass sie bereits versprochen habe, ihre Schwester zu besuchen, die in Croydon wohnte. Ob sie das nicht aufschieben könne? Nein – aber wenn ich mitkommen wolle …

Ich lehnte dankend ab. Ich gehe nie mit zu dieser Schwester, dass wusste Rose sehr wohl.

Hoffentlich hätte ich Grund zum Feiern, meinte sie und legte auf.

Zum Lunch blieb ich im Büro, aß ein paar Sandwiches und trank eine Flasche Milch. Dann erledigte ich noch Netta Shuttleworths Story, die mich bis zur Konferenz beschäftigte.

Diese Konferenz wurde in Hepplewhites Büro abgehalten und war eine ziemlich offizielle Angelegenheit. Unsere zehn Kriminalschriftsteller waren vollzählig erschienen; dazu selbstverständlich die Abteilungsleiter: Clem Bennet von den Frauenromanen, Bill Rogers von den Western und Charles Peers von den Zukunftsbüchern. Natürlich war auch George Pacey anwesend, ebenso wie Will Strayte, aber Hepplewhite führte den Vorsitz.

An sich war Hep auch nichts anderes als Cheflektor, aber es hieß von ihm, dass er ›das Ohr Sir Henry’s habe‹; jeder glaubte es, behaupten konnte es niemand. Wir saßen im großen Halbkreis um seinen Schreibtisch, als er mit einem Lineal auf schulmeisterliche Art auf die Platte klopfte und zu sprechen begann.

»Ich nehme an, dass die meisten von euch gehört haben, um was es sich handelt. Ich habe mit euch über das Projekt X zu sprechen. Die Vorarbeiten sind inzwischen so weit fortgeschritten, dass ich denen, die es angeht, die ersten Pläne für unser neues Kriminal-Magazin unterbreiten kann. Denn darum handelt es sich: der ›Gross-Verlag‹ wird das Feld der Magazine erobern. Das Magazin wird zuerst einmal monatlich erscheinen, doch wenn es einschlägt, können wir eine Wochenausgabe daraus machen. Nun werdet ihr sagen: da ist doch nichts Revolutionäres an der Idee! Kriminalzeitungen hat es schon lange gegeben! Richtig! Aber unser Magazin erscheint unter einem ganz anderen Aspekt, wir bringen die persönliche Note hinein – und das ist das Neue!«

Für die meisten von uns war das, was er sagte, kalter Kaffee, und seine Art zu sprechen machte ihn uns nicht frischer. So ging es nicht mir allein: auch die andern machten gelangweilte Gesichter.

»Das Kriminal-Magazin wird Verbrechen der Vergangenheit zu neuem und sehr aktuellem Leben erwecken«, sagte Hep, und mir fiel ein, dass er von einem Reklameinstitut zu uns gekommen war. »Wir greifen einen bekannten Fall auf, sagen wir den Thompson-Bywaters-Fall, Jones-Hulten- oder den Neville-Heath-Fall. Dann rollen wir die Sache von der persönlichen Seite her auf, lassen die Beteiligten selbst sprechen; lassen zum Beispiel Heath und Hulten – jeden von seinem Standpunkt erzählen, wie sie einander verfallen sind, ihr Zusammenleben, die Enttäuschungen, das Auseinanderleben, die Brutalitäten und schließlich den Mord. Das sind fabelhafte dramatische Höhepunkte, und George Pacey meint – ich meine es auch – dass wir ein Autorenteam haben, das uns schon die Asse herausholen wird.«

Er strich sein rötlichblondes Bärtchen nach oben und erklärte feierlich: »Außerdem wirkt es erzieherisch, überseht das nicht!

---ENDE DER LESEPROBE---