Der Nichtoptimalweg von A nach B - Nikolas Huperz - E-Book

Der Nichtoptimalweg von A nach B E-Book

Nikolas Huperz

0,0

Beschreibung

"Der Nichtoptimalweg von A nach B" ist die zweite Sammlung von Nikolas Huperz und umfasst die Gedichte von 2016-2017.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 77

Veröffentlichungsjahr: 2017

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Am Küchentisch

Orientierungslos

Ein deutscher Nachmittag

An einem Novembermorgen

In der Mitte eines Raumes

559 km entfernt von Paris

Die Abwesenheit der Geräusche

Irgendwo bei den Obstständen

Arbeitstitel: Das Gedicht mit 4 Teilen

Die episodische Gestaltung der Mittagszeit

An irgendeinem 12. Nov

Nachricht von dir

4 Bilder

Auf der Suche

Die Vielfaltslüge

Die einsam durch die Pfützen fahrenden Straßenbahnen

Kaffee trinken bei Nacht

Der Nichtoptimalweg von A nach B

Hagener Straße, irgendwann im Sommer

Am Ende des zweiten Refrains

Sätze, die mit Und anfangen

Der Tag, an dem ich meinen Stil fand

Falschgeld

Hbf

Privatsache

Da steht

Der Waschbär und das Krokodil

Geschmolzener Schnee, City-Passage

Identität

Ein Lebenslauf

Oberflächenspannung

Die Fahrbahnbegrenzungen

Die dünnen Holztüren von Amsterdam

Die Amazone

Ein Abend mit einem imaginären Freund

Road Trip im Kopf

Königin der begehrenswerten Attribute

Der am Bettpfosten gestoßene Zeh

Ohne Titel

Bonn, Retrospektive

Meine Skepsis

Wuppertal, September

Hamburg, Altbau

Als man noch wenig kannte

Wie viel Uhr

Rolltreppe

Neutralität

Diese gesetzte Bequemlichkeit

Das Trocknen von Wäsche im Sommerwind

Die Haltestelle des Ortes

Plötzlich lag Schnee

Der Maßstab der Tagesqualität

Periskop

Glück

Sommerwind

Nostalgie

Halbschlaf

Die Demontage des Wettbewerbs

Hinterm Berg gehts weiter

Der zweite Tag im Frühling

29.12.

Der Boden der Tatsachen

Oberfläche meiner Optik

Laufkundschaft

Hamburg, September 2009, Retrospektive

Und

Ruhm

Herz und Hirn

Kulisse um eine zertretene Getränkedose

Herbstabend am Freitag

Konservierungsstoffe

Limes

Einsamkeit

Vogel auf der Stange

Man sagt

Die kaputten Jalousien

Wie man sich Freunde macht

Das höchste Maß des frühjahrlichen Freudentaumels

Der Rausch und meine Beziehung zur Realität

Ein kultureller Sonntag im August

Ohne Titel

Düsseldorf, Ausstieg rechts

2 Tonaufzeichnungen

Notiz 1

Notiz 2

Schreibprozess

Zu zweit auf einem Ruderboot

Billardabend

Hoch oben

Dort, wo die Menschen nichts mehr wissen

Extrablatt

Viele Meter Text

Musik von weiter weg hören

Weise Männer sagen

Beim Kürzen eines Textes

Improvisation II

Am Küchentisch

Ich schreibe das hier nicht unter einem Baum,

ich schreibe das hier nicht auf einer Wiese,

ich schreibe das hier nicht an einem See,

ich schreibe das hier nicht nur im Frühling.

Ich schreibe das hier auf einen Zettel,

ich schreibe das hier am Küchentisch,

ich schreibe das hier zwischendurch,

ich schreibe das hier mit

mehr oder weniger Leidenschaft.

(Vielleicht so etwas Ähnlichem)

Ich benutze dazu keine Feder,

auch keinen Füller für 19,95 EUR,

ich benutze dazu nur den Stift,

mit dem auch der Einkaufszettel

geschrieben wurde.

Ich werde nicht sagen

... die Welt wäre noch nicht reif dafür;

... sie hätten mich nicht verstanden;

... sie seien nur Banausen;

... sie hätten keine Ahnung;

... es sei eben Geschmackssache.

Ich werde nur sagen:

Das ist das, was ich meine,

also schreibe ich es.

Orientierungslos

stehst du da

in den Häuserschluchten

von Glasige-Augen-Town,

in den schlaffen Schuhen

einer sparsamen Existenz,

weich im Verstand – aktuell

– durch die Vergebung

der nach Trauer riechenden

Tatsache, dass man sich seiner

selbst angenommen hat,

2 Uhr morgens.

Umgeben

von 1000 Möglichkeiten,

drehst du dich im Kreis

und schaust nach oben dabei.

Wie ein Experte,

der die Möglichkeiten abwägt.

Ein lustiger Anblick,

aber vollkommen verständlich,

angesichts der Situation,

die schließlich auch

die anderen umgibt.

Du sonderst dich etwas ab,

versuchst,

nicht allzu sehr aufzufallen,

und so versuchst du,

die Möglichkeiten stattdessen

im Kopf abzuwägen,

und gerätst in Notstand:

Durch das Still-Und-Heimlich-Tun

ist dein Anblick zwar gesichert,

aber deine Orientierung

... uiuiui ... !

Deine Gedanken springen

von einem Punkt zum anderen,

ständiges Vergleichen setzt auch

ständiges Ausprobieren voraus.

Schwierig, vergleichsweise.

Wohin willst du gehen,

wohin kannst du gehen,

welcher Weg wäre lang,

welcher wäre kurz,

welcher ist ehrenhaft?

Du denkst dir:

Irgendetwas ist faul

im Staate Dänemark,

wenn man sich ständig

einredet,

es gäbe mehrere Logiken

und für jedes Thema eine.

So zerrte es dich

von Thema zu Thema

und du fühlst dich verloren

in der aktuellen Häuserschlucht

und du willst sie wechseln,

doch den Mangel an Orientierung

nimmst du mit

und so akzeptierst du die Tragik,

nimmst sie mit in die Welt,

egal wohin du gehst,

egal wohin es logisch scheint.

So traf ich dich, orientierungslos

in Glasige-Augen-Town.

Ein deutscher Nachmittag

Eröffnungszeile:

Der Nachmittag ist deutsch

und ich bin so verloren

wie Zahlen auf liniertem Papier,

wie ein lachender Deutscher

in der Fußgängerzone,

wie ein geflüsterter Schrei

nach einem Missgeschick im Haushalt.

Und ich fühle mich eingeschränkt,

begrenzt

wie ein Betreten-Verboten-Rasen,

den ja mal irgendwann

jemand betreten haben muss,

um das Schild aufzustellen.

Wer auch immer

dieser Jemand gewesen ist,

er muss die höchste

aller staatlichen Befugnisse haben!

Dabei ist doch eigentlich ein schöner Tag.

Zugänglich für Neues sind sie nicht

wie ein fettgefressener Mann,

der im Biergarten Weizenbier trinkt,

weil man sich ja sonst nichts gönnt.

Und ich fürchte mich vor ihnen,

weil sie so unberechenbar sind

wie beliebig manipulierbare Teilchen im Raum,

wie Wespen, bei denen man nie genau weiß,

wen sie als Nächstes als Feind ansehen,

da reicht schon eine falsche Bewegung,

ein Schritt in die falsche Richtung,

ein kurzfristiges Ausprobieren der Dinge.

Unterm Strich sind sie Durchschnitt

wie der schüchterne Junge,

der in der Disko mit dem Fuß wippt,

wie der idiotische Trunkenbold,

der das Nein einer Frau nicht versteht,

wie der Mitläufer mit der

Weil-das-alle-machen-Attitüde,

wie hemmungsloser Fleischkonsum

zwischen zwei Mahlzeiten.

Durchschnitt

wie das durchtrennte Mettbrötchen

oder ein 2:1 beim Fußball.

Durchschnitt

wie das Zur-Schau-Stellen von Schönheit,

wie das Blättern in Magazinen,

um sich schlecht zu fühlen,

Durchschnitt

wie Wettbewerb,

wie keine-Obdachlosenzeitung-kaufen,

Durchschnitt

wie nicht mit Verrückten reden

auf der Straße.

Und du ahnst es nicht,

bis du schlagartig feststellst,

dass sogar dein Nachbar Durchschnitt ist.

Und so fürchte ich mich

vor ihrer Durchschnittlichkeit,

vor ihrer Routine,

mit welcher sie Dinge einfach so erledigen,

vor ihrer Fähigkeit die Belanglosigkeit

ihrer Tätigkeiten

zu akzeptieren

und vor ihrer längst in Kauf genommenen

Fernsehlethargie am Samstagabend und davor,

dass sie mit all dem glücklich sein könnten.

Unterm Strich sind sie

Durchschnitt.

Ausreißer gibt es kaum

und wenn doch,

dann rechnet man sie heraus aus der Theorie,

die sie von sich selbst haben,

vorliegend in Zahlen auf liniertem Papier.

Ende.

An einem Novembermorgen

Kaum Wind,

nur warme Herbstluft

am Morgen,

wenig Regen,

nur wenige Tropfen,

kaum spürbar,

viel Geruch

vom Bäcker irgendwo

im November,

kaum Geräusche

in einer Seitenstraße,

nur Schritte,

nurleises Rauschen

von der großen Straße

gleich nebenan,

wenige Eindrücke,

ein impulsloses Bild

von einer Straßenkreuzung

an einem November morgen.

In der Mitte eines Raumes

(Der Jazzorgelspieler)

Ich beobachte seit 50 min

einen Jazzorgelspieler,

der in seiner Erscheinung

mehr als unauffällig ist.

Ob ich ihm zuhöre, ist

ungewiss und von einem

zweifelhaften Zustand

geprägt, den ich nur schwer

beurteilen und benennen

kann und will. Ob ich

ihm zuhöre, hängt ab von

einer Vielzahl an Umständen

und besonders von der

konkreten Definition von

Zuhören und Aufmerksamkeit,

dennoch kann ich sagen,

dass ich meine Situation

als zuhörend umschreiben

würde, vielleicht sogar

BEschreiben, das

hängt wiederum von

anderen Begebenheiten

ab. Der Sound verspielt sich

in der Luft, das Instrument

hat kaum Sustain. Nimmt

er die Finger von der Klaviatur,

sind die Töne auch schon weg.

Sein Gemüt hängt am Klang

und den bestimmt er selbst

durch sein Spiel, als spiele

er nur für sich selbst, um

sich gleichgültig zu machen.

So sitzt er gelangweilt und

bedeutungslos für viele

in der Mitte eines Raumes

und bewegt sich kaum.

Seine Erscheinung prägt

den Raum (und umgekehrt).

So geht er ein Wechselspiel

mit seiner Umwelt ein.

Gelegentlich singt er

zwei bis vier Zeilen in

den Raum und soliert

danach für zehn Minuten,

vorzugsweise auf den

schwarzen Tasten, doch

es klingt atmungsaktiv,

open-minded, seltsam.

559 km entfernt von Paris

Jetzt,

da ich ein

globaleres Verständnis

habe von der Welt,

spüre ich den Wind,

der vom Ozean kommt,

mitten im Plattenbau.

Dort,

wo wenig Häuser

den Weg verzieren,

kommt der Wind

von der Autobahn, die klingt

wie Meeresrauschen:

natürliches Umfeld.

Hier,

hoch über der Straße,

kann ich schon fast

den Ozean sehen,

so flach, so glatt,

km-weites Land,

mit genügend Einbildung.

Jetzt,

da ich ein

globaleres Verständnis

habe von der Welt,

liegt hier der gleiche

Schnee wie in Moskau.

Was sollte ihn unterscheiden?

Dort,

wo alles gedämpft klingt

wie beim Radio,

durch die Schneeberge,

gibt es keinen Lärm,

keinen Hass,

keinen Unterschied.

Manchmal

höre ich Französisch

559 km entfernt von Paris

und selbst ein Hallo

klingt nach l’amour,

als wenn sonst nichts zu sagen wäre

und das ist es auch nicht.

Die Abwesenheit der Geräusche beim Anfahren von Bussen

Als ich einmal in der Stadt

einen Kaffeebecher zuschnacken

ließ, fiel mir auf, wie unbedeutend

es war.

Ich musste daran denken,

wie ich einmal im Dorf

(vor langer Zeit)

einen Kaffeebecher

zuschnacken ließ

und man es

noch mehrere Häuser weiter hörte und

das Schnacken von Haus zu Haus hallte:

klack, klack, ck, ck und so weiter:

Irgendwo im Sommerwind

klackt ein Kaffeebecher