Der Homo Ludens als Theologe - Die Johannesoffenbarung Adaptierte Version 2013 - Ulrich R. Rohmer - E-Book

Der Homo Ludens als Theologe - Die Johannesoffenbarung Adaptierte Version 2013 E-Book

Ulrich R. Rohmer

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Beschreibung

Der homo ludens als spielender Mensch hat es schwer, öffentlich anerkannt zu werden von den "Ernsten" im Lande, die hinter dem Spiel ein nicht ernst zu nehmendes Unterfangen vermuten. Der Spieler ist durchaus noch heute mit negativen Vorstellungen behaftet, und das ist wirklich schade. Ist doch das Spiel ein grundlegendes Ereignis, durch das der Mensch der Welt begegnet und sie zu begreifen beginnt. Das Buch geht den Spuren des homo ludens nach und entdeckt selbst bei religiösen Themen, die doch allgemein hin der "ernsten Fraktion" zugeschrieben werden, Spuren des Spiels. Im Spielen entdeckt der Autor eine grundlegend schöne Entfaltung, nämlich die Phantasie, um gute Geschichten zu erzählen. Schließlich legt das Werk den Versuch einer spielerischen Bearbeitung der Johannesoffenbarung vor und nennt sie Adaptierte Version 2013. Damit vermag der homo ludens als Theologe zu erscheinen mit Geschichten von heute, vielleicht sogar interessanten und tiefen...

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Ulrich R. Rohmer

Der Homo Ludens als Theologe - Die Johannesoffenbarung Adaptierte Version 2013

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Der homo ludens als grundsätzlicher Mensch

Der homo ludens als spielender Mensch bezeichnet den grundsätzlichen Modus menschlicher Weltbegegnung, nämlich spielend. Im generellen Geflecht von Wahrnehmung – Reflexion – Aktion / Reaktion findet sich ein Mensch hinein genommen in eine mehr oder weniger reflektierte Gegebenheit von Zusammenfällen, in der er sich teilhaftig sieht. Irgendwie, so sagt er sich, bin ich jetzt in etwas drin, das mich fordert, interessiert, ängstigt, bedroht oder wie auch immer.

Spielend versucht der Mensch, sich in dieser Teilhaftigkeit zu bewegen. Bestimmt oder zaghaft, schnell oder langsam, mutig oder ängstlich geht er vor und zurück, schaut um sich, wagt und weicht zurück. Er agiert im Rhythmus seiner Fähigkeiten und seines Mutes. Gestern vielleicht hatte er einen guten Tag und traute sich aufs Fahrrad. Heute jedoch ist er ängstlich und traut sich nicht in die Schwimmklasse im Freibad. Mal sehen, sagt er sich, vielleicht gehe ich morgen. Und innerhalb eines Jahres durchschreitet so der Mensch zuvor unglaublich erscheinende Gebiete, die ihm als Leben vorkommen.

So ist der Mensch ein Wesen des Lebens, und er verwickelt sich mit ihm durch spielerische Annäherungen und Erfahrungen. Die Hellenen trugen das noch in ihrer Sprache. Das Kind, der Knabe (παῖς) tut etwas Kindgemäßes: es spielt (παίζω – ich spiele). Und wenn dann noch bekannt ist, dass einem Knaben das Laufen beibringen (παῖς + ἄγειν) die Grundbedeutung von Pädagogik erklärt, dann sollte fernerhin das Spielen im reifen Erwachsenen keine lächerlichen oder negativen Konnotationen mehr auslösen.

Tatsächlich ist das Spielen im Kreise von Erwachsenen schon seit Generationen verdächtigt worden, mit Unreife und mangelndem Ernst in Verbindung zu stehen. Zwar lieben viele Deutsch das Fußballspiel, jedoch wird es ob seiner zugestandenen Ernsthaftigkeit durchaus nicht im Bereich des „Lebensernstes“ gesehen, und im „Spielsüchtigen“ kommt eine Negativeinstellung zum Spielen besonders klar zum Vorschein. Der Deutsche liebt offensichtlich eine klare Trennung von Spiel und Ernst, und er meint damit nicht nur eine Separation zwischen Privatem und Öffentlichem, wiewohl ein Spieler privat durchaus nicht unbedingt seine menschliche Reputation verlieren muss. Man findet noch reichlich Familien, die manchen Abend um den Tisch sitzen und spielen. Allerdings hat das in der öffentlichen Perzeption durchaus wenig mit Lebensernst zu tun.

Zum Vertiefen:

http://gabrieleweis.de/2-bldungsbits/literaturgeschichtsbits/werk-matrialien/frisch-homo-faber/homo-ludens.htm

Spiel und Lebensernst

Die Separation erscheint bei näherem Schauen seltsam. Wieso soll das Spiel grundlegend von einem „Ernst des Lebens“ geschieden werden, als würde das einem allgemeinem Bedürfnis nach essentieller Unterscheidung menschlichen Wirkens Rechnung tragen? Ist der homo ludens von vorn herein verdächtig, das Leben nicht so „ernst zu nehmen“, nur weil er das Spiel liebt? Was ist eigentlich der „Ernst des Lebens“? Ist es so ernst, dass es unvorteilhaft wäre, es mit dem Spielen in Verbindung zu bringen, es gar damit zu vermischen?

Platon und sein Schüler Aristoteles sehen im Staunen den Beginn des Philosophierens. Nicht Lebensernst, sondern Staunen: das, was passiert, wenn, wie bei einem Kind, die Augen aufgehen und mit Macht sich etwas in einen Menschen hinein Bahn bricht.

Staunen ist nicht zu suchen, wie sauer sich auch jemand anstellt. Freilich scheint es auch Geister zu geben mit einer hohen Affinität zu Selbstqual und Masochismus. Diese Kollegen betrachten den Ernst des Lebens wohl mit großer Lust und haben ihre Fluttore weit geöffnet. Der berühmte Dichter T. S. Eliot schrieb einst das beeindruckende Stück „The Hollow Men“, das in unglaublich kraftvoller Sprache die Hohlheit beschreibt einer ganzen Generation nach dem ersten Weltkrieg. Jawohl, das ist Lebensernst in seiner ganzen Wucht, und er bricht wie ein Taifun herein und bringt die ernsten Seelen der ernsten Menschen mit Leichtigkeit zum Schwingen:

Die hohlen Männer

I

 

Wir sind die hohlen Männer

Die Ausgestopften

Aufeinandergestützt

Stroh im Schädel. Ach,

Unsere dürren Stimmen,

Leis und sinnlos

Wispern sie miteinander

Wie Wind im trockenen Gras

Oder Rattenfüße über Scherben

In unserem trockenem Keller

 

Gestalt formlos, Schatten farblos,

Gelähmte Kraft, reglose Geste;

Die hinüber sind, sehenden Auges,

 Ins andere Reich des Todes,

Wenn sie an uns denken, denken sie nicht

An gewalttätige verlorene Seelen,

sondern an hohle Männer,

An Ausgestopfte.

 

 II

 

Augen deren Blick ich fürchte,

Die nicht erscheinen 

Im Traumreich des Todes :

Dort sind die Augen

Sonnenlicht auf Säulentrümmern

Dort, ein Baum der sich wiegt

Und Stimmen sind

Im Gesang des Winds

Ferner und feierlicher

Als verblassender Stern

 

So fern will auch ich sein

Im Traumreich des Todes

Ich will auch so

Vorsätzliche Masken wählen

Rattenfell, Krähenhaut, Vogelscheuche

Auf einem Feld,

Die tut, was der Wind will,

So fern -

 

Nicht die endgültige Begegnung

Im Reich des Zwielichts

 

 III

 

Dies ist das tote Land

Das ist das Kaktusland

Hier sind aufgerichtet

Die steinernen Bilder, zu denen

Betet die Hand eines Toten, darüber

Funkelt ein verblassender Stern.

 

Ob es so ist

In den anderen Todesreich

Ob Lippen wachen, mit sich allein,

Zur Stunde da wir beben

Vor Zärtlichkeit,

Lippen die küssen möchten

Und beten zu zerbrochnem Stein.

 IV

 

Die Augen sind nicht hier

Hier sind keine Augen mehr

In diesem Tal da Sterne sterben

In diesem Hohlweg

Dem Stück Kinnbacken zu unseren verlorenen Reichen

 

Auf diesen letzten Sammelplatz

Tasten wir nach dem andern

Sprachlos geschart

Am Ufer des reißenden Stroms

 

Blind, es erschien denn

Die Augen wieder

Wie der lebende Stern

Die vielblättrige Rose

Des zwielichtigen Totenreiches,

Niemandes Hoffnung,

Hoffnung der leeren Männer.

 

 

V

 

Wir tanzen um den Stachelbaum

Stachelbaum Stachelbaum

Wir tanzen um den Stachelbaum

Um fünf Uhr früh am Morgen

 

Zwischen Idee

Und Wirklichkeit

Zwischen Regung

Und Tat

Fällt der Schatten

Denn dein ist das Reich

 

Zwischen Empfängnis

Und Geburt

Zwischen Gefühl

Und Erwiderung

Fällt der Schatten

Das Leben ist lang

 

Zwischen Verlangen

Und Zuckung

Zwischen Vermögen

Und Leibhaftigkeit

Zwischen Wesen

Und Abstieg

Fällt der Schatten

Denn dein ist das Reich

 

Denn dein ist

Das Leben ist

Denn dein ist das

 

Auf diese Art geht die Welt zugrund

Auf diese Art geht die Welt zugrund

Auf diese Art geht die Welt zugrund

Nicht mit einem Knall, aber mit Gewimmer.

http://www.myss.de/Lyrik/eliotdtsch.html

Ernst ist das Leben, und leicht ist das Spiel – das scheint eine fest verankerte Einstellung zu sein, die mir jedoch nie so richtig einleuchtete. Und weil mir die Nähe des Denkens und Philosophierens zum Staunen gar recht tief verständlich und gleichsam „lebenslogisch“ daher kommt, macht es mir auch kaum Schwierigkeiten, mein Verständnis vom Spielen gerade auch ins „Ernste“ ausgedehnt zu sehen. Der homo ludens bedient eben gerade nicht nur das Ernste, als sei alles Tiefe und Bedeutende ernst. Spielerisch erscheint durchaus „Ernstes“ nämlich nicht selten leicht, spielerisch und - lustig.

Zum Vertiefen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Staunen

Drunken Preacher's Sermon - Easter Sunday:

http://www.youtube.com/watch?v=JoI1p-vlGdM

The best of Pastor Manning:

http://www.youtube.com/watch?v=BFqt9cOO69g

Omazing Grace... Funny singing at funeral:

http://www.youtube.com/watch?v=Rq8luAFb37A