Der war schon tot - Erwin Kohl - E-Book + Hörbuch

Der war schon tot E-Book und Hörbuch

Erwin Kohl

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Beschreibung

Ein humorvoll-lakonischer Kriminalroman vom Niederrhein. Warum lief Lenni mitten in der Nacht kilometerweit durch den strömenden Regen? Und warum hat er sich anschließend bei Sonsbeck splitterfasernackt auf die Straße gelegt und überfahren lassen? Lukas Born, passionierter Dauercamper und Privatermittler, schlittert unverhofft in den mysteriösesten Mordfall seiner Karriere. Nebenbei muss er die schwarzbunte Heike finden, seine Freundin davon abhalten, eine spießige Doppelhaushälfte anzumieten, und Sohn Bastian aus den Klauen einer Erpresserbande befreien . . .

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Seitenzahl: 352

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Zeit:7 Std. 54 min

Sprecher:Patrick Twinem

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Erwin Kohl wurde 1961 in Alpen am Niederrhein geboren und hat diese herrliche Tiefebene seither nicht verlassen. Neben der Produktion von Hörfunkbeiträgen schreibt er als freier Journalist für die NRZ/WAZ und die Rheinische Post. Grundlage seiner Geschichten sind zumeist reale Begebenheiten, die Soziologie der Niederrheiner und ihre vielschichtigen Charaktere bilden den Hintergrund.

Dieses Buch ist ein Roman. Handlungen und Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind nicht gewollt und rein zufällig.

© 2021 Emons Verlag GmbH

Alle Rechte vorbehalten

Umschlagmotiv: iStockphoto.com/blackred

Umschlaggestaltung: Nina Schäfer, nach einem Konzept von Leonardo Magrelli und Nina Schäfer

Umsetzung: Tobias Doetsch

Lektorat: Textsyndikat, Christiane Geldmacher, Bremberg

E-Book-Erstellung: CPI books GmbH, Leck

ISBN 978-3-96041-766-8

Niederrhein Krimi

Originalausgabe

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Dieser Roman wurde vermittelt durch die Autoren- und Verlagsagentur Peter Molden, Köln.

Wir sind unsere eigenen Philosophen. Und wenn der Rheinländer auf die Frage »Wie isset?« »Gut« sagt, dann sagt der Niederrheiner: »Wie sollet sein?«Ja, aus uns krisse so schnell nix raus.

Hanns Dieter Hüsch über den Niederrheiner

Prolog

Samstag, 19.00 Uhr

Mit dem linken Arm voran drängelt sich Jünter durch die durstige Menschenansammlung am Bierstand. Das hochgehaltene Tablett mit seiner Beute wackelt bedenklich. Als er uns erreicht, kippt ein Pils um, und Uwe bekommt eine unfreiwillige Abkühlung.

»Macht nix, ich habe eh ein paar mehr mitgebracht.« Jünter stellt das Tablett auf den Stehtisch.

Uwe betrachtet sein ehemals blütenweißes Hemd, das er sich am Vormittag extra noch besorgt hat. Gerda verteilt die Becher und stößt mit uns an. »Auf ein megageiles Konzert!«

Als die fröhliche Witwe vor einem halben Jahr erfahren hatte, dass die niederrheinische Coverband Glam Bam während der Sonsbecker Kirmes ein Konzert im Festzelt geben würde, hatte sie sofort ein Dutzend Karten geordert. Nicht nur das: Die Vorsitzende des vier Mitglieder starken Glam-Bam-Fanclubs »Happy Eiland« hatte auch sofort einen Kleinbus und eine Rolle Biermarken organisiert. Vor allem Letzteres hatte Uwe und Jünter überzeugt, das jährliche Treffen der Campingplatz-SoKo mal ausnahmsweise auswärts stattfinden zu lassen.

Uwe leert seinen Becher in zwei kurzen Ansätzen, will nachlegen. Doch seine Hand greift daneben. Ein älterer Herr in Schützenkleidung hat bei seinem erneuten Marsch zum Bierstand offenbar den Stehtisch übersehen.

Ich frage mich so langsam, ob ein gemütlicher Abend in Lissys Biergarten nicht die bessere Wahl gewesen wäre. Zumal es dort schattige Plätze gibt, während uns hier das Bier bei gefühlten fünfunddreißig Grad in der Sonne direkt wieder aus allen Poren läuft. Gerda sieht auf die Uhr. »Wir sollten langsam reingehen, wenn wir ein schattiges Plätzchen an der Bühne haben wollen.«

»Boah, nee.« Katja möchte am liebsten wieder umdrehen.

Das »schattige Plätzchen« gleicht einer überdimensionalen Sauna. Gerda hat uns einen Stehtisch wenige Meter vor der Bühne gesichert. Neben uns bringt sich eine Clique Jugendlicher in Stimmung. Ein Junge um die zwanzig starrt mich mit seltsam verklärtem Gesichtsausdruck an. Er wirkt, als würde sich um ihn herum ein Film abspielen, den er nicht versteht.

Uwe kommt mit einem vollen Tablett halb leerer Becher. Dürfte auf dem Weg von der Theke hierher einiges verdunstet sein. Nach drei weiteren Runden ist es so weit. Fünf Männer und eine Frau betreten unter dem frenetischen Applaus von Gerda und wenig später dreihundert Besuchern in grellen Glitzerkostümen die Bühne. Ein Typ mit langer platinblonder Perücke stellt sich als Bronco T. Slade vor und erläutert kurz, was an dem Abend so alles ansteht. Gerda hüpft bereits aufgeregt auf und ab. Dann ertönt der leicht umgetextete Opener des Siebziger-Jahre-Hits »Ballroom Blitz«.

Are you ready, Slick? Uh-huh Mac? Yeah Mal? Okay.

Are you ready, Ruby Tuesday? Alright fellas, let’s go!

Für Gerda gibt es kein Halten mehr. Sie kreischt wie ein siebzehnjähriges Justin-Bieber-Groupie. Jünter schnappt sich das Tablett und latscht damit zur Theke. Katja und Rosi sind damit beschäftigt, zwei Jungschützen davor eine Art Rock’n’Roll beizubringen. Uwe wischt sich mit einem Zipfel der Tischdecke über die Stirn. Die Raumluft lässt sich inzwischen mit einer handelsüblichen Schere in Streifen schneiden. Eine Geruchsmischung aus Schweiß und verdautem Bier dominiert, und die Band zieht das Tempo weiter gnadenlos an. »Tiger Feet«, der flotte Oldie von »Mud«, überfordert die Rock’n’Roll-Azubis jetzt völlig. Der kleinere der beiden kann Rosis Hand nicht mehr halten und fliegt aus der Kurve. Dabei semmelt er eine Frau um, die gerade im Begriff war, ein rappelvolles Tablett abzustellen. Die Menge fordert Zugabe. Plötzlich wird es unruhig.

»Alles klar bei euch?«, will der Bandleader wissen.

Der Junge am Nachbartisch rudert wild mit den Armen, ringt offensichtlich nach Luft. Ein Mädchen will ihm helfen, er stößt es weg. Sein Gesicht wird dunkelrot, dann schlägt er der Länge nach auf den Zeltboden. Im Hintergrund fällt mir ein Mann um die fünfzig auf, der das Treiben regungslos beobachtet.

»Wir brauchen einen Arzt!«, schreit jemand aus der Gruppe.

Der Frontmann der Band gibt die Aufforderung an das Publikum weiter. Zwei Männer eilen herbei, helfen dem Jungen auf die Beine. Blut schießt ihm aus der Nase, seine Augen sind glasig. Mit je einem seiner Arme auf ihren Schultern helfen die Männer ihm nach draußen.

Bronco T. Slade kündigt eine kurze Verschnaufpause an.

Ich brauche sowieso frische Luft. Katja, Rosi und Eddy begleiten mich, die anderen haben frei werdende Kapazitäten an der Theke entdeckt.

»Der sah den ganzen Abend schon übel aus«, bestätigt Eddy meinen Eindruck.

Vor der Tür steht eine Traube Menschen, mittendrin auf einem Stuhl sitzt der Verletzte. Jemand ruft, dass er Arzt sei, und drängelt sich durch. An der Kreuzung biegt ein Rettungswagen mit Blaulicht rechts ab und fährt auf den Kirmesplatz. Kurz darauf verfrachten die Sanis den Mann ins Fahrzeug und düsen ab. Eine junge Frau mit langen schwarzen Haaren kommt mit einem Handy in der Hand aus dem Zelt.

»Das hat er wohl bei dem Sturz verloren.«

»Wir bringen es ihm morgen ins Krankenhaus, Alina«, antwortet ein Junge, der kaum älter als der Verletzte sein dürfte.

»Hat wohl ein bisschen zu viel getrunken, euer Freund?« Katja klingt besorgt. Das Mädchen mit dem Handy wirft ihr einen verächtlichen Blick entgegen.

»Lenni trinkt keinen Alkohol.«

Nach strammen dreieinhalb Stunden und einem halben Dutzend Zugaben endet das Glam-Bam-Konzert. Gerda hat sich noch schnell das neueste Fan-Shirt gekauft. Katja und Rosi helfen, es über ihre üppigen Proportionen zu zerren. »Unser Bus kommt in einer halben Stunde«, sagt sie.

Uwe kann das Personal vom Bierstand überreden, die Grundversorgung so lange aufrechtzuerhalten. Aus dem Zelt werden leere Fässer getragen. Ich habe genug. Auf meinem Handy sehe ich, dass Linda mir vor zwei Stunden eine Nachricht geschickt hat. Meine Freundin arbeitet als Krankenschwester in der Heeswaldklinik in Xanten und war nicht gerade unglücklich, dass sie die Nachtschicht nicht tauschen konnte.

»Habt ihr Spaß?«, fragt sie.

»Jetzt nicht mehr«, schreibe ich zurück.

Ich freue mich nur noch auf mein Bett. Am Himmel ziehen dunkle Wolken auf. Ein Taxi hält an der angrenzenden Bushaltestelle. Der junge Mann, der kurz darauf aussteigt, kommt mir bekannt vor. Für eine Sekunde sieht er zu uns herüber. Das Verbandsmaterial auf seiner Nase ist auch im Halbdunkel gut zu erkennen. Er läuft wankend zum angrenzenden Parkplatz. Zwei Minuten später schließt er einen alten Opel Astra auf und steigt ein.

»Sag nicht, der will jetzt noch fahren«, entfährt es Rosi.

»Lenni trinkt keinen Alkohol«, entgegne ich.

1

Sonntag, 9.00 Uhr

»Komm, ich zeig dir mal, wie man Rock’n’Roll tanzt.«

Ich will mich noch wehren. Keine Chance. Eine Minute später wirbelt Gerda mich vor der Bühne umher wie eine Flipperkugel unter Starkstromeinfluss. Immer wieder pralle ich vor ihre verschwitzten Airbags, um im selben Augenblick wieder weggeworfen zu werden wie eine heiße Kartoffel. Alles um mich herum dreht sich, die sichtlich amüsierte Band zieht noch mal ordentlich das Tempo an.

»Nein!«, schreie ich aus voller Kehle. Dann spüre ich eine Hand auf meiner Stirn. Ich öffne langsam die Augen und blicke in das besorgte Gesicht von Linda.

»War es so schlimm gestern?«

Ich brauche eine Minute, um meine Gedanken zu ordnen. Mein Shirt klebt an der Brust.

»Nee, war ganz lustig«, antworte ich, noch etwas gequält. »Und wie war deine Nacht? Bist spät dran.«

Linda verzieht das Gesicht. Selbst eine Grimasse schneidend finde ich sie unwiderstehlich.

»Hast nichts mitbekommen, was?«

Ich schüttle den Kopf. So spontan könnte ich nicht einmal sagen, wann ich nach Hause gekommen bin.

»Das war ein richtiges Unwetter heute Nacht. Der Augustusring war hinter Xanten gesperrt, weil irgendwo ein Baum umgestürzt ist. Ich musste einen Riesenumweg fahren. Und dann hatten wir noch einen Flüchtling. Der war übrigens auch gestern Abend bei dem Konzert.«

»Flüchtling?«

In meinem Kopf kreisen undefinierbare Bruchstücke, aus denen sich absolut keine Erinnerung zusammenschrauben lässt. Ohne Kaffee weigert sich mein Verstand, die Arbeit aufzunehmen. Zumal die Augen gerade Bilder einer sich ausziehenden Linda in mein Bewusstsein befördern, verbunden mit dem dringenden Bedürfnis, unser Gespräch auf hinterher zu verschieben.

»Ein junger Mann, der kam gegen elf mit dem Rettungswagen an. Er ist wohl im Zelt umgefallen und hat sich das Nasenbein gebrochen. Wir haben die Laborwerte noch nicht, aber ich schätze mal, der war zugedröhnt bis unter die Halskrause.«

Klingelingeling, der Verstand ist wach. Lenni trinkt keinen Alkohol. Deswegen also.

»Und der war so unzufrieden mit euch, dass er sich wieder vom Acker gemacht hat? Kann ich mir gar nicht vorstellen.«

Apropos vorstellen. Linda zieht als Letztes ihren Slip aus und geht mit einem Handtuch bewaffnet Richtung Dusche. Kurz vor dem Bad dreht sie sich um. Sie wirkt nachdenklich.

»Der Kerl war über ’ne halbe Stunde in der Notaufnahme, dann haben sie ihn zu mir auf die Station gebracht. Ich wollte ihn zehn Minuten später fragen, ob er noch was braucht für die Nacht, da schlief der schon tief und fest. Eine halbe Stunde später will ich nach ihm sehen, da sitzt er komplett angezogen auf der Bettkante und rubbelt mit einem roten Filzstift auf einer Serviette herum. Als er mich sieht, springt er hoch und geht grußlos an mir vorbei aus dem Zimmer. So etwas habe ich auch noch nicht erlebt.«

»Was hat er denn auf die Serviette gekritzelt?«

»Keine Ahnung, das hat mich auch nicht interessiert. Machst du bitte Frühstück? Ich bin zu aufgedreht fürs Bett.«

Sagt sie und verschwindet ins Bad, ohne den Alternativvorschlag abzuwarten, der mir gerade über die Zunge spaziert. Ich schäle mich aus dem nassen T-Shirt und schleppe mich träge zur Kaffeemaschine. Manolo gähnt einmal kräftig und schließt danach wieder die Augen. Von wegen.

»Kannst schon mal Brötchen holen, du Nachtschwärmer.«

Als ich nach Hause komme, ist mein Labrador-Bordercollie-sonst-was-Mischling auf nächtlicher Streife über den Platz. Seit Kuschel, unser Platzwart mit polnischen Wurzeln und westfälischem Migrationshintergrund, meine Fliegenschutztür gegen ein fettes Trinkgeld so umgebaut hat, dass sie sich von einer Hundeschnauze in beide Richtungen aufstoßen lässt und sanft zurückfedert, geht Manolo gerne mal nachts auf die Rolle.

Ich hänge meinem knötternden Freund die Brötchentasche um den Hals. Nach einem Blick in den Kühlschrank pfeife ich ihn zurück, kritzle »6 Eier« auf einen Kaffeefilter und schmeiß ihn in den Beutel. Die Eier von den megaglücklichen Biohühnern sind der Hit. Nicht umsonst trägt der Platz den Namen »Happy Eiland«.

»Lauf vorsichtig, mein Freund.«

Wenn Blicke töten könnten. Dafür wird er gleich wieder mit Streicheleinheiten und Applaus verabschiedet. Für die Dauercamper ist das Normalität, aber die Sommergäste sind jedes Mal außer sich vor Freude, wenn Manolo sich zur Theke durchdrängelt, sich von Lissy die Brötchen in die Tasche legen lässt und wieder davontrabt. In den sozialen Netzwerken kursieren unzählige Bilder von meinem Hund mit der Tasche um den Hals. Einmal im Monat liegt eine Rechnung drin. Dürfte bald wieder so weit sein, fürchte ich.

Inzwischen ist der Kaffee durch und der Tisch gedeckt. Linda setzt sich nach einem flüchtigen Kuss auf die Eckbank. Manolo knallt mit einem Schwung die Tür auf und setzt sich vor mich hin. Ich lege die Eier ins kochende Wasser, Manolo schickt mir ein Wimmern hinterher. Ich schneide ein Brötchen auf, schmiere dick Leberwurst drauf und werfe es ihm hin.

»Wie ist euer Flüchtling denn mitten in der Nacht an ein Taxi gekommen?«, frage ich betont nebensächlich und gieße Kaffee ein.

Linda sieht mich irritiert an. »Das wird er sich bestellt haben, was soll die Frage?«

»Er hat bei dem Sturz sein Handy verloren. Seine Freunde wollen es ihm heute bringen.«

»Meine Güte, vielleicht hat er sich eines geliehen. Oder die Kollegin am Empfang hat ihm ein Taxi bestellt. Sag mal …« Ihr Blick wird streng. »Der hat dich nicht etwa mit irgendwas beauftragt?«

»Nein, Quatsch«, antworte ich wahrheitsgemäß, »ich bin immer noch auf der Suche nach Heike. Du hast es hoffentlich noch keinem erzählt!«

Linda schüttelt amüsiert den Kopf. Sie hat Schweigepflicht. Der Auftrag ist einfach viel zu brisant.

Schön wäre es.

Als Privatdetektiv mit einem chronisch abgegrasten Konto kann man nicht wählerisch sein. Stattdessen lieber verschwiegen. Denn sollte jemand auf dem Platz erfahren, dass ich von einem Landwirt engagiert worden bin, eine gestohlene oder zumindest entführte Kuh zu suchen, dürfte ich beruflich kaum noch ernst genommen werden.

Während ich die Eier abschrecke, will mir die Frage nicht aus dem Kopf gehen, warum dieser Lenni mitten in der Nacht sein Auto holen musste. Warum nicht am nächsten Tag und vor allem: in fahrtüchtigem Zustand?

Ich verkneife mir weitere Nachfragen. Geht mich nichts an. Linda trinkt den Rest ihres Kaffees aus und sieht mich mit ernstem Blick an.

»Wir müssen heute Mittag mal reden. Über unsere Zukunft.«

Ich verschlucke mich heftig am Kaffee. Die Erfahrung hat mich gelehrt, dass Sätze aus dem Mund einer Frau, die mit den Worten »Wir müssen reden« oder so ähnlich beginnen, nie ein gutes Ende verheißen. Wenn die Zukunft im Spiel ist, schon mal gar nicht.

»Wieso? Was ist damit?«

»Heute Mittag, jetzt bin ich zu müde«, sagt sie, schmatzt mir ein Küsschen auf die Wange und verschwindet Richtung Schlafgemach. Nachdenklich räume ich den Tisch ab.

Ich brauche dringend frische Luft. In jeder Faser meines Körpers steckt eine Nacht im stickigen Zelt mit zu viel Bier und schriller Popmusik. Manolo gähnt wieder ausgiebig, entschließt sich dann aber doch, mich zu begleiten. Wir laufen den schmalen Trampelpfad zwischen einem Maisfeld und dem Abenteuerspielplatz entlang, auf dem bereits die ersten Kinder toben.

Was meinte Linda damit? Habe ich irgendwas falsch gemacht? Manolo jagt einen Hasen durch die Maisreihen. Über den Amselweg gehen wir zurück in die Richtung von Lissys Bistro, an dessen Rückseite die Briefkastenanlage des Platzes angebracht ist. Beim Anblick meines leeren Fachs fällt mir ein, dass ich erst gestern Nachmittag hier war.

Es gibt gute und schlechte Zeiten. In guten Zeiten ziehe ich einmal in der Woche, spätestens jedoch wenn Kuschel mich ermahnt, einen Wust Werbung aus dem Schlitz und entsorge ihn. In schlechten Zeiten sehe ich dreimal täglich nach, ob jemand die Dienste des besten Privatdetektivs von Happy Eiland in Anspruch nehmen möchte. Die Suche nach Heike drückt mir verdammt schwer aufs Gemüt.

Um elf bin ich mit Heikes Herrchen verabredet. Um die Zeit bis dahin totzuschlagen, setze ich mich in den Biergarten und bestelle einen Pott Kaffee. Manolo legt sich neben mich und schläft sofort ein.

»War ’ne lange Nacht, was?« Die gertenschlanke Lissy stellt den Kaffee ab und sieht mich süffisant an. In ihrem Gesicht steht ständig dieser Ich-weiß-alles-Blick, und das gar nicht mal zu Unrecht. Seit die damals Fünfundvierzigjährige den Laden vor zehn Jahren übernommen hat, wurde das Bistro immer mehr zum gesellschaftlichen Mittelpunkt auf Happy Eiland.

Da wird viel erzählt.

»Woher weißt du das?«

»Haben mir Gerdas Augen vorhin verraten.«

Lissy räumt zwei Frühstücksgedecke vom Tisch, will sie gerade in die Küche bringen, da fällt mir etwas ein.

»Sag mal, Lissy … Was meint eine Frau, wenn sie sagt: Wir müssen über unsere Zukunft reden?«

»Oh, oh!« Sie sieht mich mitleidig an.

Gefällt mir gar nicht. Nun rede doch endlich.

Dann wird es ernst. »Ist Linda schwanger?«

»WAS?« Manolo fährt hoch, mein Puls ebenso. »Wie sollte das sein …? Ich meine …«

»Nun, das ist ganz einfach. Wenn eine Frau und ein Mann sich richtig doll lieb haben …«

»Lissy!«

Lissy lacht lauthals. Sie merkt, dass mir jedoch nicht danach ist.

»Linda lebt mit und bei ihren Eltern auf einem Campingplatz, du lebst mit Manolo hier. Ihr habt euch hier kennengelernt und spaziert seitdem gemeinsam Hand in Hand über den Platz. Lukas, das ist eine Romanze für Sechzehnjährige. Eine moderne Familie lebt heute etwas anders.«

Darüber habe ich bislang nicht nachgedacht. Wenn ich ehrlich bin, habe ich es verdrängt. Weil ich gerne hier lebe. Happy Eiland ist zu meiner Heimat geworden. Hier habe ich meine Freunde. Hier geht es mir gut. Ich bedanke mich bei Lissy und ziehe mit Manolo weiter.

Grübelnd schlendere ich über die in einem gleichmäßigen Raster angelegten Wege von Happy Eiland. Woanders kann es auch nicht schöner sein. Was fehlt denn hier? Nichts. Na ja, dass Linda bei ihren Eltern lebt, ist vielleicht nicht die optimalste Lösung. Aber das lässt sich bestimmt ändern.

In Gedanken versunken habe ich Uwe nicht bemerkt, der mir kurz hinter der Käuzchengasse über den Weg läuft. Nanu? Nach so einer Nacht döst er eigentlich den halben Tag lang auf der Gartenliege vor sich hin. Die Wahl seiner Kleidung – Hemd von letzter Nacht, Senffleck auf der Hose – lässt darauf schließen, dass Eile geboten ist.

»Mann, da ist man einmal nicht im Einsatz …«

»Was ist passiert?«

»Drüben hinter der Abzweigung Hammerstraße ist heute Nacht ein Mann überfahren worden. Tot.«

»Und dafür die Hektik? Können die Kollegen nicht die Meldung schreiben?«

Uwe drückt sein breites Kreuz durch und stößt schwerfällig den Atem aus.

»Ja, genau das haben sie vor. Da flattert ’ne Meldung von den Pressefuzzis der Polizei rein, und die Pfeifen setzen die ins Blatt, ohne drüberzulesen. Zum Glück kriege ich diese Meldungen per Mail aufs Handy. Das Opfer lag splitterfasernackt auf der Straße, in strömendem Regen, am Arsch der Welt«, einmal tief durchatmen, »sieht das für dich wie ein normaler Verkehrsunfall aus?«

»Nicht wirklich. Wer ist das Opfer?«

»Das werde ich rausbekommen und noch einiges mehr. Verlass dich drauf.«

2

Sonntag, 10.00 Uhr

Ich habe Manolo auf Happy Eiland gelassen. Ist besser so, denn sobald er Senta sieht, die Schäferhündin meines Klienten, gehen alle Triebe mit ihm durch.

Der Hof liegt etwa zwei Kilometer außerhalb von Uedem. Über die ausladenden Felder und Wiesen lässt er sich schon von Weitem erkennen. Es ist einige Jahre her, dass ich zum letzten Mal hier war. Ich parke Emma auf der löchrigen Betonfläche zwischen dem Wohngebäude und der lang gezogenen Scheune. Im Kuhstall herrscht eine angeregte Stimmung. August Oppermann ist in der Nähe der Melkmaschine damit beschäftigt, einen Schlauch aufzuwickeln. Ich habe ihn mal als Zeugen befragt, nachdem ein Bekannter an einem See in der Nähe ermordet worden war. Vermutlich hat er mich engagiert, weil er keinen anderen Privatdetektiv kennt.

Eine Kuh streckt neugierig ihren Kopf nach mir aus, ich streichle sie. Ihre großen braunen Augen mustern mich neugierig. Schon komisch, dass ein Teil von ihr demnächst als Bratwurst auf meinem Teller liegt.

»Morgen, Herr Born.«

Er schlurft gemütlich auf mich zu. Der korpulente Landwirt trägt eine verdreckte Arbeitshose, ein grob kariertes, kurzärmeliges Hemd und einen genervten Gesichtsausdruck.

»Morgen, Herr Oppermann. Wie heißt diese Kuh?«

Der Landwirt runzelt die Stirn, beugt sich vornüber, nimmt den Zigarrenstumpen aus dem Mund und dreht ein gelbes Schild im Ohr der Kuh in seinen Sichtbereich.

»Das ist 80896.«

»Sie hat keinen Namen?«

Er sieht mich an, wie ein niederrheinischer Bauer einen Besucher aus dem Ruhrgebiet ansieht. Mitleidig.

»Natürlich nicht. Wie sollte ich mir die denn alle merken?« Sein Arm beschreibt einen weiten Bogen über die rund achtzig Rindviecher, die in Reih und Glied im Stall stehen.

»Lassen Sie uns in die Küche gehen, ist gemütlicher.«

Und nicht so trocken, möchte ich aus Erfahrung hinterherschieben.

Kaum dass ich an dem klobigen Eichentisch sitze, kommt Oppermann mit zwei Schnapsgläsern und einer Flasche Frühstückskorn dazu. Ich lehne ab, er schüttet ein.

»Ist gut für den Kreislauf«, bemerkt er.

Ich kenne das noch vom letzten Mal. Okay, einen und ganz langsam. Ansonsten laufe ich nach Hause. Und das zieht sich von Uedem.

»Die Kuh, die ich suchen soll, hat aber einen Namen«, greife ich das Gespräch aus dem Stall wieder auf. Oppermann füllt sein Glas erneut. Der Flascheninhalt neigt sich dem Ende zu. Prima.

»Ja, gut … das ist ja nur wegen Sofie und Anna.«

»Sind das auch Kühe?«

»Nee, das sind meine Enkeltöchter. Sie waren bei der Geburt dabei, fanden das Kalb sooo süß. Ich habe die kaum noch aus dem Stall gekriegt. Na ja, jedenfalls meinten sie, das Kälbchen braucht einen Namen, und da haben sie es Heike genannt. Nach ihrer Oma«, schiebt er hinterher und zündet seinen Stumpen wieder an. »Sofie und Anna sind jeden Tag mit der Kuh zugange. Nach der Schule kommen Freundinnen dazu. Die beiden haben mich allen Ernstes gefragt, ob ich einen Sattel habe. Die wollten doch glatt mit Heike zur Schule reiten.« Oppermann schüttelt den Kopf.

Ich frage mich, was die Oma zu der Namensgebung gesagt hat. Noch etwas interessiert mich.

»Welchen Wert hat eine Kuh wie Heike eigentlich?«

Mein Gegenüber winkt ab.

»Fuffzehn- bis sechzehnhundert Euro. Das ist halb so wild, deshalb habe ich Sie nicht bestellt. Sofie und Anna schlafen kaum noch. Die beiden sind total aufgedreht. Sobald sie ’ne Scheibe Wurst sehen, fangen sie an zu heulen. Heike muss wieder her, das ist mal klar.«

Oppermann lässt die letzten Tropfen in sein Pinneken plumpsen und prostet mir zu.

»Haben Sie einen Verdacht, wer die Kuh gestohlen haben könnte? Ein Kollege vielleicht?«

Oppermann geht zum Küchenschrank und kommt mit einer vollen Pulle Frühstückskorn zurück. Der muss über einen extrem guten Kreislauf verfügen. Ich verweise dankend auf den Rest in meinem Glas.

»Niemand klaut dem anderen ’ne Kuh. Die Viecher sind ja auch registriert. Nee, ich habe da überhaupt keine Erklärung für. Ich weiß nur eins: Sie müssen mir Heike zurückbringen.«

Mit dem Versprechen, mich mit vollem Einsatz dem Vermisstenfall zu widmen, verabschiede ich mich von Oppermann.

Zurück auf Happy Eiland kommt mir Lisa, die Tochter des Platzbesitzers, mit einem Zettel in der Hand und einem leicht genervten Gesichtsausdruck entgegen.

»Vorhin hat eine Dame angerufen und gefragt, ob ich ihr deine Telefonnummer geben kann. Ich habe ihr gesagt, du rufst sie zurück.«

Ich stecke den Zettel ein und bedanke mich bei Lisa. Muss mich unbedingt mal darum kümmern, zumindest einen Eintrag im Branchenbuch zu bekommen. Eine Internetseite wäre auch nicht schlecht oder wenigstens ein Schild an meiner Unterkunft.

Mein Handy hängt zu Hause am Ladekabel. Dort empfängt mich Linda mit frisch aufgebrühtem Kaffee.

Wir müssen über unsere Zukunft reden.

Mich befällt augenblicklich eine innere Anspannung. Manolo lutscht an einem Kauknochen, den er wohl von Linda bekommen hat. Es sollte sich ziemlich schnell herausstellen, dass Lissy heute Morgen richtiglag, wenn auch nicht mit der Schwangerschaft. Ein Punkt für Lissy, immerhin.

»Lukas, verstehe mich bitte. Ich möchte mit dir zusammenleben. In einem richtigen Haus und nicht getrennt auf einem Campingplatz. Vielleicht … könnten wir eine Familie gründen. Ich meine, so ganz jung bin ich ja auch nicht mehr.«

Eineinhalb Punkte für Lissy. Könnte jetzt doch Oppermanns Frühstückskorn vertragen.

Ein Baby mit Linda.

Ich lasse den Gedanken durch meinen Verstand krabbeln und spüre Sekunden später, wie mein Körper damit beginnt, Glückshormone auszuschütten. Ich würde jeden Tag mit dem Kinderwagen über den Platz gondeln. Stolz wie Oskar. So ein Baby könnte wunderbar auf Happy Eiland aufwachsen, finde ich. Einen Versuch ist es wert.

»Die Börgers wollen zu ihren Kindern nach Bayern ziehen. Deshalb verkaufen sie ihr Mobilheim in der Buntspechtgasse, das ist riesig. Wir könnten …«

»Weißt du, was das kostet?«, fällt sie mir leicht angesäuert ins Wort.

»Sechzig Mille, ein absolutes Schnäppchen. Linda, das hat fast siebzig Quadratmeter Wohnfläche, große Terrasse, Carport, Garten über zwei Parzellen, Top-Ausstattung. Alleine die Küche, die musst du dir ansehen. Haben die Börgers erst vor zwei Jahren einbauen lassen …«

Sie winkt ab. »Vergiss es. Wo bitte schön sollen wir so viel Geld herbekommen? Mir gibt die Bank das nicht mit meinen siebenundzwanzig Stunden in der Woche und dir mit deinen Gelegenheitsjobs schon gar nicht.«

»Du hast ja recht. Aber muss es deshalb gleich irgendeine spießige Etagenwohnung in der Stadt sein?«

»Nein, muss es nicht«, antwortet sie mit einem merkwürdig verzückten Unterton, der mir sofort eine Sorgenfalte auf die Stirn treibt, und legt eine Zeitung vor mir ab. Eine Anzeige ist rot umrandet. Einfamilienhaus mit Garten in Sonsbeck zu vermieten. Gerne an eine junge Familie. Die Höhe der Miete ist nicht angegeben.

»Das ist ganz in der Nähe. Ich könnte weiterhin meine Eltern besuchen und du deine Freunde. Ich fahre dich auch, wenn du bei Lissy mal ein Bier mit deinen Kumpeln trinken möchtest.«

Scheiße. Ich will hier nicht weg. Linda hat nicht ganz unrecht, ja. Aber …

»Überlege es dir nicht zu lange. Ich muss los. Mutti braucht neue Blusen, sie hat gestern vier davon bei neunzig Grad gewaschen.«

Lindas Mutter ist hochgradig dement. Sie sind hierhergezogen wegen der tollen Gemeinschaft auf dem Platz. Irgendwer bringt ihre Mutti immer nach Hause, wenn sie sich mal wieder verlaufen hat. Alleine lassen kann man sie trotzdem nicht.

Ich fühle mich überrumpelt.

»Linda, hier wird immer wieder mal was frei. Warum willst du das jetzt übers Knie brechen?«

Sie steht bereits in der Tür, kommt einen Schritt zurück und sieht mir ernst in die Augen.

»Lukas, denk auch mal an mich. Ich habe Träume, ich habe Wünsche, und ich habe eine Zukunft. Das hier ist schön. Wenn man Urlaub machen möchte oder einen Zufluchtsort braucht. Aber es ist kein Leben für eine junge Familie. Sieh dich um, du hast ja nicht mal ein Kinderzimmer. Und etwas Größeres können wir uns einfach nicht leisten.«

Ich setze mich mit einer Tasse Kaffee auf die kleine Bank vor mein Mobilheim. Manolo legt sich auf den Rasen und kaut an seinem Knochen.

Haus mit Garten in Sonsbeck.

Ich tauge nicht für die Siedlungshaltung. Jeden Samstag Auto waschen und Rasen mähen. Vermutlich gibt es dort sogar eine Pumpennachbarschaft, die einmal im Jahr einen lustigen Ausflug mit Kind und Kegel macht. In einen Streichelzoo mit angrenzendem Thekenbereich. Auf dem Rückweg werden dann auf irgendeiner Wiese zwischen Brennnesseln und Kuhfladen die Picknickdecken ausgebreitet. Es gibt Würstchen mit Kartoffelsalat, Orangensaft für die Kleinen und lauwarmes Bier für Papi.

Noch jemand ein Likörchen? Selbst gemacht im Thermomix.

Okay. Schluss damit. Man kann sich auch in was hineinsteigern. So weit wird es nicht kommen. Ist auch nichts für Linda. Das Gespräch mit Lissy geht mir durch den Kopf. Bei Licht betrachtet ist unser Leben vielleicht nicht eines von der Sorte, von dem eine junge Frau unbedingt träumt. Aber deshalb gleich alles umwerfen? Ich muss unbedingt einen brauchbaren Kompromiss finden, bevor ich auf der überdachten Terrasse sitze und mich der Anblick von Löwenzahn im Golfrasen hibbelig macht.

Manolo legt sich gähnend auf den Rücken und streckt die müden Glieder aus. Neben der Bank liegt ein gefalteter Zettel. Muss mir aus der Tasche gerutscht sein. Das Gespräch mit Lisa fällt mir ein. Ich hole das Handy und wähle die angegebene Nummer.

»Sie sprechen mit Marlies Brehme. Was kann ich für Sie tun?«

»Lukas Born, schönen guten Tag. Sie haben angerufen.«

Ein Moment der Stille. Ich will gerade zu einer Erklärung ansetzen, da macht es klick am anderen Ende der Leitung.

»Herr Born, schön, dass Sie so schnell zurückrufen.« Ihre Stimme nimmt jetzt einen besorgten Unterton an. »Es geht um meinen Enkel. Der Lennart ist in der letzten Nacht …« Ihre Worte gehen in Tränen unter und ich lasse ihr die Zeit, die sie benötigt. »… er ist tödlich verunglückt.«

In der letzten Nacht? Lennart? Ich glaube nicht an Zufälle.

»Ja, es ist in der Nähe von Sonsbeck passiert. Er wollte mit seinen Freunden ein Konzert besuchen und dann …«

»Davon habe ich gehört, Frau Brehme. Ich war auch bei diesem Konzert, habe Ihren Enkel gesehen. Aber nach dem, was ich gehört habe, handelte es sich um einen tragischen Unfall. Na ja … und ich bin Privatdetektiv, kein Sachverständiger.«

Ich verschweige erst mal Uwes Andeutungen, die anscheinend auf dem besten Weg sind, sich in einem neuen Licht zu präsentieren. Lennis Gesicht dringt in mein Bewusstsein. Mit dem der Welt entrückten Blick.

»Lennart hat mich in der Nacht angerufen. Er klang ziemlich aufgeregt, sagte immer wieder, dass er Angst habe. Ich habe nachgehakt, aber er wollte mir nicht erzählen, wovor er solche Angst hatte. Dann war das Gespräch unterbrochen. Ich habe noch einige Male probiert, ihn zurückzurufen. Er ist nicht ans Telefon gegangen, und wenige Stunden später war er …«

»Wie spät kam der Anruf?«

»Das … Also auf jeden Fall nach zehn Uhr, ich lag schon im Bett.«

Bis gegen zweiundzwanzig Uhr war er im Zelt. Danach hatte er kein Handy mehr, deshalb der erfolglose Rückruf. Ich verspreche Frau Brehme, in einer Stunde bei ihr zu sein.

3

Sonntag, 14.30 Uhr

Die Wegener-Zwillinge haben mich gefragt, ob sie mit Manolo spazieren gehen dürfen. Wird eher so sein, dass mein Freund die beiden Neunjährigen ausführt, jedenfalls kamen sie beim letzten Mal ziemlich geschlaucht zurück. Mir ist es recht, so kann ich mich direkt auf den Weg zu meiner neuen Klientin machen. Marlies Brehme wohnt in dem kleinen Rheindörfchen Grieth bei Kalkar. Ich war im Mai mit Linda dort. Wir haben lecker gegessen und uns danach mit einem Eis auf eine Bank am Rhein gesetzt und die Seelen baumeln lassen. Weil ich früh dran bin, wähle ich die ausgesprochen schöne Route durch die urigen Dörfer Appeldorn, Niedermörmter und Hönnepel. Irgendwo dazwischen werde ich von einem Bauern mit erhobenem Arm ausgebremst. Kurz darauf treibt er eine Herde Kühe auf die gegenüberliegende Weide. Mir fällt auf, dass ich keine nähere Beschreibung von Heike habe. Fünf Kühe trotten gemütlich vorbei, bis August Oppermann den Anruf entgegennimmt.

»Ja, wie soll die schon aussehen? Schwarzbunt eben.«

Ich frage mich, warum man schwarz-weiße Kühe so nennt, und gebe Oppermann gegenüber zu bedenken, dass ich das Zielobjekt nun mal irgendwie als solches identifizieren können muss.

»Moment …« Schlurfende Schritte, Geraschel, dann die vertraute Stimme: »Heike hat die Nummer 79803.«

Alles klar.

Am Wunderland Kalkar, einem zum Vergnügungspark umgebauten ehemaligen Atomkraftwerk, kommt die Fahrt erneut zum Stillstand. Ein niederländischer Reisebus steht mitten auf der Straße und spuckt ein paar Dutzend Holländer aus. Ich habe Zeit.

Eine Viertelstunde später lasse ich Emma entspannt an den Wisseler Dünen mit den vorgelagerten Wasserflächen vorbeituckern, um gleich dahinter in den Ort einzubiegen. »Fahren Sie einfach Richtung Markt, dann kommen Sie automatisch zum Schuldamm«, riet Frau Brehme mir am Telefon. Ich stelle Emma an besagtem Marktplatz ab und gehe einige Meter zurück.

Frau Brehme empfängt mich in einem dunkelgrauen Hosenanzug aus Leinen. Ihre Augen sind gerötet, die grauen Haare streng hochgesteckt. Wortlos bittet sie mich hinein. Ich folge ihr durch einen kühlen Flur und das Wohnzimmer auf die Terrasse.

»Bitte …« Sie deutet auf ausladende Korbsessel. Auf dem Rattantisch steht eine Karaffe mit Wasser, auf dem etwas Minze und eine Zitronenscheibe treiben. Ich lasse mir ein Glas einschütten.

»Sie hatten eine sehr enge Beziehung zu Ihrem Enkel?«, eröffne ich unser Gespräch.

»Ich bin nicht nur seine Oma, sondern seit seinem vierzehnten Lebensjahr praktisch auch seine Stiefmutter.«

Sie sieht nachdenklich in den Garten, durch den sich ein kleiner Bachlauf schlängelt, der in einen Teich mündet. Ein Stieglitzpärchen hüpft vergnügt am Ufer entlang.

»Sein Vater … mein Sohn … ist vor neun Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Und jetzt Lennart«, fügt sie nach einer kurzen Pause an.

»Was ist mit der Mutter?«

Ihre Augen verdunkeln sich. »Sie ist Alkoholikerin. Nach dem Tod meines Sohnes kamen Tabletten und Cannabis hinzu. Irgendwann hat sie jeden Halt verloren, sich tagelang herumgetrieben und Lennart sich selbst überlassen. Bis das Jugendamt ihn dort rausgeholt hat.«

Ich nehme ein Schlückchen. Schmeckt gar nicht mal so gut.

»Man hat mich gefragt, ob ich die Vormundschaft übernehmen wolle. Ich habe das gerne gemacht.«

»Ihr Enkel hatte ebenfalls Drogenprobleme, richtig?«

Sie senkt den Kopf und nickt stumm. Ihrer Mimik ist zu entnehmen, dass sich die Frau große Vorwürfe macht.

»Sie haben mir am Telefon gesagt, dass Ihr Enkel Angst hatte. Wovor? Ich meine, wurde er bedroht?«

Irgendwo im Haus klingelt ein Telefon. Es scheint sie nicht zu interessieren.

»Lennart hatte immer öfter krankhafte Wahnvorstellungen. Er war dauernd in einer psychiatrischen Klinik. Hat immer wieder einen Entzug gemacht und ist immer wieder rückfällig geworden. Mal hat er mich angerufen, weil der russische Geheimdienst hinter ihm her ist, dann die italienische Mafia … Ach, ich weiß nicht, was noch alles. Die Ärzte sagen, das kommt von diesen Pilzen, die er eine Zeit lang gegessen hat.«

Mir kommen Zweifel. Nach allem, was seine Oma sagt, wundert mich der nächtliche Anruf überhaupt nicht mehr. Wahrnehmungsstörungen auf allen Kanälen sind bei exzessivem Drogenmissbrauch völlig normal. Und mal ehrlich: So wie dieser Lenni am Samstag aussah, hat er sich vermutlich einmal quer durch den Garten der verbotenen Substanzen genascht. Wird Zeit, der Dame zu erläutern, dass der Auftrag eine kostspielige Angelegenheit werden könnte.

»Frau Brehme, mein Tagessatz liegt bei dreihundert Euro plus Spesen. Es kann durchaus einige Tage oder Wochen dauern, bis ich herausfinde, wovor Ihr Enkelsohn Angst hatte. Wenn ich es überhaupt herausfinde. Ist es Ihnen das wert?«

Sie sieht mich entschlossen an.

»Ich habe für meine drei Enkelkinder zur Geburt Sparbücher angelegt und regelmäßig eingezahlt. An ihrem achtzehnten Geburtstag habe ich ihnen das Geld geschenkt. Außer Lennart. Er hätte es sofort in Drogen umgesetzt. An Weihnachten wollte ich es ihm geben, aber …«

Eine Träne rollt über ihr Gesicht, sie wischt sie weg. Ich verstehe den Zusammenhang nicht.

»Wieso an Weihnachten? Wollte er bis dahin einen erneuten Entzug versuchen?«

Frau Brehme geht wortlos ins Haus. Eine Minute später kommt sie mit einem Foto in der Hand zurück und reicht es mir. Das Mädchen hat schulterlange strohblonde Haare mit unzähligen kleinen Locken. Ihre hellblauen Augen wirken neugierig und tatendurstig.

»Das ist Maren. Maren van Tossens. Lennart hat sie vor einem Jahr bei einem Stadtfest in Wesel kennengelernt. Die beiden haben sich unsterblich ineinander verliebt. Maren hat ihm geholfen, von den Drogen loszukommen. Sie hat ihm Halt gegeben, als er in der Klinik war. Das war im vergangenen Jahr, einige Wochen vor Weihnachten. Lennart schien es dieses Mal tatsächlich geschafft zu haben. Er hatte sogar ein Praktikum angefangen. Eine Ausbildungsstelle zur Fachkraft für Lagerlogistik war ihm so gut wie sicher. Ich war so glücklich.«

Aus gegebenem Anlass verkneife ich mir ein »… und wenn sie nicht gestorben sind«. Stattdessen fordere ich sie mit fragendem Blick auf, mir das Ende der Geschichte kundzutun.

»Dann hat ihn eine alte Sache eingeholt. Es ging um Drogenhandel, jemand hat ihn verraten. Lennart bekam eine Bewährungsstrafe. Das war es mit der Ausbildung. Er wurde wieder rückfällig, und, schlimmer noch, er hat Maren mit in diesen Sumpf gezogen. Zum Glück hat das Mädchen auf ihren Vater gehört und die Reißleine gezogen.«

»Sie hat sich von Lennart getrennt?«, hake ich nach.

Frau Brehme nickt. Nach einem bedeutungsvollen Moment des Schweigens fährt sie fort. »Lennart wollte das nicht akzeptieren. Er hat ihr keine Ruhe mehr gelassen. Irgendwann hat ihr Vater ihn angezeigt. Wegen Stalking, so heißt das, glaube ich …« Diesmal nicke ich. »Ein paar Tage später war sie spurlos verschwunden. Und das ist sie bis heute. Über zwei Wochen ist das schon her. Ihr Vater ist davon überzeugt, dass Lennart ihr was angetan hat. Er hat mehrfach gedroht, ihn umzubringen.«

Oha. Bis eben bin ich von einem tragischen Unfall ausgegangen, auch wenn die Begleitumstände … sagen wir mal, merkwürdig anmuten. Jetzt kriechen erste zarte Zweifel durch meinen Verstand.

»Haben die Eltern eine Vermisstenanzeige aufgegeben?«

Sie hebt hilflos die Arme. Das Telefon klingelt erneut.

»Hat Lennart hier bei Ihnen gewohnt?«

»Nein. Er ist vor zwei Jahren nach Xanten gezogen. Da hat er Freunde aus der Schulzeit. Warten Sie …«

Einen kräftigen Schluck des verminzten Wassers später reicht Marlies Brehme mir einen Schlüsselbund. Sie reißt eine Ecke aus der auf dem Tisch liegenden Tageszeitung und notiert darauf die Adresse.

»Erschrecken Sie sich nicht, wenn Sie die Wohnung betreten.«

»Och … bei mir ist auch nicht immer aufgeräumt«, untertreibe ich schamlos.

4

Sonntag, 16.45 Uhr

Zurück wähle ich den schnelleren Weg über Kalkar und die Bundesstraße 57, die nicht von einer Horde Schwarzbunter überquert werden dürfte. Am Fuße des Xantener Fürstenbergs biege ich auf den Augustusring. Zwei Minuten später erreiche ich die Straße mit dem seltsamen Namen »Hanselaer« und finde gleich vor der Tür einen Parkplatz. Ich sehe mich um und hoffe, dass Linda hier keine freie Wohnung findet. Genau genommen hoffe ich sogar, dass sie gar keine Wohnung findet.

Auf einer Fläche von der doppelten Größe eines Fußballfeldes steht ein halbes Dutzend trister Mietskasernen, für deren Entwurf ein minderbegabter Architekt kaum länger gebraucht haben dürfte als für das Schreiben der Rechnung. Lennis Wohnung befindet sich in der Mitte des ersten Blocks. Vor der Tür fegt ein untersetzter Kerl in kleinkariertem Hemd und Cordhose Unkraut zusammen, das er vermutlich zuvor aus den mausgrauen Gehwegplatten gezupft hat. Über seinem Bauch spannen sich Hosenträger. Ja, wirklich: Hosenträger! Als er mich bemerkt, stützt er die Hände auf den Besenstiel und mustert mich. In seinem Gesicht steht die geballte Langeweile jahrzehntelanger geistiger Unterforderung. Ich grüße freundlich, er nuschelt irgendwas Unverständliches in seinen Bart. Mit dem Einschieben des Haustürschlüssels in den Schließzylinder erwachen in meinem Beobachter plötzlich alle Lebensgeister.

»Halt! Was machen Sie da?«

»Ich breche hier ein.«

Er neigt seinen Kopf in dem Bemühen, mir über den Rand seiner fetten Hornbrille einen möglichst autoritären Blick zu schicken.

»Ich kenne Sie nicht«, stellt er mit dumpfer Stimme fest.

»Ich Sie auch nicht«, entgegne ich wahrheitsgemäß und deute mit dem ausgestreckten Arm auf die Gehwegplatte hinter ihm. »Da haben Sie noch was vergessen.«

Und prompt dreht er sich um. Ich nutze die kurze Ablenkung und verschwinde ins Haus. Wenn die Klingelschilder richtig angeordnet sind, wovon ich bei diesem Siedlungskontrolletti ausgehe, befindet sich Lennis Wohnung unter dem Dach. Jede zweite Stufe überspringend haste ich nach oben. Dürfte nicht lange dauern, bis der häusliche Ordnungshüter Alarm auslöst. Unten fällt die Haustür ins Schloss. Sekunden später setzt sich eine Dampflok in Bewegung, die mir keuchend hinterherstampft.

Oben angekommen, staune ich nicht schlecht. In Sichthöhe klebt ein Polizeisiegel an Rahmen und Tür. Die Lok ist nur noch eine Etage entfernt und lässt erst mal Dampf aus dem Kessel. Kurz den Daumennagel durchs Siegel gezogen, Tür leise auf und noch leiser wieder zu, Licht an, und zack werde ich von einer die Kehle zuschnürenden Schwärze erschlagen.

Erschrecken Sie sich nicht, wenn Sie die Wohnung betreten.

Jetzt ist mir klar, was meine Auftraggeberin meinte. In diesem Augenblick hämmert und rüttelt es an der Tür. Eine nur allzu vertraute Stimme brüllt: »Aufmachen!«

»Keiner zu Hause!«, möchte ich zurückrufen, schlucke es aber vorsorglich herunter. Ich gehe durch den kleinen Flur ins Wohnzimmer, nur um auch hier zu erleben, dass sich eine abgrundtiefe Depression durchaus farblich ausdrücken lässt. Im Schlafzimmer und in der Küche das gleiche Bild. Wenn ich es nicht mit eigenen Augen sehen würde, würde ich es nie und nimmer glauben. Der Kerl hat alle Wände und sogar die Decken rabenschwarz angestrichen. Nur im Badezimmer dominieren zahnbelaggelbe Fliesen. Aus den frühen Siebzigern vermutlich. Jetzt wundert mich nicht mehr, dass seine Freundin das Weite gesucht hat. Ich sehe mich genauer um und stelle fest, dass der seltsame Geschmack wohl nicht der Grund für die Trennung war, eher umgekehrt. Darauf lassen kahle Wände und auf dem Boden liegende oder aufgerollte Poster schließen. Zwei in der Badewanne abgestellte Farbeimer und einige Pinsel deuten an, dass die »Renovierung« noch nicht allzu lange her ist.

Ich sehe mich weiter um. Staubränder auf einem Schreibtisch im Wohnzimmer legen die Vermutung nahe, dass sich Kriminaltechniker gerade mit Lennis Rechner beschäftigen. Ein alter Wohnzimmerschrank ist über und über mit Fotos beklebt. Das immer gleiche Motiv: Maren.

In einer Wohnung, mit der die KTU durch ist, gibt es für unsereins in der Regel nichts Brauchbares mehr zu finden. Ich versuche mein Glück im Schlafzimmer. Zwischendurch schieße ich mit dem Handy immer wieder ein paar Aufnahmen. Eine davon werde ich auf jeden Fall im Speicher behalten. Dank dieser Aufnahme lässt sich nämlich sehr anschaulich der farbliche Werdegang von Bettwäsche zeigen, die seit Monaten nicht mehr in der Waschmaschine war. Alles klar, hier hat sich Lenni garantiert nicht mit Maren vergnügt. Immerhin beweist die Fleckenlandschaft in der Mitte des Lakens, dass unser Lenni noch ganz fit in den Lenden war.

Ich werde das Gefühl nicht los, dass niemand aus dem KTU-Team die Lust verspürt hat, mal unter die Laken zu sehen. Wenn man wie ich einen Hund hat, der nach übermäßigem Genuss von scharf gewürztem Grillfleisch gerne mal auf den Küchenboden reihert, ist man vor nix mehr fies. Trotzdem fasse ich das Laken nur mit Daumen und Zeigefinger an. Man muss es ja nicht übertreiben. Das Kopfkissen kullert abwärts und bleibt in der Bettmitte aufrecht stehen. Was haben wir denn da? Dort, wo sich eben noch das Kissen befand, finde ich unter dem Laken ein Foto. Es zeigt Maren im Bikini. Viel interessanter ist aber, was mit rotem Filzstift darübergeschrieben wurde:

»Ich werde dich finden!!!!!« Fünf Ausrufezeichen.

Ich stecke das Foto ein und werfe einen Blick auf die Uhr. Sechs Minuten bin ich jetzt hier, höchste Zeit für den Abflug. Ich springe die Treppen runter, reiße die Haustür auf, stecke den Kopf raus und bleibe abrupt stehen. Am Ende des Gehwegs hat der Blockwart zwei Uniformierte in Empfang genommen und zeigt jetzt mit ausgestrecktem Arm und hochrotem Kopf auf die Tür, deren Klinke sich noch in meiner Hand befindet. Mist. Meine Gedanken rasen. Raus geht gar nicht. Nach oben auch nicht. Stehen bleiben ist erst recht keine Option. Also ab in den Keller und darauf bauen, dass der Architekt dort vor lauter Langeweile eine Außentür eingezeichnet hat.

Kaum im langen grauen Flur angekommen, von dem die vielen kleinen Kabuffs abgehen, in denen die Bewohner ihre Christbaumkugeln und sonstigen Nippes lagern, erkenne ich Licht am Ende des Tunnels. Selbiges dringt durch eine schmierige Scheibe, die wiederum Bestandteil einer Außentür ist. Motiviert von der sich öffnenden Haustür im Erdgeschoss und eindringenden Stimmen haste ich dorthin, reiße die Klinke runter und – abgeschlossen.

Klar, muss ja alles seine Ordnung haben. Ein prüfender Blick unter die Klinke gibt Entwarnung: altes Bartschloss. Besteck aus der Tasche holen, aufschließen und rauslatschen dauert zusammen keine fünfzig Sekunden. Weitere zwanzig Sekunden später schließe ich Emma auf und steige einmal tief durchatmend ein.

5

Sonntag, 17.30 Uhr