Der Stolz der schönen Diana - Yvonne Bolten - E-Book

Der Stolz der schönen Diana E-Book

Yvonne Bolten

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Beschreibung

Nun gibt es eine exklusive Sonderausgabe – Fürstenkrone Classic In der völlig neuen Romanreihe "Fürstenkrone" kommt wirklich jeder auf seine Kosten, sowohl die Leserin der Adelsgeschichten als auch jene, die eigentlich die herzerwärmenden Mami-Storys bevorzugt. Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt "diese" Wirklichkeit. Die junge Prinzessin Diana von Buchenhain zuckte leicht zusammen, als dicht vor ihr eine Amsel aufflog. Sie horchte angespannt in die Stille hinein, die sie umgab, und wandte sich dann noch einmal zurück. Am anderen Ende des Parks, hinter dem langgestreckten Bassin mit den Terrakottafiguren zu beiden Seiten, leuchtete das schneeweiße Schloss der Fürsten von Buchenhain in der Morgensonne. Dianas Mund öffnete sich. Wie herrlich war alles, was sie umgab. Die uralten Buchen, deren Kronen sich über den beiden ebenerdigen Seitenflügeln des Schlosses wölbten, die dunkelgrünen Zypressen, die hinter dem spitzen Giebel des Hauptschlosses zu erkennen waren. Der Park mit seinen weiten Rasenflächen, den blühenden Buschgruppen. Das Singen der Vögel. Ein Schauer des Glücks durchströmte Diana. Sie öffnete das kunstvolle schmiedeeiserne Tor, das den Besitz ihres Vaters von der Außenwelt abschloss. Mit leisem Klicken fiel es ins Schloss zurück. Freiheit – solange Diana zurückdenken konnte, hatte die Welt hinter diesem Tor für sie Freiheit bedeutet. Heute, einen Tag nach ihrem zwanzigsten Geburtstag, wollte sie diese Freiheit zum ersten Mal kennenlernen: Ohne eine Erzieherin, ohne den Vater, ohne Verwandte, die jeden ihrer Schritte beobachteten. Niemand hatte die Flucht der jungen Prinzessin bemerkt. Diana lief über die Asphaltstraße. Bald tauchte Buchenhain vor ihr auf, das Dorf, das seinen Namen vom Schloss her hatte. Um von keinem seiner Bewohner erkannt zu werden, schlug Diana einen schmalen Weg ein, der von der Straße weg durch ein Tal führte. Ein Dornenstrauch zerriss Dianas seidene Strümpfe. Sie kümmerte sich nicht darum. Herrlich war es, dieses Gefühl von Freiheit, dieses Abenteuer ihrer Flucht.

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Fürstenkrone Classic – 76 –

Der Stolz der schönen Diana

Als sie für die große Liebe kämpfte

Yvonne Bolten

Die junge Prinzessin Diana von Buchenhain zuckte leicht zusammen, als dicht vor ihr eine Amsel aufflog. Sie horchte angespannt in die Stille hinein, die sie umgab, und wandte sich dann noch einmal zurück.

Am anderen Ende des Parks, hinter dem langgestreckten Bassin mit den Terrakottafiguren zu beiden Seiten, leuchtete das schneeweiße Schloss der Fürsten von Buchenhain in der Morgensonne.

Dianas Mund öffnete sich. Wie herrlich war alles, was sie umgab. Die uralten Buchen, deren Kronen sich über den beiden ebenerdigen Seitenflügeln des Schlosses wölbten, die dunkelgrünen Zypressen, die hinter dem spitzen Giebel des Hauptschlosses zu erkennen waren. Der Park mit seinen weiten Rasenflächen, den blühenden Buschgruppen. Das Singen der Vögel.

Ein Schauer des Glücks durchströmte Diana. Sie öffnete das kunstvolle schmiedeeiserne Tor, das den Besitz ihres Vaters von der Außenwelt abschloss. Mit leisem Klicken fiel es ins Schloss zurück.

Freiheit – solange Diana zurückdenken konnte, hatte die Welt hinter diesem Tor für sie Freiheit bedeutet. Heute, einen Tag nach ihrem zwanzigsten Geburtstag, wollte sie diese Freiheit zum ersten Mal kennenlernen: Ohne eine Erzieherin, ohne den Vater, ohne Verwandte, die jeden ihrer Schritte beobachteten.

Niemand hatte die Flucht der jungen Prinzessin bemerkt.

Diana lief über die Asphaltstraße. Bald tauchte Buchenhain vor ihr auf, das Dorf, das seinen Namen vom Schloss her hatte.

Um von keinem seiner Bewohner erkannt zu werden, schlug Diana einen schmalen Weg ein, der von der Straße weg durch ein Tal führte.

Ein Dornenstrauch zerriss Dianas seidene Strümpfe. Sie kümmerte sich nicht darum. Herrlich war es, dieses Gefühl von Freiheit, dieses Abenteuer ihrer Flucht.

Etwa eine halbe Stunde später erreichte Diana wieder die Landstraße. Schloss und Dorf Buchenhain lagen hinter einem Wald und waren nicht mehr zu erkennen.

Diana berührte mit der rechten Hand die Geldbörse in der Tasche ihres weiten Rockes. Es war genug Geld, um in der etwa hundert Kilometer entfernten Großstadt durch die belebten Straßen zu bummeln, in einem Straßenrestaurant zu Mittag zu essen. Irgendetwas Unnützes zu kaufen.

Als ein Bus näherkam, hob Diana ihre Hand. Aber der Busfahrer achtete nicht auf sie und fuhr weiter.

»Dann eben nicht«, sagte Diana laut.

Zehn Minuten später keuchte ein uralter Personenwagen den Hügel hinauf. Einen winzigen Augenblick zögerte Diana, dann hob sie wieder winkend einen Arm.

Der Wagen keuchte, der Motor gab ein Blubbern von sich, dann hielt das Auto neben Diana.

Ein junger Mann neigte sich lachend heraus.

»Wollen Sie mitkommen?«

»Fahren Sie in Richtung Stadt?«

»Ja. Steigen Sie ein. Ich hoffe, meine alte Kiste streikt nicht.«

Der junge Mann hielt Diana die Tür auf, und sie nahm an seiner Seite Platz.

Der Motor ratterte. Er tat sich schwer, den Hügel bis zur Kuppe zu erklimmen.

»So, geschafft«, seufzte der junge Mann und betrachtete Diana von der Seite.

»Haben Sie denn gar keine Angst vor Räubern?«, fragte er lachend.

»Sind Sie vielleicht ein Räuber?«, fragte Diana lächelnd zurück.

»Nicht ganz. Obwohl ich eine Art Räuberleben führe.«

»Ich habe mir schon immer einmal gewünscht, einen richtigen Räuber kennenzulernen. Ich könnte dann seine Räuberbraut sein.«

In diesem Moment machte der Wagen einen Satz nach vorn, Diana und der junge Mann wurden kräftig durchgeschüttelt, dann stand das Auto.

»Er hat eben seine Launen. Nun müssen wir warten, bis sich der Motor abgekühlt hat. Wir könnten die Zeit ausnutzen und frühstücken. Oder haben Sie schon etwas gegessen?«

Diana schüttelte den Kopf. Plötzlich bemerkte sie, dass sie Hunger verspürte.

»Na also.« Der junge Mann hob einen Korb vom Rücksitz des Wagens und trug eine karierte Decke auf ein Rasenstück neben der Autostraße. Dort breitete er sie aus.

»Wie heißen Sie eigentlich?«, fragte er, indem er eine Flasche Rotwein, Brötchen, Wurst und Käse dem Korb entnahm.

Diana überlegte rasch. Sie wollte nicht, dass der Fremde ihren Namen erfuhr.

»Diana Hain«, entgegnete sie und spürte, wie sie ein wenig rot wurde.

»Wir haben Glück, Diana, dass hier so selten ein Auto vorbeifährt. Hier ist ein Becher für Rotwein. Gut, dass mein Freund mir noch etwas zum Essen eingepackt hat. Dann brauchen wir wenigstens nicht zu verhungern.«

Als Diana den Becher mit Rotwein ergriff, betrachtete der junge Mann sie.

»Diana, wissen Sie, an wen Sie mich erinnern?«

»Nein.«

»Im Salon meiner Mutter hängt neben vielen anderen Miniaturen ein kleines Bild, das entfernte Kusine meiner Mutter darstellt. Ich glaube, sie war Italienerin, eine Fürstin aus der Toskana. Als Junge war ich richtig verliebt in sie und untröstlich, als meine Mutter mir sagte, dass die Frau nicht mehr am Leben ist. Ach, was bin ich überhaupt für ein unhöflicher Mensch. Ich frage Sie nach Ihrem Namen und stelle mich selbst nicht einmal vor. Also, Hubertus von Homberg.«

Hubertus machte eine steife Verbeugung und lachte gleich darauf.

Hubertus von Homberg… Diana erinnerte sich an ein Gespräch ihres Vaters mit einem ihrer Onkel. Von dem Grafen von Homberg war die Rede gewesen. Von einem Streit zwischen dem Grafen und Dianas Vater, der schon lange zurückliegen musste. Und davon, wie wenig Glück der Graf mit seinen Kindern hatte. Den Jüngsten hatte man sogar ausgestoßen. Er führe das Leben eines Vagabunden, wollte Schriftsteller werden. Ein Unglück sei es, einen solchen Sohn zu haben.

Die beiden jungen Menschen sahen sich an. In dieser Sekunde geschah ihnen etwas Seltsames. Beide erschauerten. Ein nie gekanntes Gefühl ergriff sie. Eine starke Macht zog sie zueinander. Beide hatten das Empfinden, als würden sie sich seit langer Zeit kennen.

Ein Leben lang erinnerten sich Diana und Hubertus an diese Sekunde des Erkennens, als Liebe in ihnen aufgeflammt war.

Sie waren verwirrt, erschrocken und unendlich glücklich.

»Setzen Sie sich doch«, sagte Hubertus leise.

Er betrachtete Diana, wie sie sich auf die karierte Decke niedergleiten ließ. Sie war nicht tot, die Frau auf dem Bild im Salon seiner Mutter. Sie saß hier auf der Decke neben ihm. War sie es selbst, oder war es nur ihr Ebenbild?

Diana besaß die gleichen schwarzglänzenden Locken, die in ihr schmales Gesicht fielen, die gleichen dunklen Augen mit den hohen Bogen der Augenbrauen, den feingeschwungenen Mund und die olivfarbene Haut. Wenn sie lächelte, veränderte sich ihr Gesicht. Es schien von innen heraus zu leuchten.

Hubertus verschränkte seine überlangen Beine unter seinem schlanken Körper. Er reichte Diana ein Brötchen.

Unten im Tal läuteten Kirchenglocken. Tiefer Frieden herrschte.

Es war das erste Mal in ihrem Leben, dass Diana im Freien frühstückte.

»Führen wir jetzt nicht schon ein bisschen ein Räuberleben?«, fragte sie und trank einen Schluck Rotwein.

Hubertus lachte. Er strich sich eine Strähne seines glatten dunkelblonden Haars aus der Stirn. Sein schönes Gesicht besaß die Offenheit eines Menschen, der sich vor nichts fürchtet und auf seine eigene Kraft vertraut. Sein Gesicht mit der feinen, ein wenig blassen Haut und den blauen Augen war das Gesicht eines Aristokraten. Die kräftigen Hände zeigten jedoch, dass er handwerkliche Arbeiten verrichtete. Seine blaue Jeans trug über jedem Knie einen großen Flicken, und sein Hemd mit dem offenen Kragen war nicht mehr so weiß wie es sein sollte.

»Was wollen Sie eigentlich in der Stadt, Diana?«, fragte Hubertus.

»Ich weiß es nicht.«

»Hm. Aber ich verstehe Sie gut. Wenn man nichts Bestimmtes vorhat, erlebt man die wunderbarsten Dinge. So, ich glaube, jetzt tut es unser Wagen wieder.«

Sie räumten die Sachen zusammen und stiegen ein. Der Wagen ratterte los.

»Na also!«, rief Hubertus strahlend.

*

Sie waren übereingekommen, dass Hubertus Diana seine »Höhle« zeigen wollte. Er erklärte sich auch bereit, sie später in die Stadt zu fahren.

Der Wagen hielt vor einem riesigen verwilderten Garten, in dessen Mitte ein grün und weiß gestrichenes Gartenhaus aus Holz stand.

»Das ist die Höhle, Diana.«

»Ach, ist das schön.«

Das Gras mit den unzähligen Margeriten reichte ihnen bis zu den Knien. Zwischen zwei Apfelbäumen hatte Hubertus eine bunte Hängematte gespannt.

Es war inzwischen sehr warm geworden. Bienen summten von Blüte zu Blüte. Am Himmel war keine einzige Wolke zu sehen.

Hubertus öffnete die Tür zum Gartenhaus.

»Sehen Sie, Diana, auf dieser uralten Schreibmaschine schreibe ich meine Werke der Weltliteratur. Glauben Sie mir nicht?«

»O doch. Haben Sie schon etwas veröffentlicht?«

Hubertus zog ein bekümmertes Gesicht.

»Noch nicht. Aber mein erstes Buch werde ich Ihnen widmen, Diana. Setzen Sie sich einmal in die Hängematte. Ich lese Ihnen mein letztes Gedicht vor, ja?«

Diana legte sich in die Hängematte und stieß sich mit den Füßen am Baumstamm ab, so dass sie hin und her schaukelte.

Hubertus setzte sich neben sie ins hohe Gras. Er schlug das Heft auf, das er in der rechten Hand hielt und rief gleich darauf entsetzt: »Diana, jetzt habe ich gestern aus Versehen das falsche Heft in das Feuer geworfen. Das Heft mit meinen Gedichten. Sehen Sie, hier stehen nur Notizen, die ich nicht mehr brauche.«

Hubertus schlug sich gegen die Stirn.

»Aus mir wird nie etwas. Mein Vater hat ganz recht.«

Diana lachte laut auf.

»Lachen Sie nur, Diana. Glauben Sie mir, ich bin ein Dichter.« Mit komischem Ernst sah Hubertus sie eigenartig an.

Diana fühlte sich versucht, durch sein hellblondes Haar zu fahren. Sie wünschte sich plötzlich, irgendetwas Unsinniges, ganz Dummes zu tun.

»Woran denken Sie, Diana?«

»Dass ich gern fliegen oder schwimmen oder reiten oder irgendetwas Unvernünftiges tun würde. Segelfliegen wäre jetzt schön. Oder Ihr Gartenhaus neu anmalen. Ich weiß selbst nicht, was ich zuerst tun möchte.«

»Hm. Ein Flugzeug oder ein Pferd habe ich zwar nicht, aber hinter dem Garten ist ein See. Wir könnten das Ruderboot stehlen, das dort zwischen Schilf versteckt liegt und damit auf dem See fahren. Schwimmen können Sie doch?«

»Wollen Sie mich denn umkippen?«

»Eigentlich nicht.«

Diana schwang sich aus der Hängematte. Hubertus griff nach ihrer Hand, und Hand in Hand liefen sie zu dem See, in dessen Mitte eine Insel war.

Hubertus zog das Ruderboot aus dem Schilf. Diana ging schnell hinter einen Busch, um Schuhe und Strümpfe auszuziehen. Barfuß stieg sie in das Boot. Hubertus gab dem Boot einen Stoß und sprang dann selbst hinein. Er begann zu rudern.

Als sie mitten auf dem See waren, sagte er: »Ich möchte Sie schrecklich gern küssen, Diana.«

Ich dich auch, dachte Diana, aber sie wagte nicht, es auszusprechen.

Hubertus stand auf, ging auf sie zu. Das Boot schwankte.

Mit strahlenden Augen sah Diana zu Hubertus auf. Wie schön er war. Alles an ihm war hell und klar.

Hubertus neigte sich zu ihr hinab, berührte mit seinen Lippen ihren Mund. Es war der erste Kuss, den Diana einem Mann schenkte.

Sie schloss die Augen. Nie empfundenes Glück durchströmte sie. Sie hatte das Gefühl, als verrate sich ihr endlich ein Geheimnis, von dem sie schon immer geträumt hatte.

»Diana«, murmelte er.

Nun saß er neben ihr auf der Holzbank. Die Sommersonne brannte auf sie nieder.

Wieder küssten sie sich voller Zärtlichkeit.

»Du?«, fragte Diana. War Hubertus wirklich der Mensch, der Prinz, der endlich gekommen war, um sie zu erlösen.

Diana neigte sich ihm entgegen, um seine Wangen zu berühren. Hubertus’ Haut war so weich und glatt wie die Haut eines Knaben.

In diesem Augenblick bemerkten sie am Rande des Ufers einen hochgewachsenen Mann, der ihnen etwas zurief. Diana zuckte zusammen. Hubertus hatte sich unwillkürlich erhoben.

Das Boot schaukelte einen Moment heftig hin und her. Diana verlor das Gleichgewicht. Hubertus wollte sie festhalten. Aber gleich darauf lagen Hubertus und Diana im Wasser.

Prustend kamen sie hoch.

»Halte dich am Bootsrand fest, Diana!«, rief Hubertus.

Der Mann schimpfte noch lauter. Diana lachte, Hubertus lachte auch, und der Mann schickte ganze Schimpfkanonaden zu ihnen auf den See.

Hubertus kletterte als erster zurück ins Boot und half dann Diana hineinzukommen.

Sie kehrten zum Ufer zurück, und Hubertus ließ das Boot in das Schilf gleiten.

Der Mann schimpfte, aber Hubertus ergriff einfach wieder Dianas Hand und lief mit ihr zurück in den Garten, ohne auf den Mann zu achten.

Sie schüttelten sich, dass die Wassertropfen flogen.

»Du musst eine Hose und ein Hemd von mir anziehen, Diana. Deine Sachen legen wir in die Sonne, damit sie trocknen.«

Diana stieg in eine geflickte Jeans von Hubertus und zog ein kariertes Hemd über.

»Jetzt siehst du aus wie ein Junge. Oder wie ein Page, Diana«, rief Hubertus, als sie aus dem Gartenhaus kam.

Er selbst trug inzwischen eine Badehose.

Sie legten ihre nasse Kleidung auf den Rasen.

Und plötzlich, als sie sich gegenüberstanden, fielen sie sich laut auflachend in die Arme. Hubertus schwenkte Diana herum.

»Wie leicht du bist, Diana.«

Sie legte sich in die Hängematte. Hubertus hatte seinen Arm um sie gelegt. Es war schön, wunderschön. Sie träumten in den klarblauen Himmel hinein. Sie waren sehr jung, und beide erfuhren zum ersten Mal die Liebe.

Eine geheime Scheu hielt Hubertus davor zurück, Diana noch einmal zu küssen. Das Glück, das er fühlte, war so übermächtig, dass er es nicht an einem einzigen Tag auskosten wollte.

Als die Sonne senkrecht über ihnen stand, bereitete Hubertus für Diana und sich auf einem einfachen Grillrost Fleisch zu. Das Mädchen richtete Tomatensalat an. Es war das erste Mal in ihrem Leben, dass sie sich als Hausfrau betätigte. Sie hoffte, Hubertus würde nicht merken, dass sie nicht einmal verstand, eine Salatsauce anzurühren.

Das Mittagsmahl war köstlich. Hubertus fand noch ein Stück französischen Käse. Dazu gab es Rotwein.

Im Schneidersitz saßen sie sich auf dem Rasen gegenüber.

»Na, du kleine Räuberbraut«, sagte Hubertus lächelnd und blickte auf die geflickte Hose, die Diana trug.

Nach dem Essen lagen sie wieder in der Sonne.

Als Dianas Kleidung trocken geworden war, sagte sie, dass sie nun nach Hause zurückkehren müsse. Ihren Wunsch, in die Stadt zu fahren, hatte sie ganz vergessen.

»Du kommst doch wieder?«, fragte Hubertus.

Sie neigte den Kopf.

»Ich weiß es nicht. Frage mich nicht.«

»Aber Diana, das kann doch nicht dein Ernst sein. Sag mir, wo du wohnst. Ich besuche dich. Und wenn du am Ende der Welt wohnen würdest, könnte mich das nicht abhalten.«

Diana legte erschrocken eine Hand auf die von Hubertus. »Du darfst mich nie suchen, Hubertus. Ich komme zu dir zurück, wenn ich kann.«

Hubertus küsste sie leidenschaftlich und voller Angst. Er wollte Diana niemals wieder verlieren. Dieser eine Tag mit ihr hatte sein Leben für immer verändert.

»Komm, Hubertus«, sagte das Mädchen leise.

Hand in Hand gingen sie durch den Garten zum Auto zurück. Sie sprachen wenig während der Fahrt.

Als sie von einem Hügel aus Schloss und Dorf Buchenhain erkennen konnten, bat Diana Hubertus anzuhalten.

»Ich muss allein weitergehen, Hubertus. Du darfst mich heute nichts fragen.«

Sein Gesicht, seine hellen Augen zeigten die Traurigkeit, die er empfand.

»Ich komme wieder, Hubertus.« Diana küsste ihn zum letzten Mal, dann sprang sie aus dem Wagen und lief über einen schmalen Waldweg den Hügel hinab.

Hubertus blickte ihr nach, bis er sie nicht mehr erkennen konnte.

*

Mit weit ausholendem Schritt ging Fürst Arnim von Buchenhain in der Bibliothek auf und ab. Die Hände hielt er auf dem Rücken verschränkt.

Am Fenster der Bibliothek stand Fürst Friedrich von Großborn. Eine steile Falte war zwischen den farblosen Augenbrauen des jungen Fürsten zu erkennen.

»Wenn Diana in einer Stunde nicht zurückgekehrt ist, bin ich dafür, die Kriminalpolizei zu benachrichtigen«, sagte er mehr verärgert als verängstigt.

Dianas Vater blieb abrupt stehen.