Der Mann mit dem Rad - Gabriele Sommer - E-Book

Der Mann mit dem Rad E-Book

Gabriele Sommer

0,0
4,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

In meinem Leben unterhielt ich mich mit vielen Menschen. Manche Lebensgeschichte wurde mir zugetragen, von manchem Schicksal erfuhr ich, so viel hörte ich über die schöne Liebe in verschiedenster Form. Ich bin ein romantischer Mensch, dem nie die Hoffnung ausgeht, wofür auch immer. Hier habe ich notiert, was ich hörte, sah und erlebte, mache mir Gedanken über dies und jenes. Ich habe in diesem Büchlein zusammen getragen, was ich zu erzählen habe.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 55

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Gabriele Sommer

Der Mann mit dem Rad

Geschichtchen

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Der Mann mit dem Rad

Ins Leben zurück geholt

Älter werden

Flirten

Güte

Reiseerlebnis

Alte Menschen

Einsicht

Plastik

Zuhören

Ich habe kein Netz

Mein Reifen war platt

Erinnerung

Ich bin krank geschrieben

Kleines Resümé

Zusagen

Lust auf Neues

Trauer

Freude

Der Dämon und der Engel

Waffen

Wo die Liebe hinfällt

Eden

Was ich der Liebe sage...

Als Letztes

Impressum neobooks

Der Mann mit dem Rad

Wenn ich von meinem Balkon schaue, gucke ich auf einen herrlichen „Hof“.

Alles ist grün.

Im Sommer.

Wunderschöne Bäume und satter Rasen, mit kleinen, weißen Wiesenmargeriten und herrlich gelben Butterblumen, erfreuen meine Augen.Balkonkästen an den Häusern in der Ferne leuchten in farbenfrohen Blumenarrangements.An den Sträuchern wuchern Flieder und andere, weiße Heckenblüten.Es riecht so schön.Amseln singen fröhlich lockend ihr Lied, der Kuckuck ruft, Feldlerchen jubilieren, Spatzen tschilpen dazu und der Sommer summt in schönster Melodie.Es ist warm und die laue Abendluft hüllt mich in ein wohliges Gefühl von Geborgenheit.Es ist friedlich um mich herum.

Ab und zu höre und sehe ich Spaziergänger, die mein Blickfeld kreuzen.

Oder ich sehe Kinder, die auf dem Weg mit Kreide malen, 

andere, die auf dem Rasen mit ihrem Hund tollen, 

manche spielen Ball mit dem Vater..

Auch ein Mann auf seinem Rad fährt jeden Tag hier an meinem Balkon vorbei.

Immer den selben Weg, immer ganz entspannt.

Ich erlebe den Wandel der Jahreszeiten.Was einst so prall und frisch leuchtete, was meine Sinne betörte, wechselt seinen Farbton.Blätter werden gelb, rot, kraftlos, fallen vom Baum und bald ist alles kahl.Eicheln, Kastanien liegen wie gesät auf dem Wege.Vögel fanden ihre Partner, bauten Nester, legten Eier, brüteten sie aus, zogen ihre Jungen auf und lehrten sie fliegen.Wandervögel ziehen nun schnatternd gen Süden.Es ist oft regnerisch, grau und windig.Der Balkon wird von mir seltener genutzt.Im Sommer war er mein Wohnzimmer.

Es folgt eine Zeit der äußeren Trostlosigkeit.Die Natur schläft.Der Boden ist braun.Er erholt sich.Die Bäume auch.Alles muß sich ausruhen.Neue Kräfte sammeln.Pause machen.Aber, es geschieht viel.Auch, wenn wir es nicht mit unseren Augen sehen können.Der Schnee vielleicht verbirgt, was insgeheim geschieht.

Denn, plötzlich beginnt die Natur wieder zu erwachen.Beinahe über Nacht.Erste Knospen sprießen, kämpfen sich durch den noch harten Boden.Durch Schneereste vielleicht.Sind das Schneeglöckchen?Leben strömt, nach dem Winterschlaf, in die Natur und uns Menschen.

Und es beginnt wieder, dies Summen, die Töne und Geräusche des Frühlings.Haben Sie sie schon einmal vernommen?Ihnen gelauscht?So ganz am Anfang, wenn die Natur aus tiefstem Schlafe erwacht?Es ist so, als würde die Erde brummen.Der Lebenssaft fließt.Man hört Menschen lachen, sich unterhalten auf den Wegen, wo es eben noch ganz still war.Die ersten Mutigen grillen.Die Luft riecht anders.Alles reckt und streckt sich.Was für ein Gefühl.Kraft strömt durch uns.Unseren Körper, die Seele und den Geist.Wir fühlen uns lebendig.Klar.Kraftvoll.Was wir alles machen wollen.Zeit für Neues bricht an.Neue Wege, neue Frisuren, neue, frische, luftige Kleidung in helleren, freundlicheren Farben.Ach, wie fühlen wir uns gut.Wir erfreuen uns an den ersten Pflänzchen, staunen über das frische Grün undkönnen gar nicht genug von Wärme und Sonne bekommen.Wir halten uns mehr und mehr draußen auf.In Straßenkaffees, am Wasser, in dieser lauen Luft.

Was für ein Wechsel der Gefühle.So ein Wechsel der Jahreszeiten.

Früher, als ich der Natur noch ein wenig näher war, weil ich in einem Dorf wohnte, begann mein Jahr im Frühjahr.Ich lebte sozusagen von Frühling zu Frühling.Nicht vom 1.1. eines Jahres bis zum 31.12.Sondern von Mai bis Mai.

Wie oft stand ich am Fenster und schaute auf einen Kirschbaum.Direkt vor unserem Haus.Was für ein prächtiges Exemplar das war.Weit gefächert reichten seine mächtigen Äste bis auf den Boden, so daß meine Kinder mittags unter ihm schlafen konnten, als sie noch klein waren,Hund, Katze und Meerschweinchen es sich dort, unter dem Blätterdach, bequem machten.

Dies Erwachen zu sehen,von der Knospe, über die Blüte, bis hin zu den Früchten, mit denen wir uns den Bauch voll schlugen.Einfach traumhaft.Und wie wunderschön sangen die Amseln mir ihr Lied.Es war so viel strahlendes, aktives Leben um mich herum.

Nun stehe ich wieder auf meinem Balkon.Der Sommer ist gerade vorbei.Was für eine berauschende Jahreszeit es diesmal war.Fast nur schönes Wetter.So herrlich warm.Genau das, was ich mag, was zu mir paßt.Mein Körper, meine Seele, mein Geist waren in kompletter Harmonie.Ich konnte nicht genug davon bekommen.

Und, immer, wenn ich mich auf dem Balkon aufhalte, sehe ich den Mann.Auf seinem Rad.Er mag vielleicht 80 Jahre alt sein.Ich sehe ihn seit Jahren.Wahrscheinlich schon 10 Jahre lang.Mit einer Schmidt-Mütze auf dem ergrauten Kopf, in immer der gleichen Haltung.Ob Sommer oder Winter.Mit glücklichem Gesicht fährt er so mit seinem Rad vor sich hin.Fährt und fährt in immer gleichem Tempo.Mit diesem Leuchten in den Augen und dem Lächeln auf den Lippen.Immer rund herum auf dem Weg, der auf dem großen „Hof“ ist.Vor sich hin, ohne nach links oder rechts zu schauen.Stets gleich.

Heute traf ich mich mit einer Freundin.Wie wir schnattern können.Wie sehr wir uns nahe fühlen, wenn wir beisammen sind.Wir wollten den Nachmittag gemütlich auf Balkonien verbringen, weil ich krankgeschrieben bin.Hatten Lust für ein paar Stunden auf diese Weise die wärmende Sonne zu genießen und über alles Mögliche zu reden.

Da sah ich ihn wieder.Er radelte vor sich hin.Diesmal den Weg von links nach rechts.Komisch.Sonst fuhr er immer von rechts nach links.

Lehnt sein Minirad an einen Baum. Setzt sich auf die Bank vor meinem Haus. Nimmt eine Zeitschrift aus seinem Fahrradkorb. Ruht aus. Liest. Blättert. Ich beobachte ihn.

Das ist das erste Mal, daß ich ihn lesend sehe.

Sonst sitzt er nur und ruht.

Diesmal steht eine Dose neben ihm, aus der er Knabbereien nimmt und sie ißt. Da kommt ein kleiner Windstoß und fegt die fast leere Dose von der Bank.

Auf den Rasen vor ihm. Er steht behäbig auf und holt die Schachtel zurück. Sie soll nicht dort liegen bleiben. Ich schaue näher hin und erkenne, daß er auf seinen Handschuhen sitzt. So ist es sicher behaglicher, wärmer und weicher auf der harten Bank. Er hat gute Sportschuhe an. Eine Jeans. Die Hosenbeine unten umgekrämpelt. Sitzt da, ein Bein über das andere geschlagen.