Der Plan Gottes - Christian Hagen - E-Book

Der Plan Gottes E-Book

Christian Hagen

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Beschreibung

Gott hat einen Plan für diese Welt. Dieser Plan ist so gewaltig und überwältigend, so großartig und einmalig, dass man einfach von ihm erzählen muss. Doch leider ist der Plan Gottes in der modernen Theologie oftmals verschollen gegangen. Nur wenige erkennen in der grandiosen biblischen Erzählung, um was es Gott wirklich geht. Gottes weltumspannendes Unternehmen zur Rettung der ganzen Schöpfung wird in der Bibel geschildert. Der Autor des vorliegenden Buches nimmt die Leserschaft mit auf biblische Reise von den Anfängen bis zur Vollendung der Welt. Lassen Sie sich inspirieren von der Größe und Erhabenheit der Heiligen Schrift und von Gottes Plan, an dem wir selbst mitwirken dürfen. Der Autor, Christian Hagen, geboren 1977 in Österreich, ist verheiratet und Vater von vier Kindern. Er lebt und arbeitet momentan in der Schweiz als Prediger einer Freikirche.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 209

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Für Michaela, die Frau meiner Träume

und meines Lebens

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 0 – das Vorwort / Eph. 3,9-12

Kapitel 1 – die Schöpfung / 1. Mose 1,1-2,4

Kapitel 2 - der konkrete Blick in die Schöpfung / 1.Mose 2,5-25

Kapitel 3 – der Fall / 1.Mose 3,1-24

Kapitel 4 – der Mord / 1.Mose 4,1-16

Kapitel 5 – die Geburt der menschlichen Zivilisation / 1.Mose 4,17-26

Kapitel 6 – die Genealogie des Todes / 1.Mose 5,1-32

Kapitel 7 – die Flut / 1.Mose 6,1 – 9,29

Kapitel 8 – der Stadtbau zu Babel / 1.Mose 11,1-9

Kapitel 9 – der Ruf / 1.Mose 12,1-9

Kapitel 10 – die Rolle Israels / 5.Mose 4,5-6

Kapitel 11 – das Evangelium des Königreiches Gottes / Lukas 1,26-38

Kapitel 12 – der Start der Kampagne / Lukas 4,14-30

Kapitel 13 – der Einzug in Jerusalem / Lukas 19,28-44

Kapitel 14 – die Tempelreinigung / Lukas 19,45-48

Kapitel 15 – das Kreuz / Johannes 14,15-31

Kapitel 16 – die Auferstehung / Offb. 21,1-27

Kapitel 17 – das Pfingstfest / Röm. 8,9-15

Kapitel 18 – die Vollendung des göttlichen Plans / Psalm 8

Kapitel 0 – das Vorwort / Eph. 3,9-12

Liebe Leserinnen und Leser,

Es hat sich ein Irrtum in der Christenheit eingeschlichen. Viele denken, dass Gott zwar durchaus existiert, dass Er aber die Welt sich selbst überlässt. Sie rechnen nicht mit Seinem Eingreifen und erwarten von Ihm nichts großes mehr.

Aber Gott hat einen Plan mit uns und der Welt! Und diesen Plan verfolgt Er gezielt und erfolgreich bis zum Ende.

Vor Anbeginn der Zeit war der Plan bei Gott beschlossen und hat sich seither nicht geändert.

Wer die Bibel mit offenen Augen und lernwilligem Herzen liest, wird den roten Faden von Gottes kosmischem Vorhaben erkennen.

Doch vielen von uns Christen ist dieser Plan schleierhaft.

Das liegt daran, dass wir verlernt haben, die Bibel als Geschichte zu lesen, die in sich schlüssig und konsequent ist. Zumindest mir ging es die längste Zeit so. Ich behandelte die Bibel wie einen Steinbruch, wo ich mal hier etwas herausnahm und dann dort etwas, um mir eine Theologie zu bauen.

Bibelzitate, die mir lieb waren, nahm ich heran, um ein Fundament zu legen, auf das ich dann andere Bibelzitate legen konnte, um ein Gebäude zu errichten. Doch ich merkte immer wieder, dass mein Gebäude wackelig und instabil war.

Bibelstellen, die mir nicht gefielen, ließ ich einfach weg. Ich erklärte sie für unwichtig oder mindestens nebensächlich, vielleicht sogar für überholt.

Doch diese Art, die Bibel zu lesen und zu studieren, ergab immer weniger Sinn für mich. Die Steine, die ich herausbrach, passten nicht wirklich zusammen. Es gab Lücken, die sich nicht füllen, und ganze biblische Abschnitte, die sich nicht einfügen ließen.

Am Ende hatte ich eine Theologie, die löchriger war als ein Schweizer Käse, und ein Gedankengebäude, das viel zu klein für unseren großen Gott ist.

Doch dann begann ich die Bibel als Geschichte zu lesen, als die große Welterzählung. Natürlich gibt es noch immer Stellen, die ich nicht verstehe, aber mein Fundament ist jetzt viel stabiler und fester. Es gibt mehr Raum im Inneren und die Lücken schließen sich zusehends.

Mein theologisches Denken seit der Entdeckung, dass die Bibel kein Lexikon, sondern ein göttlicher Roman ist, hat sich geweitet und mir den Blick auf einen gewaltigen, alles umfassenden Gott geöffnet – einen Gott mit einem Plan!

Eines meiner größten theologischen Fragezeichen befand sich stets an der Himmelspforte: Ich wurde als Kind gelehrt, das Ziel des Lebens im Glauben sei, irgendwann den irdischen Leib abzustreifen, um dann diese verkorkste Welt hinter sich zu lassen und als Geistwesen im Himmel die Ewigkeit zu verbringen. Diese Lehre war so tief in mir verankert, dass ich sie kaum hinterfragte, obgleich sie mir immer schon unlogisch erschien.

Heute weiß ich: Diese Überzeugung (dass wir als Geistwesen ohne Körper nach dem Tod auf ewig im Himmel sein werden, vielleicht mit einem paar Flügeln) ist nicht biblisch. Sie ist noch nicht christlich und auch nicht jüdisch. Sie ist durch und durch griechisch und platonisch.

Im Grunde ist sie nur eine Parodie des wirklichen Versprechens, das Gott uns gegeben hat.

Gottes Vorhaben mit der Menschheit und der Welt ist weitaus größer. Das Evangelium, recht verstanden, ist umfassender und faszinierender als alles, was ich jemals für möglich gehalten hätte.

Ich glaube, es gibt viele Christen, die ähnliche Probleme mit ihrer Theologie haben, wie ich sie hatte.

Deshalb bin ich überzeugt, dass die Christenheit dem großen, gewaltigen und revolutionären Narrativ der Bibel ganz neu und ganz unbefangen nachspüren muss. Wir brauchen eine erneuernde Inspiration von der wahren Größe des Planes Gottes.

Es geht Gott nämlich gar nicht darum, uns in den Himmel zu holen. Das war niemals der Plan!

Gott bringt den Himmel zurück auf die Erde und auf der so erneuerten Erde werden wir auferstehen und leben. Das ist der ewige Plan!

Für mich war diese Einsicht völlig neu.

In der Annahme, dass es auch anderen so geht wie mir, habe ich mich entschlossen, einen Streifzug durch das Wort Gottes zu unternehmen. Ich freue mich, dass ihr euch bereit erklärt habt, mich auf dieser Reise zu begleiten.

Am Einfachsten, so dachte ich mir, ist es, wenn ich euch zu den einzelnen Kapiteln der Bibel oder zu den Schwerpunkten der Geschichte Israels und der frühen Gemeinde Briefe schreibe.

Wir kennen uns zwar persönlich (vermutlich) nicht, aber ich stelle mir bei meiner Schreibarbeit gerne ein Gegenüber vor, dem ich zu erklären versuche, was ich herausgefunden habe.

Aber, meine Lieben: Nehmt bitte das, was ich sage, nicht einfach achselzuckend hin.

Prüft es vielmehr und betet darüber. Überlegt, was das, was ich anhand der biblischen Erzählung aufzeige, mit eurem Leben zu tun hat. Sprecht mit anderen darüber, äußert eure Zweifel und Bedenken. Und lest vor allem selbst die Bibel! Und zwar nicht so, dass ihr euch irgendwelche Bruchstücke rauspickt (wie ich das auch oft und gerne getan habe), sondern indem ihr dem roten Faden innerhalb der Bibel folgt.

Ich hoffe, dass euch meine Briefe zum Segen werden und dass ihr immer wieder ins Staunen kommt, genauso wie ich immer wieder neu staune– denn ich habe eines erfahren dürfen:

Gott hat einen Plan! Er hatte schon immer einen Plan!

Diesen Plan hat Er der Gemeinde offenbart (das behaupte nicht ich, sondern Paulus!).

Die Bibel erzählt uns von diesem Plan und wie Gott ihn in die Tat umsetzt.

Seid gesegnet,

Christian

PS: Ich würde euch empfehlen, immer den Bibeltext in der Überschrift zu lesen und über ihm zu beten, bevor ihr euch in meine Briefe vertieft.

Kapitel 1 – die Schöpfung / 1. Mose 1,1-2,4

Liebe gewollte und geplante Geschöpfe Gottes,

Um Gottes Plan für die Menschheit und die Welt zu erkennen, müssen wir ganz am Anfangen beginnen. Ich möchte deshalb ohne große Umschweife mitten in den ersten Text der Bibel mit euch vorstoßen.

Denn dieser Text hat es in sich! Was er behauptet, ist so gewaltig, so unfassbar, so wundervoll, dass man es nicht besser ausdrücken kann. Es ist ein radikaler, frischer, emotionaler, revolutionärer Text, der das Potential hat, die Welt zu erschüttern – wenn er ernst genommen wird!

Wenn ihr die Möglichkeit habt, dann hört auch mal die Vertonung dieses Textes von Ben Becker an! Gänsehaut garantiert!

„Am Anfang schuf Gott…“

Was für eine Aussage! Nur ein paar Worte ganz zu Beginn des Heiligen Buches, das wir Bibel nennen. Aber was für Worte!

„Am Anfang schuf Gott…“ Dieser Satz, gesprochen in eine ungläubige, gefallene Welt voller falscher Götter und weltlicher Ideologien, ist imstande, emotionale Schockwellen auszulösen.

Die Welt hasst diesen Satz! Sie will nicht, dass am Anfang Gott schuf. Sie will sich selbst erschaffen haben.

Im Englischen kommt dieser Satz sogar noch gewaltiger daher: „In the beginning God …“ Also: Im Anfang Gott! Erst dann der Akt der Schöpfung.

Meine Lieben, es gibt großartige Wahrheiten, die es sich zu erzählen lohnt.

Die großartigste Wahrheit aber, die alle anderen Wahrheiten übertrifft und in den Schatten stellt, lautet: Es gibt einen Gott! Im Anfang Gott!

Wir sind nicht allein! Da draußen, dort droben, da hinten ist Einer, der grösser und mächtiger und erhabener und schöner und vollkommener ist, als wir uns das jemals ausmalen könnten.

Es gibt einen Gott. Das ist die erste Grundbotschaft, die uns die Bibel ganz am Anfang mitteilt.

Eine ewige, unveränderliche, absolute Wahrheit lautet demnach auch: „Im Anfang schuf Gott…“ Nicht der Zufall, nicht die Logik, nicht eine Ideenwelt schuf, was wir sehen und berühren können, was wir schmecken und riechen und wahrnehmen. Gott schuf! Er ist die Realität hinter unserer sichtbaren Wirklichkeit.

Aber im ersten Satz der Bibel steckt noch eine andere, radikale Wahrheit. „Im Anfang schuf Gott…“ heißt auch:

Gott allein schuf die Welt! Niemand sonst.

Und Er schuf die Welt allein!

Wie Welt wurde nicht durch zwei, nicht durch drei und auch nicht durch mehrere, vielleicht sogar unzählige Götter geschaffen.

Gott schuf sie aus eigenem Antrieb und aus eigener Kraft allein!

Dieser kurze Satz war für die damalige Zeit, als die biblischen Schriften entstanden, hochexplosiv. Und er ist es heute noch genauso.

Er behauptet: Es gibt nur einen Gott, und zwar diesen einen Gott, der im Anfang schuf. All die anderen Götter, die damals und heute angebetet werden, sind in Wahrheit gar keine Götter.

Dieser Gott, von dem die Bibel spricht, schuf am Anfang alles, was es gibt – Licht und Finsternis, Himmel und Erde usw. Alles! Nichts, das geschaffen ist, ist ohne Ihn geschaffen worden.

In der Zeit, in der die ersten Bücher der Bibel niedergeschrieben wurden, da standen diese Aussagen völlig quer im Raum.

Damals, vor knapp 3000 Jahren hatte jedes Volk zur Entstehung der Welt einen eigenen Mythos entwickelt. Bei den einen entstand die Welt aus einem gewaltigen, blutigen, teilweise verheerenden Kampf der Götter.

Andere erzählten, dass es so etwas wie eine Urgottheit gegeben habe, die sowohl kleinere Götter als auch die Elemente der Natur hervorbrachte. Oft waren die Götter sogar selbst nichts anderes als die Elemente der Welt oder so etwas wie Grundprinzipien in der Welt.

All den Mythen gemeinsam war, dass immer, wirklich immer, die Götter selbst irgendwo und irgendwie Teil dieser Welt waren. Nur die Bibel erzählt von einem Gott, der außerhalb der Schöpfung existiert und der deshalb auch ganz anders als alles Geschaffene ist.

Um zu begreifen, wie radikal und kontrovers die Schöpfungserzählung der Bibel ist, bitte ich euch daher kurz, euch 3000 Jahre in die Vergangenheit zurückzuversetzen und euch etwas vor Augen zu führen.

Da gibt es diese großen und mächtigen Nationen im Nahen Osten und in Nordafrika (Babylon, Persien, Assyrien, Ägypten…). Und zwischen diesen Nationen lebt ein kleines Volk, Israel.

Dieses Volk behauptete nichts weniger, als dass es vom einzig wahren Gott aus der Sklaverei in Ägypten befreit und ins Land Kanaan geführt worden sei. Dabei habe sich Gott gerade ihm in besonderer Weise offenbart und ihm Weisheit, Erkenntnis und Wegweisungen geschenkt.

Es sagte weiter, dass all die Götter der großen Nationen in Wahrheit nichts seien.

Man bedenke: Diese Nationen, denen das ehemalige Sklavenvolk so etwas aufs Auge drückt, sind hochentwickelt. Sie verfügen über starke Heere, mächtige Könige und effiziente Staatsapparate. Es existiert in ihnen eine gebildete Elite, die in den großen Städten eifersüchtig über Religions- und Weltanschauungsfragen wacht.

Israel hingegen wirkt mickrig. Das Land Kanaan ist flächenmäßig überschaubar und ressourcenarm. Die militärische Macht Israels ist begrenzt. Bildung ist in weiten Teilen noch ein Fremdwort. Das Land lebt von Bauern und der Landbevölkerung.

Die Nachbarvölker schauen also sehr geringschätzig auf die Hebräer herab. Für viele ist dieses kleine Völkchen nur ein Fliegendreck auf der Landkarte des Nahen Ostens. Manche würden es am Liebsten einfach wegwischen.

In diese Lage hinein schreibt unser Autor im Auftrag Gottes und inspiriert von Seinem Geist etwas nieder, was für die damaligen religiösen Führer der Nachbarvölker ein Schlag ins Gesicht war.

Der Autor sagte, wie ich bereits oben erwähnte: „Gott ist nicht Teil der Welt. Er ist außerhalb der Welt. Er steht über dieser Welt und hält sie in Seiner Hand. Er ist mächtiger als all eure Lokal-Gottheiten.“

Ja, mehr noch: Er sagt, dass es nur einen Gott gibt und dass damit die Götter der Babylonier, der Ägypter, der Assyrer und wie sie noch heißen mögen, alle gar nicht existieren. Sie sind nur Schall und Rauch, während der Gott der Hebräer, JHWH, real ist.

Die Bibel nennt sie deshalb „Götzen“ oder „Nichtse“.

Damit macht der Autor all den Mythen der mächtigen Völker einen Strich durch die Rechnung. Er erklärt sie alle für Unsinn und schmettert ihnen ein entschiedenes „Nein!“ entgegen.

Nein! Die Welt entstand nicht als Nebenprodukt eines Kampfes der Götter.

Nein! Die Welt entstand nicht aus einer Über-Gottheit, die irgendwie noch in der Welt als Prinzip tätig war.

Nein! Die Welt war nicht schon immer da, wie es die Philosophen zuweilen behaupteten.

Nein! Gott hatte kein Ur-Material für die Schöpfung zur Verfügung. Das hatte Er gar nicht nötig. Er schuf aus dem Nichts! Und Er schuf es ganz allein, ohne Hilfe von anderen Göttern, ohne vorherigen Kampf, weil es nämlich gar keine anderen Götter neben Ihm gibt!

In diesem Nein zu allen gängigen Mythen findet sich jedoch auch Gottes großes Ja.

Ja! Die Welt wurde bewusst und gewollt ins Leben gerufen, indem der Allmächtige sprach!

Ja! Die Welt und das Leben an sich haben einen Ursprung und einen Sinn!

Ja! Es steckt ein Plan und ein Ziel in der Schöpfung!

Ja! Er schuf sogar allein durch Sein Wort! Er sprach und es wurde! So mächtig ist Er!

Das war ein Frontal-Angriff auf alle anderen Götter, eine Herausforderung, eine Kampfansage, eine Provokation, die nach einer Reaktion verlangt – und das schon im allerersten Satz der Bibel: „Zeigt mir einen Gott, der so mächtig ist wie der HERR. Zeigt mir einen Gott, der allein durch Sein Wort die Monde und Sterne schafft! Jene Monde und Sterne, die ihr gemeinhin als Gottheiten anbetet und denen ihr opfert, obwohl sie nur Lichter am Firmament sind.“

So ist der erste Satz der Bibel ein wahres Pulverfass im Kampf der Weltanschauungen – bis heute!

Aber eine andere Aussage, die mir besonders wichtig ist, war für die Zeitgenossen des Autors vielleicht noch schwerer zu schlucken als der jüdische Monotheismus.

Sechs Mal wird nämlich im Hinblick der Schöpfung der Satz wiederholt: „Und Gott sah, dass es gut war!“

Es ist wie ein Trommelschlag, ein unnachahmlicher Rhythmus, eine Musik, zu der wir tanzen und über die wir Lieder anstimmen. „Und Gott sah, dass es gut war! Und Gott sah, dass es gut war!“

Wenn du diesen Brief hier liest, zeigt das, dass du über Geld verfügst. Zumindest hast du genug Geld, um dir ein Buch wie dieses zu kaufen. Vermutlich bist du also materiell abgesichert und hast ein Dach über dem Kopf. Vermutlich bist du es gewohnt, dass es jeden Tag zwei bis drei Mahlzeiten gibt und dass der Kühlschrank immer etwas für dich bereithält. Vielleicht kannst du deshalb auch in die Welt schauen und irgendwie sagen, „dass es gut ist.“

Aber in vielen Teilen der Welt können die Menschen das nicht sagen. Sie leiden Hunger und Durst, leben in Kriegsgebieten, sind Vertriebene und Unterdrückte, werden schon in jungen Jahren krank und sterben.

Zu jener Zeit, als die ersten Worte der Bibel verfasst wurden, war es jedenfalls so wie heute in den ärmeren Regionen der Welt. Wenn die Menschen ihre Umwelt betrachteten, sahen sie oft nur, dass das Leben hart, schwer und voller Entbehrungen war.

Sie erlebten Jahre der Dürre und der Missernten. Sie wurden von schrecklichen Tyrannen unterdrückt und ausgebeutet. Die Welt war voller Gefahren, voller wilder Tiere und angsteinflößender Naturphänomene. Die Nächte waren dunkel und man wagte sich in der Finsternis nicht gerne aus dem Haus oder aus dem Zelt.

Für solche Menschen waren die Aussagen der ersten Schöpfungserzählung fast ein Schlag ins Gesicht. In ihrer Logik und Weltsicht war klar, dass die Welt ein Kriegsgebiet oder bestenfalls ein Gefangenenlager war. Viele dachten, dass die Menschen als Sklaven der Götter geschaffen wurden.

Hier auf der Erde war für die Menschen eben gar nichts gut und das war immer schon so gewesen. Ihre Mythen haben das so ausgedrückt und erklärt.

Aber da kam dieses kleine Völkchen ehemaliger Sklaven, geleitet und inspiriert vom Heiligen Geist, und hat gesagt „und Gott sah, dass es gut war.“

Dass es Licht und Finsternis gibt – das ist gut so.

Dass es Tag und Nacht gibt – das ist gut so.

Dass es Himmel und Erde gibt – das ist gut so.

Dass Vögel im Himmel fliegen und Fische im Wasser schwimmen – das ist gut so.

Dass Tiere und Menschen gemeinsam die Erde bevölkern – das ist gut so.

Als Gott am Ende auch noch den Menschen schuf, als alles seinen Platz eingenommen und seine Ordnung hatte, da war alles sogar „sehr gut“.

Kannst du dir vorstellen, wie ungeheuerlich diese Aussagen waren?

Viele fanden das damals sicherlich lächerlich und anstößig. So sahen die meisten Menschen die Welt nicht. Und so wollten sie sie oft auch gar nicht sehen. Vielleicht ist das heute bei vielen Menschen ähnlich. Sie wollen oder können die Welt nicht mehr als guten Ort sehen.

Apropos Mensch: Ist dir schon aufgefallen, wie in dieser Erzählung vom Menschen gesprochen wird?

In einer Bibelübersetzungen klingt das so:

Dann sprach Gott: Lasst uns Menschen machen als unser Bild, uns ähnlich! Sie sollen walten über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels, über das Vieh, über die ganze Erde und über alle Kriechtiere, die auf der Erde kriechen. Gott erschuf den Menschen als sein Bild, als Bild Gottes erschuf er ihn. Männlich und weiblich erschuf er sie. Gott segnete sie und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehrt euch, füllt die Erde und unterwerft sie und waltet über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die auf der Erde kriechen!

Zwei Mal verweist der Text darauf, dass der Mensch zum Abbild Gottes gemacht ist. Und zweimal verknüpft er das direkt mit dem Auftrag, dementsprechend über die Welt zu regieren. Das ist wichtig! Denn aufgepasst:

Vor 2500 bis 3000 Jahren lehrten die großen Imperien, dass nur die ganz Mächtigen und ganz Reichen irgendwie Abbilder (Repräsentanten) der Götter oder ähnliches waren – und natürlich fast nur Männer (die Könige, Tyrannen, Pharaonen…)!

Gott sagt aber schon ganz zu Beginn der Bibel, dass alle Menschen zum Abbild Gottes geschaffen sind. Alle Menschen! Unabhängig von Hautfarbe, Herkunft, sozialer Schicht, Macht, Ansehen, Bildung, Alter und Geschlecht.

Alle Menschen sind zum Abbild Gottes geschaffen und deshalb haben auch alle Menschen gemeinsam den Auftrag, über die Welt zu herrschen – zusammen und gleichberechtigt!

Das Wort, das im Deutschen mit Abbild übersetzt wird, meint übrigens so etwas wie „Repräsentant“. Es wird zum Beispiel für Standbilder verwendet, die ein König XY in den Provinzen seines Reiches aufstellen lässt. Diese Standbilder machen klar: Hier regiert König XY! Wo diese Standbilder stehen, da ist sein Hoheitsgebiet.

Wenn die Bibel also von Abbild spricht, bedeutet das nicht, dass die Menschen gottähnlich sind, sondern dass sie Ihn in die Welt widerspiegeln sollen. Die ganze Menschheit soll Gott in der Welt würdig repräsentieren. Während der König im Himmel thront, ist es unser aller gemeinsamer Auftrag, Seinen Plan und Seine Anordnungen auszuführen.

Gott regiert die Welt durch Menschen! Das steht schon ganz zu Beginn der Bibel. Das ist Teil Seines Planes, der sich nicht ändern wird!

Das muss uns bewusst sein. Gott regiert nicht einfach wie ein Willkürherrscher, der seine Macht ausspielt und mit einem Fingerschnippen dies oder jenes erzwingt. Gott regiert durch Mit-Regenten – und das sind wir, die Menschen. Dazu sind wir geschaffen.

Gott regiert also die Welt durch Menschen. Wenn ihr das im Hinterkopf behaltet, werdet ihr Gott und die Welt besser verstehen. Viele Fragen werden sich so ganz einfach lösen lassen; auch Fragen beim Bibellesen und bei theologischen Fragen (wie zB. Wieso gibt es Leid in der Welt, wenn Gott doch allmächtig und wenn Gott doch Liebe ist?)

Gott regiert die Welt durch alle Menschen gleichberechtigt. Das war für die Herrschenden aller Zeiten ein gefährlicher Gedanke.

Die Herrscher der umliegenden Völker sagten, Israel würde eine Anarchie propagieren und den Status-Quo untergraben.

Ganz unter uns: Damit hatten sie zum Teil natürlich recht. Denn kein Mensch soll über einen anderen Menschen willkürlich herrschen. Im Buch des Predigers (Kapitel 8, Vers 9) heißt es dementsprechend auch: „All dies sah ich, und ich achtete auf alles, was unter der Sonne getan wurde: Schlecht ist für den Menschen eine Zeit, in der der Mensch Macht hat über den Menschen.“

Nun, für dich, der du in Europa lebst, ist der Gedanke, dass alle Menschen gleichwertig und gleich würdig sind, vermutlich geläufig und du findest ihn gar nicht gefährlich. Er findet sich sogar in vielen unserer Gesetzesbücher und Staatsverfassungen.

Aber lass dir eines gesagt sein: Dieser Gedanke der Menschenwürde konnte sich nur in jenen Ländern entwickeln, wo es die Bibel gab – und wo eben auch diese Schöpfungserzählung tief in der Kultur verwurzelt war.

Oder hast du dir schon mal überlegt, wieso die Menschenrechte ausgerechnet in Europa entstanden und wieso man nirgendwo sonst auf der Welt auf den Gedanken kam, dass alle Menschen von gleichem Wert und gleicher Würde sind? In keiner Religion und keiner Philosophie (auch nicht bei den Griechen, wie viele irrtümlich meinen!) spielte dieser Gedanke eine Rolle. Wenn du mal Zeit und Lust hast, empfehle ich dir das Buch „Das Buch der Mitte“ von Vishal Mangalwadi.

Nur den Hebräern, den Juden, dem Volk Israel hat Gott diese unumstößliche Wahrheit offenbart. Das war ein wunderbares Geschenk für Israel selbst und ein Segen für die ganze Menschheit.

Der Jude Jesus von Nazareth hat durch Sein Leben und Sterben und Auferstehen dieses Geschenk für die ganze Welt geöffnet.

Aber kehren wir doch lieber schnell zurück zum ersten Kapitel der Bibel. Denn etwas merkwürdig ist es schon. Wieso soll denn der Mensch im Sinne Gottes und als Sein Repräsentant über die Welt herrschen, wenn sie doch in sich sehr gut ist. Wozu braucht es an einem Ort, der makellos ist, einen Regenten?

Die Antwort liegt darin, dass selbst in einer sehr guten Welt das Potential zur Unordnung steckt.

Das bedeutet: Die Welt war auf ihre Art vollkommen, aber sie war noch nicht vollendet. Sie hatte noch Möglichkeiten, die sich entwickeln und entfalten sollten.

Sie war sehr gut, aber noch nicht vollständig von Leben erfüllt. Die Tiere und die Menschen sollten sich vermehren und über die Welt ausbreiten, bis über dem ganzen Erdenrund ein Gewimmel an Leben herrscht.

Und genau hier müssen wir kurz anhalten und nachdenken.

Gott schafft eine Welt, die sehr gut ist. Diese Welt verfügt aber nur über einen begrenzten Raum. Und Gott ordnet an, dass sich die Tiere und die Menschen ausbreiten und vermehren sollen.

Das bringt ein gewisses, aber sehr konkretes Konfliktpotential mit sich. Tiere und Menschen können sich nämlich nicht unendlich ausbreiten auf einem endlichen Planeten. Irgendwann stoßen sie an die Grenzen der jeweils Anderen.

Sobald das geschieht, braucht es deshalb eine ordnende, leitende und helfende Instanz.

An diesem Punkt kommt der Mensch ins Spiel. Als Abbild Gottes, als Sein Repräsentant, war es seine Aufgabe, eine gute Ordnung herzustellen und zu bewahren. Die Autorität dazu hatte er von Gott höchstpersönlich erhalten.

Die Frage lautete nur: Würde er die Autorität auch gut nutzen und einsetzen? Würde er seinem Herrschaftsauftrag gerecht werden?

Die Antwort auf diese Frage ist klar. Wir finden sie in den ersten Kapiteln der Bibel: Der Mensch hat seine Position nicht zum Wohle der Welt eingesetzt. Er hat sich gegen Gott gestellt und die ganze Schöpfung mit sich ins Elend gestürzt. Er hat Tod und Verderben über sich und die restliche Welt gebracht.

Ich glaube, es gab zu keiner Zeit in der Weltgeschichte einen Moment, in dem das so klar ist wie heute. Der Mensch hat sich mittlerweile längst über die ganze Welt ausgebreitet. Dabei hat er die Grenzen der Tierwelt und der Natur ausgelotet und weit, weit überschritten. Er hat die Autorität, die er als Regent über die Schöpfung hat, missbraucht und die Welt vergewaltigt.

Anstatt die Erde und die Tierwelt zu bewahren und gut über sie zu herrschen, hat er sie ausgebeutet und in vielen Teilen sogar schlicht und einfach vernichtet. Die Folgen dieser Ausbeutung sind überall sichtbar und erfahrbar.

Aber ich schweife schon wieder ein wenig ab.

Lass mich nun das Gesagte nochmal kurz zusammenfassen:

Da war ein kleines Volk ehemaliger Sklaven. Es war sehr klein und politisch unbedeutend. Es existierte eingeklemmt zwischen großen Weltreichen. Aber ausgerechnet diese kleine Nation hatte von Gott den Auftrag erhalten, den Weltreichen zu sagen, dass sie mit ihren Ideen und Mythen völlig daneben lagen.

Israel sollte allen erklären, wie die Welt wirklich ist, woher sie stammt, wer hinter ihr im Verborgenen wirkte und was das Ziel war.

Im Grunde sagte Israel zu seinen Nachbarn, die mit menschlichen Augen betrachtet viel weiterentwickelt und mächtiger waren: „Ihr täuscht euch alle! Ihr Babylonier liegt falsch. Ihr Ägypter irrt. Ihr Assyrer kennt die Wahrheit nicht. Es verhält sich alles ganz anders, als ihr immer behauptet habt. Ihr habt euch von euren Machthabern hinters Licht führen lassen.

Erstens: Es gibt nur einen Gott und dieser Gott ist außerhalb dieser Welt.