Der verborgene Sinn des Schicksals - Randolf M. Schäfer - E-Book

Der verborgene Sinn des Schicksals E-Book

Randolf M. Schäfer

4,9

Beschreibung

Immer wieder gerät der Mensch in seinem Leben in die gleichen Situationen, wieder geht eine Partnerschaft in die Brüche, wieder steht man vor dem gleichen Problem im Beruf, wieder macht einem eine Krankheit einen Strich durch die Lebensplanung. Randolf M. Schäfer zeigt in diesem Buch, dass Krisen nicht zufällig sind, sondern ein Hinweis des Schicksals, dass wir Anteile unserer Persönlichkeit verdrängt haben oder für unsere persönliche Entwicklung notwendige Dinge nicht leben. Er liefert einen Schlüssel, wie wir diese Ereignisse unseres Lebens interpretieren und daraus Konsequenzen ziehen können. Randolf M. Schäfer lebt und arbeitet in Leinsweiler in der Pfalz als beratender Astrosoph und hält Seminare in dem Themenbereich Astrosophie und Symbolik. Aus einer alten Tradition stammend, die sich seit Jahrzehnten mit den Inhalten der Bewusstwerdungswege auseinandersetzt, ist er seit über 45 Jahren vertraut mit den Philosophien der unterschiedlichsten Kulturen. Er hat intensive Erfahrungen in östlichen und westlichen Philosophien gesammelt. Sein Schwerpunkt bezieht sich auf die hermetischen Lehren.

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Inhaltsverzeichnis

Der Schlüssel zur verborgenen Sprache des Schicksals

Die immer drängenderen Fragen nach dem Sinn des Lebens haben dazu geführt, dass man beginnt, den alten überlieferten Erkenntnissystemen wieder Beachtung zu schenken. Lange waren die Augen und Ohren der Menschen für die Symbolsprache des Lebens verschlossen, bis nun im Zuge des sich wandelnden materiellen Weltbildes jener Pol zurückdrängt, den der Mensch aus Angst vor Konsequenzen für seine Lebensführung aus dem Sichtfeld verbannt hatte. Die hermetische Astrologie, die man auch Astrosophie nennt, um damit differenziert herauszustellen, dass man sie als ein Instrument zur Selbsterkenntnis und Bewusstwerdung anwendet, entspricht einem ursprünglichen Symbolsystem, dessen Überreste heute noch in den verschiedensten Auslegungen als herkömmliche Astrologie bekannt sind.

Die Astrosophie bedient sich überwiegend der gleichen Begriffe und Symbole, doch ist die Idee, die man in der astrosophischen Anwendung wieder findet, eine ganz andere als die der Astrologie. Die Astrosophie ist ein Bewusstwerdungsweg, der dem Menschen zu größerer Klarheit und Ehrlichkeit in seinem Leben verhelfen kann. Die Astrologie hingegen wird meistens dazu verwandt, die Abläufe des Lebens zu manipulieren, um es besser gestalten zu können.

Der gravierende Unterschied zwischen Astrosophie und Astrologie besteht darin, dass der Mensch mit der Astrologie versucht, sein Leben zu bewältigen, wohingegen die Astrosophie dem Menschen die Möglichkeit bietet, sich selbst durch Bewusstwerdung zu verändern. Mit der Astrologie versucht man, die kleinen Fragen des Alltags zu klären, indem man die günstigsten Momente für weltliche Aktivitäten errechnet, Prognosen für zukünftige Ereignisse und Entwicklungen stellt, konkrete Ratschläge für Verhaltensweisen erteilt usw., um mit diesen ein messbares und sichtbares konkretes Ergebnis zu erzielen, so dass sich für den Ratsuchenden möglichst ein Erfolgserlebnis ergibt, welches ihn in seinen Bedürfnissen zufrieden stellt. Doch Erfolgserlebnisse solcher Art sind nicht von langer Dauer, da sie wie viele menschliche Aktivitäten nur manipulierend in den Lebensverlauf eingreifen. Man versucht damit, die eigentlichen Probleme, die immer nur im Inneren des Menschen angelegt sein können, zu verdrängen, um sich selbst nicht mit allen Ideen, Selbstbildern und Fixierungen in Frage stellen zu müssen. Eine solche Umgangsweise führt nur zu Scheinlösungen und Hilfen, die immer wieder neue Probleme aufwerfen müssen, da das Grundübel – ein menschlich versteinertes Bewusstsein – als solches nicht erkannt wurde.

Die Astrosophie hingegen gleicht einem Instrument, mit dem man jene Anteile aufzufinden vermag, die dem Menschen nicht bewusst sind. Sie zielt nicht in erster Linie auf messbare Erfolgserlebnisse, sondern sie lässt für den Menschen jene Anteile sichtbar werden, die ihm in seinem Bewusstsein fehlen. Sie verhilft ihm dazu, die individuellen Lebensmythen als eine Lernerfahrung zu betrachten, was aber bedeutet, dass man mit der Astrosophie keine Vermeidungsstrategien entwickelt, mit denen man versucht, sich »erfolgreich « durch das Leben zu mogeln. Sie verweist vielmehr auf die Quelle des Übels, für die der Betroffene dann die eigene Verantwortung übernimmt. Sicherlich führt sie den Suchenden damit an die Wiege allen menschlichen Leidens heran, denn jeder äußere Missstand deutet immer auf einen Mangel im Bewusstsein hin. Die Intention der astrosophischen Arbeit gilt somit der Idee, die Fackel der Selbsterkenntnis zum Brennen zu bringen oder sie am Brennen zu halten.

In der Zeit der so genannten »Aufklärung« wurde den hermetischen Säulen, zu denen die Astrosophie gehört, von dem sich damals einseitig neu entwickelnden wissenschaftlichen Weltbild arg mitgespielt. Innerhalb dieser Zeit begann man, sich mehr und mehr an der sichtbaren Welt zu orientieren. Sehr schnell verbannte man alle Bereiche, die sich nicht messen, zählen und wiegen ließen, aus der wissenschaftlichen Akzeptanz. Damit eliminierte man jenen geistigen Bereich, der polar zur funktionalen Welt die andere Hälfte der menschlichen Existenz ausmacht und ohne den das Leben seine Bezeichnung als solches nicht verdient. Man begann in den Schulen und an den Universitäten zu lehren, dass allein die sichtbare Welt, so wie sie sich in ihrer formalen Substanz darstelle, die Wirklichkeit selbst sei. Zugunsten der Konzentration auf die Oberfläche der Erscheinungswelt verdrängte man jenen Aspekt, der einst in den Mysterienschulen und teilweise auch in den christlichen Traditionen gelehrt wurde, dass nämlich Welt und somit jede äußere Form neben der lebenserhaltenden Funktion als Trägerinstanz für das Geistprinzip zu betrachten sei. Damit verlor die Menschheit den Zugang zur Bild- und Symbolsprache der Welt, welche von jeher für die Menschen auf einem esoterischen Weg die Brücke zum Metaphysischen, zum Göttlichen bildete. Auf diese Weise geriet ein kostbares Kommunikationsmodell, mit dem es möglich war, die Symbolik der Welt zu entschlüsseln, um aus dieser Erkenntnisse zu ziehen, für lange Zeit in Vergessenheit. Denn die neue, »aufgeklärte « Art zu denken warf zugleich neue Fragestellungen auf, denen die alten Wissenschaften scheinbar nicht mehr gewachsen waren.

So fragt man z.B. aus der Sicht eines hermetischen Weltbildes stets nach dem Sinn und dem Wesen aller Begebenheiten, während das kausale Denken nur an Ursache- und Wirkungsbeziehungen interessiert ist. Aufgrund des erdrutschartigen Wertewandels im Umgang mit dem Leben versank die Welt in der Bedeutungslosigkeit, da man ihren äußeren Formen die vermittelnde symbolische Bedeutung genommen hatte. Das Äußere wurde zum Selbstzweck, und durch den Verlust der Sinnfrage wurde auch das Leben sinnlos. Die menschliche Existenz reduzierte sich auf den Ablauf von Fortpflanzung, Geburt, Lebenserhaltung und Sterben.

Von diesem Kultur-Schock haben sich selbst die geistvollen initiatischen Strömungen bis heute noch nicht erholt, obwohl sie nie ganz zu verdrängen waren und für einen kleinen Kreis intensiv suchender Menschen stets aufrechterhalten wurden. Auch sie mussten, genauso wie die großen exoterischen Religionen der Welt, mit dem immer wieder aufkeimenden Unverstand ihrer Mitglieder ringen, die anstelle der heiligen Lehre den Menschen mit seinen sozialen Bedürfnissen in den Vordergrund rückten und auf diesem Weg unbewusst das Zerstörungswerk der Zivilisation vollbrachten. Dies ist im Sinne der Welt ein ganz natürlicher Vorgang, denn jedes Aufflackern initiatischer Inhalte hat schon immer dazu geführt, dass die Welt konsequent versucht hat, die Trägerinstanzen und zentrale Mittlerfiguren des Geistprinzips zu vernichten, da diese den Schlüssel für die Entbindung aus dem Weltenschoße tragen und somit einem erdverhafteten Dasein nicht zuträglich sind.

Den irdisch verbundenen Kräften ist es in allen Kulturen ein echtes Bedürfnis gewesen, jenen geistigen erhellenden Pol zu vernichten, da der Geist jener Antagonist zur Materie ist, der deren irreale Trugbilder, die sie allen weltlich Gefangenen vorgaukelt, entlarvt. So liegt es in der Natur der Sache, dass der lästige Gegenspieler der Materie entfernt werden muss, damit die Welt in ihrer Täuschungsaufgabe weiter bestehen kann. Doch jede Einseitigkeit über längere Zeit erzwingt eine Gegenbewegung. Darum bedingt das sinnlos gewordene äußerliche Leben, welches nur dem reinen Selbsterhalt dient, polar dazu jene sinngebende inhaltvolle Gegenbewegung, die den Umgang mit Welt und Schicksal auf eine Ebene hebt, die den Anspruch auf echtes Menschsein wieder erfüllt. Es ist sinnvoll, die Astrosophie wieder so anzuwenden, wie es frühere Kulturen vor uns getan haben, denn damit hält derjenige, der versucht den Sinn des Lebens und des Schicksals zu ergründen, einen Schlüssel in der Hand, der ihm die Tür aufschließt zu einem tiefen Verständnis seiner Existenz. Er lernt verstehen, dass hinter der Instanz, die er Schicksal nennt, unbewusste eigene Kräfte stehen, die ihm jenen Teil zurückgeben wollen, der ihm in seiner Identifikation fehlt. Der Mensch sollte lernen, im Schicksal einen Freund zu sehen, der ihm auf unbequeme Weise zu verstehen gibt, dass es in seinem Bewusstsein wesentliche Anteile gibt, die er nicht kennt und deshalb erfahren muss.

Die astrosophische Betrachtungsform

Die Astrosophie ist ein System, um die Zusammenhänge von Kosmos, Natur und Mensch zu beschreiben. Sie erfasst den Kosmos, die Welt und den Menschen als einen großen zusammenhängenden lebendigen Organismus. Im Sinne des astrosophischen Weltbildes ist es erforderlich, dass der Mensch in seinem Bewusstsein die Trennung zwischen sich und den einzelnen Individuen sowie der ihn umgebenden Umwelt auflöst. Denn jede äußere Manifestation gehört zu den Anteilen, die sich in der Abspaltung befinden und Zugang zum Bewusstsein des Betrachters erlangen möchten, solange sie nicht integriert sind. Mit dieser geistigen Haltung, welche die vielen einzelnen Aspekte des Seins nicht mehr getrennt, sondern zu einem einzigen großen Organismus miteinander verbunden sieht, betrachtet sich auch der astrosophisch Schauende als einen Bestandteil des Ganzen. Der Mensch lernt auf seiner Suche nach Vollkommenheit mit der Unterstützung der Astrosophie die nötigen, ihm fehlenden Bewusstseinsinhalte zu erkennen und schrittweise in seine Identifikationsarbeit einzubeziehen. Diese fehlenden Anteile begegnen ihm in seinem Leben in Form von Schicksalseinbrüchen, Symptomen und Begegnungen. Der Mensch wird über diese immerzu in einen Dialog verwickelt, dessen Sprache er mit der Astrosophie verstehen lernen kann, denn sie enthält den nötigen symbolischen Urprinzipienschlüssel zu den verschiedensten Aspekten des Seins. Sie vermittelt die Fähigkeit, in einen Dialog mit den Ur-Ideen zu treten, um zu erkennen, dass sich überall auf allen Seinsebenen das Gleiche vollzieht.

Wenn man diesen Anspruch kennt, dann versteht man leicht, dass es hier weder um Prognosen noch um das Hinwegstehlen aus der Verantwortung für das eigene Schicksal geht. Die Astrosophie will den Menschen in Kontakt bringen mit den Ur-Ideen. Sie liefert den nötigen Code, ohne den ein Dialog mit dem Metaphysischen nicht möglich wäre. Hier lässt sich ein Vergleich mit der Computerwelt anstellen; auch dort benutzt man Passwörter und Befehle, die bestimmte Programmbereiche öffnen und erst dann eine Kommunikation ermöglichen. Ist man in das System gelangt, schließen sich unbegrenzte Möglichkeiten und Potenziale auf. Man braucht auch für die äußere Welt der Formen einen Sprachschlüssel, der die verschlossenen Programmbereiche öffnet. Denn hinter der Fassade unserer konkreten Welt verbirgt sich weitaus mehr, als der nur auf das Vordergründige fixierte Mensch sich vorzustellen vermag. Genau jenen Schlüssel für das Mysterium der Symbolsprache der Welt liefert die Astrosophie.

Das erste und wichtigste Passwort der Astrosophie lautet: »Wie oben, so unten.« Dieser hermetische Grundsatz beschreibt den synchronen Zusammenhang aller Ebenen innerhalb des Universums. Auf jeder Daseinsebene herrschen die gleichen Gesetzmäßigkeiten. Jedes, auch das kleinste Teilchen, hat seine Entsprechung auf allen anderen Ebenen der Erscheinungsformen. Nichts geschieht rein zufällig oder gar einzeln für sich. Intern bezeichnet man diese Synchronizität auch als »analoge Zusammenhänge« oder als »analoge Ebenen«. Das zentrale Anliegen der Astrosophie ist es, die miteinander verbundenen Ebenen aufzuspüren und die Vielfalt der äußeren Formen zu sortieren, um sie in ein überschaubares Ideenraster einordnen zu können. Dabei verfährt man nicht nach dem üblichen weltlichen Bedürfnis, die Unterschiedlichkeit der Dinge herauszustellen, sondern man versucht, Ideengleichheiten hinter den Formen zu entdecken. Man sucht hinter dem Blendwerk der Vielfalt eine einheitliche verborgene geistige Idee. Denn jede Begebenheit, jeder Zusammenhang innerhalb der materiellen Welt hat für den Menschen auch eine geistige Entsprechung. Man könnte die Materie als in die Form geronnenen Geist bezeichnen, der äußerlich das beschreibt, was auch im Bewusstsein des Menschen geschehen sollte. Damit erhält die Außenwelt einen ganz anderen Stellenwert, und man beginnt, den Sinn wieder in den Formen zu entdecken. Das Wissen um die zusammenhängenden Ebenen macht es möglich, durch Beobachtung bestimmter Geschehnisse von der einen Ebene Rückschlüsse auf eine andere Ebene der Wirklichkeit zu ziehen. Dies gilt sowohl für statisch existierende Begebenheiten der Welt, Naturgesetze, Wirkungen und Reaktionen bestimmter Stoffe untereinander, gesellschaftliche Veränderungen, als auch für aktuelle Begebenheiten und Veränderungen in der Welt und deren Abläufe. Sie stehen immer im direkten Bezug zum Menschen, und was im Außen geschieht, geschieht auch gleichzeitig im Inneren des Menschen.

Im Vordergrund der Bemühungen sollte an erster Stelle das globale Betrachten des eigenen Lebensmythos stehen, der den Menschen auf allen Ebenen zeitlebens begleitet und häufig in der Erleidensform die nicht erkannte Ganzheit des Menschen verbirgt. Dazu ist es erforderlich, sich ein Stück weit aus der Verhaftung an die prägenden Lebenssituationen zu lösen. Denn je größer der Abstand zum Geschehen ist, desto größer ist auch die Erkenntnisperspektive, die sich dem Menschen eröffnet.

Was man auf einer Ebene beobachten kann, lässt einen den entsprechenden seelischen Rückschluss ziehen. Für diesen Vorgang gibt es eine Reihe eindeutiger Modelle, an denen man dieses Prinzip beobachten kann: z.B. weisen die Planeten, die sich um die Sonne bewegen, würde man sie verkleinern, dieselbe Struktur auf wie ein Atommodell. Die gleiche Anordnung findet man im Zellaufbau des menschlichen Organismus. Auch der Mensch steht im Mittelpunkt seines Geschehens, und die Welt dreht sich um ihn herum. Alle lebendigen Modelle besitzen ein Zentrum, um das alles kreist. Es ist die Widerspiegelung des zentralen Schöpfungsmythos, der die Vielheit immer um die Einheit kreisen lässt – ein Ganzes, das sich aufgespalten hat. So wie ein gebündelter Lichtstrahl, der durch ein geschliffenes Prisma fällt und sich in die unterschiedlichen Spektralfarben auffächert. Es gibt also unterschiedliche Dimensionen, die in ihren inhaltlichen Merkmalen identisch sind und nur jeweils vom menschlichen Bewusstsein subjektiv anders erfahren und gesehen werden.

Mit seiner Geburt wählt der Mensch eine gerade herrschende Zeitqualität, die eine zentrale inhaltliche Thematik in sich trägt, welche der Native dann im Laufe seiner Biographie mit Zeit ausfüllt. So prägt er sein Muster in den verschiedensten Erlebensformen und Dimensionen aus, gemäß der Gleichung:

Im Globalen ist das allein schon an den unterschiedlichen Jahreszeiten der Natur ersichtlich. Diese Stimmungsqualitäten spiegeln sich im Inneren des Menschen und um ihn herum in allen erdenklichen Facetten wider. Beschrieben wird dieser Ablauf durch den Tierkreis, der das Jahr in zwölf unterschiedliche Abschnitte einteilt. Diese Abschnitte nennt man Sonnenqualitäten, da sie zwölf Teilaspekte einer einzigen Instanz verkörpern, die sich in der materiellen Schöpfung widerspiegelt. Diese zwölf Urqualitäten werden symbolisch in jedem Horoskop dargestellt. Sie gehen dort auf verschiedenen Ebenen mannigfache Variationen ein, aus denen man ganz differenzierte Aussagen über das Muster eines jeden Menschen oder einer bestimmten Zeitqualität machen kann. Schon das einfache Verständnis der symbolischen Bedeutung der zwölf Sonnenqualitäten führt zu einem hohen Maß an Einsicht in die konkreten Lebensabläufe und Zusammenhänge.

Der Jahreslauf ist zugleich eine Wanderung durch den Tierkreis. Wenn man die Symbolik des Jahreslaufes auf die Themen eines Menschen projiziert, beginnt man zu erahnen, warum dieser sich immer wieder mit ganz spezifischen Situationen auf verschiedenen Ebenen auseinandersetzen muss.

In ein Bild gekleidet könnte man sagen: Wenn das Inkarnationsthema eines Menschen lautet, etwas über das Mysterium des Herbstes zu erfahren, mit seiner absterbenden Qualität des äußeren Lebens, der Hinwendung von der Außenwelt zur Innenwelt, so wird dieser so lange November-Stimmung erleben, bis er aufhört, sich nach dem Hochsommer zu sehnen. Dies meint: Wenn der Mensch andere Ideen bezüglich seines Lebensverlaufes hat, wird ihn das Leben so lange in jene Themen einschleusen, bis er das zu verinnerlichende Thema gelernt hat. Dies gilt natürlich auch für den umgekehrten Fall. Man könnte das am Bild des Frühlings beschreiben. Wenn das Thema der Geburt lautet: Lerne etwas über den Frühling, das Thema der Wiedergeburt allen Lebens, des Neubeginns, der Mensch aber die Thematik des Winters, den Wunsch nach Rückzug und Stille, das Ruhen der Energien in sich trägt, wird er wahrscheinlich so viel quirligen Neubeginn, Dynamik und Energie um sich wieder finden, bis das Eis in ihm zu schmelzen beginnt und das Außen ihn weich und flexibel gemacht hat. Hier besteht die Chance zu erkennen, dass das Leben aus Wandlung besteht und dass letztlich jede Veränderung einer statischen Fixierung zurück zur Lebendigkeit führt. So ist der Schmerz, den viele Menschen durch Wandlung erfahren, gleichzusetzen mit dem Schmerz der Geburt, der am Anfang eines jeden Lebens steht.

Das Mysterium des Jahreslaufes birgt inhaltlich die detailliertesten Zyklen des Lebens in sich. Diese lassen sich getrost auf den Lebensweg des Menschen, seinen Geburtsauftrag und seine Wachstumsabschnitte beziehen. Am Anfang eines neu beginnenden Zyklus stehen immer die Geburtswehen, dann folgt der Schmerz der Geburt, der zugleich anzeigt, wann der Zyklus beginnt. Nun folgen Phasen des Wachsens und Gedeihens, die Hochblütezeit und das Einbringen der Ernte. Es folgen die Wandlung, der Verfall und der Tod. Dieser symbolische Tod ist zugleich wie in der Natur ein Sammeln und Ruhen der Kräfte, um mit den geernteten Erfahrungen aus dem vergangenen Zyklus wieder aufzuerstehen, auf einer neuen Ebene. Wo immer man schaut, ob es im Tagesverlauf der Weg der Sonne ist, die Mondphasen, Ebbe und Flut, in der Natur die Jahreszeiten oder der Lebensweg vom Kind bis zum Greise, überall entdeckt man das gleiche Muster und den gleichen Verlauf. Auch wenn das Leben des Menschen nur einem Teilabschnitt aus dem großen kosmischen Zusammenhang gleicht, ist es im Verbund eines großen zyklischen Geschehens zu betrachten, allerdings außerhalb des menschlichen Vorstellungsmodells, das gebunden ist an einen kontinuierlichen Ablauf von Raum und Zeit.

Mit Hilfe der symbolischen Betrachtungsweise der Astrosophie wird die Welt immer transparenter, man lernt, überall die gleichen Zusammenhänge zu entdecken. Man lernt, sich bestimmten Themen zu widmen, die das Leben einem über Ereignisse und Schicksalsschläge nahe zu bringen versucht. Genauso wird es möglich, über die Beobachtung der kosmischen Zusammenhänge diese auf jedes Lebensmuster zu übertragen und besonders auf den eigenen Weg anzuwenden. Man erkennt, welche Bereiche man ganz gezielt und bewusst konfrontieren sollte.

Die Urbilder des Tierkreises erschließen einem den Blick für die Erkenntnis, dass alle Ebenen des Lebens miteinander in einem großen Verbund stehen. Diese Betrachtungsform macht es möglich, von einer Ebene eine Vielzahl von Rückschlüssen auf andere Ebenen zu ziehen. In diesem wechselseitigen Für- und Ineinanderleben aller Teile des einen großen Organismus bleibt kein Raum mehr für Fatalismus. Jeder Mensch gibt seine individuelle Antwort auf die Fragen, die das Universum an ihn stellt, jeder schwingt seinen Rhythmus und spielt seine Melodie in dem einen großen Weltkonzert mit, das wir Kosmos nennen und in dem wir gleichzeitig tönendes Instrument und ausübender Künstler sind.

Die Astrosophie lehrt den Menschen, die konkrete Welt als lebendig und zu ihm gehörig anzusehen, damit er lernt, in seinem Bewusstsein nachzuvollziehen, was ihn fortwährend über die äußeren Begebenheiten anspricht.

Der Mensch hat die Möglichkeit, weiterhin in seinem Leben verstrickt zu bleiben, wenn er sich aus seiner Gebundenheit nicht erhebt. Oder aber er nimmt den Dialog auf und beginnt zu verstehen, warum ihn in seinem Leben immer wieder ähnliche Situationen aufsuchen. Die Astrosophie ist die Lehre, die den Menschen in den Mittelpunkt seines eigenen Musters stellt. Sie geht davon aus, dass der Mensch die Chance hat, seine gesamten Anlagen voll zu entwickeln sowie eine Bewusstheit für die Ganzheit seiner selbst zu erlangen. Geschieht dies nicht in seinem Leben, dann kehrt sich sein eigenes Muster um und tritt ihm entgegen, so dass ihm fortan all jene Teile im Außen begegnen, die er nicht bereit ist, in sich zu verwirklichen, womit der Mensch zum Opfer seiner eigenen Anlagen wird.

Die astrosophische Entsprechungslehre

Die nachfolgenden Beschreibungen stammen aus dem uralten Wissen um einen universalen Zusammenhang, wie ihn das hermetische Weltbild skizziert, sie setzen sich aus der astrosophischen Entsprechungslehre zusammen und sind nicht aus der Sicht einer Erfahrungswissenschaft zu sehen.

Es mag einleuchten, dass der Makrokosmos mit der Sonne als Zentralkörper, als Quelle allen Seins, mit den das Sonnenzentrum umkreisenden Planeten als Manifestationen und Abwandlungen dieser zentralen Urkraft, richtunggebend für die mikrokosmischen Vorgänge ist. Fraglos gelten die gleichen Gesetze, wie man sie im übrigen Sein der Welt wieder findet, für die Menschenseele: für Organisches ebenso wie für Anorganisches, für die Physis ebenso wie für die Psyche, für alle Lebensprozesse. Langsam nähert man sich in unserer heutigen Zeit wieder jenen alten Gedankengängen an, da man mit dem reinen, im wahrsten Sinne des Wortes »oberflächlichen« wissenschaftlichen Denken in eine Sackgasse gelangt ist. Im frisch angebrochenen Zeitalter der esoterischen Psychologie und einer neu erwachten Symbolkunde beginnt man langsam zu begreifen, in welch außerordentlichem Maße alte Weltvorstellungen in ihren Bildern wesentlich Wirkliches enthalten. Der Mensch beginnt langsam wieder zu verstehen, wie gewaltig das Ausmaß unbewusster Zusammenhänge zwischen Mensch und Schöpfung ist, in deren Wirken sich das Menschenleben vollzieht. Er lernt die symbolische Bedeutung der Organfunktionen zu entschlüsseln, versteht die symbolische Bedeutung von Dingen und Tieren oder anderen Wesenheiten. Auch dem wissenschaftlich orientierten Menschen dämmert langsam, dass das Vertrauen auf das innere Wissen um die Stimmigkeit alter hermetischer Weisheit nicht nur einem unrealistischen schwärmerischen Herzen entspringt. Große Geister wie Meister Ekkehard oder Paracelsus besitzen in ihren Aussagen, löst man sich von der Betrachtung der uns nicht geläufigen mittelalterlichen Sprache, eine ungeheure Tiefe und Konsequenz, die man heute lange im Lager der aufgeklärten Realisten suchen muss. Ahnt man doch von den Einsichten, die einen Meister Ekkehard verkünden ließen: »Ein stein hàt ouch minne.« Auch Paracelsus wusste von diesen Zusammenhängen, indem er schrieb, dass der Mensch den gesamten Kosmos in sich trage: »Nichts ist im Himmel noch auf Erden, das nicht sei im Menschen.« Und wenn er verkündet: »Ihr sollt wissen, dass im Menschen seind Sonn und Mond, und all Planeten«, so erkennt man daran, dass es sich um die Grundfunktionen handelt, aus denen der gesamte Kosmos aufgebaut ist, die überall walten und deren analoge Symbolspender als Mitspieler des Sonnensystems droben am Himmel wandeln. Das bedeutet: Ob im Mineralreich, im Pflanzenreich, im Tierreich, in den Organzuordnungen des menschlichen Körpers, in Farbbestimmungen, in Laut-und Klangzuordnungen, in Jahreszeiten, in den Lebensphasen des Menschen, in Wochentagen, in Märchen und Mythen, überall findet man die gleiche Zugehörigkeit und die gleichen Grundstimmungen der Urkräfte, die in den jeweils aufgezählten Bereichen herrschen. Dergleichen Annahmen, dass bestimmte Kräfte alles Geschehen bedingen, sind keineswegs wunderbarer als etwa jene Feststellung der Naturwissenschaft, dass alle organischen Körper dieser Erde im Wesentlichen aus den vier chemischen Elementen Sauerstoff, Wasserstoff, Kohlenstoff und Stickstoff bestehen; dass also die Schöpfung mit ihren unendlichen Variationen nur ein ewiges Permutieren solcher Grundelemente sei; wie etwa der Kohlenstoff aufzutreten vermag als Kohlensäure unserer Mineralquellen, als rußige Kohle in den Flözen oder als reiner, klarer Diamant. Unter diesem Gesichtpunkt wollen auch die folgenden Beschreibungen angesehen werden, die astrosophisch stimmig in den reinen Zuordnungen zu den entsprechenden Urprinzipien dargestellt sind. Die symbolischen Beschreibungen sollen dazu anregen, Lebensmythen und Lebensprozesse in ihrer stimmigen Symbolik erkennen zu lernen. Die Darstellung der jeweiligen Mythen ist deshalb lediglich wegen ihrer psychischen Realität von Wert, während sie unter dem realmateriellen Gesichtspunkt betrachtet irrelevant ist: Weder dem Soziologen noch dem Statistiker noch dem Psychologen ist damit in irgendeiner Weise gedient. Wohl aber vermag der hermetisch interessierte Mensch, dem es um den Tiefengehalt der Dinge geht, durch Kenntnis der kosmischen Dominante eines Phänomens dessen Bedeutung im psychologischen Sinne zu würdigen. Von daher ist es wichtig, den von der astrosophischen Symbolik gestalteten Zusammenhang zwischen den jeweiligen Geburtsmustern und den kosmischen Urprinzipien deutlich werden zu lassen. Zum anderen geht es in den folgenden Beschreibungen darum, eine früher allgemein bekannte – und im Grunde doch unbekannte – Symbolwelt zu beleuchten.

Nur auf diese Weise gelangt man zu einer wirklichen Vorstellung vom Menschen als dem immer noch unbekannten Wesen, indem man erkennt, dass kosmische Welten auch in uns sind. Das aber heißt: Sind im Menschen als einem Mikrokosmos alle Grundfunktionen des Seins vorhanden, muss der Wanderer diese als Bewusstwerdungsprozess auf seinem Individuationsweg verstehen lernen.

Aus diesem Grunde unternehmen wir in den nachfolgenden Kapiteln Exkursionen in fremde Reiche und ferne Länder der Seele, um von möglichst vielen Seiten, in möglichst vielen Abwandlungen, die in uns waltenden Prinzipien kennen zu lernen, um sie in den verschiedensten Verkleidungen und Maskierungen unseres Alltags wieder erkennen zu können; um so den Reigen der Kräfte im Menschen begreifen zu lernen.

Aus diesem Grund sollte man sich nicht scheuen anzuerkennen, dass die alte Konzeption der hermetischen Astrologie vom Menschen als Mikrokosmos Umfassenderes sah als die schulwissenschaftlichen Psycho-Logien unserer Zeit.

So wäre die Erkenntnis wünschenswert, dass in nicht allzu fernen Tagen die Einsicht folgt, dass Weltenschau gleich Seelenschau ist – da Sonne und Mond und alle Planeten gleichermaßen im Menschen wirksam sind!

Die Grundstruktur des Menschen

Jedes menschliche Geburtsmuster ist nach einer ganz spezifischen Grundstruktur aufgebaut. Diese ermöglicht es, auf einen Blick die Lebensspannung zu erfassen. Man erkennt am Grundgefüge eine mögliche Kernproblematik, die sich aus der Zusammensetzung des Geburtsmusters ergibt. Denn jedes Geburtsmuster setzt sich aus vielen Bausteinen zusammen, die alle zusammen mit einem kompositorischen Zusammenspiel vergleichbar sind, welches allerdings ohne Rücksicht auf menschliches Ermessen Missklänge duldet und sie deutlich werden lässt.

Diese Grundstruktur lässt sich im Grobraster in folgende Komponenten aufgliedern.

1. Es gibt ein Basis-Potenzial, das dem Menschen vollständig zu eigen ist, welches seiner gesamten Ich-Intention entspricht, mit der er versucht, sein innerstes Bestreben in der Welt Gestalt annehmen zu lassen. Es gleicht den Ur-Instinkten, welche sich in jeder Faser, in allem Wollen und in jeder Ausdrucksform nach außen manifestieren möchten, ähnlich dem Ur-Wunsch eines Wesens zu überleben. Dieses Potenzial wird als Anlage des Menschen bezeichnet.

Aus der Sicht der hermetischen Astrologie entstammt das mitgebrachte Basis-Potenzial des Menschen anderen Existenzen. Gleich einer seelischen Hochpotenz entspricht die Anlage dem Abglanz vergangener Einkörperungserfahrungen, die wieder in neuer Form im Menschen Gestalt annehmen. Die Anlage besitzt eine statische Qualität, die mit der Verkörperung fortsetzen möchte, was im seelischen Grundgefüge vorhanden ist. Vergleichbar ist dies mit einer alten Melodie, die beginnt zu klingen und mehr und mehr zum alles übertönenden Klang werden möchte. Doch genau wie die Lieder und Weisen vergangener Jahrhunderte entspricht jene seelische Qualität nicht dem waltenden Zeitgeist und damit dem bestehenden Musikempfinden, so dass es einer Korrektur bedarf, um sie für die »Ohren« einer bestimmten Zeit aufnehmbar zu machen. Die in die Manifestation hineinzwingende Seelenqualität besitzt zwar eine unweigerliche Präsenz und das Bedürfnis, alles zu durchdringen, doch der Sinn in der erneuten Verkörperung liegt darin, dass das vorhandene Potenzial eine Veränderung erfährt. Jede Veränderung oder Verwandlung, ganz gleich in welche Richtung sie erfolgt, ist immer an eine Bewusstwerdung gebunden, die einer seelischen Bestandsaufnahme gleicht, bei der der Mensch sich ganz unverhohlen im Spiegel der Selbsterkenntnis in seinem ganzen Ur-Anliegen betrachtet. Dazu treten im Leben die verschiedensten Kräfte auf den Plan, die zu dieser Verwandlung beitragen. In erster Linie sind es die Kräfte des Unbewussten, die im besonderen Maße durch ihre ewig währende Präsenz dazu beitragen, dass der Mensch eine Infragestellung erfährt. Jene Kräfte sind es; die man auch als den Schatten bezeichnet, da sie aus dem Dunkel des Unbewussten geboren werden und den Grundstein zur Verwandlung darstellen, denn Unbewusstes wird durch Bewusstwerdung zur Verwandlung geführt. Das vorhandene Seelenpotenzial eines Menschen wird im Verlauf des Lebens nicht komplett verlöschen, vielmehr erfährt es eine notwendige Veränderung, eine Wandlung oder auch Erweiterung, die in eine bestimmte Richtung geführt wird. Diese ist aber in ihren Auswirkungen immer an das individuelle Grundanliegen der jeweiligen Seelenpersönlichkeit gebunden.

2. Jede Anlage bedingt bestimmte Gesetzmäßigkeiten, die dazu führen, dass die seelische Grundanlage des Menschen in eine erforderliche Richtung geführt wird und eine Veränderung erfährt.

Diese nennt man die »Finalität«, sie ist astrosophisch die »Zielidee« und signalisiert die Sinnhaftigkeit, weshalb das betroffene Individuum in eine bestimmte Richtung hineinverwandelt wird. Diese Zielidee entspricht einem höheren Gesetz, das aus menschlichem Ermessen schwer erreicht werden kann, da es sich nicht mit den subjektiven Bedürfnissen des Menschen deckt. Vielmehr signalisiert die Zielidee ein unbedingtes Erfordernis, dem es gilt, sich im Leben zu unterstellen. Der Mensch hat die Möglichkeit, diese Zielidee verstehen zu lernen. Je bewusster er mit seiner vorhandenen Anlage umgeht, desto mehr erlangt er die Erkenntnis, weshalb bestimmte schicksalhafte Bedingungen sich in seinem Leben immer wieder manifestieren müssen.

3. Den beiden beschriebenen Basis-Komponenten der menschlichen Grundstruktur gesellt sich eine dritte hinzu, die eine dynamische Richtung beschreibt, sie entspricht einem Auftrag, der an den jeweiligen Nativen ergangen ist.

In jedem Geburtsauftrag ist immer eine ganz besondere Sinnhaftigkeit enthalten, da der Auftrag immer aus einer notwendigen Konsequenz des Anlage-Potenzials entsteht. Er entspricht einer inhaltlichen Qualität, die dem Menschen fehlt und die er im Laufe seines Lebens erlangen sollte. Deshalb hat der Mensch selten eine bewusste Anbindung an die Themen, die er mit dem Auftrag erhält. Sie stellen sich ihm vielmehr als Erfordernisse im täglichen Leben, welche sich aus seinem Auftrag bedingen. Darüber hinaus verhilft ihm aber die Einlösung seines Auftrages im besonderen Maße beim Erreichen seiner Zielidee.

Setzt man sich mit dem eigenen Geburtsmuster auseinander, sollte in erster Linie die Anlage Aufmerksamkeit erhalten, denn sie macht das eigentliche Wesen des Menschen aus und wird in allen Handlungen ihren Ausdruck finden. Die Finalität ist vergleichbar mit den entstehenden Konsequenzen, die sich aus dem Wesen der Anlage bedingen. Sie erhält nur im Zusammenhang mit der Anlage eine Bedeutung, so dass man sie immer in Bezug mit dieser sehen muss. Der Auftrag entspricht den Themen, die dem Menschen erst einmal fremd sind. Man könnte auch sagen, er entspricht dem Teil, der dem Menschen fehlt.

Nähert man sich in dieser Form dem Geburtsmuster eines Menschen an und setzt die verschiedenen einzelnen Bestandteile in einen sinnhaften Zusammenhang, so eröffnet sich dem Betrachter das Muster in einem ganz anderen Licht.

Zusammenfassend lässt sich die menschliche Grundstruktur in drei zentrale Faktoren gliedern:

Die Anlage mit den entsprechenden Manifestation des Unbewussten, die es gilt, sich bewusst zu machen. (Bewusstwerdung – Schatten/Verwandlung)Die Finaliät beschreibt das Ergebnis, das auf dem Weg zur Veränderung erreicht und vor allem in seiner Notwendigkeit erkannt werden sollte. (Zielidee/Erfordernis – Erkenntnis/höhere Einsicht)Die neue Qualität, die es gilt, im Verlaufe des Leben zu erlernen. (Auftrag)

Die Anlage

Die Anlage ist als Ausgangsbasis für das Leben der dominanteste Teil in der Seelenstruktur des Menschen. Sie ist eine »aufsteigende Qualität «, die sich in die Welt hinein manifestiert. Damit erzwingt sie eine Polarisierung, denn jede Ich-Intention besitzt mit ihrer Unterscheidungsfähigkeit immer einen spaltenden Charakter, egal in welche Richtung sie zielt.

Im Lateinischen heißt aufsteigen ascendere, weshalb man die Anlage des Menschen auch als »Aszendent« bezeichnet.

Die hermetische Astrologie stellt mittels ihrer rechnerischen und graphischen Komponente die unterschiedlichen Faktoren, welche seelische Zusammenhänge symbolisieren, sehr übersichtlich am Modell des Kreises dar. (Die Anordnung der verschiedenen Faktoren findet sich auch heute in jedem von Hand oder per Grafik-Computergezeichneten Horoskop wieder.) Der Kreis ist immer das Symbol für die Ganzheit. Er symbolisiert den kosmischen Ur-Zustand, in dem alle Prinzipien oder auch Seelenqualitäten, die es gibt, enthalten sind. Die hermetische Astrologie teilt diese Ganzheit in zwölf Ur-Bilder (Tierkreiszeichen) ein, die in den nachfolgenden Kapiteln detailliert beschrieben werden. Im Kleinen symbolisiert der zwölfgeteilte Kreis die alles enthaltende makrokosmische Ganzheit. Will man den individuellen Aszendenten eines Menschen ermitteln, muss man Raum und Zeit in eine Beziehung setzen, denn der Aszendent ist zunächst eine rechnerische Größe, die sich aus den Schnittpunkten von Ost-Horizont und Ekliptik ergibt. Aus dieser Korrespondenz von Raum und Zeit lässt sich beschreiben, welche Tierkreisidee zu einer bestimmten Zeit in die Frequenz des Raumes hineintritt.

Die Tierkreiszeichen teilen den 360 Grad großen Kreis in zwölf gleich große Abschnitte von je 30 Grad. Setzt man diese wieder in Beziehung zu der sich drehenden Erdgeschwindigkeit, kann man sagen, dass ca. alle zwei Stunden (aufgrund der ekliptischen Bewegung des Horizontes steigen manche Zeichen schneller und manche langsamer in den Raum) ein anderes Tierkreiszeichen und damit eine andere Idee aufsteigt. Die rechnerische Komponente soll allerdings nicht der Ausgangspunkt der Betrachtung sein, sondern die inhaltliche Bedeutung des Aszendenten muss im Vordergrund stehen.

In grafischen Darstellungen von Horoskopen findet man überwiegend den Aszendenten auf der linken Seite eingezeichnet. Grafisch wird damit der Osten dargestellt, in dem das Licht aufgeht. Dies deckt sich zwar nicht mit den bekannten Darstellungen, in denen man sich beispielsweise mit dem Kompass linksseitig am Norden orientiert. Die Unterschiede entstehen deshalb, weil sich die eine Form der Richtungsmessung auf ein weltliches Maß bezieht, die andere Form bezieht sich auf eine kosmische Gegebenheit, die auf die weltliche Ebene projiziert wird.

In diesem Zusammenhang versteht es sich, dass man dazu nicht die üblichen weltlichen Maßstäbe anlegen kann. Man orientiert sich also bezogen auf kosmische Gegebenheiten am Osten als dem Punkt, an dem das Licht aufgeht.

Will man ergründen, welche Grundintention in einem Menschen verborgen ist, muss man als erstes nach seiner Anlage forschen, denn sie gibt Auskunft über die wahre Intention des Individuums. Am Aszendenten schlummert die Verkörperung des menschlichen Ichs. Die »aufsteigende Qualität« wird vom Horoskopeigner innerlich vollends verkörpert und findet, ob bewusst oder unbewusst, in all seinen Intentionen ihren Ausdruck.

Abb.1

Der Aszendent symbolisiert als Basisanlage das gesamte innere subjektive Anliegen des Menschen. Beginnt man sich mit dieser Basis des Geburtsmusters auseinanderzusetzen und versucht im Keim die darin enthaltene Ich-Intention zu verstehen, dann wird an vielen Stellen auch die Notwendigkeit zur Veränderung des übrigen Geburtsmusters klar. Sieht man die Anlage als eine zu verändernde Qualität an oder als eine Qualität, die komplettiert werden muss, wächst aus einer solchen Sichtweise das Verständnis für Schicksalsereignisse, die das subjektive Anliegen der Betroffenen zu vereiteln scheinen, denn diese wirken als verändernde Instanzen innerhalb des Lebens. Sie führen jenes Werk aus, das den Zweck erfüllt, dass der Mensch aus seiner Ursprungsordnung in eine andere Richtung geführt wird. Eine solche Betrachtung lässt den Menschen über seine leidhaften Erfahrungen hinauswachsen, denn mit ihr erkennt er, dass das Schicksal jene »geschickte« Instanz ist, die sukzessive als ein Korrekturelement in seinem Leben wirkt. Versperrt man sich dieser Ansprache und versucht stets in alten Fixierungen zu verweilen, werden die nicht gehörten Themen sich in neue Formen kleiden und schicksalhafte Verwicklungen entstehen lassen, so lange, bis der Angesprochene die darin enthaltene Botschaft aufnimmt.

Ist man hingegen dazu bereit, den Dialog mit dem Schicksal aufzunehmen, hält der Mensch mit einer solchen Einstellung den Ariadne-Faden zu einer Bewusstwerdungsarbeit in der Hand, der ihn hinausführt aus der Verstrickung mit immer wiederkehrenden Situationen seines Lebens. Diese wollen ihn auf die Aspekte seiner Person aufmerksam machen, die sich in einem Zuviel in seinem Wollen und Trachten befinden. Je größer die individuelle Ich-Intention ist, desto stärker erfährt der Mensch die lösenden Situationen, die es ihm nicht mehr ermöglichen, sich an seine bekannten Fixierungen zu binden.

Abb. 2

Der Aszendent stellt den Teil des Menschen dar, zu dem er »Ich« sagt. Jede einseitige Ich-Identifikation aber setzt in der polaren Welt gleichzeitig eine unsichtbare Dynamik innerhalb des Geschehens in Gang, die sich zwingenderweise aus den Selbstbildern ergibt, da jede Einseitigkeit des Menschen ihren Gegenpol benötigt, um im Sinne der kosmischen Ganzheit wieder eine Harmonie zu bilden. Wenn man also auf der einen Seite »Ich« sagt und sich als solches empfindet, heißt es auf dem Gegenpol »Du«. Das Ich bedingt das Du, das eine erzwingt die Existenz des anderen. Je mehr ein Individuum beginnt, sich allein mit einem Teil der eigenen Persönlichkeit zu identifizieren, desto stärker wächst auf der anderen Seite der Teil heran, dem die bewusstseinsmäßige Hinwendung fehlt. Diesen Teil der Nichtidentifikation nennt man den Schatten. Der Schatten ist eine Art Gegenspieler zum Ich, denn er wächst kongruent mit jedem Ich-Aufbau. Er legt im Sinne einer kosmischen Notwendigkeit den Grundstein zu seiner Verwandlung, wenn das Individuum bereit ist, sich mit ihm auseinander zu setzen. Jedes Ich erfährt im Verbund mit einem Du immer eine verwandelnde Qualität. Jede Beziehung, in die der Mensch eintritt, jede Begegnung in der Welt und jede Auseinandersetzung mit den Anteilen des »Nicht-Ich« führen unwillkürlich zu einer Verwandlung. Lässt man die weit entfernten Anteile, die immer mit einer Ablehnung behaftet sein müssen, in das Bewusstsein ein, findet auf diesem Weg eine Art Hochzeit mit dem Schatten statt. Dies führt, wie im konkreten Leben auch, zur Auflösung der Individualität, was eine Veränderung und Lösung des subjektiven Ich-Bereiches bewirkt.

In der graphischen Darstellung eines Horoskops findet man den beschriebenen Schattenbereich, der in der hermetischen Astrologie »Descendent« genannt wird, als polares Achsengegenstück zum Aszendenten. Lateinisch heißt descendere herabsteigen, was schon allein aus der Bezeichnung prägnant signalisiert, dass der Mensch herabsteigen, in die Tiefe des kollektiven Unbewussten gehen muss, um mit seinem Schatten in Verbindung zu treten. Alle Anteile also, die der Mensch aufgrund seiner Selbstbilder als nicht zu ihm gehörig empfindet, entsprechen dem Bereich des Schattens. Mit jedem Selbstbild, mit jeder ausgrenzenden Definition, mit jedem »So bin ich nicht!« wird der Teil des Unbewussten genährt. Auf der physikalischen Ebene entspräche das der Intensität einer Lichtquelle, die, je stärker sie scheint, gleichzeitig auch die Schattenumrisse kräftiger werden lässt. Bezieht man dieses Beispiel auf das menschliche Anlagepotenzial, wächst mit allen dominierenden Selbstbildern und Ansprüchen, die Basis jeder menschlichen Psyche sind, auf der anderen Seite auch der Schatten kongruent mit.

Abb. 3

Dieses unterschwellige Wachstum des Schattens bleibt allerdings nicht für immer verborgen, denn auch seine Kontur wird, wie am Beispiel der anwachsenden Lichtquelle verdeutlicht, mit der Zunahme der ausgrenzenden Definitionen immer deutlicher werden. Er manifestiert sich in Form von Symptomen, Begegnungen, Ereignissen oder zwischenmenschlichen Verbindungen. Alle Erlebensbereiche des Menschen, auf deren Entstehung er keinen Einfluss nehmen kann, werden damit zum Träger des Schattens. Die Erfahrungswelt gibt dem jeweiligen Individuum die Teile zurück, die ihm fehlen, sie wird zum Überbringer des Unbewussten und gleichzeitig zum Heilmittel des Menschen. Deshalb sollte man die Bezeichnung »Symptom« auch für alle anderen Erlebnisbereiche in der Außenwelt benutzen. Die gesamte Welt ist ein Symptom (griech. Zusammenfallen, Zusammentreffen), da sie sich aus der Summe der menschlichen Nichtidentifikationen zusammensetzt. So wie jedes Symptom dem Menschen das reicht, was ihm in seinem Bewusstsein fehlt, liefert auch die Welt jedem Menschen den Teil »frei Haus«, den er zur Heilung (Heiligung), also zur Ganzwerdung braucht, damit er sich aus seiner Einseitigkeit löst.

Schattenthemen besitzen für den Menschen aus kosmischer Sicht eine gewisse seelische Notwendigkeit, sich mit ihnen auseinander zu setzen. Dies führt zur Ganzwerdung im Bewusstsein; Ganzwerdung ist gleich Heilwerdung. Der Schattenbereich besitzt, ob man will oder nicht, eine ungeheure Dynamik sich zu manifestieren, denn ein unbewusstes Grundanliegen aller Wesen ist das Streben nach Einheit, was durch die Präsenz des Schattens, da er dem Menschen fehlt, auch erfüllt wird. Beobachtet man vergangene Ereignisse des eigenen Lebens oder die anderer Menschen, wird man feststellen, dass jeder Mensch die Bereiche, die er ganz besonders ablehnt, geradezu magisch anzieht und sich früher oder später genau in dem Themenkreis wieder einfindet, von dem er sich konsequent distanzierte. Viele Menschen befinden sich während ihres Lebens ständig auf der Flucht vor ihrem eigenen Schatten. Doch genauso wenig, wie man dem konkreten, vom Sonnenlicht verursachten Schatten entrinnen kann, ist es möglich, dem eigenen Schatten zu entkommen, der aus der Ich-Fixierung entsteht. Die einzige Möglichkeit, mit dem Schatten in adäquater Form umzugehen, ist, sich mit ihm in Verbindung zu bringen, ihm zu begegnen. Er will konfrontiert werden und verhilft dem Menschen, wenn dieser bereit ist, ihm entgegenzugehen, zu größerer Bewusstheit.

In vielen überlieferten Mythen und Märchen findet man Hinweise, wie man mit Schattenthemen umgehen kann. Grob betrachtet weisen viele ein ähnliches Grundraster auf, in dem die Hauptperson oder der Heros verschiedene Abenteuer und schwierige Situationen zu bewältigen hat. In manchen Darstellungen beginnt der Weg des Abenteurers damit, dass er einen tiefen dunklen Wald durchqueren muss und einer Reihe von gefährlichen Konfrontationen und Prüfungen ausgesetzt ist. Der dunkle Wald symbolisiert den Schattenbereich, gerade jenen dunklen angsteinflößenden Teil des Unbewussten, mit dem sich der Held mutig in Verbindung bringen muss. In diesem Wald trifft er auf Ungeheuer, furchterregende Gestalten, die überwunden werden wollen. Nach den bestandenen Prüfungen gelangt er ans Licht. Das Märchen endet oftmals damit, dass der Held ein Königreich geschenkt bekommt, oder er feiert Hochzeit mit einer Prinzessin, oder ein Ungeheuer verwandelt sich in einen Prinzen oder eine Prinzessin. Dies geschieht nicht, um den menschlichen Wunsch nach einem Happy-End zu befriedigen, sondern im Märchen bekommt der Heros den Teil zurück, der ihm fehlt und nach dem er sucht. Er hält deshalb Hochzeit mit seinem Schatten, weil ihn dieser heil und ganz macht.

Der Heros verwandelt sich, weil er bereit war, seine Ich-Identifikation zu opfern, was im Mythos mit der Bereitschaft zu sterben angedeutet wird. Am Ende stirbt aber nicht der Held, sondern er wird belohnt und ersteht ganz unerwartet auf einer neuen Ebene. Nur sein altes Ich ist gestorben, denn er ist nach seinen Abenteuern nicht mehr der, der er einmal war. Übersetzt man die Botschaft des Mythos, bedeutet dies, dass die alten Fixierungen, aus denen jede Persönlichkeit besteht, jenen Teil darstellen, den es heißt zu ver wandeln – der Heros deutet dies symbolisch mit seiner Bereitschaft zum Sterben an. Innerlich ist er mit seiner Haltung gewachsen, weil er seine Ich-Grenze erweitert hat, sein altes Ich erfuhr eine Verwandlung. Dies symbolisieren die häufig folgenden Belohnungen, da er in vielen Darstellungen ein Königreich, Ländereien und Schätze als Lohn erhält, was einem Zuwachs seiner Wertigkeit gleichkommt. Das soll vermitteln, dass auch beim Menschen aus seiner Bereitschaft zur Verwandlung ein inneres Wachstum entsteht – was eine Dynamik in Gang setzt, die ihn in eine neue Richtung führt.

Die Verwandlung ist im Geburtsmuster des Menschen eine immer schon enthaltene Größe, denn mit jedem Geborenwerden entsteht auch gleichzeitig die Notwendigkeit zur Verwandlung. Leben bedeutet Verwandlung; aus dem Lösen von alten Fixierungen und der immerwährenden Bereitschaft zum Neuwerden entsteht ein Rhythmus, der dem ständigen Ein und Aus des Atmensstroms gleichkommt, der jedes Wesen mit Leben durchpulst.

Verwandlung durch Schattenintegration

Die Astrosophie macht es anhand von grafischen Horoskop-Darstellungen möglich, den Schattenbereich genau zu spezifizieren.

In der optischen Darstellung eines jeden Horoskops findet man den Teil, der den Schattenbereich symbolisiert, auf dem gegenüberliegenden Punkt der Achse, die sich aus dem Aszendenten ergibt siehe Abb. 3). Der markante Punkt, an dem die Themen des Schattenbereiches ersichtlich werden, nennt man den Deszendenten. Mit ihm werden die Inhalte, die dem jeweiligen Horoskopeigner in der Welt als verwandelnder Teil entgegentreten, beschreibbar. Ebenso kann man von den Inhalten auf die Erfahrungen rückschließen, die der Mensch in der formalen Außenwelt machen muss. Aus den konkreten Erlebensbereichen eines jeden Individuums lassen sich unter Zuhilfenahme des Horoskops Aussagen machen, welche die Lern-Inhalte aus bestimmten Erlebensbereichen genau definieren. Wendet der Mensch sich diesen Bereichen wertfrei zu und ist er bereit sich den Inhalten zu öffnen, damit er verstehen kann, was ihm als fehlender Teil im Außen begegnet, so legt er im Bewusstsein den Grundstein zur Basis seiner Verwandlung. Diese wird ihn innerlich wachsen lassen, und er wird aus seiner veränderten Grundhaltung ganz neue und andere Erfahrungen machen, die ihn zu einer konstruktiven Verwandlung führen. Ein solcher Grundstein kann aber nur im Bewusstsein gelegt werden, da Veränderungen sich stets von innen nach außen vollziehen. Ein verändertes Bewusstsein schafft andere Resonanzen, die wiederum im Leben ganz neue Erfahrensbereiche anziehen.

Aus seinem funktionalen Denken heraus möchte der Mensch seine Welt immer nur im konkreten Äußeren verändern. Er widmet sich einer Thematik, einem Symptom usw. mit Dynamik und erwartet, dass die entsprechend angezielten Ergebnisse sich einstellen, so als würde das Leben genauso funktionieren wie ein Computer, der auf Befehlstastendruck die gewünschten Ergebnisse liefert. Er versucht äußerlich seine Welt zu regeln, was dazu führt, dass die Dinge, die er funktional aus seinem Leben verbannt, auf Umwegen zu ihm zurückkehren.

Ein einfaches Beispiel aus dem partnerschaftlichen Bereich verdeutlicht, dass Themeninhalte sich nicht funktional verändern lassen. Ein Mensch (sie oder er) trennt sich vom Partner, da bestimmte Reizthemen am anderen die Beziehung unerträglich machen. Nach geraumer Zeit geht die Person eine neue Beziehung ein in der Hoffnung, in dieser ganz neue Themen anzutreffen. In der ersten Zeit scheint alles in bester Ordnung zu sein, der Himmel hängt voller Geigen, doch allmählich beginnen ähnliche Themen im anderen sichtbar zu werden, die bereits in der vorherigen Beziehung zum Abbruch führten. Die neue Beziehung wird wieder in Frage gestellt und abgebrochen. Es folgt ein weiterer Versuch mit einer erneuten Bindung, die auch nur zur Folge hat, dass mit der Zeit die allbekannten Themen wieder auftauchen.

Ein solcher Verlauf lässt sich natürlich auf jeden beliebigen Erlebensbereich, wie beispielsweise den Arbeitsplatz, Mitarbeiter, Projekte usw., erweitern, so dass man jedes Thema in dieses Wiederholungsraster einsetzen kann. Viele Menschen kennen ähnliche Situationen aus dem eigenen Leben und ringen damit, dem Hamsterrad des Schicksals, in dem sie sich aufgrund der wiederkehrenden Situationen gefangen fühlen, zu entkommen. Dies ist aber nicht möglich, denn solange der Mensch versucht, vor den Themen, die das Leben an ihn heranträgt, zu fliehen, wird er keine Veränderung in seinem Leben bewirken können. Er bleibt weiterhin Zuschauer desselben Lebensdramas, in dem lediglich die Schauspieler ausgetauscht werden, doch die Handlung und das Thema des Stückes bleiben immer gleich. Wirkliche Veränderung kann nur von innen nach außen entstehen. Der Mensch muss erst sich verändern, dann wird sich auch sein Leben verändern. Deshalb, sollte er wirkliche Veränderungen in seinem Leben beabsichtigen, ist es als Erstes nötig, sich nicht gegen jeden äußeren Einfluss zu wehren, indem man an den Symptomen des Lebens herumdoktert. Damit richtet man seinen Kampf nur gegen die Ausdrucksformen des Unbewussten, die sich in immer neue Formen kleiden, so lange, bis sie durch einen Bewusstwerdungsprozess sukzessive erlöst werden. Vor allem sollte man sich von der allzu häufig gestellten Frage lösen, was es konkret zu tun gibt, um im Leben etwas zu bewirken, denn durch äußerliche Handlungen bleibt man bloß auf der Ebene des sinnlosen Aktionismus stehen. Man verschiebt damit seine Symptome immer weiter, weil sie nicht in einem selbst gelöst wurden. Jede Veränderung ist an eine Bewusstwerdung gebunden. Dies setzt vor allem die Bereitschaft zur Konfrontation voraus. Will der Mensch sich also verändern, sollte er lernen, ganz unverhohlen und ehrlich gegenüber sich selbst zu sein. Dazu ist es nötig, sich von allen Trugbildern zu lösen, die man sich im Verlauf des Lebens vorgaukelt und die zudem noch Kraft und Mühe kosten, um sie aufrechtzuerhalten.

Mit der Bereitschaft, sich im Spiegel der Bewusstwerdung zu betrachten, wird eine ungeheure Menge Energie frei. Diese kann sich als Erstes in Ablehnung und Aggressionen manifestieren oder in heiterer Gelassenheit, die in einen Kraftzuwachs mündet. Eine solche Form der Selbstbetrachtung ist ein ganz intimer Prozess, den jeder für sich alleine anregen kann, ohne sich anderen Menschen gegenüber in Erklärungszwänge zu begeben. Gewöhnt man sich an diese ehrliche Umgangs- und Betrachtungsweise mit sich selbst und ist bereit, auf schmückende Selbstbilder zu verzichten, beginnen die Verläufe des Lebens andere Gestalt anzunehmen, da es nicht mehr nötig ist, dass der Mensch über Schicksalszwänge in Erkenntnisprozesse gestoßen wird.

Diese bewusste Betrachtungsform schafft eine Dynamik, die den Menschen Schritt für Schritt in eine Richtung führt, die man aus astrosophischer Sicht als Zielidee des Lebens bezeichnen kann. Die mit der Zielidee verbundenen inhaltlichen Themen vermag der Mensch aber nur über den Weg der Verwandlung zu erreichen, da dieser die Brücke ist, die ihn zu einem bestimmten Ergebnis führt.

Daraus folgt der nächste Schritt, der ihm den Weg weist, in welche Richtung die Veränderung ihn bringt. Dieser entspricht der finalen Situation, die ihn zu einem bestimmten Ergebnis hingeleitet – einem Ziel, das es zu erreichen gilt. Dieses Ziel allerdings ist für den Menschen eine unbekannte Größe. Es ist ihm fremd, da es dem Ergebnis gleicht, das aus seiner Verwandlung entsteht.

Er kann es also nur verstehen lernen, indem er den Hinweisen in seinem Leben folgt, die ihn Schritt für Schritt zu diesem Ziel geleiten wollen. Damit gleicht er jenen Wanderern in allen Mythen und Märchen, denn auch sie gelangen an Stationen, Wegscheidungen und sie wissen nicht, wie das Ende ihrer Reise aussehen mag. Die Astrosophie erweist sich an solchen Stellen des Weges als ein wertvolles Instrument, denn mit ihr ist es möglich, die entsprechende Zielidee aufzuspüren, um verstehen zu lernen, was der Endpunkt der Lebenserfahrung sein soll. Das individuelle Horoskop dient dazu als Landkarte, die den Weg durch die verschiedenen Seelenstationen der Verwandlung weist bis zu jenem Punkt, der als individuelles Ergebnis eines jeden Lebens erreicht werden soll – die Finalität.

Die Finalität

Die Finalität ist der unpersönlichste Teil innerhalb des Geburtsmusters eines Menschen. In der grafischen Darstellung eines Horoskops wird sie als MC (»medium coeli«) oder als die Himmelsmitte bezeichnet. Sie symbolisiert im Horoskop jenen Punkt, der »am weitesten« von den persönlichen Belangen eines Menschen entfernt ist. Mit der Bezeichnung Himmelsmitte wird deutlich, dass die Thematik weit über den subjektiven erdbezogenen Belangen des Menschen steht. Das MC entspricht dem Ergebnis, das sichtbar wird, wenn der Mensch in seinen subjektiven Themen, die sich mit seiner Geburtsanlage verkörpern, verwandelt wird.

Das Medium coeli (= MC) wird als Senkrechte im Kreis eingezeichnet (Abb. 4). Damit nimmt die Finalität den Punkt in der grafischen Darstellung des Horoskops ein, der über den subjektiven Bereichen steht. In der astrosophischen Betrachtung symbolisiert die Finalität oder die Zielidee innerhalb eines Horoskops genau den Bereich, der dem Menschen wieder eine Richtung gibt, in der er Veränderung erfährt. Einzeln betrachtet würde die Finalität keinen Sinn ergeben, erst im Zusammenhang mit der Anlage des Menschen entsteht eine Sinnhaftigkeit, die beschreibt, welche Veränderung im Menschen notwendig ist.

Abb. 4

Im Verbund mit der Finalität beginnt man zu verstehen, welche Bewusstseinsanteile und Eigenschaften aus der menschlichen Grundanlage zu dominant sind. Deshalb stellt die Finalität im Horoskop des Menschen einen sehr wichtigen Bereich dar, an dem gewisse Notwendigkeiten sichtbar werden, die der Mensch im Laufe seines Lebens zu durchlaufen hat. Jene Themenbereiche, die durch sein Medium coeli im Horoskop skizziert werden, sind nicht vom Menschen aus dem reinen Wollen zu erreichen, sondern er erlebt diese, indem er vom Leben in sie hineingeschleust wird. Er besitzt keinen direkten Einfluss auf sie, doch hat er die Möglichkeit verstehen zu lernen, warum gewisse Erfahrungen in seinem Leben nötig sind. Die Themenbereiche, die durch den jeweiligen Stand des MC angezeigt werden, gleichen einer höheren Gesetzmäßigkeit, welcher der Mensch sich im Laufe seines Lebens beugen wird.

Dabei soll dahingestellt sein, ob jener Teil der Gesetzmäßigkeit nicht aus dem Menschen selbst resultiert und einem Versprechen gleicht, das er sich selbst vor Antritt seiner Inkarnation gegeben hat. (Die Abgabe des Versprechens sollte nicht zu konkret gewertet werden, da man solche übergeordneten Vorgänge, die aus einem Zustand der Einheit resultieren, mit unserer Sprache schwer zu definieren vermag. Diese Darstellung sollte mehr als ein Bild betrachtet werden, welches einem besseren Verständnis dient).

Die Inhalte, die mit dem MC symbolisiert werden, erhalten erst ihren tieferen Sinn, wenn man sie mit der Anlage in einen Zusammenhang stellt. Man erkennt die Notwendigkeit der finalen Themen, weil man mit der großen Diskrepanz, die zwischen Anlage und Finalität besteht, die Gesamtproblematik des Geburtsmusters verstehen lernt. Aus der individuellen Grundhaltung, die jeder Mensch in sein Leben mitbringt, erwachsen Notwendigkeiten, die sich bedingen, weil der Mensch in seinen Grundfesten fixiert ist.

Die Welt, in der wir leben, setzt sich aus überall existierenden Polaritäten zusammen; alles besitzt einen Gegenpol, aus dem die verschiedenen Manifestationen ihre Spannung beziehen, so dass aus den bestehenden Widerständen alles erfahrbar und als konkrete Welt sichtbar wird. Auf der Ebene der sichtbaren Welt gibt es nichts, was außerhalb dieser Gesetzmäßigkeit existieren kann, was genauso für den Menschen gilt. Bezieht man den Menschen in diese Betrachtung mit ein, also sein mit der Geburt lebendig gewordenes Anlagenpotenzial, welches mit der hohen Ich-Intention der dominanteste Teil der Seelenstruktur ist, bedeutet dies, dass sich aus der polaren Gesetzmäßigkeit heraus gleichzeitig mit der Geburt der subjektiven Kraft eine polare Kraft dazu manifestieren muss, die den objektiven Pol zur Geburtsanlage darstellt. Aufgrund dieser Gesetzmäßigkeit manifestiert sich mit der subjektiven Ich-Energie polar dazu eine Instanz, die größer ist als das Ich. Diese größere Instanz zum Ich ist gleichzeitig eine Spannung oder ein Widerstand, vor dem das Ich erst deutlich und erkennbar wird. Denn jede Spannung macht erst Erkenntnis und daraus Einsicht möglich. Ein einfacher physikalischer Versuch, den jeder nachvollziehen kann, verdeutlicht die Gesetzmäßigkeit, die auf jeder Ebene ihre Gültigkeit besitzt. Physikalisch gesehen ist Licht unsichtbar und farblos, es entsteht erst eine Reflektion, wenn es auf einen Widerstand trifft. Würde man in einem physikalischen Versuch einen Lichtstrahl in die unendliche Weite des Weltenraumes hinausschicken, wäre dieser nicht sichtbar. Doch im Moment, in dem das Licht auf einen Widerstand trifft, wird es an diesem wahrnehmbar. Auch der Lichtstrahl, der in der Dunkelheit eines Kinos aus dem Projektor abstrahlt, wird erst an der Leinwand als Bild sichtbar.

Man kann aus dieser Gegebenheit ableiten, dass es Widerstände braucht, damit Wahrnehmungsfähigkeit und damit auch Erkenntnismöglichkeit entstehen können. Würde man den Menschen als ein energetisches Kraftfeld oder als einen Lichtstrahl ansehen, dann benötigt es eine Projektionsfläche, um diesen sichtbar zu machen. Auch auf der Ebene des Bewusstseins braucht es Widerstände, damit im Menschen Erkenntnis entstehen kann.

Ein anderes Beispiel verdeutlicht anhand einer konkreteren Energie, dass es unbedingt Widerstände braucht, damit Kraft entstehen kann. Jede dynamische Energie würde im Raum verpuffen und wäre nicht nutzbar, wenn man sie nicht verdichten würde. Ein Otto-Motor beispielsweise bezieht seine Kraft aus der Energieverdichtung, welche die frei gewordene explosive Dynamik im Kolbenraum komprimiert, so dass sie keine Möglichkeit besitzt, ungelenkt zu entweichen. Der kanalisierte frei werdende Druck treibt nun durch den geringen Freiraum die beweglichen Kolben an, die an einer Welle befestigt sind und auf diese Weise einen kontinuierlichen Kraftverlauf entstehen lassen.

In vergleichbarer Weise gibt es auf einer kosmischen Ebene Kräfte, durch die der Mensch Einschränkungen erfährt, so dass seine Ich-Kräfte gebündelt und in eine bestimmte Richtung geführt werden, damit eine bestimmte Richtung, ein angezieltes Themenfeld erreicht wird. Jene Instanz stellt eine höhere Gesetzmäßigkeit dar, vor der der Mensch in eine Veränderung gebracht wird. Eine Instanz, die es ihm nicht möglich macht, in der Form seine Ich-Intentionen zu leben, wie er dies aufgrund seiner Ur-Anlage möchte. Diese Instanz gibt ihm, vergleichbar mit dem Verdichtungsprinzip des Motors, eine Richtung vor, in die er sich zu bewegen vermag. Damit erhält er Struktur und Grenzen, was dazu führt, dass es ihm nicht mehr möglich ist, seine aus den Anlagen herrührenden Bedürfnisse in alter Form zu leben. Der Mensch erfährt durch diese Instanz eine Korrektur, die über die äußeren Situationen im Bewusstsein eine Hinterfragung erzeugen möchte. Diese entstehende Hinterfragung ist vergleichbar mit alten allegorischen Schilderungen über den Hüter der Schwelle, der dem Sucher an bestimmten Stationen den Durchgang zu weiteren Bereichen versperrt und den Pfadwanderer erst passieren lässt, wenn dieser bereit ist, seine persönlichen Belange zu opfern.

Bezogen auf das MC im persönlichen Horoskop, bedeutet dies, dass es vor allem gilt, ein Verständnis für die Themen zu erwerben, die durch das MC angedeutet werden, damit man diesen bewusst begegnen kann, wenn man mit ihnen konfrontiert ist. Man kann sich innerlich bereit machen, um verstehen zu lernen, weshalb bestimmte Notwendigkeiten an einen herantreten. Das bedeutet, dass der Mensch aufgrund der Einschränkung seiner Subjektivität die Möglichkeit erhält, sich hinterfragen zu lernen, um auf die Weise Einsicht in bestimmte Notwendigkeiten zu erlangen.

Mit jedem Zeitpunkt innerhalb unserer polaren Welt verbindet sich eine ganz spezifische Zeit-Qualität, in der bestimmte inhaltliche Themen vorhanden sind. Das gilt für jedes Jahrhundert, jedes Jahrzehnt, jedes Jahr, jeden Monat sowie für jeden Tag, jede Stunde, Minute und Sekunde.

Diese inhaltlichen Themen sind als geistige Potenzen zu verstehen, die ganz konkret vorhanden sind und in den verschieden Formen und Manifestation überall in der Welt ihren Ausdruck finden. Vergleichen lässt sich dies damit, dass zu bestimmten Zeitpunkten in der Welt kollektive Stimmungen wahrzunehmen sind, in denen sich Menschen beispielsweise abwesend, aggressiv oder unsicher verhalten. Genauso werden alle Geschehnisse, die sich überall auf der Welt vollziehen, aus den Inhalten der jeweiligen Zeitqualität geboren. Auf einer weniger abstrakten Ebene gleicht das dem sich allgemein verändernden Verhalten von Menschen bei Vollmond. Diese Tatsache findet noch allgemeine Akzeptanz, doch über dieses konkret nachvollziehbare Geschehen hinaus gibt es eine Vielzahl an bedeutungsvolleren kosmischen Faktoren, die noch wesentlich differenziertere Prozesse entstehen lassen. Was man manchmal zu bestimmten Zeitpunkten sensitiv als Empfindung aufnehmen kann, ist nur ein kleiner Abglanz dessen, was tatsächlich im Äther einer Zeit befindlich ist. Es existieren in jedem Zeitraum sehr komplexe Themeninhalte, nach denen sich das Leben gestaltet.

Da aber der Mensch sein Augenmerk hauptsächlich auf die äußerlichen Unterschiede richtet und nicht hinter die Manifestationen schaut; indem er fragt, was sich gerade für Ideen und Kräfte in bestimmten Ereignissen manifestieren, bleibt ihm die Gleichheit von allem Geschehen leider verborgen. Würde man weltliches Geschehen immer auf einen gemeinsamen Prinzipien-Nenner reduzieren, dann ließen sich die mannigfachen Geschehnisse auf eine verhältnismäßig kleine Zahl an unterschiedlichen Grundthemen reduzieren.

Wird ein Mensch zu einem spezifischen Zeitpunkt geboren, wird er gleichzeitig Träger der zu seinem Geburtszeitpunkt vorherrschenden Themeninhalte. Das bedeutet, dass Gleichheiten bestehen zwischen dem Muster des Menschen, seinem Wesen und den zum Geburtszeitpunkt in der Welt befindlichen Themen. Denn Mensch, Welt und Universum sind eins. Nicht die Welt prägt ein Individuum, wie man dies im Sinne eines kausalen Weltbildes annimmt, sondern im Individuum spiegelt sich die ganze Welt wider. Die an den Menschen gebundene Seele nimmt deshalb mit ihrer Inkorporation an einer existierenden Zeitqualität teil, weil die im Geburtsmoment enthaltenen Inhalte in Korrespondenz zum Seelenmuster stehen. Dies ermöglicht ihr, die mit diesem Zeitraum verbundenen Erfahrungen zu machen, die sich danach durch ihr ganzes Leben ziehen. Denn was in der Minute der Geburt existent ist, wird sich im gesamten Leben auf den verschiedensten Ebenen immer wieder vollziehen. Erkennt man, dass in der Zeit gleichzeitig Erfahrungen enthalten sind, dann bekommt der Zeitfaktor des Lebens eine ganz andere Bedeutung. Aus einem solchen Betrachtungswinkel scheint es einleuchtend, dass jede Seele, bevor sie aus dem großen Nichts, den kosmischen Ur-Wassern in einen Körper inkarniert, den rechten Zeitpunkt auswählt, der es ihr ermöglicht, durch die Bindung an die Raum- und Zeitebene, im irdischen Leben eine Reihe von Erfahrungen zu machen.

Dieses Wissen um die Verkörperung zum rechten Moment in eine bestehende Zeitqualität wurde in allen alten Mysterien-Traditionen gelehrt. Auch wenn diese Sichtweise über das Zustandekommen der menschlichen Existenz nicht dem »rationalen« heutigen Weltbild entspricht, kann jedoch jeder, wenn er möchte, Erfahrungen machen, die ihm diese Betrachtungsweise des Lebens bestätigen. Bereits derjenige, der sich auf eine seriöse Reinkarnationstherapie einlässt, wird diese Überlieferung als eigene Wahrheit erkennen können, wenn er die Lebenswahrnehmung über den Bereich vor und nach seiner Existenz ausdehnt.

Dies verhilft dem Menschen dazu, sich in einer größeren Gesamtheit betrachten zu können als in dem an die übliche Wahrnehmung gebundenen kleinen Teilausschnitt, den er sonst in seinem Leben hat. Vor einem solchen Hintergrund erhalten das Thema der Geburt und die daraus resultierenden Lebensumstände eine ganz andere Bedeutung. Sie lassen sich nicht mehr unter dem Deckmantel von Zufälligkeiten halten, indem man die Geburt, das Menschsein und das Schicksal als Willkür betrachtet, der man ausgeliefert ist. Geht man davon aus, dass jede Seele sich den Auftrag zu inkarnieren selbst gibt, um einem höheren Willen zu folgen, der mit dem menschlichen Willen nicht zu vergleichen ist, lässt sich das kausale Weltbild, das überwiegend auf Schuldzuweisungen basiert, nicht mehr in seiner alten Form aufrecht erhalten. Unter diesem Gesichtspunkt wird jeder Mensch letztlich selbst für die Erlebnisse in seinem Leben verantwortlich, auch wenn er nicht das Bewusstsein besitzt, kausal dafür verantwortlich zu sein, da sein Erinnerungsvermögen für derartige Zusammenhänge nicht ausgelegt ist. Mit der in einer Zeitqualität befindlichen inhaltlichen Thematik lässt sich der konkrete Auftrag formulieren, der sich aus der Zeitqualität ergibt. Auch wenn sich die Seele diesen Auftrag sozusagen selbst gegeben hat, ist es ein verbindlicher Auftrag, der unerbittlich im Verlauf des Lebens seine Erfüllung fordert.

Diese Verbindlichkeit ergibt sich daraus, dass im Moment des Eintritts in die Raum- und Zeitachse gleichfalls die mit ihr verbundenen Gesetzmäßigkeiten zu wirken beginnen. Der Mensch ist in einen Zyklus eingestiegen, der ihn im Laufe des Lebens an ganz bestimmte Erfahrungen heranträgt. Es entsteht eine Korrespondenz, die sich aus dem Bewusstsein des Menschen und der herrschenden Zeitqualität ergibt. In dieser wird er zum Mittelpunkt, er wird vom Leben angesprochen und antwortet durch sein Verhalten. Von nun an spiegelt sich sein ganzes Wesen im Leben wider, wie die Strahlen der Sonne den Mond bescheinen und von ihm reflektiert werden.