Der Mord an der Jungfrau - Maurice Barrès - E-Book
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Maurice Barrès

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Beschreibung

Maurice Barrès' Werk 'Der Mord an der Jungfrau' ist ein fesselnder Roman, der die Geschichte einer mysteriösen Mordserie in einem kleinen französischen Dorf erzählt. Barrès' literarischer Stil zeichnet sich durch eine subtile Mischung aus Krimielementen und psychologischer Spannung aus, die den Leser bis zum Schluss in ihren Bann zieht. Der Roman, der Ende des 19. Jahrhunderts veröffentlicht wurde, ist nicht nur ein Meisterwerk des französischen Naturalismus, sondern auch ein faszinierendes Zeitdokument dieser Epoche. Barrès spielt gekonnt mit den Erwartungen des Lesers und enthüllt nach und nach die tiefen Abgründe der menschlichen Psyche.

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Maurice Barrès

Der Mord an der Jungfrau

La vierge assassinée

Books

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2017 OK Publishing
ISBN 978-80-272-1410-5

Inhaltsverzeichnis

Cover
Titelblatt
Text

»Immerzu traurig, Amaryllis! sollten dich die jungen Herrn im Stich gelassen haben, deine Blüten welk, deine Wohlgerüche ausgehaucht sein? Ließ Atys, das göttliche Kind, von dir mit seinen eitlen Liebkosungen? Amaryllis, wünsch dir was, einen Gott oder ein Kleinod, wünsch dir alles, außer Liebe, die kann ich hinfort nicht mehr; – obendrein, was vermöchte nicht ein Lächeln von einer, die Aphrodite zärtlich liebt?«

So sprach Lucius gelinde mit Amaryllis, der sehr jungen Kurtisane mit den Goldaugen und dem goldenen Haar; und ihr Barkschiff gleitet dazu auf dem blauen Kanal hin, und die Seerosen rauschen.

Von den schlafenden Bäumen wacht unbewegt das Spiegelbild auf der Oberfläche des tiefen Wassers. Das Ufer wartet prunkend auf mit seinen wollüstigen Landhäusern, seinen Pomeranzenhainen und seiner großen Stille. Zwischen dem grünen Gezweig leuchtet zuweilen der gelb gewordene Marmor einer Gottfigur auf, und das unveränderliche Verhalten dieser manchen Götter scheint wie eine Geringschätzung der veränderlichen, schillernden Reden der leichtblütigen Orientalin und ihres skeptischen Freunds. Weit, weit und in der Wärme blaßrosenfarben verfließend ist es nur die Linie der Berge, der Hort der Einsiedlerischen und der wilden Tiere, die ein wenig diesen Himmelstraum verstört. Und nun ist man schon dem Gestade sehr nah, an dem die Stadt wollüstig hingelagert ist, von den Lippen der Wellen und der Winde geschmeichelt, die Stadt, die die Arme über das Meer ausstreckt und das ganze All herbeizurufen scheint, herbei ans Duft ausströmende und fieberhaft durchwühlte Bett, der Agonie einer Welt zu Hilfe und zu der Geburt neuer Jahrhunderte.

Mit einer müden, überdrüßigen Grazie ruht sich Amaryllis auf weißen Seidenpolstern aus. Der schwere Mantel aus Blattsilber – als ob er verwundend eindränge auf den nachgebenden Mädchenleib. Die runden blaugeäderten Arme liegen wie eine Krone um das Gesicht der Jungfrau, das die Jünglinge aufpeitscht. Und so geht das leise Lied ihrer Stimme:

»Lach immer, Lucius, lach zu. Wenn ein Sterblicher meine Langeweile zerstreuen kann, bist du’s, von dem ich’s hoffe. Du hast geliebt, Lucius, man erzählt, daß du geweint hast vor Betten, die dich verschmähten oder die zu kalt waren. Heut, überdrüssig, lachst du über die Frau. Begreif’ doch, daß mich dies ewige Geseufze der Männer zur Verzweiflung bringt. Ich bin jung und schön und langweile mich, ja, Lucius. Die Zärtlichkeiten dieses Atys, die Mysterien der Isis und wie groß Serapis sei, befriedigen meine Sehnsüchte nicht; was will mir Aphrodite? Ich bin es, die die Liebe erregt; ich weiß um ihre Leiden, und daß sie einen tot machen, denn Liebesgirren wird zur Gewohnheit. Ich bin eine Syrierin, die Tochter einer Freigelassenen, die eine Seherin war; du bist ein Römer, fast ein Hellene, du weißt dich lustig zu machen, Lucius, aber trösten war ein Süßeres, Köstlicheres.«

Der Römer lehnte an einem Schaft des purpurnen und schwarzen Baldachins und spielte mit den Goldquasten seiner gelbseidenen Tunika. Die Eleganz seiner Bewegungen erzählte, daß er ein Lebemann war, gewöhnt, es zu sein, und müde, es zu sein. Er meidet gern die ernsten Worte, die bald geschmacklos klingen.

»Du, Amaryllis. Laß mich, bitte, ein wenig erstaunt sein, daß so ein kleines Herz soviel leiden mag, und was sich hinter so einer schmalen Stirn Merkwürdiges aufhält. Du hast junge reiche Liebhaber, hast Philosophen, ja, hast sogar Affen, die dich allzusamm’ aufheitern können. Und da sehnst du Götter herbei und Dinge, die nicht einmal Namen haben!«