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In der Demokratischen Republik Kongo in Zentralafrika, bekannt von 1971 bis 1997 unter dem Staatsnamen Zaire, brauchte unter normalen Umständen kein Mensch zu hungern, arm zu sein, oder Angst um sein Leben haben. Der Reichtum der Republik besteht aus riesigen Vorkommen an Diamanten, Edelhölzern, Erdöl, Uran, Kobalt und Kupfer. Aber der größte internationale Zankapfel heißt Coltan, ein Erz, aus welchem vorrangig das Metall Tantal gewonnen wird. Der Name Coltan leitet sich aus der Mineralgruppe Columbit / Tantalit ab. Die chemische Zusammensetzung dieser Mineralgruppe ist sehr variabel, zum Einen besteht sie aus den reinen Metalloxiden Niobit und Tantalit als Endglieder einer natürlichen Mischungsreihe der allgemeinen chemischen Formel. Da gibt es zwei Metalle, um die in der Welt gestritten wird. Das preiswertere Metall Niob und das teure Metall Tantal werden als sehr hitzebeständige Stoffe in der Mikroelektronik, in der Vakuumtechnik, der Herstellung von chirurgischen Instrumenten, Handys und Laptops verwendet. Viele Firmen auf der Welt beziehen diese so wichtigen Rohstoffe auch über undurchsichtige Kanäle und zucken mit den Schultern, wenn es darum geht, die Zustände im Land Kongo zu ändern. In der Hauptsache ist ihnen eine gute Produktion mit phantastischen Absatzmärkten wichtig. Coltan ist zum Symbol geworden, um weiter die weltweiten Kriegstrommeln zu bearbeiten, damit viele große Firmen weiter mit diesem begehrten Rohstoff ihre Handyproduktion aufrecht erhalten können. Es wird viel geredet und verhandelt, bis jetzt kam nicht viel dabei heraus. Deshalb schickte die UNO im Auftrag der EU und der NATO eine Delegation von 10 internationalen Wahlexperten, um mit den Verantwortlichen der Demokratischen Republik eine faire Wahl seit mehr als 40 Jahren zu ermöglichen. Natürlich sind viele Milizführer gegen eine Wahl, weil sie befürchten, ihre blutig erkämpften Privilegien zu verlieren. Die NATO erwog auch ein weiteres Eingreifen ihrer Truppen, meinte aber, das Gespräch auf dem diplomatischen Wege könnte die Verbohrtheit mancher Milizen aufweichen. Doch der Krieg um die Rohstoffe ging weiter, man entführte die Wahlexperten, und forderte stattdessen eine Lösegeldsumme von 50Millionen Dollar, pro Delegationsmitglied 5 Millionen Dollar.
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Veröffentlichungsjahr: 2015
Caspar de Fries
Schriftsteller
Zitat: Wer zuletzt kommt, den bestraft das Leben
Texte und Bildmaterialien:
Caspar de Fries
Lektorat: Lydia Hutzenthaler / Bruckberg
Alle Rechte vorbehalten
Tag der Veröffentlichung: 08.05.2014
Die Handlung und die Namen der Darsteller sind frei erfunden, sonstige Ähnlichkeiten wären rein zufällig.
Sonderbüro der NATO, Fa. Zenit GmbH,
Wollzeile, Wien
Leiter Oberst Jefferson Hailey
Büroleiterin Jenny Harting
Computerspez Concetta Minardi
Sekretärin Maria Wohlfahrt
Abhör-Elektronik Jan Wouters
Sprengstoffe Antonio de Castello
Waffenexperte Jean Baptiste
Spuren – Labor Johann van der Kerk
Hilde Wirths, Gregor Schulte,
Sebastian de Fries
Pilot u. Co-Pilot Carlos Ramirez u.
Martin de Breu
Agenten Paul von der Brück,
Mehmet Salin
Kung Chol Chul – Charles
Choi Sung-hwan – Newton
Chin. Sprachexperte Hotsuki Yang
Computer Jerry Ozaki
Waffen u. Kung Fu Ray Chang
Sicherheitssysteme Justin Kaneshiro
Tresore und Safes Carlo vom Brink
African-Sprachen Jeylani Shaykh Abdi
Bergbau-Afrikaner Domi Olomide
In der Demokratischen Republik Kongo in Zentralafrika, bekannt von 1971 bis 1997 unter dem Staatsnamen Zaire, brauchte unter normalen Umständen kein Mensch zu hungern, arm zu sein, oder Angst um sein Leben zu haben. Der Reichtum der Republik besteht aus riesigen Vorkommen an Diamanten, Edelhölzern, Erdöl, Uran, Kobalt und Kupfer. Aber der größte internationale Zankapfel heißt Coltan, ein Erz, aus welchem vorrangig das Metall Tantal gewonnen wird. Der Name Coltan leitet sich aus der Mineralgruppe Columbit / Tantalit ab. Die chemische Zusammensetzung dieser Mineralgruppe ist sehr variabel, sie besteht aus den reinen Metalloxiden Niobit und Tantalit als Endglieder einer natürlichen Mischungsreihe der allgemeinen chemischen Formel. Da gibt es zwei Metalle, um die in der Welt gestritten wird. Das preiswertere Metall Niob und die teure Variante Tantal werden als sehr hitzebeständige Stoffe in der Mikroelektronik, der Vakuumtechnik, der Herstellung von chirurgischen Instrumenten, sowie in Handys und Laptops verwendet. Viele Firmen auf der Welt beziehen diese so wichtigen Rohstoffe auch über undurchsichtige Kanäle und zucken mit den Schultern, wenn es darum geht, die Zustände im Land Kongo zu ändern. Wichtig ist ihnen eine gute Produktion mit phantastischen Absatzmärkten.
Das ehemalige Zaire ist kein normal regiertes Land mehr, der Reichtum ist sein Fluch. Hier toben die erbittertsten Konflikte der Welt. Das Mineral Coltan, das man für die Herstellung von Handys gebraucht, wird in dieser Region nur noch durch massive Gewalt von bezahlten Milizen beaufsichtigt. Sie kassieren kräftig am Umsatz mit, und können so ihre weiteren Kriege und die modernsten Waffen finanzieren. Wie immer gibt es auch hier gutverdienende Kriegsgewinnler, die an einem ständigen Frieden gar nicht interessiert sind.
Vor einigen Jahren schien für die Ostkongolesen ein Märchen wahr geworden zu sein. Sie brauchten nur eine Schaufel und ein paar Säcke, und schon konnten sie zentnerweisen Reichtum aus dem Boden graben. Sie bekamen ein Vermögen für den schwarzen Sand.
Bis zu 2000 Dollar im Monat sollten einzelne Schürfer verdient haben - und das in einem Land, in dem das durchschnittliche Jahreseinkommen laut Weltbank bei 80 Dollar liegt. Fast kein Bauer ging noch aufs Feld, fast kein Schüler noch in die Schule, und selbst viele der untereinander verfeindeten Rebellen, die das Grenzgebiet zu Ruanda und Uganda seit 1996 unsicher machten, zogen in die Minen.
Inzwischen hat sich das Blatt gewandelt. Das Land Kongo ist ein Kadaver, ein löchriger Teppich, der in weiten Teilen des Landes immer wieder geflickt werden muss. Ungezählte Milizen finden Unterstützung durch ausländische Firmen, die von dem großen Rohstoffkuchen partizipieren wollen. Man will so viel Land und Bodenschätze wie nur möglich erobern, dabei ist ein Menschenleben nur der Dreck unter den Fingernägeln wert.
Im Kongo gibt es ein sehr verbreitetes Sprichwort:
Du wirst niemals das Fleisch eines ganzen Elefanten verspeisen können. Aber aus dem Kadaver schneiden die Plünderer noch unermessliche Stücke heraus.
Coltan ist zum Symbol geworden, um ständig die weltweiten Kriegstrommeln zu bearbeiten, damit viele große Firmen weiter mit diesem begehrten Rohstoff ihre Handyproduktion aufrecht erhalten können.
Es wird viel geredet und verhandelt, nur, bis jetzt kam nicht viel dabei heraus. Deshalb schickte die UNO im Auftrag der EU und der NATO eine Delegation von zehn internationalen Wahlexperten, um mit den Verantwortlichen der Demokratischen Republik eine faire Wahl seit mehr als 40 Jahren zu ermöglichen. Natürlich sind viele Milizführer gegen eine Wahl, weil sie befürchten, ihre blutig erkämpften Privilegien zu verlieren. Die NATO erwog auch ein weiteres Eingreifen ihrer Truppen, meinte aber, das Gespräch auf dem diplomatischen Wege könnte die Verbohrtheit mancher Milizen aufweichen. Doch der Krieg um die Rohstoffe ging weiter, stattdessen entführte man die Wahlexperten, und forderte eine Lösegeldsumme von 50Millionen Dollar, pro Delegationsmitglied 5 Millionen Dollar.
Bevor Maria Wohlfahrt, Sekretärin von Oberst Jefferson Hailey, morgens zum Büro in die Wollzeile von Wien fuhr, holte sie aus dem Postschließfach des zuständigen Bezirkspostamtes die Büropost. Wichtige Briefe mit dem Vermerk „persönlich“ legte sie sofort auf den Schreibtisch ihres Chefs, alle weiteren Briefe verteilte sie in den einzelnen Bürofächern der Mitarbeiter. Sie kochte gerade Kaffee, als Oberst Hailey die Geschäftsstelle der „Zenit“, Zentral Intelligent GmbH, Sonderabteilung der NATO in Wien, betrat. „Guten Morgen, Frau Wohlfahrt, gibt es Neuigkeiten, oder kann ich mich noch etwas akklimatisieren?“ Die Antwort lautete meistens: „Guten Morgen Oberst Hailey, keine schlimmen Vorkommnisse, die Post mit dem Vermerk „persönlich“ habe ich bereits auf ihren Schreibtisch gelegt.“ Dieses morgendliche Erstgespräch wiederholte sich fast jeden Tag. Als Junggeselle freute er sich im Büro auf seine erste Tasse Kaffee und den Genuss seiner neuen Meerschaumpfeife, die ihm die Belegschaft des Innendienstes zu seinem 50. Geburtstag schenkte. So eine Pfeife ein zu rauchen ist etwas ganz Besonderes, denn sie verfärbt sich nach mehreren gerauchter Pfeifen in verschiedene Farben. Er war gespannt auf den Rauchgenuss seines neuen Presstabaks mit leichtem Rumgeschmack. Er lehnte sich weit entspannt zurück, und schaute den Rauchkringeln hinterher, die er bei ruhiger Gelegenheit vorsichtig mit dem Mund und leicht gepresster Luft ausstieß. Seit Langem versuchte er, einen kleinen Kringel durch einen größeren mit gehauchter Luft hindurch zustoßen. Leider blieb es bis jetzt nur bei dem Versuch.
Die viele Post schob er zunächst einmal zur Seite, denn er kannte schon länger diese überwichtigen Briefe mit immer neuen Aufträgen für die fünf Gruppen, die zurzeit in der ganzen Welt verstreut waren, und kaum noch private Zeit für sich erleben konnten. Frau Wohlfahrt reichte ihm seine aromatische Tasse Kaffee und ließ ihren Chef die nächste Stunde mal ganz für sich. Der Oberst widmete sich zunächst dem Wirtschaftsteil seiner täglichen Zeitung, schaute aber schon mal seufzend, mit einem kurzen Blick, auf die viele Post, die sich natürlich nicht von allein erledigte. Irgendwie gelang es ihm nicht, sein morgendliches Ritual voll auszuleben. Er starrte auf den großen Poststapel und hatte den komischen Eindruck, als wenn ein bestimmter Brief ihn besonders anstarrte.
Endlich gab er sich einen Ruck, und begann pflichtbewusst den Berg Briefe nach eiligen Wichtigkeiten zu durchsuchen. Dabei fiel ihm ein dicker Umschlag auf. Also doch, hier bestätigte sich seine innere Unruhe. Sein Instinkt sagte ihm, den öffnest du zuerst. Was er sah, ließ seine Gesichtszüge erstarren. Er hielt zehn große Fotos von männlichen Personen in der Hand, dazu die Beschreibungen ihres Berufes und ihres Heimatlandes. Den Einsatzbefehl las er laut vor:
„Sehr geehrter Oberst Hailey,
Im Zuge ihrer diplomatischen Gespräche in der Demokratischen Republik Kongo, wurden zehn Diplomaten aus zehn verschiedenen Ländern von der Rebellenarmee M23 entführt. Man wollte mit Vertretern verschiedener Konfliktparteien und Milizen über eine faire Wahl im Sinne der demokratischen Rechte verhandeln. Anscheinend war keiner der Milizvertreter bereit, ein bisschen auf einander zu zugehen, weil man Angst hatte, seine bisher erkämpften Vorteile zu verlieren. Die sehr dringliche Aufgabe, die Rettung der zehn Diplomaten aus zehn verschiedenen Ländern, wühlt die Gemüter der UNO gewaltig auf. Ein Krisenstab in New York tagt seit vielen Stunden, mit der Bemühung, über den diplomatischen Weg die Männer frei zu bekommen. Man will sich von diesen Freischärlern nicht erpressen lassen, deshalb hat uns die UNO in Brüssel ersucht, eine geheime Truppe in den Kongo zu schicken, die mit Geschick und Übersicht die Angelegenheit bereinigt. Die UNO will Zeit gewinnen, um der Einsatztruppe Gelegenheit zu geben, sich vor Ort um zu sehen, und eine eventuelle Befreiung vorzubereiten. Ich ersuche Sie, als geheime NATO-Truppe, diesen Auftrag zu übernehmen. Selbstverständlich können Sie über alle modernen Hilfsmittel der NATO verfügen. Der nötige, schriftliche Einsatzbefehl liegt bei, und berechtigt Sie und Ihre Leute schnell und unbürokratisch die angeforderten Materialien zu ordern und zu erhalten.
Gez. Generaloberst Arthur McGinnest.
Oberst Hailey schüttelte nur den Kopf. Die zehn Männer befreien? Wem soll ich diese schwere Aufgabe zumuten? Paul von der Brück und seine Mannschaft? Das beigefügte Erpresserschreiben verbesserte seine morgendliche Stimmung in keinster Weise.
Sehr geehrte Damen und Herren der UNO, EU und der NATO,
Unsere siegreiche Armee der M23 in Goma konnte Ihre sogenannten Wahlexperten im Kongo aufhalten, damit sie sich nicht weiter in unsere Angelegenheiten mischen. Wir werden Eure ankommenden Soldaten blutig aus dem Land werfen, sie haben hier nichts verloren. Falls Ihr Eure zehn bisher unversehrten Herren in dunklen Anzügen zurückhaben wollt, verlangen wir für jeden von ihnen 5 Millionen Dollar, also für alle zusammen 50 Millionen Dollar. Wir melden uns noch einmal in drei Tagen telefonisch im NATO-Hauptquartier in Brüssel und geben weitere Einzelheiten bekannt. Sollten wir den Eindruck gewinnen, dass Sie mit uns ein falsches Spiel treiben, werden wir die vornehmen Herren in eines der Bergwerke zum Arbeiten schicken, wo sie fleißig ihre Schuld in Coltan abarbeiten.
Gez. General Sultani Makenga
Oberst Hailey schaute einen Moment aus dem Fenster, zuckte mit den Schultern, und rief:
„Frau Wohlfahrt, nehmen Sie bitte mit Paul von der Brück und seinen Leuten Kontakt auf, es liegt ein neuer, sehr dringender Einsatzbefehl vor. Danke.“
Im großen Konferenzraum der Zenit-Geschäftsstelle in Wien trafen sich der Innendienst, angeführt von Frau Jenny Harting und Oberst Hailey, sowie die vollzählige Mannschaft von Paul von der Brück, die sich nach diesem anstrengenden Unternehmen in China ein paar Tage Urlaub gegönnt hatte.
Oberst Hailey sagte: „Ich freue mich, euch vollzählig nach sehr anstrengenden Zeiten und einem, hoffe ich, erholsamen Urlaub wieder zu sehen. Ich möchte auch gar nicht drum herum reden, unser neuer Auftrag geht nach Zentralafrika, dem Kongo, wo ein jahrelanger, äußerst brutaler Krieg verschiedener Milizen und der jeweiligen Regierung des Kongo besteht. Grund hierfür sind die vielen Schürfrechte für Gold, Diamanten, Kupfer und natürlich Coltan, der Stoff, der in den vielen Handys der Welt verarbeitet wird. Firmen aus den verschiedensten Staaten der Welt finanzieren mit ihrem Ankauf der Mineralien die Milizen, den Krieg und die modernsten Waffen. Man weiß inzwischen sehr genau, dass Ruanda als Nachbarland des Kongos die Rebellenarmeen unterstützt, um an den Rohstoffen vom Kongo mit zu verdienen. Die Rebellengruppe M 23 aus Goma unter General Sultani Makenga hat auch mit der Entführung der zehn Diplomaten zu tun, deren Freilassung mit 50 Millionen Dollar vergoldet werden soll. Was hier geschieht, ist eine Verhöhnung und Verachtung der Staaten aus der westlichen Welt. Wie so oft hatten Frau Harting und der Innendienst wichtige Details zur Einstimmung dieser sehr brisanten Thematik zusammengestellt. Frau Harting bitte, Sie haben das Wort.“
„Ja, vielen Dank Oberst Hailey. In der Tat, dieses Thema um das Mineral Coltan wird viel zu wenig der Weltgemeinschaft vorgeführt. Hier findet ein blutiger Krieg um den Rohstoff Coltan statt, an dem viele Firmen der ganzen Welt beteiligt sind. Genauer gesagt, wir befinden uns hier auf der dunklen Seite der so wunderschön dargestellten digitalen Welt.