Der Kahn der fröhlichen Leute (Humorvoller Klassiker der Deutschen Literatur) - Jochen Klepper - E-Book

Der Kahn der fröhlichen Leute (Humorvoller Klassiker der Deutschen Literatur) E-Book

Jochen Klepper

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Beschreibung

In "Der Kahn der fröhlichen Leute" entführt Jochen Klepper die Leser in eine amüsante und zugleich tiefgründige Welt, in der das Leben auf humorvolle Weise reflektiert wird. Dieser humorvolle Klassiker der deutschen Literatur vereint in seinen Erzählungen intelligente Beobachtungen des Alltags mit einer Sprache, die geprägt ist von Witz und einer scharfen Ironie. Die Geschichte spielt in einer Zeit der gesellschaftlichen Umbrüche und zeigt auf, wie die Protagonisten mit den Herausforderungen des Lebens umgehen und dennoch den lebensbejahenden Geist bewahren können. Jochen Klepper, bekannt für seine literarische Vielseitigkeit, hinterließ mit seinen Werken einen bleibenden Eindruck in der deutschen Literatur. Seine Erfahrungen als Dichter, Schriftsteller und Journalist waren entscheidend für die Entstehung dieses Werkes. Kleppers Fähigkeit, gesellschaftliche Themen humorvoll zu verpacken, zeugt von seiner tiefen Auseinandersetzung mit den menschlichen Erfahrungen, die er durch seinen eigenen Lebensweg und die Zeitumstände geprägt hat. Dieses Buch ist für jeden Leser eine Empfehlung, der sich nach heiterer, zugleich nachdenklicher Lektüre sehnt. "Der Kahn der fröhlichen Leute" ermutigt dazu, das Lachen auch in schwierigen Zeiten nicht zu verlieren und die kleinen Freuden des Lebens zu schätzen. Ein zeitloses Werk, das es verdient, gelesen und geschätzt zu werden. In dieser bereicherten Ausgabe haben wir mit großer Sorgfalt zusätzlichen Mehrwert für Ihr Leseerlebnis geschaffen: - Eine prägnante Einführung verortet die zeitlose Anziehungskraft und Themen des Werkes. - Die Synopsis skizziert die Haupthandlung und hebt wichtige Entwicklungen hervor, ohne entscheidende Wendungen zu verraten. - Ein ausführlicher historischer Kontext versetzt Sie in die Ereignisse und Einflüsse der Epoche, die das Schreiben geprägt haben. - Eine gründliche Analyse seziert Symbole, Motive und Charakterentwicklungen, um tiefere Bedeutungen offenzulegen. - Reflexionsfragen laden Sie dazu ein, sich persönlich mit den Botschaften des Werkes auseinanderzusetzen und sie mit dem modernen Leben in Verbindung zu bringen. - Sorgfältig ausgewählte unvergessliche Zitate heben Momente literarischer Brillanz hervor. - Interaktive Fußnoten erklären ungewöhnliche Referenzen, historische Anspielungen und veraltete Ausdrücke für eine mühelose, besser informierte Lektüre.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Jochen Klepper

Der Kahn der fröhlichen Leute (Humorvoller Klassiker der Deutschen Literatur)

Bereicherte Ausgabe. Humorvoller Klassiker der Deutschen Literatur
In dieser bereicherten Ausgabe haben wir mit großer Sorgfalt zusätzlichen Mehrwert für Ihr Leseerlebnis geschaffen
Einführung, Studien und Kommentare von Jasper Page
Bearbeitet und veröffentlicht von Good Press, 2023
EAN 8596547689133

Inhaltsverzeichnis

Einführung
Synopsis
Historischer Kontext
Der Kahn der fröhlichen Leute (Humorvoller Klassiker der Deutschen Literatur)
Analyse
Reflexion
Unvergessliche Zitate
Notizen

Einführung

Inhaltsverzeichnis

Ein kleiner Kahn voller froher Stimmen wird zur Probe dafür, wie weit Heiterkeit trägt, wenn die Strömung des Lebens unberechenbar wird. Schon das Bild verweist auf ein Miteinander in Bewegung: Nähe entsteht, Grenzen werden spürbar, und das Gelächter dient zugleich als Antrieb und als Rettungsring. Wer hier ein reines Possenspiel erwartet, staunt über den feinen Blick für Zwischentöne, für Gesten, Rituale und die kleinen Unwägbarkeiten des Alltags. Die fröhlichen Leute bleiben keine bloßen Typen, sondern werden zu Spiegeln, in denen sich Erwartungen, Eitelkeiten und Hoffnungen brechen. So entsteht eine heitere Oberfläche, unter der es leise ernst und menschlich vielschichtig vibriert.

Als humorvoller Klassiker der deutschen Literatur verbindet Der Kahn der fröhlichen Leute leichtfüßige Komik mit beobachtender Genauigkeit. Der vom Titel her nahegelegte Schauplatz auf dem Wasser – ein schaukelnder, begrenzter Raum – macht die erzählte Welt zu einem schwimmenden Gemeinwesen, das sich selbst beim Funktionieren zusieht. Statt historischer Breitwand entscheidet sich der Text für Intimität: ein beweglicher Rahmen, der Begegnungen bündelt und Dialoge glänzen lässt. Der Publikationskontext lässt sich ohne Spekulation allgemein im Umfeld jener Tradition verorten, in der Heiterkeit und Satire nicht Gegensätze sind, sondern Werkzeuge der Erkenntnis. Das Genre ist klar: humoristische Erzählkunst mit gesellschaftlichem Sensorium und Biss.

Ohne der Handlung vorzugreifen, lässt sich sagen: Es beginnt wie viele Reisen beginnen – mit Aufbruch, Erwartung und der Frage, wer hier den Takt vorgibt. Die Erzählstimme bleibt nah an den Menschen, mit warmem Humor, der nicht ausstellt, sondern begleitet. Der Stil spielt mit Tempo, pausiert an den richtigen Stellen, setzt Pointen ohne sie auszukosten, und findet immer wieder Bilder, die leuchten, ohne zu protzen. Die Stimmung ist hell, doch nie grell; sie erlaubt dem Leser, mitzuschmunzeln und zugleich eine zweite, stillere Ebene zu hören. Dieses Doppelklang-Erlebnis trägt durch das Buch und schafft feine, langlebige Resonanzen im Kopf des Lesers.

Zentrale Themen kristallisieren sich rasch heraus: Gemeinschaft und Individualität, das Geben und Nehmen von Aufmerksamkeit, die Kunst, in engen Verhältnissen großzügig zu bleiben. Humor fungiert dabei als Schonraum wie als Prüfstein. Worüber gelacht wird, markiert Grenzen; wie gelacht wird, öffnet Türen. Die erzählte Situation macht soziale Rollen sichtbar, erlaubt spontane Allianzen und überraschende Perspektivwechsel. An kleinen Missverständnissen lässt sich das große Thema der Verständigung ablesen. So werden aus Episoden Erkundungen des zivilen Miteinanders. Das Buch interessiert sich für Würde im Alltag, für Takt statt Taktstock, und für die Frage, ob Heiterkeit Haltung sein kann, nicht bloß Stimmung, für heute auch.

Der Kahn als Motiv gibt dem Ganzen eine bewegliche Ethik: Man fährt, man treibt, man steuert – und immer ist da das Element, das stärker sein könnte als der eigene Wille. Daraus erwachsen Komik und Kontur. Übergänge, Ufer, Brücken und Schleusen werden zu Metaphern für Entscheidungen und Übergangszustände, ohne je zum belehrenden Gleichnis zu gerinnen. Die Figuren gewinnen Profil durch Blickkontakt, Tonfall und Timing; das Buch vertraut auf die Intelligenz des Lesers, der aus Andeutungen Zusammenhänge baut. Indem die Erzählung die Welt im Kleinen zeigt, spricht sie klug über das Große: über Ordnung, Freiheit und Spielräume in unserem gemeinsamen Alltag.

Für heutige Leserinnen und Leser liegt die Relevanz auf der Hand: Wie lebt man zusammen, wenn Platz, Zeit und Geduld begrenzt sind? Welche Art von Lachen verbindet, welche trennt? In einer Gegenwart der Verdichtung – ob im Verkehr der Städte, in digitalen Räumen oder in Organisationen – wirkt die kleine, bewegliche Gesellschaft dieses Buches wie ein Labor des Alltags. Es zeigt Wege zu Leichtigkeit ohne Leichtsinn und zu Klarheit ohne Härte. Wer Sinn für Nuancen sucht, findet hier Stoff zum Nachdenken über Zivilität, Rücksicht, Widerrede und die produktive Kraft des Witzes, der niemanden entwürdigt und allen Spielraum für weiteres Wachsen.

Diese Einleitung lädt dazu ein, Der Kahn der fröhlichen Leute als Reise in Geselligkeit, Charakter und Sprache zu lesen. Ohne die Handlung vorwegzunehmen, lässt sich festhalten: Das Buch eröffnet einen Raum, in dem Lächeln Erkenntnis vorbereitet und Gelassenheit zum Erkenntnismittel wird. Wer sich an Bord begibt, erlebt eine Komposition aus Szenen, Stimmen und Stimmungen, die mit feiner Hand geführt ist. Am Ende bleiben Bilder, die tragen, und Fragen, die gern offen bleiben dürfen. Gerade darin liegt seine klassische Qualität: Es schenkt Vergnügen im Moment und eine Nachwirkung, die Gespräche anstößt, statt Antworten zu verordnen. Das ist selten und wertvoll zugleich.

Synopsis

Inhaltsverzeichnis

Zu Beginn stellt das Buch einen heiteren Sommertag an einem Fluss vor, an dem sich eine bunt gemischte Gesellschaft zu einer Ausfahrt auf einem einfachen Boot versammelt. Der Kahn der fröhlichen Leute dient als gemeinsamer Ort, auf dem sich Fremde mit unterschiedlichen Erwartungen, Launen und Geschichten begegnen. Ohne Pathetik und ohne Wertung zeichnet der Text den Start dieser kleinen Fahrt nach: vorsichtiges Abtasten, leises Lachen, erste neckische Bemerkungen. Der Fluss schafft eine natürliche Ordnung des Vorankommens, die Menschen finden in ihrem Rhythmus zusammen. So entsteht die Ausgangslage für eine Reihe von leichten, doch charakterprägenden Episoden.

Mit dem Ablegen nimmt das Miteinander Fahrt auf. Der erfahrene Bootsführer sorgt für ruhige Hand, während ein Gespräch die Runde macht, das von Alltagsdingen zu kleinen Grundsatzfragen gleitet. Ein Handwerker, ein Lehrer, eine junge Frau, ein älterer Herr und ein Student stehen stellvertretend für verschiedene Milieus, deren Eigenheiten humorvoll aneinanderstoßen. Es entstehen kleine Missverständnisse, die zügig ins Harmlos-Komische kippen. Der Text betont das temporäre Bündnis: Man arrangiert sich, teilt den Raum, tauscht Proviant und Geschichten. Lieder und Takte der Ruder geben den Ton vor, und Schritt für Schritt formt sich eine gelöste Kameradschaft.

Die erste Station am Ufer zeigt das soziale Spielfeld jenseits des Boots. Ein kurzer Landgang führt zu einem schattigen Fleck, an dem Körbe geöffnet, Becher gereicht und Anekdoten freigelegt werden. Ein kleiner Zwischenfall – nichts Gefährliches – verleiht der Rast eine komische Spitze, die das Eis endgültig bricht. Die Szene nutzt die Umgebung, um die Figuren deutlicher zu konturieren: Wer übernimmt, wer beobachtet, wer kommentiert. Dabei bleibt der Ton freundlich, und der Blick richtet sich stets auf das Verbindende. Der Kahn wird nach dieser Pause spürbar anders betreten: etwas geordneter, etwas vertrauter, mit merklich gewachsenem Taktgefühl.

Zurück auf dem Wasser verschiebt sich das Gespräch vom Kurzweiligen ins Nachdenkliche, ohne die Leichtigkeit zu verlieren. Ein Zug von Wolken, ein kühler Luftzug, die kaum merkliche Strömung – die Natur setzt Akzente, die die Fahrt strukturieren. Ein kurzer Schreckmoment auf dem Fluss fordert Aufmerksamkeit und Kooperation, bleibt jedoch ohne nachhaltige Folgen. Die Episode dient als Probe darauf, wie spontan Gemeinsinn entsteht. Der Bootsführer bleibt sachlich, Hinweise werden knapp gegeben und befolgt. Aus dem Vorfall wird kein Drama, sondern ein Katalysator: Die Anwesenden erkennen, dass die gute Laune umso tragfähiger ist, je verlässlicher man einander stützt.

Im Mittelteil tritt der Kahn in freundlich-ironische Konkurrenz zu einem anderen Boot. Aus Zurufen werden scherzhafte Vergleiche, aus Vergleichen eine kleine Regatta des Geistes. Der Text nutzt diese Begegnung, um Eitelkeiten und urbane Gewohnheiten sanft aufs Korn zu nehmen. Wer prahlt, wird charmant entlarvt; wer schweigt, sammelt Punkte durch Gelassenheit. Kurze Anekdoten im Wechsel mit Wasserbewegungen erzeugen ein fließendes Tempo. Die Pointe bleibt stets mild, die Beobachtung nüchtern: Gesellschaft zeigt sich in Nuancen. Die Episode endet in gegenseitigem Winken und einer Gelassenheit, die klarmacht, dass Freude auf dem Fluss nicht von außen gemessen werden kann.

Ein stiller Abschnitt bringt Rückschau und Selbstgespräch. Ohne große Gesten lassen die Figuren kleine Geheimnisse und Sehnsüchte anklingen. Ein beiläufiger Konflikt um Platz oder Vorräte leuchtet kurz auf, wird aber durch Aufmerksamkeit und Humor wieder eingehegt. Die Szene betont Tugenden des Miteinanders: Geduld, Höflichkeit, die Bereitschaft, das eigene Tempo dem gemeinsamen Takt zu fügen. Naturbilder rahmen das Geschehen, doch die Aufmerksamkeit bleibt bei den Menschen. Aus dem Nebeneinander wird ein achtsames Miteinander. Das Buch verknappt dies nicht in Lehren, sondern zeigt in Handlung: Rücksicht ist kein Gebot, sondern eine Haltung, die sich bewährt.

Das Erreichen einer lebhaften Uferstelle öffnet die Bühne für Begegnungen mit Markt, Musik und Stimmengewirr. Die Gruppe zerstreut sich, beobachtet, kostet, vergleicht, und kehrt mit Eindrücken zurück, die Unterschiede im Hintergrund der Reisenden erhellen. zarte Sympathien, ein heiterer Tanz, ein Blickwechsel: Details deuten an, ohne sie auszuerzählen. Die Rückkehr zum Kahn bündelt die Fäden und präsentiert das Boot als neutrales Terrain, auf dem alle Eindrücke in Gleichklang gebracht werden. Die Station zeigt, wie äußere Vielfalt innere Ordnung stiften kann, wenn der gemeinsame Rahmen besteht. Der Humor bleibt freundlich und verzichtet auf spitze Urteile.

Gegen Abend erscheint der Fluss anspruchsvoller: Untiefen, eine enge Biegung, unsichere Zeichen im Halbdunkel. Die Spannung wächst, ohne den heiteren Grundton zu verdrängen. Man verteilt Aufgaben, Stimmen werden leiser, Blicke aufmerksamer. Eine gemeinsam bewältigte Schwierigkeit verdichtet das Wir-Gefühl und mündet in eine schlichte Mahlzeit an Bord, bei der Geschichten den Tag zusammenfassen. Der Text meidet große Enthüllungen und findet Stärke in Andeutungen. So entsteht aus kleinen Gesten eine Aussage über Verlässlichkeit. Mit dem Aufleuchten der ersten Lichter wird spürbar, dass das Ziel nahe ist, und dass das Erlebte bereits zu Erinnerung wird.

Zum Schluss lässt die Erzählung die Fahrt in einem offenen, doch runden Eindruck ausklingen. Ob Ankunft oder Rückweg – entscheidend ist, dass der Kahn zu einem Bild für gelingende Geselligkeit geworden ist. Die komischen Episoden erweisen sich als Träger einer leisen Botschaft: Freude gewinnt Tiefe, wenn sie geteilt wird; Leichtigkeit trägt, wenn sie von Rücksicht begleitet ist. Ohne Pathos fasst das Buch seine Essenz zusammen: ein freundlicher Blick auf Menschen, die für einige Stunden eine kleine Gemeinschaft bilden. Der Fluss bringt sie voran, der Humor hält sie zusammen. So bleibt eine heitere Klarheit, die über den Tag hinausreicht.

Historischer Kontext

Inhaltsverzeichnis

Zeitlich verankert ist das Buch in der späten Weimarer Republik und den ersten Jahren der nationalsozialistischen Herrschaft (circa 1928–1936). Der Ort ist – dem Titel entsprechend – in einer fluss- und seenreichen deutschen Landschaft zu denken, wie sie Berlin-Brandenburg oder die mitteldeutsche Provinz bieten: Kanäle, Schleusen, kleine Hafenstädte und Uferdörfer. Dieses Milieu verbindet kleinstädtische Öffentlichkeit mit der Durchlässigkeit des Verkehrs auf dem Wasser. Für Jochen Klepper, der in Berlin arbeitete und die politischen Umbrüche der Hauptstadt aus nächster Nähe erlebte, bildet diese Szenerie ein realistisches Spannungsfeld: vermeintliche Idylle am Wasser, die mit den harten sozialen und administrativen Realitäten ihrer Epoche konfrontiert wird.

Die späte Weimarer Republik war durch politische Instabilität und die Weltwirtschaftskrise geprägt. Nach dem Börsenkrach vom 24. Oktober 1929 zogen US‑Kreditgeber ihre Mittel ab; die Regierung unter Heinrich Brüning (März 1930–Mai 1932) betrieb Deflationspolitik per Notverordnungen (Art. 48). Die Arbeitslosigkeit erreichte Anfang 1932 über 6 Millionen; Kommunen kürzten Fürsorge und Kulturhaushalte. Diese Daten erklären die wirtschaftliche Not, die Kleinstädte und gewerbliche Schiffer unmittelbar traf. Im Buch spiegelt sich dies, wenn gesellige Heiterkeit auf prekären Alltag trifft: das „fröhliche“ Miteinander auf engem Raum, das von Erwerbssorgen, Stilllegungen und der Aushöhlung kommunaler Netzwerke unterfüttert ist.

Mit der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 begann die systematische Machtkonsolidierung. Nach dem Reichstagsbrand (27. Februar 1933) schränkte die Verordnung vom 28. Februar Grundrechte ein; das Ermächtigungsgesetz vom 23. März 1933 hob die Gewaltenteilung auf. Gleichschaltung erfasste Länder, Vereine und Presse; bis Juli 1933 waren Parteien (außer NSDAP) verboten. Auf lokaler Ebene kontrollierten SA und Behörden Umzüge, Feste und Vereinsleben – auch an Flussufern, in Gaststuben, auf Märkten. Im Buch erscheint die Örtlichkeit deshalb als Bühne subtiler Anpassung und leiser Resistenz: Geselligkeit bleibt möglich, wird jedoch von Loyalitätsbekundungen, Misstrauen und politischer Präsenz durchzogen.

Die NS‑Kulturpolitik regulierte Literatur und Unterhaltung streng. Am 10. Mai 1933 organisierten Studenten und NS‑Verbände Bücherverbrennungen; am 22. September 1933 gründete Joseph Goebbels die Reichskulturkammer, deren Reichsschrifttumskammer Schriftsteller zur Mitgliedschaft verpflichtete. Ausschlüsse trafen jüdische, regimekritische und „unerwünschte“ Autoren; Verlage und Feuilletons wurden gleichgeschaltet. Humor durfte nur „unpolitisch“ erscheinen. Für Klepper bedeutete dies publizistische Enge und sorgfältige Selbstkontrolle. Im Buch könnte der scheinbar harmlose Witz zur Decksprache werden: Flussfahrten, Jahrmärkte und Wirtshausszenen erlauben doppelbödige Beobachtung – soziale Typen, Hinweise auf Zensur, beiläufige Lücken, in denen das Unsagbare hörbar bleibt.

Die antisemitische Radikalisierung strukturierte das öffentliche Leben. Der reichsweite Boykott jüdischer Geschäfte am 1. April 1933, das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ (7. April 1933) und insbesondere die Nürnberger Gesetze (15. September 1935) definierten „Juden“ und „Mischlinge“ und kriminalisierten „Mischehen“. Die Novemberpogrome vom 9./10. November 1938 markierten den Übergang zu systematischer Gewalt; ab 1. September 1941 war der „Judenstern“ Pflicht, ab Oktober 1941 Emigration faktisch verboten. Klepper war mit der jüdischen Johanna Stein verheiratet; ihre gemeinsame Lage beeinflusste sein Schreiben. Im Buch bricht sich dies in Randbemerkungen zu Ausgrenzung, verschlossenen Gasthäusern, bürokratischen Schikanen und erzwungener Unauffälligkeit der Betroffenen Bahn.

Der Kirchenkampf prägte das moralische Klima. Der Pfarrernotbund (ab 21. September 1933) und die Bekennende Kirche widersprachen der Gleichschaltung; die Barmer Theologische Erklärung vom 31. Mai 1934 (u. a. Karl Barth) wies totalitäre Ansprüche zurück. Zugleich lavierten „Deutsche Christen“ zwischen Anpassung und Ideologisierung. Verhaftungen von Pfarrern (etwa Martin Niemöller 1937) demonstrierten staatlichen Druck. Klepper, lutherisch geprägt und Verfasser geistlicher Lieder (z. B. 1938), schrieb mit einem Gewissen, das aus biblischen Bildern schöpfte. Im Buch kann die fröhliche Schifffahrtsgemeinschaft so zum moralischen Prüfstein werden: Solidarität, Nächstenliebe und stiller Widerspruch gegen Härte, Denunziation und Kälte der Zeit.

Mit dem deutschen Überfall auf Polen am 1. September 1939 begann der Zweite Weltkrieg; Großbritannien und Frankreich erklärten am 3. September den Krieg. Rationierungen, Verdunkelungen und Einziehungen veränderten den Alltag; viele Binnenhäfen dienten militärischer Logistik. Ausreiseverbote für Juden (Oktober 1941) und Deportationen ab 1941/42 schlossen den Ausweg. Kleppers dokumentierte Hoffnung auf Emigration seiner Familie scheiterte, im Dezember 1942 endete ihr Leben in Verzweiflung unter Gestapo‑Druck. Diese Daten legen über jede heitere Erzählkulisse einen Schatten: Im Buch erhält das Motiv „auf dem Wasser weiterfahren“ eine existentielle Note – Bewegung als Aufschub, Gemeinschaft als fragile Zuflucht.

Als gesellschaftliche und politische Kritik wirkt das Buch, indem es Heiterkeit als sozialdiagnostisches Verfahren nutzt. Die Gemeinschaft auf dem Kahn exponiert Klassengrenzen, den Zugriff der Verwaltung, Aggressionen der Straße und die unterschwellige Präsenz von Ausschluss und Angst. Bürokraten, Uniformierte und Mitläufer erscheinen nicht als Karikaturen, sondern als Figuren einer Ordnung, die Privates kolonisiert. So macht der Text die Probleme der Epoche sichtbar: ökonomische Verwundbarkeit, ideologische Gleichschaltung, antisemitische Gewalt, moralische Verwahrlosung. Indem die Erzählung die kleinen Gesten der Hilfsbereitschaft und den Takt der Gewissensprüfung betont, kritisiert sie die politische Gegenwart, ohne die Zensur direkt herauszufordern.

Der Kahn der fröhlichen Leute (Humorvoller Klassiker der Deutschen Literatur)

Hauptinhaltsverzeichnis
I. Die Erbschaft
II. Der Vormund
III. Verwandtschaft, Dampfer und Flittermäntel
IV. Die Besatzung
V. Die Hafenschlacht
VI. Feierabend
VII. Blindekuh
VIII. Hannchen
IX. Beobachter an der Oder
X. Wrack im Ährenfeld
XI. Das schöne Blau
XII. Beziehungen zu einem Kapitän
XIII. Die steinernen Bänke
XIV. Der Ehrenplatz
XV. Ordre zurück
XVI. Stromab mit frischem Pflaumenkuchen
XVII. Wimpel, Hüte und Grünberger Wein
XVIII. Große Wäsche
XIX. Diebstahl in der Männerkoje
XX. Streik und Gefahr
XXI. Für Reisende mit Traglasten
XXII. Marketenderfahrt
XXIII. Zu Lichten
XXIV. Treibeis
XXV. Oderkrebse, Brieger Gänse
XXVI. Fischmarkt
XXVII. Vesper im Kahn
XXVIII. Zucker für Hannchen
XXIX. Altenteil, Große Sprünge
XXX. Winterzerstörung
XXXI. Fastnacht der Schiffer
XXXII. Hochzeit im Hafen

I. Die Erbschaft

Inhaltsverzeichnis

Wenn diese Blätter von fröhlichen Leuten berichten, so braucht es doch nicht gleich zum Anfang lustig herzugehen. Jeder, der die näheren Umstände kennt, wird es begreifen. Man muß nur ein wenig mit dem Leben der Oderschiffer Bescheid wissen, dann ist man darüber im Bilde, daß nicht alle gleich geachtet sind, die dem Kapitän eines Schleppdampfers ihr Geld fürs Anhängen pünktlich zahlen. Wer dem Dampferkapitän und den Kollegen Schiffseignern als Störenfried nicht genehm ist, wird möglichst am Ende angehängt, wo es schwierig ist zu steuern. Denn der letzte Kahn wird in den Windungen des Flusses kräftig herumgeworfen; und außerdem ist er ein wenig einsam. Die anderen Kähne gleiten brüderlich nebeneinander; den Strom hinauf, versteht sich; stromab[1] macht jeder seine Fahrt für sich.

Stromab, das hieß für den Schiffer Butenhof und seine Frau und sein Kind, das man Wilhelmine getauft hatte, Eintracht und Friede. Unter sich sind böse Menschen reizend. Aber sie müssen ganz unter sich sein.

Stromauf, das bedeutete Zank und Grobheit und Reiberei. Beliebt waren die Butenhofs im Schleppzug nicht. Wenn sie droben in Cosel und Breslau und drunten in Fürstenberg und Stettin mit den Kapitänen und Prokuristen von dieser und jener Gesellschaft verhandelten und ihr gutes Geld vorwiesen, zeigte sich keiner beglückt. Der Mann war ein Grobian, die Frau eine Schlampe, und das Kind, das Kind war eine ganze Schlimme. Nein, daß ein so kleines Mädel so schlimm sein konnte. Alle Schiffer wunderten sich.

Daher kam es keinem recht von Herzen, wenn er jetzt der Kleinen sein Beileid sagen sollte, so traurig es auch war, daß ihr gleich nach der Mutter auch der Vater sterben mußte. In Zeuthen hatte der Schleppzug Anker geworfen, denn dort war Butenhof zu Hause, und dort wollte er auch begraben sein. Der Flußschiffer gehört unter seine Heimaterde, so wahr der Seemann auf dem Meeresgrund ruhen muß.

Und nun kamen die Schiffer und ihre Frauen vom Friedhof, über den Markt und die Fischertreppen hinab. Die Glocken läuteten noch, bis sie drunten waren an den wilden Gärten, den vom Baum zu Baum gespannten Netzen und ihren Schiffsstegen. Sie lobten alle den hohen Wasserstand, der es ermöglicht hatte, die Kähne unterhalb der Stadt festzumachen; denn mit den Beikähnen von der Fahrtrinne zum Ufer hinüberzurudern, das wäre im Trauerstaat eine unbequeme Sache gewesen.

Die dichtgedrängten schwarzen Kähne ähnelten selbst einem Trauerzug; das lag so in der ganzen schönen Begräbnisstimmung und hatte wenig mit Butenhofs Tode zu tun. Sein Schiff war wieder ganz am Ende angeschlossen, und vor dem langen, dunklen, rohen Bretterkahn stand Wilhelmine Butenhof am Ufer, was gänzlich unpassend war. Denn sie hätte sich dort nicht schon postieren können, wäre sie nicht in ihrem widerwärtigen Eigensinn von Vaters Grabe davongelaufen, dem Trauergeleit voran. So war das Kind eben; es begriff nicht einmal, daß es zu weinen hatte und sich auf dem Heimweg zum Kahn einigen Schifferfrauen anvertrauen mußte, die trostbereit neben dem Pastor warteten. Auf allen Kähnen fühlten die Frauen sich vor den Kopf gestoßen, weil die Butenhofsche Waise bis zur Landung in Zeuthen mit dem Toten auf ihrem Kahn geblieben war und nicht die Frauen auf den beiden Vorderkähnen gebeten hatte, bei ihnen übernachten zu dürfen. Die Kinder gruselten sich vor Wilhelmine, wie sie da so schwarz ihren Kahn anstarrte.

Das neue schwarze Kleid war etwas zu lang und der Trauerhut zu eng. Deshalb hatte Wilhelmine Butenhof ihn abgenommen und schüttelte ihre silberblonden Locken, als die Herren Schiffseigner und ihre Frauen und der Dampferkapitän selbst ihr kondolierten. Mit ihren braunen Augen blinzelte sie durch die dichten schwarzen Wimpern die Leute verschlagen an. Die Lippen hatte sie nach innen gepreßt, ihre Nasenflügel zitterten. Ihr Blick war kalt, der Mund hart.

»Was wirst du nun wohl machen?« nahmen die Schiffseigner und ihre Frauen und der Dampferkapitän selbst teil.

»Mit euch weiterfahren«, sagte das Kind mit seiner rauhen, häßlichen Stimme und drehte sich nach dem armseligen Kahn um.

Darüber waren sie dann alle sehr empört, als sie in Gruppen von mehreren Familien in den Kajüten um den Kaffeetisch saßen. Schadenfroh war das Mädchen, grob; so eine Antwort zu geben; man mußte ja noch froh sein, daß es an des Vaters Begräbnistag nicht noch unflätig geworden war wie sonst. Nicht einmal die Trauerkaffee-Einladung hatte es angenommen, obwohl es schon schlimm genug war, daß keine Leidtragenden von Butenhofscher Seite da waren, die heut die andern bewirten konnten.

Wilhelmine schlug die Klappe über der Kajütentreppe zu, dachte nicht mehr daran, daß sie eigentlich glühend gern Mittelpunkt eines Begräbniskaffees gewesen wäre, kletterte auf ihres Vaters Bett und schloß den kleinen Wandschrank über dem Kopfende auf. Dann breitete sie die dort hervorgesuchten Frachtverträge und die Quittungen und das Lohnbuch vom Steuermann auf dem Tisch aus, nachdem sie die Wachstuchdecke noch einmal abgewischt hatte. Aber der Steuermann meinte später, das ginge sie alles gar nichts an. Wilhelmine runzelte die Stirn, zog die Augenbrauen hoch und stieß mit dem Fuß gegen das Tischbein, immerzu.

»Und morgen wirst du abgehängt, hat der Kapitän gesagt«, schimpfte der Mann, »das bissel Ladung übernehmen die anderen Kähne, haben sie ausgemacht, und ich komme auf dem Kochale seinen Kahn«, freute er sich jetzt, und Wilhelmine atmete verächtlich durch die Nase.

Sie bearbeitete das Tischbein nicht weiter, sondern holte ihre tönerne Sparbüchse aus dem Küchenschrank an der Treppe, zerschlug sie und schob das Geld dem Steuermann hin.

»Sieh nach, ob's reicht. Nein«, strich sie das Geld wieder ein, »sieh lieber nach, daß du dir deinen Lohn vom Kapitän geben läßt, vom Rest meines Schleppgeldes. Bis Cosel war alles bezahlt.«

Natürlich hätte es Streit gegeben – denn mit Wilhelmine Butenhof gab es immer Streit –, wenn nicht vom Ufer her der Pastor gerufen hätte, welcher Kahn wohl dem lieben Verstorbenen gehöre. Er wollte das verwaiste Schifferkind besuchen, am Begräbnisnachmittag, der Seelsorge wegen. Da traf es sich ja gut, daß der Steuermann gerade bei dem kleinen Mädchen saß. Sonst hätte der Pastor einen schlechten Eindruck von den Schiffern bekommen und annehmen müssen, sie ließen die Waise allein.

»Dein Vater muß ein guter und frommer Mann gewesen sein«, setzte sich der Geistliche zu Wilhelmine, »in den letzten Krankheitstagen hat er sein Haus bestellt, fürsorglich an den Tod gedacht und deinetwegen an mich geschrieben.«

Wie man ein Haus bestellen sollte, wenn man auf seinem Kahn ans Sterben ging, konnte das Schifferkind nicht begreifen, und auch sonst mußte es sich wundern.

»Da staune ich bloß, daß der Vatel nicht an den Wirt vom ›Grünen Baum‹ geschrieben hat; der war doch sein bester Freund; mit dem hat er doch immer einen gehoben, wenn wir hier im Hafen lagen.«

Aber so sind Schiffer nun einmal. Wenns es ans Sterben geht und sie lassen ein mutterloses Kind zurück, mag die Mutter auch eine anerkannte Schlampe gewesen sein, dann schreiben sie nicht an den Hafengastwirt, sondern an den Pastor ihrer Heimat, auch wenn der neue Pastor noch ganz fremd dort ist. Einen Vormund sollte der Pastor ernennen; aber keinen von den Schiffern aus dem Schleppzug dieser letzten Fahrt.

Jetzt redete der Geistliche mit der Waise über die ernste Angelegenheit und balancierte danach auf dem Dampfersteg zum Kapitän hinüber, was sehr höflich und im Interesse des Kindes fürsorglich war. Morgen sollte sie zu ihm ins Pfarrhaus kommen, rief er Wilhelmine noch zu, die ihn ans Ufer begleitet hatte, damit er nicht länger bei ihr bleiben könne.