Der Po-Doc - Martin Wilhelmi - E-Book + Hörbuch

Der Po-Doc Hörbuch

Martin Wilhelmi

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  • Herausgeber: TRIAS
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2019
Beschreibung

Licht am Ende des Darms Darf ich mich vorstellen? Ich bin Der Po-Doc und lade Sie ein auf eine Reise zu einer geheimen Stelle, über die man selten spricht. Doch wir verlassen die Zone der Schamgefühle und wandern von außen über die Pobacken nach innen über den Damm und die Poritze bis zum Anus, in welchen wir tief eindringen bis in den Enddarm und zum Beckenboden. Es wird zunehmend dunkler, schleimiger, wärmer, aufregender und auch medizinischer. Wie funktioniert der Anus und wofür brauchen wir ihn überhaupt? Wie schmeckt der Anus? Was isst er? Was lebt am Ende des Darms in unserem Po? Was kommt raus und was darf rein? Wie halten wir Po und Anus fit? Dies und noch viel mehr beantwortet Dr. Wilhelmi, Facharzt für Gastroenterologie, augenzwinkernd und spannend wie ein Krimi.

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Zeit:11 Std. 25 min

Sprecher:Alexander Gamnitzer

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Der Po-Doc

Eine spannende Expedition zum Ende des Darms

Dr. med. Martin Wilhelmi

1. Auflage 2019

20 Abbildungen

Inhaltsverzeichnis

Titelei

1 Start – die Reise an den Arsch der Welt

2 Landung auf dem Doppelhalbmond – (P)oberfläche

2.1 Nomen est omen – wie heißt unser Ziel?

2.2 Scham vor dem (P)organ – das Tabu

2.3 Die Schönheit des Pos – der Fetisch

2.4 Wie ein Kamelhöcker – Speicher und Fetisch

2.5 Po oder Busen – was ist sexyer?

2.6 Warum der Po nicht schwul ist

2.7 Formen – vom Alphabet zum Gemüsegarten

2.8 Der Po – Survival of the fattest

2.9 Wer ist der Schönste? – Survival oft the sexyest

2.10 Pogröße – Sitzpos und Arschbomben

2.11 Der Aufbau des Pos – Doppel-Halbmond

2.12 Der Muskel-Po – großer Pomuskel

2.13 Fahrgestell – das knöcherne Gerüst des Pos

2.14 Der tote Po – Dead-Butt-Syndrom

2.15 Pogift – Sitzen ist das neue Rauchen

2.16 Sitzschmerz – Kokzygodynie

2.17 Krater auf der (P)oberfläche – Zellulitis

2.18 Die Farben des Pos – der Regenbogen

2.19 Der Zebra-Po – Streifen am Po

2.20 Schwarze Flecken – Sonnenflecken auf Halbmond

2.21 Der weiße Po – Lichen sclerosus und planus

2.22 Den Po aufhellen – Anal Bleaching

2.23 Künstliche Farbe am Po – Tattoos

2.24 Genarbter Po – Branding und Scarring

2.25 Zerstochener Po – Anal-Piercing

2.26 Leuchtender Po – die Taschenlampe im Po

2.27 Haare am Po – der Busch

2.28 Plädoyer für den Busch

2.29 Die Rache der Po-Haare – Pilonidalsinus

2.30 Früchte der Pohaare – Klabusterbeeren

2.31 Vulkane auf der (P)oberfläche – Buttne

2.32 Der Fuchsbau im Po – Acne inversa

2.33 Polierter Po – Shiny Hiney

2.34 Selfie vom Po – den eigenen Po ansehen

2.35 Den Po versohlen – Spanking

2.36 Po-Kneifen – Kavaliersdelikt oder Beleidigung?

3 Der Weg nach innen – Poritze und Damm

3.1 Die Poritze – der Grand Canyon

3.2 Verfärbte Poritze – farbig leuchtender Canyon

3.3 Wie Zahnseide – Windeln, G-Strings, Unterwäsche

3.4 Grenzgebiete – der Damm

3.5 Damned sexy – wofür ist der Damm?

3.6 Auf die (Damm-)Länge kommt es an

4 Abstieg in die Unterwelt – der Anus

4.1 Was ist der Anus – Loch oder nicht Loch?

4.2 Anus watching – Schau mir in den Anus, Baby!

4.3 Rosette oder Windrose

4.4 Der Anus und die Uhrzeit

4.5 Wie groß ist der Anus?

4.6 Anusformen – der Trichter und der Klaffende

4.7 Wo befindet sich der Anus?

4.8 Canalis analis – die Röhre ins Innere

4.9 Von Anfang Anus – wie alles begann

4.10 Der Anus hat Premiere – das »Kindspech«

4.11 Kontrolle über den Anus

4.12 Wenn der Anus fehlt – Atresie

4.13 Die Doppelröhre – ein Anus zu viel

4.14 Anoderm – das Lippenrot des Afters

4.15 Anusfarben – Rosenholz und -bouquet

4.16 Die Reibezone des Anus – Rima ani

4.17 Der Finger im Po – ein Lebensretter

4.18 Der Anus geht baden – Sitzbäder

4.19 Waschbecken für den Anus – Bidets

4.20 Anus unter Wasser – die Dichtung funktioniert

4.21 Wie riecht der Anus?

4.22 Wie schmeckt der Anus?

4.23 Der Anus ist sauer – immer

4.24 Den Anus lecken

4.25 Den Anus küssen – kiss my Ass!

4.26 Wie fühlt sich der Anus an? Der Selbsttest

4.27 Vom Anus essen – Koprophagie

4.28 Kacke in den Anus – Stuhltransplantation

4.29 Anus massieren – Bewusstwerdung durch den Anus

4.30 Glücksgefühle durch den Anus – froh mit Po

4.31 Gebrauchsanweisung zur Prostata-Massage

4.32 Proktodealdrüsen – Gleitmittel und Duftstoffe

4.33 Analer Schleim – Universalgenie jenseits von Ekel

5 Anusfunktion – Sammler, Bremser und Türsteher

5.1 Die Dreifaltigkeit des Enddarms – Stuhlbremser

5.2 Die Schlinge im Po – Puborektalmuskel

5.3 Der Schließmuskel – die doppelte Verriegelung

5.4 Der Anus hält dicht – mehrere Sicherungen

5.5 Das Anoderm – unser wichtigster Fühler

5.6 Anus-Elektronik – Glasfaser für den Analkanal

5.7 Der Anus dirigiert – Symphonie des Kackens

5.8 Der Anus beim Kacken – sitzen oder hocken?

5.9 Erlösung am Anus – was spüren wir beim Kacken?

5.10 Der Kack-Rausch – Poo-phoria

5.11 Vom Anus zum Orgasmus – Poo-gasmus

5.12 Der Anus als Künstler – Schlangen und Brezeln

5.13 Regenbogen aus dem Anus – Farben der Kacke

5.14 Der Anus als Ziellinie

5.15 Was klebt am Anus? Der Stuhl stinkt und klebt

5.16 Der Anus ist undicht – Stuhlinkontinenz

5.17 Der Fühler ist defekt – sensorische Inkontinenz

5.18 Defekte Anusmuskeln – muskuläre Inkontinenz

5.19 Den Anus reparieren – Therapie der Inkontinenz

5.20 Der Anus als Diktator – imperativer Stuhldrang

5.21 Wenn der Anus tropft – Durchfall

5.22 Was der Reizdarm mit dem Anus macht

5.23 Ballon im Anus – Beweise für den Reizdarm

5.24 Der Nachbrenner – wenn das Chili zweimal brennt

5.25 Mund an Anus – der gastrokolische Reflex

5.26 Die Serviette für den Anus – Toilettenpapier

5.27 Der parfümierte Anus – Feuchtpapier

6 Der Anus juckt und schmerzt – a pain in the ass

6.1 Der juckende Anus – Pruritus ani

6.2 Der rote Anus – Ring of Fire

6.3 Schuppen am Anus – Psoriasis

6.4 Grundloses Jucken – Pruritus sine materia

6.5 Der Riss im Anus – Fissuren

6.6 Botox – die Biowaffe für den Po

6.7 Weiten oder Einschneiden – chronische Fissuren

6.8 Falsche Uhrzeit am Anus – atypische Fissuren

6.9 Stock im Anus – Fissuren und Zwangsstörungen

6.10 Wenn Eiter aus dem Anus läuft – Analabszess

6.11 Rache der Proktodealdrüsen – Entzündungen

6.12 Fisteln – die Proktodealdrüsen schlagen zurück

6.13 Der Stuhlgang geht fremd – enterovaginale Fistel

6.14 Anus mit Hochdruck – der enge Anus

6.15 Anus mit Druckverlust – den »Arsch offen haben«

6.16 Anus-Infarkt – wenn nichts mehr geht

6.17 Mini-Risse am Anus – Rhagaden

6.18 Stretch Lesions – noch mehr Risse am Anus

6.19 Flüchtiger Schmerz im Po – Proctalgia fugax

6.20 Der Wulst im Po – Levator-ani-Syndrom

6.21 Der eingeklemmte Po-Nerv

6.22 Der Anus schmerzt grundlos

7 Was baumelt am Anus? Hämorrhoiden, Marisken & Co.

7.1 Marisken – Segel im Winde der Flatulenz

7.2 Feigwarzen am Anus – Kondom gegen Condylom?

7.3 Dressing für den Anus – Essig auf den Po

7.4 Was Anus und Gebärmutterhals gemeinsam haben

7.5 Krebs am Anus – das Analkarzinom

7.6 Polypen im Anus – Blumen im Enddarm

7.7 Blumenkohl im Anus – bösartige Tumoren

7.8 Wofür der Anus berühmt ist – Hämorrhoiden

7.9 Hämorrhoiden besiegen – das Wichtigste zuerst

7.10 Hämorrhoiden besiegen – Pillen, Zäpfchen, Salben

7.11 Gummibandligatur – Facelifting für den Enddarm

7.12 Die größten müssen unters Messer

7.13 Blut aus dem Anus – Nerven behalten

7.14 Wenn der Anus zyklisch blutet – Endometriose

7.15 Schock unter der Dusche – Perianalvenenthrombose

7.16 Wenn der Anus innen schwarz wird – Melanosis

7.17 Verstopfter Po – Obstipation

7.18 Wenn der Stuhl es nicht aus dem Anus schafft

7.19 Der Darm verliert die Nerven – Morbus Hirschsprung

8 Spaß mit dem Anus – ist er eine Einbahnstraße?

8.1 Der Anus verlässt das Tabu – »Sodomie«

8.2 Analverkehr – nicht nur raus, sondern auch rein

8.3 Warum macht Analverkehr Lust?

8.4 Kann der Anus feucht werden?

8.5 Kann der Anus ejakulieren?

8.6 Darf man in den Anus spucken?

8.7 Sperma im Anus – Glücksbringer oder Allergen?

8.8 Wenn der Anus tropft – Creampie

8.9 Macht Analverkehr inkontinent?

8.10 Kann der Schließmuskel durch Analverkehr reißen?

8.11 Kann Analverkehr zu Infektionen führen?

8.12 Kann Analverkehr bei Erkrankungen helfen?

8.13 Was brauche ich für Analsex?

8.14 Analverkehr als Verhütungsmethode?

8.15 Analverkehr zur Fortpflanzung

8.16 Tut Analverkehr weh?

8.17 Fazit Analverkehr

8.18 Drogen beim Analverkehr – Poppers

8.19 Der Anus auf MTV – Viagra für den Anus

8.20 Analer Orgasmus und die Prostata

8.21 Anal-vaginal – die doppelte Dosis

8.22 Anus trifft Anus – Loch auf Loch

8.23 Der Anus als Jungfrau – anale Jungfräulichkeit

9 Was darf in den Anus rein – und was nicht?

9.1 Anus als Zugang – Zäpfchen und Drogen rektal

9.2 Der Anus als Schmuggler – Bodypacker

9.3 Was nicht in den Anus gehört – Fremdkörper

9.4 Sind Obst und Gemüse im Po gesund?

9.5 Wenn der Anus brennen soll – Figging

9.6 Stöpsel für den Anus – Arschplugs & Co.

9.7 Der heiße Po – dürfen Eiswürfel in den Po?

9.8 Einläufe in den Anus – meiden Sie Zement

9.9 Wasser marsch in den Arsch – Kolonhydrotherapie

10 Der Anus und die Seele – das Gehirn im Po

10.1 Anale Phase – wenn sich alles um den Anus dreht

10.2 Denkt der Anus – hat der Po ein Gehirn?

10.3 Entscheidungsfindung: Arsch- statt Bauchgefühl

10.4 Der Druck des Schließmuskels – Sphinkterdruck

10.5 Wenn der Anus verkrampft – Anismus

10.6 Kontrolle über den Anus – Biofeedback

10.7 Der hypnotisierte Anus – Mind-Body-Therapien

10.8 Mit dem Anus Nüsse knacken

10.9 Krafttraining für den Anus

10.10 Wenn der Anus Husten hat

10.11 Wenn der Anus lacht

10.12 Wenn der Anus weint

10.13 Der depressive Anus

10.14 Schockierter Anus – vor Angst in die Hose machen

10.15 Wenn der Anus schläft

10.16 Wie viel Dehnung hält der Anus aus?

10.17 Fisting – die Faust im Anus

10.18 Das Geschwür im Anus – solitäres Rektumulkus

11 Wenn der Anus zu uns spricht – der Furz

11.1 Warum stinkt das so? Gase aus dem Anus

11.2 Safe the planet with your anus!

11.3 Kino im Anus – den Furz im Anus erblicken

11.4 Der Anus im Weltall – ein Furz im Orbit

11.5 Explosion im Anus

11.6 Asstalk – kann der Po sprechen?

11.7 Arschmusik – kann der Po singen?

11.8 Verklemmter Furz – Blähungen und Blähbauch

11.9 Gasblasen im Anus – Air everywhere

11.10 Der Po atmet – Unterwasseratmung

11.11 Die Anus-Kanone – der Po als Waffe

12 Alles was im Anus lebt – was kribbelt und krabbelt da?

12.1 Was juckt am Anus? – Filzläuse und Milben

12.2 Zoo im Anus – was dort noch kreucht und fleucht

12.3 Anus auf Reisen – Souvenirs aus fremden Ländern

12.4 Die Anusblume – warum Fliegen den Anus lieben

12.5 Mikrobiom und Mykobiom – was alles im Po lebt

12.6 Gute Laune aus dem Anus – durch das Mikrobiom

12.7 Bakterien in den Anus blasen – P(r)obiotika

12.8 Angriff auf den Anus – »böse« Erreger

12.9 Bläschen am Anus – Herpes-simplex-Viren

12.10 Da ist der Wurm drin – Parasiten im Anus

12.11 Kleine weiße Würmer im Anus – Oxyuren

12.12 Nicht den Kopf im Anus verlieren – Bandwürmer

13 Der Po isst mit – der Anus und die Ernährung

13.1 Der Anus und der Mund – eine Fernbeziehung

13.2 Zähne im Anus – selten gefährlich

13.3 Der Po isst mit – Ernährung für den Po

13.4 Den Anus füttern – rectal feeding

13.5 Was der Anus essen mag – gesunde Po-Ernährung

13.6 Flavonoide für den Po – bunt ist gesund

13.7 Welche Lebensmittel der Anus nicht so mag

13.8 Unverträglichkeiten – der Anus als Testpilot

13.9 Der betrunkene Anus – Alkohol

13.10 Zucker und der Anus – keine süße Versuchung

13.11 Anus und Übergewicht – weniger ist mehr!

13.12 Der Anus und die Bewegung – move your ass!

13.13 Alles für den Anus – Nikotin, Koffein und Kokain

13.14 Anus und Flohsamenschale – eine Romanze

13.15 Wenn der Anus Pause macht – Fastentherapie

13.16 Wenn sich der Magen in den Po verirrt

13.17 Ein berühmtes Bakterium – Helicobacter pylori

14 Wenn der Anus schlapp macht – das Ende

14.1 Den Anus verlieren – der Arsch ist ab

14.2 Super 8 für den Anus – Beckenboden

14.3 Der Anus hängt durch – Beckenbodenschwäche

14.4 Wenn der Anus pulsiert

14.5 Wenn der Enddarm ausleiert – Rektozele

14.6 Anus inside out – das Innere tritt nach außen

14.7 Der alte Anus – wenn der Po in die Jahre kommt

14.8 Pimp up your butt – Maßnahmen gegen das Altern

14.9 Feierabend für den Anus

14.10 Der Po ist tot – der Schmetterling um den Anus

14.11 Epilog

15 Anleitung für den gesunden Anus – love your butt!

15.1 Hämorrhoiden vermeiden

15.2 Der Po als Muskel

15.3 Analverkehr

15.4 Vorsorge und Arztbesuch

15.5 Allgemeine Po-Gesundheit

15.6 Fremdkörper/Toys

15.7 Hygiene am Anus

15.8 Juckreiz am Anus

15.9 Schmerzen am Anus

15.10 Ernährung

15.11 Alarm im Arsch – die Notfälle

15.12 Das Wichtigste zuletzt – Ihr Po und unser Planet

15.13 Das perfekte Anus-Menü

16 Danksagung

17 Service

17.1 Der Po in der Kunst und Bezugsquellen

17.2 Der Anus online – Weblinks

17.3 Der Anus in der Medizin – medizinische Datenbanken

17.4 Wenn Sie vom Anus nicht genug bekommen – vertiefende Literatur:

Autorenvorstellung

Sachverzeichnis

Impressum

1 Start – die Reise an den Arsch der Welt

Psst … darf ich mich vorstellen? Ich bin der Po-Doc und ich lade Sie ein auf eine Reise. Unsere Reise führt an den Arsch der Welt. Zu unserem Po. Zu Ihrem Po. Nach einem kurzen Flug verlassen wir die Welt der Schamgefühle und landen auf dem Planeten Po. Hier beginnen unsere Erkundungen. Alle unsere Sinne erforschen diesen fremden Planeten. Es beginnt von außen über die Pobacken nach innen über den Damm und die Poritze bis zum Anus, in den wir tief eindringen, bis in den Enddarm und zum Beckenboden. Eine Reise in das Untergeschoss unseres Körpers. Diese Reise wird zunehmend dunkler, geheimer, schleimiger, wärmer, intimer, aufregender und auch medizinischer.

Unsere Expedition soll zahlreiche Fragen beantworten: Was spürt der Finger im Po? Wie schmeckt der Anus und darf man ihn auch küssen oder lecken? Kann der Po atmen oder sprechen? Was lebt in unserem Po? Wie funktioniert der Po und wofür brauchen wir ihn überhaupt? Was kommt raus und was darf rein? Wie geht Analverkehr? Was spürt der Finger im Po? Was isst der Po und wie halte ich Po und Anus fit? Dies alles und noch mehr soll beantwortet werden, bevor wir unsere Reise beenden.

»Hattest du schon mal Analsex?« ist eine der ganz intimen Fragen, die in der Regel nur leise hinter vorgehaltener Hand und/oder mit mindestens einem Promille Alkohol im Blut gestellt wird. Viele dieser Fragen bleiben tabu, obwohl der Darm derzeit Charme hat. Denn Hand aufs Herz: Woran denken Sie, wenn Sie das Wort »Darm« hören? Ich möchte die Antwort geben: Sie denken nicht an den Mund, nicht an die Speiseröhre oder den Magen, nicht an die vielen Meter »Schlauch« in uns – Sie denken an den Ort, an dem der Darm endet: Sie denken an den Po und den Anus.

Dieser prominente und sichtbare Teil unseres Magen-Darm-Systems ist wahrscheinlich das wahre Tabu und auch das wahre Interessengebiet. Wie jeder andere Körperteil gehört der Po zum Menschen. Ob der Mensch das will oder nicht. Für den Magen-Darm-Arzt ist der Po ein natürlicher Lebensraum und seine zweite Heimat. Der Arzt ist der Po-Doc. Scham- oder Ekelgefühle sind ihm fremd. Die unzähligen Witze über sein Fachgebiet hat er alle schon gehört. Er lächelt trotzdem höflich und wiederholt unermüdlich und geduldig seine Erklärungen, die meistens der Beruhigung und Aufklärung dienen. Denn wenn es blutet, juckt oder weh tut »dort unten«, braucht man den Po-Doc.

Beschwerden im Bereich des Anus gehören in der Allgemein- und Spezialarztpraxis zu den häufigsten Klagen von Patienten.(1) Die Selbstdiagnose ist in diesem Bereich jedoch schwierig und ersetzt selten die Vorstellung bei einem Facharzt. (Haben Sie schon versucht, Ihren Darmausgang selbst zu betrachten? Ganz ohne die Hilfe Ihres Smartphones?) Wie wichtig es hierbei ist, sich hin und wieder einen Finger in den Po einführen zu lassen (am besten von einem Arzt!), zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Das Anliegen dieses Buches ist es daher, alle, wirklich alle Tabus über und unter dem Po zu brechen und ihn aus der Schmutz- und Ekel-Ecke zurückzuholen zu unserem Körper und unserem Körperbild. Verbunden mit Emanzipation und einer geschlechtsneutralen Rolle (nein, der Po ist nicht schwul!), mit der Beleuchtung aller Facetten dieses komplexen Organs, Zeichens und Symbols, medizinisch, aber auch in einem sexuellen und soziokulturellen Kontext. In diesem Sinne können der Anus und der Po der Schlüssel zum Verständnis von Kultur, Sprache, sozialen Ängsten, Humor, Politik und vielleicht sogar dem Sinn des Lebens werden.

Starten wir also auf die Reise an den Arsch der Welt, zur Welt des Arsches. Die Reise dorthin, wo die Sonne niemals scheint. Dort werden wir das Licht einschalten – es werde Licht! – und über die Dinge staunen, die wir dort finden. Ich hoffe, diesen Ort so zu beleuchten, dass Sie ihn danach mit anderen Augen sehen und das kleine Loch zwischen Ihren Pobacken als das Wunder sehen, das es ist. Die Beachtung und die Pflege der Gesundheit steht damit diesem Organ genauso zu wie jedem anderen: Love your butt! Liebe deinen Po!

2 Landung auf dem Doppelhalbmond – (P)oberfläche

2.1 Nomen est omen – wie heißt unser Ziel?

Unsere Reise führt uns in einen dunklen Bereich. Daher sollten wir zunächst das Ziel benennen und ihm einen Namen geben. Doch das ist gar nicht so leicht. Patienten in der Sprechstunde des Magen-Darm-Arztes kommen regelmäßig ins Stocken, wenn sie einfach nur benennen sollen, wo das Problem liegt – oder besser sitzt: am Po, am Hintern, am Anus, am Arsch. Trotz zunehmender sexueller Aufklärung fällt also schon die einfache Benennung einer Körperregion, die in der Regel jeder Mensch besitzt, schwer. »Hintern«, »Popo« oder das »Gesäß« beziehen sich hierbei in der Regel auf die gesamte Körperpartie und schließen somit neben den Pobacken (die zum größten Teil aus Muskeln und Fettgewebe bestehen) auch den Darmausgang (den Anus) mit ein. Natürlich dürfen auch die derben Namen wie »Arsch« (das gesamte Paket) und »Arschloch« (der Anus) nicht fehlen.

In diesem Buch sollen die wertneutralen Begriffe »Hintern« oder »Po« für die gesamte Region und »Anus« für den Darmausgang verwendet werden. Wo es angebracht ist, sollen jedoch auch deftigere Ausdrücke eingesetzt werden. Eine große Zahl von meist derben Sprichworten beziehen sich auf den Hintern. Es geht uns »am Arsch vorbei«, wir »kriechen in den Arsch«, »du kannst mich am Arsch lecken«. Die größte Zahl dieser Ausdrücke ist eher negativ besetzt. Es ist an der Zeit, dies zu ändern. Wir haben das Ziel benannt.

2.2 Scham vor dem (P)organ – das Tabu

Wie eng Tabuzone und Medizin zusammenliegen, zeigt das Beispiel eines großen Universitätsklinikums in der Schweiz, das neben anderen Begriffen auch »Anus« in den Suchmaschinen durch die Informatikabteilung sperren ließ. Gedacht als Schutz vor unseriöser Internetbenutzung, machte es das Nachschlagen für die Magen-Darm-Ärzte im Bereich »Anus« unmöglich. Eine schwierige Zensur. Eine unzensierte Eingabe des Wortes »Anus« bei Google ergibt die unglaubliche Trefferzahl von etwa 184 000 000 Ergebnissen. Die seriöse und wichtigste medizinische Datenbank Pubmed zeigt 31 574 Resultate für die Eingabe »Anus« (2018) auf. Das ist alles nicht ganz wenig für ein Tabuthema, das der Anus noch immer ist.

Woher kommt es nun, dass dieses Organ mit so viel Scham (und wenig Charme) belegt ist? Warum fühlen sich viele Menschen so unentspannt, wenn die Diskussion auf den Po oder den Anus kommt? Sicher liegt ein gewisses Tabu auf dem Po als Ausscheidungsorgan. Definiert man ein Tabu als das Produkt einer Kultur, das allumfassend und »hochresistent gegen jegliche wissenschaftliche Logik« ist, dann ist der Po, wenn man ihn nur auf seine Ausscheidungsfunktion reduziert, durch die »Abscheu der Menschen vor allen verrottenden, verwesenden und Ekel erregenden organischen Ausscheidungen« tabuisiert.(2) Von einem hygienischen Standpunkt ist dies teilweise vertretbar, von der Natur wohl auch so gewollt und der Darmausgang ist daher auch maximal weit entfernt vom Darmeingang angelegt. Zumindest beim Homo sapiens. Trotzdem hat der eigene Stuhl in der Regel keine negativen Auswirkungen auf unsere Gesundheit, selbst wenn er verzehrt wird. Diese Technik (Koprophagie) wird denn auch von einigen Tieren (z. B. von Fohlen) direkt nach der Geburt angewendet, um die eigene Besiedelung des Darmes mit günstigen Bakterien zu erreichen. Auch sind in der Wissenschaft keine Fälle von schweren Infektionen nach der Aufnahme von eigenem Kot bekannt. Ein Teil unserer Abneigung gegen den eigenen Kot scheint daher antrainiert. Auch das Vorzeigen eines entblößten Pos (man spricht von »Mooning«) wird meist als obszöne, aggressive Geste der Demütigung und Entwürdigung interpretiert und kann Protest, Hohn oder Geringschätzung ausdrücken.

Keine gute Idee: Blanker Po wird teuer

Ein Schweizer Gericht verurteilte erst kürzlich einen Angeklagten, der in einem Nachbarschaftsstreit seinen entblößten Hintern zeigte, zu fünf Tagessätzen à 200 Franken Geldstrafe und einer Buße von 300 Franken zuzüglich der Gerichts- und Anwaltskosten.(3) Es kann also teuer werden, den Po zu zeigen, zumindest, wenn er im ungeeigneten Moment entblößt wird.

Im Deutschland des Mittelalters war es sogar üblich, während besonders schwerer nächtlicher Gewitter seinen Hintern zur Tür hinauszustrecken, um Blitze und »die Mächte des Bösen« abzuwenden. Der entblößte Hintern wurde auch als Waffe gegen den Teufel eingesetzt, da dieser gemäß den Überlieferungen keinen Hintern besitzt und durch den dargebotenen Hintern an seine eigene Unzulänglichkeit erinnert und damit vertrieben werden würde. Gleichzeitig kann diese Gebärde aber auch in einem anderen Kontext gesehen werden: als Aufforderung zur Ausübung aktiver Dominanz mit Penetration im sexuellen Sinne. Es kommt also wie so oft auf den Kontext an, in dem ein entblößter Po sichtbar wird. Einmal ist es strafbar, ein anderes Mal wehrt es den Teufel ab und ein drittes Mal fordert es zur sexuellen Handlung auf.

Ein zweiter wichtiger Punkt, neben dem Tabu als Ausscheidungsorgan, ist auch eine in unserer Kultur immer noch weit verbreitete Homophobie, also die Angst vor Gleichgeschlechtlichkeit. Viele Männer, die anale Lust – insbesondere ihre eigene – erkunden und erleben, werden mit Homosexualität in Verbindung gebracht oder beginnen sich zu sorgen, »schwul« zu sein.(4) Männlichkeit drückt sich in dieser Sichtweise immer aus durch einen Penis, der aktiv irgendwo eindringt. In dieser Hinsicht passiv zu sein, ist für viele Männer mit dem Gefühl verbunden, ihre Männlichkeit aufzugeben. Sind jedoch ein Männer- und ein Frauenkörper involviert, gelten auch anale Sextechniken als heterosexuell und werden von der Gesellschaft eher toleriert oder zumindest akzeptiert. Eine völlig unlogische Schlussfolgerung.

Der Anus sollte daher vom Vorwurf freigesprochen werden, dass alles, was ihn betrifft, immer in Verbindung mit (männlicher) Homosexualität steht. Bei vielen Männern besteht eine natürliche Neugierde für diesen Bereich, die jedoch häufig aus Angst vor einer Verbindung mit Homosexualität unterdrückt wird. Der Psychologe Donald Meltzer schrieb schon 1966 hierzu: »Ich bin gezwungen zu erkennen, dass anale Sextechniken viel weiter verbreitet sind, als die Literatur uns dies derzeit vermittelt.«(5) Zu dieser Zeit gab es noch kein Internet und damit wenig Zugang zu entsprechenden Darstellungen. Heute, über 50 Jahre später, muss daher davon ausgegangen werden, dass wieder die Aussage meines alten Chefarztes gilt: »Es gibt die Menschen, die anale Sextechniken ausprobiert haben, und die Menschen, die nicht zugeben, anale Sextechniken ausprobiert zu haben.«

2.3 Die Schönheit des Pos – der Fetisch

Der Po war zu allen Zeiten und in sämtlichen Kulturen ein vielbeachtetes Objekt. Bildhauer haben ihn aus Marmor gehauen, Maler mit ihm die Bildmitte gefüllt und Dichter seitenweise über das Aussehen des Pos geschrieben. In zahlreichen Kulturen, vor allem in Afrika, wurde (und wird regional immer noch) der »Schätzwert« einer Frau nur an ihrem Hinterteil festgemacht. Keine antike Statue ohne einen runden wohlgeformten Hintern.

Im Idealfall wirkt der junge Po des Menschen wie zwei Halbmonde, die durch eine Spalte getrennt sind. Hierdurch wird der Darmausgang – der Anus – in der Regel verborgen und kann nur durch Spreizen der Pobacken sichtbar gemacht werden. Betrachtet man zum Beispiel die Statue der Aphrodite von Knidos in Italien, die der Bildhauer Praxiteles im 4. Jahrhundert v. Chr. schuf, zeigt sich, dass in einem erotisch-sexuellen Sinne der Hintern dem Geschlechtsteil der Frau oft vorgezogen wurde und das sexuelle Interesse der Männer auf sich zog. In der Abhandlung eines anonymen griechischen Autors aus dem 4. Jahrhundert ruft Kallikratides beim Anblick dieser Statue aus: »Beim Herakles! Was für eine schöne Harmonie des Rückens, und wie ausladend die Flanken sind, die reichlich die Hände füllen, wenn man sie umfasst; wie schön konturiert die Wölbungen des Fleisches der beiden Pobacken sind! Niemand könnte zum Ausdruck bringen, wie süß das Lächeln der Grübchen ist, die beiderseitig in die Flankenwülste eingetieft sind.«(6)

Auch gab es zu dieser Zeit Wettbewerbe, bei denen die tadellose Form des Pos, sein Volumen, seine fleckenlose Reinheit und seine Farbe, speziell aber auch die Qualität seiner Lachgrübchen beurteilt wurden. Der Aphrodite wurde in der griechischen Antike dann auch der Name Kallipygos gegeben – »die mit dem schönen Hintern«. Die erotische Funktion des Pos kann also gewaltig sein. Ähnlich wie bei den Brüsten der Frau oder auch bei einem knallroten Verkehrsschild ist fast immer eine Signalwirkung gegeben.

2.4 Wie ein Kamelhöcker – Speicher und Fetisch

Auch in unserer Kultur ist der Po häufiger bei Frauen Objekt der Diskussion als bei Männern. Mit Stars wie Jennifer Lopez, Kim Kardashian oder sogar Verwandten von Königshausmitgliedern wie Pippa Middleton, hat in den letzten Jahren wieder ein Boom des weiblichen Hinterns als Fetischobjekt eingesetzt. Die plastische Chirurgie setzte einen neuen Trend und bot den »Pippa butt lift« an. Dabei werden Fett (in der Regel Bauchfett) oder Implantate in den Hintern eingesetzt.

Dass der weibliche Hintern jedoch häufig eine andere Form hat als der männliche, liegt am ehesten am Fettverteilungsmuster. Weibliche Hormone (Östrogene) führen eher zu Fettablagerungen im Bereich des Hinterns als im Bereich des Bauches (was dem männlichen Fettverteilungsmuster entspricht). Zudem besitzen Frauen meist deutlich mehr Fettzellen als Männer. Einige Forscher vermuten, dass dies der Frau eine größere Energiereserve gewährleistet, und vergleichen den weiblichen Po mit den Höckern eines Kamels – einem Fettspeicher. Trotzdem wird natürlich je nach subjektivem Schönheitsideal entweder mit Fett aufgespritzt oder auch Fett abgesaugt. Zehn Prozent aller Patienten, die Po-Implantate erhalten, sind übrigens männlich. Bis zu 30 Prozent beträgt in einigen Untersuchungen die Komplikationsrate, die Infektionen, Blutergüsse, Verrutschen der Implantate und andere Probleme einschließt.(7) Es kann jedoch bei diesen Operationen auch zu schweren Komplikationen kommen und im schlechtesten Fall landet man im Rollstuhl.

Schwere Folgen eines prallen Pos

Eine 31-jährige Patientin hatte sich Fett vom Bauch absaugen und in den Po spritzen lassen (das nennt sich »fat grafting«). Nach acht Tagen stellte sie sich notfallmäßig vor, da sie ihre Füße nicht mehr bewegen und nur noch im Rollstuhl sitzen konnte. Die Abklärungen ergaben, dass sich eine ausgedehnte Schwellung (ein Ödem) im Bereich des Pos gebildet hatte und die großen Nerven (Ischiasnerv), die auch die Beine und Füße versorgen, abgeklemmt hatte. Erst unter abschwellenden Medikamenten konnten nach drei Monaten langsam wieder erste Gehversuche durchgeführt werden. Leichte Taubheitsgefühle blieben jedoch in beiden Beinen bestehen.(8)

2.5 Po oder Busen – was ist sexyer?

Nachdem der Mensch sich im Laufe der Evolution aufgerichtet hatte, war nicht mehr nur der Po als Sexualorgan wahrnehmbar, sondern auch die Vorderseite des Menschen, vor allem die Brüste der Frau. So kommen einige Sexualforscher auch zum Schluss, dass das Betonen der weiblichen Brust ein Versuch ist, die Pobacken als eigentliches und urtümliches Sexualorgan zu imitieren.

Doch wer führt nun das Rennen um das sexyeste Organ an? In einer deutschen Umfrage zur attraktivsten Seite der Frau nannten 28 Prozent der Teilnehmer die Augen und 27 Prozent den Hintern. Brüste kamen nur auf 14 Prozent. Bei der weltweiten Abstimmung liegt der Po mit 25 Prozent vorne und Brüste und Augen werden jeweils nur von 20 Prozent als gleich wichtig bewertet. Die Persönlichkeit der Frau war bei nur fünf Prozent der deutschen und elf Prozent aller Befragten das Attraktivste an einer Frau. Der Po ist demnach also der Gewinner und sogar 20 Prozent wichtiger als die Persönlichkeit des Menschen.

Nennen wir den Po also den König der Sexualorgane. Dieses Organ kann wabbeln, wackeln, zittern oder beben.

»Twerking« nennt sich der Tanzstil, der derzeit vor allem in der Hip-Hop-Kultur praktiziert wird und als sexuell provokativ gilt. Analog zu traditionell afrikanischen Tänzen wird der Po dabei durch Bewegungen zum Schwingen und Zucken in allen Varianten gebracht. Er wirkt dabei etwas komisch und begehrenswert zugleich. Trotzdem schwillt der menschliche Po dabei nicht an und verfärbt sich auch nicht (wie es bei verschiedenen Affenarten zur Zeit des Eisprungs passiert). Auch dann nicht, wenn die Frau ihre fruchtbare Zeit (den Eisprung) hat. Er ist in gewisser Weise jedoch jederzeit parat und einladend zur Paarung, das heißt, die Frau bietet sich dem Mann durch ihren Po auch dann an, wenn sie nicht ihre fruchtbare Zeit hat. Der Po dient also der sexuellen Erregung, ohne den Hintergedanken der Fortpflanzung. Diese Tatsache dürfte der katholischen Kirche weiterhin Kopfzerbrechen bereiten.

2.6 Warum der Po nicht schwul ist

Neben den weiblichen Brüsten ist der Hintern also diejenige Vorwölbung unseres Körpers, die am ehesten erotisch besetzt ist. Der Po ist in diesem Zusammenhang zwar prinzipiell weder männlich noch weiblich, trotzdem wird er – wahrscheinlich, weil die geschlechtsbestimmenden Körpermerkmale an der Vorderseite des Körpers sind – häufig als eher weiblich wahrgenommen.

Man sollte aber meinen, dass der Po geschlechtsneutral ist, denn während Brüste der Beweis für Weiblichkeit sind, lässt sich anhand der Gesäßbacken nicht unbedingt ein bestimmtes Geschlecht identifizieren. Zwei Halbmonde mit einer Ritze, die sie trennt, sehen bei Mann und Frau gleich aus. Trotzdem sind Unterschiede sichtbar, wobei der weibliche Po in der Regel etwas runder gewölbt ist, die Haut meist etwas reiner, weißer und haarlos, der männliche Po hingegen weniger rundlich gewölbt ist, eher kräftiger definierte Muskelstränge besitzt, klein, schmal, fest, muskulös und mit Haaren besetzt ist.

So weit die Idealtypen. In der Realität sieht dies natürlich meist ganz anders aus und je nach Alter und Ernährungszustand des Menschen finden sich alle Variationen von klein und hart bis schlaff und hängend. Da ein schöner Hintern sowohl Männer als auch Frauen zieren kann, bleibt der Po der zweideutigste unserer Körperteile. Schon die alten Griechen erkannten den Hintern als eine Art Zwitter-Organ und huldigtem diesem Organ in besonderer Weise. Der Po des jungen Mannes (der Knabenpo) hatte hier eine herausragende Stellung. Nochmals: Das hatte meist nichts mit Homophilie oder sogar Pädophilie zu tun. Eine schon sehr alte Studie untersuchte darüber hinaus, ob es bei Männern Vorlieben entweder für weibliche Brüste oder für den Hintern einer Frau gab, was klar zugunsten des Hinterns ausfiel.(9) Es wurde hieraus sogar gefolgert, dass der mehr »brustfixierte« Mann als eher sozial und der mehr »pofixierte« Mann als eher dominant und kompromissloser zu charakterisieren sei. Dies ist, wie gesagt, eine sehr alte und kleine Studie …

2.7 Formen – vom Alphabet zum Gemüsegarten

Immerhin stellt unser Hintern die größte zusammenhängende Fleischmasse unseres Körpers dar. Er besitzt keine Nase und keine Ohren, aber zwei Backen. Ihn als umgedrehtes Gesicht zu sehen oder den Anus als Mund, funktioniert nur bedingt. Immer bleibt etwas Stummes und Passives in seiner Form zurück. Das Volumen und die Oberfläche des Pos werden zum größten Teil durch das Unterhautfett bestimmt, das abhängig von unserem Alter und unserem Ernährungszustand ist. Die Abweichungen vom Mittelwert sind hier teilweise beträchtlich (siehe Fallbeispiel). Die Tendenz, im Lebensverlauf ein voluminöseres Gesäß zu entwickeln, wird als Steatopygie bezeichnet. Umgangssprachlich und weniger nett auch als »Arsch wie ein Brauereipferd«.

Groß wackelt es am schönsten

Die 28-jährige Natasha Crown aus Göteborg hat sicher derzeit mit 180 Zentimetern Umfang einen der größten Pos der Welt. Doch das reicht ihr noch nicht. Sie findet es sexy und berichtet, dass es sie sexuell erregt, wenn sie ihren großen Po wackeln spürt. Deshalb ließ sich schon dreimal Fett von anderer Stelle in ihren Po injizieren und macht eine ausgeklügelte Diät aus Pasta, Pizza und sechs Kilogramm Nutella pro Monat.

Die Geschmäcker sind hier sicher verschieden. Die durchschnittliche Form des Pos zu definieren, wurde jedoch immer wieder versucht. Die Form des Hinterns entspricht im statistischen Mittel bei der Frau eher einer Birnenform. Nicht wissenschaftliche Einteilungsversuche basieren auf vier Hauptformen: dem Apfel (O-Form), der Birne (A-Form), dem Quadrat (H-Form) und dem Dreieck (V-Form).

Andere Einteilungsversuche nutzen andere Buchstaben des Alphabets oder bemühen Bilder wie »apfelförmig«, »wellenförmig«, »blasenförmig«, »flach«, »knochig« und mehr. Auch die Obst- und Gemüse-Fraktion ist häufig anzutreffen: der »Nektarinenpo«, der »Tomatenpo«, der »Birnenpo«, der »Kartoffelpo« und so weiter – den Acker rauf und runter. Ein birnenförmiger Po wird meist als eher weiblich empfunden und korreliert mit höheren Östrogenmengen, wobei die V-Form eher mit niedrigeren Östrogenmengen einhergeht.

Abb. 2.1

2.8 Der Po – Survival of the fattest

Langfristig ist es natürlich wichtig, dass genügend Energiereserven vorhanden sind, damit der Mensch überleben kann. Hier ist der dickere Po wahrscheinlich im Vorteil. Dass es günstiger ist, wenn die Fettverteilung zugunsten des Pos und zuungunsten der Taille ausfällt, scheint unbestritten: Die sogenannte Waist-to-Hip-Ratio, also das Verhältnis von Hüfte zu Taille, zeigt, dass bei Menschen mit mehr Bauchfett und weniger Po-Fett ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorliegt und insgesamt ein kürzeres Überleben nachgewiesen wurde.(10) Langfristig wird also während der Evolution wahrscheinlich der größere Po überleben. Ein guter Grund mehr, einen etwas fülligeren Po zu mögen.

2.9 Wer ist der Schönste? – Survival oft the sexyest

Aber auch die Attraktivität des Pos ist entscheidend für das Überleben einer Po-Form während der Evolution. Doch welches ist der attraktivste (Frauen-)Po? Die einzige wissenschaftliche Studie hierzu stammt von der Universität Ankara: Männer beurteilten, welcher Frauen-Po ihnen am besten gefiel. Es zeigte sich, dass nicht die Form oder Größe, sondern die Krümmung der unteren Wirbelsäule (Lendenwirbelsäule) entscheidend war. Lag dieser Winkel bei 45 Grad, wurden die Damen-Pos als am attraktivsten beurteilt.(11) Dieser Winkel bestimmt, wie üppig der Po wirkt.

Eine mögliche Erklärung liefert wie so oft die Evolutionsbiologie: Wies eine Frau diesen Winkel in der unteren Wirbelsäule auf, hatte sie gegenüber anderen Frauen Vorteile während der Schwangerschaft, da sie das Gewicht des Babybauches durch die Krümmung besser ausgleichen konnte und damit beweglicher und weniger gefährdet blieb. Auch heute gilt ein sehr großer Po, vor allem in einigen afrikanischen Ländern, als besonders attraktiv, symbolisiert er doch Gesundheit und Fruchtbarkeit. In diesen Ländern muss eine Frau neben ihren Qualitäten auch vor allem Quantität besitzen – und dies vor allem an ihrem Po. Mitteleuropäer bevorzugen hingegen eher den kleineren Po. Eine Befragung in über 40 Ländern ergab eine Waist-to-Hip-Ratio von 0,7 als die ideale und am häufigsten angestrebte Proportion.(12)

2.10 Pogröße – Sitzpos und Arschbomben

Die Größe unseres Pos ist zu einem Teil sicher genetisch bedingt, doch unser Ernährungszustand (Stichwort Übergewicht!), aber auch unsere Lebensweise sind ebenso entscheidend. Israelische Forscher fanden heraus, dass Fettzellen in unserem Po unter zunehmendem Druck größer werden. Sie verstärken ihre Wand und lagern vermehrt Fetttröpfchen ein, wodurch sie steifer werden. Die untersuchten Fettzellen waren unter erhöhtem mechanischem Druck um bis zu 50 Prozent größer.(13)

Eine vorwiegend sitzende Tätigkeit kann daher tatsächlich auch zu einem breitgesessenen Hintern führen. Wer also nach acht Stunden sitzender Bürotätigkeit zu Hause auf die Couch vor dem Fernseher wechselt, hat – vor allem, wenn er noch Übergewicht mit sich herumträgt – ein deutlich erhöhtes Risiko, dass der Hintern dicker wird. Man kann sich also regelrecht den »Arsch platt sitzen«. Abhilfe kann wie immer mehr Bewegung schaffen oder auch der Einsatz eines Sitzballs, der die Muskulatur unseres Hinterns aktiviert.

Ein befreundeter Anatomieprofessor erklärte mir einst, dass der Hintern der Frau größer sei, um das Gewicht der Brüste auszugleichen und dass Frauen ohne größeren Po ständig nach vorne fallen würden. Ich bin mir bis heute nicht sicher, wie ernst er dies meinte. Dass sich ein möglichst großvolumiger Hintern jedoch auch für eine Angriffstaktik im Schwimmbad nutzen lässt, lernten wir von früh auf: Die Beine an den Körper gezogen und mit den Armen umschlungen bietet der Hintern eine möglichst breite Aufschlagfläche und hohe Volumenverdrängung beim Sprung ins Wasser – die legendäre »Arschbombe«. Eine schöne Darstellung mit maximaler Volumenverdrängung hierzu findet sich bei Asterix und Obelix, im Heft »Asterix bei den Briten«.

2.11 Der Aufbau des Pos – Doppel-Halbmond

Unser Po, wie er sich heute in seiner nackten, weichen Form, der an einen doppelten Halbmond erinnert, darstellt, entstand wahrscheinlich vor drei oder vier Millionen Jahren. Nachdem einige Affen zu dieser Zeit entschieden hatten, von den Bäumen hinunterzusteigen und sich in aufrechter Position zu bewegen, nahm der Hintern allmählich seine heutige Form an.

Der Hintern findet sich am unteren Rumpfende des Körpers und wird auch als Gesäßregion (Regio glutaea) bezeichnet. Die beiden Gesäßbacken sind halbkugelförmige, spiegelsymmetrische Hälften, die von der Analrinne (Rima ani, der Poritze) getrennt werden. Während es Fälle von mehr als zwei Brüsten in der Geschichte der Menschheit gab, ist kein Fall von mehr als zwei Pobacken bekannt geworden, auch nicht in der Kunst, selbst nicht bei den Herren Picasso oder Dalí. Auch nur eine Pobacke ist schlecht vorstellbar. Hier zeigt sich eine gewisse Unantastbarkeit der Zweiheit der Pobacken. Zudem sind die Pobacken symmetrischer als zum Beispiel die Brüste der Frau. Und sie besitzen keine Nippel, stellen also eine Art »blinde Brüste« dar. Begrenzt durch die Haut, wird der Hintern vor allem durch das Unterhautfett geformt. Das Fett konzentriert sich an den Hinterbacken als mehrere Zentimeter dicke Schicht unter der Haut, als Fetteinlagerung zwischen den einzelnen Muskelsträngen sowie als Fettkörper im unteren inneren Bereich der Gesäßbacken.

2.12 Der Muskel-Po – großer Pomuskel

Unter dem Fettgewebe finden sich die Muskeln. Der große Gesäßmuskel (Musculus glutaeus maximus) ist der größte Muskel im menschlichen Körper und gehört auch zu den kräftigsten. Er verdeckt den mittleren sowie den kleinen Gesäßmuskel (Musculi glutaei medius und miminus) und beansprucht fast die gesamte Fläche des Pos. Der mittlere Gesäßmuskel (Musculus glutaeus medius) wird beinahe vollständig von dem großen Gesäßmuskel überdeckt. Der kleine Gesäßmuskel wiederum befindet sich unter dem mittleren und wird von diesem verdeckt. Er bildet die hintere Schicht der hinteren Hüftmuskulatur.

Nur wenn diese Muskeln korrekt zusammenspielen, können wir sitzen, aufstehen, uns hinlegen, Treppen steigen, Sex haben und überhaupt erst aufrecht gehen. Beugen, Strecken und Drehen nach außen und innen werden durch die mittleren und kleinen Pomuskeln überhaupt erst ermöglicht. Trotzdem ist der Hintern nicht zu selbstständigen Bewegungen fähig, sondern reagiert eher passiv auf die Bewegung des Körpers und die Schwerkraft mit Schwingungen der Gesäßbacken. Es findet sich auch keine eigentliche Mimik. Als eine Art Mimik könnte höchstens das Zusammenkneifen der Pobacken gesehen werden, das durch Willkürmuskulatur möglich ist: Wenn es sein muss, können wir die »Arschbacken zusammenzukneifen«.

Abb. 2.2

Potraining macht schön

Ein Bodybuilder erklärte mir daher auch einst: »Der Arsch ist ein Muskel. Also kann ich den Arsch trainieren wie einen Muskel.« Grundsätzlich hatte er damit wohl recht. Es existiert dann auch eine riesige Anzahl von Fitnessbüchern, die Empfehlungen zum Po-Training geben nach dem Motto »Move your ass!«.

2.13 Fahrgestell – das knöcherne Gerüst des Pos

Am Oberrand der Poritze (Rima ani) findet sich ein tastbarer Knochenfortsatz, der das Ende der Wirbelsäule darstellt (Os coccygis). Bevor uns die Evolution davon befreite, war hier ein Schwanz angebracht, den wir zum Klettern und Balancieren nutzen konnten. Einige Menschen werden noch mit einem Rest dieses Schwanzes geboren (man nennt das Atavismus), der dann jedoch meist früh chirurgisch entfernt wird. Immerhin müssen wir somit nicht – wie zum Beispiel das Pferd – unseren Schwanz anheben, bevor wir Stuhlgang haben. Aber es verwehrt uns auch die Möglichkeit der »Stuhlschleuder«, die das Nilpferd einsetzt, um seinen Kot mit seinem kurzen Schwanz wie eine Windmühle in alle Himmelsrichtungen zur Reviermarkierung zu verteilen (siehe auch ▶ Kapitel 11). Seien wir froh, dass der Mensch diese Funktion nicht mehr besitzt!

Die Sitzbeine des Beckens (Os ischii) bilden die knöcherne Grundlage des Pos. In seiner Funktion ist der Po vor allem auch ein großes Sitzkissen, das verhindert, dass wir auf unseren knöchernen Sitzbeinen und dem Steißbein sitzen müssen, was sicher auf die Dauer unbequem wäre und auf Holzstühlen außerdem unangenehm klappern würde. Die Evolution hat uns also ein großes Sitzkissen geschenkt.

Abb. 2.3

2.14 Der tote Po – Dead-Butt-Syndrom

Doch der Po ist eben nicht nur ein einfaches »Sitzkissen«. Er hat noch eine entscheidende weitere Funktion: Er hält uns aufrecht im Gang und im Stand und stabilisiert uns in der Beinachse.

Die Hüfte wird durch die Muskeln im Gesäß bei körperlichen Aktivitäten, wie zum Beispiel beim Laufen, gestreckt. Weiterhin sorgt der Po dafür, dass die Oberschenkel und das Becken stabil gehalten werden.

Führt unser Lebensstil zu stundenlangem Sitzen, kann diese Funktion verkümmern. Der Hüftbeuger, der zur Muskelgruppe des Pos zählt, verkürzt sich. Durch diese Verkürzung wird die natürliche Beckenrotation eingeschränkt und eine gesunde Körperhaltung ist nicht mehr möglich. Der Rücken übernimmt nun den Job des Pos, was zu Beschwerden wie Schmerzen im unteren Rücken, aber auch von der Hüfte bis zum Knie führen kann. Das heißt, die Knie- oder Rückenschmerzen sind durch die inaktive Po-Muskulatur entstanden. Es wird hier schon vom »toten Po« oder medizinisch von glutealer Amnesie gesprochen. Das heißt, der Po hat seine Aufgabe vergessen.

Geben Sie ihm diese Aufgabe zurück, lassen Sie Ihren Po nicht sterben. Eine Kraftsteigerung im Po ist möglich. Die Empfehlung ist, sich spätestens alle 45 Minuten aus dem Sitzen zu erheben. Die gymnastischen Übungen für den Po heißen Squats, Lunges, Hip Thrusts, Pistols, Split Squats, Schlittensprints und so weiter. Der Po ist eben ein Muskel. Und diesen Muskel kann man trainieren.

2.15 Pogift – Sitzen ist das neue Rauchen

Besser gesagt: Man muss den Po trainieren. Denn auch für den Rest des Körpers kann das lange Sitzen schwerwiegende Folgen haben, sodass einige Wissenschaftler schon vom Sitzen als dem neuen Rauchen sprechen. Wir sitzen im Auto, im Büro und vor dem Fernseher. Wir sitzen uns förmlich zu Tode.

Eine größere Studie fand heraus, dass Personen, die länger am Stück sitzen, ein höheres Risiko für erhöhte Blutzuckerwerte und damit langfristig für einen Diabetes mellitus haben.(14) Eine weitere Studie zeigte sogar, dass weniger Sitzzeit das Risiko für Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems stärker senkte als regelmäßige sportliche Tätigkeit.(15) Und es kommt noch schlimmer: Verlängerte Sitzzeiten können auch eine Erhöhung des Risikos für Lungenkrebs und Krebs der Gebärmutter mit sich bringen.(16) Eine weitere Studie legte nach, die herausfand, dass verlängerte Sitzzeiten auch das Risiko für Tumoren des Magen-Darm-Traktes erhöhen.(17) Zwei Stunden zusätzliches Sitzen pro Tag steigerte das Risiko für Magen-Darm-Krebs um vier Prozent. Immerhin fand sich in einer großen Studie in der Zeitschrift »Lancet« dann, dass eine sportliche Aktivität von einer Stunde pro Tag das zusätzliche Risiko durch zu langes Sitzen wieder verminderte.(18)

Unsere sitzende Lebensweise scheint also das Risiko zu erhöhen, früher zu sterben. Insbesondere scheint die Sitzzeit vor dem Fernseher ein großes Risiko darzustellen. Das könnte natürlich auch am Programm liegen. Schalten Sie also aus und stehen Sie auf. Besorgen Sie sich ein Stehpult. Trainieren Sie Ihren Po.

2.16 Sitzschmerz – Kokzygodynie

Der letzte Abschnitt der Wirbelsäule ist das Steißbein oder Os coccygis. Es ist leicht nach vorne gebogen und hat die Funktion einer großen Sprungfeder in unserem Sitzkissen, dem Po. Es trägt die Hauptlast des Körpers beim Sitzen, insbesondere, wenn wir uns im Sitzen nach hinten lehnen.

Es kann nun nach einem Sturz auf das Steißbein, aber auch ohne einen Unfall zu Schmerzen in diesem Bereich kommen, man spricht dann von Kokzygodynie. Sie tritt fünfmal häufiger bei Frauen als bei Männern auf.(19) Vor allem, weil durch die Geburt von Kindern das Steißbein in seiner Position weiter nach hinten rückt und so anfälliger ist für Belastungen. Auch bei sehr übergewichtigen Menschen kommt es häufiger zur Kokzygodynie, wahrscheinlich durch eine höhere und falsche Belastung der unteren Wirbelsäule. Die Schmerzen können im Sitzen, beim Wechsel vom Sitzen zum Stehen aber auch während des Stuhlgangs oder des Geschlechtsverkehrs auftreten und monatelang anhalten.

Meist reichen die Vorgeschichte und die Beschreibung der Schmerzen für die Diagnosestellung aus. Es kann jedoch eine Untersuchung (das Steißbein ist dann sehr druckempfindlich) und seltener eine Röntgenuntersuchung notwendig werden. Wärme- oder Kälteanwendungen und Schmerzmittel reichen meist aus. In 90 Prozent der Fälle kommt es zur Ausheilung.(20) Eine mehr nach vorne gebeugte Sitzhaltung und eventuell ein Sitzkissen oder auch Stretch-Therapie können hilfreich sein.(21) In schweren Fällen können Schmerzmittel in die untere Wirbelsäule gespritzt oder sogar der Knochen (Os coccygis) chirugisch entfernt werden (Kokzygektomie).

Spätfolgen eines Sturzes

Eine 79-jährige Frau stellte sich in unserer Sprechstunde vor. Sie hatte seit vier Monaten Schmerzen im Bereich des Steißbeins. Dabei war sie eigentlich gesund und konnte sich auch nicht an einen Unfall oder Sturz erinnern. Eine Darmspiegelung war unauffällig. Da sich die Schmerzen auch nach sechs Monaten nicht besserten, führten wir eine MRT-Untersuchung durch, in der sich ein verschobenes Steißbein zeigte. Nach längerer Diskussion fiel der Patientin doch noch ein, dass sie 50 Jahre zuvor bei einem Skiunfall mit dem Hintern auf ein Bahngleis gefallen war, genau auf ihr Steißbein. 50 Jahre später zeigte sich dies nun in Form einer Kokzygodynie. Eine Infiltration mit Schmerzmitteln besserte die Beschwerden.

2.17 Krater auf der (P)oberfläche – Zellulitis

Nicht immer ist die Oberfläche unseres Doppel-Halbmondes eben und glatt. »Geh weg, blöde Zellulitis«, droht so manche Frau bei ihren täglichen Gymnastikübungen im Fitnesscenter. Doch weder die Beschwörungen noch die gymnastischen Übungen können in der Regel Hautveränderungen, die wir Cellulite nennen, wirklich bessern. Frauenmagazine und das Internet sind voll von Werbung für Techniken und Mittelchen gegen diesen Frauenfeind Nummer eins.

Dabei ist die Orangenhaut nur eine Veränderung des Bindegewebes, die unschöne Dellen, Risse, Spalten oder Kratzer auf der Oberfläche unseres Pos (aber auch anderer Körperteile) hinterlassen kann. Wie und warum es dazu kommt, ist nicht vollständig geklärt. Die meisten Wissenschaftler stimmen jedoch überein, dass es eine Störung der Blutversorgung und Versorgung mit Nährstoffen der oberen Hautanteile ist (Mikrozirkulationsstörung). Vor allem scheinen auch Flüssigkeitseinlagerungen im Gewebe zwischen den Hautzellen (Ödeme) sowie eine Vergrößerung der Fettzellen, ein Mangel an Sauerstoff und eine leichte Entzündung dazu zu führen, dass Orangenhaut entsteht. Gerade die Vergrößerung der Fettzellen im Unterhautgewebe verursacht einen erhöhten Druck im Gewebe und damit eine bucklige Oberfläche der Haut.

Fast immer sind Frauen betroffen, da bei ihnen das Geflecht der Bindegewebsfasern nur senkrecht verläuft und daher an einigen Stellen zum »Aufbäumen« führt. Das erzeugt kleine Hügel und danebenliegende Dellen. Männer haben diese Hautveränderungen nicht zu befürchten, da in ihrem Bindegewebe zusätzlich zu den senkrecht verlaufenden Bindegewebsfasern auch waagerechte Fasern angeordnet sind. Sie verfügen in diesem Fall über die Luxusversion des Bindegewebes. Da aber auch das Hormon Östrogen bei Frauen zur vermehrten Fetteinlagerung an den Hüften führt,(22) kann sich unter erhöhten Östrogenspiegeln – wie während der Schwangerschaft und Stillzeit oder durch den langfristigen Einsatz von östrogenhaltigen Verhütungsmitteln (der Pille) – eine Zellulitis verschlechtern. Aber auch bei Männern, die zum Beispiel wegen eines Tumors der Vorsteherdrüse (Prostata) Östrogene einnehmen müssen, kann es dazu kommen.

Die Kosmetikindustrie reagiert gerne auf diesen kleinen Schönheitsmakel und wirft viele kosmetische Produkte auf den Markt, die z. B. Koffein oder Retinol enthalten.(23) Auch manuelle Verfahren wie Lymphdrainage, Vakuum-Sog, Ultraschall(24) und chirurgische Techniken werden mehr oder weniger erfolgreich gegen die Krater und Canyons auf der Oberfläche eingesetzt. Was genau am besten (oder überhaupt) wirkt, bleibt unklar. Die am meisten beworbenen Techniken vermutlich am wenigsten. Oft muss frau lernen, die Dellen zu akzeptieren – ein ernstes medizinisches Problem ist dies aber nicht.

2.18 Die Farben des Pos – der Regenbogen

Wenn Sie glauben, dass ein Po dem anderen gleicht wie ein Ei dem anderen, irren Sie gewaltig. Kein Po ist wie der andere, nicht in der Form, nicht in der Oberfläche und nicht in der Farbe. Das Farbspektrum allein kann den ganzen Regenbogen umfassen.

Während die meisten Färbungen natürlich sind, können auch krankhafte Zustände unseren Po färben. Natürlicherweise bestimmen die Pigmentzellen (Melanozyten) die Farbe unseres Pos. Diese Zellen bilden in kleinen Kügelchen Melanin, den schwarzen Farbstoff, der in zwei Arten auftritt: Eumelanin ist der typische schwarze Farbstoff, Phäomelanin ein eher rötlicher Ton. Je nach Mischung dieser Typen und Menge des gebildeten Melanins (dunkelhäutige Menschen bilden mehr Melanin in größeren Kügelchen) entstehen die Hautfarben der Menschen und damit auch des Pos. Da diese Melanozyten sehr sensibel auf Veränderungen der Hormone reagieren (siehe Schwangerschaftsflecken!) und im Bereich des Anus und der Geschlechtsteile viele Melanozyten sitzen, färben sich diese Bereiche in der Pubertät dunkler.

Eine Rötung des Pos kann durch viele Gründe wie Entzündungen, Ekzeme, durch verschiedene Hauterkrankungen, aber auch einen Sonnenbrand entstehen. Ein Blauton ist da schon ungünstiger und kann bei starker Kälte (sich »den Arsch abfrieren«), aber auch bei Erkrankungen der Lunge oder des Herzens auftreten. Ursache ist hier eine verminderte Durchblutung und zu wenig Sauerstoff im Blut, medizinisch heißt dies Zyanose. Eine Gelbfärbung kann bei Abflussstörungen der Gallefarbstoffe bei Lebererkrankungen oder Gallensteinen auftreten und wird Ikterus genannt, betrifft meist aber den gesamten Körper. Fließt zu wenig Blut in den Po, kann er weiß werden (Ischämie) und bei längerem Bestehen kann dies zum Absterben von Gewebe führen (zum Beispiel bei einem Po-Infarkt). Dann wird der Po schwarz durch absterbendes Gewebe (Nekrose). Eine Orangefärbung des Pos erzielen Sie durch hohe Aufnahme von Beta-Carotin, zum Beispiel durch ein halbes Kilogramm Möhren am Tag oder entsprechende Tabletten. Dies ist gesund, attraktiv und schützt vor Sonnenbränden (wenn Sie Ihren Allerwertesten schon in die Sonne halten müssen). Und wenn Ihr Po grün ist? Dann könnten Sie eventuell ein Außerirdischer sein. Lassen Sie es prüfen.

2.19 Der Zebra-Po – Streifen am Po

Einige Menschen haben auch einen gestreiften Po oder helle Streifen an anderen Stellen des Körpers. Diese harmlosen, aber kosmetisch störenden Streifen nennen sich Striae distensae. Immer wenn sich die Haut dehnt, im Wachstum oder bei Schwangerschaften, aber auch beim Anwachsen eines großen Bierbauches, kann es dazu kommen, dass in tieferen Hautschichten Risse entstehen.

Die sogenannte Lederhaut enthält viele elastische Fasern, die sich dehnen können. Hat man genetisch weniger dieser Fasern mitbekommen, kommt es jedoch zu einer Überdehnung und die Fasern reißen. Der Körper versucht sofort, diese Defekte zu reparieren. Zunächst färben sich die Streifen rot bei Bluteinfluss und einer leichten Entzündungsreaktion im Anschluss, dann weiß, wenn sich eine kleine Narbe gebildet hat. Es entstehen die Striae distensae. Auch bei einer Einnahme von Cortison treten diese Streifen gehäuft auf und bleiben meist auch, wenn die Einnahme wieder beendet wird.

Die Behandlung der lästigen Streifen ist häufig schwierig. In der Wissenschaft finden sich überwiegend Fallberichte und wenige gute Studien hierzu. Derzeit scheint Lasertherapie die besten Ergebnisse zu erbringen, mit einer Besserungsrate von bis zu 75 Prozent. Dabei wird in örtlicher Betäubung die oberste Schicht der Haut abgetragen. Nach einigen Monaten der Wundheilung sind die Streifen meist verschwunden. (25) Weniger aufwendig und ohne die Notwendigkeit einer lokalen Betäubung, ist das sogenannte Microneedling, wobei mit sehr dünnen Nadeln kleinste Wunden auf der Haut gesetzt werden und durch eine Bildung von Kollagen und Elastin eine Abheilung der Streifen erreicht werden kann. (26)

2.20 Schwarze Flecken – Sonnenflecken auf Halbmond

Der Po kann auch Flecken aufweisen. Wie Sonnenflecken können dunkle Punkte auf der Oberfläche des Pos entstehen. Neben den gutartigen »Leberflecken« (Nävi), die einfach Anhäufungen der Melanozyten mit deren schwarzem Farbstoff Melanin sind, gibt es bei asiatischen Völkern den sogenannten Mongolenfleck, eine oft großflächige Dunkelfärbung im Bereich des Pos. Diese verschwindet meist im Laufe des Lebens und stellt ebenfalls keine Gefahr für Leib und Leben dar. Doch es gibt auch die schlechte Variante dunkler Flecken am Po:

Ein unentdeckter Fall von Hautkrebs

Der knapp 60-jährige Mann war völlig beschwerdefrei und gesund. Er hatte sich in unserer Sprechstunde eigentlich nur zu einer Darmspiegelung zur Vorsorge gegen Darmkrebs vorgestellt. Während der Untersuchung fand sich ein kleiner schwarzer Knoten am Anus, der nicht schmerzhaft war. Die Untersuchung des entfernten Knotens zeigte einen schwarzen Hautkrebs (malignes Melanom). Leider hatten sich schon Ableger in den Lymphknoten gebildet. Ein Jahr nach der Diagnose ist der Patient trotz aggressiver Therapie verstorben.

Schwarzen Hautkrebs gibt es also auch am Po, obwohl die Sonne dort selten scheint, aber auch an den Genitalien und im Mund und an den Lippen. Da sich die Hautzellen während der Entwicklung des Menschen auch in den Schleimhäuten finden, kann auch in diesen Bereichen ein schwarzer Hautkrebs problemlos entstehen.

Sonnenlicht ist jedoch ein klarer Risikofaktor für die Entstehung von schwarzem Hautkrebs, vor allem bei hellhäutigen Menschen. Unsere Hautzellen haben nur eine bestimmte Toleranz gegen diese Strahlung. Wird sie überschritten, kann es zu Zellveränderungen und Tumoren kommen. Warum der schwarze Hautkrebs auch dort entsteht »wo die Sonne niemals scheint«, bleibt jedoch unklar.(27) Wie immer interessiert sich die Natur überhaupt nicht für das menschliche Schamgefühl. Daher werden solche Tumoren im Bereich des Anus sehr häufig erst zu spät erkannt.(28) Meistens findet sich ein Knoten von schwarzer Farbe im Bereich des Anus, häufig auch blutend oder juckend,(29) manchmal jedoch auch farblos. Ein Drittel der Patienten hat schon Ableger gebildet, wenn der Tumor entdeckt wird.(30) Ganz hinterhältig kann der Tumor jedoch auch im unteren Enddarm auftreten und ist damit von außen gar nicht sichtbar. Häufig enthalten diese Tumoren auch keinen schwarzen Farbstoff (man spricht von Amelanose) und sind als solche auch in einer Darmspiegelung gar nicht zu erkennen. Erst die Gewebeprobe lässt die Diagnose zu.(31) Dieser Fall ist noch viel seltener, dafür aber eben auch noch hinterhältiger.(32)

Noch ein unentdeckter Fall von Hautkrebs

Der 82-jährige Patient war beschwerdefrei und bis auf einen Diabetes mellitus gesund. Da jedoch ein Stuhltest Blut im Stuhl nachwies, wurde eine Darmspiegelung durchgeführt. Hierbei fand sich ein Tumor im unteren Dickdarm sowie ein Knoten direkt im Bereich der gezähnten Linie (Linea dentata) im Bereich des Anus. Der Patient hatte einen bösartigen Tumor im Darm (Adenokarzinom) und einen schwarzen Hautkrebs (Melanom) am Anus. Er verstarb trotz Therapie zwei Jahre später.(33)

Dass diese beiden Tumoren gleichzeitig auftreten, ist eine Rarität – getreu dem Motto meines alten Chefarztes »Der liebe Gott scheißt gerne immer auf einen Haufen«. Trotzdem sind die meisten Flecken am Po harmlos. Folgen Sie der Regel der Hautärzte: Flecken, die sich verändern, größer oder dicker werden, bluten, jucken oder erhaben werden, sind immer suspekt und sollten einem Arzt gezeigt werden.

2.21 Der weiße Po – Lichen sclerosus und planus

Albinos