Der Parkinson-Wegweiser - Egon Negele - E-Book

Der Parkinson-Wegweiser E-Book

Egon Negele

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  • Herausgeber: tredition
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2022
Beschreibung

Das Leben mit Parkinson ist ein steiniger Weg, der Erkrankte und ihre Familien immer wieder vor neue Herausforderungen stellt. Oft fühlt man sich verloren und weiß nicht, wo es lang geht. Es gilt immer wieder Hindernisse zu bewältigen und sich an neue Situationen anzupassen. Mit ihrem Parkinson-Wegwei- ser möchten die beiden Autoren Egon Negele und Ursula Heimes Mut in dieser besonderen Lebenssituation machen. Egon Negele, seit 12 Jahren an Morbus Parkinson erkrankt und langjähriger Leiter der Parkinson Regionalgruppe Neuss, reflektiert seine Erfahrungen als Betroffener und seine Lebensgefährtin Ursula Heimes schildert ihre Sichtweise als Angehörige. Sie berichten über eigenes Erleben und den Wert der Selbsthilfe, geben Hinweise, ohne zu belehren und vermitteln immer wieder eindrucksvoll, dass das Leben trotz Parkinson tolle, gute und freudige Seiten behalten muss. Der Parkinson-Wegweiser wurde von Betroffenen für Betroffene geschrieben. Er gibt kompakt und leicht verständlich einen Überblick über wesentliche Aspekte der Parkinson-Krankheit und viele wertvolle Tipps zur Verbesserung der Lebensqualität und für den Alltag mit Parkinson.

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Seitenzahl: 139

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Egon Negele • Ursula Heimes

Der Parkinson-Wegweiser

für Erkrankte und Angehörige aus der Sicht von Betroffenen

2. überarbeitete Auflage

Impressum

© 2022 Egon Negele und Ursula Heimes

2. Auflage, Vorgängerausgabe 2019

Druck und Distribution im Auftrag des Autors:

tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Germany

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung „Impressumservice“, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland.

Idee und Konzeption: Egon Negele

Redaktion/Lektorat/Gestaltung: Textbüro Krutoff

ISBN 978-3-347-71095-5 (Softcover)

ISBN 978-3-347-71106-8 (e-Book)

Ein herzliches Dankeschön an alle mit wirkenden Gastautoren:

Prof. Dr. med. Alfons Schnitzler (Vorwort)

Magdalene Kaminski (Lebensabenteuer Parkinson)

Dr. Petyo Nikolov (Tiefe Hirnstimulation)

Dagmar Krutoff (Ernährung)

J.M. Mielert (Elektronische Patientenakte)

Prof. Dr. med. Dirk Woitalla (Restless Legs Syndrom)

Inhalt

Vorwort Prof. Dr. med. Alfons Schnitzler

Vorwort Egon Negele und Ursula Heimes

Kapitel 1Morbus Parkinson

Erste Anzeichen

Krankheitsbild

Parkinson-Formen

Symptome

Freezing

Krankheitsverlauf

Umgang mit der Diagnose

Information und Austausch

Stärkung für die Psyche

Hilfe zur Selbsthilfe – Die Deutsche Parkinson Vereinigung

Lebensabenteuer Parkinson

Kapitel 2Parkinson-Behandlung

Hausarzt und Neurologe

Parkinson-Medikamente

Pen und Inhalator

Pumpentherapie

Tiefe Hirnstimulation

Fokussierter Ultraschall zur Tremorbehandlung

Parkinson-Kliniken

Ernährung

Ayurveda Kost bei Parkinson

Darmgesundheit

Alltagshilfen bei Parkinson

Elektronische Patientenakte

Glossar – Übersicht Fachbegriffe

Kapitel 3Bewegung und Therapie

Physiotherapie

Ergotherapie

Logopädie / Sprachtherapie

Reha-Sport

Allgemeinsport

Sport- und Bewegungsseminare

Alexander-Technik

Training für den Kopf

Kapitel 4Exkurs: Restless Legs Syndrom (RLS)

Leben mit RLS

Kapitel 5Die Betroffenen: Erkrankte und Angehörige

Situation der Erkrankten

Situation der Angehörigen

Gemeinsam schaffen wir’s

Kapitel 6Unterstützung bei der Krankheit

Berufstätigkeit

Sozialleistungen

Schwerbehindertenausweis

Pflegeversicherung

Vorsorgevollmacht

Patientenverfügung

Kapitel 7Der Weg ist steinig

Ein persönlicher Einblick von Egon

Mobil bleiben – Umstieg aufs Dreirad

Erfahrungsbericht von Ulla als Angehörige

Ein Schlusssatz

Vorwort

Liebe Leserin, liebe Leser!

Die Diagnose Parkinson löst häufig Angst und Unsicherheit bei Betroffenen und Angehörigen aus. In dieser Situation ist die Aufklärung über die medizinischen Aspekte der Erkrankung sehr wichtig. Daneben sind aber auch praxisbezogene Informationen zum Umgang mit der Erkrankung und zu den Auswirkungen auf den Alltag dringend erforderlich. Der Parkinson-Wegweiser von Egon Negele liefert dazu einen wertvollen Beitrag mit vielen nützlichen Hinweisen.

Herr Negele, selbst von Morbus Parkinson betroffen und langjähriger Leiter der Parkinson Regionalgruppe Neuss, vermittelt kompakt und leicht verständlich einen Überblick über alle wesentlichen Aspekte der Parkinson-Krankheit. Ergänzend gibt es viele wertvolle Tipps zur Verbesserung der Lebensqualität und für den Alltag mit Parkinson.

Sehr positiv hervorzuheben ist, dass Erkrankte und Angehörige gleichermaßen angesprochen werden. Denn die Diagnose Parkinson hat Auswirkungen auf Ihrer beider (Zusammen)Leben und Ihren Alltag. Gut informierte Patienten und Angehörige können gemeinsam besser mit den Auswirkungen der Krankheit umgehen und Lösungen entwickeln. Dazu gehört auch eine positive innere Einstellung, die der Wegweiser durchweg immer wieder eindrucksvoll vermittelt.

In diesem Sinne bin ich überzeugt, dass Sie im Parkinson-Wegweiser viele nützliche Informationen und positive Impulse finden.

Düsseldorf, im Juli 2022

Ihr

Prof. Dr. med. Alfons Schnitzler

Uniklinik Düsseldorf

Vorwort

Liebe Leserin, lieber Leser,

Sie halten dieses Buch vermutlich deshalb in den Händen, weil Sie die Diagnose Morbus Parkinson bekommen haben oder ein Angehöriger betroffen ist. Sie haben viele Fragen und sind unsicher, wie sich die Krankheit auf Ihr Leben auswirkt, was Sie tun können, damit es Ihnen weiter gut geht, wer Ihnen hilft, wenn Sie Unterstützung brauchen und vieles mehr. Dieses Gefühl der Hilflosigkeit haben viele Parkinson-Erkrankte, wenn Sie den Grund für ihre gesundheitlichen Veränderungen erfahren. Der Parkinson Wegweiser möchte Ihnen in dieser Situation ein erstes Rüstzeug an die Hand geben.

Meist sind es ja Gesunde, die Bücher für uns Kranke schreiben und vorrangig über die medizinischen Aspekte informieren. Parkinson hat aber nicht nur gesundheitliche Auswirkungen, sondern beeinflusst auch unseren Alltag und unser zwischenmenschliches Leben. Aus diesem Grund habe ich gemeinsam mit meiner Partnerin Ulla Heimes den Parkinson-Wegweiser geschrieben. Er ist kein medizinisches Fach- oder Sachbuch, sondern ein Wegweiser, der von Betroffenen für Betroffene gestaltet wurde – für die Erkrankten und ihre Angehörigen. Ich schildere meine persönlichen Erfahrungen aus 13 Jahren mit Parkinson und aus meiner Tätigkeit bei der deutschen Parkinson Vereinigung. Ulla schildert ihre Sicht als Angehörige.

Seit dem Erscheinen der ersten Wegweiser Ausgabe vor drei Jahren wurden mir noch so viele Fragen zu Behandlungs- und Therapiemethoden gestellt, dass es nun eine zweite erweiterte Auflage gibt. Diesmal haben auch verschiedene Experten als Gastautoren mitgearbeitet, denen ich an dieser Stelle recht herzlich danken möchte.

Wir hoffen, liebe Leserin und lieber Leser, dass das Buch in der einen oder anderen Situation für Sie hilfreich ist. Wir wünschen Ihnen Mut, Kraft und Zuversicht, dann schafft uns Parkinson ganz sicher nicht!

Egon Negele und Ursula Heimes

1. Morbus Parkinson

Erste Anzeichen

So beginnt es häufig: Sie verspüren körperlich Veränderungen, die Sie nicht richtig einordnen können. Sie sind langsamer geworden, ein Arm schwingt nicht mehr richtig mit, Sie haben leichte Geh- oder Gleichgewichtsprobleme, Sie zittern, die Feinmotorik der Hände ist gestört…

Das alles sind Symptome, die bei einer Parkinson-Erkrankung auftreten können. Es bedeutet aber nicht zwingend, dass diese Veränderungen auf Morbus Parkinson zurückzuführen sind. Ihr erster Weg sollte Sie deshalb zu Ihrem Hausarzt führen. Die Veränderungen können ganz unterschiedliche Ursachen haben, die es abzuklären gilt. Wenn Ihr Arzt den Verdacht hat, dass es sich um Parkinson handeln könnte, wird er Sie zur weiteren Diagnostik an einen Neurologen überweisen.

Schließt sich der Neurologe dem Verdacht an, wird er einige spezifische Untersuchungen durchführen, um auszuschließen, dass eine andere Erkrankung vorliegt. Im Anschluss der Untersuchungen bekommen Sie einen Termin, um die Ergebnisse zu besprechen. Ist die Diagnose Parkinson bestätigt, wird er Sie über die weitere Behandlung informieren. Zu den wichtigsten Therapiezielen gehören: Minderung der motorischen Störungen, Erhalt der Lebensqualität, Erhalt der Berufsfähigkeit, Vermeidung von Nebenwirkungen. Nehmen Sie zu diesem Arzttermin unbedingt Ihren Partner mit, denn auch für den Menschen an Ihrer Seite hat die Krankheit weitreichende Folgen.

Krankheitsbild

Schätzungsweise 350.000 Menschen leiden in Deutschland an Parkinson. Die Erkrankung tritt vorwiegend in einem Alter zwischen 50 bis 60 Jahren auf, ein nicht unerheblicher Teil der Betroffenen ist aber auch deutlich jünger (unter 40 Jahren). Die Diagnose Parkinson ist ein Schock und bedeutet einen wesentlichen Einschnitt in Ihr Leben. Jetzt haben Sie eine Krankheit, über die Sie sich bisher keine Gedanken gemacht haben. Was ist das für eine Krankheit? Wo kommt sie her, wie wirkt sie sich aus?

Der englische Arzt Dr. James Parkinson beschrieb 1817 erstmals die Symptome der später nach ihm benannten neurologischen Erkrankung. Morbus Parkinson ist eine Erkrankung des Nervensystems und des Gehirns, die durch das langsam fortschreitende Absterben von Nervenzellen gekennzeichnet ist. Durch den Verlust der Nervenzellen wird der Nervenbotenstoff Dopamin vermindert oder gar nicht mehr produziert, was sich auf die Beweglichkeit und den Bewegungsablauf auswirkt.

200 Jahre nach Parkinsons Beschreibung ist die Ursache der Erkrankung immer noch nicht abschließend geklärt. Bislang gibt es keine Therapie, die Parkinson verhindert oder heilt. Aber Parkinson ist eine langsam fortschreitende Krankheit und einige Symptome lassen sich gezielt behandeln, sodass viele Patienten noch über Jahre ein weitgehend normales Leben führen können. Auch machen aktuelle Forschungsergebnisse zuversichtlich, dass die Krankheit in nicht ferner Zukunft besiegt werden könnte. Und bis dahin werden die Diagnostik und die medizinische Behandlung fortlaufend verbessert, sodass Sie vielleicht das Glück haben, dass Ihr Parkinson Sie nur geringfügig einschränkt.

Parkinson-Formen

Bei den meisten Patienten (75%) gibt es keine erklärbare Ursache, warum sie Parkinson bekommen haben. In dem Fall spricht man von einem idiopathischen Parkinson Syndrom.

Bei einem geringen Prozentsatz der Patienten gibt es eine genetische Komponente. Das familiäre Parkinson-Syndrom ist jedoch eher selten.

Die dritte Form ist das sogenannte symptomatische (sekundäre)Parkinson-Syndrom, das durch Medikamente, Gifte, Gefäßveränderungen, Schläge auf den Kopf, Gehirnerkrankungen oder eine Stoffwechselstörung ausgelöst werden kann.

Von einem atypischen Parkinson-Syndrom, als vierte Form, sprechen die Mediziner, wenn Parkinson im Rahmen anderer neurodege-nerativer Erkrankungen auftritt.

Symptome

Wenn Ihre Diagnose noch frisch ist und Sie nun über die möglichen Symptome lesen, dann unbedingt daran denken, es sind mögliche Symptome. Sie werden nicht alle diese Symptome bekommen! Und ich wiederhole nochmal das bereits Gesagte: Parkinson ist eine langsam fortschreitende Krankheit, Sie werden wahrscheinlich noch über Jahre ein weitgehend normales Leben führen können.

Schon in einem frühen Stadium, Jahre vor den typischen Symptomen und der Diagnose, kann es erste Anzeichen für eine beginnende Erkrankung geben. Zu den bekannten Frühsymptomen gehören u.a. Riech-, Schlaf-, Blutdruck- und Verdauungsstörungen. Solche Beschwerden deuten nicht zwangsläufig auf eine künftige Parkinson-Erkrankung hin, sie können auch völlig andere Ursachen haben. Aber statistisch gesehen, liegen diese Frühsymptome tatsächlich bei einer Großzahl der Erkrankten vor.

Für die klinische Diagnose, dass es sich zweifelsfrei um eine Erkrankung an Morbus Parkinson handelt, müssen zwei der sogenannten Kardinalsymptome vorliegen: das Leitsymptom Bradykinese und ein weiteres. Sie müssen also zwei dieser Symptome haben, damit Ihre Beschwerden als Parkinson identifiziert werden können. Sie müssen aber nicht alle vier Kardinalsymptome bekommen.

1. Bradykinese (verlangsamte Bewegungsabläufe) und Hypokinese (reduzierte Bewegungsabläufe) sind die Leitsymptome von Parkinson. Die schwerste Ausprägung ist die Akinese (Bewegungsstarre).

2. Rigor (Muskelsteifheit) ist ebenfalls bei den meisten Parkinson-Patienten vorhanden und behindert sie stark.

3. Tremor ist das typische Zittern, das viele mit einer Parkinson-Erkrankung verbinden. In den meisten Fällen handelt es sich um einen Ruhetremor, der bei Bewegung und körperlicher Aktivität verschwindet.

4. Posturale Instabilität – die Störung der Haltungsstabilität tritt erst im späteren Krankheitsverlauf auf. Sie entwickelt sich aus der Bewegungsarmut, da die Muskulatur nicht mehr schnell genug reagieren kann. Parkinson-Patienten haben deshalb z.B. große Probleme, ein Stolpern abzufangen.

Neben den Kardinalsymptomen kann es in unterschiedlichem Ausmaß zu weiteren nicht motorischen Störungen bzw. Veränderungen kommen, die sogenannten Begleitsymptome. Häufig zu beobachten sind Schlafstörungen. Auch können verschiedene sensorische, vegetative und neurokognitive Störungen (z.B. verminderte Konzentrationsfähigkeit) auftreten. Und viele Patienten entwickeln unter dem Druck der Erkrankung psychische Symptome, im schlimmsten Fall eine Depression.

Freezing

Freezing (engl. gefrieren) ist eine Form der Akinese, die überwiegend im fortgeschrittenen Krankheitsstadium auftritt und sich in einer Bewegungsblockade äußert. Plötzlich geht gar nichts mehr, Sie erstarren beim Gehen und fühlen sich wie gelähmt und können keinen einzigen Schritt mehr machen. Manchmal ist es in einigen Sekunden wieder vorbei, es kann auch bis zu einer Minute dauern.

Die Gründe hierfür können unterschiedlich sein: Schwankungen des Dopaminspiegels, eine zu hohe oder geringe Dopamindosierung, Gangstörungen, Haltungsinstabilität… Da die genauen Ursachen noch nicht vollständig geklärt sind, gibt es keine Medikamente, um die Blockaden zu verhindern, aber es gibt eine Vielzahl von Tricks, wie man sie lösen kann.

Ich habe mit Freezing inzwischen ziemliche Probleme. Bei mir ist folgende Verhaltensweise meistens erfolgreich: Wenn ich erstarre, gebe ich mir die Anweisung RICHTE DICH AUF – oft bin ich in gebückter Körperhaltung unterwegs. BLEIBE RUHIG – man kann sehr schnell in Panik verfallen, wenn plötzlich nichts mehr geht. Dann stelle ich mir vor, einen großen Schritt zu machen, oder ich peile ein Muster am Boden an und versuche weiterzugehen. Manchmal reicht es auch aus, mit der Hand auf den Oberschenkel des Beines zu klatschen, mit dem ich losgehen möchte und dann den ersten Schritt zu machen.

Es gibt viele weitere Tricks, Sie müssen ausprobieren, was Ihnen am besten hilft und dann die Verfahrensweise einüben, damit Sie die Blockierung möglichst schnell aufheben können. Denn es ist wirklich unangenehm und kann Sie in gefährliche Situationen bringen oder Stürze verursachen. Viele Parkinson-Erkrankte setzen auch Hilfsmittel wie spezielle Anti-Freezing Gehstöcke oder Laserpointer ein, um die Blockade zu lösen.

Krankheitsverlauf

Der Krankheitsverlauf ist von Patient zu Patient sehr unterschiedlich. Sowohl in der Intensität der Symptome als auch in der zeitlichen Abfolge. In der Regel entwickeln sich die gesundheitlichen Einschränkungen sehr langsam. Meistens treten die Symptome zunächst auf einer Körperseite auf und es bleibt in der Regel auch so, dass eine Seite stärker betroffen ist als die andere.

Die ersten 5 – 6 Jahre (es können auch mehr sein) werden Sie in der Regel noch keine größeren Probleme verspüren. Normalerweise können Sie fast alles noch selbst erledigen. Es ist mehr die psychische Belastung, die zu schaffen macht. Eine Krankheit zu haben, die nicht heilbar ist, sich aber laufend verschlechtert, ist nicht einfach zu akzeptieren. Die Lebenserwartung wird durch die Erkrankung aber nicht verringert.

Ich bitte nicht um eine leichtere Last, nur um breitere Schultern.

Jüdisches Sprichwort

Irgendwann nehmen die Beschwerden zu und beeinträchtigen Sie stärker. Beobachten Sie die Entwicklung selbstkritisch und versuchen zu analysieren, woher die Beschwerden kommen und was Sie dagegen tun können. Müssen Sie bestimmte Verhaltensweisen umstellen, sollten die Medikamente verändert werden? Stimmt Ihr Bewegungsprofil – bewegen Sie sich ausreichend und machen Sie die empfohlenen Übungen, um ihre Beweglichkeit zu erhalten?

Erst im späteren Stadium wird es wahrscheinlich zu erheblichen Einschränkungen kommen und Sie benötigen mehr Unterstützung. Eine engmaschige Kontrolle und medikamentöse Einstellung (evtl. im Rahmen eines stationären Krankenhaus-Aufenthaltes) wird notwendig.

Wir können die Krankheit zwar (noch) nicht aufhalten, aber in jedem Stadium der Entwicklung etwas dagegen tun, dass sich unsere Lebensqualität nicht gravierend und nicht zu schnell verschlechtert. Nach zwölf Jahren Parkinson weiß ich: Irgendwas geht immer noch.

Umgang mit der Diagnose

Wenn der Arzt die Diagnose Parkinson gestellt hat, fallen viele Erkrankte in ein Loch und brauchen sofortige Unterstützung. Sie ziehen sich oft zurück und hadern mit dem Schicksal. Andere wieder werden von Aktionismus gepackt und treffen (häufig übereilt) alle möglichen Entscheidungen. Auch für die Partner bzw. die Angehörigen ist die Diagnose eine neue Situation, die sich auf ihr Leben auswirkt. Es ist hilfreich, wenn sich beide Parteien gleich von Anfang an und gemeinsam den Herausforderungen der Krankheit stellen und die jeweils notwendigen Schritte überlegen und besprechen.

Die Forschung ist schon sehr weit, es gibt wirksame Medikamente zur Verbesserung der Lebensqualität und immer neue Entwicklungen. Machen Sie sich nicht zu viele Sorgen. Denken Sie nicht darüber nach, was wann einmal sein kann oder auch nicht. Es hilft Ihnen nicht, sondern erzeugt allenfalls eine depressive Stimmung. Versuchen Sie beide, die Krankheit als ein gegenwärtig unvermeidbares Handicap zu akzeptieren. Sie zu verleugnen und dagegen anzukämpfen kostet nur Kraft und bringt Sie nicht weiter.

Ich denke niemals an die Zukunft, sie kommt früh genug.

Albert Einstein

Grundsätzliche Überlegungen nach der Diagnosestellung sind: Welchen Arzt sollte ich nehmen? Wen sollte ich informieren? Welche Einschränkungen werde ich zukünftig haben? Welche Auswirkungen hat die Diagnose auf meine Arbeit? Wann unterrichte ich meinen Arbeitgeber? Wie gehe ich mit der Erkrankung um? Wie gehe ich mit den Reaktionen meiner Umwelt um?

Wichtig ist es auch, die Beschwerdesymptome abzuklären, um zu beurteilen, ob und welche Maßnahmen eingeleitet werden müssen. Das ist zu Beginn der Erkrankung kein großes Problem, weil Ihre Einschränkungen noch relativ gering sind. Versuchen Sie gemeinsam mit Ihrem Lebenspartner eine objektive Bewertung der körperlichen und geistigen Einschränkungen zu erarbeiten und halten Sie diese Aufnahme schriftlich fest und führen Sie sie regelmäßig fort. Welche Beschwerden haben Sie? Welche Defizite bestehen? Was klappt nicht mehr so wie früher?

Hilfreich ist das Führen eines Parkinson-Tagesbuches (siehe Seite 27). Es ist gleichzeitig eine gute Informationsgrundlage für den Facharzt. Wobei nicht alles von Parkinson kommt. Dies auseinander zu halten, ist nicht immer einfach. Denn wir sind natürlich auch dem normalen Alterungsprozess ausgesetzt und haben häufig auch noch andere Erkrankungen.

Versuchen Sie, alle auftauchenden Fragen und Probleme ruhig und systematisch anzugehen. Es besteht keine Notwendigkeit, kurzfristig alles am bisherigen Leben umzustellen. Die Diagnose verändert von heute auf morgen nichts. Parkinson entwickelt sich sehr langsam. Aber Sie sollten bei Entscheidungen für die Zukunft schon einen möglichen Krankheitsverlauf mit in Ihre Überlegungen einbeziehen (z.B. bei der behindertengerechten Ausgestaltung Ihres Wohnbereichs). Sie werden im Verlauf der Krankheit immer wieder vor neuen Fragestellungen und Herausforderungen stehen. Das Wichtigste ist, dass Sie aktiv bleiben und sich der Situation stellen.

Information und Austausch

Informieren Sie sich über Ihre Krankheit so umfassend wie möglich und tauschen Sie sich mit anderen aus. Je mehr Sie wissen, umso besser verstehen Sie die Zusammenhänge, umso qualifizierter können Sie mit Ärzten und Therapeuten reden und Lösungen entwickeln, umso besser werden Sie mit Ängsten und Zweifeln fertig. Ich selbst ertrage Ungewissheiten nur schwer, wenn ich weiß, wo der Zug hinfährt, kann ich mich darauf einstellen.

Alle Veränderung erzeugt Angst. Und die bekämpft man am besten, indem man das Wissen verbessert.

Ihno Schneevoigt

Ihr erster Ansprechpartner ist selbstverständlich der zuständige Facharzt. Er kann ihre gesundheitliche Situation fachlich beurteilen und Sie informieren und beraten. Aber er sollte nicht Ihre einzige Informationsquelle sein. Besuchen Sie Vorträge mit Diskussionen, dort können Sie Fragen stellen und Anregungen erhalten. Vielleicht gibt es eine Parkinsongruppe in Ihrer Nähe, die zu Informationsveranstaltungen und Gesprächen einlädt? Und natürlich gibt es ausführliche Literatur zu Parkinson: Fachbücher, Informationsschriften, auch im Internet finden Sie viele hilfreiche Informationen. Aber behalten Sie unbedingt im Auge: Nicht alles, was Sie hören und lesen, tritt auch bei Ihnen ein. Das müssen Sie sich immer bewusst machen. Auch was Sie über mein Leben mit Parkinson lesen, kann bei Ihnen ganz anders verlaufen.

Genauso wichtig wie die Information ist das Gespräch mit Ihrem Lebenspartner und im Haushalt lebenden Angehörigen. Reden Sie viel miteinander.