Der Schatz der Frauen - Ida Marie Stoegerer - E-Book

Der Schatz der Frauen E-Book

Ida Marie Stoegerer

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Beschreibung

Frauen sind anfällig für Saboteure, die ­ üstern: »Du bist nicht gut genug, du wirst es nicht schaffen, du brauchst es gar nicht erst zu probieren.« Gegen sie anzukämpfen, macht sie nur noch mächtiger. Sich ihre Kräfte anzueignen, ermächtigt dagegen die Frauen. Denn damit gelingt es ihnen, ihre vermeintlichen Saboteure für, anstatt gegen sich arbeiten zu lassen. Es gibt eine Million Gründe, warum etwas nicht funktioniert, nicht aufgeht oder nicht gelingt. Ida Marie Stoegerer hat herausgefunden, dass es kollektive Muster gibt, die uns das Gelingen verbauen. Und üblicherweise geben wir den äußeren Umständen die Schuld dafür. Sie möchte aber den Blick umdrehen. Sie interessiert sich für die Muster in uns selbst, in unseren Organisationen, in unserer Gesellschaft – Muster, die uns hindern, sabotieren, lähmen, im Vorwärtskommen verlangsamen, die uns aufgeben lassen. Ihnen allen ist gemein, dass sie sich uns wie Saboteure in den Weg stellen. Ida Marie Stoegerers Methode zur Umwandlung der inneren Denkmuster ist so unkonventionell wie erfolgreich. Sie entwickelte sie in 20 Jahren Berufserfahrung und wandte sie in mehr als 4.500 Coachings an. In ihrem ersten Buch steuert sie zu den Beispielen aus der Praxis auch Autobiografisches bei und bietet ganz konkrete Tipps und Übungen.

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ÜBER DAS BUCH

So gelingt dir mehr im Leben!

Es gibt eine Million Gründe, warum etwas nicht funktioniert, nicht aufgeht oder nicht gelingt.

Ida Marie Stoegerer blickt auf die kollektiven Muster, die uns das Gelingen verbauen: in uns selbst, in unseren Organisationen, in unserer Gesellschaft – Muster, die uns hindern, sabotieren, lähmen, im Vorwärtskommen verlangsamen, die uns aufgeben lassen.

Und sie bietet auch einen kraftvollen Ausweg. Sie zeigt anschaulich auf, wie wir uns die Kräfte dieser Muster aneignen und für uns arbeiten lassen können.

Die Methode zur Umwandlung dieser hinderlichen inneren Denkmuster ist so unkonventionell wie erfolgreich. Die Autorin entwickelte sie in knapp 25 Jahren Berufserfahrung und wandte sie in mehr als 4 500 Coachings an. Mit vielen Beispielen aus der Praxis und konkreten Tipps und Übungen.

Für meine Mutter,die mir Erdung und Kompass war

INHALT

EINLEITUNG

DIE ERSTE BEGEGNUNG MIT DER UNENDLICHKEIT

TEIL 1

SABOTEUR NUMMER EINS

DAS FEHLENDE ZUTRAUEN

SABOTEUR NUMMER ZWEI

DIE AUSSENORIENTIERUNG

SABOTEUR NUMMER DREI

DIE MANKOBRILLE

TEIL 2

SABOTEUR NUMMER VIER

DER PERFEKTIONISMUS

SABOTEUR NUMMER FÜNF

DAS GEDANKENKARUSSEL

SABOTEUR NUMMER SECHS

PROBLEMFOKUS

TEIL 3

SABOTEUR NUMMER SIEBEN

DER SELBSTZWEIFEL

SABOTEUR NUMMER ACHT

DIE ABSICHERUNG

SABOTEUR NUMMER NEUN

DIE WEIBLICHE MATRIX

DIE WANDLUNG

NACHWORT

EINLEITUNG

Ja. Es stimmt. Wir haben sie schon alle durch, die Ratgeber, die Empowerment-Programme, die Modelle zur Persönlichkeitsentwicklung und alles, was sich da sonst noch auf dem Buchmarkt tummelt. Logisch haben wir sie durch. Wir sind Frauen und geben uns ein Leben lang Mühe, uns zu entwickeln und besser zu werden. Wir brauchen grundsätzlich niemanden mehr, der uns sagt, dass wir stark sind. Wir wissen, dass wir stark sind. Nur: Was soll dann dieser ewige kleine Stachel, den wir bei jedem Schritt nach vorn spüren? Haben deshalb viele von uns das Gefühl, auf der Stelle zu treten?

Wissen schützt vor Mühsal nicht. Obwohl wir im Prinzip die gesamte Theorie intus haben, bleibt die Praxis schwierig und anstrengend. Wir wissen, wie es geht, und doch gelingt es uns nicht so, wie wir es uns wünschen. Wir sind stark, klug und kreativ genug, um unsere Wege zu finden. Aber wir verheddern uns in dieser Suche, weil wir ständig die gleichen Kreise ziehen. Und schon sind wir wieder gefangen in den ewigen Bahnen des Labyrinths, als das uns die männlich geprägte Welt immer noch vorkommt.

Wenn wir ehrlich zu uns sind, wissen wir auch, wo der Zweifel seine spitzen Zähnchen ansetzt. Es sind die großen Themen, bei denen wir keine Ahnung haben, wie wir sie anlegen sollen, wie wir da rauskommen können, wie wir sie überwinden werden, wie es jetzt weitergehen mag, was wir als Nächstes in Angriff nehmen sollen. Unser Leben nimmt an Erfahrung und Jahren zu, aber diese Art Fragen werden nicht weniger. Ganz im Gegensatz zu den Antworten.

Zum Beispiel glauben wir oft, dass es an den äußeren Umständen liegt. Die können wir nicht ändern, Schluss, aus, fertig. Mit dieser Haltung bleibt alles beim Alten. Ist so. Find dich ab damit, Schätzchen.

Was aber, wenn die Realität veränderbar wäre? Was, wenn in diesem Buch hier stünde, wie das geht? Und zwar ohne die Aussicht auf noch mehr Anstrengung, die wir schon so satt haben?

Tja, meine Damen, genau das steht in diesem Buch.

Die wahre Weiterentwicklung ist nicht anstrengender. Es ist ein simpler, genialer Kreislauf. Verändert sich unsere Wahrnehmung auf der Welt, ändern sich unsere Handlungen in der Welt. Ändern sich unsere Handlungen in der Welt, ändert sich die Realität, die wir zuvor noch für unverrückbar eingeordnet hatten.

Es sind nicht irgendwelche Feinde im Außen, die uns die Schneid abkaufen. Das, was uns zu schaffen macht, haben wir in uns. Wir beherbergen es wie Mitbewohner, die nie Miete zahlen, auf Kost und Logis in uns residieren und reichlich genährt werden.

Wir wissen um diese eigenen inneren sabotierenden Denkmodelle, unsere Gefühlsmuster, unsere Einordnungen der Dinge in der Welt. Wir kennen sie, die Miesmacher, Kleinredner, Verhinderer, wir können sie im Schlaf herunterbeten. Sie stehen aufgereiht wie die Orgelpfeifen vor uns und beschallen uns mit ihrer unerträglichen Musik aus quälenden Dissonanzen.

Wir wollen sie kleinkriegen, loswerden, wegmachen. Das war der bisherige Plan, daraus bestehen die bisherigen Versuche, sie unschädlich zu machen.

Doch ist unschädlich wirklich das richtige Schicksal für sie? Sollen wir sie nach allen Steinen, die sie uns in den Weg gelegt haben, so billig davonkommen lassen? Sie in die Flucht schlagen, ja gut, aber dann auch selber noch den Trümmerhaufen, den sie hinterlassen haben, hinter ihnen wegräumen? Unschädlich ist vielleicht gar nicht der Zustand, in dem uns unsere Saboteure am meisten nutzen. Wir könnten doch viel mehr haben von ihnen. Sie könnten die Steine in unserem Weg selbst wegräumen und uns danach zu Diensten sein. Uns zur Abwechslung einmal helfen, statt uns zu schaden.

Wir können Stärke aus den hinderlichen, uns sabotierenden Mustern ziehen. Die Missetäter umdrehen wie Spione und ihren Elan für uns nützen. Richtig betrachtet, können diese Feinde mit ihren Fähigkeiten, die sie gegen uns verwendet haben, genauso gut Freunde sein, deren Fähigkeiten wir für uns verwenden können. Es ist ein wahrer Schatz für uns Frauen.

Jede von uns hat sie in sich, ihre Schatzkiste. Die wenigsten von uns kennen sie. Heben wir diesen Schatz.

Das Buch, das du gerade in der Hand hast, zeigt, wie das geht. Die Entscheidung liegt bei dir.

What choice you make makes you.

DIE ERSTE BEGEGNUNG MIT DER UNENDLICHKEIT

Friedberg, Oststeiermark. Wir schreiben das Jahr 1981. Ein elfjähriges Mädchen sitzt auf einem Bauernhof und denkt über die Ewigkeit nach. Es glaubt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, dass es ihr zwölftes Lebensjahr nicht mehr erreichen wird.

Von Zeit zu Zeit flüchtet sich die Elfjährige in eine Fantasiewelt. Inspiriert von der Elfenruhe, einer magischen Waldlichtung in der Nähe des Hofes, wo sie oft spielt. In diesem Spätsommer 1981 nimmt sie auf einmal einen anderen Weg in ihre sonst so lieb gewonnene Fantasiewelt, und diesmal ist es die falsche Tür. Sie verliert sich in einem Raum der Unendlichkeit, in einem schwarzen Loch, das sich als Labyrinth unvorstellbaren Ausmaßes erweist. Gedanklich nicht erfassbar, gefühlsmäßig überwältigend. Ein beklemmendes Gefühl, das sie zuvor nicht kannte, reißt die Kleine wie in einem Sog von dieser Erde weg. Sie weiß nicht, ob sie sterben oder ob sich das Tor zum Himmel öffnen wird. Sie trudelt durch die ewige Weite der Möglichkeiten, die sie überall hinbeamt und doch nirgendwo ankommen lässt. Haltlos. Orientierungslos. Körperlos. Atemlos traumwandelt sie durch die Tage und Wochen. Es gibt kein Entrinnen. Das dunkle grenzenlose Gespenst hat es auf sie abgesehen. Und sie weiß nicht, warum.

In so einer Ewigkeit gibt es keinen Anfang und kein Ende. Alles ist übermächtig und wird stetig größer, breiter, länger und höher. Die Gedanken beschäftigen sie sehr, mehr als alles andere. Sie quälen sie. Sie will die Welt entdecken, das Leben umarmen, das Universum verstehen, die Planeten kreisen sehen. Sie will alles, jetzt und sofort.

Unterschiedliche Galaxien, immense Dimensionen, sie kann nicht begreifen, wie die Dinge zusammenhängen. Die Komplexität macht ihr Angst, eine Angst, die ebenfalls stetig wächst, größer, breiter, länger und höher wird. Sie denkt über das Sein nach. Aber es kommen nur Fragen.

Wie passe ich da hinein? Wo gehöre ich hin? Ist im Universum überhaupt Platz für mich? Wie schmeckt die Milchstraße, weiß? Oder sauer? Was passiert, wenn ich in ein schwarzes Loch gezogen werde, bin ich dann für immer weg? Ist da drüben etwas, dort, auf der anderen Seite? Ist da ein Teil von mir? Kann ich ihn finden? Was wird geschehen, wenn ich einmal erwachsen bin? Wie wird diese Frau später aussehen, traurig, glücklich, unverstanden? Was ist, wenn ich sterbe? Verloren in der lautlosen Weite des Weltalls? Was ist der Sinn von alldem?

Mit elf fühlt sie sich jeden Tag, als stünde sie neben sich im Leben. Wie ein Trabant, der einen Planeten eben nur begleitet. Ein Mondmädchen, das nach oben schaut und dort statt der Erde oder der Zukunft nur die Unendlichkeit sieht, diese bedrohliche Schwärze, gespickt mit ein paar Sternen von ganz weit weg. Lichtpunkte ohne Namen.

Alle übrigen Familienmitglieder bewegen sich wie gewohnt, doch das Mädchen lebt in einer Parallelverschiebung und schwebt durch Raum und Zeit. Durch das Meer der Möglichkeiten. Die galaktischen Gedankenreisen und Irrwege hinterlassen eine tiefe Lebenskrise. Als ob es sich in einen unendlich feinen Sprühregen auflösen und danach verdunsten würde. Tagsüber lassen sich die Gefühle gut verdrängen. Aber nachts schleicht sich die Ewigkeit mit all ihren Rätseln in die Gedanken- und Gefühlswelt. In der Dunkelheit vibrieren alle Körperzellen, wollen die Reise gleichzeitig beenden und dann wieder fortsetzen, um endlich Antworten bekommen.

Alle Fragen, die das Mädchen seinen Eltern oder Lehrern stellt, werden mit einem irritierten Kopfschütteln abgetan. Die Kleine ist sich sicher. Es gibt keinen Ausweg. Sie wird sterben. Es ist nur eine Frage der Zeit.

Dieses Mädchen hörte auf den Namen Ida. Dieses Mädchen war ich.

ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT

Ja, ich war die Kleine aus Friedberg, einer der ältesten Kleinstädte Österreichs. Sehr historisch und bedeutsam. Aufgebaut mit dem Lösegeld für Richard Löwenherz. Leopold V. hat die Stadt mit einem Wink der rechten Hand hochgezogen. 1194, schnipp, gegründet, heute um die 2.613 Einwohner. Friedberg liegt ziemlich genau zwischen Wien und Graz, auf einem Berg, umgeben von einer Stadtmauer. In Friedberg riecht man die Vergangenheit, als hielte man sich einen alten Schal an die Nase. Für mich war es ein Schlüsselerlebnis, aus dieser Gemengelage auszubrechen und die Welt zu sehen. Ich hoffe, die Friedberger nehmen mir das nicht krumm, die Landflucht hatte nur mit mir zu tun.

Wie ihr hier lest, bin ich damals nicht gestorben. Es hat sich nur so angefühlt. Es war vielmehr das Gegenteil, die Geburt eines neuen Lebens. Die Konfrontation des Lebens meiner Herkunft mit all dem, was es noch sein könnte. Urknall und Kernschmelze in einem. Und das Ganze ohne Einfluss von Science Fiction oder kinematografischer Dystopie. Es war ein steiler Einstieg in mein Erwachsenwerden.

Heute verstehe ich, warum man Wissenschaftler warnt, über die Unendlichkeit nachzudenken. Es ist ein ungeschriebenes Gesetz. Man verliert sich und wird ziemlich gaga. Und ich meine jetzt nicht das kreativ sexy Lady-Gagaige.

Es war überaus schmerzvoll, mich im Gefühl der Unendlichkeit zu verlieren. Mit dem Hirn und Intellekt einer knapp Zwölfjährigen, noch dazu einer Spätentwicklerin, konnte ich das ja nicht mit dem Verstand lösen. Kann schließlich auch die Wissenschaft bis jetzt nur zum Teil, was mir allerdings ein schwacher Trost ist im Nachhinein. Ganz unter uns, die haben noch immer keine Antworten zum Phänomen der Unendlichkeit, aber ich habe einen Weg gefunden, irgendwie damit umzugehen.

Die Anleihe damals war eine Kollision aus christlich spiritueller Prägung, also einem Leben nach dem Tod, und naturwissenschaftlich astronomischem Erkenntnisinteresse, sprich die Unendlichkeit des Universums. Und das lange bevor Raumschiff Enterprise ins österreichische Fernsehen flog. Das passierte erst 1987.

Dieses Gefühl der unendlichen Ewigkeit ist eines der stärksten Erlebnisse meiner Kindheit und Jugend. Es war lebensbedrohlich und hat mich gleichzeitig vollkommen in den Bann gezogen. Mich hineingesogen. Verschlungen. Es hatte aber auch eine süße, genauer gesagt eine bittersüße Note in dem Gefühl, dass alles möglich war. Dass ich ausbrechen und mich im Meer der Möglichkeiten austoben konnte. Keiner wollte mir damals meine vielen Fragen beantworten, weder meine Eltern noch meine Lehrer. Die intellektuelle Nachbearbeitung, ihr seht es selbst, findet erst Jahre später statt.

Noch nie gab es so viele Möglichkeiten und eineso intensive, oft qualvolle Suche nach Orientierung.

Heute erscheint es naheliegender denn je, eine Brücke zu schlagen in die reale Erlebniswelt vieler Mädchen und Frauen. Unendlichkeit hin oder her, die heutigen Erfahrungswelten versprechen eine ähnlich überwältigende Sogwirkung. Die Bausteine sind andere, aber das temporäre Ohnmachtsgefühl hat denselben Stammbaum. Meine persönlichen Erfahrungen mit der Unendlichkeit erinnern mich sehr an die heutige Gemengelage. Wir stehen mit vielen Phänomenen der Gegenwart und der nahen Zukunft vor sehr ähnlichen Herausforderungen, im individuellen und kollektiven Erleben.

Eine gewisse Ohnmacht gegenüber der Vielzahl der Möglichkeiten raubt uns zuweilen den Verstand. Wir, zumindest wir Frauen in den entwickelten Ländern, können uns heute in einer Art und Weise einbringen, die uns noch nie offenstand. Alles ist möglich, ja. Aber offenbar macht uns nix so fix und fertig wie so eine Auswahl. Weniger ist einfacher, man nimmt einfach, was man kriegen kann. Mehr wird einem schnell zu viel, auch wenn man so lange dafür gekämpft hat.

Und da stehen wir nun. Bereit, aus den gängigen, meistens auch limitierenden Geschlechterrollen auszubrechen und uns mit unserer Handschrift ins Welttagebuch einzutragen. Bloß: womit? Was will ich machen? Das ist der Punkt, aus dem die Flammen lodern, die bei sehr vielen, vor allem jungen Frauen einen subkutanen Dauerschmerz zu nähren scheinen.

Noch tiefschürfender ist die Orientierungssuche in der Frage: Wer bin ich? Zu keiner Zeit vor uns waren wir so der Antwort hinterher, was eine großartige Frau ausmacht. Wie sie gleichzeitig stark und feminin sein kann? Wie sie gestalten und verbinden kann? Wie sie in der ersten Reihe stehen und ganz Frau sein kann, wie eine hingebungsvolle Mama und auf Karrierekurs?

Die Rollenerwartungen sind gestiegen, es regiert das Maß der Superlative: die Welt retten, die beste Mutter, die hinreißendste Ehefrau, die begnadetste Hausfrau, die geilste Geliebte, die tollste Chefin, die fleißigste Mitarbeiterin, der perfekte Body, der erfolgreichste Insta-Account … Selbst das Allerbeste in uns ist nie gut genug. Es ist, als würden wir Frauen aus allem eine olympische Disziplin machen, wobei wir aber die wichtigste Olympiaregel negieren: Dabei sein ist alles. Das mag es für andere sein, denken wir, für uns ist Dabeisein gerade einmal die Qualifikation, die Voraussetzung fürs Eigentliche. Mitmachen allein ist so gut wie verlieren. Gut reicht generell nicht mehr. Es muss immer großartig, phänomenal, atemberaubend sein. Eine Stufe unterm obersten Stockerl beginnt die Niederlage. Unter einem Sieg tun wir’s nicht. Und dort oben wird gestrahlt, die Anstrengungen bis dort hinauf darf uns niemand ansehen. Wir siegen mühelos. Es muss alles locker und flockig wirken.

Und das alles in einer Welt, die uns unterm straffen Popo wegbröckelt. Mit einer fragilen, zuweilen verschwindenden Zuversicht leben wir in einer Zeit der großen Umbrüche. Es herrscht Unzufriedenheit mit den Gegebenheiten und Verunsicherung, die richtigen Antworten zu finden. Dystopische Weltbilder ziehen uns den Boden unter den Füßen weg. Statt Halt auf neuem Terrain zu suchen, versinken viele von uns in einer Sorgenlandschaft und machen einfach nur mehr vom selben. Optimieren lautet das irreführende Gebot. Denn in die Sackgasse optimieren, fühlt sich nur für einen kurzen Moment hilfreich an.

Für uns Frauen ergibt das eine klägliche Weltformel:

Es ist nichts anderes als eine neueAnleitung zum Unglücklichsein.

Was mich da so sicher macht?

Erstens: Ich kann ein Lied davon singen, schon einmal aus eigener Erfahrung.

Zweitens: Ich komme den Dingen gern auf die Schliche. Berufskrankheit. Ich liebe es, hilfreiche Ideen für Menschen zu entwickeln. Das verlangt mein Leben als Coach.

Ich zeige den Leuten, welche Hindernisse, Stolpersteine und Bananenschalen ihnen im Weg liegen und wie man diese Herausforderungen nimmt oder transformiert, um geradewegs ins Laufen zu kommen, direkt zum Glück. Ja, so ein großes Wort möchte ich dafür verwenden. Denn es geht, es funktioniert wirklich.

Ich habe ein paar Tausend Kunden und :Innen beraten, eben Frauen und Männer. Das ist es, was ich am besten kann. Coaching. Sabotierende Muster erkennen. Sagen, was Sache ist. Machen, was nötig ist. Das medial eingeforderte Binnen-I kommt mir beim Wort Verbrecher:Innen noch zögerlich über die Lippen. Mir geht es um Wesentliches.

Und seit geraumer Zeit sehe ich etwas sehr glasklar. So, dass ich es nicht mehr vom Tisch wischen kann: Wir suchen an der falschen Stelle nach gangbaren Lösungen.

Naja, wir wären keine Frauen, wenn wir uns von dieser Gemengelage unterkriegen ließen. Die besonders Pfiffigen unter uns packen den Super Persuit Mode aus. Das Programm lautet: Turbo aufdrehen. Das Programm lautet auch: ausprobieren, üben auf Teufel komm raus. Und nicht vergessen, ein smartes Ausschlussverfahren wählen.

Yoga, Abnehmen, Body Styling, Ernährung umstellen, Farbberatung, Kloster-Retreat, Basen-Fasten, Buchweizen-Diät, indischer Ashram, Weltreise, Schönheits-OP. Dazu noch die eine oder andere Weiterbildung oder gleich das nächste Studium. Wenn das abgeschlossen ist, Webinare am Abend, dem 500sten Insta-Account folgen, ein neuer Stapel Ratgeber neben dem Bett … stopp. Ich muss schon beim Schreiben Luft holen.

Das Einzige, was dabei herauskommt, sind immer mehr Antworten darauf, was wir als Frauen nicht wollen, was wir alles noch nicht wissen, und was wir alles noch nicht können. Die Nicht-Sätze in unserem Leben kennen wir alle auswendig. Da kann man uns um vier Uhr in der Nacht aufwecken, und wir beten sie herunter.

Manchmal erleben wir zwischendurch einen kurzen Höhenflug der Heldin, aber die unsanfte Landung folgt auf dem Fuß und hat trotzdem wenig nachhaltigen Effekt. Wir lernen wenig von uns. Der Jojo-Effekt schmuggelt sich mit schöner Regelmäßigkeit wieder ins Leben zurück. Denn auch hier holt uns der Wiederholungstäter Wahrheit ein. Es ist, wie unser Bauch uns schon die ganze Zeit zu sagen versucht: Die Vielzahl der Möglichkeiten vernebelt uns die Sicht auf das Wesentliche.

Irgendwann gesellt sich auch der weibliche Verstand dazu. Bei manchen früher, bei anderen später, abhängig davon, wie lange wir das Auf und Ab schon mitgemacht haben. Und wir erkennen die beiden wichtigsten Trugschlüsse, denen wir aufsitzen.

Erstens: Wir suchen ständig im Außen nach Lösungen.

Stabilität und Stimmigkeit in unserem Leben aber liegen in unserem Inneren. »Die Stabilität, die wir in der Welt nicht finden können, müssen wir in uns selbst schaffen«, sagt Nathaniel Branden, US-amerikanischer Psychotherapeut, der sich in seinen Büchern auf die Themen Selbstwertgefühl und bewussteres Leben spezialisiert hat.

Wir müssen nicht länger im Außen suchen. Es klingt so banal. Es erscheint so simpel. Aber die Genialität nistet sich gern im Bett der Einfachheit ein. Alles, was wir brauchen, ist bereits da. Das Außen ist ein eleganter Begleiter und Unterstützer. Doch Orientierung, Handlungssicherheit und Stabilität kommen von innen. Wenn wir das beherzigen, ziehen wir uns weniger Laufmaschen in den Strümpfen zu, die wir am liebsten anziehen, wenn wir mit beiden Beinen im Leben stehen wollen.

Zweiten: Was wir probieren, ist immer nur mehr vom selben.

Immer, wenn wir größerem Druck ausgesetzt sind, greift unser Gehirn auf Bewährtes zurück und die Perspektive engt sich auf einige wenige Dimensionen ein. Die Linse, die zuvor alle Winkel und eine fabelhafte Totale aufnehmen konnte, stellt nur noch das scharf, was unseren Blick und unsere Handlungen einschränkt. Wir konzentrieren uns so stark auf Druck, Ohnmacht, Aussichtslosigkeit, Zweifel oder Sorgen, dass uns nur noch eins einfällt: optimieren, was das Zeug hält. Alle anderen Optionen sehen wir nicht mehr, obwohl hier wirklich viele Dutzend unterschiedliche Einstellungen möglich wären.

DIE LAUFMASCHEN IN UNSEREM LEBEN

Laufmaschen passieren uns allen. Immer wieder reißt ein Faden im fragil verwobenen Gewebe, setzt sich dominoartig fort und zieht seine hässliche Schneise. Nach meiner Beobachtung bleiben wir am liebsten an zwei Haken hängen. Und zu jedem davon habe ich eine Geschichte für euch.

Haken Nummer eins: einschüchtern lassen, ins Schema passen wollen.

Eine sehr gute Freundin hat vor ein paar Jahren eine großartige Empowerment-Veranstaltung besucht. Eine weltweit anerkannte Expertin war eigens dafür in die USA eingeflogen worden und konnte mit ihrem hervorragenden Ruf viele Kundinnen dazu bewegen, ihr aus allen Winkeln der Welt zu dieser Veranstaltung nachzureisen.

Die Startsequenz war ermutigend und inspirierend, der Raum füllte sich von Minute zu Minute mit mehr Aufbruchstimmung. Vibrations, die Großartiges möglich zu machen versprachen. So konnte die Stimmung gelesen werden.

Der nächste Punkt im Programm sah eine Interaktion mit dem Publikum vor. Also holte die Vortragende eine Teilnehmerin mit atemberaubend roter Mähne aus den vorderen Reihen aufs Podium. Das Auditorium wurde Zeuge einer überaus hilfreichen, motivierenden Intervention. Bis dann dieser Nachsatz fiel: »You need to get rid of your red hair.«

Es war ein ganz persönliches Zuckerl, das die tolle Expertin ihrer Zufallswahl aus dem Publikum quasi als persönliches Dankeschön für ihre Mitarbeit in den Mund schob. Der Rat der Wissenden, dass deren rotes Haar ein Problem darstellen würde. Wenn sie im Business ernst genommen werden wolle, da ließ die Rednerin keinen Zweifel, müsse sie sich von ihrem welligen, offen getragenen roten Haar verabschieden, daran führe kein Weg vorbei. Die irritierte Teilnehmerin unterdrückte die Tränen und ging auf ihren Platz zurück.

Stille im Raum. Niemand protestierte. Und dann hörte man es. Ritsch. Da war sie, die Laufmasche im Selbstbild, und keine kleine obendrein.

Meine Freundin hatte sich erhofft, mit heilen Strümpfen von dieser Veranstaltung nach Hause zu fahren, elegant schimmernd, weil imprägniert mit Zuversicht und Selbstliebe. Und dann das. Sie hatte das Bedürfnis, die rothaarige Teilnehmerin nach dem Vortrag anzusprechen.

Was sie ihr sagte, war auf den Punkt das Richtige. Dass man selbst auf einer für Frauen zugeschnittenen Empowerment-Veranstaltung Aufforderungen zu hören bekäme, es sei nötig, sich einschüchtern zu lassen und ins Schema pressen zu müssen, sei wirklich verrückt. »Lass dir das ja nicht einreden. Sieh deine Auffälligkeiten als Asset. Sie machen dich aus. Du musst dich nicht verbiegen. Setze das Unangepasste gewinnend ein.«

Meine Worte.

Die Frauenbewegung hat viel Großartiges vollbracht, ihren Weg aber noch nicht vollendet. Wir sind eine ordentliche Strecke vorwärtsgekommen, aber das Ganze hat immer noch einen Schönheitsfehler. Nach wie vor orientieren wir uns an der Männerwelt, manche Frauen mehr, manche weniger, aber ich habe noch keine gesehen, die davor völlig gefeit ist. Wir sind in die Domänen der Männer vorgedrungen, unterwarfen uns aber gleichzeitig deren Prinzipien. Wir haben uns an den Männern orientiert, uns mit ihnen verglichen und gematcht und wollen nach wie vor noch besser sein als sie.

Es ist Zeit für einen neuen Drive. Damit jede von uns ihre eigene Welt oder wir alle im Kollektiv die Frauenwelt revolutionieren können, brauchen wir einen frischen Wind im Rücken. Die Schlachtrufe sind eindringlich: Was wir suchen, liegt in uns. Oder: Was wir suchen, ist schon da. Wenn wir uns darauf zu verlassen lernen, werden wir uns nicht mehr zerrissen oder gespalten fühlen. Wir werden eins sein mit uns und damit nicht mehr in die Situation kommen, in der wir uns verständnisvoll und souverän zeigen, obwohl wir es innen drinnen ganz anders empfinden oder erwarten.

Womit wir bei Haken Nummer zwei sind, an dem wir uns gern eine Laufmasche holen: nicht für uns einstehen, nicht authentisch sein, sich anders zeigen, als wir empfinden.

Es ist eine sehr gängige Laufmasche im Leben einer Frau. Ich traue mich zu wetten, es kennt sie jede von uns. Wir zeigen uns souverän, empfinden aber Demütigung. Wir spielen die Verständnisvolle, sind aber empört. Wir lassen die Gelassenheit heraushängen, während sich innerlich alles zusammenzieht.

Auch dazu eine Geschichte.

Ein Klient, diesmal männlich, Mitte dreißig, erzählte mir unlängst im Rahmen eines Businesscoachings von einer bemerkenswerten Begegnung mit einer unglaublich tollen Frau, wie er es nannte. David ist seit einem Jahr Single, genießt sein Leben über weite Strecken, wäre aber nicht abgeneigt, sich wieder einmal auf ganzer Länge zu verlieben. Er ist offen für etwas Neues, übereilt sich aber nicht. Seine freien Abende und Wochenenden verbringt er ohne Sturm und Drang und vertraut auf das, was das Leben für ihn bereithält. Für seinen Geschmack könnte das durchaus die neue Heldin seiner Träume sein.

Und da läuft sie ihm auch schon über den Weg. Bei einer langweiligen Businessveranstaltung. Julia. Er ist angetan von ihrer Schönheit und Zärtlichkeit, von ihrer Stärke und Souveränität. Ihre Erscheinung zieht ihm für einen Moment den Boden unter den Füßen weg. Alles stimmt, alles hat plötzlich wieder einen Sinn. Nach einigen Wochen wird aus einem sanften ersten Flirt eine intensivere Annäherung.

Als Gentleman der alten Schule ist es ihm ein Anliegen, seine Wochenenden mit ihr zu koordinieren. Sie soll begeistert sein von seiner Zugewandtheit, seinem Engagement. Er will sie überraschen und auf ihre Wünsche eingehen. Also macht er Vorschläge für Ausflüge und ist gespannt, wie sie sich auf das eine oder andere Abenteuer mit ihm einlässt. Sie verabreden sich für ein Skiwochenende am Arlberg.

Nach einem traumhaften Skitag sitzen die beiden am Abend glücklich, aber müde im Restaurant, als David zwei frühere Arbeitskollegen an der Theke entdeckt. Trotz der Müdigkeit würde er an das Essen gern noch ein Glas Wein mit ihnen anhängen.

Julia legt ihm die Hand auf die Brust. »Kein Problem, Schatz«, sagt sie, »aber ich bin zu müde, ich geh schon einmal hinauf.« Es klingt so höflich wie überzeugend. Sie möchte sich zurückziehen. Wenn sie sich länger nicht gesehen haben, hätten die Männer sich sicher einiges zu erzählen.

»Macht es dir wirklich nichts aus?«, fragt David.

Julia schüttelt den Kopf. »Nein, wirklich nicht.«

Es dauerte tatsächlich nur ein Glas Wein und ein schnelles halbes Fluchtachterl, David mochte Julia nicht zu lange warten lassen. Dreißig Minuten nach ihr ist er im Zimmer und kurz darauf im Bett, wo er sich um eine kleine Interaktion vor dem Einschlafen bemüht. Doch es ist das, was man vergebliche Liebesmüh nennt. Julia liegt im Tiefschlaf. Zumindest sieht es für David so aus.

Als er am Morgen aufwacht, hat sie bereits gepackt und erklärt, dass das so keinen Sinn hätte und sie die Beziehung beenden würde.

David versteht die Welt nicht mehr. Er hat gefragt, sie hat zugestimmt und er kein Anzeichen bemerkt, dass sie es nicht ernst meinen würde. Ich erspare euch die Details, wie es weiterging, ihr könnt es euch ausmalen. Die Beziehung war gelaufen.

Sich souverän und verständnisvoll zu zeigen, es innen drinnen aber anders zu meinen, rächt sich immer. Für die Frau. Und für ihr Umfeld. Diese Laufmasche hat die Tendenz, sich ewig fortzusetzen und sich mühelos zu verzweigen. Es ist ein klassisches Muster: die Versicherung, es macht mir nichts aus, während es innerlich brodelt. Dahinter steckt, dass wir dem Mann gefallen und keinen Stress machen wollen, insgeheim aber erwarten, er solle gefälligst von allein merken, was wir wirklich meinen.

Ich weiß nicht, wie lange mich dieses Verhalten als junge Frau begleitet hat. Im Außen den Schein von Souveränität und Gelassenheit aufrechtzuerhalten, im wahren Empfinden schmerzhaft das Kontrastprogramm zu durchlaufen. Und dabei reagierte ich bei Weitem nicht immer mit ähnlich wutschnaubender Konsequenz wie Davids Flamme. Ich lief nicht weg wie Julia, ich blieb auch noch in schmollender Passivität hocken.

Wie immer es auch hergeht, dass wir so oft an denselben Haken hängen bleiben, eines haben die Laufmaschen gemeinsam: Sie hinterlassen eine dunkle Spur in unserem Leben, einen Makel in unserem Selbstbild, unserer Identität.

Diese Furchen im Selbstwert gehören zu den Hauptgründen, warum wir immer weiter auf der Suche sind. Nach dem nächsten Partner. Nach dem nächsten Chef. Gerade in Zeiten, in denen es uns nicht gut geht. In denen alles nach Veränderung schreit. In denen wir mit einem neuen Haarschnitt nichts mehr ausrichten können, weil wir irgendwann einen kahlen Schädel hätten. In denen ein Glas Chardonnay die Wahrheit nicht mehr ans Tageslicht bringt. In vino veritas. Was für ein Quatsch.

Und so erstreckt sich unsere Suche über ein Leben hinweg. Mal intensiver, mal homöopathischer. So viel aber ist sicher: Frauen wollen lernen und sich weiterentwickeln. Das ist ihr wahrer Motor. Und das ist großartig.

Wir wünschen uns ein gelingendes, glückliches Leben.