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Achim und Bernfried, zwei Hobbyermittler, finden im Eingangsbereich einer rekonstruierten römischen Wasserleitung die Leiche einer jungen Frau, deren Aussehen an die Zeit der Hexenverfolgung im Mittelrhein Tal erinnert. Kein schöner Anblick in einer solchen Kulisse. Nachdem die Polizei vor Ort war und beide ihre Angaben zum Fund der Leiche gemacht haben, begeben sie sich auf die Suche nach dem Killer. Sie starten mit ihrer Recherche im Städtchen Rhens. Unterstützung finden beide durch den Pathologen Dr. Paul Gerhard aus Koblenz.
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Seitenzahl: 127
Veröffentlichungsjahr: 2019
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Der Turm
Der Weg ist das Ziel
Jean la Pierre
Inhaltsangabe:
Prolog
Kapitel 1: Der Weg ist das Ziel
Kapitel 2: Die Ankündigung
Kapitel 3: Die Ankunft
Kapitel 4: Die römische Wasserleitung
Kapitel 5: Recherche
Kapitel 6: Bandgespräch
Kapitel 7: Pietro kommt
Kapitel 8: Das verschwundene Mädchen
Kapitel 9: Gespräch mit einer Mutter
Kapitel 10: Bernfried ist verschwunden
Kapitel 11: Die Suche
Kapitel 12: Das Antiquariat
Epilog
Widmung
Worte des Dankes
Prolog
Der Turm, der Weg ist das Ziel bedeutet für mich zunächst Größe und Macht. Etwas was schwer zugänglich und kaum erreichbar ist. Aber was hat mich dazu bewegt, gerade in der heutigen, modernen Zeit eine solche Thematik aufzugreifen. Menschen sind von jeher so geprägt, dass sie in Situationen der Machtausübung ihr Gegenüber in seiner Willensüberzeugung klein halten wollen. Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter und behaupte, dass sie ihr Gegenüber unterdrücken wollen. Eine moderne Unterdrückungsmethode der heutigen Zeit kennen wir alle, Mobbing. Wo heute mehr und mehr die seelische Unterdrückung im Vordergrund steht, fand zu Zeiten der Hexenverfolgung körperliche Gewalt in unterschiedlichsten, zum Teil perversen Formen Anwendung. Eine Thematik, die mich beschäftigt hat und die ich in diesem Mittelrhein Krimi verarbeitet habe. Ich stelle Ihnen zu Beginn der Handlung meine Darsteller einmal vor. Das ist ein Personenkreis, den es tatsächlich in meinem familiären Umfeld so gibt. Die Charaktere habe ich eins zu eins übernommen, die Namen sind Kreationen meiner Fantasie. Sollte sich dennoch jemand in der Handlung wiederfinden, so ist dies als nicht real zu betrachten, sondern als rein fiktiv. Die Orte der Handlung, Rhens, Brey, Spay und Siebenborn gibt es tatsächlich hier im Mittelrheintal. Alles Ortschaften mit Welterbe Charakter. Hier habe ich mit meiner Familie ein Stück Heimat gefunden. Die Hauptpersonen, Achim und Bernfried, sind Menschen, denen Recherche Spaß macht und so durchlaufen sie auch die Handlung, immer wissbegierig Fakten sammeln, damit am Ende ein Ergebnis stehen kann. Ihre Frauen, Francesca und Heiderose unterstützen sie in ihrem Tun und geben beiden den nötigen Rückhalt. Aber was noch viel wichtiger ist, Sie hören den beiden aufmerksam zu. Meine Tochter und Ihre Familie sind ebenfalls ein Teil der Handlung. Die Mundartband, die professionellen Ermittler Schäfer und Vierse sind Gestalten meiner Fantasie. Ebenso die Figur des Pathologen und des Oberstaatsanwalts. Die Bruderschaft gibt es tatsächlich, allerdings unter anderem Namen. Der Bezug der Bruderschaft zur Geschichte ist meinen künstlerischen Gedanken entsprungen. Sollte sich hier jemand gespiegelt sehen, ist dies Zufall und als ein Produkt schriftstellerischer Freiheit zu betrachten. Ich wünsche Ihnen nun viel Freude beim Lesen dieses Krimis.
Kapitel 1
Der Weg ist das Ziel(Konfuzius)
Eine Philosophie, die ich schon seit vielen Jahren vertrete. Ich sollte so langsam meine pädagogische Tätigkeit im Bildungsbereich der vorschulischen Erziehung meinem lädierten Knochengerüst anpassen. Im Alter von 57 Jahren fühle ich mich nicht mehr so in der Lage, meine Bewegungsabläufe, so wie ein junger Mensch durchzuführen. Es hakt und beißt an allen Stellen. Bildungsarbeit ist Beziehungsarbeit, da muss ich mich auf die Höhe der Kinder herablassen können. Nur Auge in Auge kann ich Erfolge erzielen. Wenn die Kinder immer zu mir hochschauen müssen, kann keine Vertrauensbasis entstehen. Kinder benötigen Nähe, keine Distanz. Kinder benötigen ausreichend Raum, um vom pädagogischen Personal gesetzte Reize wahrzunehmen und diese auch auszutesten. Von Oben herab ist nicht im Sinne der Erziehung. Ich bin zurzeit ein wenig angeschlagen. Durch arbeitsbedingte Fehlhaltung habe ich seit gut einem drei viertel Jahr starke Schmerzen im linken Hüftbereich. Laut ärztlichen Aussagen ist der Trochanter Muskel in seinem Ansatzpunkt entzündet. Mit betroffen ist ebenfalls der Bereich der unteren Rückenpartie. Wenn ich meinen Schmerzpegel mit Zahlen ausdrücken will, kann ich ein Kreuz, auf einer Skala von null bis Zehn, bei der Zahl acht setzen. Das ist sehr hoch und macht mich mittlerweile sehr mürbe. Nach unserem diesjährigen Sommerurlaub, den wir seit fünf Jahren wieder in Italien, am Gardasee verbrachten, musste ich mich nach zwei Arbeitstagen krankmelden. Mein Körper signalisierte mir: „Ich kann nicht mehr!“ Mein Schmerzpegel hatte sich enorm hochgeschaukelt, aber was für mich noch viel schlimmer war, meine Bewegungsabläufe beim Gehen waren massiv eingeschränkt. Es wurde also Zeit zu Handeln. Ich nahm dieses Zeichen diesmal auch sehr ernst, denn ich hatte keine Lust irgendwann auf einer Intensivstation aufzuwachen. Mit dieser Intention fuhr ich nach Spay zu meinem damaligen Hausarzt. Ich schilderte ihm zum wiederholten Mal meine Problematik mit der Bitte mir endlich zu Helfen. Ich glaube, dass niedergelassen Ärzte manchmal im Bereich der Diagnose überfordert sind, der Praxisbesuch endet meistens ohne Ergebnis. An einem solchen Ort fühle ich mich nicht mehr ernst genommen. Das ist für einen kranken Menschen keine befriedigende Situation. Bis jetzt habe ich einen Arzt immer als Person meines Vertrauens betrachtet. Dieser Bonus schwindet immer mehr. Mein Hausarzt sah natürlich in meinem Fall die „Igelkasse“ klingeln. Anstatt mir Krankengymnastik oder andere therapeutische Maßnahmen zu verordnen, erzählt er mir, dass solche Maßnahmen in meinem Fall nicht geeignet wären. Das hätte auch nichts mit dem Budget, welches er für jeden Patienten zu Verfügung hat, zu tun. Ich glaube, dass er von solchen Ansichten überzeugt ist. Gedanklich hörte ich aus seinen Aussagen heraus ein „Aber“, was auch kurze Zeit später folgte. Er hätte ein ganz neues Schmerztherapiegerät, welches mir mit bestimmter Sicherheit helfen würde. Er hätte schon mehrere Schulungen absolviert, er bekäme das hin. Ich dachte nur: „Gutes Verkaufsgespräch.“ „Und nun der Preis für die Leistung.“ Er ließ nicht lange auf sich warten. „Das Ganze Prozedere kostet dann 35 € für knappe zehn Minuten Behandlungsdauer.“ Er würde mindesten zehn Einheiten benötigen. Jetzt wurde es Zeit zu Gehen. Ich sagte ihm, dass ich mir das überlegen müsste und verabschiedete mich. Ich bedankte mich noch bei seinen Helferinnen für die getane Arbeit und fuhr auf direktem Weg nach Hause. Natürlich enttäuscht und auch etwas gefrustet. Um mich etwas abzulenken und mich auch auf andere Gedanken zu bringen, machte ich mir einen schönen Kaffee Crema mit einem kleinen Schuss acht prozentiger Dosenmilch. Mir war zwar in diesem Moment nicht geholfen, aber so konnte ich mir wenigstens Gedanken darüber machen, wie es weitergehen könnte. Am Nachmittag berichtete ich meiner Frau Francesca von meinem Erlebnis. Sie war nicht wirklich begeistert und nachdem ich Ihr die Frage stellte: „Was ich denn jetzt tun soll“, antwortete sie mir ganz spontan: „In Rhens ist das neue Ärztehaus eröffnet worden, versuche dort einen Termin zu bekommen.“ Ich suchte mir mithilfe von Google die Öffnungszeit raus und machte mich auf den Weg. Mit im Gepäck hatte ich alle Befundberichte der letzten drei Jahre. Meine Hoffnung lag darin, dass von den drei dort ansässigen Ärzten einer oder eine sich meiner annimmt. Das Glück schien diesmal auf meiner Seite zu sein. Frau Dr. Friederike Jungblut hatte Zeit. Ganz ohne Termin hatte ich mit einer längeren Wartezeit gerechnet, nach zwanzig Minuten wurde ich bereits aufgerufen. Nach einem sehr langen und intensivem Gespräch, nach Sichtung meiner mitgebrachten Unterlagen und eingehender Untersuchung telefonierte Frau Dr. mit der Schmerzklinik auf der Lahnhöhe, um mich dort therapieren zu lassen. Sie hatte Erfolg und so konnte meine Frau mich zwei Tage später in den Aufnahmebereich der Klinik begleiten. Die Erledigung aller Formalitäten dauerte eine Weile. Nach gut fünfzig Minuten zog ich in ein Zweibettzimmer. Nach eingehender Diagnostik durfte ich dort an zwanzig Tagen ein Programm mit täglich vier bis sechs therapeutische Anwendungen absolvieren. Meine Bewegungsabläufe sind fast wiederhergestellt. Mein Schmerzpegel, wenn ich noch einmal auf die Schmerzskala zugreifen darf, liegt mittlerweile bei ca. fünf bis sechs. Ein noch nicht zufriedenstellender Rahmen. Am Tag der Deutschen Einheit darf ich die Klinik verlassen, dann bin ich vorerst austherapiert. Ich freue mich auf meine Frau, mein Umfeld zu Hause und auf mein Bett. Mein Schlafverhalten war die letzten Tage nicht so besonders, da mein Mitbewohner gerade in der Nacht, der Zeit der Ruhe, anfing Geräusche zu zelebrieren, die einer schweren Kettensäge im Volllastbetrieb ähnelten. Also an Schlaf war trotz Gehörschutz kaum zu denken. Mir schwirren schon ein paar Gedanken durch den Kopf, die ich dringend erledigen möchte, wenn ich wieder zu Hause angekommen bin. Da unser Bürgermeister meine erste Mail, die ich ihm in Bezug auf die Parksituation in Brey geschrieben hatte, nicht beantwortet hat, starte ich einen zweiten Versuch. Dieser Mensch versucht ein Parkleitsystem in unserem Dorf, ohne Rücksicht auf verschiedene örtlich gebundene Situationen zu nehmen, einzurichten. Seine Handlungsweise grenzt an Willkür. Das ärgert natürlich den ein oder anderen Mitbürger. Ein Hinweis auf die STVO im Bereich der Paragrafen 12 „Halten und Parken innerhalb von geschlossenen Ortschaften“ hilft vielleicht die ein oder andere Situation zu entschärfen. Francesca sagte mir, dass ich Post von der Finanzverwaltung erhalten hätte. Ich müsste Unterlagen, Nachweise bezüglich Gesundheitskosten nachreichen. Das ist recht schnell erledigt. Dafür muss ich nicht viel tun, lediglich den Ordner mit der Aufschrift Finanzamt öffnen, die gewünschten Unterlagen herausnehmen, ein Anschreiben formulieren, alles eintüten und zur Post bringen. Das ist in ca. dreißig Minuten erledigt.
Kapitel 2
Die Ankündigung
Bernfried, der Schwiegervater meiner Tochter Marcella, hat sich aus seinem Heimatort in der Nähe von Garching gemeldet. Er schreibt zurzeit an seiner Biographie und benötigt einen Ortswechsel. Er muss seinem Kopf neues Leben einhauchen, denn nur so kann er seine Gedanken ordnen. Dabei war er gerade mit den Kindern in Andalusien. Seine Frau Heiderose weiß noch nichts von seinem Vorhaben. Heiderose arbeitet als Krankenschwester im Schichtbetrieb. Hier ist also zunächst noch Kommunikation im inneren Familienzirkel angesagt. Aber, er ist sich scheinbar seines Vorhabens sicher. Ich soll ein Hotelzimmer für ca. drei Wochen buchen. Halbpension. Die Auswahl der Unterkunft überlässt er mir. Bernfried möchte hier im schönen Mittelrheintal sein viertes Werk vollenden. Das habe ich noch nicht erzählt, Bernfried ist mittlerweile ein renommierter Autor, der sich im Bereich der Tiefenpsychologie tiefgreifend bewegt. Hierbei nutzt er eine Sprache, die für jeden Menschen verständlich ist. Sein Buch „der Schattenmann“ rangiert unter den Top Ten der renommiertesten regionalen Buchhandlungen im Großraum München. Für Mitte Oktober steht die Buchung. Ich habe den „Alten Posthof“ in Spay ausgewählt. Hier werden beide sich wohlfühlen. In dieser Zeit habe ich mir erlaubt, angesammelte Mehrarbeitszeit abzubauen. So kann ich ihn weitestgehend begleiten. Das Thema seiner Recherche wird die rekonstruierte römische Wasserleitung und seine Entstehungsgeschichte sein. Francesca und Heiderose werden sich mehr den kulinarischen Dingen des täglichen Lebens widmen, inklusive Shopping Erlebnis in Koblenz oder im Outlet Center in Montabaur. Bernfried leidet unter einer manischen Depression, was ihn manchmal etwas aufwühlt und seinen Handlungsabläufen Stress einhaucht. Sein Stress Fass ist fast immer zu 98% gefüllt, eine kleine Aufregung, ein besonderes Erlebnis kann das Fass zum Überlaufen bringen. Aus diesem Grund heraus müssen wir unser Handeln, unsere Bewegungsabläufe immer mit einer meditativen Ruhe ausführen. Ich muss dementsprechend planen und Reizüberflutungen vermeiden. Schließlich soll er die Schönheit unserer Region kennenlernen, ja ich möchte ihm auch genügend Zeit einräumen, damit er alle Eindrücke verarbeiten kann. Bis zu seinem Eintreffen verbleiben mir noch ein paar Tage Zeit. Genau diese Zeit möchte ich mit meinem Enkelsohn Pietro verbringen. Pietro ist mit seinen zweieinhalb Lebensjahren bereits ein ganz aufgewecktes Kerlchen. Marcella steckt Ihr ganzes pädagogisches Lehrerpotenzial in die Erziehung des jungen Mannes. In unserem Garten in Brey steht eine kleine Sandmuschel mit diversen Spielsachen. Hier wird jede Menge gebacken und gekocht. Manchmal muss ich nach dem zehnten Espresso sagen: „Opa hat genug, der kann sonst heute Nacht nicht mehr schlafen!“ Das macht dem kleinen Sternekoch nicht das geringste aus. Wenn Opa keinen Espresso mehr will, ist Oma halt dran. Unser Enkelsohn kommt gerne zu uns. Es war ein hartes Stück Arbeit, diese Beziehungsebene aufzubauen. Die Liebe zu einem kleinen Kind ist nicht kaufbar und auch nicht erzwingbar. Das ist ein Geduldsspiel. Ich muss einem kleinen Jungen, der eine starke Mutterbindung hat, gerade in dem jungen Alter, immer wieder erklären, beziehungsweise sagen, was wir machen wollen oder wo Mama und Papa gerade hingehen müssen oder wollen. Nur so lernt er Situationen zu verstehen. Das ist ein langer Weg, den die Kinder in Ihrem Verselbständigungsprozess durchlaufen. Dieser Weg ist verbunden mit vielen Höhen, Tiefen, Fortschritten und auch Rückschritten. Ein Prozess, der sich auf jeden Fall lohnt. Es ist spannend mit anzusehen, wie ein Kind Entwicklungsschritte vollzieht und welch eine Freude in seiner Gestik und Mimik dabei zu erkennen ist. Wenn Pietros Mama, unsere Tochter Marcella, einen Termin in der hier ortsansässigen Physiopraxis hat, versorgt Oma Francesca den kleinen Mann. Das Ganze funktioniert nur, weil Marcella dem kleinen Pietro Ihr Vorhaben erklärt hat. Pietro hat dieses Prozedere über einen längeren Zeitraum erlernt und mittlerweile auch verstanden. Heute kommt er gern zu Oma und Opa nach Brey. Da sind wir auch ganz stolz drauf. Nicht alle Generationen verstehen diese Vorgehensweise. Die kindliche Ebene ist anders gesteuert als die Ebene, in der ein Erwachsener sich bewegt. Wenn ich das begriffen habe, lässt sich der Umgang mit einem zweieinhalbjährigen Jungen einfacher praktizieren. Ich habe seinerzeit an der Umsetzung des hessischen Bildungsplanes mitgewirkt. Diese Arbeit wurde begleitet durch den renommierten Wissenschaftler Prof. Dr. Dr. Fthenakis, der „die Schaffung von Umwelten und Gelegenheitsstrukturen für frühkindliche Bildungsprozesse als erzieherische Kernaufgabe sieht. Man sollte schon früh Bildungsreize setzten, damit der Grundstock für die zukünftige Bildungsreise gelegt ist. Frontalunterricht ist vorbei, Selbstbildung in dafür geschaffenen Räumen ist angesagt.“ Einen solchen Ort findet Pietro in Brey. Unser aller Enkelsohn ist kein Schoßkind, er liebt die Bewegung und das phantasievolle Spiel. All das und noch viel mehr findet er bei uns. Ich war neulich ganz erstaunt, dass er schon fließend bis zehn zählen kann. Ein Kind, was, ganz lapidar gesagt, einfach nur die Liebe aller Menschen in seinem Umfeld verdient. Fast hätte ich es vergessen, ich muss Bernfried noch eine Buchungsbestätigung zukommen lassen. Ich mach es mir diesmal einfach und nutze das Medium „WhatsApp“- in Männer Schreibweise, kurz, knapp und bündig: „Buchung steht, freue mich auf Euch. Rest vor Ort.“ Liebe Grüße aus dem wunderschönen Mittelrheintal, Achim und Francesca. Somit hat er alle relevanten Informationen und kann in den nächsten Tagen so nach und nach seinen Koffer packen. Ich gehe davon aus, dass er einen Blick auf die Wetterkarte wirft und seine Kleidung dementsprechend auswählt. Er ist ein Mensch, der seinen Schwerpunkt nicht der Mode gewidmet hat. Beim Packen der Koffer wird daher die Zweckmäßigkeit im Vordergrund stehen. Heiderose wird ihn dahingehend wohl etwas unterstützen.
Kapitel 3
Die Ankunft
Heute Morgen um vier Uhr und dreißig Minuten sind Bernfried und Heiderose in den ICE Richtung Hamburg im Hauptbahnhof in München zugestiegen. Er hat zwei Plätze im Großraumwagen reserviert. München ist ein sogenannter Sackbahnhof. Viele Züge enden dort, Genauso der ICE, der Hamburg als Zielbahnhof hat. Wenn der Zug pünktlich losfährt, kann ich die Beiden um ca. zehn Uhr am Hauptbahnhof in Koblenz an Gleis 4 in Empfang nehmen. Ich habe Bernfried schon lange nicht mehr gesehen, aber das Bild, welches ihn beschreibt, habe ich noch ganz deutlich im Kopf. Er hat die Figur eines in die Jahre gekommenen kubanischen Tabak Farmer, der sein Haupt mit einem Strohhut bedeckt und seinen Körper mit einem Trenchcoat in der Art eines Inspektor Colombo einhüllt. So kann er die ein oder andere Körperunebenheit geschickt kaschieren. Auch Bernfried liebt unseren Enkelsohn Pietro. Er möchte den kleinen Mann möglichst zeitnah besuchen. Diese Treffen müssen wir natürlich mit Marcella koordinieren. Ich denke, dass wir das hinbekommen. Pietro ist in der besonderen Situation Großvater und Großmutter im Überhang zu haben, von väterlicher Seite doppelt und von mütterlicher Seite einfach.
Kapitel 4
Die römische Wasserleitung
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