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In der kunstvollen Erzählung "Kleiner Tropfen" begleiten wir den namensgebenden Titelhelden auf seiner Lebensreise von seiner Entstehung bis zu dem entscheidenden Wendepunkt in seinem Dasein. Lassen Sie sich mitnehmen auf eine philosophisch und theologisch einladende Geschichte voller Wahrheit und Tiefgründigkeit, die die Seele berührt und den Verstand herausfordert. Der Autor Christian Hagen, geboren 1977 in Österreich, ist verheiratet und Vater von vier Kindern. Er dient momentan als Prediger in der Schweiz. Der Illustrator Bernd Hagen, geboren 1974 in Österreich, lebt und arbeitet als Architekt ebenfalls in der Schweiz.
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Seitenzahl: 15
Veröffentlichungsjahr: 2020
Für Michaela, die mich auf die rettende Stimme hingewiesen hat.
Ich weiß es nicht.
Ich kann es auch nicht wirklich erklären.
Doch es drängt mich,
Zeugnis zu geben.
Ich muss.
Jedenfalls war alles sehr merkwürdig, wie eigentlich alles, was ist, merkwürdig ist.
In einem Moment noch gab es mich nicht – und dann,
dann gab es mich urplötzlich. Ich war da. Wie aus dem Nichts.
Ein einzigartiger Wassertropfen!
Aber ich war von Anfang an nicht allein.
So wie mir erging es unzähligen Anderen.
Ich bin nur ein Tropfen
unter Myriaden von Tropfen.
Es gibt beinahe unendlich viele von uns.
Es gab sie schon vor mir und es wird sie nach mir immer noch geben - dies nehme ich jedenfalls an.
Ich war also plötzlich da.
Gebildet und
geformt
irgendwo in den
Himmeln.
Doch dann fiel ich;
mit steigendem Tempo der Erde entgegen,
umringt von all diesen anderen Tropfen
und doch allein.
Tropfen neben Tropfen
und über Tropfen
und unter Tropfen.
Überall nur Tropfen.
Eine Unzahl von uns,
in die Welt hineingeworfen,
nein: eben nicht geworfen,
sondern hinein gefallen.
Ich gestehe:
Das Erinnern wühlt mir das Innerste auf.
Es will hinaus.
Es will erzählt werden.
Ich muss es in Worte kleiden, um es sichtbar zu machen.
Der Aufprall war seltsam schmerzlos.
Unerwartet sanft.
Im Gebirge war es.
Es war ein grünes Blatt, auf dem ich landete, ein freundliches Ding voller Leben und Kraft.
Ganz sanft fing es mich auf und flüsterte:
‚Keine Angst, mein kleiner Freund.
Ich habe dich.‘
Erleichtert und doch furchtsam blickte ich um mich.
Wie die Sterne fielen die Tropfen, die mir alle so gleich erschienen, vom Himmel.
Nicht jeder hatte so viel Glück wie ich und war weich gelandet, aufgefangen von den gnädigen Armen eines zugewandten Blattes.