2,99 €
Oben Silber und im Bauch Schmetterlinge … Eigentlich wollte Armin mit dem Verkauf des Rollstuhls nur seine magere Rente aufbessern. Als er sich nach dem geplatzten Deal kurz darin ausruhen will, steht plötzlich die bezauberndste Frau jenseits der Sechzig vor ihm und bietet ihm Hilfe an. Von ihrer reizvollen und einfühlsamen Art völlig überwältigt, bringt er es nicht fertig, den Irrtum aufzuklären und mimt weiter den charmanten Rollstuhlfahrer. Eine verhängnisvolle Entscheidung, die ihn beinahe ins Liebes-Aus rollt. Ein Liebesroman, der auf unterhaltsame Weise anregt, neugierig und wagemutig zu bleiben. Liebe kennt kein Alter, und auch Best Ager in Love dürfen Bockmist bauen. Lesen Sie, warum man für die große Liebe nicht perfekt sein muss!
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2015
Inhaltsverzeichnis
Das Buch
Die Autorin
Impressum
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Schlussworte von Ulla B. Müller
Bisher erschienen:
Inhaltsverzeichnis
Ulla B. Müller
Der Rollenkavalier
Roman
Copyright © 2015 Ulla B. Müller
Das Rentnerleben könnte so schön beschaulich sein. Stattdessen sitzt Armin nach fünfundvierzig Ehejahren wieder als Junggeselle da. Mit seiner Unbeholfenheit und seinem Robert-Redford-Lächeln punktet er nur bei der fülligen Wilma von nebenan - nicht gerade der erwünschte Neustart auf dem Partnermarkt. Der größte Chancentod ist jedoch die Ebbe in seinem Geldbeutel. Notgedrungen beginnt er, überflüssigen Kram zu verhökern. Als er den Rollstuhl seines Nachbarn zu Geld machen will, passiert ihm ein Missgeschick mit unheilvollen Verstrickungen. Ausgerechnet dabei begegnet er der bezauberndsten Frau jenseits der Sechzig. Um seine Liebe zu ihr zu retten, braucht Armin vor allem eins: Mut zur Wahrheit.
Ulla B. Müller, geboren 1957, arbeitete nach ihrer Ausbildung zur Physiotherapeutin einige Jahre im Krankenhaus, später in ihrer eigenen Praxis – die beste Voraussetzung, um die beruflichen Anforderungen und einen Haushalt mit vier Kindern unter einen Hut zu bringen. In dieser turbulenten Phase entstanden ihre ersten amüsanten Kurzgeschichten, von denen zwei bereits mit Preisen ausgezeichnet wurden. Interessante Charaktere und ungewöhnliche Geschichten aus ihrem familiären und beruflichen Alltag bilden die Grundlage für ihre Romane. Heute lebt Ulla B. Müller mit ihrem Mann in Monheim am Rhein, auf den Zentimeter genau zwischen Helau und Alaaf. Ihre Bücher schreibt sie für Frauen, die schon länger aus den Teenager-Jeans heraus sind.
© 2015 Ulla B. Müller
Alle Rechte vorbehalten.
Am Mühlenhof 1
40789 Monheim am Rhein
E-Mail: [email protected]
Lektorat: Barbara Frank
Satz, Layout und Coverlayout: Dr. Werner Müller
Covergestaltung: 1001 - Studio für Kommunikationsdesign, Peter Norf
Coverfoto: Fotolia.com, eelnosiva
Armin zuckte zusammen. Sein Zeigefinger war erst eine Handbreit von Wilmas Klingelknopf entfernt, als der Türöffner losschnarrte.
Natürlich war er froh, dass er sich im Notfall auf seine Nachbarin im ersten Stock verlassen konnte. Aber die Treffsicherheit, mit der sie erspürte, was ihm gerade fehlte, ließ ihn manchmal erschaudern. Dafür war die momentane Unauffindbarkeit seines Haustürschlüssels noch das harmloseste Beispiel.
Er bemühte sich, die Eingangstür des Wohnblocks so leise wie möglich zu schließen, aber es half nichts. Kaum war er an den Briefkästen vorbei, stand Pohlmann aus der Parterrewohnung breitbeinig vor ihm.
„Haben Sie nicht was vergessen, Herr Sebeling?“
Armin wühlte durch seine grauen Haare am Hinterkopf und überlegte, auf welches Vergehen der Hausmeister diesmal anspielte: Die Kellertür hatte er nicht vergessen abzuschließen, und die leeren Kartoffelsalatbehälter wurden ordnungsgemäß in den Plastikmüll entsorgt. Wahrscheinlich war es die Stoßstange seines Wagens, die wieder einmal ein paar Zentimeter zu weit auf den Bürgersteig ragte. Ratlos studierte er das gerötete Gesicht des Hausmeisters. „Ich weiß zwar momentan nicht genau, was das sein könnte, aber ich werde es bestimmt gleich von Ihnen erfahren“, entgegnete er, während er mit den Augen die Sprossen des Treppengeländers hinaufzählte.
Einen besseren Zündfunken hätte Pohlmann nicht gebraucht. „Ja, genau!“, polterte er los. „Erstens haben Sie in dieser Woche noch nicht gewischt. Glauben Sie etwa, der Dreck auf der Treppe löst sich irgendwann in Luft auf? Zweitens fehlt immer noch die Miete vom Vormonat und drittens“, er hob einen Schlüsselbund in die Höhe. „Falls der zufällig Ihnen gehört, sollten Sie sich schleunigst erkundigen, was das Austauschen der Türschlösser in diesem Haus kostet.“
Natürlich war es Armins Schlüssel. Nur wie er in Pohlmanns Besitz gelangt war, konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen. Wie jeden Freitagnachmittag war er mit seinen Freunden Harry und Oskar verabredet, um im Lustigen Dreieck Skat zu spielen. Und er hätte schwören können, dass er den Schlüssel eingesteckt hatte, als er die Wohnung verließ. So verkalkt war er mit seinen knapp über siebzig doch noch nicht. „Wo haben Sie ihn denn gefunden?“
„Das kann ich Ihnen genau sagen. Er lag im Gebüsch vor dem Hauseingang. Und ich kann Ihnen auch genau sagen, warum.“
Obwohl Armin wusste, was nun kam, zog er ratlos die Schultern in die Höhe.
„Weil Sie mal wieder den Weg über den Rasen abgekürzt haben, anstatt, wie jeder normale Mieter dieses Hauses, über den Gehweg zu gehen.“
Armin schnappte mit einem gepressten Danke den Schlüsselbund und zwängte sich an dem mit Bratendunst und billigem Aftershave umnebelten Hausmeister vorbei.
„Und was ist jetzt?“ Pohlmann war mit dem Ergebnis seiner Unterweisung noch nicht zufrieden.
„Ich kümmere mich drum.“
„Das will ich auch schwer hoffen, sonst können Sie sich nämlich auch bald um eine neue Wohnung kümmern“, knurrte er und zog mit einem energischen Rums die Wohnungstür hinter sich zu.
Eigentlich war es Armin schon längst leid, sich immer wieder dasselbe Theater anzuhören, aber irgendwie hing er an dieser Wohnung, obwohl sie mittlerweile viel zu groß und zu teuer für ihn war. Woher konnte er denn ahnen, dass sich seine Frau nach fünfundvierzig Jahren von ihm trennen würde und er von jetzt auf gleich gezwungen war, mit seiner kleinen Rente als Lagerverwalter zurechtzukommen?
Solange es ging, wollte er jedenfalls in dieser Wohnung bleiben, denn sie lag alltagsstrategisch günstig. Zum Supermarkt, zur Lottoannahmestelle und seiner Skatkneipe benötigte er höchstens zehn Minuten zu Fuß. Und dem alten Kurt Michalke in der obersten Wohnung musste er auch ab und an zur Hand gehen. Nach einem Sturz im schlecht beleuchteten Keller des Mietshauses hatte man ihm ein neues Hüftgelenk einmontiert. So beschrieb er allen Nachbarn das ärztliche Verfahren, als er vier Wochen später wieder in seine Wohnung zurückgebracht wurde. Seitdem schaffte er es mit seinen Krücken gerade mal bis zur Toilette und zum Bett. Dafür lief der Fernseher von morgens bis abends, und sein Essen kam auf Rädern.
Kurt war nicht nur Armins langjähriger Arbeitskollege, der als Automechaniker den Fuhrpark des gemeinsamen Arbeitgebers betreut hatte. Es gab noch eine andere Leidenschaft, die dieser fünfzehn Jahre ältere Mann mit ihm teilte. Kurts große Liebe war ein weißer Porsche-Oldtimer. Den hatte er einem windigen Händler vor etlichen Jahren für einen Packen Hunderter abgeschwatzt. Seine Frau Gundi drohte ihm daraufhin eine Zeitlang mit Scheidung. Ihr fehlte jegliches Verständnis dafür, dass ihr Mann den jahrelang angesparten Notgroschen für einen alten Schrotthaufen hergab, der überdies die einzige Garage belegte.
Aber Kurt wusste, was er tat. Armin erinnerte sich noch genau an den Abend, als sein Freund ihn auf ein Bierchen eingeladen und mit geheimnisvollem Unterton auffordert hatte, mit zur Garage zu kommen. Mit tief empfundenem Stolz schob er damals die beiden Flügel des verwitterten Holztores auseinander und registrierte zufrieden das begeisterte Aufleuchten in Armins Augen. Wenn es jemanden gab, der seine Begeisterung für dieses Autowrack nachempfinden konnte, dann war es Armin, der selbst nie die Mittel hatte, sich diesen lange gehegten Wunsch zu erfüllen.
Gedankenversunken hievte sich Armin die Stufen zur ersten Etage hoch und ließ dabei den Schlüsselbund in seine rechte Jacketttasche gleiten. Er stutzte, als es neben ihm schepperte. Seine Hand folgte dem Weg des Schlüssels durch ein ausgefranstes Loch im Taschenboden bis zur offenen Naht im Saum seiner Kord-Jacke.
„Was ist denn mit deinem Schlüssel?“, hörte er Wilma fragen, die mit einem ausrangierten Unterwäschestück das Treppengeländer wienerte. Sie wohnte eine Etage unter ihm, und obwohl ständig die neuste Schlagermusik aus ihrem Radio dudelte, besaß sie ein seismographisches Empfangsvermögen für Ereignisse im Treppenhaus.
Armin winkte ihr mit den zwei Fingern zu, die aus dem Saum seines Jacketts hervorlugten.
„Oh, das sieht aber gar nicht gut aus. Komm am besten mit rein, dann nähe ich das schnell zu.“ Und mit einem verheißungsvollen Augenzwinkern ergänzte sie: „Ich hab’ eine Himbeerbiskuitrolle im Kühlschrank. Wie wär’s mit einem Stückchen?“
Es hatte keinen Zweck, irgendetwas von Selbermachen oder Sattsein verlauten zu lassen. Das hatte Armin am Anfang seines neu begonnenen Singledaseins einige Male versucht. Wilma warf ihm dann nur einen mitleidvollen Blick zu und setzte unbeirrt ihr Vorhaben durch.
So fand sich Armin eine Minute später am Küchentisch wieder, vor ihm ein Gedeck vom guten Friesengeschirr. Aus dem Biskuitstück auf seinem Teller hätte man mühelos zwei machen können.
Wilma hatte sein Jackett auf dem Schoß und kramte im Nähkästchen nach Nadel und Faden.
„Schmeckt prima.“ Mit einem flüchtigen Blick in ihr großzügig geschminktes Gesicht vergewisserte er sich der Wirkung des Kompliments. Seitdem Jutta ihn nach fünfundvierzig in seinen Augen passablen Ehejahren verlassen hatte, bemerkte er an der nur wenig jüngeren Nachbarin eine interessante Verwandlung. Es begann mit einer anderen Haarfarbe, die er im Nachhinein zu überschwänglich lobte. Als nächstes kamen neue Gardinen in Toskana-orange dran, zu denen er ein großzügig positives Urteil abgab, und dann wurden aus Journalen für die Dame ab vierzig exotische Kochrezepte nachgekocht, deren Resultate er unbedingt probieren sollte. Als er beim Verkosten zufällig auf die aufgeschlagene Seite mit den Rezepten blickte, stach ihm sofort die Überschrift ins Auge: Für das Essen zu zweit. Rezepte mit besonderem Zauber. Zauberhaft fand er das anhaltende Brennen im Rachen ganz und gar nicht, und auch die magische Wirkung weiter unten hatte sich in den Darm verirrt, in dem es die ganze folgende Nacht lang ziemlich heftig rumorte.
Anfangs fühlte sich Armin von Wilmas umsorgender Art geschmeichelt, aber in letzter Zeit wurde ihm immer klarer, dass sie vielleicht auf eine bestimmte Gegenleistung spekulierte. Natürlich schätzte er gutes Essen. Wer würde das nicht mit siebzig. Und als Frauenverächter konnte man ihn auch nicht beschreiben, auch wenn die Blutdrucktabletten ihn südlich der Gürtellinie ein bisschen ruhiger stellten. Aber Wilma war einfach nicht sein Typ. Sie war ein lieber Mensch, pragmatisch und hilfsbereit, aber mit ihrer Rubens-Figur und der stets adretten Dauerwelle konnte er einfach nichts anfangen. Um sein schlechtes Gewissen zu beruhigen, versuchte er ihr bei jeder passenden Gelegenheit zu schmeicheln. Die Folge war, dass sie sich noch intensiver um ihn kümmerte. Er spürte förmlich, wie sich die Schlinge ihrer Herzlichkeit immer enger um seinen Hals zusammenzog.
„Na, ehrlich gesagt hat dieses Jackett auch schon bessere Tage gekannt“, zischelte sie mit einer Stecknadel zwischen den Zähnen.
„Ja, ich weiß. Hab mir schon vorgenommen, nach Ersatz zu suchen.“
„Aber, wenn ich dir einen guten Rat geben darf, nicht wieder auf dem Trödelmarkt“, ergänzte sie, ohne von dem textilen Wrack aufzuschauen.
Armin nickte einsichtig.
„Soll ich dir mal sagen, was dir fehlt?“
Er schluckte. Wilma hatte also doch mitbekommen, dass er mit der Miete im Rückstand war. Und das alles nur, weil ihm sein Skatbruder Oskar immer noch nicht die geliehenen hundert Euro für den Wetteinsatz beim Pferderennen wiedergegeben hatte. Allerdings hatte er noch die Möglichkeit, den Gutschein für das Wellness-Wochenende zurückzutauschen, mit dem er seine Frau im vorigen Jahr zu ihrem Fünfundsechzigsten überraschen wollte. Doch Jutta überraschte ihn stattdessen mit Heinz-Uwe aus dem Kegelklub. Und das hatte nichts mit Wellness zu tun und zurücktauschen ließ sich Heinz-Uwe auch nicht.
So war er nun, Wilma mit eingerechnet, mehr pleite als Single.
„Was fehlt mir denn, deiner Meinung nach?“, fragte er und überlegte, ob sie wirklich ahnte, wie marode seine finanzielle Lage war? Er stand im Moment zwar ohne Jacke da, aber bis auf das Hemd wollte er sich vor ihr nicht ausziehen.
„Eine Frau“, antwortete Wilma und zurrte das Ende des Fadens fest.
Dass Armin eine Frau fehlte, war ja wohl mehr als offensichtlich. Nun hatte Wilma endlich die Wahrheit beim Namen genannt und was hatte er geantwortet? Er wolle sich dann mal nach einer Millionärswitwe umsehen.
Armin war zwar schon vor einer ganzen Weile gegangen, aber diese Antwort ließ Wilma keine Ruhe. Er hatte es wohl spaßig gemeint, aber den herben Nachgeschmack wurde sie für den Rest des Tages nicht mehr los.
„Was will er denn mit so einer?“, fragte sie sich und spülte Armins leer gegessenen Kuchenteller ab. „Solche Frauen nähen einem wohl kaum ein Loch zu oder servieren einem selbst gemachten Kuchen. Die haben doch da, wo bei anderen das Herz sitzt, ihre Schmuckschatulle.“
Beim Blick auf die Tortenplatte hellte sich ihr Gesicht jedoch deutlich auf. „Meine Biskuitrolle hat ihm jedenfalls bestens geschmeckt“, resümierte sie beglückt. Dabei fuhr sie mit dem Zeigefinger über den Rand der Tortenplatte auf dem Küchentisch und lutschte genüsslich die Cremereste ab. Diese Paarpsychologen in den Zeitungen konnten behaupten, was sie wollten. Bei Beziehungsproblemen half ihr immer noch die Bibel weiter. Schließlich versuchte es Eva bei Adam auch mit etwas Essbarem, obwohl ihr von Natur aus andere Möglichkeiten zur Verfügung standen, so knapp bekleidet, wie man damals war. Und als Adam nach dem Apfel griff, dachte er ganz bestimmt nicht an einen Obsttag.
Vielleicht sollte sie aber in Zukunft nicht ganz so direkt zu Armin sein, nahm sich Wilma vor. Männer schätzten es bekanntlich nicht besonders, von Frauen überrumpelt zu werden. Andererseits gehörte Armin einfach zu der Kategorie, der man mit einem kleinen Zaunpfahl zuwinken musste, wenn man nicht warten wollte, bis man alt und schrumpelig war.
Bei ihrem Herbert war das damals umgekehrt gewesen, so verliebt, wie er in sie gewesen war. Was für eine schöne Zeit sie doch miteinander hatten, träumte sie vor sich hin. Aber der Unfall und die Beerdigung lagen nun sechs Jahre zurück. Und wenn sie ganz ehrlich war, sehnte sie sich schon ab und an mal wieder nach einer männlichen Schulter, an die sie sich lehnen konnte.
Es klingelte. Schnell trocknete sie sich die Hände mit dem Geschirrtuch ab und öffnete die Tür. Sie war überrascht, Pohlmann vor sich zu sehen, umhüllt von einer Rasierwasserwolke. Sie hätte schwören können, dass er sogar ein frisches Hemd anhatte.
„Ich komme wegen der Waschmaschine“, sagte er und versuchte ein Lächeln.
Auch wenn Armin ihn als spießigen Holzklotz bezeichnete, so konnte Wilma nichts Nachteiliges über den Hausmeister sagen. Schale und Kern waren bei ihm zwar etwas derb geraten, und er sah bei Weitem nicht so gut aus wie Armin. Aber er sagte, was er dachte, und das gefiel ihr. Und er verhielt sich ihr gegenüber immer höflich, oft sogar ein wenig galant. Sicher war Armin darin talentierter, aber Wilma war in der Hinsicht fair. Leuten wie Pohlmann rechnete sie auch das Bemühen an.
So hatte er ihr an diesem Vormittag im Keller den Eimer Farbe fürs Badezimmer abgenommen und zu ihrer Wohnung hochgeschleppt. Sogar beim Streichen wollte er helfen, doch da hatte sie dankend abgelehnt. Die drei Quadratmeter Wandfläche würde sie gut selbst schaffen. Er sollte schließlich nicht glauben, dass sie zu den Frauen gehörte, die einzig und allein Fingernägel anstreichen konnten. Nur die schwere Waschmaschine bekam sie nicht allein von der Wand weg. Da brauchte sie jemanden mit starken Armen.
Und so stand er nun vor ihrer Tür und krempelte die Ärmel hoch.
„Das ist ja wunderbar, dass sie so schnell kommen konnten, Herr Pohlmann. Dann kann ich gleich anschließend mit dem Abkleben anfangen“, lobte sie und ging voran zum Badezimmer. „Da steht das Ungetüm. Gerade fertig mit der Buntwäsche. Ich hol schnell einen feuchten Aufnehmer. Dahinter hat sich bestimmt eine Menge Staub gesammelt.“
„Alles klar, dann fang ich schon mal an“, sagte Pohlmann.
Wilma eilte zur Besenkammer und vernahm von dort aus das knarzende Geräusch, mit dem sich die Waschmaschine gegen den Ortswechsel wehrte.
Doch plötzlich war es still und Pohlmann rief vom Badezimmer aus: „Frau Pappritz, hier hinter der Maschine liegt ein… Vermissen Sie zufällig so etwas Lilafarbenes mit schwarzer Spitze?“
Wilma erschien neugierig in der Badezimmertür und starrte fassungslos auf den Hausmeister, der mit geröteten Wangen das immense Fassungsvermögen der beiden zusammenhängenden Körbchen bestaunte, die er an zwei Trägern baumelnd vor sich hielt.
Der feuchte Aufnehmer klatschte auf den Boden.
„Oh, da war er also. Ich hab ihn schon überall gesucht.“ Mit hochrotem Kopf ergriff Wilma das Fundstück und ließ es schnell im Wäschekorb verschwinden. „Nicht, dass Sie denken, ich hätte ihn absichtlich... Manchmal rutscht einem so was einfach aus dem Wäschekorb.“
Pohlmann nickte rasch und wusste nicht recht, was er nun tun sollte. In seiner Not prüfte er nach, ob sich vielleicht noch etwas hinter die Maschine verirrt hatte.
Doch Wilma erkannte sofort die Gefahr. Womöglich stieß er auf weitere Wäschestücke, die nicht für die Öffentlichkeit gedacht waren.
„Herr Pohlmann, den Rest schaffe ich schon allein. Kommen Sie doch bitte in die Küche. Darf ich Ihnen als kleines Dankeschön ein Stück Himbeerbiskuit servieren?“, fragte sie, ganz darauf bedacht, die Gedanken des Hausmeisters wieder auf unverfänglichere Dinge zu lenken.
„Oh, gern, wenn es keine Mühe macht?“, bedankte er sich und stapfte hinter ihr her.
„Ich bin froh, dass man in diesem Hause so hilfsbereite Menschen um sich hat“, sagte sie und reichte ihm einen Teller mit einem großen Tortenstück. „Das ist sicherlich nicht überall so.“
Pohlmann nickte nachdenklich, während er mit der Kuchengabel zustach. „Nur ihr Nachbar, der Herr Sebeling, scheint eine ganz eigene Auffassung von Hilfsbereitschaft zu haben“, erwiderte er und sah Wilma dabei eindringlich an.
„Wie meinen Sie das?“
„Haben Sie nicht das Gefühl, dass er Sie ganz schön ausnutzt? Ich will mich ja nicht einmischen, aber der kann doch wohl seine Treppe selbst putzen. Das ist doch eine alte Masche, alleinstehenden Frauen den Hilflosen und Unbeholfenen vorzuspielen. Demnächst lässt er sich noch von Ihnen bekochen und die Knöpfe annähen. Meinen Sie nicht, dass das zu weit geht, Frau Pappritz? Sie als unabhängige, emanzipierte Frau.“
Wilma sah den Hausmeister irritiert an. Er machte seit jeher kein Geheimnis daraus, Armin nicht sonderlich leiden zu können, aber das ging nun doch zu weit.
„Ist ja nett, dass Sie so besorgt um mich sind, aber den Herrn Sebeling lassen Sie da mal ruhig raus. Der tut ja auch einiges für mich.“
Es war ihr eine Herzenssache, Armin vor diesen rüden Anschuldigungen in Schutz zu nehmen, aber dass sie der Phantasie des Hausmeisters mit ihrem Plädoyer Tür und Tor geöffnet hatte, merkte sie leider erst an seinem missfälligen Blick. „So, so. Wenn Sie meinen.“
Sollte er doch glauben, was er wollte. Wem und wie oft sie jemandem die Treppe putzte, war immer noch ihre Angelegenheit.
„Hm, der Kuchen ist wirklich lecker“, sagte Pohlmann in die entstandene Stille hinein.
„Tja, das ist eins meiner Lieblingsrezepte. Möchten Sie noch ein Stück?“
Pohlmann ließ sich nicht lange bitten und reichte ihr den leeren Teller.
Nach dem vierten Stück verabschiedete er sich dann endgültig. „So, jetzt muss ich aber wieder und danke für den Kuchen.“
„Ich hab zu danken“, fühlte sich Wilma verpflichtet zu sagen, obwohl ihr gar nicht mehr danach zumute war. Für das bisschen Möbelschieben hatte sie fast die ganze Himbeerbiskuitrolle geopfert, die eigentlich für Armin sein sollte. Sie blickte enttäuscht auf die Tortenblatte. So einen kümmerlichen Rest konnte sie ihm doch nicht anbieten.
Aber gut. Sie klapperte auf ihren Pantöffelchen zum Fernsehtisch und blätterte eifrig die ersten drei Seiten einer Backzeitschrift um. Morgen würde sie Armin diesen herrlichen Frankfurter Kranz backen. Und dann wird man weitersehen.
Armin öffnete seine Wohnungstür und hängte den Schlüsselbund, der das ganze Theater im Treppenhaus ausgelöst hatte, zurück ans Brett. „Schon komisch, wie sehr sich die persönlichen Beziehungen hier im Haus verändert haben, seitdem Jutta weg ist“, resümierte er seltsam berührt.
Bis zu Juttas Auszug waren sich alle Mieter des Hauses freundlich, aber neutral begegnet. Doch seitdem Armin wieder Single war, wurde er das Gefühl nicht los, Wilma hielte ihn für unterernährt und hilfsbedürftig und Pohlmann würde bei ihm schon den Anfang des sozialen Abstiegs wittern. Eine Gefahr, vor der er dieses ehrenwerte Haus mit aller Schärfe zu schützen gedachte.
Als Armin das geflickte Jackett auf einen Garderobenbügel hängte, fiel ihm der alte Kurt in der Wohnung über ihm ein, und dass er versprochen hatte, am Abend noch mal kurz vorbeizuschauen. Auch dieses Verhältnis hatte sich von heute auf morgen dramatisch verändert, aber das hatte nichts mit Armins Singleleben zu tun.
Seitdem man Kurt nach der Hüftoperation in seiner Wohnung abgeliefert hatte, mit Krücken und Toilettensitzerhöhung, war er nicht mehr derselbe, der mit Armin stundenlang von alten Autos schwärmte oder über Fußball, Politik und Frauen herzog. Seinen bissigen Humor hatte er anscheinend im Krankenhaus gegen das Ersatzteil in seiner Hüfte eingetauscht.
An seinem fünfundachtzigsten Geburtstag vor zwei Monaten hatte Kurt einen nagelneuen Wohnungsschlüssel vom Schlüsselbord genommen und Armin in die Hand gedrückt. „Man kann ja nie wissen, was kommt“, hatte er lachend gemeint und Armin hinter vorgehaltener Hand zugeflüstert, dass er ihm als guten, alten Kollegen und Nachbarn eher traue, als der buckligen Verwandtschaft. „Die warten doch nur darauf, dass sie mich von oben begucken und mit Blumen bepflanzen können.“
Armin klopfte dreimal. Dann schloss er die Wohnungstür auf.
Kurt lag mit Jogginghose, Unterhemd und Turnschuhen bekleidet auf seinem Bett und winkte.
„Kannst du mir mal hochhelfen? Dauernd muss ich zum Klo rennen. Bin schon ganz dusselig. Wahrscheinlich ist das dieser Fraß auf Rädern schuld.“ Er ächzte und ruderte mit den Armen, und Armin musste schon kräftig ziehen, um ihn auf die Beine zu bringen. Die Gehstützen lehnten zwar griffbereit neben seinem Bett an der Wand, aber Kurt hielt sie nicht einmal ansatzweise für notwendig. Um Armin das zu verdeutlichen, streckte er die Krücken seitwärts weg und setzte seinen Gang zur Toilette schnaufend und humpelnd fort.
„Was glaubst du, warum man dir die Dinger gegeben hat“, fragte Armin. „Für Reklamezwecke vielleicht, oder als Wohnzimmerdekoration?“
„Ach, papperlapapp. Die kannst du geschenkt haben.“
Kurt zog die Toilettentür hinter sich zu, und schon hörte man das Poltern der Stöcke, von einem gepfefferten Fluch begleitet. „Nie bleiben diese Scheißdinger da stehen, wo sie sollen!“
Armin schloss daraus erleichtert, dass es seinem alten Freund wieder besser ging. „Kommt denn der Pflegedienst heute noch?“, rief er aus dem Wohnzimmer, während er das Fenster öffnete und tief durchatmete.
„Ja, so um acht. Und dann kannst du die Stoppuhr daneben legen, so schnell, wie die sind. Am Ende hat man gar nicht mitgekriegt, ob sie einen gewaschen haben oder nicht.“
Als Kurt wieder im Wohnzimmer ankam, wies er mit einer Gehstütze auf das offene Fenster und hustete heftig. Dabei knickten seine Beine bedenklich weit ein.
„Willst du mich umbringen? Da friert einem ja das Bier in der Büchse ein.“
„Ich würde den Alkohol an deiner Stelle mal eine Zeitlang weglassen. Du bist so schon wackelig genug“, ermahnte ihn Armin.
Kurt setzte zum Abgang in den Fernsehsessel an, als es Armin gerade noch schaffte, die Sitzfläche bis an seine Kniekehlen zu schieben, damit er nicht auf dem Boden davor landete. Mit lautem Stöhnen ließ er sich dann aus halber Höhe auf das Polster plumpsen.
„Üben die sowas wie Aufstehen und Hinsetzen eigentlich nicht in der Klinik mit einem, bevor man nach Hause entlassen wird?“, fragte Armin besorgt.
Kurt machte eine abwertende Handbewegung.
„Ja, schon. Da kam so ein junges Ding und wollte mit mir Gymnastik machen. Die hab ich erstmal gefragt, ob sie denn die Schule schon fertig hätte.“ Kurt rieb sich über die operierte Außenseite seines rechten Oberschenkels. „Fünfundzwanzig soll die gewesen sein! Sah aus wie siebzehn. Und die wollte dann so einen Kokolores wie Treppensteigen mit mir üben. Mit so dünnen Ärmchen.“ Zur Verdeutlichung formte er mit Daumen und Zeigefinger ein O.
„Ne, hab ich der dann gesagt. Da müsste sie erstmal ein paar Koteletts mehr essen, bevor sie mit mir irgendwas üben wollte.“ Kurt hielt die Luft an, hob mit beiden Armen sein operiertes Bein auf den Beinschemel und atmete dann stoßartig aus. „Und weißt du, was das Gör da zu mir gesagt hat?“ Er lachte kurz auf. „Sie wäre Vegetarierin. Kein Wunder, dass an der nichts dran war, was nach Muskeln aussah.“
Armin schüttelte resigniert den Kopf. So etwas hätte er sich eigentlich denken können.
„Sabine kommt übrigens morgen“, fuhr Kurt mit missmutiger Miene fort. „Die will immer meine Papiere ordnen. Möchte mal wissen, was es da zu ordnen gibt? Das Finanzamt nimmt sich sowieso, was es will. Und mehr gibt es bei mir nicht zu holen.“
Armin war froh, dass sich Kurts Tochter ab und zu blicken ließ. Häufiger ging es angeblich aus beruflichen Gründen nicht. Aber Armin wusste genau, dass es vor allem daran lag, dass Sabines Toleranzgrenze schon beim Betreten der Wohnung überschritten war. Und dann ging es sehr laut zu. Ob man wollte oder nicht, jeder im Haus wusste nach wenigen Minuten, wer bei Kurt zu Besuch war.
„Und stell dir vor, die wollen mir einen Rollstuhl unterjubeln.“ Kurt schnaubte verächtlich und legte beide Krücken mitten auf den Wohnzimmertisch. Nachdem er noch einmal kräftig durchgehustet hatte, schnappte er sich erneut eine Krücke und fuchtelte damit bedrohlich nahe um den Kronleuchter herum. „Am liebsten würden die mich da drin anschnallen und in so ein Auffanglager für Krüppel oder Scheintote bringen. Aber das eine sag ich dir“, und dabei ging eine der sieben Lampenglocken zu Bruch und zersplitterte auf dem Wohnzimmerteppich. „Nur in der Kiste kriegen die mich hier raus!“
Armin suchte in der Küche nach Schaufel und Handfeger und sammelte die größeren Stücke vorsichtig auf. „Was ist eigentlich mit deiner anderen Tochter, die auf Mallorca?“, fragte er. „Schreibt die dir nicht ab und zu?“
„Petra? Ja, ja, die schreibt dauernd, aber auch nur Mist. Die lebt da in ihrem von mir finanzierten Paradies und will von da aus die Welt retten. Hab ich gar nicht mehr geöffnet, die letzten Briefe.“
Im selben Moment wurde die Wohnungstür aufgeschlossen, und zwei junge Pfleger in pastellgrünen Anzügen stürmten herein.
„Nabend, Herr Michalke, dann wolln wir mal.“
Die Pflegedienstler nahmen von Armin wenig Notiz und waren mit dem brummig dreinschauenden Kurt schon auf dem Weg ins Badezimmer. Die Frage, ob er auch seine Medikamente genommen habe, ging in der obligatorischen Schimpftirade über Hetzerei und Unmenschlichkeit unter.
Armin brachte die Scherben in die Küche und entdeckte auf dem Esstisch die Tablettendosierschachtel. Sie war leer. Beruhigt schüttete er die Scherben in den Abfalleimer und griff nach der geöffneten Bierdose neben der leeren Plastikschale vom Mittagessen, um sie ebenfalls zu entsorgen. In der Bierdose klickerte etwas. Mindestens zwanzig unterschiedlich große Pillen in Gelb, Weiß und Blau zählte Armin, nachdem er den Inhalt in einen sauberen Teller gekippt hatte. Im ersten Moment wollte er Kurt zur Rede stellen, aber dann überlegte er, ob das überhaupt Sinn machte. So wie es aussah, kam sein alter Kumpel schon seit einer Woche ohne die pharmazeutische Kunst aus, und wer wusste schon, ob es so nicht viel besser für ihn war.
Seufzend zog Armin die Eingangstür hinter sich zu und tastete sich im Dunkeln hinunter zu seiner Wohnung. Die oberste Treppenhausleuchte war seit mehr als sechs Wochen kaputt, obwohl er Pohlmann schon mehrmals darauf hingewiesen hatte.
Früher wäre das nicht vorgekommen. Kurt hätte dem Hausmeister sofort wegen schlampiger Dienstausübung die Hölle heiß gemacht. Wofür zahlte man schließlich Miete?
Aber nun kam er nicht mehr vor seine Tür, und das Licht blieb aus. Die Reparatur sah Pohlmann sicherlich nicht mehr als dringlich an, vermutete Armin. Wahrscheinlich wartete er nur darauf, dass sich der Problemfall „Kurt Michalke“ auf natürliche Weise löste.
Die Junisonne meinte es an diesem Samstagmorgen mit den Händlern auf dem Trödelmarkt gut. Die meisten waren noch damit beschäftigt, ihre Ware aus Pappkartons und Zeitungspapier zu befreien und aufzustellen, als die ersten Kunden bereits von Stand zu Stand eilten. Nach dem Motto „Der frühe Vogel fängt den Wurm“ waren sie ab spätestens halb sieben auf der Pirsch nach ganz speziellen Raritäten.
Armin goss Kaffee aus der mitgebrachten Thermoskanne in zwei große Tassen und reichte eine an Oskar weiter. „Bedien dich!“, sagte er und hielt ihm ebenfalls eine große Tüte mit belegten Brötchen hin. „Sind alle mit Emmentaler und Putenbrust belegt.“
Da Oskar zu den regelmäßigen Anbietern auf dem Trödelmarkt gehörte, hatte Armin mit ihm ein Abkommen geschlossen: Er sorgte für die Verpflegung und durfte dafür einen Teil des Tapeziertischs nutzen, um ebenfalls ein paar Dinge zum Verkauf anzubieten.
Oskar wies schmunzelnd auf die Ecke der Tischfläche, die Armin gerade mit einer stattlichen Anzahl blau-weiß bemalter Blumenväschen, Zierteller und Wandkacheln dekorierte. „Aus welchem Seniorennachlass stammt denn dieser geschmackvolle Porzellankram?“
„Da sieht man wieder, dass du mit deinen Urlaubsreisen nicht über das Sauerland hinausgekommen bist. Das ist echtes Delft. Alles Mitbringsel von unseren Hollandurlauben. Hat Jutta damals gesammelt.“
Oskar nickte beeindruckt und lehnte sich in seinen Campingstuhl zurück. Mit einem wohligen Lächeln auf dem Gesicht schlürfte er seinen Kaffee und genoss die Wärme der vormittäglichen Sonne auf seinem Bauch. „Ich dachte, sie hätte so gut wie alles mitgenommen bei ihrem Auszug?“
Armin nickte verächtlich. „Wollte sie auch, aber dieser neue Kerl von ihr meinte, der Porzellankram würde sich im Wohnzimmerregal nicht so gut machen, neben seiner Armbanduhrensammlung. Wenn der wüsste, was mich der Klimbim damals gekostet hat!“ Mit Unbehagen erinnerte er sich an das heimliche Umrechnen von Gulden in D-Mark, immer in der Not, dass das restliche Urlaubsgeld für Kaffeekaufen und Tanken an der Grenze nicht mehr reichen könnte.
„Na, das scheint mir einer zu sein, wenn der es nötig hat, in seinem Wohnzimmerschrank mit Rolex und Cartier zu protzen, wo andere höchstens ihre DVD-Sammlung oder die Merian-Hefte von den Urlaubsreisen stehen haben. In der Türkei kriegst du diese Klunker übrigens für fünf Euro hinterhergeworfen. Und die sehen waschecht aus“, meinte Oskar mit Kennermiene.
„Aber laufen tun die höchstens zwei Wochen, hab ich gehört.“
„Na, wenn die nur im Schrank liegen, ist das ja wohl egal.“
Armin musste lachen, obwohl ihm bei dem Gedanken an das auf jugendlich getrimmte Filmstar-Imitat an Juttas Seite eher anders zumute war. „Ganz dicht im Kopf ist der sowieso nicht. Jutta hat mir mal erzählt, der würde äußersten Wert darauf legen, parallel zum Kraftfeld der Erde zu schlafen.“ Er tippte sich dabei an die Stirn und Oskar schüttelte ungläubig den Kopf.
„Weil das die Potenz steigert, oder warum?“
„Was weiß ich? Vielleicht fällt man dann nicht so leicht aus dem Bett, wenn man mal ein paar Bierchen zu viel hatte.“
„Der glaubt wohl auch noch an den Weihnachtsmann!“, beeilte sich Oskar zu sagen. Dann musste er sich um eine alte Dame mit Pudel kümmern, die Interesse an seinem elektrischen Nasenhaarschneider im Lederetui zeigte.
„Meinen Sie, das wäre auch was für meinen Waldemar?“
„Ihr Mann wird bestimmt zufrieden damit sein. Er funktioniert einwandfrei und ist kaum gebraucht“, versuchte Oskar zu überzeugen. Dazu nahm er das Gerät aus der Lederhülle und entfernte noch rasch ein paar kleine Haare am Scherkopf.
Armin beobachtete amüsiert die kaufmännischen Gepflogenheiten seines Skatbruders.
„Nein, Waldemar ist mein Hund, und dem wachsen immer die Haare so weit in die Augen. Und wenn ich mit der Schere komme, beißt er“, erklärte die alte Dame seelenruhig.
Oskar runzelte die Stirn. „Na ja, Sie müssen halt dafür sorgen, dass er stillhält, gnädige Frau. Dann geht das bestimmt. Und für zwei Euro ist der wirklich geschenkt.“
Die alte Dame sah erst zu Waldemar hinunter, dann zu Oskar, bevor sie ihr Portmonee aus der Handtasche kramte. Beglückt zeigte sie dem Hund das frisch erworbene Gerät. Doch Waldemars Augen schienen auch so nicht die besten zu sein. Er stierte unbeeindruckt geradeaus unter den Tisch.
Armin machte sich daran, die umfangreiche Zinnsammlung seines Vaters auszupacken und aufzustellen. Dabei grübelte er weiter über Juttas Affäre nach.
„Glaubst du, dass sie das lange aushält?“, fragte er, nachdem Waldemar und die alte Frau weitergezockelt waren.
Oskar zuckte mit den Schultern. „Wenn der Kerl sie immer beißt, wahrscheinlich nicht.“
Armin warf ihm einen angewiderten Blick zu. „Mit was für wilden Raffinessen die ihr Liebesleben aufpeppen, wollte ich überhaupt nicht wissen. Woher weißt du das überhaupt?“
„Welches Liebesleben?“
„Na, das von Jutta und Heinz-Uwe.“
Oskar sah ihn nun völlig irritiert an. „Mensch, ich dachte doch, du meinst die Frau mit der blinden Töle.“
Am späten Nachmittag ließ sich Armin erschöpft in den einzigen Wohnzimmersessel sinken, der ihm geblieben war. Die meisten Trödelmarkt-Verkäufer hatten an diesem Tag einen guten Umsatz gemacht. Nur er war mit seinem Erlös unzufrieden. Lediglich ein paar Zinnteile hatte er an den Mann gebracht. Während er eine Flasche Bier öffnete und sie gurgelnd leerte, überkam ihn wieder diese diffuse Angst, dass er es ohne fremde Hilfe nicht schaffen würde, aus seiner prekären Finanzlage herauszukommen. Warum war er auch so dämlich gewesen und hatte Jutta bei ihrem Auszug vor drei Monaten alles überlassen, was ihn vielleicht hätte retten können? Schon eine Woche danach hatte er diesen sinnlosen Anflug von Großzügigkeit bitter bereut. Selbst Oskar und Harry, denen er beim nächsten Kneipentreff den Vorfall beichtete, kannten wenig Erbarmen und erklärten ihn für komplett verrückt.
Armin seufzte und ging in die Küche. Dort füllte er seinen Wasserkocher und wählte aus einem ansehnlichen Sortiment von Tütensuppen eine Bouillon mit Markklößchen aus. Verdrossen steckte er sie zurück, als er die Aufschrift „Hochzeitssuppe“ las. Ihm war momentan eher nach einer einfachen Kartoffelsuppe.
Plötzlich klingelte es an der Tür. Er rechnete mit Wilma, die ihn mal wieder zu einem ihrer kulinarischen Experimente einladen wollte, aber es war ein junger Mann im Monteuranzug, an dessen Bein ein größeres, in Pappe und Plastik gehülltes Möbelstück lehnte.
„Ich hab hier ist eine Lieferung für Kurt Michalke.“ Der dunkelhaarige Mann zeigte mit seinem Lieferauftrag die Treppe hinauf. „Da ist keiner zu Hause. Kann ich das bei Ihnen abgeben?“
Armin nickte verdutzt, denn er konnte sich nicht erklären, wo Kurt abgeblieben war. Mit seiner neuen Hüftprothese kam er doch gerade mal bis ins nächste Zimmer. Ein mulmiges Gefühl machte sich in ihm breit. Hoffentlich war er nicht umgekippt und irgendwo gegengeschlagen. „Haben Sie mal ordentlich geklingelt?“
„Ja, klar. Aber es hat keiner geöffnet.“
Armin drängte sich an dem Mann vorbei, stieg die Treppe hinauf und klingelte ein paar Mal energisch hintereinander. Als sich nichts tat, hämmerte er kräftig mit der Faust an die Tür. „Manchmal hat er den Fernseher zu laut“, erklärte er dem Paketboten, der mit nach oben gekommen war. Dann legte er ein Ohr an die Tür und horchte. In der Wohnung war alles still. „Vielleicht schläft er auch. Haben Sie schon unten bei Pohlmann geklingelt? Das ist der Hausmeister.“
„Ja, da war auch keiner. Samstags sind ja viele zum Einkaufen unterwegs.“
Als sie wieder vor Armins Wohnungstür standen, sah der Mann kurz auf die Uhr und zeigte auf das verpackte Möbelstück am Türrahmen. „Ich hab noch andere Lieferungen. Wenn dieser Michalke zurück ist, können sie ihm das Paket ja raufbringen.“
Armin konnte sich nicht vorstellen, was Kurt in dieser Größenordnung bestellt haben könnte. Außer seinem Fernseher und ein paar Büchsen Bier brauchte er zurzeit nicht viel.
Er bückte sich und versuchte die Aufschrift auf dem Paket zu entziffern. Aber da waren nur ein paar Lieferzahlen und der Name der Herstellerfirma zu erkennen.
„Was ist das überhaupt?“, rief Armin dem Lieferanten hinterher.
„Ein Rollstuhl“, dröhnte es die Treppe hinauf und schon hörte er, wie die Haustür zuschlug.
Verblüfft schüttelte Armin den Kopf. Ein Rollstuhl für Kurt? Das ging doch nicht mit rechten Dingen zu. Eher würde sich der Papst auf ein Kamel setzen, als sein alter Kumpel in diesen Rollstuhl.
Kurz nachdem er das sperrige Paket in seine Wohnung gezerrt hatte, stieg Armin erneut die Treppe hoch und öffnete Kurts Tür, um nachzuschauen, was los war. Kurt war weder im Bett noch vor dem Fernseher. Die Wohnung war leer. Mit einer düsteren Vorahnung machte er sich auf den Rückweg. Im Treppenhaus dröhnte ihm die Stimme des Hausmeisters entgegen. Wie immer, wenn Pohlmann etwas nicht passte, versuchte er die alte Ordnung durch Steigerung der Lautstärke wiederherzustellen.
Armin beschloss, ihn nach Kurts Abwesenheit zu befragen.
„Was ist denn daran so sonderbar?“ Pohlmann wies mit der Hand die Treppe hinauf. „Seine Töchter haben ihn heute Vormittag mitgenommen. Nach Mallorca, soviel ich weiß. Der alte Michalke wäre doch hier nie wieder aus seiner Wohnung gekommen, in dem Zustand.“ Und auf dem Weg zur Kellertreppe fügte er noch hinzu: „Mir sollte im Alter mal jemand anbieten, auf Mallorca zu wohnen. Ich wäre sofort weg.“
Der Hausmeister sah ihm dabei nicht in die Augen und Armin wusste auch, warum. Kampflos hatte der alte Kurt das Haus bestimmt nicht verlassen. Und sein freier Wille war es mit Sicherheit auch nicht gewesen, nach Mallorca auszuwandern. Dafür kannte Armin ihn lange genug.
Auf dem Weg nach oben kam Wilmas fülliger Arm aus der Wohnungstür und lockte ihn herbei. „Komm, ich muss dir was sagen.“
Armin konnte sicher sein, dass Wilma über sein Gespräch mit dem Hausmeister Bescheid wusste. Ihr entging so schnell nichts.
„Was glaubst du, wie Kurt krakeelt hat, als die Männer vom medizinischen Transportdienst ihn auf so einer Sitztrage hier runter gebracht haben. Ich dachte, der kriegt noch einen Herzinfarkt. Der Teufel soll sie alle holen, rief er dauernd. Aber es ist bestimmt besser so.“
Wilma war also derselben Auffassung wie Pohlmann. Als Armin entgegnete, dass Kurt da oben in seinen vier Wänden doch ganz zufrieden war, zuckte sie nur mit den Schultern.
Auf dem Weg zu seiner Wohnung grübelte Armin darüber nach, ob Kurt von den Umzugsplänen gewusst hatte oder ob er von seinen Töchtern kaltblütig entführt worden war. Dass er ihm in den Tagen zuvor nichts davon erzählt hatte, sprach jedenfalls dagegen. Armin beschloss, sich noch einmal genauer in Kurts Wohnung umzusehen.
Die Küche war aufgeräumt, der Mülleimer leer. Sein Bett war flüchtig zurechtgemacht und alles machte den Anschein, als ob Kurt nur für einige Zeit verreist war. Als Armin die letzten Tageszeitungen wegen der Trödelmarkttermine einrollen und mitnehmen wollte, stutzte er. Unter dem Papierstapel lagen drei noch ungeöffnete Briefe von Petra Michalke aus Palma de Mallorca. Auf einmal klangen ihm wieder Kurts wütende Worte im Ohr: „Die letzten Briefe hab ich überhaupt nicht mehr aufgemacht. Steht sowieso nur immer derselbe Mist drin. Und hier kriegen sie mich nur in der Holzkiste raus.“
Ohne zu zögern riss Armin den obersten Brief auf und überflog kopfschüttelnd die Zeilen. Einige Begriffe las er laut und betont. „Seniorenresidenz, Blick aufs Meer, deutschsprachige Pflegekräfte, das ganze Jahr angenehme Temperaturen.“
Mit einem Mal war ihm klar, dass er seinen alten Freund nicht so schnell wiedersehen würde. Mallorca war zwar nicht am anderen Ende der Welt, aber um mal eben auf ein Bier vorbeizuschauen, war es schon ein bisschen weit.
Und was sollte er nun mit diesem Rollstuhl machen? Für Kurt kam die Lieferung zu spät, und er wusste nicht, an wen er dieses sperrige Ding zurückschicken sollte. Auf der Verpackung stand weder eine Telefonnummer noch die Adresse der Herstellerfirma. Vielleicht sollte er ihn einfach oben in die Wohnung stellen und fertig.
Doch als er erneut nach Kurts Schlüssel griff und den Rollstuhl aus der Tür schieben wollte, kam ihm eine Idee: Anstatt dieses nagelneue Ding ungenutzt herumstehen zu lassen, könnte man doch versuchen, damit die Ebbe im Portmonee zu beheben. So wie es schien, hatte niemand im Haus etwas von der Auslieferung des Rollstuhls mitbekommen, und Kurt würde ihn nicht vermissen, da er ihn mit Sicherheit nicht bestellt hatte. Bei Nachfragen der Auslieferfirma könnte er sich dumm stellen. Der Rollstuhl wäre ja sowieso für den Nachbarn gewesen und mehr wüsste er darüber auch nicht. Und dann würde er ihn einfach in die Verkaufsrubrik des Lokalblättchens setzen. Zur Sicherheit vielleicht in die des Nachbarorts. Man konnte ja nie wissen. Dort gab es bestimmt jemanden, der einen Zweitwagen für den Schrebergarten oder den Besuch der betagten Oma suchte oder sein altmodisches Kassenmodell gegen einen günstigen Neuwagen austauschen wollte.
Über den Preis würde er noch nachdenken müssen. Zu niedrig durfte er ihn nicht ansetzen. Das könnte Misstrauen erzeugen, und außerdem hatte Qualität bekanntlich ihren Preis. Zu hoch durfte er natürlich auch nicht sein. Dann blieb er womöglich auf dem Ding sitzen.
Damit hatte Armin nicht gerechnet. Bereits zu Beginn der darauffolgenden Woche meldete sich der erste Interessent. Um die Sache schnell über die Bühne zu bringen, bot er dem Kunden an, mit dem Rollstuhl vorbeizukommen. So ließe sich ganz in Ruhe prüfen, ob ihm das Stück und auch der Preis zusagten.
Natürlich hätte Armin ihn auch abholen lassen können, aber dann hätten Wilma oder Pohlmann vielleicht etwas vom Abtransport mitbekommen. Es war schon schwierig genug, das sonderbare Paket unbeachtet zum Auto zu schleppen. Um ganz sicher zu gehen, hatte er es zusätzlich in ein altes Bettlaken gehüllt und erst zu seinem Wagen gebracht, nachdem Wilma mit dem Einkaufskorb das Haus verlassen hatte und der Hausmeister wegen einer kaputten Sicherung im Keller verschwunden war. Doch, wie es aussah, sollte sich seine Mühe lohnen.
Armin fand einen Parkplatz ganz in der Nähe der Auslieferadresse. Das dreigeschossige Mietshaus, in dem der Interessent wohnte, machte einen ziemlich mitgenommenen Eindruck. Die Haustür klemmte nach halber Öffnung und die Wände des Treppenhauses waren mit Löchern und Schmierereien übersät. Außerdem roch es in jeder Etage nach einer anderen Mahlzeit. Mühsam zerrte Armin den Rollstuhl von einer Stufe zur nächsten und fluchte innerlich darüber, dass es immer noch Hochhäuser ohne Aufzug gab.
Eine Etage musste er noch schaffen. Er spürte, wie ihm kalter Schweiß von den Schläfen abwärts in den Kragen lief und sein Herz wie ein Presslufthammer gegen die Rippen wummerte. Mit Unbehagen erinnerte er sich, dass die alte Pumpe kürzlich schon einmal aufgemuckt hatte. Es war an dem Tag, als Jutta auszog. Damit sie nichts von seiner Unpässlichkeit mitbekam und Heinz-Uwe ihn nicht für eine kränkliche Memme hielt, gab er vor, im Keller nach einem Werkzeug suchen zu müssen. Dort, in der abgeschiedenen Kühle, erholte er sich schnell und beschloss, seine selbstlose Mithilfe beim Möbelschleppen komplett einzustellen. Sollte doch dieser Fitness-Guru beweisen, was seine sonnenbankgebräunten Vorzeigemuskeln draufhatten.
Dritte Etage. Höher hätte er es auch nicht mehr geschafft. Er wartete ein paar Sekunden, bis er wieder Luft zum Sprechen hatte und drückte dann auf den Klingelknopf.
Armin war klar, dass er mit dem Preis von fünfzig Euro eine ganz bestimmte Käuferschicht ansprach. Entweder waren es Gehbehinderte, die einen billigen Zweitrolli brauchten, da die Krankenkasse lediglich einen finanzierte und auch nur mit einer angemessenen Selbstbeteiligung. Das hatte damals schon den alten Kurt auf die Palme gebracht, als er zu den verhassten Gehstöcken noch etwas dazuzahlen sollte.
Oder es interessierte sich jemand dafür, der einfach nur schlecht zu Fuß war und knapp bei Kasse war, so wie er.
„Das wird bei jemandem, der hier wohnt, wohl am ehesten zutreffen“, vermutete Armin. Der caritative Beigeschmack des niedrigen Preises nahm dabei ein wenig die Last von seinem schlechten Gewissen.
„Herr Stockel? Ich bringe den Rollstuhl.“
Der etwa sechzigjährige Mann in abgenutzten Pantoffeln und unrasiertem Kinn reichte Armin lächelnd die Hand. „Schön, dass Sie ihn mir bringen konnten. Ich habe nämlich kein Auto“, sagte er und klappte den Rollstuhl auseinander. Sorgfältig prüfte er die Reifen und drückte ein paar Mal auf das Schaumstoffsitzkissen. Dann nickte er zufrieden. „Der ist für meine Mutter. Mit neunzig ist man halt nicht mehr so gut zu Fuß. Sie wissen schon, die alten Knochen.“
Armin zeigte Verständnis, doch für den folgenden Satz des Kaufinteressenten hatte er nur noch wenig übrig.
„Sind Sie mit fünfzehn Euro einverstanden? Der Rollstuhl ist schließlich für eine alte, kranke Frau.“
„Fünfzig, nicht fünfzehn!“
„Ach, kommen Sie. Fünfzehn. Es ist doch für einen guten Zweck.“
Erst war Armin empört und sprachlos. Doch eigentlich hätte er damit rechnen müssen, dass bei solchen Geschäften gehandelt wurde. „Vierzig. Und keinen Cent weniger!“
Als sein Gegenüber milde lächelnd die Zahl zwanzig nannte, war es um Armins Geduld geschehen.