Indiens verdrängte Wahrheit - Georg Blume - E-Book

Indiens verdrängte Wahrheit E-Book

Georg Blume

4,8

Beschreibung

Indien, eine bewundernswerte Demokratie? - Keineswegs! Die renommierten Asien-Korrespondenten Georg Blume und Christoph Hein klagen an: Gleichgültigkeit und Systemfehler verschulden jedes Jahr den Tod von Millionen Frauen und Kindern. Indien ist Asiens drittgrößte Volkswirtschaft und einer der Hoffnungsträger der Schwellenländer. Doch Vertrauen und Anerkennung der internationalen Partner sind nicht gerechtfertigt. Diese Wahrheit über Indien lässt sich nicht länger verdrängen: Ausbeutung, Korruption, Vernachlässigung, Fehlplanung und vor allem das Versagen der Eliten drohen, die Zukunft des Landes zu ruinieren. Die Misshandlungen, Vergewaltigungen und entwürdigenden Lebensbedingungen, unter denen vor allem Frauen und Kinder leiden, sind keine beklagenswerten Einzelfälle, sie sind an der Tagesordnung in einem Land, das viel zu wenig in Bildung und gesellschaftlichen Fortschritt investiert. Die Asienkenner Blume und Hein arbeiten seit vielen Jahren auf dem Subkontinent, sie haben mit den Opfern von Gewalt ebenso gesprochen wie mit Politikern und Wirtschaftsführern. Ihr Buch ist auch ein flammender Appell an uns alle: Der Westen muss seinen Einfluss geltend machen, um die Gewalt gegen die Armen und Schwachen zu beenden.

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Einleitung: Die indische Katastrophe

Als größte Demokratie der Erde genießt Indien weltweit hohes Ansehen. Indien ist Asiens drittgrößte Volkswirtschaft und einer der Hoffnungsträger der Schwellenländer. Doch das internationale Vertrauen ist nicht gerechtfertigt. Die Wirklichkeit Indiens ist eine ganz andere: Bereicherung, Nachlässigkeit, Desinteresse und Arroganz der Eliten fordern jedes Jahr Millionen Todesopfer. Die Opfer sind Unschuldige. Viele von ihnen sind kleine Mädchen – die Wehrlosesten und Schwächsten jeder Gesellschaft.

Angesichts der schieren Menge der Opfer sind wir verleitet, in Indien von einem Völkermord oder Genozid zu sprechen. Um den Begriff zu verwenden, fehlt es einzig am Vorsatz des Staates oder einer organisierten Tätergruppe. Dennoch ist Ziel des Mordens ganz klar die Vernichtung eines bestimmten, eines großen Teils der indischen Gesellschaft: Es sind vor allem die ungeborenen Mädchen in den Städten, die kastenlosen, »unberührbaren«, neugeborenen Mädchen auf dem Land und die Witwen in den armen Schichten, deren sich eine auf materialistischen Zugewinn programmierte Gesellschaft brutal entledigt. Die staatlichen Autoritäten wissen darum. Dennoch greifen sie nicht ein und lassen den Mord an den als ökonomisch und sozial nutzlos empfundenen Mitbürgerinnen weitgehend sanktionslos geschehen. In Indien trägt sich ein millionenfacher Geschlechtermord an Frauen zu, ein Genderzid in einem Ausmaß, wie ihn die Menschheit bisher noch nicht erlebt hat.

Unglaublich, aber wahr: Fast alle schauen weg. Kaum jemand hat Mitleid. Kaum jemand tut etwas. Alle Verantwortlichen zusammen – in Indien, aber auch im Westen – bedrohen damit die Zukunft eines der wichtigsten Länder des 21. Jahrhunderts. Eines Landes, das schon heute seinen Ruf als Hoffnungsträger für den asiatischen Raum massiv beschädigt, weil es den Aufschwung der vergangenen Jahre nicht genutzt hat, um die Armut wesentlich zu lindern oder die Lage der Frauen und Kinder zu verbessern. Im Gegenteil.

Die Tatenlosigkeit weiter Teile der demokratischen Eliten Indiens ist nur schwer erträglich. Gerade im Vergleich zu China lassen sich Indiens Politiker – gleich welcher Partei – gerne als die Vertreter der farbenfrohen, größten Demokratie der Welt verehren. Auf Staatsempfängen und Managergipfeln wird ihnen gehuldigt, sie treten wortgewandt auf. In Wirklichkeit regieren sie schamlos über die größte demokratisch legitimierte Menschenvernichtung seit dem Zweiten Weltkrieg hinweg. Kein Anzeichen spricht dafür, dass es sie stört, wenn die Vereinten Nationen mal wieder melden – zuletzt geschehen im Herbst 2012 –, dass in Indien in einem Jahr mehr als eineinhalb Millionen Kinder im Alter bis zu sechs Jahren verhungern. Die meisten von ihnen sind Mädchen. Nicht einmal die sonst so wachsamen indischen Medien reagieren darauf. Unglaublich, aber wahr: 1,7 Millionen verhungerte Kinder sind für Indien ein Nicht-Ereignis. Die toten Kinder im eigenen Land sind selbst der Times of India, der größten englischsprachigen Tageszeitung der Welt, nur eine kleine Meldung auf einer der hinteren Seiten wert.

Doch ist Indien nicht etwa Afrika mit seinen Kriegen, seiner Gewalt, seiner Hoffnungslosigkeit und seinen machtlosen, halb aufgelösten staatlichen Apparaten. Indien ist ein stolzes, reiches Land mit großer politischer Stabilität und seit Jahren hohen Wachstumsraten. Ein Land mit einer verlässlichen Armee und einer zwar oft bestechlichen, aber dennoch funktionsfähigen Polizei. Seit mehr als 60 Jahren halten die Inder regelmäßig und ohne Unterbrechung friedliche Wahlen ab. Indien ist eigentlich ein Land der Hoffnung, dem die Zukunft gehören müsste. Es ist Teil des aufstrebenden Asiens, gilt als dritter Gigant der Region, neben China und Japan. Umso überflüssiger und damit grausamer und menschenverachtender ist hier der massenhafte Tod aufgrund von Hunger, Diskriminierung und Desinteresse. Gerade weil die Staatsgewalt trotz aller Probleme handlungsfähig ist, ist der unter ihren Augen stattfindende Frauenmord ein politisches Verbrechen.

Man muss nur hingehen und den armen Indern beim Sterben zuschauen, um die Katastrophe zu begreifen. Jeden Tag, zu jeder Tageszeit, lässt sich das Sterben beobachten. Doch wer ist je dort gewesen, in den Dörfern der indischen Bundesstaaten Madhya Pradesh oder Uttar Pradesh, in den Slums der Mega-Metropolen Bombay, Delhi und Kalkutta, wo das Unheil seinen Lauf nimmt?

Kaum ein Mitarbeiter westlicher Hilfsorganisationen findet seinen Weg in die entlegenen Dörfer. Kaum eine der vielen westlichen Menschenrechtsorganisationen hat über das alltägliche Massensterben in Indien in den letzten Jahren berichtet. Wen interessieren schon die Toten unter den Unberührbaren? Wer beobachtet die gezielten Angriffe auf die Ureinwohner? Wer gibt den ins Abseits gedrängten Muslimen einen Namen? Wo gab es nach Mahatma Gandhi und Mutter Teresa eine Solidaritätsbewegung mit Indiens Kastenlosen?

Vor allem Frauen erfahren in Indien wenig Solidarität. Sie stellen die größte Opfergruppe im Land. Als im Dezember 2012 eine junge Studentin in Delhi bestialisch vergewaltigt und ermordet wurde, horchte die Welt kurz auf. Erstmals fanden in Indien Massendemonstrationen gegen die Gewalt gegen Frauen statt. Doch kaum einer begriff Ausmaß und Alltäglichkeit dieser Gewalt. Zwei Millionen Frauen müssen in Indien jedes Jahr aufgrund von allen erdenklichen Formen der Diskriminierung sterben.

Die Blauäugigkeit des Westens gegenüber Indien, seine Leichtgläubigkeit, seine Naivität, verblüfft zunächst. Dann macht sie wütend. Die indische Katastrophe geschieht vor unser aller Augen. Aber wir lassen uns blenden von Bollywood, Yoga und den safranfarbenen Saris der Gurus. Als hätte uns der Duft des warmen Öls der Ayurveda-Medizin eingelullt, betäubt. Beim alljährlichen Weltwirtschaftsforum in Davos hofieren wir bedenkenlos die eloquenten indischen Staatsgäste und Magnaten, immer bereit, ihren in bestem Oxford-Englisch gehaltenen Reden vom angeblichen Wirtschaftswunder zu applaudieren.

Gewiss, es gibt überall Menschen, die helfen wollen, die spenden. Viele Nichtregierungsorganisationen, aber auch viele private Unternehmen lindern in ihrem jeweiligen Umkreis die Not. Doch sind das die viel zitierten Tropfen auf den heißen Stein. Kaum jemand inmitten der globalen Eliten und der zahlreichen internationalen Organisationen kommt auf den Gedanken, dass die indischen Minister und Staatssekretäre den Tod von Millionen ihrer Bürger mit zu verantworten haben. Doch genau diese Verantwortung tragen sie. Indien ist in. An der Außenalster in Hamburg oder im Englischen Garten in München praktizieren jeden Morgen viele Menschen unter freiem Himmel Yoga. Nun hält auch das Farben-Fest Holi Einzug bei uns. Bollywood-Filme erreichen ein immer größeres Publikum. Tausende junger Rucksacktouristen lassen sich jedes Jahr vom Charme Indiens entzücken. Doch sie steuern auf ihren Reisen nur wenige Ziele an: die Strände von Goa, den Beatles-Ort Rishikesh am Ganges und Dharamsala im Himalaya, wohin sich der Dalai Lama geflüchtet hat. Ganz ähnlich halten es westliche Politiker auf ihren Indien-Reisen. Außer dem Regierungssitz in Neu-Delhi, der Wirtschaftsmetropole Bombay, der Computerhauptstadt Bangalore oder dem Automobilstandort Chennai steht wenig auf ihrem Programm. Zur Abrundung besucht man dann noch das eine oder andere Vorzeige-Hilfsprojekt. Am Zielort warten Girlanden aus Blumen, Schulmädchen singen zur Begrüßung. Dann zurück in die Limousinen. Hinter getönten Scheiben ziehen das Land und seine Menschen an ihnen vorbei. In diesem Indien stirbt niemand an Hunger. Hier wird keine Frau von ihrem Mann verbrannt, weil ihre Eltern nicht genug Mitgift zahlen.

Das farbenfrohe, glänzende Indien bekam im Jahr 2004 einen neuen Namen: »India shining« lautete damals die geniale Werbeparole der Regierung, mit der das Land auf der ganzen Welt Sympathie und Aufmerksamkeit gewann. Plötzlich war sogar Bhagwan, der Guru der ausgebrannten westlichen Eliten der 1970er Jahre, der sich später in Osho umtaufte, wieder salonfähig. Auch deutsche Manager waren zur Stelle: Nicht weit von Oshos Ashram in Pune bauten sie ab 2006 mit dreistelligem Millionenaufwand ein großes Volkswagen-Werk. Alle Welt wollte damals in Indien sein. Selbst die Formel 1 kam in den Subkontinent, ihr verhalf ein indischer Milliardär in seiner Heimat zum Durchbruch. Neben der neuen Autorennstrecke ließ er gleich eine ganze Stadt und eine Autobahn von Delhi zum Taj Mahal nach Agra bauen. Das Staunen im Westen kannte kein Ende. Was war das nur für ein Land? Hier die betörende Mystik der Weltverbesserer, dort das Klacken der Schweißroboter der Autoindustrie. Hier die Begeisterung westlicher Manager für Indien, dort die Wucht des neuen indischen Reichtums. Und das alles in der größten Demokratie der Welt.

Indien schien prädestiniert, China als nächstes Wirtschaftswunderland in Asien abzulösen. Westliche Bankanalysten überschlugen sich mit Studien, die Indien als baldige Supermacht definierten. Nicht »ob«, sondern »wann« Indien in den erlauchten Kreis der großen Wirtschaftsnationen vordringen werde, lautete ihre Frage. Mehr noch, sagten die westlichen Strategen: Indien sollte fortan ein Bollwerk gegenüber der kommunistischen Parteidiktatur Chinas sein. Die Feier nahm kein Ende. Als Indien dann noch im Jahr 2006 zum Gastland der Frankfurter Buchmesse erkoren wurde, wuchsen in Deutschland die Regalmeter der Handbücher und Elogen, die dem an seiner Bevölkerung gemessen zweitgrößten Land der Erde immer nur eines bescheinigten: Wachstum, Wachstum, Wachstum und den unumkehrbaren, kometenhaften Aufstieg.

Was für ein furchtbarer Realitätsverlust! Was für eine unbarmherzige Ignoranz gegenüber den Opfern! 700 Millionen Menschen haben in Indien nicht genug zu essen. Ließen sie sich tatsächlich übersehen? Oder wollten wir vom wirklichen Indien einfach nichts wissen, von der Chancenlosigkeit der Kastenlosen, Ureinwohner und Frauen in diesem Land, von der Bitterkeit der Armut, der Zerstörungsmacht der Eliten?

Laut Weltbank leben heute in Indien ein Drittel aller Menschen der Erde, die mit weniger als 1,25 Dollar pro Tag ihr Leben fristen müssen. Also ein Drittel der allerärmsten, hungernden Erdenbürger. Das war einmal anders, obwohl Indien früher überall als Armenhaus bekannt war. Im Jahr 1981 aber lebten in Indien nur 22 Prozent der vom Hunger bedrohten Weltbevölkerung. Zwar ist es unbestritten, dass in Indien eine junge Mittelschicht rasant heranwächst. Auch soll die Zahl der Milliardäre zwischen 2013 und 2018 um satte 66 Prozent auf mehr als 300 zunehmen. Doch spürt die breite Masse vom Aufschwung wenig, oftmals nichts.

Gelitten wird auch entlang der Religionsgrenzen: Zwar ist Indien eines der größten muslimischen Länder der Erde. Doch sind die Chancen für Muslime unterdurchschnittlich im Vergleich zur Hindu-Mehrheit. Das Kastenwesen tut ein Übriges, um soziale Abgrenzungen zu zementieren. Abgesehen von den »Vorzeigeunberührbaren«, die es bis zum Ministerpräsidenten schaffen können, verbleiben die Mitglieder der unteren Kasten oder die Unberührbaren ganz überwiegend am unteren Ende der sozialen Pyramide.

Da nützt auch die sogenannte »demografische Dividende« nichts. Zwar hätte Indien mit einem Durchschnittsalter von weniger als 27 Jahren theoretisch enorme Chancen im Vergleich etwa zu China oder gar Japan. Doch wird die Dividende zur demografischen Katastrophe, wenn all diese Heranwachsenden auf dem Arbeitsmarkt keinen Job finden. So aber wird es kommen. Denn die Mehrheit bekommt eine Schulbildung, die sie selbst für einfachste Tätigkeiten in modernen Unternehmen nicht qualifiziert. Wo die Wirtschaft funktioniert, tut sie es trotz miserabler Rahmenbedingungen.

Repräsentativ für Indien sind eben nicht der geschmeidige Deutsche-Bank-Vorstand Anshu Jain, die ehrgeizige Pepsi-Chefin Indra Nooyi oder der Bill-Gates-Nachfolger an der Spitze von Microsoft, Satya Nadella. Viel repräsentativer ist die Holzsammlerin Raj Kumari in ihrem Dorf Ramgarwha in Madhya Pradesh, die ihre Tochter Rashmi absichtlich verhungern lässt.

Sie sieht keinen anderen Weg. Für sie ergibt es keinen Sinn, eine Tochter großzuziehen. Ihr karges Essen gibt sie lieber ihrem Sohn. Brutal einfach ist die Wirklichkeit der Opfer in Indien.

Wir werden sie in diesem Buch beschreiben. Und wir werden die Täter nennen. Die, die ihre Augen schließen. Und jene, die vom Elend profitieren. Damit niemand mehr, ohne es besser zu wissen, Jubelgesänge über Indien anstimmen kann. Damit sich die Demokratie in Indien nicht weiter unbemerkt ad absurdum führt. Damit die Eliten in Indien endlich merken, dass sie sich mit ihrem gesellschaftlichen Versagen ins moralische und weltpolitische Abseits manövrieren. Dies ist kein weiteres Buch, das Indiens Chancen beschreibt. Dies ist zuallererst eine erschreckende Zustandsbeschreibung, ein Augenöffner.

Das politische System Indiens ist verrottet, die ganz überwiegende Mehrheit der Menschen leidet. Wir sind nicht die Einzigen, die das sagen. »Indien ist für die Armen kein Rechtsstaat«, sagte die amerikanische Journalistin Katherine Boo, nachdem sie ein Jahr in einem Slum in Bombay verbracht und darüber ein erschütterndes Buch verfasst hatte. Der hochdekorierte indische Schriftsteller Aravind Adiga lässt seinen Protagonisten Balram Halwai im Bestseller Der weiße Tiger sagen: »Eine Tatsache in Indien lautet, dass du fast alles, was du vom Premierminister über das Land hörst, in sein Gegenteil verkehren kannst – dann kommst du der Wahrheit nahe.« Reporterin und Romancier kommen damit der Wirklichkeit näher als Politiker und Wirtschaftsführer: Indien ist ein Unrechtsstaat, der jedes Jahr Millionen seiner Bürger auf dem Gewissen hat. Aber kaum jemand traut sich, das über die Weltmacht Indien zu sagen, diesen wertvollen Verbündeten des Westens.

Der amerikanische Investment-Guru Jim Rogers, von vielen als Papst der Rohstoff-Anlage verehrt, hat es nicht nötig, in fortgeschrittenem Alter noch ein Blatt vor den Mund zu nehmen. »Indien ist in den vergangenen 60 Jahren schlecht regiert worden. Ich spreche nicht nur von den beiden führenden Parteien – vergessen Sie all die Politiker. Niemand weiß, wer schlechter ist, Opposition oder Regierung.« Was also würde aus Rogers’ Sicht helfen? »Indien muss so dramatisch verändert werden wie einst China unter Deng Xiaoping.« Gibt es jemanden, der das Zeug dazu hätte? »Aus meiner Sicht hat Indien derzeit niemanden, der es mit einer solchen Herausforderung aufnehmen könnte, all diese Probleme lösen könnte«, sagte Rogers mit Blick auf die indischen Wahlen im Frühsommer 2014.

In Indien ist es allen voran die mit dem Booker-Preis ausgezeichnete Schriftstellerin Arundhati Roy, die immer wieder schonungslos Kritik übt. »Ich bin nicht sicher, ob man einfach so weitermachen kann: Man lässt die Menschen zu Millionen verarmen, nimmt ihnen ihr Land weg, ihre Lebensgrundlage, treibt sie in die Städte, zerstört auch dort ihre Slums, nur um sie wieder zurück aufs Land zu schicken. Aber womöglich habe ich ja unrecht. Vielleicht geht es weiter so. Man lässt die Menschen einfach verhungern, tötet sie – und nennt es dann Globalisierung mit menschlichem Antlitz.«

Georg Blume und Christoph Hein, im März 2014

Kapitel 1: Der Westen schließt die Augen

An einem regnerischen Frühlingstag im April2013 war es mal wieder so weit: Bundeskanzlerin Angela Merkel empfing im Berliner Bundeskanzleramt den indischen Premierminister Manmohan Singh. Während der Begrüßung lief ein wilder Rotfuchs durch die Polizistenreihen– ganz als wäre er von den Gastgebern bestellt. Denn in Indien ist man es gewohnt, dass im Park des Präsidentenpalastes in Delhi Pfauen und Affen von den Bäumen zuschauen, wenn mal wieder ein Staatsempfang stattfindet. Merkel und Singh trafen sich diesmal in Berlin mit einem Dutzend Minister beider Seiten, weil sie seit 2011 regelmäßige Regierungskonsultationen abhalten.

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