Der natürliche Weg zum harmonischen Zyklus - Nicole Jardim - E-Book

Der natürliche Weg zum harmonischen Zyklus E-Book

Nicole Jardim

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Beschreibung

Ein Buch, das alle Frauen lesen sollten Fast alle Frauen leiden in ihrem Leben irgendwann an Zyklusstörungen, Menstruationsproblemen oder zyklusbedingten Beschwerden wie PMS, Stimmungsschwankungen, Lustlosigkeit oder unreiner Haut. Oft bekommen sie dann zu hören, dass ihre Probleme "einfach zum Frausein dazugehören" oder nur mit Hormonpräparaten in den Griff zu bekommen seien. Beides ist absolut falsch, sagt Fruchtbarkeitscoach und Bestsellerautorin Nicole Jardim. Zyklus- und Menstruationsbeschwerden sind nicht normal, sondern deuten auf ein zugrundeliegendes hormonelles Ungleichgewicht hin, das auf einen überlasteten Darm, Stress, Ernährungsfehler, Nährstoffmängel oder andere Ursachen zurückgehen kann. Mit diesem Ratgeber gibt Ihnen Jardim das Wissen an die Hand, um Ihren spezifischen Beschwerden auf die Spur zu kommen und die Kontrolle über Ihren Körper zurückzuerobern. Ganz egal, ob Sie am PCO-Syndrom oder an Endometriose leiden, schwanger werden möchten oder einfach nur unregelmäßige Zyklen oder starke Perioden haben – dieses Buch wird Ihnen helfen, die hormonelle Balance wiederherzustellen und auf natürlichem Weg zu einem harmonischen Zyklus zu finden. Außerdem erfahren Sie, wie Sie die unterschiedlichen Phasen des Zyklus optimal für sich nutzen können, sodass Sie stets die Energie, Motivation und Zuversicht haben, all das zu erreichen, was Sie sich vornehmen. Dieses Buch ist besonders geeignet für alle Frauen mit: -Zyklus- und Hormonstörungen, -zyklusbedingten Beschwerden wie PMS oder PMDS, Krämpfen, Migräne, Schmerzen, unreiner Haut, Stimmungsschwankungen, Lustlosigkeit, -Menstruationsbeschwerden wie starken und schmerzhaften oder zu kurzen und schwachen Perioden, -PCO-Syndrom (PCOS), -Insulinresistenz, -Endometriose, Adenomyose, Myomen, -Fruchtbarkeitsproblemen und Kinderwunsch, -Zyklusunregelmäßigkeiten nach der Entbindung oder in der Perimenopause, -dem Wunsch, auf Hormonpräparate zu verzichten.

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Dieses Buch soll Ihnen helfen, Ihr persönliches Wissen über bestimmte medizinische Symptome, Therapien und Prozeduren zu erweitern. Den Rat medizinischen Fachpersonals kann und soll es dabei nicht ersetzen. Bei konkreten medizinischen Fragen, Problemen oder bei Krankheitssymptomen wenden Sie sich bitte an Ihre Ärztin oder Ihren Arzt. Es wurden alle Anstrengungen unternommen, um die Richtigkeit aller in diesem Buch enthaltenen Informationen zum Zeitpunkt der Veröffentlichung zu gewährleisten. Die Autorin und der Verlag lehnen die Verantwortung für nachteilige Auswirkungen, die sich gegebenenfalls aus der Anwendung dieser Informationen ergeben könnten, ausdrücklich ab.

Originalausgabe

1. Auflage 2021

© 2021 by Yes Publishing – Pascale Breitenstein & Oliver Kuhn GbR

Türkenstraße 89, 80799 München

[email protected]

Alle Rechte vorbehalten.

Die amerikanische Originalausgabe erschien 2020 bei Harper Wave, an imprint of Harper Collins Publishers, unter dem Titel Fix Your Period. Six Weeks to Banish Bloating, Conquer Cramps, Manage Moodiness, and Ignite Lasting Hormone Balance. © 2020 by Nicole Jardim. All rights reserved.

Redaktion: Dr. Doortje Cramer-Scharnagl

Umschlaggestaltung: Ivan Kurylenko (hortasar covers)

Layout, Satz und E-Book: Daniel Förster, Belgern

ISBN Print 978-3-96905-062-0

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-96905-063-7

ISBN E-Book (PDF) 978-3-96905-064-4

Für Marguerite, Chantal, Albertine, meine Großmütter und Urgroßmütter

Inhalt

Vorwort

Einführung

Was ist mit Ihrer Periode los?

Hormone sind der Schlüssel

Eine neue Denkweise

Die Kontrolle liegt bei Ihnen

Wie Ihnen dieses Buch helfen kann

Teil 1Der Menstruationszyklus im Überblick – wie alles funktioniert

1 Grundkurs Periode: Wie das mit der Regel in der Regel funktioniert

Die vier Phasen des Menstruationszyklus

Wie sollte meine Periode beschaffen sein?

Phasen des Menstruationszyklus

Den Zyklus beobachten

2 Die hormonelle Hierarchie

Die Hierarchiestufen der Hormone

3 Entschlüsseln Sie Ihre Symptome: Was Ihr Körper Ihnen sagen will

Häufige Zyklus- und Menstruationsprobleme

Teil 2In 6 Wochen zum harmonischen Zyklus

4 Woche 1: Nutzen Sie die Superkräfte der Lebensmittel, um Ihre Hormone zu füttern

Den Weg gibt es nicht – es gibt nur Ihren Weg

Kohlenhydrate

Fette

Milchprodukte

Protokoll für Woche 1: Füttern Sie Ihre Hormone

5 Woche 2: Steigen Sie aus der Blutzucker-Achterbahn aus

Zucker, die legale Droge

Wie der Körper Zucker verwertet

Die Blutzucker-Achterbahn

Blutzucker, Insulin und Menstruationszyklus

Ein Wort über Alkohol

Die Verbindung zwischen PMS und hormonell bedingtem Heißhunger

Protokoll für Woche 2: Regulieren Sie Ihren Blutzucker

7-Tage-Plan für einen ausgeglichenen Blutzuckerspiegel

6 Woche 3: Heilen Sie Ihren Darm – und die Hormone gleich mit

Ein Faktencheck in Sachen Stuhl

Perioden und Stuhl

Protokoll für Woche 3: Heilen Sie Ihren Darm

Übersicht zu empfehlenswerten und zu meidenden Lebensmitteln während der Weglassdiät

7 Woche 4: Verwöhnen Sie Ihre Leber

Mischt Ihr Shampoo die Hormone auf?

Die Wirkung endokriner Disruptoren

Ein echtes Arbeitstier: die Leber

Protokoll für Woche 4: Verwöhnen Sie Ihre Leber

Den persönlichen Giftstoff-Entlastungs-Plan zusammenstellen

8 Woche 5: Reduzieren Sie Stress im Zeitalter der ständigen Überreizung

Die HHN-Achse und die Stressreaktion des Körpers

Protokoll für Woche 5: Verbessern Sie Ihre Stressreaktion

9 Woche 6: Unterstützen Sie Ihre Schilddrüse für einen gesünderen Zyklus

Die Schilddrüse und Ihre Menstruationsgesundheit

Wie Ihre Schilddrüse funktioniert

Wenn Ihre Schilddrüse streikt

Der schulmedizinische Ansatz bei Schilddrüsenerkrankungen

Subklinische Schilddrüsenunterfunktion

Der Zusammenhang zwischen Schilddrüse und Menstruationszyklus

Was verursacht Erkrankungen der Schilddrüse?

Protokoll für Woche 6: Unterstützen Sie Ihre Schilddrüse

Teil 3Leben als Menstruationsexpertin

10 Nach den 6 Wochen

Machen Sie eine Bestandsaufnahme

Wie es weitergeht

Wie Sie die Weglassdiät beenden

Grundlegende Praktiken, um die Periode zu unterstützen

Zusatzprotokolle für spezifische Probleme

11 Nutzen Sie die Kraft Ihres Zyklus

Die Magie des Mondes

12 Besser verhüten

Verabschieden Sie sich von der hormonellen Verhütung

Das 1×1 der hormonfreien Verhütung

Zykluscomputer und Schwangerschafts-Apps

Schluss

Perioden-Power

Dank

Anhang A

Rezepte

Anhang B

Tests für die hormonelle Gesundheit

DUTCH

Gentests

Bluttests

Schilddrüsentests

Weiterführende Tests

Anhang C

Nicoles Ressourcen für die Gesundheit

Weiterführende Literatur

Websites

Produkte

Die Autorin

Vorwort

Hat Ihnen schon einmal jemand gesagt, es gehöre sich nicht, über die Menstruation zu sprechen? Oder dass man zwar darüber reden könne, aber bitte schön nur beim Arzt? Bloß nichts von der eigenen Periode erzählen – nicht im Freundeskreis und schon gar nicht auf Facebook & Co.! Diese unterschwellige Botschaft, dieses Menstruationstabu im Alltag hat dazu geführt, dass viele Frauen sich unnötig quälen und alleingelassen darüber nachgrübeln, ob ihre Erfahrungen mit der Periode eigentlich normal sind.

Doch nun hat eine neue Frauengeneration die Bühne betreten. Sie macht sich für einen positiven Umgang mit der Periode stark. Sie möchte das Reden über die Regel zur Selbstverständlichkeit machen und fordert stolz die Entscheidungshoheit über ihre Menstruation zurück. Trotz all der Stimmen, Frauen sollten peinlich-verkniffen über ihre Monatsblutungen schweigen, geht diese Bewegung konstant ihren Weg – unbeirrt von Scham, Kritik und Zensur in den sozialen Medien. Diese neue Offenheit hat sogar dazu geführt, dass das Magazin Newsweek das Jahr 2015 zum »Jahr der Periode« ernannt hat.

Das ist eine beachtliche Abweichung von dem Bild, das die Medien lange Zeit über die weiblichen Zykluserfahrungen vermittelten: Die Werbung für Monatshygieneprodukte verwendete traditionell eine schädigende »Anti-Perioden-Rhetorik«. Sie stellte die Monatsblutung als ein schambehaftetes Übel dar, das es zu verbergen galt. Symptome sollten am besten medikamentös abgeschafft werden. Vergleichen Sie das einmal mit dem Programm, das wir direkt vor und nach der Werbung zu sehen bekamen: In einem Moment schauen Sie sich einen Film an, in dem jemand zerfleischt wird, überall spritzt Blut. In der nächsten Sekunde begann ein Werbespot, in dem Blut unsichtbar und unerwähnt bleiben musste. Stattdessen wurde hier das natürliche Blut durch eine blaue Flüssigkeit ersetzt, die auf eine Binde oder Slipeinlage gegossen wurde, um deren Saugfähigkeit zu demonstrieren. (Nebenbei bemerkt konnte ich noch keinen Beweis dafür finden, dass blaue Flüssigkeit eine normale Absonderung des weiblichen, geschweige denn des menschlichen Körpers ist.)

Inzwischen ist das anders. Heute definieren Frauen auf der ganzen Welt soziale Normen neu, die mit dem Menstruationszyklus zu tun haben. Sie fordern einen offeneren Austausch über einen der wichtigsten biologischen Prozesse im weiblichen Organismus. Anstatt sich für ihre Menstruation oder ihren Körper zu schämen, akzeptieren Frauen diesen biologischen Unterschied als echte Stärke.

Wie in einem Staffellauf übernimmt diese neue Frauengeneration die Fackel, deren Flamme die Generationen vorher am Brennen gehalten haben – und das trotz des gewaltigen Gegenwinds und selbst in den finstersten Tagen der Medizingeschichte. Nachdem uns Ärzte jahrzehntelang »Hysterie« bescheinigten und sogar behaupteten, unsere Periode sei bedeutungslos, weist diese neue Frauengeneration uns einen neuen Weg. Nicole Jardim, eine der vielen Frauen, die zu dieser mutigen Generation gehören, sagt: »Der weibliche Körper ist nicht defekt. Dass er Symptome zeigt, heißt nicht, dass kein Verlass mehr auf ihn ist.«

Egal, was man Ihnen erzählt hat: Beschwerliche Perioden, Stimmungsschwankungen, Akne, prämenstruelles Syndrom und verminderte Libido gehören eben nicht »einfach zum Leben einer Frau dazu«. Diese Erfahrungen mögen weit verbreitet sein, normal sind sie aber mit Sicherheit nicht. Mit diesen Symptomen möchte unser Körper uns etwas mitteilen. Und da Sie dieses Buch lesen, vermute ich, dass Sie dazu bereit sind, zuzuhören.

Auf den folgenden Seiten werden Sie lernen, was die jeweiligen Symptome bedeuten, was Ihr Körper Ihnen damit sagen möchte und wie Sie an die Informationen kommen, mit denen Sie beim nächsten Arztbesuch endlich die korrekten Antworten auf Ihre Fragen erhalten. Ich will eines sehr deutlich machen: In diesem Buch werden Sie keinesfalls dazu aufgefordert, sich allein durchzuschlagen, eigenverantwortlich Medikamente abzusetzen, Labortests links liegen zu lassen oder die Fortschritte moderner Medizin zu missachten. Das Buch ist vielmehr eine Einladung, den Körper, in dem Sie zu Hause sind, ganz neu kennenzulernen, Verantwortung für Ihre Gesundheit zu übernehmen, einen ganzheitlichen Blick auf Ihren Zyklus zu gewinnen und zu verstehen, wie Sie mit Ihren Hormonen »zusammenarbeiten« können. Dieses Buch soll Ihnen außerdem helfen, die Kenntnisse über Ihren eigenen Körper auszubauen, sodass Sie hilfreichere Gespräche mit Medizinerinnen und Medizinern führen und Ihren eigenen Bedürfnissen besser nachkommen können.

Nicoles Weg begann – wie der vieler anderer Menschen, die sich der ganzheitlichen Medizin verschrieben haben – mit dem Wunsch, ihre eigenen gesundheitlichen Probleme anzugehen. Dazu gehörten unter anderem Menstruationsbeschwerden und ein beängstigender Verdacht auf eine Autoimmunerkrankung. Mit Anfang zwanzig wandte sie sich mit ihren Problemen an Ärzte, die von einer rheumatoiden Arthritis und anderen chronischen Erkrankungen ausgingen. Man sagte ihr, es gebe keinerlei Möglichkeit, dem Ganzen durch eine Umstellung der Ernährung und der Lebensgewohnheiten zu begegnen. Sie könne den Verlauf bestenfalls »beobachten und abwarten«. Damals beschloss sie, ihren Weg zur Heilung selbst zu finden.

Sie begann, mit ihren Hormonen zusammenzuarbeiten, und achtete sorgsam darauf, wie ihr Körper auf unterschiedliche Vorgehensweisen reagierte. Anhand ihrer Rechercheergebnisse stellte sie sich dann ihr eigenes »Perioden-Puzzle« zusammen. Und siehe da: Binnen weniger Monate verschwanden die Symptome, während ihre Neugier immer mehr zunahm.

Nachdem sie sich auf diese Weise selbst geheilt hatte, machte Nicole es sich zur Aufgabe, auch anderen Frauen zu helfen. Sie arbeitete jahrelang mit den besten Medizinerinnen und Medizinern auf dem Gebiet der Frauengesundheit zusammen und lernte von ihnen. Sie studierte unter der Anleitung der besten evidenzbasiert arbeitenden Medizindozentinnen und -dozenten und verwendete unermesslich viel Zeit darauf, zu lernen und ihr Wissen zu erweitern. Ein unkonventioneller Weg, von dem bereits Tausende Frauen weltweit profitieren konnten.

Nicole greift dabei auf, was in den letzten Jahren wissenschaftlich bewiesen wurde: Bioindividualität ist der Schlüssel auf dem Weg zur Heilung. Kein (Frauen-)Körper ist wie der andere. Der traditionelle Ansatz der Medizin, der lediglich Universalkonzepte bietet, hat dazu geführt, dass sich viele Frauen unzufrieden fühlten. Sie fragten sich, warum bestimmte Therapien ihnen nicht halfen oder warum es hieß, ihre Laborwerte seien alle »normal«, wenn sie sich doch ganz und gar nicht so fühlten.

Grundlage von Nicoles Botschaft ist die Überzeugung, dass wir alle unsere Periode unterschiedlich erleben: Niemand weiß besser, was uns guttut, als wir selbst. Ihr geht es darum, Frauen genau die Werkzeuge an die Hand zu geben, die sie benötigen, um für sich und ihre Gesundheit selbst Verantwortung zu übernehmen und um nicht länger von der Diskussion um ihren eigenen Körper ausgeschlossen zu sein. Nicole ist eine echte Wegbereiterin für die hormonelle Gesundheit der Frauen. Indem Sie dieses Buch lesen, können Sie gemeinsam mit ihr im Schein ihrer Fackel vorangehen. Tun Sie das und geben Sie die Fackel weiter – auch Sie sind jetzt Teil der Menstruationsbewegung!

In einer Welt, die der Periode erst 2015 öffentlich Aufmerksamkeit zollte, liegt noch ein weiter Weg vor uns. Einen Parkschein kann man mit einer App bezahlen. Mit einer Kreditkarte kann man an einem Automaten Geld holen. Wer jedoch in einer öffentlichen Toilette einen Tampon braucht, hat besser das passende Kleingeld parat. Unsere Arbeit ist noch lange nicht beendet, wenn wir das Thema Menstruation wirklich von aller Scham befreien wollen. Wenn wir dafür sorgen wollen, dass alle Menschen mit einem Zyklus Zugang zu den notwendigen Informationen und Hygieneprodukten bekommen, damit sie in Würde menstruieren können. Der erste Schritt dorthin ist es, seinen Körper zu kennen, seinen Zyklus zu verstehen und seine Gesundheit selbst in die Hand zu nehmen. Genau dabei hilft Ihnen Nicole mit diesem Buch.

Ich möchte Sie ermutigen: Sprechen Sie unbefangen über Ihre Erfahrungen. Jede Geschichte hat ihren Wert. Es ist heilsam, wenn wir einan­der unsere Geschichten erzählen. Und wer weiß, wer gerade durch Ihre Ge­schichte zur Heilung gelangt.

Diesen Weg können wir nur gemeinsam gehen. Es ist mir eine Ehre, mit Ihnen unterwegs zu sein!

Dr. Jolene Brighten, Autorin von Es geht auch ohne Pille und Healing Your Body Naturally After Childbirth

Einführung

Was ist mit Ihrer Periode los?

Der Fluch. Erdbeerwoche. Besuch der roten Tante. Einmarsch der Roten Armee. Nicht besonders nette Euphemismen, oder? Ich verstehe ja, warum die Periode einen so schlechten Ruf hat. Blähungen, Schmerzen, Akne, Stimmungsschwankungen, der Umgang mit Blut – Perioden können einem richtig auf die Nerven gehen. Viele opfern jeden Monat eine Woche oder sogar mehr für ihre Periode oder das Warten darauf. Und oft ist die Periode nicht nur eine Unannehmlichkeit, sondern stört ganz erheblich. Vielleicht müssen Sie Arbeit, Schule, Termine oder Verabredungen absagen, weil Sie sich vor Schmerzen krümmen und keine andere Möglichkeit sehen als Tabletten einzuwerfen und eine Wärmflasche zu umklammern. Sie ertappen sich dabei, wie Sie Kollegen, Partner und Freunde anblaffen und gute Beziehungen aufgrund von Stimmungsschwankungen strapazieren. Ihr Sexualtrieb ist abgetaucht. Überhaupt: sich sexy fühlen – was das angeht, könnten Sie täglich Periodenslips tragen und die Spitzenunterwäsche in der Schublade lassen. Tagsüber sind Sie müde und versuchen sich mit Unmengen Koffein und Zucker über Wasser zu halten – die Gelüste sind wirklich schlimm! –, und nachts leiden Sie an Schlaflosigkeit. Vielleicht ist Ihre Periode auch unregelmäßig oder bleibt manchmal ganz aus, sodass Sie gar nicht wissen, wann Sie wieder damit rechnen müssen.

»Irgendetwas muss sich ändern«, sagen Sie sich jeden Monat wieder. Doch wenn Sie ärztlichen Rat einholen, um diese grässlichen Symptome in den Griff zu bekommen, heißt es, dass die Pille die einzige Lösung sei. Dieses Zaubermittel beseitigt doch jedwede Störung des hormonellen Gleichgewichts – und schon ist alles wieder in bester Ordnung, oder? Synthetische Hormone gleichen aus, was bei Ihren echten Hormonen schiefläuft, stimmt’s? Nein! Stimmt nicht!

Wenn Ihnen alle diese Probleme bekannt vorkommen, möchte ich Ihnen sagen, dass Sie nicht allein sind, dass Sie nicht Monat für Monat mit den körperlichen und emotionalen Symptomen Ihrer Periode kämpfen müssen und dass synthetische Hormone ganz sicher nicht immer die Lösung sind.

Wenn es um den Menstruationszyklus geht und alles, was so dazugehört, erzählen uns Medizinerinnen und Mediziner häufig, dass unsere Symptome (will sagen Stimmungsschwankungen, Benommenheit, Erschöpfungszustände, Fruchtbarkeitsstörungen und verminderte Libido) normal oder aber eine natürliche Begleiterscheinung des Älterwerdens seien. Kein Grund zur Sorge!

Bei allem Respekt gegenüber diesen Fachleuten: Das ist Schwachsinn.

Beschwerden und Leid im Zusammenhang mit Ihrem Menstruationszyklus sind unnötig und definitiv nicht normal. Statistisch gesehen mögen sie normal sein – beispielsweise haben zwischen 45 und 95 Prozent aller Frauen schmerzhafte Perioden und 10 bis 25 Prozent benötigen dann sogar Medikamente und eine Unterbrechung ihrer Alltagsaktivitäten1 –, aber ich verspreche Ihnen, dass Ihr Organismus das nicht so für Sie vorgesehen hat und dass es daher nicht so bleiben muss. Es ist nicht so gedacht, dass Sie sich jeden Monat vor Schmerzen krümmen oder mehrere Tampons oder Einlagen verbrauchen, bevor Sie sich überhaupt auf den Weg zur Arbeit machen. Es ist nicht so gedacht, dass Sie sich ständig fragen, wann wohl Ihre nächste Periode einsetzt, oder sich permanent davor fürchten, einmal im Monat in der Woche vor Ihrer Menstruation einen emotionalen oder körperlichen Tiefpunkt zu erleiden.

Einer der größten Mythen, die Frauen heutzutage mitgegeben werden, ist der, dass unsere Menstruationsprobleme unüberwindlich seien. Denn sie sind lösbar. Dazu brauchen wir nicht einmal besonders viel medizinische Begleitung. Und schon gar nicht müssen wir unseren Zyklus mit diversen hormonellen Verhütungsmitteln und anderen Medikamenten regulieren. Es fehlt uns vielmehr an einer umfassenderen Kenntnis unserer Körperfunktionen. Denn genau diese Kenntnis befähigt uns zu verstehen, was unser Körper uns zu sagen versucht, und ihm zu geben, was er braucht.

Tatsache ist: Sie können Ihre Periode mit natürlichen Mitteln beeinflussen. Obwohl uns seit Urzeiten eingetrichtert wurde, dass Perioden einfach ein lästiges Übel seien, habe ich mein ganzes Berufsleben darauf ausgerichtet, Frauen zu zeigen, dass das nicht unbedingt der Fall sein muss. Im Rahmen meiner Coaching-Programme (sowohl privat als auch in Gruppen), Online-Kurse, meines Blogs und meines Podcasts The Period Party habe ich Zehntausenden Frauen auf der ganzen Welt geholfen, ihren Menstruationszyklus und die Rolle der Hormone für ihre Gesundheit besser zu verstehen und mehr zu respektieren.

Hormone sind der Schlüssel

Bei Periodenproblemen muss man vor allem drei Dinge wissen:

Ihr Körper und Ihr Menstruationszyklus sind nicht so kompliziert, wie man Ihnen eingeredet hat.Die Hormone, die chemischen Botenstoffe Ihres Körpers, arbeiten den ganzen Tag lang zusammen und sind für beinahe alle Vorgänge im Körper verantwortlich.Ihr Menstruationszyklus wird von einigen wenigen entscheidenden Hormonen gesteuert: Östrogen, Progesteron und Testosteron. Zwischen Ihren aktuellen Symptomen und einem Ungleichgewicht dieser drei Hormone besteht höchstwahrscheinlich ein Zusammenhang.

Die Sache ist die: Hormone gehen nicht spontan an die Arbeit, wenn man in die Pubertät oder in die Wechseljahre kommt. Sie spielen nicht nur für die Menstruation eine Rolle, sondern für beinahe jede Körperfunktion. Deshalb fühlen wir uns physisch und psychisch ziemlich elend, wenn die Hormone aus dem Gleichgewicht kommen.

Was die Periode angeht, haben Hormone einen schlechten Ruf bekommen:

»Ach, die wieder mit ihren Hormonen!«

»Die hat wohl gerade ihre Tage.«

»Die Pubertät nervt dermaßen!«

»Ich weiß nicht, warum ich nicht aufhören kann zu weinen.«

»Boah, bin ich zickig zurzeit!«

»Die Wechseljahre sind die Hölle!«

Und so weiter – Sie wissen ja, was ich meine. Der Ruf der Hormone als Störenfriede unserer Stimmung und unserer Gesundheit kommt sicher nicht von ungefähr. Des Pudels Kern ist jedoch, dass in Wirklichkeit ein hormonelles Ungleichgewicht als Grundursache hinter schmerzhafter Menstruation, Amenorrhö, polyzystischem Ovarialsyndrom (PCOS), prämenstruellem Syndrom (PMS), Endometriose und anderen Leiden steckt – nicht die Hormone an sich. Oft bringen Frauen ihre Menstruationsbeschwerden nicht mit ihren Hormonen oder gar einem hormonellen Ungleichgewicht in Verbindung. Sollten sie aber. Wenn wir nämlich das Hormonsystem unter unsere Kontrolle bringen, kann es uns gelingen, verschiedenste zyklusbedingte Symptome zu lindern oder ganz loszuwerden.

Schlechte Ernährung, unstete Schlafgewohnheiten, chronischer Stress und ein Übermaß an Umweltgiften haben einen erheblichen Einfluss auf unser hormonelles Gleichgewicht. Normalerweise schlagen die Sexualorgane zuerst Alarm, wenn etwas nicht stimmt. Statt diese Symptome medikamentös abzustellen, wäre es viel wichtiger, die dem Ungleichgewicht zugrunde liegenden Ursachen zu identifizieren und zu behandeln. Sie können Ihr hormonelles Gleichgewicht wiederherstellen, indem Sie Ihre Gesundheit einmal ganzheitlich betrachten und einige einfache Anpassungen Ihres Lebensstils vornehmen. Dadurch werden die unerwünschten Symptome auf natürliche Weise abklingen – Zeichen und Nebeneffekt Ihrer Genesung zugleich.

Eine neue Denkweise

Jeden Monat versucht unser Körper uns etwas über unsere Gesundheit mitzuteilen. PMS, eine starke Blutung, gar keine Periode – ganz egal, wie Ihre persönliche Erfahrung aussehen mag, sie ist keinesfalls das Ergebnis einer mutwilligen Meuterei Ihres Körpers. Er will sich vielmehr durch diese Probleme ausdrücken; so kommuniziert er, was los ist. Genau wie Fieber Zeichen einer Infektion ist, sind Periodenprobleme ein Zeichen dafür, dass der Körper Aufmerksamkeit braucht. Ihr Körper arbeitet immer mit Ihnen, nicht gegen Sie. Wie bei Fieber oder Halsschmerzen signalisieren die begleitenden Symp­tome einer Periode, was im Inneren des Körpers vor sich geht – nur leider spricht unser Körper eine Sprache, die viele nie gelernt haben.

Dem englischen Begriff body literacy begegnete ich zum ersten Mal bei der Autorin und Frauengesundheitsexpertin Laura Wershler. Sie entwickelte das Konzept, das man im Deutschen mit dem Wort »Körperkompetenz« umschreiben kann, nachdem sie einen Roman über Analphabetismus und mangelnde Lesekompetenz gelesen hatte und darüber nachdachte, dass Frauen und Mädchen auf der ganzen Welt aufgrund mangelnder Bildung benachteiligt sind. So kam ihr der Gedanke, dass Frauen in der westlichen Welt von mangelnder Lesekompetenz einer anderen Art betroffen sind: Uns wird nicht beigebracht, unseren Körper zu »lesen«. Vielmehr lehrt man uns sogar, ihm zu misstrauen oder ihn sogar zu fürchten. Wie oft haben Sie Ihre Symptome ignoriert, weil es hieß, sie gehörten ganz normal zum Frausein dazu? Ganz besonders gilt das für die Periode. Laut Wershler wird Körperkompetenz »erworben, indem man lernt, wie man Ereignisse des Menstruationszyklus beobachtet, dokumentiert und interpretiert«. Dadurch eignen wir uns Wissen darüber an, wie Gesundheit und Allgemeinbefinden mit dem Zyklus zusammenhängen.

Von Wershler inspiriert beschloss ich, in meiner Praxis immer als erstes das Thema »Menstruationskompetenz« anzusprechen. Als zertifizierter Coach für Frauengesundheit, noch dazu spezialisiert auf Hormon- und Menstruationsgesundheit (immerhin bin ich online ja auch als »the Period Girl« bekannt!), wusste ich, dass meine Klientinnen ein Problem haben: Solange sie nicht wissen, wie ihr Körper funktioniert – oder sich vor den eigenen Körperfunktionen sogar fürchten –, können sie nicht die für sie persönlich besten Entscheidungen treffen.

Mit diesem Buch will ich Ihnen darum helfen, die verschiedenen Signale und Symptome im Zusammenhang mit ihrem Menstruationszyklus zu erkennen. So werden Sie besser interpretieren können, was sie Ihnen über das Geschehen »hinter den Kulissen« verraten, was rundläuft und was Ihrer Aufmerksamkeit bedarf. Im Hinblick auf den allgemeinen Gesundheitszustand bietet die Periode nämlich viele Antworten. Wenn Sie diese Antworten finden, finden Sie auch zu Ihrer ursprünglichen Kraft. Wenn Sie Körperkompetenz entwickeln, verstehen Sie, warum Sie beispielsweise eine unregelmäßige, lange oder schwere Periode haben. Sie werden in der Lage sein, im Umgang mit diesem Thema fundierte Entscheidungen zu treffen.

Dass ich meinen Körper zu lesen lernte, hat mein Leben verändert. Mit 14 Jahren musste ich feststellen, dass meine Periode immer intensiver wurde – eine Situation, die in einem demütigenden Missgeschick in der Schule gipfelte. Ich benutzte einen Tampon und eine Damenbinde gleichzeitig und trug obendrein Shorts unter meiner Schuluniform, und trotzdem ging etwas daneben! Und zwar komplett durch das Kleid hindurch. Ich weiß noch ganz genau, dass ich am liebsten den Planeten Erde hinter mir gelassen hätte. Ein anderes Mal erlebte ich ausgerechnet bei einem Besuch bei Freunden in New York eine Sturzblutung: Alle halbe Stunde musste ich Tampons und Binden wechseln. Keine Frage, wenn man seinen Zug verpasst, weil einem in einer öffentlichen Toilette in der Grand Central Station Blut durch alle Kleiderschichten sickert, hat man zweifellos ein Problem.

Ich hatte nicht nur jeden Monat unglaublich starke Blutungen, sondern auch unfassbare Schmerzen. Schmerzen, die einen Sternchen sehen lassen. Und die Schmerzen wurden im Laufe der Zeit immer intensiver. Jeden Monat konnte ich ein oder zwei Tage nicht zur Schule gehen. Musste ich doch hin, weil ein verbindliches Ereignis oder eine Prüfung anstand, nahm ich eine Handvoll Ibuprofen und kämpfte mich durch. Es war furchtbar.

Irgendwann verzögerte sich meine Periode, erst um ein paar Tage, dann um Wochen. Schließlich hatte ich nur noch alle zwei, drei Monate Blutungen. Zuerst kam mir das wie eine Verbesserung vor – doch wenn die Periode dann doch eintraf, kam sie mit noch mehr Wucht als zuvor. Meine Freundinnen hatten anscheinend alle ähnliche Periodenprobleme, und weil meine Mutter das als Teenager auch so erlebt hatte, nahm ich einfach an, es sei eben normal für mich.

Da niemand Alarm schlug, ging das etwa drei Jahre so, bis ich endlich eine Gynäkologin aufsuchte. Ein Hoffnungsschimmer! Ich erklärte ihr meine Symptome sehr detailliert. Sie erklärte mir überhaupt nichts, sondern stellte mir ein Rezept für die Pille aus. Das sollte meine Periodenprobleme lösen.

Endlich! Ich freute mich sehr darüber, nun zum illustren Kreis derer zu gehören, die die Pille nahmen. Von meinen Freundinnen wusste ich, dass diese Zauberpille mir mein Leben zurückgeben würde. Endlich verpasste ich keinen Unterricht, keine Partys oder Verabredungen mehr, weil es mir so schlecht ging, dass ich nicht aufstehen konnte. Und tatsächlich fehlten bei meiner nächsten Periode viele Symptome, die mich so viele Jahren begleitet hatten: Ich hatte erheblich weniger Schmerzen, blutete weniger und stand nicht mehr ständig kurz vor einer Erschöpfungsohnmacht. Ich war überglücklich. Ich hatte das Wundermittel gegen meine Periodenprobleme gefunden!

Zeitsprung: Ein paar Jahre später. Inzwischen hatte ich zwar keine Probleme mehr mit meiner Periode – ich blutete summa summarum einen Tag pro Monat –, doch nun machten sich neue Symptome bemerkbar, angefangen von Haarausfall über entsetzliche Gelenkschmerzen bis hin zu chronischen Hefepilzinfektionen. Ich war 20 Jahre alt und eine wandelnde Baustelle. Ich hatte Dutzende Spezialisten aufgesucht, von denen mir trotz ausführlicher (und teurer) Untersuchungen keiner sagen konnte, was mir eigentlich fehlte. Ähnlich wie meine Gynäkologin griffen sie zum Rezeptblock und verschrieben mir Schmerztabletten, Antibiotika und andere Medikamente, die nie so richtig halfen. Erst durch einen Besuch beim Akupunkteur einer Freundin bekam ich Antworten auf meine Fragen. So erfuhr ich, dass meine nicht eben gesunden Lebens- und Ernährungsgewohnheiten meine Gesundheit im Allgemeinen negativ beeinflussten. Und nicht nur das: Sie brachten in Kombination mit der jahrelangen Pilleneinnahme auch meine Hormone durcheinander.

Wegen all meiner Beschwerden, die scheinbar voneinander unabhängig waren, hatte ich so viele Fachärzte aufgesucht. Keiner von ihnen hatte je erwähnt, dass es einen Zusammenhang zwischen diesen Beschwerden und der Pille geben könnte, geschweige denn, dass die Pille gar die Ursache des Ganzen sein könnte. Mein Akupunkteur jedoch brachte es auf den Punkt: Um gesund zu werden, musste ich meine Hormone selbst in den Griff bekommen. Mit seiner Hilfe versuchte ich, meine Symptome loszuwerden. Ich setzte die Pille ab und stellte meine Ernährung, mein Sportprogramm, meine Schlafgewohnheiten und meinen Umgang mit Stress auf den Prüfstand. Und wissen Sie was? Nach einigen Fehlversuchen funktionierte es. Als meine Periode nach dem Absetzen der Pille zurückkehrte, tat sie das in einer Form, mit der ich sehr gut umgehen konnte.

Das Zaubermittel gegen meine Periodenprobleme war nicht die Pille, sondern vielmehr ein ganzheitlicher Ansatz, der den gesamten Körper miteinbezog. Zugegeben, für das Gelingen waren viel Geduld, Nachsicht und Experimentierfreude nötig. Aber ich habe mein Leben zurückbekommen. Und auch Sie können Ihr Leben zurückbekommen.

Meine Erfahrungen brachten mich dazu, anderen zu zeigen, wie sie einen ähnlichen Zugang zu ihrer Gesundheit finden konnten. Denn es ist auf jeden Fall möglich, Periodenprobleme ohne die Antibabypille zu lösen. Wenn Sie an schmerzhaften oder intensiven Monatsblutungen, PMS oder PMDS (prämenstrueller dysphorischer Störung), unregelmäßigen oder ausbleibenden Perioden leiden, wird Ihnen dieses Programm helfen, Ihr hormonelles Gleichgewicht wiederherzustellen und diese häufig auftretenden Menstruationsstörungen aus der Welt zu schaffen. Auch wenn Sie schwanger werden wollen oder Ihre Fruchtbarkeit für eine eventuelle spätere Schwangerschaft verbessern wollen, werden Sie von diesem Programm profitieren.

Die meisten meiner Patientinnen sind Cisgender-Frauen, deren Geburtsgeschlecht mit ihrer Geschlechtsidentität übereinstimmt. Dennoch ist mir bewusst, dass nicht alle Frauen menstruieren und nicht jede*r mit einem Uterus und einer Menstruation sich als Frau identifiziert. Dieses Programm richtet sich an alle Menschen mit einem Menstruationszyklus im Alter von 20 bis Mitte 40, die ihren gesundheitlichen Problemen auf den Grund gehen und sie auf natürliche Art und Weise beheben wollen. Wer zu mir kommt, hat es leid, synthetische Hormone einzunehmen, die dem Empfinden nach die Symptome ohnehin kaum lindern und in vielen Fällen das natürliche Hormonsystem umso mehr aus dem Gleichgewicht bringen. Wer zu mir kommt, hat häufig hormonelle Verhütungsmittel wie die Pille, Hormonpflaster, Vaginalring, Spritzen, Verhütungsstäbchen/Implantate oder Hormonspiralen bereits abgesetzt.

Hormonelle Verhütungsmittel abzusetzen ist der erste Schritt, das hormonelle Gleichgewicht auf natürlichem Weg wiederherzustellen. (Mehr dazu im Kasten »Ich kann also keine Pille dagegen nehmen?«) Wenn Sie während dieses Programms hingegen weiterhin die Pille einnehmen oder eine andere hormonelle Verhütungsmethode anwenden, werden Sie sich durchaus besser fühlen – beispielsweise werden sich wahrscheinlich Ihre Verdauung und Ihre Stimmung verbessern. Sie werden jedoch nicht in der Lage sein, das hormonelle Gleichgewicht wiederherzustellen. Die Wiederherstellung dieses Gleichgewichts ist während der Einnahme synthetischer Hormone, die dezidiert auf ein Ungleichgewicht hin entwickelt wurden, schlicht nicht möglich. Ja, ich weiß: Die Verhütungsmethode zu wechseln kann beängstigend sein, doch es gibt mehrere natürliche Verhütungsmethoden (siehe Kapitel 12), die ich Ihnen gerne ans Herz legen möchte.

Ich kann also keine Pille dagegen nehmen?

Ihnen wurde, wie mir damals auch, die Antibabypille verschrieben, um Ihre Menstruationsprobleme zu lösen. Damit sind Sie nicht allein: 58 Prozent der amerikanischen Frauen nehmen die Pille nicht, um eine Schwangerschaft zu verhüten, sondern aus anderen Gründen.2 Ja, richtig gelesen: Die Hälfte aller Frauen, die die Pille nehmen, nimmt sie, weil sie Probleme im Zusammenhang mit ihrem Menstruationszyklus haben. Die Symptome werfen sie derartig aus der Bahn, dass sie einen starken synthetischen Hormoncocktail benötigen, um damit fertigzuwerden. Warum? Als in den USA Mitte der 1980er-Jahre die Kundenwerbung für verschreibungspflichtige Medikamente erlaubt wurde, begannen Pharmakonzerne, ihre Verhütungsmittel über die Kontrazeption hinaus anzupreisen. Die Mittel wurden damit zu sogenannten Lifestyle-Medikamenten. Im Fokus des Marketings stand die Verbesserung der Lebensqualität, indem Beschwerden behandelt werden sollten, die nicht ganz so folgenreich waren wie eine Schwangerschaft.3 Zu diesen Leiden zählten in aller Regel Akne, PMS oder PMDS und ausbleibende, sehr starke oder schmerzhafte Monatsblutungen. Ich höre außerdem häufig, die Pille könne zur »Regulierung der Periode« eingesetzt werden. Das macht mich wahnsinnig. Die Pille reguliert die Menstruation auf gar keinen Fall. Das gilt auch für andere hormonelle Verhütungsmethoden (Pflaster, Hormonspirale, Vaginalring, Verhütungsstäbchen/Implantat und Spritze).

Was tun die Pille und die anderen hormonellen Verhütungsmittel dann? Sie verhindern schlicht und einfach den Eisprung.4 Kein Eisprung, keine natürlichen Hormonschwankungen, keine Periodenprobleme. Einen Haken gibt es dabei allerdings: Weil der Körper nicht mehr seinen natürlichen monatlichen Zyklus der Hormonproduktion durchläuft, werden auch jene Sexualhormone nicht mehr in ausreichender Menge produziert, die für Gemütsverfassung, Libido, Scheidenfeuchtigkeit und Knochengesundheit benötigt werden. Wie Sie sehen, kontrollieren die natürlichen Hormone viele entscheidende Körperfunktionen. Daher verwundert es nicht, dass die Nebenwirkungen hormoneller Verhütungsmittel so vielfältig sind: von Migräne, Akne und Stimmungsschwankungen bis hin zu unregelmäßigen Blutungen, Gewichtszunahme, verminderter Libido und Depressionen.5

Und dann muss ich Ihnen noch etwas sagen: Die Blutung während der Einnahmepause ist keine echte Menstruationsblutung, weil ja gar kein Eisprung stattgefunden hat. Vielmehr spricht man hier von einer »Abbruchblutung«. Sie tritt nur auf, weil der Hormonspiegel in der Pause so weit abfällt, dass eine Abstoßung der Gebärmutterschleimhaut verursacht wird. Wieder: kein Eisprung, keine Periode.

Einfach ausgedrückt, setzen die Pille und andere hormonelle Verhütungsmittel die natürlichen Abläufe im Körper außer Kraft. Sie überdecken die zugrunde liegende hormonelle Imbalance lediglich. Kein Frauenkörper kann unter der Einnahme der Pille optimal funktionieren. Deshalb wird die Pille nie die Lösung für Ihre Menstruationsbeschwerden sein. Sie ist höchstens ein vorläufiges Pflästerchen, das nur versteckt, was unter der Oberfläche wirklich los ist.

Wenn Sie die Pille also gegen Ihre Menstruationsbeschwerden einnehmen, fragen Sie sich doch einmal, ob dieser Weg wirklich der richtige für Sie ist. Ich weiß, dass das Absetzen der Pille eine Entscheidung von großer Tragweite ist. Vielleicht fürchten Sie, Ihre Symptome könnten wieder auftreten. Oder vielleicht fragen Sie sich, ob Sie eine wirksame andere Verhütungsmethode für sich finden können. Das sind wichtige Fragen, und die Entscheidung sollte nicht leichtfertig getroffen werden. Nur Sie können den besten Weg für Ihre Gesundheit für sich finden und gehen. Ich hoffe, die Informationen in diesem Buch helfen Ihnen bei dieser Entscheidung.

Die Kontrolle liegt bei Ihnen

Wenn sich an Ihrem Unwohlsein oder Ihren Beschwerden im Zusammenhang mit der Menstruation etwas ändern soll, müssen Sie zunächst eine Entscheidung treffen. Sie müssen sich vergegenwärtigen, dass Sie bereits über alles verfügen, was für eine normale, gesunde – um nicht zu sagen: schöne – Periode nötig ist. Vertrauen Sie mir. Es ist alles da, in Ihnen.

Leider sieht unser heutiges Gesundheitssystem so aus, dass eine unter menstruationsbedingten Symptomen leidende Frau bei der Heilung ihres Körpers häufig gar nicht wirklich mit einbezogen wird. Bei der Diagnose (die normalerweise auf standardisierten Richtlinien beruht) und der Therapieplanung werden ihre individuellen biologischen Gegebenheiten und ihr Lebensstil nur selten berücksichtigt.

Diese Herangehensweise stellt ganz offenkundig ein großes Problem dar, denn sie hat zu einer Art Einheitslösung in Sachen Behandlung geführt. Aber genauso wie sich keine zwei Frauen völlig gleichen, sind auch keine zwei Menstruationszyklen exakt gleich. Deshalb kann für die eine Frau etwas normal sein, was für die andere nicht passt.

Die eigene Gesundheitsfürsorge einfach an den Arzt oder die Ärztin zu überantworten, funktioniert jedenfalls nicht. Nur Sie selbst wissen, was für Ihren Körper am besten ist, niemand sonst. Sie brauchen die Entscheidungshoheit über Ihren Körper nicht abzugeben, Sie dürfen für sich selbst einstehen. Ja, medizinische Fachleute können helfen (ich gehöre auch dazu!), aber niemand außer Sie selbst kann Ihnen Ihre Gesundheit zurückgeben. Ihr Wohlbefinden ist ein Geschenk, das Sie sich selbst machen müssen.

Um den Heilungsweg mit der notwendigen Entscheidungsfähigkeit gehen zu können, müssen Sie sich weiterbilden. Das Wissen um Menstruation und Frauengesundheit wird Sie zur Hauptakteurin machen, wenn es darum geht, Ihre menstruationsbedingten Beschwerden zu lindern oder zu heilen. Ich glaube fest daran, dass alle Frauen ihre Gesundheit aktiv unterstützen, verbessern und pflegen können (und sollten). Mein Anliegen ist es, Ihnen zu zeigen, wie Sie das Ruder übernehmen – und zwar ab heute.

Wie Ihnen dieses Buch helfen kann

Die Arbeit kann ich Ihnen zwar nicht abnehmen, aber ich kann Ihnen eine ganze Reihe Werkzeuge und Informationen an die Hand geben, mit denen Sie Ihre Ernährung, Ihr Stresslevel, Ihre Darmgesundheit, Schlafrhythmen und Genetik unter die Lupe nehmen können, um Ihren Periodenproblemen auf den Grund zu gehen. Dieses Buch verschafft Ihnen Zugang zu den aktuellsten wissenschaftlich belegten Informationen. Zusätzlich stellt es Ihnen viele praktische Schritte vor, durch die Sie wieder ans Steuer kommen, sodass Sie Ihre Periodenprobleme bald im Rückspiegel Ihres Lebens betrachten können.

Eine Anmerkung zum Sprachgebrauch in diesem Buch: Ich beziehe mich im ganzen Text immer wieder auf »Frauen«, bin mir aber der Tatsache bewusst, dass nicht jede Person, die menstruiert, sich als Frau identifiziert – auch Transmänner und nicht binäre Personen haben Perioden und können von den Empfehlungen in diesem Buch profitieren. Schlussendlich geht es mir darum, jede menstruierende Person in die Diskussion und in die Entscheidungen bezüglich ihrer Gesundheit miteinzubeziehen.

Wie die Erwachsenenversion eines Aufklärungsgesprächs stellt der erste Teil, »Der Menstruationszyklus im Überblick – wie alles funktioniert«, einen Fahrplan dar, der Sie vom Anfang bis zum Schluss durch den Menstruationszyklus führt. So erfahren Sie genau, wie die Hormone Ihre Gesundheit beeinflussen. Aber in diesem Buch geht es um weit mehr als nur um die Abläufe der Menstruation.

Teil 2, »In 6 Wochen zum harmonischen Zyklus«, führt Sie durch das Perioden-Harmonisierungsprogramm. Dabei werden die Grundursachen menstruationsbedingter Probleme behandelt – und nicht nur die Symptome an sich. Sie erhalten Informationen über die Wichtigkeit der Periode und werden dank der vorgestellten natürlichen, gesunden Behandlungsansätze auch zu einer ausgewiesenen Menstruationsexpertin.

In jeder Woche des Programms geht es um einen Hauptpfeiler des Hormonhaushalts. Wir beschäftigen uns damit, welche Rolle die jeweilige Komponente bei Menstruationsbeschwerden spielt, und Sie erfahren alles, was Sie wissen müssen, damit Ihr Körper optimal funktionieren kann. Wichtiger Bestandteil der Strategie für jede Woche sind konkrete Veränderungsvorschläge hinsichtlich Ernährung und Lebensstil. Damit können Sie sofort einsteigen, um mit kleinen Schritten einen großen Sprung nach vorn zu tun – hin zu besserer Gesundheit.

Weil die guten Gewohnheiten von Woche zu Woche übernommen werden, werden Sie am Ende der sechsten Woche ihren Lebensstil rundum aufpoliert und so Ihr hormonelles Gleichgewicht optimiert haben. Sie werden eine schmerzfreie, regelmäßige Periode, eine stabilere Stimmungslage und mehr Energie genießen können.

Jetzt reizt es Sie vielleicht, gleich zu der Woche vorzublättern, die Sie am meisten anspricht, oder das Buch nach einer To-do-Liste für Ihre spezielle Situation zu durchforsten. Bedenken Sie aber: Am meisten profitieren Sie, wenn Sie das Programm in der von mir vorgestellten Reihenfolge durcharbeiten, egal, wie sich Ihre Symptome oder Beschwerden derzeit konkret äußern. Gehirn und Hormondrüsen kommunizieren über Hormone miteinander. Dieses Programm wurde dafür entworfen, die Kanäle für diese Kommunikation zu öffnen und den Austausch aller Beteiligten so in Gang zu halten. Dabei eine Stimme zu bevorzugen und zuzulassen, dass ein Hormon die anderen quasi übertönt, wird nicht die angestrebten langfristigen Resultate bringen.

Der dritte Teil ist der letzte Teil unseres Perioden-Puzzles. Hier finden alle Puzzleteile ihren richtigen Platz und fügen sich zu einem harmonischen Ganzen zusammen. Hier erfahren Sie auch, wie Sie in Harmonie mit Ihrem Zyklus leben können. Sie werden mit klarerem Kopf arbeiten, besser schlafen und sich besser fühlen als je zuvor.

Im Anhang finden Sie vielfältige Ressourcen, unter anderem auch einfache, schnelle Rezepte für das 6-Wochen-Programm und darüber hinaus. Dazu Basisinformationen über Hormontests, eine Buchliste (deutsch- und englischsprachig, einige Internetadressen und weitere Hinweise.

Wenn Sie dem Rat in diesem Buch folgen, werden Sie Ihre Monatsblutungen positiver erleben. Was aber vielleicht viel wichtiger ist: Sie werden einen ganz wesentlichen Teil Ihrer selbst zurückerobern – nämlich die Fähigkeit, sich auf ungeahnte Weise in Ihrer Hormonlandschaft und in Ihrem Zyklus zurechtzufinden. Womöglich wussten Sie noch nicht einmal, dass das geht. Doch, es ist möglich: Sie können das Buch Ihrer Menstruation ganz neu schreiben und so zu Gesundheit gelangen.

1 Iacovides, Stella et al.: »What We Know About Primary Dysmenorrhea Today: A Critical Review«, Human Reproduction Update 21, Nr. 6 (November/Dezember 2015): 762–78, doi:10.1093/humupd/dmv039;Giovanni Grandi et al.: »Prevalence of Menstrual Pain in Young Women: What Is Dysmenorrhea?«, Journal of Pain Research 5 (Juni 2012): 169–74, doi:10.2147/JPR.S30602.

2 Jones, Rachel K.: »Beyond Birth Control: The Overlooked Benefits of Oral Contraceptive Pills«, Guttmacher Institute, 2011, https://www.guttmacher.org/sites/default/files/report_pdf/beyond-birth-control.pdf.

3 Siegel Watkins, Elizabeth: »How the Pill Became a Lifestyle Drug: The Pharmaceutical Industry and Birth Control in the United States Since 1960«, American Journal of Public Health 102, Nr. 8 (August 2012): 1462–72, doi:10.2105/AJPH.2012.300706.

4 Cooper, Danielle B. und Mahdy, Heba: »Oral Contraceptive Pills«, StatPearls (14. August 2019), https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK430882/; R. Rivera et al.: »The Mechanism of Action of Hormonal Contraceptives and Intrauterine Contraceptive Devices«, American Journal of Obstetrics and Gynecology 181, Nr. 5 (November 1999): 1263–9, https://www.ncbi.nlm.nih.gov /pubmed/10561657; Sarah Horvath et al.: »Contraception«, Endotext (17. Januar 2018), https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK279148/.

5 Horvath et al.: »Contraception«; Filipa de Castro Coelho and Cremilda Barros: »The Potential of Hormonal Contraception to Influence Female Sexuality«, International Journal of Reproductive Medicine (3. März 2019), https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6421036/.

Teil 1Der Menstruationszyklus im Überblick – wie alles funktioniert

1 Grundkurs Periode

Wie das mit der Regel in der Regel funktioniert

In Krankenhausserien im Fernsehen sagen Ärzte und Pflegekräfte oft Sätze wie: »Die Werte gehen runter! Vitalparameter im Auge behalten!« Damit meinen sie, sie müssen sich vergewissern, dass Herzfrequenz, Atemfrequenz, Blutdruck und Körpertemperatur (also die vier etablierten Vitalparameter) sich in einem Bereich befinden, der das Überleben der Patienten ermöglicht. Auch die Periode ist ein Vitalparameter, im Sinne eines Zeichens der allgemeinen gesundheitlichen Verfassung.

Im Jahr 2005 war die Society for Menstrual Cycle Research (deutsch etwa: Gesellschaft für Menstruationszyklusforschung – ja, diese Forschungseinrichtung gibt es wirklich!) – Sponsor eines Wissenschaftsforums mit dem Titel »Der Menstruationszyklus als Vitalparameter«. Zehn Jahre später, also 2015, veröffentlichte die größte gynäkologisch-geburtshilfliche Fachgesellschaft der USA, das American College of Obstetricians and Gynecologists, einen Bericht über Mädchen und heranwachsende Frauen, in dem festgestellt wurde, dass die Menstruation als Vitalfunktion betrachtet werden sollte.1

Trotz dieses Fortschritts werden Probleme im Zusammenhang mit dem Zyklus und der Periode häufig als eine unerfreuliche Begleiterscheinung des Frauseins abgetan – als ob hoher Blutdruck eine Begleiterscheinung des Menschseins wäre (ein Herz haben wir schließlich alle). Zwar zeichnet sich ein Wandel ab, aber bis dieser vollzogen ist, ist es ungeheuer wichtig, dass Frauen die Verantwortung für ihre Gesundheit wieder selbst übernehmen. Und dazu gehört auch das Wissen, dass der Menstruationszyklus ein Barometer ihrer Gesundheit ist. Ich gratuliere Ihnen: Sie sind eine dieser Frauen!

Der Eisprung – genauer gesagt: ein regelmäßiger Eisprung – ist ein Zeichen für Gesundheit und Fruchtbarkeit.2 (Ob Sie’s glauben oder nicht, das oberste Ziel des Körpers jeden Monat ist eine Schwangerschaft.) Ein regelmäßig auftretender Eisprung ist der Motor für einen ausreichenden Progesteron- und Östradiolspiegel (Östradiol ist die wirksamste Form des Östrogens im Körper). Progesteron und Östradiol sind die beiden wichtigsten weiblichen Sexualhormone. Sie sind zwar vor allem für ihre Rolle für den Menstruationszyklus und die Gebärfähigkeit bekannt, spielen aber auch im Zusammenhang mit anderen Körperfunktionen eine wichtige Rolle. Genauer gesagt sorgt das Östrogen dafür, dass Herz und Blutgefäße sauber arbeiten3, das Progesteron kann Brüste und Uterus vor Krebs schützen4 und beide sind ganz entscheidend dafür verantwortlich, dass die Knochen stark bleiben5 und das Gehirn optimal funktioniert – da ist kein Platz für Benommenheit und Stimmungsschwankungen!6

Eine ganze Anzahl Körperfunktionen wird also von denselben Hormonen beeinflusst, die auch den Menstruationszyklus steuern. Somit ist unsere Gesundheit im Ganzen gefährdet, wenn der Menstruationszyklus nicht innerhalb der »normalen« Parameter funktioniert. Ja, genau. Ihre Periode ist ein Anzeichen für allgemeines Wohlbefinden, Vorerkrankungen oder sogar chronische Krankheitszustände.7 Man kann sich das als Frühwarnsystem des Körpers vorstellen: Es schlägt Alarm, wenn der Körper Hilfe braucht.

Beispielsweise signalisieren unregelmäßige Monatsblutungen (also Peri­oden, die nicht regelmäßig alle 25 bis 35 Tage eintreten) möglicherweise, dass der Körper unter zu viel Stress leidet oder ein Nährstoffmangel vorliegt.8 Schmerzhafte Perioden, besonders diejenigen, die so schlimm sind, dass man sich in Fetalstellung auf dem Badezimmerfußboden krümmt, könnten ein Zeichen für eine den ganzen Körper betreffende Entzündung, eine Funktionsstörung des Beckenbodens oder sogar für Endometriose sein.9 Außergewöhnlich starke Blutungen könnten in Zusammenhang stehen mit Fibromen, Adenomyose (eine Unterform der Endometriose, bei der der Gebärmutterschleimhaut ähnelndes Gewebe in die Gebärmuttermuskulatur hineinwächst, was eine Vergrößerung der Gebärmutter zur Folge hat) oder sogar mit einer Schilddrüsenunterfunktion.10 Ausbleibende Monatsblutungen sind gleichbedeutend mit einem ausbleibenden Eisprung, was auch heißt, dass die für den Aufbau und das monatliche Abstoßen des Endometriums (der Gebärmutterschleimhaut) notwendigen Sexualhormone nicht gebildet werden.11 Menstruationsbeschwerden dieser Art sollten niemals ignoriert oder als »normal« abgetan werden. Doch Ihr körpereigenes Frühwarnsystem kann Ihnen nicht weiterhelfen, wenn Sie nicht wissen, wie seine Signale zu interpretieren sind. Deshalb ist es so wichtig zu wissen, wie eine Menstruation funktionieren sollte.

Sagen wir es gleich vorab: Die perfekte Periode gibt es nicht. Jede Frau erlebt ihre Menstruation anders. Die Periode wird beeinflusst von Genen, Lebensstil und allgemeiner gesundheitlicher Verfassung, was bedeutet, dass hier viel Raum für Variationen besteht. Ich möchte, dass Sie lernen, wie Ihr Zyklus ablaufen sollte, wieso er so funktioniert und was ihn beeinflusst. Indem Sie Ihren Zyklus besser kennenlernen, werden Sie ein besseres Verständnis für die Abläufe in Ihrem Körper entwickeln und dafür, was er Ihnen durch bestimmte Symptome sagen möchte. Lassen Sie uns also von vorn anfangen. Keine Sorge. Es wird viel spannender als das peinliche Aufklärungsgespräch mit Ihrer Mutter damals!

Die vier Phasen des Menstruationszyklus

Der Körper einer Frau arbeitet von Natur aus zyklisch. Zu verschiedenen Zeiten im Menstruationszyklus produziert er unterschiedliche Mengen Hormone, nämlich Östrogen, Progesteron und Testosteron (siehe Abb. 1). Auch andere Hormone, wie das follikelstimulierende Hormon (FSH), das Luteinisierungshormon (LH), das Anti-Müller-Hormon (AMH), Prolaktin, Oxytocin und Cortisol sowie Neurotransmitter wie etwa Serotonin, Adrenalin und Dopamin unterliegen Schwankungen. Und warum das alles? Damit Sie schwanger werden.

Was die Hormone angeht, kommen wir weiter unten zur Sache. Vorerst reicht das Wissen, dass sie für die vier Phasen des Menstruationszyklus verantwortlich sind. Wie auch andere Vorgänge in der Natur unterliegt unser Körper dem Rhythmus von Ebbe und Flut. Jede Phase des monatlichen Zyklus bringt entscheidende physische und emotionale Veränderungen mit sich. Frauen, die alle 25 bis 35 Tage ihre Periode bekommen, erleben diese Veränderungen also fast in wöchentlichem Wechsel.

Abb. 1: Die vier Phasen des Menstruationszyklus, die wichtigsten beteiligten Hormone und die Phasen der Follikelentwicklung

Diesen inneren Rhythmus im Griff zu haben trägt entscheidend dazu bei, sich in seinem Körper mehr zu Hause zu fühlen. Es ist außerdem der erste Schritt zur Lösung vieler physischer und emotionaler Beschwerden im Zusammenhang mit dem Monatszyklus. Dieses Wissen wird Sie auf das Erleben Ihrer eigenen Gezeiten vorbereiten und Ihnen wichtige Hinweise liefern, ob Ihre Hormone in den verschiedenen Phasen so funktionieren, wie sie sollen.

Phase 1: Die Blutungsphase (Menstruation)

Vielleicht haben Sie gelernt, dass der Menstruationszyklus mit der Periode endet. In Wirklichkeit entspricht der erste Tag der Blutung dem ersten Tag des Menstruationszyklus. Durchschnittlich dauert diese Blutungsphase drei bis sieben Tage. Kurz vor Periodenbeginn sackt der Progesteronspiegel ab, was den Abbau und dann die Abstoßung der Gebärmutterschleimhaut auslöst. Zu Beginn der Menstruation erreichen die wichtigsten weiblichen Sexualhormone, Östrogen und Progesteron, ihre niedrigste Werte im gesamten Zyklus. Das Progesteron steigt erst nach dem Eisprung wieder an.

Mit Beginn der Menstruation brechen sozusagen alle Dämme. Nach dem Lauern und der Vorerwartung fühlen Sie sich jetzt wahrscheinlich befreit, womöglich sogar erleichtert. Es kann sein, dass Sie sich während dieser Woche müde, in sich zurückgezogen, nach innen gewandt und emotional verletzlich fühlen. Der Gebärmutterhals oder Muttermund (die Zervix), also das zylindrisch geformte Gewebe, das Vagina und Uterus verbindet, verändert im Zyklusverlauf seine Position. In dieser ersten Phase ist er eher fest zu tasten, etwa wie eine Nasenspitze. Er befindet sich in einer niedrigen Position und ist leicht geöffnet, damit das Menstruationsblut abfließen kann.

Die Blutung prägt auch die erste Hälfte der Follikelphase. Während der Follikelphase sondert ein Bereich des Gehirns, der Hypothalamus, das sogenannte Gonadoliberin ab (GnRH – gonadotropin-releasing hormone). Dieses Eiweiß wiederum erteilt der Hirnanhangsdrüse (der »Schaltzentrale«) die Anweisung, das follikelstimulierende Hormon (FSH) abzusondern. Dieses kommuniziert mit den Eierstöcken und rekrutiert von dort zwischen Tag 1 und Tag 4 der Periode eine Handvoll Eierstockfollikel. Das sind ballonartige kleine Säckchen, in denen sich je eine einzige Eizelle befindet. Zwischen Tag 5 und Tag 7, also für viele gegen Ende der Periode, wird ein Follikel aus dieser Auswahl nominiert. Bei der Ei-Auswahl geht es ein bisschen zu wie bei den Hungerspielen in Panem, weil nur ein Follikel zum Eisprung auserkoren wird, während die anderen aus der Gruppe der Rekrutierten sich auflösen. Mit Mutter Natur ist nicht zu spaßen!

Phase 2: Die Follikelphase

Als Nächstes geht es in die nicht menstruierende Hälfte der Follikelphase. Das ist die Zeit während des Menstruationszyklus, in der sich die Eierstöcke weiter auf das große O vorbereiten – soll heißen, die Ovulation (nicht der Orgasmus – wobei ich Ihnen davon natürlich auch eine Menge wünsche!).

Die reifenden Follikel produzieren immer größere Mengen Östradiol. Um Tag 8 des Menstruationszyklus herum (etwa in der Mitte der Follikelphase) lässt das ausgewählte Follikel langsam seine Muskeln spielen und dominiert dank der Wirkung des Anti-Müller-Hormons seine Kollegen.12 Während das Östradiol weiter zunimmt, signalisiert es dem Gehirn, es solle die FSH-Produktion herunterfahren und die des Luteinisierungshormons in der Hirnanhangsdrüse ankurbeln. Steigende LH-Werte stimulieren die Produktion von Androstendion und Testosteron (männlichen Sexualhormonen), die bei der Ovulation, also dem Eisprung, eine unterstützende Funktion haben.

Im Vorfeld des Eisprungs bereitet das Östrogen den Uterus gleichzeitig auch auf eine Schwangerschaft vor, indem es die Blutgefäße der Gebärmutterschleimhaut verdickt. Der Muttermund bewegt sich nach und nach im Vaginalkanal nach oben und öffnet sich. Zervixschleim tritt in den ersten Tagen nach der Menstruation kaum auf. Je mehr Östrogen gebildet wird, das die Zervix stimuliert, desto dünnflüssiger wird die Konsistenz des Zervixschleims, der häufig weißlich, cremig, wie eine Lotion aussieht. In der zweiten Hälfte der Follikelphase, kurz vor dem Eisprung, ist die Fruchtbarkeit am größten. Wer nicht schwanger werden will, sollte in dieser Zeit eine Barrieremethode anwenden.

Phase 3: Die Ovulationsphase

Entgegen gängiger Meinungen ist die Ovulation der eigentliche Star in der Menstruationszyklus-Manege – nicht die Menstruation. Oder, wie Dr. Lara Briden in ihrem Buch Die Perioden-Werkstatt schreibt: »Durch den Eisprung werden Hormone gebildet.« Die Ovulationsphase ist die kürzeste Phase des Zyklus, aber in ihr steckt eine geballte Menger hormonaler Action. Sie ist der Höhepunkt der harten Arbeit, die der Körper während der Follikelphase geleistet hat.

Während dieser Phase steigt der Östradiolspiegel deutlich an; der Anstieg entspricht dabei der Größe des reifenden dominanten Follikels13. Immer höher steigende Östradiolwerte signalisieren dem Hypothalamus, dass es an der Zeit ist, den LH-Anstieg auszulösen. Dieser wird nämlich benötigt, um die Ovulation in Gang zu bringen. Kurz vor dem LH-Gipfel fällt dann der Östradiolspiegel ab, was häufig der Grund von Zwischenblutungen in der Zyklusmitte ist. LH und Progesteron bewirken einen Anstieg von Prostaglandinen und bestimmten Enzymen (Peptidasen), die die Wände des Follikels schwächen, damit die Eizelle leichter austreten kann.14

In bemerkenswert kurzer Zeit – der Ovulationsprozess vollzieht sich in nur 24–48 Stunden – führt dieser komplizierte Reigen von LH, FSH, Östradiol und Progesteron dazu, dass eine Eizelle aus dem Follikel herausplatzt (»springt«), vom Eileitertrichter aufgenommen, in den Eileiter weitergegeben und in Richtung Uterus transportiert wird. Ist ein Ei einmal freigesetzt, überlebt es 12 bis 24 Stunden. (Es besteht die Möglichkeit, dass in diesem Zeitfenster ein zweites Ei freigesetzt wird. Auch dieses zweite Ei überlebt 12 bis 24 Stunden. Werden beide befruchtet, kann dies zweieiige Zwillinge zur Folge haben.) Das Ei wird auf seinem Weg durch den Eileiter entweder von einem Spermium befruchtet oder es löst sich auf.15 Der Rest des Follikels wird nun übergangsweise zu einer Hormondrüse: zum Gelbkörper (Corpus luteum), der in dieser und der folgenden Phase eine wichtige Rolle spielt.

Übrigens: Der Eisprung vollzieht sich in jedem Zyklus beliebig in einem der beiden Eierstöcke. Es gibt jedoch Studien, die darauf schließen lassen, dass der Eisprung häufiger im rechten Eierstock stattfindet und dass ein Eisprung im rechten Eierstock eine höhere Schwangerschaftswahrscheinlichkeit in sich birgt.16

Zum Zeitpunkt der Ovulation wird der Muttermund weich, zieht sich noch höher in den Vaginalkanal zurück und öffnet sich. Das hilft dem freigesetzten Ei dabei, die besten (stärksten, gesündesten) Spermien zu erwischen. Denn diese müssen so einen weiteren Weg bis zum Muttermund zurücklegen, wo sie einen kurzen Boxenstopp einlegen, ehe die Hatz um das freigesetzte Ei weitergeht.

In Vorbereitung auf das Eintreffen des Spermas verwandelt sich der Zervixschleim. Er wird klar bzw. durchsichtig, zäh (wie Eiweiß) und hochelastisch oder aber sehr feucht und wässrig. Man bezeichnet ihn nun als »fruchtbaren Zervixschleim«. Unter einem Mikroskop erkennt man, dass sich im Schleim winzige Kanäle befinden, die den Spermien dabei helfen, durch den Gebärmutterhals zu schwimmen. Fruchtbarer Zervixschleim nährt die Spermien, schützt sie vor dem natürlich sauren Scheidenmilieu und leitet sie zum Ei.17

Phase 4: Die Lutealphase

Diese Phase dauert üblicherweise 11 bis 17 Tage, bei den meisten Frauen jedoch 12 bis 24 Tage18. Die Dauer der Lutealphase hängt ganz und gar davon ab, wie lange der Gelbkörper (also der Follikel, der das Ei freigegeben hat) seine Progesteronproduktion aufrechterhält.

Nach dem Eisprung sinken die FSH- und LH-Spiegel. Der LH-Spiegel bleibt für die Dauer des Zyklus niedrig, der FSH-Spiegel dagegen steigt kurz vor der Menstruation wieder an, um die nächste Runde Follikel vorzubereiten.19 Das Östrogen fällt weiter ab, während dank der Progesteronproduktion des Gelbkörpers dieser Hormonwert ansteigt20. Der Progesteronwert bleibt während der gesamten Lutealphase hoch.

Das Progesteron ist ein thermogenes Hormon. Das heißt, es erzeugt Wärme und lässt die Basaltemperatur für die restliche Dauer der Lutealphase ansteigen. Dieser Temperaturanstieg ist ein wichtiger Indikator dafür, ob ein Eisprung stattgefunden hat oder nicht21. Das Progesteron bereitet die Gebärmutterschleimhaut auch weiter auf eine mögliche Schwangerschaft vor. Es macht den zunächst spinnbaren, feuchten Zervixschleim nun weißlich und klebrig, weniger flüssig. Unter einem Mikroskop wäre eine Struktur ähnlich eines Korbgeflechts zu erkennen. Sie dient als Spermienbarriere der Vagina. Man bezeichnet diesen Schleim auch als »unfruchtbaren Zervixschleim«, weil er für Spermien zu diesem Zeitpunkt besonders schwer zu durchdringen ist.

Während der zweiten Woche der Lutealphase erreichen die Östrogenwerte einen zweiten Höhepunkt, um den Körper sozusagen in letzter Minute doch noch auf eine Schwangerschaft vorzubereiten. Aufgrund dessen könnte Ihnen eine vermehrte Schleimproduktion auffallen, die derjenigen im Vorfeld des Eisprungs ähnelt. (Keine Sorge, das ist unfruchtbarer Zervixschleim, Sie können also nicht schwanger werden.) Außerdem zeigen sich aus heiterem Himmel Energieschübe und Lust auf Sex. Das freut besonders diejenigen, die vor der Periode mit PMS-Symptomen zu kämpfen haben, weil Sex dann oft das letzte ist, worauf sie Lust haben!

Wird das Ei befruchtet, fängt es an, humanes Choriongonadotropin (hCG) zu produzieren, und wandert weiter durch den Eileiter in den Uterus. Das hCG signalisiert dem Gelbkörper, weiter Progesteron und Östrogen zu produzieren, damit die Schwangerschaft im Anfangsstadium aufrechterhalten wird.

Wenn es nicht zu einer Schwangerschaft kommt, lässt die Aktivität des Gelbkörpers etwa neun bis elf Tage nach dem Eisprung nach22. Die daraufhin abfallenden Östrogen- und Progesteronwerte sagen der Gebärmutterschleimhaut, dass es Zeit ist, zu verschwinden.

C

Stark, oder? Ist der Körper nicht wunderbar? Kein Jongleur der Welt könnte so viele Bälle gleichzeitig in der Luft halten. Nachvollziehbar, dass der kleinste Fehler das System zum Einsturz bringen und Periodenprobleme nach sich ziehen kann. Aber nur, weil unser Zyklus so komplex und verschlungen ist, heißt das noch lange nicht, dass es schwierig ist, ihn zu pflegen und zu nähren. Für einen gesunden Menstruationszyklus braucht man nicht jonglieren zu lernen. Sie müssen Ihrem Körper nur die notwendige Unterstützung zukommen lassen, dann können Sie sich zurücklehnen und die Show genießen. Falls Ihre Symptome wirklich schlimm sind, finden Sie diese hormonelle Jonglage­nummer vielleicht nicht so aufregend wie ich, aber lesen Sie weiter – es wird sich gleich alles ändern.

Wie sollte meine Periode beschaffen sein?

Jetzt, wo Sie wissen, was während des Menstruationszyklus im Körper vorgeht, wollen Sie wahrscheinlich erfahren, wie eine Menstruation eigentlich ablaufen sollte. Im Laufe der Jahre hat mich eine unglaubliche Menge an Fragen von Frauen über die Eigenschaften ihrer Periode erreicht, angefangen von »Wie lange sollte meine Periode dauern?« und »Sind Zwischenblutungen vor oder nach der Periode eigentlich normal?« über »Wie sollte die Blutung aussehen?« bis hin zu »Gehören Schleimklumpen zu einer Monatsblutung einfach dazu?«.

Erinnern Sie sich an den Aufklärungsunterricht in der Schule? Oder, wichtiger: Erinnern Sie sich, was Sie in den Stunden gelernt haben? Tja, nein, ich auch nicht! Ich ging auf eine katholische Highschool. Bei uns hieß der Aufklärungsunterricht deshalb »Christliche Familienplanung«. In CF wurde darüber diskutiert, warum wir keinen Sex haben sollten. Aus nachvollziehbaren Gründen war das weder für meine Klassenkameraden noch für mich besonders nützlich. Ich jedenfalls bekam auf keine meiner brennenden Fragen Antworten. Wie war das bei Ihnen?

Wahrscheinlich wurden mir diese und ähnliche Fragen deshalb so häufig gestellt. Und genau aus diesem Grund beschreibe ich im Folgenden Schritt für Schritt einen idealen Zyklus. Das Wissen um dessen Beschaffenheit hilft Ihnen dabei, Ihren persönlichen Referenzwert in Sachen Menstruation zu finden und ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie der Zyklus aussehen könnte, auf den Sie hinarbeiten werden.

Was ist eine Periode überhaupt?

Die Begriffe Periode bzw. Menstruation und Menstruationszyklus sind häufig verwirrend. »Menstruationszyklus« bezeichnet den gesamten Zyklus vom ersten Tag der Blutung bis zum letzten Tag vor der nächsten Blutung. Die Begriffe Periode oder Menstruation beschreiben die vaginale Blutung, die etwa drei bis fünf Tage dauert und etwa alle 28 Tage auftritt. Doch wenn vor der Blutung kein Eisprung aufgetreten ist, handelt es sich nicht um eine richtige Periode.

Stopp – was?

Ja. Einer echten Periode geht immer ein Eisprung voraus. Das ist wichtig, deshalb noch einmal: Einer echten Periode geht immer ein Eisprung voraus. Ohne Ovulation erleben Sie einen sogenannten anovulatorischen Zyklus – einen Zyklus ohne Eisprung. In diesem Fall vollzieht sich keiner der im vorigen Abschnitt beschriebenen Schritte. Stattdessen befindet sich der Körper in einer andauernden Follikelphase ohne den typischen Progesteronanstieg, der normalerweise auf den Eisprung folgt. Bei manchen Frauen bleibt die Periode deshalb aus, andere bluten trotzdem. Wenn Sie Blutungen haben, gibt es also nur einen Weg herauszufinden, ob Sie einen Eisprung haben oder nicht: Sie müssen Ihren Zervixschleim beobachten und Ihre Basaltemperatur messen. Beide können Fruchtbarkeitszeichen zeigen.

Brauche ich meine Tage?

All das bringt uns unweigerlich auf die Frage: »Warum sagen dann so viele Ärzte, dass wir keine Periode brauchen?« Mhm. Vielleicht haben Sie auch schon einmal gehört, dass man eine Periode nicht unbedingt brauche. In den USA gab es einmal Werbeanzeigen für eine Pille, bei der es nur viermal im Jahr zu Blutungen kommt. Ich werde die Bilder nie vergessen und auch nicht das Gefühl, dass damit doch irgendetwas nicht stimmt. Egal, wie weit wir im medizinischen Bereich gekommen sein mögen, der Gedanke, dass es gut sein könnte, die Periode monatelang zu unterdrücken, will einfach nicht in meinen Kopf.

Wie oft habe ich gehört: »Aber Nicole, mein Arzt sagt, das ist alles kein Problem, und in Artikeln von anderen Medizinern steht das doch auch.«23 Stimmt. Viele Ärzte und medizinische Fachleute glauben, dass eine Periode für den Körper nicht notwendig sei. Ich bin da anderer Meinung. Ein gesunder Menstruationszyklus ist notwendig. Und dazu gehört eine regelmäßige Periode.

Wie lange sollte ein Menstruationszyklus dauern?

Die Dauer des Zyklus umfasst die Anzahl der Tage zwischen den Perioden einschließlich des ersten Tages der Blutung und des letzten Tages vor Beginn der nächsten Menstruation. Die durchschnittliche Zykluslänge beträgt 29 Tage.24 Die Länge wird bestimmt von der Dauer der Follikelphase und dem Tag des Eisprungs. Angenommen, der Eisprung findet am 15. Zyklustag statt. Abhängig vom Befinden des Gelbkörpers ist die Periode etwa 11 bis 17 Tage danach zu erwarten.25

Es hält sich hartnäckig der Glaube, jeder Menstruationszyklus solle 28 Tage dauern und der Eisprung müsse zuverlässig am 14. Zyklustag stattfinden. Eine kurze Internetsuche nach »Wie lange sollte mein Menstruationszyklus dauern?« bringt eine Menge Ergebnisse, die genau das untermauern.

Dieser Irrglaube hat seinen Grund womöglich darin, dass in Zeiten vor dem Siegeszug des elektrischen Lichts viele Frauen um den Vollmond herum einen Eisprung hatten und bei Neumond menstruierten (der Mondzyklus dauert 29,5 Tage). Aber in der Zwischenzeit hat sich doch eine ganze Menge geändert. Heutzutage haben nur wenige Frauen einen gleichbleibenden 28-Tage-Zyklus.

Auch die sogenannte Rhythmusmethode hat wohl zu diesem Missverständnis beigetragen. Dabei handelt es sich um eine Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte, kalenderbasierte Verhütungsmethode, die auf der Annahme beruht, dass der Menstruationszyklus grundsätzlich 28 Tage lang sei und der Eisprung etwa 14 Tage vor der nächsten Periode stattfinde. Hinzu kommt, dass die weitverbreitete Einnahme der Antibabypille seit den 1960ern die Daten verfälscht, weil deren Monatsdosis aus 28 säuberlich verpackten Tabletten besteht, die zu einem »perfekten« 28-Tage-Zyklus samt fünf bis sieben Tagen Blutung verhelfen. Egal – der Mythos vom 28-Tage-Zyklus, bei dem der Eisprung pünktlich am 14. Zyklustag eintritt, ist jedenfalls genau das: ein Mythos.

In der Medizin gibt es unterschiedliche Ansichten über die normale Dauer eines Menstruationszyklus. Studien zeigen, dass ein gesunder Zyklus Zeitspannen von 21 bis 35 Tagen umfassen kann.26 Meiner beruflichen Erfahrung nach ist eine Zykluslänge von 25 bis 35 Tagen für die optimale hormonelle Gesundheit und die Fruchtbarkeit ideal. Frauen, deren Zyklus kürzer als 24 Tage war, neigten zu niedrigeren Progesteron- oder zu hohen Östrogenwerten und zu kurzen Lutealphasen. Das setzte ihre Fähigkeit, schwanger zu werden, herab. Obwohl solche kürzeren Zyklen noch im »gesunden« Bereich liegen mögen, sollte man nicht vergessen, dass Fruchtbarkeit und hormonelle Gesundheit eng miteinander verflochten sind. Auch wenn Sie vielleicht nicht auf eine Schwangerschaft aus sind, arbeitet der Körper doch immer auf eine hin. Ein wirklich gesunder Zyklus ist daher ein Zyklus, der dem Körper die Chance gibt, dieses Ziel zu erreichen. Meiner Erfahrung nach sind die besten Rahmenbedingungen dafür bei einer Zykluslänge von 25 bis 35 Tagen gegeben.

Und was ist mit der Ovulation? Entgegen dem gängigen Mythos vom pünktlichen Eisprung am 14. Zyklustag ändert sich der Zeitpunkt von Zyklus zu Zyklus. Diese Schwankung ist von einer ganzen Reihe Faktoren abhängig, die wir uns später näher anschauen. Im Allgemeinen ist es mir am liebsten, wenn sich der Eisprung im Zyklus meiner Patientinnen zwischen Tag 12 und Tag 21 ereignet.

Zyklen, die regelmäßig außerhalb des 25-bis-35-Tage-Spektrums fallen, weisen normalerweise auf hormonelle Probleme hin. Längere Zyklen sind oft ein Zeichen für ein polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS) oder andere Faktoren, die dazu führen, dass das Östrogen nicht über einen gewissen Wert hinauskommt, was den Eisprung verzögert. Kürzere Zyklen dagegen können auf einen Fehler in der Lutealphase (eine zu kurze Lutealphase) hindeuten, auf eine verfrühte Ovulation oder auf anovulatorische Zyklen.27

Wichtiger als die Länge des individuellen Zyklus jedoch ist dessen Gleichmäßigkeit. Anders gesagt: Die Zyklen sollten sich von Monat zu Monat nicht allzu sehr unterscheiden. Wenn zum Beispiel der Zyklus in einem Monat 25 Tage dauert, im nächsten 35 und im dritten 26 Tage, liegen all diese Werte im Normalbereich. Die Schwankung an sich aber ist ein Zeichen dafür, dass der Eisprung nicht regelmäßig erfolgt. Für eine gute Gesundheit wäre das jedoch nötig. Das Ziel sind Zyklusschwankungen von maximal zwei bis drei Tagen. Mein Zyklus spielt sich beispielsweise im Zeitraum von 27 bis 31 Tagen ab, dauert aber – abgesehen von ein, zwei atypischen Zyklen im Jahr – in aller Regel etwa 28 bis 30 Tage. Die atypischen Zyklen sind dann vielleicht 26 oder 32 Tage lang.

Wenn der Tag Ihres Eisprungs von Zyklus zu Zyklus stark variiert, sollten Sie genau auf Ihre Lebensumstände achten. Haben Sie vielleicht eine außerordentliche, belastende Situation erlebt, die den Eisprung durcheinandergebracht haben könnte? Vielleicht sind Sie viel geflogen, waren krank, haben zu viel gefeiert oder sich ungesund ernährt, weil Sie viel arbeiten mussten? Alle diese Faktoren beeinflussen die ausgeklügelten Pläne des Körpers für die Reifung der Eizelle.

Sie kennen solche Unregelmäßigkeiten? Nur die Ruhe – Sie brauchen nun nicht hektisch durch den Kalender zu blättern, um nach deren Auslöser zu suchen. Studien haben gezeigt, dass bis zu 46 Prozent aller Frauen Schwankungen der Zykluslänge von über sieben Tagen im Jahr erleben.28 Wichtig ist dabei allerdings, dass Zyklen dieser Frauen in den Studien kürzer und länger waren als das Ideal der 25 bis 35 Tage. Genau deshalb bevorzuge ich Abweichungen von nicht mehr als zwei bis drei Tagen. Kurz gesagt: Mir geht es nicht um statistische Normen, sondern um Ihre Gesundheit.

Wie lange sollte meine Periode dauern?

So wie es über die normale Länge eines Zyklus verschiedene Meinungen gibt, wird auch viel darüber diskutiert, wie lange eine Periode dauern sollte. Meiner Erfahrung nach sollte eine normale Periode drei bis sieben Tage dauern, wobei vier bis fünf Tage für die meisten Frauen normal sind (fünf Tage sind der statistische Durchschnitt).29 Diese Dauer zeigt an, dass der Östrogenspiegel ausreicht, um die Gebärmutterschleimhaut in der ersten Zyklushälfte vor dem Eisprung aufzubauen.

Als ich damals mit Anfang zwanzig die Pille absetzte, veränderte sich meine Periode von zuvor fünf mittleren bis starken Blutungstagen zu einem Tag mit nur leichter Blutung. Während ich die Pille einnahm, dachte ich, meine schwächer werdende Periode sei das Beste, was mir passieren konnte. Doch die gesundheitlichen Konsequenzen einer praktisch nicht existierenden Periode und eines sehr niedrigen Östrogenspiegels wurden bald überdeutlich: chronische Blasenentzündungen, Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen, praktisch keine Lust mehr auf Sex, Schmerzen beim Sex und Melasmen (braune Flecken) in meinem Gesicht, um nur einige meiner Symptome zu nennen.

Ich hatte keine Ahnung, was in meinem Körper vorging. Kurz gesagt, hatte sich die Produktion der Sexualhormone verschoben (weil kein Eisprung stattfand). Mit jedem Pillenmonat wuchs mein Östrogen-, Progesteron- und Testosteron-Defizit. Rechnet man die hohe Stressbelastung am College, zwei Praktika und eine Stellensuche dazu, kommt eine Katastrophe auf zwei Beinen heraus.