Der Frankreich-Blues - Georg Blume - E-Book

Der Frankreich-Blues E-Book

Georg Blume

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Beschreibung

Die Deutschen mögen die Franzosen. Eigentlich. Das Reiseziel, die beneidenswerte Lebensart, nicht zuletzt: die herzlichen Beziehungen nach den beiden Weltkriegen. Doch in Politik und Medien herrscht Der Frankreich-Blues, diagnostiziert der langjährige Korrespondent in Paris, Georg Blume. Trotz der Wahl des Pro-Europäers Emmanuel Macron zum Präsidenten wird Frankreich nicht mehr als ebenbürtiger Partner akzeptiert. Seine Wirtschaft kränkelt, die Wählerschaft ist unzuverlässig, die sozialen Verhältnisse sind instabil, so der unausgesprochene Konsens der Berliner Republik. Umgekehrt machen auch wir es den Franzosen seit Jahren schwer, uns zu mögen: Deutschland hat kein Interesse mehr am Nachbarn, will seinen Erfolg nicht teilen und nimmt in Wirtschafts- und Sozialpolitik keine Rücksicht mehr auf den Freund, lautet das Fazit auf französischer Seite. Diesem Frankreich-Blues spürt Georg Blume auf beiden Seiten des Rheins nach. Dabei verkennt er die inneren Probleme Frankreichs nicht, erschüttert aber auch deutsche Selbstgewissheiten. Leidenschaftlich fordert er uns auf, um unseren treuen Freund und Partner zu kämpfen. Denn nur wenn Frankreich und Deutschland Seite an Seite stehen, kann die große Idee Europas verwirklicht werden.

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Inhaltsverzeichnis
1. Kapitel Alleingänge, keine Spaziergänge
2. Kapitel Ein bisschen mehr Pragmatismus, bitte!
3. Kapitel Wenn die rettende Gewohnheit fehlt
4. Kapitel »Einen Voltaire verhaftet man nicht!«
5. Kapitel »Wie geht es unserer Chefin heute?«
6. Kapitel Der Meister spricht zu seinen Schülern
7. Kapitel »Bitte etwas mehr historische Bescheidenheit!«
8. Kapitel Der Stärkere hat nicht immer Recht
9. Kapitel Gerade noch mal gutgegangen
10. Kapitel Nicht so nüchtern, nicht so schüchtern
Dank
Anhang
»Die Politik muss radikaler denken«
Mehr Freundschaft wagen
Über den Autor

1. Kapitel Alleingänge, keine Spaziergänge

Warum Deutschland Frankreich schlecht aussehen lässt

Es gibt einen neuen, unausgesprochenen Konsens unter den politischen Eliten der Berliner Republik: Frankreich ist nicht mehr Deutschlands ebenbürtiger Partner an der Spitze Europas. Frankreich ist schwach. Es hat eine kränkelnde Wirtschaft. Es hat eine unzuverlässige Wählerschaft. Es hat instabile soziale und politische Verhältnisse. Und seine Intellektuellen hängen der Vergangenheit nach.

Diese neue deutsche Elite hat den Frankreich-Blues. Anders als die Elite der Bonner Republik will sie nicht mehr zu Frankreich aufschauen. Stattdessen empfindet sie den Nachbarn am Rhein als zurückgeblieben: in seiner Mentalität, seinem Alltag, seiner Wirtschaft und in seiner Politik.

Der neue französische Präsident Emmanuel Macron verändert diese Sicht auf Frankreich vorerst nicht. Schon kurz nach seiner Wahl druckte die Süddeutsche Zeitung Bilder von ihm in Feldherrn-Pose, die an historische Auftritte des Generals de Gaulle erinnerten. Das sollte den Präsidenten als »Napoleon, den Dreieinhalbten, genannt Emmanuel Macron« verspotten, so Chefredakteur Kurt Kister. In Wirklichkeit aber deutete die Zurschaustellung Macrons auf ein Wiederaufleben der jahrhundertealten deutschen Kritik an der verspielten Selbstdarstellung französischer Politiker. Noch in der Bonner Republik wäre diese Kritik sogar gegenüber einem sehr viel bonapartischer als Macron auftretenden Präsidenten, nämlich gegenüber François Mitterrand, undenkbar gewesen. Sogar als Linkssozialist genoss Mitterrand mehr Respekt bei deutschen Leitartiklern als Macron heute.

Bundeskanzlerin Angela Merkel trägt einen großen Teil Mitverantwortung für die Abwertung Frankreichs als Verbündeter. Im Gegensatz zu den früheren Präsidenten- und Kanzlerpaaren hat sie in den vergangenen zehn Jahren ihrer Zusammenarbeit mit Nicolas Sarkozy und François Hollande nichts Entscheidendes unternommen, um dem augenscheinlichen Bedeutungsverlust Frankreichs an der Seite Deutschlands entgegenzuwirken. Im Gegenteil: Wenn es darauf ankam, bevorzugte sie Alleingänge. Nach Fukushima hängte sie Sarkozy mit dem abrupten deutschen Atomausstieg ab. Die technokratische Elite Frankreichs, die das Land heute ins Digitalzeitalter pusht, war und ist aber zur gleichen Zeit immer noch eine Atom-Elite, im zivilen wie im militärischen Sinne. Macron selbst gibt heute das beste Beispiel dafür. Er stützt die Atomwirtschaft Frankreichs und die atomare Abschreckungsmacht des Landes, über die er nun selbst als oberster Befehlshaber entscheidet. Doch er kennt auch die Grenzen der Atompolitik und will den Anteil der Atomenergie an der französischen Stromproduktion drastisch reduzieren. Dennoch fühlte auch er sich in der Fukushima-Krise von Deutschland übergangen und ignoriert. Als Wirtschaftsminister musste er anschließend um das Überleben der französischen Atomindustrie kämpfen, die auch durch den Ausfall des deutschen Partners ihre Zukunftsfähigkeit bedroht sieht. Selbst überzeugte deutsche Atomgegner sollten sich darüber nicht zu früh freuen. Denn Frankreichs Atommacht wird durch den Brexit und die Nato-Krise im Zuge des neuen Isolationskurses von US-Präsident Donald Trump im europäischen Kontext militärisch aufgewertet. Die Bundeskanzlerin aber trägt dem bisher keine Rechnung – sicherlich weil es in Deutschland nicht populär wäre. Doch wäre es nicht europapolitisch längst geboten? Die Bonner Eliten, die die Bundeskanzler Helmut Schmidt und Helmut Kohl einst mit den Pariser Eliten gegen die deutsche Friedensbewegung und ihren Pazifismus stützten, hätten das längst so empfunden. Die Berliner Eliten stützen dagegen Merkel in ihrem Frankreich-Blues.

Auch in der Flüchtlingskrise vier Jahre später entschied sich Merkel für den Alleingang: Sie öffnete die deutschen Grenzen ohne gründliche Abstimmung mit Hollande. Wieder fühlte sich eine ganz bestimmte Pariser Elite überfahren: nämlich diejenigen französischen Politiker und Intellektuellen, die noch an Frankreichs Ruf als Land der Menschenrechte glauben. Sie mussten nun zusehen, wie Deutschland ihnen den Rang ablief.

Gerade diese beiden historischen Entscheidungen trugen entscheidend zum Ansehen der Kanzlerin innerhalb von Deutschlands neuen, weltoffenen Eliten bei. Sie mehrten auch weltweit ihren Ruhm. Doch was nur wenige bemerkten: Sie stellten Frankreich in den Schatten, ließen die Nachbarn am Rhein schlecht aussehen.

Mit 50 aktiven Atomreaktoren musste Frankreich vielen ökologisch engagierten Deutschen nach ihrem angekündigten Atomausstieg wie der potenzielle Todsünder vorkommen. Was würde erst passieren, wenn sich ein Atomunfall wie in Fukushima in Frankreich ereignen würde? Für jeden Strategen der deutsch-französischen Freundschaft ist das seit der Tschernobyl-Katastrophe im Jahr 1986 eine Horrorvision. Schon damals reagierte die Öffentlichkeit auf beiden Seiten völlig entgegengesetzt: die Franzosen allzu unbesorgt, die Deutschen leicht hysterisch. Seitdem hätten die Regierungen in Paris und Berlin im Prinzip alles dafür tun müssen, damit nicht ein Atomunfall der Zukunft ihr Bündnis in Gefahr bringt. Stattdessen blieb das Atomthema ein Tabu, bis Fukushima beide Seiten noch weiter auseinandertrieb.

In der Flüchtlingskrise sahen die Nachbarn aus deutscher Sicht auch nicht besser aus. Wochenlang wollten deutsche Zeitungsredaktionen im Herbst 2015 von ihren Korrespondenten in Paris vor allem eines wissen: Wie viele Flüchtlinge nimmt Frankreich auf? Noch Anfang September 2015 hatte Hollande spontan für tausend in München gestrandete Flüchtlinge die Weiterreise nach Frankreich organisiert – als Geste der Solidarität auch gegenüber Deutschland. Dann sagte er die Aufnahme von weiteren 30.000 Flüchtlingen innerhalb eines Quotenplans der Europäischen Union zu. Doch was machten die Deutschen? Sie öffneten ihre Grenzen und nahmen Hunderttausende auf. Wie knickerig und kleinkariert erschienen da plötzlich die Franzosen! Tatsächlich schämten sich viele französische Menschenrechtler für die mangelnde Großzügigkeit ihres Landes und bewunderten Deutschland. Und schon wieder entstand der Eindruck: Paris und Berlin gehen getrennte Wege.

Als Merkel noch im gleichen Jahr als mögliche Friedensnobelpreisträgerin ins Gespräch kam und später vom US-Magazin Time als Person des Jahres auf den Titel gehoben wurde, wäre niemand mehr auf den Gedanken gekommen, die deutsche Kanzlerin hätte solche Ehren auch gemeinsam mit dem französischen Präsidenten erringen können. Wiederum aber entging es den meisten, welche enorme moralische Niederlage das für die deutsch-französische Freundschaft bedeutete. Nach dem Handschlag zwischen François Mitterrand und Helmut Kohl über den Gräbern von Verdun 1984 erschien es doch vielen, als könnten Frankreich und Deutschland international Großes nur noch zusammen leisten. Auch nach dem gemeinsamen Nein von Jacques Chirac und Gerhard Schröder gegen den Irakkrieg sah das so aus. Heute nicht mehr.

Die deutsche Politik betrieb diese Entwicklung nicht mutwillig, aber sie ließ sie geschehen. Ohne es kundzutun, erweckte sie zunehmend den Eindruck, auf Frankreich als gleichwertigen Partner verzichten zu können. Eine Umfrage der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) im Frühjahr 2017 fand heraus, dass nur noch 29 Prozent der 18- bis 29-jährigen Deutschen das Verhältnis zwischen Paris und Berlin für »sehr wichtig« hielten, im Gegensatz zu 60 Prozent bei den über 60-Jährigen. Auch die jungen Deutschen hatte bereits der Frankreich-Blues gepackt.

Daran ist vieles im Alltag nur allzu verständlich. Als meine Familie vor vier Jahren aus Indien nach Frankreich zog, dachten wir, in die europäische Heimat zurückzukehren. Bald aber kam uns in Paris vieles fremder vor als im globalisierten Ausländerviertel von Neu-Delhi. Wir erschraken vor den städtischen Krippen in Paris, die uns wie anonyme Verwahranstalten für Kleinkinder erschienen. Wir stritten uns mit französischen Nachbarn, die offenbar noch nie Kinderlärm gehört hatten. Unsere leicht alternative, den Kindern viel Platz einräumende Lebenskultur passte nicht ins etwas steife, traditionsbewusste Paris mit seiner für Kinder durchaus autoritären Art. Und doch fanden wir nach einer Weile unseren Platz in Paris: in einer von den Eltern selbstverwalteten Kindertagesstätte mit städtischem Öko-Label oder an der Seite französischer Familien jüdischen Glaubens, deren Blumen unsere Kinder gossen. Nie wäre uns trotz aller Schwierigkeiten eingefallen, das Leben in Paris nicht als Privileg zu empfinden. Mein Beruf machte es möglich. Wer sonst kann es sich schon leisten, in der Stadt der Liebe zu leben?

Die französische Hauptstadt ist heute für Bewohner wie Gäste über alle Maßen teuer. Ihre Innenstadt gleicht an vielen Orten einer luxuriös ausgestatteten Pralinenschachtel. Das enttäuscht viele junge Deutsche in Paris, während umgekehrt junge Franzosen begeistert sind, wie billig und unkonventionell Berlin sein kann. Dabei ist in beiden Städten auffällig, wie oft sich junge Franzosen und Deutsche auf Englisch verständigen. Gut, dass es den obligatorischen Schüleraustausch noch gibt, den schon Charles de Gaulle und Konrad Adenauer mit Gründung des deutsch-französischen Jugendwerks vorsahen. Von allein kommen sich junge Franzosen und Deutsche nämlich auch heute nicht näher.

Noch immer ist der Schulunterricht in Frankreich meistens frontal – diskussionserprobte deutsche Schüler finden das langweilig. Noch immer tun sich viele Franzosen mit Fremdsprachen schwer, obwohl sie im Durchschnitt zumindest Englisch viel besser sprechen als früher. Allerdings bleibt ihr Akzent in der Regel sehr ausgeprägt; man verzeiht es ihnen nicht mehr so wie früher. Es erscheint einfach nur rückständig.

Kritisieren können selbst frankophile Deutsche heute viel an Frankreich. Oft nicht ganz zu Unrecht. Doch es führt sie auf falsche, gefährliche Wege. Denn schon verlieren die deutschen Eliten das Vertrauen in ihren wichtigsten und größten Nachbarn. Die Kanzlerin übrigens allen voran, die mit ihrer beiläufigen, auf Routine beschränkten Frankreich-Politik Europas Zusammenhalt gefährdet.

»Nicht ein einziges Mal erwähnt sie Frankreich«, notierte der mit Macron ins Amt gekommene französische Wirtschaftsminister Bruno Le Maire, als er im Januar 2012 der Eröffnungsrede von Angela Merkel für das Weltwirtschaftsforum in Davos zuhörte. Später beschrieb Le Maire in seinen Buch Zeiten der Macht die deutsch-französischen Beziehungen als eine Ehe, der eine Scheidung drohe. Die Liebe ist verstrichen, die Interessen gehen auseinander, das große Unheil naht, beobachtete Le Maire. »Meine Briefe sind nicht stumm, sondern beschwörend: Du kannst einfach nicht lesen«, zitierte er die große englische Schriftstellerin Virginia Woolf – als wüsste er im Voraus, dass niemand in Deutschland ihn verstehen würde.

Genau darum aber geht es heute: Um die rechtzeitige deutsch-französische Eherettung nach zehn Jahren belanglosen Nebeneinanders, die zu einer ersten großen Ehekrise mit unabsehbaren Folgen führen könnte. Denn die Notwendigkeit dieser Ehe ist größer denn je. Wer will schon ein Europa ohne deutsch-französische Freundschaft?

Im Grunde wäre alles verloren. Zum Beispiel der Traum vom vereinten, friedlichen Europa, von einem europäischen Sozialstaat, der der Globalisierung standhält. Und von einem Europa, das Klima- und Umweltschutz vorantreibt. Ohne deutsch-französische Freundschaft ließe sich der islamistische Terrorismus nicht bekämpfen. Die Terroristen des einen fänden im Land des anderen Unterschlupf, womöglich als politisch Verfolgte. Der Glaube an die Versöhnung, daran, dass sich die alten Gräben in Europa wirklich überwinden ließen, wäre dahin. Denn noch immer ist die deutsch-französische Freundschaft dafür der weltweit respektierte Beweis. Ohne sie wäre die Welt eine andere. Der Frieden in Europa, an den Rändern ohnehin brüchig, würde aus Sicht der übrigen Welt nichts mehr taugen, wüsste man Frankreich und Deutschland im ernsthaften Streit. Das Vertrauen der weltweiten Investoren in den europäischen Kontinent würde dauerhaft leiden. Alles Folgen, die sich Eliten und Bevölkerung längst nicht mehr vorstellen können. Wir sind hier alle, Franzosen und Deutsche – Politiker, Intellektuelle und Bürger –, wie Kinder, die auf die Scheidung ihrer Eltern nicht vorbereitet sind. Ahnungslos, welcher Einbruch uns droht, wenn der Bund, den wir spätestens mit dem deutsch-französischen Freundschaftsvertrag von 1963 fürs Leben geschlossen haben, zerbricht.

Wie nahe die Scheidung zumindest in den Gedanken schon ist, das zeigte sich im deutsch-französischen Wahljahr 2017. Die Briten hatten zuvor den Brexit gewählt und die Amerikaner Trump. Aber würden die Franzosen deshalb gleich Marine Le Pen wählen? Trauten die deutschen Beobachter ihnen das wirklich zu?

Genau das taten sie, jedenfalls die Eliten in Medien und Politik. Als wären die Franzosen dazu imstande, eine rechtsextremistische Präsidentin an die Spitze ihres Landes zu setzen, mit ihr dem Nationalismus zu frönen, die Grenzen zu schließen, Ausländer und Flüchtlinge zu verjagen und die Europäische Union zu verlassen! Mit den französischen Präsidentschaftswahlen im Jahr 2017 näherte sich ein als rassistisch und nationalistisch angesehenes Frankreich den gängigen Vorstellungen der deutschen Politik. Wer wollte mit diesem Frankreich noch befreundet sein?

Vor »umstürzende[n] Folgen für Europa« warnte die Süddeutsche Zeitung, die mit Sicherheit frankophilste aller großen deutschen Tageszeitungen, noch am Tag vor der Stichwahl am 7. Mai, als Macron in den Umfragen bereits weit vor Le Pen lag. Und sogar die frankreich-freundliche Chefredakteurin der DGAP-Zeitschrift Internationale Politik, Sylke Tempel, hielt es für »nicht ausgeschlossen, dass Madame Le Pen in den Élysée-Palast einziehen könnte«.

Es war, als hätten auch die treuesten Frankreich-Freunde in Deutschland ihren Glauben an das Land der Menschenrechte und der großen Revolution von 1789 verloren. Zumal die Kanzlerin dem Kandidaten Macron zwar alles Gute wünschte, doch im Gegensatz zu den führenden Sozialdemokraten Deutschlands keinerlei Zuversicht äußerte, was die Wahlen in Frankreich betraf. Das war ein pathologischer Frankreich-Blues. Frankreich war im Frühjahr 2017 nicht auf dem Sprung zurück oder ins antieuropäische Abseits. Bei aller nötigen Kritik am Nachbarn: Diese Einschätzung sagte mehr über die deutschen Kritiker als über die Franzosen aus.

Frankreich befand sich im Frühjahr 2017 auf dem Weg der wirtschaftlichen Gesundung. Die Arbeitslosigkeit war erstmals seit acht Jahren wieder in den einstelligen Prozentbereich gesunken. Die privaten Haushalte investierten wieder mehr denn je seit der internationalen Finanzkrise 2007, und auch die Investitionsbereitschaft der Unternehmen nahm zu. Vieles deutete darauf hin, dass die seit seiner liberalen Kehrtwende vom Frühjahr 2014 unternommenen Reformen Hollandes endlich zählbare Ergebnisse abwerfen und Macron seine geplanten Veränderungen erleichtern würden.

Vor allem aber hatte die Serie islamistischer Terrorattentate, die in Frankreich zwischen Januar 2015 und Juli 2016 über 200 Todesopfer forderten, das Land nicht seiner demokratischen Gelassenheit beraubt. Umfragen zeigten, dass nach den Attentaten der Wert der Toleranz bei den Franzosen höher denn je im Kurs stand. Auch führten Wirtschaftskrise und Terror zu keiner Zeit dazu, dass sich in den Umfragen eine Mehrheit der Franzosen von Europa und dem Euro abwandte.

Wussten die deutschen Eliten auf einmal nicht mehr, was in Frankreich besonders gut funktioniert? Nämlich Krankenhäuser, Sozialhilfe und Arbeitslosenversicherung. Wussten sie nicht, dass in Deutschland prozentual mehr Arme leben als in Frankreich? Und dass vor allem die Art und Weise, wie der französische Staat mit seinen Sozialhilfeempfängern umgeht, oft eine ganz andere ist als bei uns? Sie werden nämlich in aller Regel als Bürger mit rechtmäßigen Ansprüchen empfangen und nicht, wie so oft in deutschen Sozialeinrichtungen, als Bürger, die der Gemeinschaft zur Last fallen. Noch heute lässt sich allgemein sagen: Besser arm in Frankreich als in Deutschland. Wer das aber in Rechnung stellte, wusste von Le Pens begrenzten Möglichkeiten.

»Man muss immer vorsichtig sein und darf nie den Umfragen glauben, aber die Annahme, dass Le Pen die Wahl gewinnen kann, ist unter den heutigen Umständen unbegründet«, sagte schon zu Jahresbeginn 2017 Jean-Michel Six, der eher liberal-konservative Chefökonom der amerikanischen Ratingagentur Standard & Poor’s, beim traditionellen Neujahrsempfang seiner Agentur in Paris. Six war schon über 10 Jahre auf seinem Posten und unter seinesgleichen weltweit eine der angesehensten Stimmen, was Frankreich betraf. Sein Wort bestimmte, welche internationalen Gelder an die Seine fließen. Nun aber führte er viele Gründe an, warum Le Pen die Wahlen in Frankreich nicht gewinnen konnte: zum Beispiel die Einkommensentwicklung der armen Bevölkerungshälfte. Deren Anteil am Gesamteinkommen lag seit 20 Jahren in Frankreich stabil bei über 20 Prozent, während er in den USA stark rückläufig und zuletzt auf 10 Prozent gefallen war. Für Six war das ein Indikator, dass die französischen Unterschichten auch 2017 nicht mehr als üblich zu Extremen neigen würden. »Politisch wird dadurch das Risiko des Rückgriffs auf die Extreme gemildert«, sagte der Chefökonom und fügte für einen Vertreter seines Fachs durchaus überraschend hinzu: »Die hohen französischen Sozialausgaben sichern Frankreichs gesunde Demografie. Sie ist das große Plus Frankreichs gegenüber Deutschland und spricht ebenfalls für das Zukunftsvertrauen der Franzosen.«

Doch die deutschen Beobachter hörten Six’ Worte nicht. Stattdessen wurde der Frankreich-Blues immer mächtiger. »Dann wählt auch noch Frankreich Marine Le Pen vom Front National zur Präsidentin«, mutmaßte der Spiegel schon im ersten Satz seiner Titelgeschichte zum Jahresauftakt 2017.

Inzwischen hat Macron die Wahlen gewonnen. Ganz Deutschland, bis auf die bekannten Ausnahmen am rechten Rand, war schon aufgrund der eigenen Ängste sehr erleichtert. Doch damit ist der deutsche Frankreich-Blues noch lange nicht besiegt.

Sich ihm hinzugeben ist eine alte deutsche Versuchung. Die Art, wie sich der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble, eigentlich ein Frankreich-Liebhaber, heute gegen die Vorschläge des jungen Präsidenten Macron zur Vertiefung der europäischen Währungsunion sträubt, weckt bei genauer Betrachtung Erinnerungen an einen großen preußischen Vorgänger. Schon Friedrich der Große, auch ein Frankreich-Liebhaber, ließ Voltaire verhaften, weil er ihm nicht gehorchte. Nun gehorcht auch Macron Schäuble nicht. Und schon verkündet der Bundesfinanzminister im Spiegel-Interview zum Wahlsieg des Franzosen: »Es ist nicht meine Aufgabe, Großzügigkeit zu gewähren.« Als müsste auch er noch einmal Voltaire verhaften.

Dieses Buch plädiert nicht für unkritische Großzügigkeit gegenüber Frankreich, wohl aber für kritische Solidarität, Hochachtung und Respekt für das noch immer so fremde, aber auch immer noch so liebenswerte Nachbarland, wobei manche gegenseitige Überschwenglichkeit der Vergangenheit ruhig weichen kann, wenn sie durch bessere Kenntnis voneinander ersetzt wird.

In Wirklichkeit ist es Zeit für einen Neustart der deutsch-französischen Beziehungen. So verbraucht und nutzlos sie in den letzten Jahren erschienen, so gut stehen die Chancen, dass viele Franzosen und Deutsche heute erneut den Wert ihrer gemeinsamen Stärke schätzen. Für beide Seiten ist die Rechnung denkbar schlicht und einfach: Die Briten sind nach dem Brexit keine sicheren Partner mehr, die USA nach der Wahl Trumps ebenfalls nicht, bleibt im alten Westen nur noch der jeweilige Partner am Rhein als stärkster Verbündeter. Wann, wenn nicht jetzt, Frankreich wieder als wichtigsten Verbündeten ins Zentrum der deutschen Politik rücken? Dafür bedarf es nicht nur einer Kehrtwende der Kanzlerin oder ihres Nachfolgers. Vor allem müssen die Eliten der Berliner Republik die von ihnen heute manchmal allzu leicht begeisterten Franzosen wieder als ebenbürtige Partner in Europa erkennen. Sie müssen ihren Frankreich-Blues ablegen. Die Franzosen stehen uns nämlich – man wird es beim Lesen merken – um nichts nach.

2. Kapitel Ein bisschen mehr Pragmatismus, bitte!

Für einen neuen Anlauf in den deutsch-französischen Beziehungen

Jeder französische Zeitungskorrespondent wäre wohl gerne in jenem bayrischen Bierzelt gewesen, in dem die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel nach dem G-7-Gipfel im Mai 2017 auf Sizilien ihre inzwischen berühmten Sätze zum gewachsenen deutschen Misstrauen gegenüber den USA sprach und hinzufügte: »Wir Europäer müssen unser Schicksal wirklich selbst in die Hand nehmen!« Doch die Kanzlerin hatte niemanden, und schon gar nicht die französische Presse, vorgewarnt, dass sie im bayrischen Trudering Wichtiges zu sagen hätte.

Was aber hätte ein französischer Korrespondent wohl in jenem Bierzelt empfunden? Hätte er vom Jubel der deutschen Bierzeltgäste berichtet, als Merkel versprach, den neuen französischen Präsidenten Emmanuel Macron zu unterstützen? Der Bayerische Rundfunk berichtete, dass der Applaus an keiner Stelle von Merkels Rede in Trudering so stark gewesen sei wie bei der Nennung von Macrons Namen. Hätte der französische Korrespondent also innerlich einen Freudensprung gemacht und die gute Nachricht nach Paris überbracht, dass die Deutschen wieder stärker denn je auf die Franzosen setzen?

Oder wäre er skeptisch geblieben? Hätte er Merkels Vorredner auf dieser Wahlkampfveranstaltung, den CSU-Vize-Generalsekretär Markus Blume zitiert, der – ebenfalls unter Applaus – dem Publikum zuwarf: »Sie sind die Anführerin des Westens«? Hätte er vielleicht von Merkels Alleingang gesprochen, die eine große außenpolitische Wende wieder einmal ohne französische Begleitung und auf exklusiv deutschem Wahlkampfterritorium kundgetan hatte? Wahrscheinlich hätte der französische Korrespondent keine Wahl gehabt. Denn Frankreich tickt immer noch pro-Merkel und pro-deutsch.

In einer Umfrage im Auftrag der deutschen Botschaft in Paris gaben im Januar 2017 83 Prozent der befragten Franzosen an, allgemein ein »positives« Bild von Deutschland zu haben. Ein Wert, der sich innerhalb von vier Jahren um nur zwei Prozentpunkte verschlechtert hat. Lediglich im Bereich der absoluten Deutschland-Liebhaber ließ sich eine deutlichere Veränderung finden. So sprach 2013, im 50. Jubiläumsjahr des Élysée-Vertrages, jeder fünfte Franzose (21 Prozent) von einem »sehr guten« Bild vom Nachbarn jenseits des Rheins – Anfang 2017 war es nur noch jeder Achte (13 Prozent).

Seit Jahren ist die deutsche Bundeskanzlerin in der französischen Bevölkerung beliebt. Im krassen Gegensatz dazu stand stets der eigene Präsident François Hollande. Darin sind sich die Meinungsforscher in beiden Ländern einig. In einer groß angelegten Befragung aus Anlass des deutsch-französischen Journalistenpreises im Juni 2016 zeigten sich 61 Prozent der Franzosen »sehr zufrieden bzw. zufrieden« mit der Arbeit Merkels. Von Hollande behaupteten das gerade mal 38 Prozent der Deutschen.

Auch bei jungen Franzosen genießt Merkel hohes Ansehen. Daran hat für einige selbst die deutsche Flüchtlingspolitik, die vom Spätsommer 2015 an die deutsch-französische Beziehung stark ins Wanken gebracht hatte, nichts geändert. Im Gegenteil. »Ich glaube, die Kanzlerin hatte vollkommen Recht. Zudem ist sie damit ein Risiko für ihre Wiederwahl eingegangen«, sagte Raphaël Georgy, frischgebackener Absolvent einer Pariser Elitehochschule. »Deutschland hat sich zu seinen christlichen und sozialen Werten bekannt und diese in der Flüchtlingskrise in die Tat umgesetzt; auch auf die Gefahr hin, sich damit starker Kritik auszusetzen.« Doch nicht allein ihre Rolle in der Flüchtlingskrise, sondern auch das Verhalten nach den islamistischen Anschlägen in Frankreich 2015 habe sein Bild von Merkel nachhaltig zum Guten geprägt, sagte Georgy. »Ich bin überzeugt, dass sie nie eine Gelegenheit ausgelassen hat, Frankreich ihre Freundschaft und ihre Solidarität zu beweisen. Sei es nach Charlie Hebdo, als sie auf den Stufen des Élysée ihren Kopf an die Schulter von François Hollande gelehnt hat, oder bei der militärischen Unterstützung unserer Truppen im Kampf gegen den Islamischen Staat.«

Die beiden großen Pariser Tageszeitungen, sowohl die linksliberale Le Monde als auch der konservative Figaro, berichteten am Ende jedenfalls beide positiv über Merkels Auftritt in Trudering. Sie hatten zwar keinen Korrespondenten vor Ort, reagierten aber trotzdem sofort und voller Wohlwollen.

»Trotz der großen, lange anhaltenden Zögerlichkeit, was sein internationales Engagement betrifft, scheint Deutschland heute bereit, sich bei grundsätzlichen Fragen weiter zu bewegen«, kommentierte der Figaro und hatte eine »historische Gelegenheit« vor Augen. »Diesen erstaunlichen Moment müssen Franzosen und Deutsche beim Schopfe packen«, schrieb die Zeitung am 1. Juni 2017 auf ihrer Titelseite. »Im Herbst, nach den deutschen Wahlen, müssen sie sich in den Sattel schwingen. Der Brexit, der Aufstieg der Euroskeptiker und jetzt Trump haben die Stunde des Wiedererwachens eingeläutet. Wenn aber die Führer beider Länder sich erneut in den bürokratischen Mühlen und der Routine unnützer Gipfel verlieren, werden sie die Chance vertan haben, die ihnen die Geschichte bot.«

Zwar spielte der Figaro auf ungenutzte Zeiten im deutsch-französischen Verhältnis an, aber er ging doch klar von einer neuen deutschen Veränderungsbereitschaft aus. Wenn es dann doch nicht klappt und die historische Chance vertan wird, wären vor allem die Franzosen selbst schuld, suggerierte die Zeitung.

Ganz ähnlich sah es das ideologische Gegenblatt zum konservativen Figaro, die linksliberale Le Monde in ihrem Leitartikel vom 30. Mai 2017: »Die Deutschen wollen nicht die einzige kontinentale Macht sein: Wenn Angela Merkel von ›Wir Europäer‹ spricht, richtet sie in Wirklichkeit einen Appell an Frankreich.«

Natürlich wünschte sich die Zeitung, dass die Franzosen den angeblichen Appell Merkels nicht überhören: »Präsident Macron muss auf die neue deutsche Distanz zu den Angelsachsen und den deutschen Appell an Frankreich, dem ersten seit langer Zeit, antworten«, schrieb Le Monde. Auch hier schwang nur im Rückblick – »dem ersten seit langer Zeit« – etwas Kritik gegenüber Merkel mit. Stattdessen zweifelte die Zeitung am eigenen Präsidenten: »Der neue Staatschef muss aufpassen, keine Alleingänge zu machen, die an Hochmut und Gaullismus der Großväter erinnern, heute aber kontraproduktiv wären. Seine Antwort muss europäisch effektiv sein.« Dieser Tonfall ist durchaus nicht selbstverständlich. Fast demütig reagierten die sonst so stolzen Pariser Leitartikler auf die Truderinger Rede der deutschen Kanzlerin. Sie hielten sich mit Kritik zurück, hofften auf die neue gemeinsame Chance mit Deutschland und blendeten einen Teil der Wirklichkeit komplett aus.

Denn natürlich hätte auch eine skeptische Version der Truderinger Rede den französischen Zeitungen gutgetan. Trotz des einmütigen Applauses im Bierzelt auf CSU-Terrain – ein unumstößliches Bekenntnis zu Frankreich war Merkels Auftritt keinesfalls. Die Bundeskanzlerin sprach von »Freundschaft« mit den USA und mit Großbritannien, von »guter Nachbarschaft«, wo immer sie möglich ist – und erwähnte Russland. Wäre das nicht eigentlich der Moment gewesen, um den französischen Partner etwas deutlicher zu preisen als die unsicheren Kantonisten, die sie aufzählte?

Stattdessen packte Merkel nach einem »aus voller Überzeugung« ausgesprochenen »alles Gute« für Emmanuel Macron ihren rhetorischen Wunschzettel an Frankreich aus. Arbeitsplätze und eine »Zukunft für die Menschen« standen ganz oben. Die jüngere Generation müsse wieder an Europa und die eigene Zukunft glauben. Den Subtext dazu kannte jeder: Frankreich hat bisher keine Wirtschaftsreformen eingeleitet. Frankreich hat zu hohe Staatsausgaben. Frankreich ist ein zu großzügiger Wohlfahrtsstaat. Ende des Subtextes. Merkel weiter: »Wo Deutschland helfen kann, wird Deutschland helfen, weil es Deutschland auf Dauer nur gutgeht, wenn es Europa gutgeht.« Immerhin suggerierte das nicht, dass Deutschland heute schon hilft.

Viele Anzeichen sprechen nämlich dafür, dass die tonangebenden Kreise in Berlin sich gar nicht so unwohl fühlen, sich als »einzige kontinentale Macht« in Europa zu gebärden. Dass Merkels Vorredner in Trudering mit seiner Anspielung auf die Bundeskanzlerin als »Anführerin des Westens« durchaus den mal mehr, mal weniger offenen Wunsch deutscher Hauptstadt-Strategen traf.

Diese Sorge geht heute um in Frankreich. Ein großer Teil der französischen Eliten hegt wieder den Verdacht, dass Deutschland in Europa dominieren will, was auch bei den Leitartiklern von Figaro und Le Monde durchscheint, die sich Merkels in Trudering annahmen. Warum sonst waren die deutsch-französischen Gipfel der Vergangenheit ohne Ergebnisse geblieben? Warum sonst hätte die Bundeskanzlerin nicht früher an Frankreich appelliert? Doch dieser Verdacht wird in Frankreich ganz selten offen ausgesprochen. Nur Rechts- und Linksextremisten tun das. Der Rest, ob konservativ oder liberal, hofft lieber auf das alte, gute, den Franzosen zugewandte Deutschland. Auf den unersetzlichen Verbündeten. Auf den politischen Lebenspartner. Denn noch immer bezeichnen die Franzosen das deutsch-französische Verhältnis als eine Paarbeziehung, als »couple«. Als gäbe es Liebe und nicht nur Interessen in der Politik.

Also war Hoffnung erlaubt. Also träumten viele Franzosen zu Beginn des Jahres 2017 von einem Neuanfang mit Deutschland im Herbst, nach den deutschen Wahlen, mit einem neuen Paar an der Spitze: Macron und Merkel – Spitzname Mercron. Oder Macron und Martin Schulz.

»Das Wichtigste für mich als Französin ist es, dass sich die Kanzlerin und Macron gut verstehen. Dann kann es Vertrauen und eine echte deutsch-französische Zusammenarbeit geben«, sagte mir Elisabeth Vignon, Vertreterin der Gewerkschaft für leitende Angestellte, CGC, im Sommer 2017. So einfach das klang, so ehrlich war es gemeint: »Das ist doch die entscheidende Frage, vor allem nach der Brexit-Katastrophe!«

Tatsächlich schien es auf der Hand zu liegen: Nach britischem Brexit-Referendum und US-amerikanischer Trump-Wahl, also den nationalen Rückzügen der großen angelsächsischen Demokratien, würden die alten europäischen Kernmächte Frankreich und Deutschland der Welt noch einmal zeigen, wo es langgeht: nämlich zu mehr Gemeinsamkeit über nationale Grenzen hinweg. Franzosen und Deutsche schienen zu wissen: Es gibt keinen Weg zurück aus der Globalisierung, nur einen Weg nach vorn, zu mehr Miteinander.