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Eigentlich wollte Bestsellerautor Martin Kirchner nach dem Erfolg seines letzten Buches nur ein paar romantische Tage mit seiner Lebensgefährtin verbringen, doch ausgerechnet in dieser Zeit der Erholung sterben im Frankfurter Gallusviertel zwei Frauen. Frauen, die Martin in seinem Buch ebenfalls hatte sterben lassen. War es Zufall? Oder hatte ihn eine übernatürliche dämonische Macht geleitet, als er über den Freak aus dem Gallus schrieb? Gemeinsam mit Hauptkommissar Eberhard Kuhnert beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, um weitere Opfer zu verhindern.
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Seitenzahl: 76
Veröffentlichungsjahr: 2023
Marcel Kircher
Der Freak aus dem Gallus
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Epilog
Impressum neobooks
Der Freak aus dem Gallus
Es war schon spät am Abend als Melanie Mittelsdorf ihre Arbeit in einer öffentlichen Behörde im Frankfurter Gallusviertel beendet hatte. Sie hasste die Spätdienste, besonders im Herbst, denn im Dunklen lauerten immer wieder zwielichtige Gestalten. Auch heute hatte sie das Gefühl, dass ihr jemand folgte, doch dieses Mal war sie sich sicher, dass es kein Hirngespinst ihrer Fantasie war. Hastig zog sie den Kragen ihres Mantels nach oben und beschleunigte ihre Schritte. War es ihr eigener Atem, der ihr in den Ohren klang? Nein! Jemand folgte ihr tatsächlich. Sie blieb stehen, zückte ihr Smartphone und schaltete die Taschenlampe ein. Niemand zu sehen. Sie ging weiter, doch das mulmige Gefühl blieb. Ein leises kaum hörbares Kichern ließ sie herumfahren.
„Wer i… ist d… da?“, fragte sie. „Ich ha… habe ein Pf… Pfefferspray und keine Furcht es einzusetzen.“
Ihre Hand ging an die kleine Handtasche, die sie um ihre Schulter geworfen hatte. Durch das dünne Leder fühlte sie das kleine Pfefferspray, das ihr ein befreundeter Polizist besorgt hatte. Ihre Dachgeschosswohnung in einem Hochhaus war nur noch fünfzig Meter entfernt. Das musste doch zu schaffen sein, dachte sie bei sich und beschleunigte ihre Schritte.
„MELLI!“
Eine hohe durchdringende Stimme, die sie an das Kichern erinnerte, ließ sie in der Bewegung erstarren.
„ZEIG DICH DOCH ENDLICH!“, schrie Melanie zornig. „ODER BLEIB IM DUNKLEN UND SUCH DIR JEMAND, DER DIR EBENBÜRTIG IST!“
Sie lief weiter, doch nach nicht einmal fünf Schritten stellte sich ihr jemand entgegen. Eine kleine Gestalt war aus dem Dunkel einer Seitenstraße getreten. Neben einem starken Buckel fiel der jungen Frau die angewinkelte Haltung der beiden Arme auf und vom Lichtreflex der Taschenlampe ihres Telefons sah sie etwas aufblitzen. Der Fremde war bewaffnet.
„Was willst du?“, fragte sie.
„Deine Schönheit und deinen Hochmut bestrafen, kleine Melanie. Die Missachtung deinesgleichen gegenüber meiner Person muss ein Ende haben“, erwiderte der Bucklige drohend.
„Bitte was? Ich habe mich nie abfällig über Menschen mit Einschränkungen geäußert oder sie verspottet. Vor Jahren habe ich ein Praktikum in einer Einrichtung für Menschen mit Behinderungen gemacht. Meinen Großvater besuche ich jedes Wochenende in seinem Pflegeheim. Bitte, lassen Sie mich gehen, Fremder. Sie scheinen mich zu verwechseln.“
Melanie Mittelsdorf wollte weitergehen, doch der Bucklige schnitt ihr erneut den Weg ab.
„Wage es nicht mich zu ignorieren, freches Fräulein. Ich bin bewaffnet!“
Drohend fuchtelte er mit einem riesigen Messer in seinen Händen vor ihrem Gesicht hin und her.
„Lassen Sie mich in Ruhe. Ich bin ebenfalls bewaffnet und nicht so wehrlos, wie Sie glauben.“ Unvermittelt zog Melanie ihr Pfefferspray und sprühte es dem Freak ins Gesicht.
Ein Schrei des Schmerzes und der Überraschung entfuhr dem Buckligen. Melanie nutzte die Gelegenheit und sprintete los, so schnell es ihre Stiefel mit den Absätzen zuließen. Sie erreichte die Haustür, schloss sie auf, eilte nach oben zu ihrer Wohnung, schloss die Wohnungstür auf und verriegelte sie sofort. Ihr Atem ging schnell, die Lungen schienen zu bersten, während ihr Herz in einem schnellen Stakkato gegen ihre Brust hämmerte. In ihrer Angst griff sie nach ihrem Handy, doch es war nicht da, wo es sein sollte. Hatte sie es während ihrer hektischen Flucht vor dem Unbekannten fallen lassen? Oder hatte sie es woanders hingesteckt? Sie suchte alles ab, doch in den Taschen ihres Mantels war nichts, die Handtasche war auch nicht der Ort ihres Handys. Plötzlich verspürte sie etwas an ihrem Schienbein? Hektisch zog sie ihre Hose aus, griff nach dem Handy, das unsanft aus dem Hosenbein auf den Boden fiel und wollte die Nummer der Polizei wählen, als sie eine Eingebung hatte. Wer würde ihr glauben? Ein buckliger Mensch, der ihr nach dem Leben trachtete? Sie hatte außer dem Buckel und den komischen Armen kaum etwas wahrgenommen und die Stimme konnte auch professionell verstellt worden sein. Ihr Blick ging zum Handy und dann schaute sie sich in dem großen Wohnraum ihrer Zwei-Zimmer-Wohnung um. War es gar nur Einbildung? Seit Wochen schob sie Extraschichten, da ihrem Vorgesetzten es nicht gelang, Personal zu führen, geschweige denn über einen längeren Zeitraum zu halten. Melanie ging in Richtung Kühlschrank, wollte sich eine Cola nehmen, um den Blutzuckerspiegel zu heben, als unter der Spüle plötzlich etwas hervorsprang und eilig über den Boden krabbelte. Zitternd blieb sie kurz stehen. Eine Spinne, dachte sie bei sich. Es war nur eine Spinne. Melanie war keine Freundin dieser Tiergattung, doch ein achtbeiniger Gast war ihr lieber, als ein buckliger messerstechender Freak. Sie öffnete den Kühlschrank, nahm sich eine Flasche heraus und öffnete gerade den Verschluss, als plötzlich …
„MELLI!!!“
Dieses schrille Timbre in der Stimme ließ sie vor Schreck die Flasche fallen lassen, durch den halboffenen Deckel, verteilte sich die zuckerhaltige Flüssigkeit auf den Küchenfließen.
„Hübsche Beine hast du. Nackt schauen die noch besser aus, als unter der Hose, die du trugst“, höhnte der Freak. „Hast du tatsächlich geglaubt, deine Türen verhindern meinen Besuch?“
Melanie schaute an sich herab. Vor ihr lag die Flasche, die fast leer war und deren Inhalt ihre Socken durchnässt hatten. Als ihr Blick von den Füßen ihre Beine hinauf wanderte schämte sie sich. Untenherum hatte sie nur ihren schwarzen Slip an, der unter ihrer langen weißen Bluse hervorblitzte.
„Wenigstens wirst du hübsch in den Tod gehen“, fuhr der Freak fort und drohend schwang er das Messer, als er sich aus seinem Versteck schälte, um Melanie entgegenzutreten. „Mach dich bereit zu sterben, Melanie Mittelsdorf.“
Das Herz pochte, sodass Melanie glaubte, es müsse in ihrer Brust zerspringen. Wehrlos wollte sie sich diesem Etwas nicht ergeben. Melanie fixierte den Angreifer, während ihre Hand hinter ihrem Rücken die Arbeitsplatte entlang tastete. Bingo, dachte sie bei sich, als sie etwas Hölzernes spürte – der Messerblock. Ihre Kücheneinrichtung kannte sie blind, mit flotten Fingern zählte sie die Messer ab, zog ein großes Fleischmesser und hielt es dem Freak entgegen. „Auch ich kann mit Messern spielen, du Freak. Erst hatte ich noch Mitleid mit dir, doch nun empfinde ich Verachtung für dich und sei dir gewiss, wehrlos werde ich mich nicht ergeben!“
„Die kleine Melanie hat ein Messer.“ Der Freak neigte abschätzend seinen Kopf. Seine Gegnerin nutzte die Zeit ihn zu mustern. Sein vernarbtes Gesicht verbarg er unter einer weiten Kapuze, ein Auge hing schlaff nach unten, während das andere vor Zorn und Mordlust zu funkeln schien. „Doktor Melli hat ein Messer und dieses Messer, wird ihr nichts nützen“, sang er spöttisch zur Melodie von „Mackie Messer“.
„Ach ja! Na dann pass mal auf!“ Blind vor Wut stürzte sich Melanie auf den Freak, der ihr geschickt auswich.
„Hihihi! Netter Versuch, kleine Schlampe. Jetzt bin ich dran!“
Der bucklige Freak setzte Melanie nach, doch sie zog rechtzeitig ihr Messer entgegen und Klinge prallte auf Klinge. Sie war erstaunt, wie wehrhaft und kräftig dieser kleine Kerl war. Seine Hiebe forderten ihre ganze Kraft. Mit verzerrtem Gesicht standen sich beide gegenüber drückten die Klingen gegeneinander und keiner schien nachzugeben.
„Sieht nach einem Mexican Standoff aus“, zischte Melanie. „Verzieh dich, Kleiner. Ich lass dir keine Chance.“
„Ähm, das sehe ich nicht so, kleine Schlampe.“
Unvermittelt lockte er den Druck auf seinem Messer, sodass Melanie kurzzeitig die Balance verlor. Der Freak nutzte die Gelegenheit aus und schlug mit einem Schlag seines Messers das seiner Gegnerin aus der Hand. Im hohen Bogen landete das Küchenmesser aus Melanies Reichweite auf dem Boden.
„Tja, meine Melanie. Wie es aussieht hat sich das Blatt gewendet. Ich bin der Typ mit dem Messer und du bist die blonde tote Schlampe in Unterhose“, höhnte der Freak.
Panisch eilte Melanie in Richtung Tür, doch der bucklige Freak schnitt ihr den Weg ab. Zum Balkon, dachte die junge Frau bei sich. Die Socken rutschten über das Laminat, doch Melanie hatte einen Willen, sie wollte dem Freak entkommen. Als Gejagte hatte sie einen Vorteil gegenüber ihrem Verfolger – sie konnte den Zeitpunkt ihres unausweichlichen Todes selbst bestimmen. Ein Hechtsprung über das Sofa verschaffte ihr einen Vorsprung, zwar misslang die Landung und sie schlug hart mit dem Kinn auf den Dielen auf. In ihrem Mund schmeckte sie den metallenen Geschmack von Blut, doch das war ihr egal, sie öffnete die Türe des Balkons und trat hinaus. Die kalte Abendluft sorgte für Gänsehaut an ihren nackten Beinen. Melanie taumelte rückwärts auf den Balkon und sah, wie der Freak ihr näherkam. Sie saß in der Falle. Nach drinnen konnte sie nicht mehr und die Brüstung des Balkons war wie eine Barriere. Ein Messerhieb traf ihr Bein und riss sie aus ihren Gedanken. Warmes Blut floss an ihrem linken Bein herab. Sie sah das kalte Grinsen ihres Gegners und wusste, dass er seine Überlegenheit bis zum letzten Atemzug auskosten sollte. Melanie griff nach der Brüstung, zog sich wie in Trance hinauf und stürzte sich rücklinks herab.
„Flieg mein Vögelchen“, schrie der Freak ihr höhnisch nach. „FLIIIEEG!“