Der Mann aus New Mexico - U.H. Wilken - E-Book

Der Mann aus New Mexico E-Book

U. H. Wilken

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Beschreibung

Der Autor steht für einen unverwechselbaren Schreibstil. Er versteht es besonders plastisch spannende Revolverduelle zu schildern und den ewigen Kampf zwischen einem gesetzestreuen Sheriff und einem Outlaw zu gestalten. Er scheut sich nicht detailliert zu berichten, wenn das Blut fließt und die Fehde um Recht und Gesetz eskaliert. Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen). Der fallende Körper wirbelt eine große Staubwolke auf, die vom heißen, trockenen Wind langsam über die breite Fahrbahn getragen wird und den Blick auf das Ende eines Dramas freigibt. Auf der von unzähligen Hufen zerstampften und von vielen Rädern zerfurchten Straße liegt ein Mann auf dem Rücken, seltsam verkrampft, still und leblos. Rancher John McOlmstead ist tot. Und sein Mörder steht noch immer breitbeinig in der Mitte der Straße. Ein kaltes Grinsen, hohnvoll und triumphierend zugleich, breitet sich auf seinem Narbengesicht aus. Mit einer gleitenden Bewegung schiebt Bennister Ford die Mordwaffe in das Halfter zurück. Seine kalten, farblosen Augen mustern die vor Angst und Entsetzen gelähmten Bewohner auf den hölzernen Gehsteigen. Dann macht er eine Kehrtwendung und geht langsam von der Straße. Seine Bewegungen sind geschmeidig, gleitend und sicher wie die einer Raubkatze, und er ist so dürr und zäh wie ein Wolf aus der großen Wüste Arizonas. Als er in der Kneipe untergetaucht ist und die Pendeltür still steht, laufen die Bewohner auf den leblosen Mann zu, scharen sich um ihn und erkennen, dass niemand mehr dem Rancher helfen kann. John McOlmstead hinterlässt eine kleine Ranch, etwa siebenhundert Rinder und einen Beritt von vier Cowboys. Sein Land grenzt an das von Payton Shane, dem größten Rancher dieses Countys. Und jeder Mensch in der Stadt weiß, wer hinter diesem Mord steht: Payton Shane! Dieser Mann will immer mehr Macht, mehr Land und Reichtum. Er wendet viele schmutzige Mittel an, um seine Nachbarn aus dem Land zu treiben. Wenn ihm dies nicht gelingt, dann inszeniert er ein Duell. Er selbst tritt nicht in Erscheinung. Das Töten überlässt er seinen Revolvermännern. Drei kleine Rancher haben ihm bislang standhalten können. Aber auch diese Zwei-Kühe-Rancher will Payton Shane aus dem Land treiben.

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Seitenzahl: 153

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Die großen Western – 397 –

Der Mann aus New Mexico

U.H. Wilken

Der fallende Körper wirbelt eine große Staubwolke auf, die vom heißen, trockenen Wind langsam über die breite Fahrbahn getragen wird und den Blick auf das Ende eines Dramas freigibt. Auf der von unzähligen Hufen zerstampften und von vielen Rädern zerfurchten Straße liegt ein Mann auf dem Rücken, seltsam verkrampft, still und leblos.

Rancher John McOlmstead ist tot.

Und sein Mörder steht noch immer breitbeinig in der Mitte der Straße. Ein kaltes Grinsen, hohnvoll und triumphierend zugleich, breitet sich auf seinem Narbengesicht aus.

Mit einer gleitenden Bewegung schiebt Bennister Ford die Mordwaffe in das Halfter zurück. Seine kalten, farblosen Augen mustern die vor Angst und Entsetzen gelähmten Bewohner auf den hölzernen Gehsteigen.

Dann macht er eine Kehrtwendung und geht langsam von der Straße. Seine Bewegungen sind geschmeidig, gleitend und sicher wie die einer Raubkatze, und er ist so dürr und zäh wie ein Wolf aus der großen Wüste Arizonas.

Als er in der Kneipe untergetaucht ist und die Pendeltür still steht, laufen die Bewohner auf den leblosen Mann zu, scharen sich um ihn und erkennen, dass niemand mehr dem Rancher helfen kann.

John McOlmstead hinterlässt eine kleine Ranch, etwa siebenhundert Rinder und einen Beritt von vier Cowboys. Sein Land grenzt an das von Payton Shane, dem größten Rancher dieses Countys.

Und jeder Mensch in der Stadt weiß, wer hinter diesem Mord steht: Payton Shane!

Dieser Mann will immer mehr Macht, mehr Land und Reichtum. Er wendet viele schmutzige Mittel an, um seine Nachbarn aus dem Land zu treiben. Wenn ihm dies nicht gelingt, dann inszeniert er ein Duell. Er selbst tritt nicht in Erscheinung. Das Töten überlässt er seinen Revolvermännern. Drei kleine Rancher haben ihm bislang standhalten können. Aber auch diese Zwei-Kühe-Rancher will Payton Shane aus dem Land treiben.

Indes die Menschen den toten Rancher von der Straße schaffen, steht Bennister Ford an der vierzig Fuß langen Theke und hebt ein Glas.

An seiner linken Seite steht noch ein Revolvermann, der auch auf der Lohnliste Payton Shanes steht.

»Das war saubere Arbeit«, murmelt Duke Hell. Er ist groß, schlank, und eine lange Narbe zieht sich über sein markantes Gesicht.

Bennister Ford lächelt nun. »Bei mir wird immer saubere Arbeit gemacht«, sagt er mit einem bösen Augenfunkeln. »McOlmstead griff zuerst zur Waffe. Es war Notwehr. Der Sheriff wird nichts machen können. Solche Duelle liebe ich. Der Gegner beißt ins Gras, und ich behalte meine saubere Weste …«

»Du bist dafür bekannt«, entgegnet Duke Hell und trinkt. Sie sind allein in der Kneipe. Der Wirt hat es vorgezogen, während der Anwesenheit der Revolvermänner in seiner Hinterstube zu bleiben. So weit ist es schon in diesem County!

»Es gefällt mir hier«, grinst Bennister Ford. »Die Menschen dieses Countys sind schwach. Wir sind allein die Herrscher. Wir werden auch noch viele Monate für Shane reiten können. Sein Kampf um Macht ist noch lange nicht zu Ende. Das ist gut so. Wir können hier auch reich werden, Duke!«

Duke Hell nickt.

»Das ist auch wichtig!«, murmelt er. »Wir haben noch drei Rancher zu erledigen. Payton Shane wird schon sehr bald zuschlagen. Ich warte auf seine Befehle …«

Sie trinken ihre Gläser leer, legen einen Dollar auf die Theke und wollen gehen.

Da geht die Pendeltür auf, und Sheriff Kelly kommt in den Raum.

»War das nötig, Bennister Ford?«, knurrt er und kommt an die Theke heran.

Der Revolvermann grinst wieder.

»Er griff zuerst nach der Waffe, Sheriff!«, sagt er und zuckt mit den Achseln. »Was sollte ich tun? Mich abknallen lassen? No, Sheriff – es blieb mir keine andere Wahl.«

Sheriff Kelly lehnt sich an die Theke und blickt die Männer bitter an.

»Ich bin gerade eben in die Stadt gekommen«, spricht er langsam und beherrscht. »Deshalb war ich nicht Zeuge dieser Sache. Sie haben McOlmstead herausgefordert, Ford – das stimmt doch?«

Bennister Ford grinst noch stärker. »Herausgefordert? – Nicht doch, Sheriff! McOlmstead kam in die Stadt, um einige Dinge im Store zu kaufen. Vorher kam er hier in die Kneipe. Er sah uns an der Theke. Wir tranken. Er wollte im ersten Moment wieder gehen, aber dann besann er sich und stellte sich ebenfalls an die Theke, etwa dort, wo Sie jetzt stehen, Sheriff. Er sah uns fortwährend an, und ich sagte ihm, er solle woanders hinblicken!«

»Sie wollen nicht gern angesehen werden, ja?«, knurrt Kelly.

Ford machte eine nichtssagende Bewegung mit der rechten Hand.

»Wer will das schon gern, Sheriff?«, dehnte er. »Ich bin von Natur aus sehr schüchtern, Sheriff, und deshalb sagte ich ihm das. Nun, er sah mich weiter so an. Er machte ganz den Eindruck, als wenn er Streit suchen würde.«

Sheriff Kelly nickt vor sich hin. Er erkennt, dass diese zwei Hartgesottenen nicht zu fangen sind.

»Was geschah dann?«, fragt er.

»Ja, dann sagte McOlmstead plötzlich zu uns: ›Ihr seid alles gemeine, dreckige Kerle, die nicht in dieses Land gehören! Ihr reitet für Payton Shane und mordet für ihn! Aber mich bekommt ihr nicht aus dem Land!‹ – Ja, das sagte er zu uns, Sheriff. Ist das nicht zu viel für einen ehrlichen Menschen? Wir können uns doch nicht beleidigen lassen, Sheriff, nur weil wir für Shane reiten! Sicher, Shane ist sehr unbeliebt im Land, aber jeder mächtige Mann hat viele kleine Feinde, die ihm den Reichtum und Erfolg nicht gönnen. So ist das Sheriff …«

Bennister Ford sagt es sanft und ruhig.

»Und – weiter?« Kelly hat plötzlich das Gefühl, gegen eine Wand zu sprechen. Diese Burschen sind aalglatt und viel zu gerissen und schlau, als dass sie sich fangen ließen. Aber er muss als Sheriff dieser Stadt nun einmal Nachforschungen anstellen, um seinen Bericht abschließen zu können.

»Weiter, Sheriff?« Bennister Ford hält den Kopf schräg und sieht traurig zu Boden. Er ist schon immer ein guter Schauspieler und Heuchler gewesen, aber jetzt gibt er eine Glanzleistung seiner Heuchelei ab. »Ja, Sheriff – dann sagte ich zu McOlmstead, er möge seine Worte zurücknehmen. Selbst der friedlichste Mensch kann eine derartige Beleidigung nicht auf sich sitzen lassen. McOlmstead lachte uns aus. »Eher will ich verrecken!«, sagte er. »Ihr seid zwar gute Zweihand-Schützen, aber gegen euch nehme ich es noch allemal auf!«

»Er machte wirklich den Eindruck, als wenn er verrückt wäre, Sheriff.«

Kelly knurrt böse. »Haben Sie Zeugen, Ford, die ihre Behauptungen bekräftigen können?«

Bennister Ford sieht den Sheriff groß an.

»Aber sicher, Sheriff!«, sagt er sanft. »Duke Hell war ja auch zugegen!«

»So, er war auch zugegen?« Sheriff Kelly hebt die Augenbrauen und blickt Ford gespielt erstaunt an. »Und was hat er gesehen?«

Duke Hell nimmt den Stetson ab und wischt mit der Hand das nasse Schweißband ab.

»Es stimmt alles ganz genau, Sheriff, was Ford sagte«, murmelt er und nickt. »Ich habe alles ganz genau beobachtet, weil ich schon ahnte, dass die Sache bitter ausgehen würde. John McOlmstead zog zuerst. Das können auch die anderen bezeugen, Sheriff. Es tut mir wirklich leid, dass McOlmstead so verrückt war.«

»Well.« Kelly zieht die breiten Schultern vor und sieht die beiden Revolvermänner scharf an. »Ich habe euch angehört. Ich werde auch alle anderen anhören. Es mag sein, dass es sich so zugetragen hat …«

»Sie glauben uns nicht, Sheriff?« Bennister Ford macht ein beleidigtes Gesicht.

»Ich glaube nur das, was ich gesehen habe!«, entgegnet Kelly. »Und dies alles habe ich nicht gesehen.« Er rückt an seinem Coltgurt. »In Zukunft wird es hier keine Schießerei mehr geben, klar? Und bestellt Payton Shane, dass er in Zukunft sehr vorsichtig sein muss, da ich sonst Militär ins Land hole! Ich bin nicht ein Trottel, wie ihr vielleicht glaubt. Ich kann zurückschlagen!«

Dann geht Kelly. Seine Schritte sind hart, schwer und fest. Die Türflügel pendeln aus. Bennister Ford murmelt einen Fluch. Duke Hell sagt: »Hunde, die bellen, beißen nicht! Kelly hat leere Drohungen ausgestoßen, Bennister! Er wird kein Militär anfordern.«

»Und ob er das tun wird!«, schnappte Ford böse. »Ich bin schon länger in diesem County. Ich kenne Kelly genau. Wir müssen in Zukunft wirklich vorsichtiger sein. Well, besprechen wir das mit Payton Shane! Komm!«

Sie gehen hinaus und lösen die Zügel von der Querstange. Dann sitzen sie auf und reiten langsam die Straße hinauf.

So verlassen sie die Stadt und reiten in Richtung der Payton Shane-Ranch davon …

Sheriff Kelly aber schwört sich, seine ganze Kraft einzusetzen, um Payton Shane zu Fall zu bringen.

*

Die Payton Shane-Ranch, meistens »Circle-Ranch« genannt, ist ziemlich groß. Die einzelnen Stallungen, das Schlafhaus der Weidereiter, die kleine Schmiede, das Küchengebäude und die Corrals bilden zusammen einen großen Kreis, und in der Mitte dieses Kreises erhebt sich das einstöckige Haus des Ranchers. In Höhe des Stockwerkes läuft eine balkonähnliche Veranda um das ganze Haus herum. Von hier aus hat Payton Shane einen weiten Blick ins Land. Und er steht auch oft dort oben und blickt über sein Land, das so groß ist, dass er es nicht mit einem Blick übersehen kann. Von einer zügellosen Machtgier besessen will er noch mehr Land. Sein Besitz stößt an die Weiden vieler anderer kleiner Rancher. In seiner krankhaften Gier fühlt Payton Shane sich eingeengt. Und so führt er einen heimtückischen, hinterlistigen Kampf gegen die kleinen Rancher, um sie zu vertreiben.

Nun stehen ihm nur noch drei Rancher entgegen. Sie ebenfalls niederzukämpfen ist das nächste Ziel des Raubranchers.

Von großer, breiter und kräftiger Gestalt macht er den Eindruck eines Hinterwäldlers. Sieht man jedoch in seine wasserhellen, farblosen Augen, dann weiß man sofort, dass Payton Shane ein Weidepirat ist. Sein Gesicht zeigt auch zugleich seine Gesinnung, es ist ein Raubvogelgesicht …

An diesem Abend steht Shane wieder einmal auf seinem Balkon und starrt über das Land. Er erkennt in weiter Ferne die Umrisse zweier Reiter, die sich im Trab der Ranch nähern. Sofort weiß Payton Shane, dass diese Reiter Duke Hell und Bennister Ford sind. Einen Atemzug lang huscht ein gemeines Grinsen über sein mageres Gesicht, dann wendet er sich ab und verlässt den Balkon.

In seinem prächtigen Arbeitszimmer verharrt er, senkt den Kopf und denkt nach.

Indes sind Hell und Ford so nahegekommen, dass ihre Gesichtszüge erkennbar geworden sind. Einige Männer Payton Shanes stehen am Brunnen und sehen den Revolvermännern entgegen, und einer murmelt: »Möchte wissen, woher diese Nachtfalken kommen.«

»Sie reiten für Shane, das soll uns genügen«, knurrt ein anderer. »Shane hat sie ins Land gerufen, damit sie ihm helfen. Mir ist es nur recht. Wir brauchen nicht die schmutzige Arbeit zutun …«

Die Gunmen reiten bis vor das Herrenhaus, steigen ab und rücken rein gewohnheitsmäßig an ihrem Stetson. Payton Shane gibt ihnen einen Wink, ins Haus zu kommen.

Die Revolvermänner lassen ihre Pferde unangebunden vor dem Haus und gehen die drei Holzstufen zum Hauseingang hoch.

Der Raubrancher erwartet sie in seinem Arbeitszimmer. Er sitzt nun hinter seinem großen Schreibtisch, auf dem eine Landkarte ausgebreitet liegt.

Er blickt die Revolvermänner forschend an, und Bennister Ford verzieht das Gesicht zu einem unangenehmen Grinsen.

»Es hat geklappt«, sagt er und lässt sich dann in einem tiefen Polstersessel nieder, schlägt die Beine übereinander und atmet tief aus.

»Yeah, besser konnte es gar nicht gehen«, murmelt nun auch Duke Hell, indem er sich ebenfalls in einen Sessel flegelt.

Payton Shane nickt.

»Berichtet!«, knurrt er.

Bennister Ford gibt eine genaue Schilderung und endet mit den Worten: »Dieser Sheriff scheint jedoch allmählich großspurig zu werden. Er droht uns und auch Ihnen! Er sagte, dass Sie in Zukunft sehr vorsichtig sein müssen, da er sonst Militär anfordere! Er sei kein Trottel und so …«

Shane grinst spöttisch.

»Wie will er das machen? Ich lasse seine Post überwachen.«

Nun grinsen die Revolvermänner ebenfalls.

»Well.« Der Rancher beugt sich über die Karte und fährt mit ausgestrecktem Zeigefinger über das ziemlich abgegriffene Blatt. Die Gunmen erheben sich und treten an den Tisch heran. »Seht her: Hier liegt die Bells-Ranch, dort die H-im-Kreis-Ranch und hier die Fonda-Ranch. Diese drei Kuhrancher sind mir noch im Wege. Wir müssen schnell handeln, ehe auch die letzten Langschläfer in der Gegend aufwachen und die Zusammenhänge begreifen!«

Bennister Ford nickt, und Duke Hell fragt: »Haben Sie schon einen bestimmten Plan?«

Shane lächelt eiskalt und selbstbewusst.

»Sicher. Zunächst werden wir uns auf die Bell-Ranch konzentrieren! Ihr reitet heute bereits los, sodass ihr gegen Mitternacht die Ranch vor euch liegen seht. Die Bells-Ranch hat einen Beritt von drei Cowboys. Ihr setzt die Stallungen in Brand und treibt das Vieh aus dem Corral. Sollte sich einer der Cowboys zur Wehr setzen, so wisst ihr ja, was ihr zu tun habt … Well, dann reitet ihr zum Bells-Creek, sprengt an der Quelle den Fels und verschüttet so den Creek, dass kein Tropfen Wasser mehr auf die Weide der Bells-Ranch gelangen kann. Das gibt dem alten Bells den Rest. Ich wette, dass er seine Ranch schon in den nächsten Tagen an mich verkaufen will! Wenn Bells aufgegeben hat, dann kommt die H-im-Kreis-Ranch an die Reihe …«

Payton Shane richtet sich auf, blickt Hell und Ford sinnend an und wartet auf eine Frage. Aber die Coltschwinger nicken nur.

»Well«, murmelt der Rancher, »dann bereitet euch vor. Geht zu Snappy. Er wird euch Sprengmittel aushändigen«.

»Okay.«

Die Revolvermänner gehen.

Bereits in dieser Nacht will Payton Shane ein zweites Mal zuschlagen. Niemand wird diesen zweiten Schlag so schnell erwarten, besonders Sheriff Kelly nicht. Durch seine Blitzschläge will Shane bereits in zwei Wochen der Herr des ganzen Countys sein.

Und es sieht so aus, als wenn ihm dies auch gelingen wird …

*

Der Docht der Petroleumlampe ist tief heruntergedreht, und weil der Wohnraum nur schwach beleuchtet wird, wirkt er gemütlicher. Der alte Rancher Hiob Fonda sitzt auf dem zerschlissenen Sofa und spielt mit der linken Hand im dichten Pelz des Wolfshundes, der neben ihm liegt und ihn mit den grünschillernden Augen anblickt. Es sind kluge Augen, und der Hund scheint zu wissen, was in seinem Herrn vorgeht.

Vor vielen Monaten verließ der Sohn Hiob Fondas die Ranch, weil er nicht so leben wollte wie sein Vater. Er wollte nicht nach den Gesetzen der Heiligen Schrift leben und die Drohungen des Raubranchers Payton Shane wehrlos erdulden. Und er wollte nicht eines Tages so arm und verbittert sterben wie sein Vater, der es nicht wagte, dem großen Raubrancher die Stirn zu zeigen.

Vielleicht war es damals eine Kurzschlusshandlung, die der junge Wilkie Fonda beging, als er seinen Vater allein ließ, ungeachtet der großen Gefahr, die Payton Shane nun einmal darstellt. Wilkie war noch ein Jüngling, unausgereift, hitzig und impulsiv. Er ritt nach Westen, nach New Mexico.

Nun steht Hiob Fonda allein der Gefahr gegenüber.

Payton Shane will sein Land. Und er wird es schon sehr bald bekommen. Denn das Gras auf Fondas Weiden ist verkümmert, verbrannt, und die achthundert Rinder haben schon viele Pfunde an Gewicht verloren. Der Wassermangel und die große Hitze werden Payton Shanes Plan schneller verwirklichen. Hiob Fonda weiß das.

Und doch klammert er sich an die Hoffnung, dass sein Sohn bald zurückkommt und dass der große Regen einsetzt.

Er kann auch seine Weidereiter längst nicht mehr bezahlen. Er besitzt kein Geld mehr. Aber die drei Männer halten noch zu ihm, weil sie seine Not teilen wollen …

Hiob Fonda ist nur noch der Glaube geblieben, dass sich das Glück eines Tages auf seine Seite stellt und ihm die Kraft gibt, den Kampf um die Heimat, um Wasser und Weide zu gewinnen.

Und es ist kein Wunder, dass Hiob Fonda an diesem späten Abend sich hinkniet, die Hände faltet und betet.

Indes der alte Rancher ein Gebet spricht, reiten zwei Männer durch die Nacht. Payton Shane hat sie hinausgeschickt. Jetzt reiten sie gegen die Bells-Ranch. In wenigen Tagen werden sie vielleicht schon gegen die Fonda-Ranch reiten …

*

Es ist eine klare Mondnacht. Aus der Ferne kommen die klagenden Laute heulender Präriehunde. Ein kühler Nachtwind kommt von Norden her über das Land.

Bennister Ford zügelt sein Pferd. Duke Hell schiebt sich an seine Seite: Sie blicken beide zu den Gebäuden der Bells-Ranch hinüber. Dort ist alles still. Der alte Bells und seine Cowboys sind sicher schlafen gegangen. Kein Lichtschein fällt aus irgendeinem der Fenster.

»Alles still«, murmelt Duke Hell.

Bennister Ford nickt schweigend. Er deutet nach dem Corral, in dem sich eine ruhende Rinderherde befindet. Manchmal bewegt sich ein Rind.

»Wir reißen die Corrallatten los und treiben das Vieh hinaus«, knurrt Ford. »Dann reitest du mit der brennenden Fackel zum Ranchgebäude und inszenierst die festliche Beleuchtung. Ich werde dir Feuerschutz geben, sobald es knallt. Okay?«

Duke Hell nickt, und dann reiten sie an. Vor dem Corral zügeln sie wiederum ihre Pferde und lösen das Lasso vom Sattelhorn.

Ein Teil der Rinder wird unruhig. Duke Hell lässt das Lasso kreisen und legt die Schlinge um einen Corralpfosten. Dann reitet er etwa fünf Meter zurück, sodass sich das Lasso in seiner Hand wieder spannt. Nun befestigt er das Lasso wieder am Sattelhorn und gibt seinem Pferd die Sporen. Das gepeinigte Tier macht einen Sprung nach vorn, und mit einem lauten Krach knickt der Corralpfosten um.

Bennister Ford ist schon dabei, auf die gleiche Art die Latten zu lösen.

In diesem Moment brüllt eine laute Stimme durch die Mondnacht: »Hände hoch – oder es knallt!«

Im Nu sind die Revolvermänner aus dem Sattel. Sie liegen neben dem Corral, halb gedeckt durch die Rinder, und starren in die Richtung, aus der die Stimme gekommen ist. Dort steht ein kleiner, halbzerfallener Geräteschuppen – aber von dem Mann ist nichts zu sehen.

»Damned!«, zischt Bennister Ford. »Das fehlt mir noch! Siehst du ihn?«

»Nein! Aber er muss im Schatten des Schuppens stehen. Hörte sich wie Bells an!« Duke Hell flüstert es böse. Er schiebt sich auf Ellbogen und Knien näher an die Corralumzäunung heran und blickt angespannt nach dem Schuppen.

Plötzlich sehen sie eine Bewegung. Es leuchtet für den Bruchteil einer Sekunde weiß auf.

Bennister Ford knurrt wie ein gereizter Wolf.

»Bells! Er ist in Unterhosen!«

»Der Teufel soll ihn holen!«, flucht Duke Hell. »Wir müssen sehen, dass wir verschwinden! Sicherlich sind seine drei Cowboys auch schon auf den Beinen und kommen uns womöglich noch in den Rücken! Schätze, ein Feuergefecht wäre nicht im Sinne Payton Shanes! Los, zittern wir ab! Reiten wir zum Creek und sprengen!«

»Ah, eine kleine Überraschung habe ich noch für Bells!«, murmelt Bennister Ford. Er holt aus der Rocktasche einen Gegenstand hervor, der gewisse Ähnlichkeit mit einer Zigarre hat. An einem Ende ragt eine Zündschnur hervor. Sprengstoff!

»Was hast du vor?«

»Warte ab!«

Ford reißt ein Schwefelholz an und setzt damit die Zündschnur in Brand. Dann richtet er sich auf und wirft die Dynamitstange in die ruhende Herde hinein.