Der kleine Buddha und der Sinn des Lebens - Claus Mikosch - E-Book

Der kleine Buddha und der Sinn des Lebens E-Book

Claus Mikosch

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Beschreibung

Der kleine, sympathische Buddha macht sich erneut auf, die tiefen Fragen unseres Daseins zu ergründen. Im neuen Band der erfolgreichen Reihe sucht er Antworten auf die Frage, die uns alle bewegt: Was ist der Sinn des Lebens? Erneut gelingt es dem Autor Claus Mikosch, in einfachen Worten spirituelle und philosophische Inspirationen zu bieten und den Leser zu mehr Achtsamkeit und Dankbarkeit einzuladen. Denn gemeinsam mit dem staunenden kleinen Buddha auf seiner Suche nach Weisheit lernen wir, dass der Sinn des Leben darin liegt, es mit all seinen Facetten anzunehmen, im Moment zu sein und mit offenem Herzen zu wachsen. Alle, die den kleinen Buddha ins Herz geschlossen haben, werden auch diesen Band lieben!

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Seitenzahl: 132

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Claus Mikosch

Der kleine Buddha

und der Sinn des Lebens

© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2025

Hermann-Herder-Str. 4, 79104 Freiburg

Bei Fragen zur Produktsicherheit wenden Sie sich an [email protected]

Alle Rechte vorbehalten

www.herder.de

Umschlaggestaltung: Gestaltungssaal, Rohrdorf

Coverillustrationen: © Gert Albrecht, Graphic_boxs / shutterstock

Innenvignetten: © shutterstock.com; Freepik

E-Book-Konvertierung: Newgen Publishing Europe

ISBN Print 978-3-451-03593-7

ISBN E-Book (EPUB) 978-3-451-83945-0

Inhalt

Der Sinn des Lebens

Der schnelle Wanderer

Die schüchterne Kartografin

Der mürrische Müller

Der leidenschaftliche Zauberer

Der ängstliche Bankdirektor

Die hungrige Teeverkäuferin

Der hoffnungsvolle Heilige

Die außergewöhnliche Katzenfrau

Die stolze Sängerin

Der elegante Turmbauer

Der tosende Wasserfall

Eine neue Gelegenheit

Der Sinn des Lebens

Es regnete bereits seit den frühen Morgenstunden. Zuerst war es ein leichter Nieselregen gewesen, bevor der Wind zugenommen und prall gefüllte Wolken herangeweht hatte. Ganze Bäche waren vom Himmel hinabgestürzt – ein wildes Fest für alle, die den Regen liebten. Am Nachmittag war es dann etwas ruhiger geworden, aber immer noch fielen dicke Tropfen auf den aufgeweichten Boden.

Der kleine Buddha saß auf seinem flachen Stein unter dem großen alten Bodhi-Baum und meditierte. Die vielen Tausend Blätter des Baumes hielten ihn trocken und sein gleichmäßiger Atem half ihm, das nasse Wetter mit Gleichmut zu betrachten. Egal, ob Regen oder Sonnenschein, Sturm oder Windstille – es gab für ihn kein gutes oder schlechtes Wetter zum Meditieren. Jeder Moment war willkommen, so wie er war.

Am Morgen hatte der kleine Buddha mit halb offenen Augen staunend zugesehen, wie der starke Regen niedergeprasselt war und auf dem nahe gelegenen Feld in kürzester Zeit einen kleinen See geschaffen hatte. Nun hatte er die Augen geschlossen und beobachtete mit seinen anderen Sinnen alles, was es zu beobachten gab: das leise und stete Trommeln der Tropfen, die hoch über ihm auf den Blättern landeten, die frisch gesäuberte Luft, die in seine Nase strömte, und den tanzenden Wind, der sanft über seine Haut strich. Die Vögel zwitscherten zaghaft und schienen sich gegenseitig Hoffnung zu machen, dass der Regen bald vorüber sein würde.

Der kleine Buddha nahm seine körperlichen Empfindungen wahr, von angenehmer Entspanntheit in seinen Armen bis hin zum gelegentlichen Jucken in seinen Füßen. Aber vor allem beobachtete er seine Gedanken. Sie wanderten hin und her, von der Gegenwart in die Vergangenheit, von der Vergangenheit in die Zukunft und von der Zukunft ins Nichts. Er erinnerte sich an seine Reisen, an die vielen Begegnungen und Erlebnisse, an große Herausforderungen und grenzenlose Freude. So viele Momente in einem einzigen Leben, das noch lange nicht zu Ende war.

Zwischen dem steten Fluss der Gedanken und dem Beobachten seiner Umgebung kehrte der kleine Buddha immer wieder zu seinem Atem zurück. Es war der einzige wahrhaftig friedliche Ort, den er kannte. Ein sicherer Hafen, in dem sein von Neugierde getriebenes Boot stets Ruhe fand.

Und während er dort auf dem flachen Stein unter dem Baum saß, so wie jeden Tag, schoss ihm auf einmal eine Frage durch den Kopf: Warum das alles?

Warum war er hier? Hatte er eine bestimmte Aufgabe? Und warum die ständigen Höhen und Tiefen, das Alte und das Neue, die Abschiede und das Wiedersehen? Alles schien sich unendlichmal zu wiederholen. Vielleicht war das normal, vielleicht musste es so sein. Oder stellte er sich womöglich Fragen, auf die es ohnehin keine Antworten gab? Und dennoch: Welchen Sinn hatte das Leben? Und gab es überhaupt einen Sinn? Vielleicht war alles reine Willkür und nichts hatte irgendeine Bedeutung.

Das Leben war ein wertvolles Geschenk, daran hatte er keinen Zweifel, aber es gab Dinge, die er nicht verstand. Wahrscheinlich wollte er sie auch gar nicht verstehen. Immer wieder fragte er sich zum Beispiel, warum es so viel Leid gab. Wer hatte sich das ausgedacht? Konnten Schmerzen und Kummer einen versteckten Sinn haben? Womöglich war es eine Art Preis, den man bezahlen musste, dachte er. Gab es das Geschenk des Lebens etwa nur in Kombination mit dem Leid?

Der kleine Buddha stieß einen langen Seufzer aus. Er fühlte eine bedrückende Schwere in seinen Fragen – ob das mit dem grauen Himmel und dem nassen Wetter zu tun hatte? Oder machte er sich einfach mal wieder viel zu viele Gedanken? Er dachte gerne nach, über das Leben und die Besonderheiten dieser Welt, aber er wusste auch, dass zu viele Gedanken irgendwann zu einer Last werden konnten. Was dann blieb, war, sie demütig wieder loszulassen. Das war oft einfacher gesagt als getan, aber zum Glück kannte er zwei Dinge, die ihm dabei halfen: tiefe und bewusste Atemzüge – und dazu ein dankbares Lächeln.

Am nächsten Morgen hatte der Regen aufgehört. Ein strahlend blauer Himmel begrüßte den kleinen Buddha, die Sonne wärmte seine Haut und alle Vögel in seiner Umgebung sangen laut und vergnügt. Unbeschwerte Leichtigkeit schien zurückgekehrt zu sein. Doch während die Wolken weitergezogen waren, waren seine Fragen nach dem Sinn des Lebens geblieben.

Der kleine Buddha war sich sicher, dass er nicht der Einzige war, der sich wunderte, warum er dieses Leben lebte. Manche Menschen hatten wahrscheinlich keine Zeit, sich über diese Frage Gedanken zu machen, da sie zu sehr mit dem Alltag beschäftigt waren. Andere interessierte die Frage vielleicht auch gar nicht. Doch bestimmt gab es auch diejenigen, die bereits eine Antwort gefunden hatten. Er fragte sich, ob womöglich genauso viele Antworten existierten, wie es Menschen gab.

Die Sonne stieg höher und die Vögel sangen munter weiter. Der kleine Buddha spürte, wie seine Neugierde immer größer wurde. Wenn es tatsächlich viele verschiedene Antworten gäbe, wäre es dann möglich, Brücken zwischen ihnen zu bauen? Nur allzu gerne würde er versuchen, die Antworten miteinander zu verbinden und dann herauszufinden, ob sie etwas gemeinsam hatten. Dafür müsste er die Gedanken und Erfahrungen von anderen sammeln und möglichst viele verschiedene Perspektiven kennenlernen. Wie sollte er das anstellen?

Hätte er ein großes Bücherregal gehabt, hätte er die beschriebenen Seiten befragen können. Aber der kleine Buddha besaß weder ein Regal noch Bücher. Also gab es nur eine Möglichkeit, seine Neugierde zu stillen: Er musste auf Reisen gehen! So wie er es schon oft getan hatte, wenn er dem Leben höchstpersönlich hatte Fragen stellen wollen.

Der kleine Buddha führte ein einfaches Leben ohne große Besitztümer und ohne große Verpflichtungen. Das hatte den Vorteil, dass er keine langen Vorkehrungen treffen musste, wenn er verreisen wollte. Noch am selben Tag packte er also eine Decke und etwas Proviant in seine Umhängetasche, dann verabschiedete er sich von dem großen alten Bodhi-Baum. Er wusste auch dieses Mal nicht, wie lange er wegbleiben würde oder wo er genau hingehen und wen er treffen würde. Aber eines war sicher: Eine Reise mit spannenden Fragen im Gepäck würde sein Herz mit Sinn füllen.

Der schnelle Wanderer

Ein letzter Blick zurück zum alten Bodhi-Baum, dann hatte seine Reise endgültig begonnen. Der kleine Buddha freute sich auf das, was vor ihm lag. Aber er war auch ein bisschen nervös, denn er wusste ja nicht, was ihn erwartete. Das Unbekannte konnte Angst machen, aber es gehörte für ihn zu jeder Reise dazu. Mehr noch: Es war ein nicht wegzudenkender Teil des Lebens. Denn wie seltsam wäre jeder Tag, wenn jeder Schritt eines Weges bereits beim Losgehen bekannt sein würde.

Schon bald erreichte der kleine Buddha die ihm wohlbekannte Kreuzung, nicht weit von seinem Zuhause entfernt. Über die Jahre hatte er jede Richtung ausprobiert, war in den Norden, in den Süden und gen Osten gegangen. Er blieb mitten auf der Kreuzung stehen, so wie er es fast jedes Mal tat, wenn er hier vorbeikam und kein klares Ziel hatte. Langsam ließ er seinen Blick umherwandern und dachte nach. Im Osten lag die große Stadt, dort wollte er dieses Mal aber nicht hin. Im Norden befand sich das majestätische Gebirge, im Süden der weite Ozean – beides Orte, die er schon vor langer Zeit in sein Herz geschlossen hatte und die ihn nun mit sanfter und einladender Stimme riefen. Die Frage war also: Berge oder Meer?

Der kleine Buddha schloss die Augen und atmete tief ein und aus. Beide Möglichkeiten fühlten sich gut an und somit hatte er das Glück, dass er eigentlich keine schlechte Wahl treffen konnte. Doch ob eine Wahl gut oder schlecht war, würde sich ohnehin erst später zeigen. Der scheinbar einfachste Weg konnte zu einem Albtraum werden, genauso wie ein holpriger Pfad ins Paradies führen konnte. Daher war es wohl am besten, sich nicht allzu lange mit der Entscheidung aufzuhalten. Egal, was er wählen würde, das Leben würde ihn so oder so überraschen.

Er nahm einen weiteren tiefen Atemzug und glaubte, einen salzigen Windhauch aus südlicher Richtung wahrzunehmen. Ob es eine Einbildung war? Gleichmütig zuckte er mit den Schultern. Es war ein kleiner Stubser, der ausreichte, um eine Entscheidung zu treffen: Der kleine Buddha öffnete die Augen und begab sich auf den Weg in Richtung Meer.

Den ganzen Nachmittag spazierte er an Feldern und Wiesen vorbei. Er war schon oft durch diese leicht hügelige Gegend gewandert und kannte sich gut aus. Gleichzeitig lag aber auch etwas Neues in der Luft, als würde er diesen Teil der Welt das erste Mal betreten. Es wäre einfach gewesen, die recht eintönige Landschaft zu ignorieren und nur an sein Ziel zu denken. Doch der kleine Buddha wusste, dass er denselben Weg nie zweimal gehen konnte, da sich immer etwas veränderte. Aufmerksam beobachtete er seine Umgebung und fand überall kleine Kostbarkeiten: einen blauen Schmetterling, den er noch nie gesehen hatte, einen krummen Baumstamm, der eine Geschichte zu erzählen schien, und einen besonders schönen Stein, den er aufhob und eine Weile durch die Hände gleiten ließ. Er lächelte zufrieden: Jede Reise war einzigartig!

Es gab aber auch Zeiten, in denen der kleine Buddha keine Lust verspürte, den Ort zu wechseln. Manchmal saß er tagelang fast regungslos unter seinem Bodhi-Baum und konnte sich überhaupt nicht vorstellen, irgendwann wieder irgendwohin aufzubrechen. Es reichte doch, dachte er dann, wenn sich sein Geist bewegte – warum also nicht einfach bequem sitzen bleiben? Doch wenn er erst einmal den ersten Schritt gemacht hatte, so wie an diesem Tag, dann fühlte er, dass es einfach herrlich war, wieder unterwegs zu sein.

Während er durch ein kleines Waldstück spazierte, führten ihn seine Gedanken zu dem Grund seiner Reise: die Frage nach dem Sinn des Lebens. Vielleicht, so dachte er, konnte jeder Mensch den Sinn frei wählen, so wie das Ziel einer Reise frei gewählt werden konnte. Er überlegte, wie es wohl bei seinem eigenen Leben war: Welchen Sinn würde er ihm geben wollen?

Er liebte es, zu beobachten – konnte das Beobachten also der Grund seines Daseins sein? Oder ging es darum, anderen zu helfen? Oder vielleicht auch einfach: glücklich zu sein.

Der kleine Buddha hatte noch keine klare Antwort und ging nachdenklich weiter. Nach einer Weile fragte er sich, ob wohl alle Menschen den Luxus hatten, sich über den Lebenssinn Gedanken machen zu können? Wenn jemand in Armut lebte und jeden Moment dafür aufbringen musste, für sich selbst und für die Familie Essen aufzutreiben, dann blieb kaum Zeit für gemütliches Grübeln. Konnte die Sinnfrage also nur gestellt werden, wenn ein gewisser Wohlstand herrschte?

Er blieb ruckartig stehen und blickte hinunter zu seinen alten Sandalen – nein, viel Wohlstand sah er nicht.

Der Weg führte wieder aus dem Wald heraus und der Pfad wurde etwas breiter. Die Frage nach dem Sinn des Lebens konnten sich in der Tat alle stellen, dachte er. Egal, ob arm oder reich. Aber war es überhaupt notwendig, sie zu stellen? Der kleine Buddha war sich nicht sicher. Es war bestimmt nicht schlimm, wenn man nicht über den Sinn des Lebens nachdenken wollte. Aber das Gefühl, dass das Leben Sinn ergab, das brauchte es auf jeden Fall.

Seine Gedanken kreisten weiter um das Thema herum. Ob es jemanden gab, der für die Allgemeinheit entscheiden durfte, was sinnvoll war und was nicht? Was, wenn der Sinn des einen das Leben des anderen zerstörte? Denn ein schrecklicher Tyrann dachte wahrscheinlich auch, dass es sinnvoll war, was er tat. Oder konnte es sein, dass ein Tyrann nur schrecklich war, weil er keinen erfüllenden Lebenssinn gefunden hatte?

Während der kleine Buddha nachdachte und die späte Nachmittagssonne auf seinem Gesicht genoss, hörte er auf einmal Schritte hinter sich. Er drehte sich um und sah einen großen, schlanken Mann auf sich zukommen.

„Sei gegrüßt!“, sagte der Mann im Vorbeigehen. Er war mittleren Alters und hatte auffällig lange Beine, die ihn geschwind über den Weg trugen.

„Hallo“, erwiderte der kleine Buddha, doch der Mann war schon weitergegangen. Also lief er ihm hinterher und grüßte erneut, als er ihn eingeholt hatte.

„Hallo!“

Der Mann lächelte freundlich, ohne sein Tempo zu verringern.

„Warum gehst du so schnell?“, fragte der kleine Buddha. „Hast du es eilig?“

„Eilig? Nein, überhaupt nicht. Ich gehe immer so.“

Der kleine Buddha musste sich anstrengen, um mit ihm Schritt halten zu können.

„Und wohin gehst du?“, hechelte er einen halben Meter hinter ihm.

„Ich bin ein Wanderer. Ich habe kein Ziel.“

„Wie wunderbar!“, sagte der kleine Buddha begeistert. Er selbst wusste zwar, wo er hinwollte, aber wie dem Mann ging es ihm mehr um das Reisen als um das Ziel.

„Und du?“, fragte der Wanderer.

„Ich gehe zum Meer.“

„Herrlich! Da war ich schon oft, ein wirklich großartiger Ort. Leider ist es etwas mühselig, im Sand vorwärtszukommen.“

Der kleine Buddha fand es auch ohne Sand mühselig, so schnell zu gehen. Er war etwas weiter zurückgefallen, kämpfte sich aber mit einigen beherzten Schritten wieder zu ihm heran.

„Bist du schon lange unterwegs?“, wollte er wissen.

„Ja, seit über zehn Jahren.“

„Seit über zehn Jahren?“

„Ganz genau sind es zehn Jahre, acht Monate und … sechsundzwanzig Tage.“

„Und die ganze Zeit wanderst du?“, staunte der kleine Buddha. „Ohne Pause?“

Der Wanderer nickte.

„Und was war der Grund, warum du damals losgegangen bist?“

„Ich hatte eine Arbeit, bei der ich jeden Tag am selben Ort die gleiche Tätigkeit ausüben musste“, begann der Wanderer zu erzählen. „Ich habe mich gefangen gefühlt und mich nach Freiheit gesehnt. Als es immer schlimmer wurde, habe ich irgendwann mein ganzes Erspartes genommen und bin weg. Ich wollte die Welt entdecken!“

Der kleine Buddha bewunderte den Mut und die Entschlossenheit, die nötig gewesen waren, damit der Mann sein Leben hatte ändern können. Und außerdem freute er sich, direkt zu Beginn seiner Reise einen Gleichgesinnten getroffen zu haben. Denn auch der kleine Buddha wollte stets die Welt und das Leben entdecken.

Inzwischen hatte er sich so gut es ging an den schnellen Rhythmus des Mannes angepasst. Gemeinsam gingen sie nebeneinander den Pfad entlang, Schritt für Schritt durch die Gegenwart.

„Seitdem ich unterwegs bin“, sagte der Wanderer nach einer Weile, „verfolge ich zwei Grundregeln. Es klappt nicht immer, aber ich versuche, mich an beide zu halten.“

Er räusperte sich, während ihn der kleine Buddha gespannt und erwartungsvoll ansah.

„Die erste Regel lautet: Keinen Plan haben! Ich stehe auf und gehe los. Das ist alles.“

„Und die zweite Regel?“

„Nicht jammern!“

Sie lachten. Der kleine Buddha mochte die zweite Regel fast noch lieber als die erste. Aber obwohl sich beide Regeln unglaublich einfach anhörten, wusste er, dass es schwierig sein konnte, sie in die Tat umzusetzen. Es konnte große Angst machen, jegliche Pläne loszulassen und nur dem Moment zu vertrauen. Und vor allem das Jammerverbot war eine Herausforderung. Es gab im Leben so viele Möglichkeiten, sich zu beschweren und zu beklagen, dass es leicht passierte. Manchmal merkte man es kaum.

Mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht gingen sie schweigend weiter, bis sie am Abend einen großen Felsvorsprung sahen. Es gab ausreichend Platz für beide und somit beschlossen sie, dort zu übernachten. Als der kleine Buddha stehen blieb, zitterten seine Beine und er musste sich sofort hinsetzen. Erst jetzt merkte er, wie anstrengend es gewesen war, die ganze Zeit mit dem schnellen Wanderer mitzuhalten. Sie aßen etwas von ihrem Proviant und unterhielten sich noch kurz, dann schlief der kleine Buddha fix und fertig ein.