Der Pflanzenarzt: Ein gesunder Garten ohne Chemie - René Wadas - E-Book + Hörbuch

Der Pflanzenarzt: Ein gesunder Garten ohne Chemie Hörbuch

René Wadas

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Beschreibung

Was tun, wenn der Mehltau die geliebte Rose verkümmern lässt und Spinnmilben den Fleißigen Lieschen zu Leibe rücken? Pflanzenarzt und Bestsellerautor René Wadas schwört auf rein biologische Bekämpfungsmittel: Tinkturen aus Brennnessel, Rainfarn und Ackerschachtelhalm reichten meist aus, um die Pflanzen zu stärken. Und so manches Mal kann man sich vermeintliche Schädlinge auch zunutzen machen: An der richtigen Stelle und im richtigen Maß können sie durchaus Gutes bewirken. In seinem neuen Buch vermittelt der Pflanzenarzt all sein Wissen rund um Schädling, Ungeziefer und Co. – wie immer ganz natürlich.

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René Wadas

Der Pflanzenarzt: Ein gesunder Garten ohne Chemie

Über dieses Buch

Was tun, wenn der Mehltau die geliebte Rose verkümmern lässt und Spinnmilben den Fleißigen Lieschen zu Leibe rücken? Pflanzenarzt und Bestsellerautor René Wadas schwört auf rein biologische Bekämpfungsmittel: Tinkturen aus Brennnessel, Rainfarn und Ackerschachtelhalm reichen meist aus, um die Pflanzen zu stärken. Und so manches Mal kann man sich vermeintliche Schädlinge auch zunutze machen: An der richtigen Stelle und im richtigen Maß können sie durchaus Gutes bewirken. In seinem neuen Buch vermittelt der Pflanzenarzt all sein Wissen rund um Schädlinge, Ungeziefer und Co. – wie immer ganz natürlich.

Vita

René Wadas ist Gärtnermeister und lebt mit seiner Familie in Börßum bei Braunschweig. Als Pflanzenarzt ist er seit vielen Jahren im Norden unterwegs und hilft Hobbygärtnern mit ihren «Sorgenkindern». Der gebürtige Berliner schult mittlerweile in ganz Deutschland Mitarbeiter aus Gärtnereien und Baumärkten, Landwirte und Biologen.

Eine Wildbiene, übersät mit Pollen

Wenn die Biene von der Erde verschwindet, dann hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr – keine Bestäubung mehr – keine Pflanzen mehr – keine Tiere mehr – keine Menschen mehr …

Albert Einstein

EinleitungEin Garten ohne Chemie – geht das überhaupt?

Seit über zwanzig Jahren versuche ich etwas für unsere Natur zu tun, möchte sie erhalten, möchte gar die ganze Welt retten (gut, das klingt jetzt etwas naiv, aber der Gedanke ist erlaubt). Immer wieder überlege ich: Was kann ich besser machen, ist es genug, was ich tue? Welche Möglichkeiten habe ich noch? Bringt das überhaupt was? Denn ziehe ich meinen gesunden Menschenverstand zurate, erscheint es mir angesichts unserer Verhaltensweisen (Ausbeutung unser aller Ressourcen ohne Rücksicht auf die nachfolgenden Generationen) recht illusorisch, dass wir noch etwas grundlegend ändern können, und ich befürchte, dass wir womöglich auf eine ökologische Katastrophe zusteuern. Es gibt ausreichend Maßnahmen, wie man dies verhindern könnte, aber die Mühlen der Entscheidungsträger mahlen viel zu langsam. Trotzdem gibt es für mich eine ethische Verpflichtung, etwas zu tun. Beispielsweise in meinem eigenen Garten die chemische Keule zu verbannen, um Pflanzen zu stärken und so manches große oder kleine Tier dorthin zu locken. Der Wohlfühlfaktor, geboten durch Vielfalt, ist so für alle garantiert.

Wer wie ich in seinem Garten ohne Chemie gärtnern möchte, sollte sich jedoch auch ein wenig damit beschäftigen, wie die Dinge in der Natur zusammenhängen. Mein Tipp: Arbeiten Sie nicht nur im Garten, schuften Sie nicht nur, bis Ihnen der Schweiß von der Stirn rinnt, sondern verweilen Sie auch mal in Ihren Beeten und beobachten Pflanzen und Tiere – was passiert da eigentlich, welche Signale werden ausgetauscht, wie wird hier kommuniziert? Pflanzen sind nicht bloße organische Materie ohne jegliches Gefühl, sie reagieren vielmehr unmittelbar auf ihre Umwelt. Sie sehen, riechen und tasten wie die Tiere, nur ohne Nervensystem, aber trotzdem nicht weniger intensiv. Für mich gibt es kaum etwas Spannenderes, als dieses für uns fast unsichtbare Informationsnetzwerk zu begreifen, besonders weil vieles auch unterirdisch abläuft. Da gibt es eine große Datenbank, die wir noch zu entschlüsseln haben, um den Austausch immer besser zu verstehen. Und je mehr wir dieses uralte Überlebenssystem mit all seinen Fähigkeiten erkennen, umso wichtiger wird es, dies zu erhalten, denn wir Menschen sind ein Teil dieses faszinierenden Könnens. Manchmal vergessen wir das leider nur, weil wir uns selbst zu sehr im Blick haben, vergessen, dass wir ein Teil der Tier- und Pflanzenwelt sind, die uns umgibt. Wir haben uns zu sehr auf Lösungen kapriziert und dafür die Beobachtungen vernachlässigt.

Um uns wieder mehr in den evolutionären Kreislauf einzubinden und uns diesem auch nahe zu fühlen, haben wir Gärtnerinnen und Gärtner die Möglichkeit, in unserem eigenen Garten ein Stückchen gesunde Natur zu erhalten. Den Insekten eine Oase zu bieten, wo sie sich entfalten können, denn in der freien Natur gibt es immer weniger Rückzugsorte. Wenn auch Sie in Ihrem Garten auf Chemie verzichten, werden Sie beobachten können, wie die Natur stets dafür sorgt, dass alles im Gleichgewicht bleibt, bleiben muss. Da ist sie sehr hartnäckig und setzt eine Schar von freiwilligen Helfern ein – man kann auch von Soldaten sprechen –, sollte jemand auf die Idee kommen, die (Garten-)Herrschaft an sich reißen zu wollen. Jedes Insekt – selbst jene, die wir vielleicht vorschnell als Schädlinge bezeichnen – hat eine ihm eigene Aufgabe in dem ökologischen System, sonst wäre diese oder jene Art schon längst eingeknickt. Wir schreien auf, wenn Scharen von Nonnenraupen (Nonnen sind Schmetterlinge) Kiefern kahl fressen, eine Nadel nach der anderen, hemmungslos. Aber was ist der tiefere Grund dafür? Der Kahlschlag ist letztlich nichts weiter als eine Abwehrmaßnahme gegen die von Menschenhand angelegten Kiefernmonokulturen. Es ist immer wichtig, die verschiedenen Perspektiven im Blick zu behalten.

Herzlich willkommen in unserem Garten!

Riesige Kiefernplantagen sorgen für einen reichgedeckten Tisch, und so können sich die Insekten, die irgendwann einmal diese Nadelbäume für ihre Nahrungsgrundlage gewählt haben, aus welchen zufälligen oder weniger zufälligen Gründen auch immer, perfekt und in Massen vermehren. Diese Insekten haben in der Evolution ihren Platz gefunden, um zu überleben. Aber als das geschah, damals, vor Urzeiten, gab es noch keine Monokulturwälder in diesen Ausmaßen. Das war im Plan unserer Natur auch nicht vorgesehen. Kiefernplantagen lassen es nämlich nicht zu, dass Licht zum Boden durchdringt, sodass andere Pflanzen nicht wachsen können. Hätte die Natur das Sagen, hätte sie solche Ansiedlungen gekonnt verhindert. Und sie versucht es uns auch mitzuteilen, natürlich nicht uns Menschen speziell, doch in ihrer Art der Kommunikation. Überleben geht nur mit Vielfalt, und die wird erst wiederhergestellt, wo Nonnenraupen die Nadeln wegputzen und es wieder hell wird. Endlich ist es vorbei mit dem eintönigen Einerlei, das war ein eindeutiger Startschuss der Natur für Diversität.

Niemals vermehrt sich in der Natur etwas unkontrolliert – wenn nicht der Mensch seine Finger im Spiel hat. Die Natur hat ihre eigenen Waffen, um einzuschreiten, sie wartet nicht darauf, bis der Mensch mit einer gehörigen Portion Chemie anrückt. Sollte sie auch besser nicht, denn täglich können wir erleben: Das kann nur schiefgehen. Außer wir arbeiten im Einklang mit der Natur, dann können wir mit unseren Händen in fruchtbare Böden greifen, gesunde Pflanzen erleben und reiche Ernten einfahren. Dazu will dieses Buch Sie verleiten.

Gärtnern ohne Chemie ist also das Beste, was wir tun können, um unsere Umwelt zu schützen. Sind wir nun Befürworter für einen Biogarten, für organischen Dünger, für Pflanzenstärkung und für gesunde Lebensmittel, dann heißt das aber noch lange nicht, dass wir unseren Garten einfach der Natur überlassen. Es geht hier nicht um reinen Wildwuchs, dann wäre es auch kein Garten, der per se eine Form der gestalteten Natur ist. Wir werden in einem Garten geradezu herausgefordert, regulierend einzugreifen, aber diese Eingriffe sollten so schonend wie möglich sein. Und das geht.

Denn eine Tierart ganz aus unserem Grün zu verbannen oder gar willentlich auszurotten, führt nur dazu, dass wir eine völlig falsche Vorstellung von Schädlingen entwickeln. «Diese fiesen Viecher müssen wir loswerden», heißt es allerorten, aber die Plagegeister gehören mit zu unserem Garten, sie sind keineswegs so nutzlos, wie vielfach angenommen wird – und dass wir sie als störend empfinden, ist oftmals unserer anthropozentrischen Sichtweise geschuldet. Pflanzen sind da entspannter. Bei einer Attacke wie in dem US-Film Angriff der Killerbienen leiden eher die Menschen, pflanzliche Gewächse leben nämlich ganz gut mit fresswütigen Insekten und haben im Laufe der Evolution hervorragende und einfallsreiche Systeme entwickelt, um sich gegen sie zu schützen. Nehmen wir uns diese zum Vorbild, so können wir naturnah gärtnern, und zwar das ganze Jahr hindurch.

Wir sollten also alle Strategien, die wir in der Natur vorfinden, nutzen. Wir sollten die Eingreiftruppen, die sie uns schickt, dankend annehmen und nicht durch unüberlegten Chemieeinsatz noch mehr Schaden verursachen. Und wer mal einen Blick in meinen Garten im niedersächsischen Börßum wirft, kann sehen, dass wir auch ohne synthetische Stoffe schöne Tomaten, leckere Äpfel und tolles Gemüse ernten können. Wir bekommen auf diese Weise gesunde Nahrungsmittel, und unsere Kinder und ihre Freunde können unbesorgt die Früchte im Garten naschen, ohne Angst, es könnten ungesunde Rückstände darin sein.

Ich weiß, es gibt verschiedene Ansichten zu Gärten. Die einen wollen darin Kürbisse züchten, die so groß sind, dass man damit einen Preis gewinnen könnte oder ins Guinness-Buch der Rekorde kommt. Andere würden am liebsten alles so wachsen lassen, wie es die Natur will. Das kann in regelrechte Glaubensbekenntnisse ausarten, da wird dann mit harten Bandagen gekämpft. Doch mir geht es nicht um das eine oder das andere, nicht um extreme Positionen. Wir sollten Gärten aus meiner Sicht als Folgendes betrachten: als einen Übungsplatz zur Gestaltung unserer Welt.

Deshalb sollten wir unsere Sichtweisen auch regelmäßig hinterfragen, denn ein Schädling ist niemals nur ein Schädling, sondern immer auch ein Nützling. Es fällt nicht ganz leicht, so zu denken, das kann ich aus eigener Erfahrung sagen. Aber versuchen Sie es mal, denn eine geänderte Sichtweise kann uns ganz neue Möglichkeiten eröffnen, mit der Natur und nicht gegen sie zu arbeiten.

Vielleicht helfen ein paar Beispiele, um es noch anschaulicher zu machen: Wie jeder Gärtner kann ich Schnecken nicht gut leiden, gerade wenn sie in feuchten Sommern überhandnehmen und sich über alles hermachen, was ich gerade frisch gepflanzt habe oder ernten möchte. Aber auch diese schleimigen Dinger haben eine Aufgabe in unserem Garten: Sie beseitigen verwesende Abfälle und kleine tote Tiere. Die Weichtiere gehören wie viele andere Insekten auch zu den großen Aufräumern, sie bilden die Müllabfuhr, auf die keineswegs verzichtet werden kann. (Sie wissen bestimmt, wie es ist, wenn mal der Müll nicht abgeholt wird.)

Ein anderes Beispiel: Blattläuse mag man auch nicht gern, ganz und gar nicht. Sie sind Störfaktoren für unsere armen Pflanzen, diese sollen von ihnen befreit werden, besonders dann, wenn die kleinen Biester in gefühlten Milliarden an deren Stielen hocken. Aber Blattläuse gehören gleichzeitig zu den wichtigen Nahrungsquellen vieler Nützlinge und Vogelarten. Gibt es keine Blattläuse, gibt es weniger Vögel. Und das will erst recht keiner.

Die Insektenwelt ist ein wichtiger Baustein in unserem Garten. Verschwindet eine Art, sind die Konsequenzen nicht vorhersehbar. Manchmal kann das Aussterben eines Insekts größere Auswirkungen im ökologischen System haben als das eines Säugetiers. Die entscheidende Grundlage für eine gesunde Umwelt ist und bleibt die Artenvielfalt, da sich viele Insekten auf eine bestimmte Pflanzenart oder Familie spezialisiert haben, wodurch das gemeinsame Überleben gesichert wird.

Manche Insekten können bestimmte Pflanzen nicht riechen, bei bestimmten Pflanzennachbarschaften nehmen die Schädlinge Reißaus – und das können wir uns zunutze machen. Das Lilienhähnchen beispielsweise, ein hübscher Blattkäfer mit einem siegellackroten Halsschild, der mit kreisrunden Fraßspuren an Lilienblättern beginnt und am Ende nur noch das Gerippe übriglässt, mag partout keinen Salbei. Das heißt für Sie: Pflanzen Sie Ihre geliebten Lilien mit Salbei zusammen, und schon wird weniger gefressen. Möhren und Steckzwiebeln sind auch eine seit Generationen bekannte Kombination, dieses Duo hält unschlagbar die Zwiebelfliegen ab. Bohnenkraut hält wiederum die Schwarze Bohnenlaus von den Bohnen fern. Tomaten, Sellerie und Kohl gedeihen prächtig zusammen, zumal die Tomaten den gefräßigen Kohlweißling davon abhalten, sich auf den Kohl zu stürzen – ihr Geruch ist ihm zuwider.

Zum Gleichgewicht gehört genau das: dass Pflanzen sich gegenseitig positiv beeinflussen und schützen. Viele Insekten werden erst bei einer Monokultur zum Schädling, auch in Ihrem Garten, wenn Sie auf eine zu einseitige Bepflanzung setzen. Überall dort dagegen, wo zahlreiche Insekten- und Pflanzenarten in einem Garten vorkommen, muss der Biogärtner weniger tun. Er kann sich auf ein uraltes Gesetz verlassen: fressen und gefressen werden. Denn dieses Prinzip erzeugt die biologische Balance, die wir in unserem Garten benötigen, und verhindert die extreme Vermehrung einzelner Insekten, die dann zum Schädling werden.

Doch manchmal braucht auch ein noch so friedfertiger Gärtner ein kaltes Herz und eine scharfe Schere. Nämlich immer dann, wenn in Notfällen die eine oder andere Pflanze zurückgeschnitten werden muss. Dann muss auch der natürliche Pflanzenschutz aus Pflanzenextrakten eingesetzt werden. Solche Situationen treten bei langanhaltender schlechter Witterung auf, auch bei einer Umstellung zum Biogärtnern. Hier greifen wir trotzdem nur zu Mitteln aus der Natur. Auch das Einbringen von Nützlingen in den Garten kann in manchen Fällen gute Dienste leisten. Aus eigener Erfahrung möchte ich Ihnen mit auf den Weg geben: Manchmal ist weniger mehr. Brechen Sie nichts übers Knie. Tasten Sie sich langsam ran an die Natur. Lernen Sie durch Beobachten, achten Sie darauf, wie sich Ihre Pflanzen unter bestimmten Bedingungen verhalten. Verfolgen Sie mit, was in Ihrem Garten kreucht und fleucht. Nehmen Sie Ihre Kamera in die Hand und pirschen Sie sich an Pflanzen und Tiere heran. Ich habe das 2019 getan, alle vier Jahreszeiten hindurch – und viele meiner Fotos finden Sie in diesem Buch wieder. Ebenso wie ich werden auch Sie tolle Motive in Ihrem Garten finden.

Wenn Sie mit offenen Augen durch Ihren Garten gehen, wird sich Ihnen eine völlig neue Welt auftun. Sie werden auf einmal merken, dass eine Fliege nicht nur eine Fliege ist und damit lästig, sondern dass sie auch ein nützliches Wesen ist und beispielsweise Pflanzen bestäubt. Eine unverzichtbare Leistung für unser Ökosystem. Und mit Ihrem neuen Wissen fangen Sie auf einmal an, all das zu schützen, was Sie früher übersehen, was Sie gar nicht für wertvoll erachtet haben, weil es viel zu klein, zu unscheinbar, zu hässlich, zu ekelig oder zu bedrohlich auf Sie wirkte.

Die chemiefreie Arbeit in Ihrem Garten wird Sie verändern. Nicht nur, dass Sie nun bewusst gesundes Gemüse und Obst ernten werden, Ihre Sicht auf das Leben – das Kostbarste, was wir haben – wird sich verändern. Doch haben Sie Geduld, nicht immer klappt alles von Anfang an, manches muss man mal in dieser oder jener Variante ausprobieren, bis es so richtig mit dem chemiefreien Garten läuft. Ich selbst fühle mich oft genug in meinem Garten noch wie ein Azubi, lerne immer wieder etwas dazu. Reifeprüfung hin oder her, viel wichtiger ist das Umdenken, die Natur so zu nehmen, wie sie ist, und nicht, wie wir sie haben wollen. Ihre Schönheit lässt sich nicht am Ertrag von Kartoffeln und Äpfeln messen. Und Leben zu vernichten, hat die Welt noch nie zum Guten verändert.

Haben Sie Respekt vor dem kleinen Leben. Wir alle sind voneinander abhängig, ob groß oder klein. Es gibt ein chinesisches Sprichwort, das man jedem mit auf den Weg geben kann, der unüberlegt in den natürlichen Kreislauf eingreifen will: «Jeder dumme Junge kann einen Käfer zertreten, aber alle Professoren der Welt können keinen herstellen.»

ZwischenspielEine kurze Vision über das Bestäuben

Das, was ich im Folgenden erzählen werde, ist noch Zukunft, aber so ganz weit davon entfernt sind wir nicht:

Es ist ein sonniger Frühlingstag, und wir machen uns an die Arbeit. Meine Frau, meine Kinder und ich sind bewaffnet mit kleinen Pinseln, wir haben uns vorgenommen, die Obstbäume in unserem Garten zu bestäuben. Mit Leitern klettern wir hoch in die Bäume (die Kinder bleiben unten am Boden), um jede einzelne Blüte zu erreichen. Die Preise von frischem Obst sind in den letzten zwei Jahren um 300 Prozent gestiegen, da wollen wir so viel wie möglich selbst ernten. Supermarktobst schmeckt sowieso nicht so lecker wie selbst gepflücktes. Es wurde nicht transportiert, nicht gelagert, nicht zu früh vom Baum geholt.

Wir haben mit den Pinseln unser eigenes System entwickelt, um effektiv vorzugehen. Weil, wie es heißt, der Bestand an Wildbienen noch bedrohlicher gesunken ist. Diese Insekten sind jetzt vom Aussterben bedroht, weshalb wir selbst initiativ werden müssen. Es gibt technische Lösungen, wie die neuen Bestäubungsdrohnen aus China – die Drohne Maja, wie sie genannt wird –, aber sie sind für uns nicht bezahlbar. Doch ist es nicht fatal, fürs Bestäuben eine technische Lösung zu wählen?

Weiter mit der Handarbeit. «Fleißig wie die Bienen», diese Formulierung bekommt eine völlig neue Bedeutung für uns. Ich stelle mir vor, wie eine Sommerbiene, die nur eine Lebenszeit von ungefähr vier Wochen hat, sich in diesem Monat im wahrsten Sinne des Wortes totgearbeitet hat. Sie und alle anderen Artgenossen haben im Laufe der Evolution zusammen mit den Blühpflanzen ein System entwickelt, das perfekter gar nicht sein kann. Die Blüten locken mit Düften, auffälligen Formen und Farben, sie müssen ja mit anderen Pflanzen konkurrieren, denn jede will sich fortpflanzen und damit überleben. Die Signale, die sie aussenden, sind an die Sinneswelt der Fluginsekten angepasst, und die danken es den Blüten mit einem Anflug. Und der lohnt sich, die Insekten erhalten ein Gegengeschenk, Nektar und Pollen, leckere und energiereiche Mahlzeiten. Dabei hatte man bei diesem Vorgehen, das seit über hundert Millionen Jahren Bestand hatte, nicht einmal den Menschen im Blick gehabt. Er gewinnt nämlich, ganz unbeabsichtigt, bei diesem wilden Treiben die Erträge von Äpfeln, Birnen, Pflaumen, Erdbeeren oder Himbeeren. Sie fallen mit Hilfe von Insekten sogar wesentlich höher aus, als wenn eine Selbstbestäubung stattfindet. Und auch die Qualität der Ernte ist in diesem Fall nicht so großartig.

Nun gut, ich kann mit Pinseln nachhelfen, mein Garten ist nicht so groß, dass das nicht zu schaffen wäre. Aber wie sieht es global aus, braucht man dazu nicht die Drohnen?

Realität ist: Weltweit summt und brummt es auf diesem Planeten von Jahr zu Jahr weniger; Forscher sprechen von einer «globalen Bestäuberkrise». Aber würde man mit fliegenden Robotern, die so programmiert sind, dass sie gezielt Blüten bestäuben, die Krise in den Griff bekommen?

Warum gibt es eigentlich keine natürlichen Bestäuber mehr? Studien haben es zutage gebracht: Nicht der Klimawandel ist schuld am Aussterben der Sechsbeiner – alle Insekten haben sechs Beine, bei mehr oder weniger Beinen sind es keine –, sondern unsere Agrarwirtschaft, die nicht gerade als insektenfreundlich zu bezeichnen ist. Dafür nennt man sie intensiv. Monokulturen, wohin das Auge schaut. Mais in Hülle und Fülle. Kaum Mischkulturen. Für Insekten ist das so attraktiv wie ein zubetonierter Parkplatz vor einem Supermarkt. Würde man den Wild- und Honigbienen, den Wespen, Schmetterlingen und sonstigen tierischen Bestäubern nicht mit Unmengen von Pestiziden auf den Pelz rücken und würde man ihnen verschiedenste Pflanzen in vielfältigsten Lebensräumen wie Grünstreifen und feuchten Gräben überlassen, dann könnten sie ihren Job tun. Sie wissen nämlich, wie es funktioniert, da müsste der Mensch nicht mit Bioingenieuren auf den Plan treten. Flurbereicherung statt Flurbereinigung wäre dann die Devise. Der Mensch mit der Natur und nicht gegen sie. Was jedoch ein Umdenken erfordert. Seit Jahrzehnten hat man darauf hingewiesen, aber bislang hat man nur Augenwischerei betrieben. Konsequentes Handeln wurde unterlassen.

Deutschland ist ein Meer aus eintönigen landwirtschaftlichen Flächen geworden, in anderen Ländern sieht es nicht besser aus. Da regt man sich hierzulande auf, dass brasilianische Bauern Land im Amazonasgebiet zündeln, um Ackerbauflächen zu haben, dabei haben wir selbst unsere Naturschutzgebiete auf Mini-Inseln reduziert. Kein Wunder, dass wir einen Insektenrückgang verzeichnen. Dabei bilden Insekten das Fundament unseres Ökosystems. Als artenreichste tierische Gruppe sind sie nicht nur hervorragende Bestäuber, sondern regulieren auch unsere Schädlinge. Und sie stehen auf dem Speiseplan vieler anderer Arten. Doch dieses Fundament bröckelt, vielleicht ist es sogar dabei, völlig wegzubrechen.

Oft heißt es: Die Menschen machen alles besser. Auch bei der Bestäubung gibt es diese Devise. Doch nein, das stimmt nicht. Allein wenn ich an meine manuelle Bestäubung denke – welch ein Aufwand! Da sind Insekten einfach effizienter.

Damit meine Pinselei von Erfolg gekrönt ist, benötige ich etwa ein Kilogramm frisch gepflückte Blüten – und das täglich. Diese Blüten sammle ich in teils schwindelerregender Höhe, dabei musste ich mich anfangs ein wenig überwinden, die hübschen Blüten einfach abzuzupfen. Anschließend entferne ich die Blütenblätter in einem aufwendigen Prozess, nach der Methode: «Er liebt mich, er liebt mich nicht …» Margeriten und Gänseblümchen werden gern als Orakel benutzt, in diesem Fall geht es aber darum, die Pollen freizulegen. Ein Gramm Pollen muss ich zusammentragen, um als menschliche Biene einen Baum zu bestäuben. Am Tag kann ich, wenn ich von morgens bis abends tätig bin, etwa dreißig Obstbäume in meinem Garten bestäuben. Zum Vergleich: Ein Bienenvolk kann pro Tag bis zu 300 Millionen Blüten bestäuben – ein beachtlicher Unterschied. Für dieselbe Arbeitsleistung bräuchte ich mehr als 1500 tatkräftige Menschen.

 

Ich habe die Hoffnung, dass dieses eben geschilderte Schreckensszenario nie eintreten wird. Bislang schaffen die Bienen diese Arbeit – aber wie lange noch? Und so ganz abwegig und fern ist die Welt von Bestäuberdrohnen und Ähnlichem dann wieder auch nicht, wie Sie gleich noch sehen werden.

Festhalten können wir: Für Vielfalt sorgen, das ist unsere dringlichste Aufgabe für unseren Planeten. Wer Freude am Gärtnern und an Pflanzen hat, sieht in der Biodiversität aber nicht nur die Ökosysteme von Trockenwiesen und Urwäldern, sondern auch die Möglichkeit, botanische Vielfalt in den eigenen Garten zu bringen. Da gehören dann nicht nur die Pflanzen dazu, sondern auch die Tiere, die sich einstellen, wenn man günstige Bedingungen für sie schafft. Mit einem Teich im Garten lockt man Libellen und Kröten an, mit einer trockenen Landschaft mit Kies und Steinen eröffnet man Eidechsen einen Lebensraum.

Doch die Artenvielfalt, die Biodiversität geht durch die rücksichtslose Nutzung der Natur durch uns Menschen mehr und mehr verloren. Laut Experten haben wir noch etwas mehr als zehn Jahre, um die absolute Katastrophe abzuwenden. In dem UN-Bericht vom Mai 2019 steht, dass rund eine Million Arten (von insgesamt acht Millionen) vom Aussterben bedroht sind. Es ist das wohl größte Versagen der Menschheit – und eines, das vielleicht tatsächlich nicht behoben werden kann. Es ist das Versagen, unseren eigenen Lebensraum zu schützen. Der düstere Bericht verweist auf ein Scheitern auf mehreren Ebenen: ein Scheitern der Vorstellungskraft, ein Scheitern der Empathie und ein Scheitern der Willenskraft. Und alles in einer beängstigenden Schnelligkeit und global.

Unsere grüne Lunge – die Regenwälder am Amazonas – brennt, um Weideland für Rinder oder Ackerflächen für den Anbau von Soja zu bekommen. Und das nur, weil wir in Europa Steaks essen und mit Soja aus Brasilien unsere Rinder füttern wollen. Für ein Steak vergessen wir, dass die südamerikanischen Regenwälder massenhaft CO2 speichern. Und überhaupt: Jeder Baum, der stirbt, verbraucht den Sauerstoff, den er in seiner Lebenszeit produziert hat – und gibt das gespeicherte Kohlendioxid wieder frei. Durch Brandrodung werden Mengen an Kohlendioxid freigesetzt, unzählige Kohlekraftwerke könnte man dafür in Deutschland betreiben.

Wenn ich mit meinem Garten und allein auch nicht viel bewirken kann, so wäre es doch möglich, wenn wir alle (alle Gärtnerinnen und Gärtner, überhaupt alle Menschen) an einem Strang ziehen. Das würde schon ein wenig mehr nützen. Gehen wir gemeinsam vor, bedeutet das, dass jeder so handelt, wie er kann. Die Welt ist einzigartig, der größte Schatz, den wir besitzen. Und gemeinsam zu handeln, bedeutet auch, miteinander zu reden. Erzählen auch Sie Ihrem Nachbarn, Ihrer Arbeitskollegin von dem, was Sie über die Natur denken und was Sie erfahren haben, und nehmen Sie Zweiflern, die das Sterben von Arten oder die Klimakatastrophe für übertrieben halten, den Wind aus den Segeln.

Ich freue mich jedenfalls, wenn ich es schaffe, die eine oder andere Hobbygärtnerin, den einen oder anderen Hobbygärtner zur Biogärtnerin, zum Biogärtner zu machen, mit einem Herz für die Natur. Denn auch direkt vor Ort, also im eigenen Garten (oder auch auf der Terrasse oder dem Balkon), können Sie eine Menge dafür tun, dass sich Insekten, deren Lebensraum immer kleiner wird, wohlfühlen. Wenn man es genau nimmt, brauchen wir sogar häufig gar keinen großen Aufwand zu betreiben, denn viele Insekten benötigen nicht viel, der kleine wilde Fleck im Garten ist perfekt. Eine gute Ausgangsbasis.

Und nun: Herzlich willkommen in meinem Garten. In meinem realen Garten, in dem ich glücklicherweise zum Bestäuben noch nicht auf Leitern klettern muss. Ich weiß, dass ich mit meiner Art zu gärtnern dazu beitragen kann, ein massenhaftes Insektensterben zu verhindern. Sie können das auch. Und denken Sie nicht, was kümmert mich die einzelne Wildbiene, wenn in Brasilien der Urwald brennt, Hektar für Hektar vernichtet wird. Auch das Kleine kann große Veränderungen bewirken.

Teil 1Mein naturnaher Garten im Frühling

März

Aufwachen im Garten

Wie jedes Jahr kann ich es auch diesmal kaum abwarten, endlich wieder im Garten loszulegen. Nach und nach beginne ich damit, den Winterschutz einiger empfindlicher Hortensien zu entfernen. Ich weiß, dass es in der einen oder anderen Nacht noch Frost geben kann, doch für die Pflanzen ist das kein Problem. Wenn ich das nicht mache, ist ihnen in ihrem Winteroutfit – früher hatte ich immer Luftpolsterfolien genommen, nun bin ich hier zu biologisch abbaubaren Folien übergegangen, dazu als letzte Schicht Kokosmatten oder aufgeschnittene Jutesäcke – zu warm, und sie treiben unkontrolliert aus. Entferne ich den Winterschutz, so gewöhnen sie sich langsam an die steigenden Temperaturen und härten sich ab.

Im März wird es auch langsam Zeit, meinen Sommerflieder (Buddleja) auszulichten und zurückzuschneiden. Mache ich das erst im Herbst, ist die Gefahr sehr groß, dass er zu stark friert. Im Folgejahr treibt er dann nicht mehr aus und stirbt. Bei allen Gehölzen, die am einjährigen Holz blühen (also am Neuaustrieb), ist das zu beachten. Und durch den Rückschnitt im Frühjahr blühen sie umso schöner. Aber nicht nur der Sommerflieder wird gestutzt, auch der Eibisch (Hibiscus syriacus), die Bartblume (Caryopteris incana) und die Sommermagnolie (Magnolia sieboldii). Meinen empfindlichen Pfirsichbaum lichte ich gleich mit aus. Und die Kübelpflanzen, denen der Topf zu eng geworden ist, bekommen jetzt neue gute Erde an die Füße.

Meine Frau Silvia sät schon im März das erste Gemüse ins Freiland: Mangold. Ich kann es jedes Jahr kaum erwarten, dass es dann bald wieder Mangold in allen Variationen zu essen gibt. Die Möhren sind für unsere Hasen und die Pferde in der Nachbarschaft, und wenn ich Glück habe, bekomme ich auch eine ab. Radieschen und Spinat dürfen später wieder in der Küche verarbeitet werden.

Ich liebe meinen Sommerflieder wie auch viele Insekten, selbst bei invasiven Arten bin ich nachsichtig.

Der März ist auch Pflanzzeit für Rosen und Gehölze, die sich jedes Jahr unter mysteriösen Umständen in unserem Garten einfinden. Manchmal denke ich, wohin denn bloß damit, aber letztlich findet sich für jede Pflanze ein Zuhause. Für mich gibt es ja eigentlich kein Unkraut, aber in den Gemüsebeeten tummelt sich doch jede Menge unerwünschter Gewächse. «Nicht aufgeben», mahnt Silvia mich jedes Mal, wenn ich mich lieber anderen Dingen zuwenden möchte. So ist es notwendig, die ungezähmten dornigen Kletterrosen im Zaum zu halten. Denn vernachlässige ich die gelbe Schönheit, so verliert sie schnell ihre Blütenpracht. Kranke und abgestorbene Äste werden ausgeschnitten, die jungen, unverzweigten Triebe sorgen für die meisten und schönsten Blüten. Die Seitentriebe mit den getrockneten Hagebutten schneide ich auf eine Länge von circa 20 Zentimetern zurück. Die langen Haupttriebe werden gut am Rosengitter befestigt.

Ein Tipp: Graben Sie mal Bananenschalen ins Rosenbeet, das verhilft den Rosen zu einer prachtvollen Blüte. Warum? Die getrockneten Schalen von reifen Bananen sind ein perfekter organischer Dünger, denn sie enthalten eine Menge wertvoller Mineralien, darunter Kalium, Calcium und Magnesium. Dazu kommen Stickstoff und etwas Schwefel. Am besten Biobananen verwenden, denn die konventionellen Früchte werden mit Fungiziden behandelt, manchmal werden die Pilzbekämpfungsmittel auch vom Flugzeug aus versprüht – wissend, dass wir die Schale nicht mitessen. Damit sich die Bananenschalen im Boden schnell zersetzen, schneiden Sie diese am besten in kleine Stücke.

Überhaupt blüht es in unserem Garten schon kräftig: Schneeheide, Kornelkirsche, Märzenbecher, Blausterne, Krokusse und die ersten Magnolienblüten zeigen sich.

Honigbienen haben Imker

Zu Beginn des Frühlings sind die ersten Insekten in unserem Garten unterwegs. Sie fliegen zielgerichtet die Frühblüher an, Primeln, Hornveilchen oder Zwiebelpflanzen (Narzissen, Osterglocken, Krokusse), all diese sind wichtige Pollen- und Nektarquellen nach dem Winter. Die ersten Insekten, die ausschwärmen und die wir wahrnehmen, sind Honigbienen (die wohl ältesten und bekanntesten Nutzinsekten) und Hummeln. Wer genau hinschaut, kann die Honigbiene sehr schnell erkennen, ihr Körper ist braun und fast überall behaart, die Flügel sind glasig-bräunlich, die Fühler recht kurz.

Nektar sammeln Bienen nicht nur für sich, einen Teil der Nahrung würgen sie auch verarbeitet wieder aus und füttern damit ihre Larven. Oder die Beute wird in ihrem Bienenstock in Waben gespeichert, als Nahrung für den Winter. Raubt man den Bienen diesen Honig, sterben sie, doch ein Imker erntet nur das obere Abteil vom Bienenstock ab, den Honigraum, die Brut und der Vorrat des Bienenvolks bleiben unberührt im unteren Abteil, dem Brutraum. Zusätzlich werden den Bienen andere Zuckerquellen geboten.

Vom Bienensterben, vor dem immer wieder gewarnt wird, ist die Honigbiene nicht betroffen. Jedenfalls: Solange es Imker gibt, wird es auch die Honigbiene geben. Ist mit der Honigbiene Geld zu verdienen, steigt auch die Anzahl der Bienenstöcke. Und schaut man sich Statistiken der Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO) an, dann haben sich seit den sechziger Jahren die kommerziellen Bienenstöcke weltweit fast verdoppelt, besonders in Asien hat die Zahl der Honigbienen stark zugenommen (plus 426 Prozent), in Afrika sind es immerhin 130 Prozent und in Südamerika 86 Prozent. Einzig in Europa verringerte sich die Zahl, hier sind aktuell etwa 26 Prozent weniger Bienenvölker beheimatet als noch 1961. In Deutschland gibt es aber seit einigen Jahren eine leichte Gegenbewegung, was sicher mit einer Sensibilisierung für die Bienen zu tun hat.

Eine Honigbiene bei der energiezehrenden Arbeit

Im Winter 2003/2004 mussten professionelle Imker Verlustraten von 30 bis 80 Prozent hinnehmen. Nach den außergewöhnlich hohen Sterberaten wurde das deutsche Bienenmonitoring-Projekt (DeBiMo) gestartet, seit 2010 wird es aus Mitteln des Bundes gefördert. Exemplarisch beobachten Experten hierbei 1200 Bienenstöcke, um das Sterben der Honigbienen zu dokumentieren und die Gründe dafür zu identifizieren. Dabei erheben die Wissenschaftler Daten zur umgebenden Vegetation der Bienen, zu ihren Haltungsbedingungen, zu Krankheitserregern und Pflanzenschutzmitteln. Dabei kam heraus, dass die Varroamilbe für unsere heimischen Bienen gefährlich werden kann. Diese Milbenart wurde Ende der siebziger Jahre aus Asien eingeschleppt, und während die asiatischen Bienen ohne große Probleme mit einem Varroa-Befall zurechtkommen, verursacht ein solcher bei unseren heimischen Bienen großen Schaden.