Der Händler, Sammelband 2 - Michael Voigt - E-Book

Der Händler, Sammelband 2 E-Book

Michael Voigt

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Beschreibung

In guten wie in schlechten Tagen. Sehr, sehr schlechten Tagen. Trading ist eine andere Art der Zeitverwertung. P.S.: Was ist Lust und was ist Pflicht? Im Mittelpunkt der Buchserie "Der Händler" steht Philip, ein junger Trader mit großer Leidenschaft für den Börsenhandel. Durch sein jahrelanges Praktikum in einem Handelsbüro lernt er sich selbst nach und nach näher kennen. In den Bänden wechseln sich Romanteile und die dazu gehörigen Fachbuchteile ab und bauen aufeinander auf. Im Romanteil wird der Fachbuchteil vorbereitet, erläutert und praktisch umgesetzt, im Fachbuchteil wiederum werden die Erkenntnisse aus dem Romanteil zusammengefasst und vertieft. Aufbauend auf seinem Bestseller Das große Buch der Markttechnik, bietet Michael Voigt erneut einen zuverlässigen Ratgeber für das markttechnisch orientierte Trading. Die Buchserie "Der Händler" ist sowohl auf Anfänger als auch für fortgeschrittene Trader ausgerichtet.

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Seitenzahl: 1258

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen:

[email protected]

1. Auflage 2016

© 2016 by FinanzBuch Verlag

ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Nymphenburger Straße 86

D-80636 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Die im Buch veröffentlichten Ratschläge wurden von Verfasser und Verlag sorgfältig erarbeitet und geprüft. Eine Garantie kann dennoch nicht übernommen werden. Ebenso ist die Haftung des Verfassers beziehungsweise des Verlages und seiner Beauftragten für Personen-, Sach-, und Vermögensschäden ausgeschlossen.

Redaktion: Marion Reuter

Korrektorat: Hella Neukötter, Silvia Kinkel

Umschlaggestaltung: Maria Wittek, München

Umschlagabbildung: D. Lieske

Satz: inpunkt[w]o, Haiger

ISBN Print 978-3-89879-937-9

ISBN E-Book (PDF) 978-3-86248-787-5

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-86248-788-2

Inhalt

Der Händler, Band 4

VORWORT

Was bisher geschah

FACHTEIL DER HÄNDLER

Brief TEIL I

Brief TEIL II

Die Suche

Der Orderablauf

Positionsverwaltung

ERLÄUTERUNGEN

Der Händler, Band 5

VORWORT

FACHTEIL DER HÄNDLER

Der Händler, Band 6

VORWORT

Freilich könnte man das Trading, wenn man so wollte, durchaus Prostitution nennen; wenn jemand, wie es in diesem Gewerbe üblich ist, seine ganze Person inklusive Körper für Geld hergibt, so betreibt so mancher Trader fast tagtäglich Prostitution. Aber wenn man sich durch die Jahre der Erfahrung der vielen Kleinigkeiten des früheren sinnlosen Verhaltens und der Willkür früherer Trades bewusst wird, so wird das, was einen einst durch seinen ausschweifenden Charakter berauschte, zu einem Beruf, der voll Sachlichkeit und Standesgesetze ist; denn schließlich gilt: Nicht nur der Börsenhandel, sondern auch die Prostitution

Viele Trading-Anfänger fürchten sich davor, dass Alltäglichkeit und Langeweile an ihre Tür klopfen. Andere, erfahrene Trader hingegen ängstigen sich nicht davor, dass das Trading etwas Gewöhnliches an sich haben könnte.

Wer könnte diesen scheinbaren »Widerspruch« je verstehen?

VORWORT

Trading ist eine komische Sache, wenn man es vom Standpunkt eines Trading-Anfängers betrachtet: Es ist unpraktisch in allen mentalen Beziehungen, zeitlich im höchsten Grade unökonomisch und alles andere als exakt in seinen Methoden. Am schlimmsten aber ist Folgendes: Man soll sich – einem Schwachsinnigen gleich – stets gleich verhalten, aber in der Regel resultiert aus diesem gleichen Verhalten immer etwas anderes.

Dagegen steht die im normalen Alltag zweifellos kraftvolle Vorstellung zu wissen, dass »viel« Bemühen »viel« Resultat nach sich zieht; denn genau das bildet den Rahmen jenes reizvollen Selbstbildnisses, das einen Menschen zeigt, der mit entschlossenen Zügen in der Welt unterwegs ist, um seine gewaltigen Gedanken zu verwirklichen. Wer also, ohne einen einzigen Gedanken nutzlos zu verlieren, gewohnt ist, seine Angelegenheiten mit der Exaktheit eines Taschenrechners zu erledigen, sprich: zu jedem beliebigen Zeitpunkt von gleichen Voraussetzungen dieselben Ergebnisse erwartet, der kann das Thema Trading scheinbar absolut nicht ernst nehmen.

Erschwerend kommt hinzu, dass gerade der Werdende das Werdende nicht will. Er ist zu ungeduldig dafür. So mancher Trading-Anfänger will einfach nicht warten, bis – nach langen und sündhaft teuren Tagen, endlosen Auswertungen und Studien – sich aus Erfahrungen mit dem eigenen Handelsstil und, wie wir noch sehen werden, dem eigenen Arbeitsstil sein persönliches Gemälde füllt. Stattdessen nimmt er lieber ein ihm angebotenes fremdes, vermeintlich fertig dastehendes »Bild« auf Treu und Glauben an. Als könnte ihm dies die Details, die Linien und Farben »seines« Gemäldes vorgeben, wirft er sich leichtgläubig und leichtfertig beliebigen Seminar-, Buch- oder Forumsaussagen in die Arme, statt sich auf das tatsächlich Lernens- und Erkennenswerteste zu besinnen: sich selbst …

Ja, es ist viel Langeweile zu überwinden, viel »Scheiß« vonnöten, bis man seine Farben, seine Pinsel, seine Leinwand gefunden hat! Und selbst dann ist man noch lange nicht Meister seines Fachs – aber wenigstens Herr in der eigenen Werkstatt.

Der Weg dahin ist weit. Und auf diesem Weg kann Trading die Hölle sein; und die Hölle selbst kennt nicht diese Wut, die einen vom Chartverlauf verschmähten Trading-Anfänger blindlings überfällt.

Das Leid, das mancher Trading-Anfänger erdulden muss, scheint in der Regel nicht nur alles andere als verdient, scheint unberechtigt zu sein, sondern ist immer auch völlig unerwünscht. Stellen wir uns spaßeshalber aber einmal folgende Frage: Zu welchen Tradern würden wir uns wohl in einer Börsenwelt entwickeln, in der es keine Verluste, keinen Schmerz aus unüberlegten, ungeduldigen Trades, keine Tage gäbe, an denen es einen innerlich schier zerreißt, kurz: wenn keine zu schlagende Schlacht in Sicht ist? Die Antwort lautete offensichtlich doch: Es gäbe keinerlei Grund, sich anzustrengen, nichts, was einen herausforderte, keine zu lösenden Probleme oder zu überwindenden Schwierigkeiten. Auf den ersten Blick wäre dies eine wunderbare Börsenwelt, das stimmt – und erschiene ja auch fürwahr als Wohltat. Ist es aber bei näherer Betrachtung nicht so, dass einzig und allein die unangenehme Erfahrung mit sich sowie die tagtägliche Umsetzung von anscheinend verstandenem, aber nur scheinbar verinnerlichtem Fachwissen einem Trader überhaupt erst einen fürsorglichen Umgang mit seinem eigenen oder ihm anvertrauten Geld und vor allem sich selbst als Händler entlocken können? Soll man wirklich die Segel streichen und einem Erlebnis ausweichen, sobald es nicht sofort und ausschließlich Wohlbehagen und Vertrauen erzeugt? Soll man also »abreisen«, wenn das Trading sich unheimlich, unverständlich, peinlich und anstrengend entwickelt? Nein doch, man sollte bleiben, sollte sich das ansehen und sich dem aussetzen, denn gerade dabei gibt es tatsächlich etwas zu lernen …

Daher könnte ich es meinen Zeilen auch in diesem Band nicht verzeihen, wenn sie ein solches Erlebnis wie den aktivenBörsenhandel nur mal eben grob streiften, ohne etwas von der Farbigkeit wiederzugeben, die dieser in so hohem Maße besitzt.

Damit es mir möglichst auch mit diesen Seiten wieder gelingt, mit den Ihnen bereits bekannten Romanhelden und deren Reaktionen allgemeine Probleme fernab von Ein- und Ausstiegen anzugehen, manchem Trader die Augen zu öffnen und damit die Möglichkeit zu geben, die Wahrheit auch ohne fremde oder dogmatische Hilfe zu erkennen, verweist auch dieser Band, so wie die gesamte Buchreihe einschließlich des Basiswerks Das Große Buch der Markttechnik, auf wesentliche Elemente im Trading und will dazu ermutigen, sich die enthaltene Botschaft doch mal in aller Ruhe anzusehen. Vielleicht finden Sie sie ja nachvollziehbar und einige Hinweise lockend, denn vor Ihnen liegt eine Geschichte, wie sie das Leben schreibt. Zudem könnte es sein, dass diese Geschichte auch mit Ihrem Trading, lieber Leser, das ein oder andere zu schaffen hat …

Und somit fangen wir erneut an, das Trading zu erforschen und die seltsame Hartnäckigkeit der Unvernunft zu verstehen, mit der es den Globus der Börsen umspannt. Wir wollen ihm auf die Schliche kommen!

Ein letzter, aber wichtiger Hinweis noch vorab: Wie gewöhnlich hängen Roman- und Fachteil eng zusammen, doch diesmal noch ein bisschen mehr … Daher lohnt es, nachdem dieser Band gelesen wurde, den Romanteil, nun mit dem Wissen des Fachteils, nochmals zu lesen.

Ihr

Michael Voigt

Danksagung

Wie bei den vorhergehenden Ausgaben möchte ich mich bei allen Beteiligten, die bei der Umsetzung des Buches geholfen haben, ganz herzlich bedanken. Vorangestellt gilt es wie immer meiner Assistentin Frau Posselt, die sich in unzähligen Stunden mit meiner Handschrift auseinandersetzen musste, meinen Dank auszusprechen. Ebenso möchte ich Frau Braun, Frau Hoffmann und Frau Boettger danken, die mir gewissenhaft bei der Korrektur von Fehlern halfen. Auch möchte ich Grit und Bernd für ihre Bemühungen meinen Dank aussprechen.

Ein Dank gebührt ebenso Holger und Erdal, die das Manuskript lasen und durch viele Bemerkungen zur Gestaltung des Buches mit beitrugen. Ich möchte auch meiner Familie ganz herzlich danken, die mir für den Zeitraum der Bucherstellung den Rücken freigehalten hat.

Was bisher geschah …

Das Große Buch der Markttechnik

Alles war eigentlich so, wie es sich Philip erträumt hatte: Er wusste, was eine Aktie war, am Terminmarkt long und short gehen konnte er auch, und mit Technischer Analyse kannte er sich ebenfalls schon ein bisschen aus. Alles eigentlich perfekt! Doch als Philip sein Praktikum in einem Handelsbüro begann, merkte er, dass da irgendwas nicht stimmen konnte! Denn: Immer, wenn er in den Markt ging, machte der genau das Gegenteil von dem, was er sich vorstellte.

Doch mit den Jahren seiner Ausbildung änderte sich alles: mehr Fachwissen, mehr Logiken, weniger mentale Verfangenheit. Mit Witz, ungestümen Emotionen und vielen Denkübungen schlug sich Philip durch den Dschungel des markttechnisch orientierten Tradings. Als Reiseführer dienten ihm einst, wie auch heute noch, seine Kollegen Hofner und Sander. Mit dem umfangreichen Wissen der beiden und den Abhandlungen über Markttechnik im aktiven Börsenhandel gelang es Philip, seinen Weg zu finden. Nun, Jahre später, bekommt Philip die Chance, selbst ein Reisebegleiter für den neuen Praktikanten Stan zu sein …

DER HÄNDLER – Band 1

Durch seine lange Ausbildung lernte Philip sich selbst nach und nach kennen. Dabei sind die Trades, an die er sich erinnert, mindestens so unheimlich wie manchmal die Gegenwart. Die Suche nach weiterer innerer Reife, Duplizierbarkeit und Beständigkeit wird für Philip an diesem Tag zum grotesken Abenteuer. Ein zufälliges Treffen mit einem anderen Trader wirft ihn aus der Bahn. Ecki hat durch sein unüberlegtes Trading innerhalb kürzester Zeit nicht nur sein Geld, sondern auch seine Familie und das schöne Haus verloren. Philip musste irgendwie der Frage nachgehen, ob ihm das auch passieren könnte, und gelangte am Abend vor dem Abflug nach Bangkok zu erstaunlichen Erkenntnissen …

DER HÄNDLER – Band 2

Philip – im Flieger nach Bangkok, um dort, in der Geschäftsstelle Bangkok, seinem Azubi Stan beim Trading ein bisschen unter die Arme zu greifen, fiel es in Anbetracht der Sichtweisen seiner Sitznachbarn in Bezug auf das Trading verdammt schwer, den Flug dorthin so richtig zu genießen.

Denn wieder einmal musste er sich eingestehen: Gott hat den Börsenhandel nicht erschaffen, und auch der Teufel lehnt jede Verantwortung dafür ab. Selbst der Horizont scheint sich vor dieser Bürde zu fürchten, denn die allgegenwärtige Trennungslinie zwischen den verschiedenen Handelsansätzen und Ansichten zum Börsenhandel verschwindet bei so manchem Trading-Anfänger in der flirrenden Hitze der Bars und der Nachrichten über alles versengende Kursveränderungen. Philip sah sich gezwungen, seine Nachbarn über die wahren Ansichten zum Trading aufzuklären, und wurde da von so mancher Gegenfrage überrascht …

DER HÄNDLER – Band 3

Für den Praktikanten Stan heißt Trading: Wer hat die stärksten Nerven? Und für den Rest seiner Kollegen: Wer blufft sich selbst in die Taschen, und wer kann es wirklich? Somit ist ein Trade eigentlich nur dann ein guter Trade, wenn der Trader dabei auch im Verlustfall sein Gesicht wahren kann und ein gutes Gefühl hat.

Leider hat sich das noch nicht überall herumgesprochen, und so denkt Stan allzu oft nur bis zur nächsten Tischkante und fühlt sich vom Pech verfolgt, denn ob Minus- oder Plustrade, egal: Er hat immer das Gefühl, ein gehetzter Stier zu sein. Philip beobachtet den Praktikanten bei dessen Ausbruchs-, Bewegungs- und Trendtrades und hält so manchen wichtigen Rat parat …

Auszug aus Hofners Tagebuch:

Keiner genießt den wahren Geschmack des Tradings außer dem,der willens und bereit ist,es gedanklich hinter sich zu lassen.

*

Die Jacht »Mary« schaukelte lautlos in einem kleinen Hafen in der Nähe von Samut Prakan, einer Gegend, die sich im Laufe der Zeit zum Saint-Tropez Thailands gemausert hatte. Der Himmel ging nahtlos in das blaue Wasser des Golfs von Thailand über und hüllte die auf Hochglanz polierte 20-Meter-Jacht in einen seidenen Mantel glitzernden Wassers.

Philip lauschte Johns letzten Einweisungen und starrte gleichzeitig auf das GPS-Navigationssystem. Heute erhielt Philips Ausbildung zum Profisegler den ersten praktischen Schliff, und er musste zugeben, dass seine Nerven etwas verrücktspielten. Gut, er hatte zwar die Tage zuvor von John mehrere theoretische Trainingseinheiten am Flipchart erhalten, aber jetzt ging es ans Eingemachte: Heute sollte er seinen ersten Wellen gegenübertreten und dieses ihm riesig anmutende Boot allein aus dem Hafen manövrieren – natürlich ohne an die anderen Boote mit all den heißen Mädels darauf anzuecken. Und dass Nick ihn hierbei permanent aufzog, machte die Sache auch nicht unbedingt einfacher.

Über den Jungs zogen kleine weiße Schäfchenwolken am strahlend blauen Himmel vorüber, einige Vögel kreisten um die Masten der Jacht, und am Ufer tummelten sich träge vereinzelte Touristen – die Einheimischen hatten sich längst in den kühlen Schatten ihrer Häuser zurückgezogen. Die Hitze war für Europäer unmäßig und die Schreckensherrschaft der Sonne von einer Unerbittlichkeit, dass die wenigen Schritte von einem Bootsende zum anderen – selbst mit nichts anderem bekleidet als einer Badehose – zu einem schweißtreibenden Unterfangen wurden.

»Schade, dass Stan nicht seetauglich ist«, bemerkte John und suchte nach seinen Flipflops.

»Erst die Charts, dann das Vergnügen …«, sagte Nick grinsend, ließ sein Handy zuschnappen, pfefferte es aus dem Handgelenk geschickt auf die beigen Ledersitze, steckte sich eine Zigarette an und ließ seinen Blick über den neben dem Jachthafen flach ins Meer abfallenden weißen Sandstrand schweifen, der sich dort mit dem Wasser zu einem immer kräftigeren Türkis vermischte. Nick kannte eine solche Farbe eigentlich nur vom Malediven-Bildschirmhintergrund seines Laptops. Bestens gelaunt bedachte er einige leicht bekleidete junge Frauen auf einer anderen Jacht mit seinem sympathischsten Lächeln.

Während Pascal, ein langjähriger Freund Johns, Schweizer und Arzt in einem der städtischen Krankenhäuser Bangkoks, die Fender – jene Ballons, die das Boot vor Beschädigungen schützen sollten – bereits aufs Deck zog, programmierte John das Navigationsgerät und warf einen letzten Blick auf die Wetterkarten. Philip rutschte derweilen unbehaglich auf dem Steuersitz hin und her. »Äh, John, willst nicht doch lieber du den Kahn hier rausfahren …?«

»Nichts da, das bleibt dein Job!«

Philip kratzte sich am Kopf. Zu dumm, dass er bis jetzt nur einen einzigen Drink intus hatte! Ein kleiner Mutmacher könnte jetzt bei Gott nicht schaden.

Nachdem Nick alles verzurrt hatte, streifte er seine Segelhandschuhe ab und ächzte schweißüberströmt: »So, fertig!« Er nahm sein halbvolles Glas und brachte einen Toast aus: »Auf eine tolle Fahrt!«

»Auf eine tolle Fahrt!«, stimmten alle ein.

John schälte sich nun grinsend aus seinem Hemd, griff zum Schaltpaneel und betätigte die Anlasser. Er gab Philip das Zeichen, und langsam schob dieser den Gashebel nach vorne und ließ die beiden schweren Einbaudiesel etwas lauter brummen. Ein unterarmdicker Wasserstrahl schoss unter dem Heck heraus und platschte deutlich hörbar ins Hafenwasser.

Philip drehte das Ruder seewärts. Die Jacht nahm langsam Fahrt auf und glitt gemächlich an den anderen Booten vorbei.

Nach einigen Stunden und etlichen brenzligen Situationen hatte das Boot den Hafen weit hinter sich gelassen. Alle Segel waren gehisst, und während der Fahrtwind in die aufgefiederten Segel blies und den Schweiß der vier Männer – dabei kleine Salzkrusten auf deren Haut hinterlassend – allmählich trocknete, lag das Boot ausgewogen auf dem Ruder.

Die Körper der Männer verwuchsen immer mehr mit den Bewegungen des Bootes und passten sich dessen Rollen und Stampfen an, bis sie es kaum noch spürten; sie wurden ein Teil des Windes und der See, für den die Zeit, der Raum oder gar ein Mensch keine Bedeutung hatten.

Und während die vier im Paradies schaumgekrönter Wellen dahinsegelten, nahm John das bis zum Überdruss bekannte Terrain in Augenschein: den Verlauf seiner heute Morgen noch ausgedruckten Charts…

Bei John folgte dieses wohlüberlegte Betrachten von rund 5.000 Charts aus den verschiedensten Märkten und Marktsegmenten einer bestimmten Regelmäßigkeit. Man könnte fast sagen, es handelte sich um eine Art Gesetzmäßigkeit, bei der jeder Handgriff dieser Arbeit seit Jahren fest eingefahren war. Johns Arbeit bestand also nicht in einem unbekümmerten Hineinfassen, Herausziehen oder unstrukturierten Durchwühlen dieser Papierhaufen. Keineswegs. Im Gegenteil, John warnte sogar stets davor, dass »objektive Beobachtungen« und die Suche nach dem richtigen Setup nicht von einem »subjektiven Erleben«, mithin Interpretieren, beeinträchtigt werden dürften. Johns verantwortungsvolle Arbeit endete folglich nicht mit dem eingehenden Studium jedes Charts, auch wenn diese aufgrund ihrer Darstellung zu einer Erwartung künftiger Entwicklung verleiten mochten. John ließ dies aber nicht mehr an sich heran. Im Interesse seines Ziels ließ er Erwartungshaltungen und Gefühle wie »Dieser Markt könnte v-i-e-l-l-e-i-c-h-t steigen … dieser Markt könnte e-v-e-n-t-u-e-l-l fallen…« nicht nur unbeachtet, sondern war stattdessen in der glücklichen Lage, diese vollständig ausblenden zu können. Ein Zustand, den er nach jahrelanger Übung erreicht hatte und welcher, nach seiner Meinung, zum Handwerkszeug jedes professionellen Traders gehörte. John wollte um der idealen Reinheit willen mithin nicht nach Sünden der Verführung fahnden, sondern ausschließlich nach den besten Setups, deren Spuren er zu entdecken und verfolgen wusste wie ein erfahrener Fährtensucher. Man täte Unrecht, erklärte John fortgeschrittenen Händlern stets, wenn man sich, nur um Neugier und Spannung zu erzeugen, einem Trading-Anfänger gleich von minderwertigen Setups leiten ließe, damit gröblich gegen das zeitgleich anderweitige Vorhandensein idealer Phasen eines Trends verstieße und sich demnach nicht der Suche nach »dem besten Chartverlauf« unterwürfe, sondern der Neigung nachgäbe, sich vom Chart das Erstbeste aufschwatzen zu lassen, um damit sein Pulver vorzeitig sinnlos zu verschießen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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