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Im Mittelkreis der Heimspielstätte des FC Schalke 04 liegt eine Leiche. Niemand weiß, wer der Tote ist und wie er dahin kam. Der Entdecker des Toten reagiert panisch, entsorgt die Leiche, wodurch er einen Ablauf in Gang setzt, der haarsträubender nicht sein kann.
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Inhaltsverzeichnis
Über den Autor
Zur Person:
Rückblende
1.Akt
Der Mittelkreis
Seitenlinie
Coaching-Zone
Abseits des Spielfeldes
2. Akt
Wieder auf dem Rasen
Torlinie
Fünfmeterraum
Strafraum
3. Akt
Linke Verteidigungszone
Rechte Verteidigungszone
Mittelfeld
Rechte Spielhälfte
04. Akt
Linke Spielhälfte
Torauslinie
Eckballkreis
Elfmeterpunkt
Impressum
Eric Holler
Mord
auf
Schalke
Gelsenkrimi
2. Staffel – Band 6
Roman Just ist in der Welt der Literatur in verschiedenen Genres unterwegs. Mit den Thrillern der "Tatort-Boston-Reihe" hat er den Einstieg in die Literaturwelt begonnen, sie dann mit den "Gelsenkrimis" fortgesetzt. Neben den Thrillern und Krimis arbeitet er an einer mehrteiligen Dystopie und einer historischen Familiensaga, hinzu kommen Ausflüge in andere Genres.
Der Autor und bekennender Selfpublisher ist Jahrgang 1961, lebt in Gelsenkirchen, leidet mit dem vor Ort ansässigen Fußballclub seit 1971 zu allen Zeiten mit, spielt außerdem gerne mit Mitmenschen Schach und beschäftigt sich leider nur noch gelegentlich mit der Astronomie.
Der Selfpublisher betreibt auf seiner Homepage zu allen seinen veröffentlichten Titeln Leserunden, außerdem bietet er einen Leserkreis, an dem ebenfalls aktiv teilgenommen werden kann.
Mehr über den Autor und seine Titel gibt es hier:
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Sternzeichen: Jungfrau
Gewicht: Im Moment viel zu viel
Erlernter Beruf: Kellner
Derzeit tätig als: Autor/Selfpublisher
Charaktereigenschaften: Impulsiv/Hilfsbereit
Laster: Nie zufrieden mit einem Ergebnis
Vorteil: Meistens sehr geduldig
Er mag: Klare Aussagen
Er mag nicht: Gier und Neid
Er kann nicht: Den Mund halten
Er kann: Zuhören
Er verachtet: Tyrannen und selbstverliebte Subjekte
Er liebt: Das Leben
Er will: Ziele erreichen
Er will nicht: Unterordnen
Er steht für: Menschlichkeit
Er verurteilt: Hass, Mobbing, Eitelkeit
Er denkt: Auch Einfaches ist nicht einfach zu erledigen
Er meint: Die Achtung und der Respekt vor der Würde eines Menschen werden durch das Gendern nicht gestärkt.
E
ric Holler hatte nicht viel Zeit, um über seinen letzten Auftrag nachzudenken. Es war so ziemlich alles schiefgelaufen, in erster Linie dadurch, dass er von seinem Auftraggeber belogen und in die Irre geführt wurde. Letztlich hatte es seinen sturen Klienten das Leben gekostet, es sah rückblickend danach aus, als ob ihm der Tod angenehmer erschien als sich der Wahrheit stellen zu müssen. Immerhin bestand sein Hintergrund aus Nehmen und Geben, allerdings handelte es sich dabei um Menschenleben.
Was blieb, war ein in allen Belangen unbefriedigendes Resultat, obwohl jede Medaille zwei Seiten besaß. Der Vorderseite fehlten in diesem Fall Moral, Ethik und Anstand, die Rückseite besaß wiederum eine Hilfsbereitschaft an Schwerkranken, doch der Preis konnte das Tun und Vorgehen nicht rechtfertigen. Was den Auftrag und somit die Münze betraf, kam eine Kette hinzu, aus welchem Metall sie bestand, ob edel oder rostig, ließ sich noch nicht sagen. Der Privatdetektiv war nämlich bei den letzte Ermittlungen Veronika Müller über den Weg gelaufen, bevor er sich versah, wohnte sie mit ihm unter einem Dach.
War es Liebe, nur ein Verlangen oder eine Zuneigung, aus der mehr werden könnte, für Holler stand fest, dass es die Zeit zeigen würde. Die Anwesenheit Veronikas sorgte jedenfalls bei ihm dafür, von der Vergangenheit des Vormonats nicht eingeholt zu werden. So begann der Mai. Schalke 04 hatte den Klassenerhalt sicher, die Saison war vorbei, was ebenfalls ein Beleg dafür war, wie die Zeit mit und neben Veronika dahinraste. Die Fußballeuropameisterschaft rückte näher, doch Gelsenkirchen befand sich trotz der Ansässigkeit des "geilsten Clubs der Welt" nicht im Fußballfieber. Es lag nicht an der enttäuschenden Saison der "Blau-Weißen", auch nicht an den Paarungen, die während der "Euro" in der Arena stattfinden würden, sondern an der Vorfreude auf Taylor Swift. Aus der Stadt der tausend Feuer wurde "Swiftkirchen", die Fans fieberten dem Konzert des Megastars entgegen. Schließlich galt es Fakten zu schaffen, vor allem Veronika wollte wissen, wie es mit ihr und Holler weitergehen sollte.
Es war ein Ritual geworden: Veronika saß mit angezogenen Beinen in der Küche am Frühstückstisch, ihre Knie befanden sich unter dem T-Shirt, welches sie beim Schlafen trug und das Holler gehörte. Mit ihren halblangen von blonden Strähnen durchzogenen braunen ungekämmten Haaren sah sie in ihrer Haltung süß und verführerisch aus. Den Gegensatz zu sonst bildete ihre Miene, der an diesem Morgen das ansteckende Lächeln fehlte. Frische Brötchen, durchgelaufener Kaffee und Erics übliche Morgenzigarette erzeugten in dem Raum ein Aroma, der in Veronika den Appetit erzeugte, nur unter gewissen Voraussetzungen für immer bleiben zu wollen. Der Privatschnüffler war diesem Thema bis dahin erfolgreich ausgewichen, doch diesmal gab es kein Entkommen, schuld waren das leere Tagesprogramm und schlechte Wetter. Es regnete wieder einmal, für den sich zu Ende neigenden Wonnemonat war er außerdem viel zu kühl. Für Leugner des Klimawandels hatte somit ein perfekter Sonntag begonnen, für Leute, die dies und das in der freien Natur unternehmen wollten, fiel der Tag ins Wasser. Veronika, berufsmäßig als freie Journalistin unterwegs, sah dadurch die Gelegenheit gekommen, endlich Fakten zu schaffen.
»Privat sind wir ein gutes Team, findest du nicht?«, stellte sie fragend fest, ließ sich von Eric Kaffee nachschenken.
Holler wusste sofort, in welche Richtung die Unterhaltung ausschlagen würde, mit dem Unterschied zu den letzten vier Wochen, dass auch seiner Meinung nach die Zeit reif war, um für Klarheit zu sorgen. »Ich nehme an, die Frage beziehungsweise Feststellung bezieht sich auf die Neugier, wie es beruflich mit uns funktionieren könnte.«
Veronika fühlte sich ertappt, schnitt eine Grimasse. »Ewig kann ich mit dir nicht herumstreunen, ohne einen Cent zu verdienen. Erstens möchte ich mich nicht aushalten lassen, zweitens die Freiheit in meinem Job nicht aufgeben.«
»Was schwebt dir vor?«
Wie immer, wenn ein Gespräch am Frühstückstisch ernstere Züge annahm, setzte sich Veronika gerade hin, wirkte dann wie eine Lehrerin hinter einem Pult, die ihre Schüler während einer Prüfung beim "Spicken" zu erwischen versuchte. »Ich habe darüber nachgedacht, könnte mir vorstellen, dass unsere Tätigkeit miteinander vereinbar, vielleicht sogar für uns beide von Vorteil sein könnte.«
»Aber?«
»Eric, ich weiß, du magst mich, ebenso habe ich erkannt, dass eine feste Beziehung für dich tonnenschwerer Ballast wäre. Wir haben im vergangenen Monat viel Spaß gehabt, du hast sogar zwei Aufträge wegen mir abgelehnt, ich will wissen, woran ich bin. Irgendetwas in dir stemmt sich gegen ein dauerhaftes Zusammensein, nur willst du mich nicht verletzen, bist zu feige, um es mir klipp und klar zu sagen. Irre ich mich?«
Holler zuckte mit den Schultern. »Ja und nein. Ich genieße deine Anwesenheit, mag dich wirklich sehr, nur kann ich mir ein dauerhaftes Zusammenleben im Moment nicht vorstellen, solange ich den gegenwärtigen Job ausübe, schon gar nicht.«
»Hast du Angst, du wärst erpressbar?«
»Unter anderem«, antwortete Holler.
Also befürchtest du, mir könnte an deiner Seite etwas zustoßen?«
»Auch das!«
»Wie süß«, sagte Veronika, hob die Hand, um ohne unterbrochen zu werden weitersprechen zu können. »Gelsenkirchen ist eine tolle Stadt, dennoch vermisse ich München, die Umgebung aus Bayern. Bleiben wir Freunde?«
Eric seufzte. »Auf jeden Fall.«
Das Wetter blieb regnerisch, passte sich dem Ereignis an. Tags darauf brachte der Privatdetektiv Veronika zum Bahnhof, winkte ihr nach, als der Zug in Richtung Süden abfuhr. Eric war traurig, zugleich erleichtert. Nie wieder sollte eine Frau an seiner Seite den Tod finden, nur deshalb verbot er sich, seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen. Der kurze erfreuliche und schöne Lebensabschnitt mit Veronika Müller war abgeschlossen. Ende Juni erfuhr Holler, dass die Journalistin bei Recherchen im Sudan erschossen worden war. Hatte sein Verhalten sie dorthin getrieben?
M
oritz Brüching, war ein geduldiger Mensch, den noch dazu nichts so leicht aus der Fassung bringen konnte. Seine Ausdauer kam ihm bei seinem Job auch entgegen, schließlich dauerte es rund sechs Stunden, bis die Spielfläche aus der "Veltins-Arena" ins Freie gerollt war, ebenso lang, wenn sie über die Führungsschienen wieder ins Stadion glitt.
Obwohl der Akt ewig zu dauern schien, kam es Moritz so vor, als ob sich der grüne Rasen schneller bewegen würde, als es manch ein Spieler des S04 in der vergangenen Saison auf dem grünen Rasen getan hatte. Moritz, der von allen nur "Mo", gerufen wurde, war Mitarbeiter eines Unternehmens, das nicht nur für die technischen Belange in der Arena verantwortlich war. Sitzplätze ab-, aufbauen oder erneuern, diverse andere Reparaturen, auch die Pflege des Videowürfels und Vorkehrungen bei Großveranstaltungen waren nur einige Beispiele der Aufgaben, die in dem Stadion durchgeführt werden mussten. Mitunter ging es dabei stressig zu, denn oft folgten nach einem Heimspiel des FC Schalke 04 Events in der Arena, die bereits einen Tag später stattfanden. Gegenwärtig ging es ruhiger zu, es war die sogenannte Ruhe vor dem Sturm. Im Juni und Juli hieß es jedoch ranklotzen. Vier Spiele der Fußball-Europameisterschaft standen in Gelsenkirchen auf dem Programm, zuzüglich die Konzerte von Rammstein und Taylor Swift.
Bis zur nächsten Großveranstaltung, dem fußballerischen Kräftemessen zwischen Serbien und England, blieben noch knappe zwei Wochen Zeit, um Körper und Geist zu schonen. Irgendwie traf es auch auf das sich langsam bewegende Spielfeld zu. Der ausfahrbare Rasen, der auf einer 11.000 Tonnen schweren Wanne ruhte, die auf Teflon beschichteten Stahlschienen dahinglitt, hatte diesmal fast acht Stunden benötigt, um ihr Ziel unter freiem Himmel zu erreichen. "Mo" war es egal, auch die Überstunden im Sitzen wurden bezahlt. Seine Aufgabe bestand darin, die Spielfläche einem Stresstest zu unterziehen, der ihre sofortige Rückkehr in das Stadion nach sich zog. Die Bewegung des Rasens wurde durch Rollenenergieketten ermöglicht, die für den Antrieb und die Reduzierung von Verschleiß sorgen. Erst das ausfahrbare Spielfeld ermöglichte die Nutzung der Arena für verschiedene Veranstaltungen wie Konzerte oder Biathlon-Events, ohne den Rasen zu beschädigen. "Mo" gab zu, immer wieder aufs Neue von den Möglichkeiten des Stadions beeindruckt zu sein, auch genoss er das Gefühl, in der Arena auf der Trainerbank zu sitzen. Es war faszinierend allein in einer sechzigtausend Menschen fassenden Halle zu sein, dabei zusehen zu können, wie das Spielfeld wie von Geisterhand ins Stadion geschoben wurde.
Mittlerweile war es neun Uhr abends, nur wenige Scheinwerfer brannten, die behäbig einsetzende Dämmerung verlieh den Tribünen etwas unsagbar magisches. Schon die Vorstellung, sie wären restlos besetzt, reichte aus, um ins Schwärmen zu geraten. In der Tat bedurfte es einen gewaltigen Realitätssinn, um nicht dem Drang zu erliegen, aufspringen und "Tor" schreien zu müssen. Umso unwirklicher kam es "Mo" vor, was er auf dem zu zwei Drittel eingefahrenem Rasen erblickte. Zuerst glaubte er, es wäre ein Gegenstand vom Dach auf das Spielfeld gefallen. Den Videowürfel konnte er ausschließen, da sich das entdeckte Objekt im Mittelkreis befand, jedoch noch nicht unter dem an Streben der Decke hängenden technischen Wunderwerk.
Ohne einen lauten Torschrei von sich zu geben, stattdessen stumm, erhob sich Mo, sprang auf den fahrenden Rasen und schritt mit jedem Schritt immer zögerlicher dem Anstoßpunkt entgegen. Dabei wich die innere Ruhe, von der er in der Regel stets begleitet wurde, der beängstigenden Unsicherheit, die er einst bei der Identifizierung eines verstorbenen Verwandten verspürt hatte. Ein kalter Schauer fuhr ihm über den Rücken, die Haare auf seinen Armen schienen sich wie das Fell einer Katze beim Anblick eines Hundes aufzustellen.
Im Mittelkreis angekommen, ergriff den ansonsten unbekümmert und zumeist wohlüberlegt handelnden "Mo" eine unerklärliche Panik, wo er doch dem Tod in einer Leichenhalle schon begegnet war. Allerdings hatte er damals einem friedlich eingeschlafenen Cousin ins Gesicht gesehen, nicht einem Unbekannten mit einer aufgeschlitzten Kehle, der ihn noch dazu aus von jetzt auf gleich erstarrten Augen seltsam vorwurfsvoll anblickte. Verwunderung und Fassungslosigkeit spürte "Mo" dadurch auf sich ruhen, nahe einer einsetzenden Hysterie blickte er sich nervös um. Einerseits geistesgegenwärtig, andererseits wie in Trance, rannte er in die Katakomben, dort in die Räume, in der sich die Utensilien finden ließen, die für die Rasenpflege und Erstellung eines Spielfeldes notwendig waren. Moritz suchte nicht nach Farbe, früher wurde dazu Kreide verwendet, um die blass gewordenen Linien auf dem Rasen zu erneuern. Ihn interessierten auch nicht die Geräte für die Pflege der Spielwiese, achtlos schritt er an Rasenmähern, Vertikutierern, Rasentrimmern, Streuwagen, Rechen, Harken, Rasenlüfter, Bewässerungssystemen und Bodenfräsen sowie Kultivatoren vorbei, bis er fand, wonach ihm in seiner Konfusion war. Ein paar Minuten später lag der Tote im Schubkarren, den "Mo" in entgegengesetzter Richtung zur Bewegung des Rasens schob, damit aus der Arena. Im Freien verließ er durch ein Tor im Zaun das Gelände, welches zu dieser Zeit an Tagen ohne Veranstaltungen vereinsamt dalag. Er nahm Kurs in Richtung "Sportparadies", auf halber Strecke ließ er die Leiche zwischen Sträuchern, Büschen, Bäumen und Unkraut in Ruhe ruhen. Ihm war klar, dass der Tote an dieser Stelle keinen Frieden finden würde, er hatte auch nicht vor, sie dort verwesen zu lassen. Auf dem Rückweg in die Arena wurde "Mo" bewusst, wie unüberlegt er vorgegangen war, doch die Krimis im Fernsehen, ebenso spannende Literatur, auch zunächst logisch erscheinende Überlegungen hatten ihn dazu getrieben. Er war ganz allein im Stadion, schlussendlich in Gesellschaft einer Leiche. Wie die Polizei und Kripo auf einen Anruf seinerseits reagieren und denken würden, konnte er sich bestens ausmalen. Bevor er Feierabend machte, ließ er sämtliche Spuren verschwinden, beim Heimweg dachte er über sein weiteres Vorgehen nach. Da fiel ihm der Name Eric Holler ein, vom Hörensagen kannte er ihn.
P
rivatdetektiv Eric Holler hatte schon einige Überraschungen erlebt, dass er jedoch von einem vermeintlichen Klienten nach Mitternacht aus dem Bett geläutet worden war, daran konnte er sich nicht erinnern. Er ließ den inzwischen gefassten Mann, dessen Hände dennoch leicht zitterten, trotz der Uhrzeit eintreten. Er hörte sich im Büro dessen Geschichte an, zwischendurch war sie so absurd geworden, dass er dem "Sünder" ein "Pils" samt "Klaren" servierte, aufgrund des Gehörten selbst ein Weißbier brauchte.
»Sie wissen schon, welche große Dummheit Sie begangen haben«, sagte der Privatschnüffler, nachdem ihm von Moritz Brüching versichert worden war, mit seiner Beichte fertig zu sein.
»Herr Holler, ich allein mit einer Leiche in der Arena. Was, wenn ich die Kripo angerufen hätte? Der erste Verdächtige wäre ich gewesen.«
Der Privatschnüffler setzte scherzhaft einen drauf. »Zufälligerweise kenne ich den Mann, der sehr wahrscheinlich in diesem Fall ermitteln wird. Insofern war es womöglich keine dumme Entscheidung, die Polizei nicht anzurufen. Kriminalhauptkommissar Werthofen hätte Sie mit Sicherheit in Untersuchungshaft genommen. Dennoch, klug war Ihr Handeln nicht. Sollte herauskommen, wo der Tote lag, wer sich zu dieser Zeit am ursprünglichen Fund- oder Tatort befand, bekommen Sie richtig Probleme. Stellt sich auch noch heraus, dass Sie die Leiche sozusagen umgebettet haben, dann ist die Kacke richtig am Dampfen. Sie scheinen zu viel Krimis anzuschauen oder zu lesen, sind trotzdem dem Muster verfallen, falsch zu reagieren. Nun, es ist, wie es ist. Sie kennen sich aus, damit denke ich an meinen Tagessatz?«
»Nö, aber ich weiß, dass Sie Schalker-Fan sind, also sollte ein blau-weißer Festpreis drin sein.«
»Wie hoch sind Ihre Ersparnisse?«
"Mo" reagierte schlagfertig. »Zu niedrig um mir eine Stehplatzdauerkarte in der Arena leisten zu können.«
Holler lächelte, hatte keine Lust den Mann auszunehmen, außerdem spürte er, dass kein Mörder vor ihm saß. »Okay, meine Sitzplatzdauerkarte für die nächste Saison bezahlen Sie, unter der Voraussetzung, dass ich neun der siebzehn Spiele ansehen darf, Sie nur acht. Falls Sie zustimmen, fahren wir jetzt auf der Stelle zu dem Ort, an dem Sie die Leiche versteckt haben. Den Rest überlassen Sie mir, bis ich etwas gegenteiliges sage.«
»Das ist mehr als fair, vielen Dank Herr Holler«, erwiderte Moritz Brüching, womit der Privatschnüffler einen neuen interessanten, jedoch keinen hochdotierten Auftrag in seiner Buchhaltung eintragen durfte.
Um drei Uhr morgens befanden sich Holler und sein Klient am letzten Ablageort des Ermordeten. Entweder war "Mo" zu nervös oder er litt unter bedenklichen Gedächtnislücken, aber zwischen den Sträuchern, Büschen, den Baumstämmen und dem Unkraut befand sich keine Leiche. Der nun völlig irritierte Moritz schwor, sie an dieser Stelle deponiert zu haben, nur schien der Tote lebendig geworden zu sein. Er war weg, verschwunden, somit verschollen.
Holler sah "Mo" an, fragte vorsichtshalber erneut: »Sind Sie sicher ihn hier abgelegt zu haben?«
»Hundert pro«, antwortete der Gefragte, fügte seine Geländekenntnisse hinzu: »Ich könnte hier blind herumlaufen und würde mich nicht verirren. Hier und nirgendwo anders ist der Tote von mir versteckt worden.«
Der Privatschnüffler nickte, leuchtete den Boden mit einer mitgenommenen Taschenlampe ab, entdeckte umgeknickte Grashalme und Schleifspuren. Es gab keinen Grund an der Geschichte von Moritz zu zweifeln. Ich glaube Ihnen«, deutete er auf eine Grasnarbe neben seinem rechten Fuß. »Sie wissen, was es bedeutet?« Der Unschuldige schüttelte verneinend den Kopf. »Sie wurden bei der Entsorgung der Leiche beobachtet, wahrscheinlich vom Mörder«, stellte Holler fest.
»Was wollen Sie damit sagen?«
Eric winkte im Lichtkegel der Taschenlampe ab. »Keine Sorge, ich denke nicht, dass der Täter in Ihnen eine Gefahr sieht aufzufliegen. Stattdessen hat er die Gunst der Stunde genutzt, um sie doof dastehen zu lassen, sicher sieht er auch die Chance, Ihnen die Tat in die Schuhe schieben zu können. Irgendwann wird der Getötete irgendwo auftauchen. Mit Sicherheit werden auf ihm Gras- und eventuell Farbreste vom Mittelkreis vorhanden sein, schon geraten Sie ins Visier. Lassen sich auch noch irgendwelche Fasern auf der Leiche finden, deren Zuordnung auf Sie fällt, sieht die Sache übler aus als sie jetzt schon ist.«
»Sie verstehen es hervorragend, einem Mut zu machen«, erwiderte "Mo" betrübt.