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"Der Nichtoptimalweg von A nach B" ist die zweite Sammlung von Nikolas Huperz und umfasst die Gedichte von 2016-2017.
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Seitenzahl: 77
Veröffentlichungsjahr: 2017
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Am Küchentisch
Orientierungslos
Ein deutscher Nachmittag
An einem Novembermorgen
In der Mitte eines Raumes
559 km entfernt von Paris
Die Abwesenheit der Geräusche
Irgendwo bei den Obstständen
Arbeitstitel: Das Gedicht mit 4 Teilen
Die episodische Gestaltung der Mittagszeit
An irgendeinem 12. Nov
Nachricht von dir
4 Bilder
Auf der Suche
Die Vielfaltslüge
Die einsam durch die Pfützen fahrenden Straßenbahnen
Kaffee trinken bei Nacht
Der Nichtoptimalweg von A nach B
Hagener Straße, irgendwann im Sommer
Am Ende des zweiten Refrains
Sätze, die mit Und anfangen
Der Tag, an dem ich meinen Stil fand
Falschgeld
Hbf
Privatsache
Da steht
Der Waschbär und das Krokodil
Geschmolzener Schnee, City-Passage
Identität
Ein Lebenslauf
Oberflächenspannung
Die Fahrbahnbegrenzungen
Die dünnen Holztüren von Amsterdam
Die Amazone
Ein Abend mit einem imaginären Freund
Road Trip im Kopf
Königin der begehrenswerten Attribute
Der am Bettpfosten gestoßene Zeh
Ohne Titel
Bonn, Retrospektive
Meine Skepsis
Wuppertal, September
Hamburg, Altbau
Als man noch wenig kannte
Wie viel Uhr
Rolltreppe
Neutralität
Diese gesetzte Bequemlichkeit
Das Trocknen von Wäsche im Sommerwind
Die Haltestelle des Ortes
Plötzlich lag Schnee
Der Maßstab der Tagesqualität
Periskop
Glück
Sommerwind
Nostalgie
Halbschlaf
Die Demontage des Wettbewerbs
Hinterm Berg gehts weiter
Der zweite Tag im Frühling
29.12.
Der Boden der Tatsachen
Oberfläche meiner Optik
Laufkundschaft
Hamburg, September 2009, Retrospektive
Und
Ruhm
Herz und Hirn
Kulisse um eine zertretene Getränkedose
Herbstabend am Freitag
Konservierungsstoffe
Limes
Einsamkeit
Vogel auf der Stange
Man sagt
Die kaputten Jalousien
Wie man sich Freunde macht
Das höchste Maß des frühjahrlichen Freudentaumels
Der Rausch und meine Beziehung zur Realität
Ein kultureller Sonntag im August
Ohne Titel
Düsseldorf, Ausstieg rechts
2 Tonaufzeichnungen
Notiz 1
Notiz 2
Schreibprozess
Zu zweit auf einem Ruderboot
Billardabend
Hoch oben
Dort, wo die Menschen nichts mehr wissen
Extrablatt
Viele Meter Text
Musik von weiter weg hören
Weise Männer sagen
Beim Kürzen eines Textes
Improvisation II
Ich schreibe das hier nicht unter einem Baum,
ich schreibe das hier nicht auf einer Wiese,
ich schreibe das hier nicht an einem See,
ich schreibe das hier nicht nur im Frühling.
Ich schreibe das hier auf einen Zettel,
ich schreibe das hier am Küchentisch,
ich schreibe das hier zwischendurch,
ich schreibe das hier mit
mehr oder weniger Leidenschaft.
(Vielleicht so etwas Ähnlichem)
Ich benutze dazu keine Feder,
auch keinen Füller für 19,95 EUR,
ich benutze dazu nur den Stift,
mit dem auch der Einkaufszettel
geschrieben wurde.
Ich werde nicht sagen
... die Welt wäre noch nicht reif dafür;
... sie hätten mich nicht verstanden;
... sie seien nur Banausen;
... sie hätten keine Ahnung;
... es sei eben Geschmackssache.
Ich werde nur sagen:
Das ist das, was ich meine,
also schreibe ich es.
stehst du da
in den Häuserschluchten
von Glasige-Augen-Town,
in den schlaffen Schuhen
einer sparsamen Existenz,
weich im Verstand – aktuell
– durch die Vergebung
der nach Trauer riechenden
Tatsache, dass man sich seiner
selbst angenommen hat,
2 Uhr morgens.
Umgeben
von 1000 Möglichkeiten,
drehst du dich im Kreis
und schaust nach oben dabei.
Wie ein Experte,
der die Möglichkeiten abwägt.
Ein lustiger Anblick,
aber vollkommen verständlich,
angesichts der Situation,
die schließlich auch
die anderen umgibt.
Du sonderst dich etwas ab,
versuchst,
nicht allzu sehr aufzufallen,
und so versuchst du,
die Möglichkeiten stattdessen
im Kopf abzuwägen,
und gerätst in Notstand:
Durch das Still-Und-Heimlich-Tun
ist dein Anblick zwar gesichert,
aber deine Orientierung
... uiuiui ... !
Deine Gedanken springen
von einem Punkt zum anderen,
ständiges Vergleichen setzt auch
ständiges Ausprobieren voraus.
Schwierig, vergleichsweise.
Wohin willst du gehen,
wohin kannst du gehen,
welcher Weg wäre lang,
welcher wäre kurz,
welcher ist ehrenhaft?
Du denkst dir:
Irgendetwas ist faul
im Staate Dänemark,
wenn man sich ständig
einredet,
es gäbe mehrere Logiken
und für jedes Thema eine.
So zerrte es dich
von Thema zu Thema
und du fühlst dich verloren
in der aktuellen Häuserschlucht
und du willst sie wechseln,
doch den Mangel an Orientierung
nimmst du mit
und so akzeptierst du die Tragik,
nimmst sie mit in die Welt,
egal wohin du gehst,
egal wohin es logisch scheint.
So traf ich dich, orientierungslos
in Glasige-Augen-Town.
Eröffnungszeile:
Der Nachmittag ist deutsch
und ich bin so verloren
wie Zahlen auf liniertem Papier,
wie ein lachender Deutscher
in der Fußgängerzone,
wie ein geflüsterter Schrei
nach einem Missgeschick im Haushalt.
Und ich fühle mich eingeschränkt,
begrenzt
wie ein Betreten-Verboten-Rasen,
den ja mal irgendwann
jemand betreten haben muss,
um das Schild aufzustellen.
Wer auch immer
dieser Jemand gewesen ist,
er muss die höchste
aller staatlichen Befugnisse haben!
Dabei ist doch eigentlich ein schöner Tag.
Zugänglich für Neues sind sie nicht
wie ein fettgefressener Mann,
der im Biergarten Weizenbier trinkt,
weil man sich ja sonst nichts gönnt.
Und ich fürchte mich vor ihnen,
weil sie so unberechenbar sind
wie beliebig manipulierbare Teilchen im Raum,
wie Wespen, bei denen man nie genau weiß,
wen sie als Nächstes als Feind ansehen,
da reicht schon eine falsche Bewegung,
ein Schritt in die falsche Richtung,
ein kurzfristiges Ausprobieren der Dinge.
Unterm Strich sind sie Durchschnitt
wie der schüchterne Junge,
der in der Disko mit dem Fuß wippt,
wie der idiotische Trunkenbold,
der das Nein einer Frau nicht versteht,
wie der Mitläufer mit der
Weil-das-alle-machen-Attitüde,
wie hemmungsloser Fleischkonsum
zwischen zwei Mahlzeiten.
Durchschnitt
wie das durchtrennte Mettbrötchen
oder ein 2:1 beim Fußball.
Durchschnitt
wie das Zur-Schau-Stellen von Schönheit,
wie das Blättern in Magazinen,
um sich schlecht zu fühlen,
Durchschnitt
wie Wettbewerb,
wie keine-Obdachlosenzeitung-kaufen,
Durchschnitt
wie nicht mit Verrückten reden
auf der Straße.
Und du ahnst es nicht,
bis du schlagartig feststellst,
dass sogar dein Nachbar Durchschnitt ist.
Und so fürchte ich mich
vor ihrer Durchschnittlichkeit,
vor ihrer Routine,
mit welcher sie Dinge einfach so erledigen,
vor ihrer Fähigkeit die Belanglosigkeit
ihrer Tätigkeiten
zu akzeptieren
und vor ihrer längst in Kauf genommenen
Fernsehlethargie am Samstagabend und davor,
dass sie mit all dem glücklich sein könnten.
Unterm Strich sind sie
Durchschnitt.
Ausreißer gibt es kaum
und wenn doch,
dann rechnet man sie heraus aus der Theorie,
die sie von sich selbst haben,
vorliegend in Zahlen auf liniertem Papier.
Ende.
Kaum Wind,
nur warme Herbstluft
am Morgen,
wenig Regen,
nur wenige Tropfen,
kaum spürbar,
viel Geruch
vom Bäcker irgendwo
im November,
kaum Geräusche
in einer Seitenstraße,
nur Schritte,
nurleises Rauschen
von der großen Straße
gleich nebenan,
wenige Eindrücke,
ein impulsloses Bild
von einer Straßenkreuzung
an einem November morgen.
Ich beobachte seit 50 min
einen Jazzorgelspieler,
der in seiner Erscheinung
mehr als unauffällig ist.
Ob ich ihm zuhöre, ist
ungewiss und von einem
zweifelhaften Zustand
geprägt, den ich nur schwer
beurteilen und benennen
kann und will. Ob ich
ihm zuhöre, hängt ab von
einer Vielzahl an Umständen
und besonders von der
konkreten Definition von
Zuhören und Aufmerksamkeit,
dennoch kann ich sagen,
dass ich meine Situation
als zuhörend umschreiben
würde, vielleicht sogar
BEschreiben, das
hängt wiederum von
anderen Begebenheiten
ab. Der Sound verspielt sich
in der Luft, das Instrument
hat kaum Sustain. Nimmt
er die Finger von der Klaviatur,
sind die Töne auch schon weg.
Sein Gemüt hängt am Klang
und den bestimmt er selbst
durch sein Spiel, als spiele
er nur für sich selbst, um
sich gleichgültig zu machen.
So sitzt er gelangweilt und
bedeutungslos für viele
in der Mitte eines Raumes
und bewegt sich kaum.
Seine Erscheinung prägt
den Raum (und umgekehrt).
So geht er ein Wechselspiel
mit seiner Umwelt ein.
Gelegentlich singt er
zwei bis vier Zeilen in
den Raum und soliert
danach für zehn Minuten,
vorzugsweise auf den
schwarzen Tasten, doch
es klingt atmungsaktiv,
open-minded, seltsam.
Jetzt,
da ich ein
globaleres Verständnis
habe von der Welt,
spüre ich den Wind,
der vom Ozean kommt,
mitten im Plattenbau.
Dort,
wo wenig Häuser
den Weg verzieren,
kommt der Wind
von der Autobahn, die klingt
wie Meeresrauschen:
natürliches Umfeld.
Hier,
hoch über der Straße,
kann ich schon fast
den Ozean sehen,
so flach, so glatt,
km-weites Land,
mit genügend Einbildung.
Jetzt,
da ich ein
globaleres Verständnis
habe von der Welt,
liegt hier der gleiche
Schnee wie in Moskau.
Was sollte ihn unterscheiden?
Dort,
wo alles gedämpft klingt
wie beim Radio,
durch die Schneeberge,
gibt es keinen Lärm,
keinen Hass,
keinen Unterschied.
Manchmal
höre ich Französisch
559 km entfernt von Paris
und selbst ein Hallo
klingt nach l’amour,
als wenn sonst nichts zu sagen wäre
und das ist es auch nicht.
Als ich einmal in der Stadt
einen Kaffeebecher zuschnacken
ließ, fiel mir auf, wie unbedeutend
es war.
Ich musste daran denken,
wie ich einmal im Dorf
(vor langer Zeit)
einen Kaffeebecher
zuschnacken ließ
und man es
noch mehrere Häuser weiter hörte und
das Schnacken von Haus zu Haus hallte:
klack, klack, ck, ck und so weiter:
Irgendwo im Sommerwind
klackt ein Kaffeebecher