Der Wassersicherheitsplan in Gebäuden - Martin Taschl - E-Book

Der Wassersicherheitsplan in Gebäuden E-Book

Martin Taschl

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Beschreibung

In Österreich verfügen wir über reichliche Wasserressourcen von ausgezeichneter Qualität. Dennoch können Hausinstallationen das Wasser auf seinem Weg durch das Gebäude negativ beeinflussen. Mit dem Wassersicherheitsplan (Water Safety Plan) rückt die Sicherheit von Trinkwasser und die menschliche Gesundheit in den Fokus. Das Konzept wird zur Anwendung eines risikobasierten Ansatzes von der WHO empfohlen und wurde ebenso in die EU-Trinkwasserrichtlinie 2020/2184 aufgenommen. Das vorliegende Buch vermittelt Grundlagenwissen zu potenziellen Risikofaktoren in Hausinstallationen und erläutert die Anforderungen an den in der ÖNORM B 1921 geforderten Wassersicherheitsplan gemäß CEN/TR 17801 verständlich. Praktische Handlungsanweisungen, präventive Maßnahmen und ein Beispiel zur Erstellung eines Wassersicherheitsplans machen es zu einem unentbehrlichen Werkzeug für Gebäudebetreiber, Hygieneteams und Verantwortliche für die Haustechnik sowie Betriebsführung.

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Seitenzahl: 151

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Impressum

978-3-85402-456-9

Auch als Buch verfügbar

978-3-85402-455-2

1. Auflage 2024

Nachdruck oder Vervielfältigung, Aufnahme auf oder in sonstige Medien oder Datenträger, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, sind nur mit ausdrücklicher Zustimmung der Austrian Standards plus GmbH gestattet.

Alle Angaben in diesem Fachbuch erfolgen trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr und eine Haftung des Autors oder des Verlages ist ­ausgeschlossen.

© Austrian Standards plus GmbH, Wien 2024

Die Austrian Standards plus GmbH ist ein Unter­nehmen von Austrian Standards International.

Austrian Standards plus GmbH

1020 Wien, Heinestraße 38

T +43 1 213 00-300

F +43 1 213 00-355

E [email protected]

www.austrian-standards.at/fachliteratur

ProjektManagement

Lisa Heiderer, Gertraud Reznicek

Lektorat

Evelin Hofer

Cover – Fotocredit

© stock.adobe.com

Satz/gestaltung

Martin Aschauer

Druck

Druckerei Jentzsch, 1210 Wien

Inhalt

Abkürzungsverzeichnis

Vorwort

1 Einleitung

1.1 Lebenselixier Wasser

1.2 Sicheres Wasser

2 Risikofaktoren Planung und Errichtung

2.1 Allgemeines

2.2 Werkstoffe und Verarbeitung

2.3 Planung und Dimensionierung

2.4 Dokumentation

3 Vorteile des Wasser­sicherheitsplans

4 Konzepte für sicheres Trinkwasser

4.1 Richtlinie (EU) 2020/2184

4.2 Water safety in buildings

4.3 EN 15975

4.4 CEN/TR 17801

4.5 EN 806 und nationale Ergänzungsnormen

4.6 ÖNORM B 1921

4.7 ÖNORM B 5019

4.8 ÖNORM B 5021

4.9 VDI 3810-2/VDI 6023-3

4.10 VDI 6023-2

4.11 BTGA-FIGAWA-Praxisleitfaden „Gefährdungsanalyse“

4.12 Das Water Safety Plan (WSP)-Konzept für Gebäude

5 Wassersicherheitsplan

5.1 Herangehensweise

5.2 WSP-Team

5.3 Systembeschreibung

5.3.1 Allgemeines

5.3.2 Vorgespräche und Ortsbegehung

5.3.3 Beschreibung des Gebäudes oder der Liegenschaft

5.3.4 Personenkreis

5.3.5 Anforderungen an die Wasserqualität

5.3.6 Raumbuch

5.3.7 Planungs- und Berechnungsgrundlagen

5.3.8 Wasserversorgung

5.3.9 Filter

5.3.10 Wasseraufbereitung und Wassernachbehandlung

5.3.11 Feuerlöschleitungen und Brandschutzanlagen

5.3.12 Kaltwasserkühlung

5.3.13 Warmwasserbereitung

5.3.14 Verteilsystem

5.3.15 Sicherheitsrelevante Einrichtungen

5.3.16 Ausdehnungsgefäße

5.3.17 Redundante Systeme

5.3.18 Entnahmestellen

5.3.19 Probenahmestellen

5.3.20 Wasserattraktionen und Luftbefeuchter

5.3.21 Gemeinschaftsanlagen

5.3.22 Einstellungen, Betriebsweisen und Nutzungshäufigkeit

5.3.23 Betriebsanleitungen

5.3.24 Protokolle von Spülung, Inbetriebnahme, Übergabe und ­Einschulung

5.3.25 Instandhaltungsplan, Hygieneplan, Betriebsbuch und Anlagenbuch

5.3.26 Betriebskontrollen und Untersuchungen

5.3.27 Vorschäden, Störfälle, Auffälligkeiten und Mängel

5.4 Systembewertung

5.4.1 Allgemeines

5.4.2 Mikrobielle Beeinträchtigungen

5.4.3 Chemische Beeinträchtigungen

5.4.4 Physikalische Beeinträchtigungen

5.4.5 Organoleptische Beeinträchtigungen

5.4.6 Nutzung und Stagnation

5.4.7 Temperaturen

5.4.8 Systemtrennung und Querverbindungen zwischen Leitungssystemen

5.4.9 Instandhaltung und Überwachung

5.4.10 Nichteinhaltung rechtlicher und normativer Vorgaben

5.4.11 Wassernachbehandlungsanlagen

5.4.12 Warmwasserbereitung

5.4.13 Entnahmestellen

5.4.14 Erfassung möglicher Gefahren

5.4.15 Differenzierung der Gefährdung (Bewertungsgruppe)

5.4.16 Ausmaß der Gefährdung

5.4.17 Eintrittswahrscheinlichkeit

5.4.18 Risikobewertung

5.4.19 Festlegung des maximal tolerierbaren Risikos

5.4.20 Umsetzungszeiträume

5.5 Risikobeherrschung

5.5.1 Allgemeines

5.5.2 Maßnahmen zur Risikobeherrschung

5.5.3 Festlegung von Maßnahmen

5.5.4 Überwachung der Maßnahmen

5.5.5 Festlegung von Korrekturmaßnahmen

5.5.6 Validierung der Maßnahmen

5.5.7 Standard Operating Procedure (SOP)

5.6 Verifizierung

5.7 Revision

5.8 Dokumentation

6 Wassersicherheitsplan für ein Einfamilienhaus (Praxisbeispiel)

6.1 Allgemeines

6.2 WSP-Team

6.3 Systembeschreibung

6.3.1 Allgemeines

6.3.2 Küche

6.3.3 Badezimmer

6.3.4 Toilette

6.3.5 Waschküche

6.3.6 Gartenauslass

6.3.7 Garage

6.4 Ortsbegehung

6.5 Bekannte Vorschäden

6.6 Systembewertung

6.6.1 Hausanschlussraum

6.6.2 Küche

6.6.3 Badezimmer

6.6.4 Toilette

6.6.5 Waschküche

6.6.6 Gartenauslass

6.6.7 Garage

6.7 Risikobewertung

6.8 Maßnahmen zur Risikobeherrschung

6.9 Validierung

6.10 Verifizierung

6.11 Revision

7 Ausblick

Anhang

Anhang A Teamliste

Anhang B Tätigkeits- und Zeitplan

Anhang C Sanitärtechnisches Raumbuch

Anhang D Liste festgestellter Gefahren

Anhang E Risikomatrix

Anhang F Arbeitsanweisung (SOP) zur Risikobeherrschung

Begriffe

Literaturverzeichnis

Der Autor

Abkürzungsverzeichnis

Nachfolgend werden die verwendeten Abkürzungen in alphabetischer Reihenfolge angeführt und erläutert.

ASI

Austrian Standards International (früher Österreichisches Normungsinstitut)

BGH

Bundesgerichtshof (Deutschland)

BIM

Bauwerksdatenmodellierung (en: Building Information Modeling)

CEN

Europäisches Komitee für Normung (fr: Comité Européen de Normalisation)

DIN

Deutsches Institut für Normung

DOC

gelöster organischer Kohlenstoff (en: dissolved organic carbon)

DVGW

Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches e. V.

EN

Europäische Norm

HACCP

en: Hazard Analysis Critical Control Points

HSS

en: Hygienic Safety Score

idgF

in der geltenden Fassung

KBE

Koloniebildende Einheiten

OGH

Oberster Gerichtshof (Österreich)

ÖNORM

Österreichische Norm

ÖVGW

Österreichische Vereinigung für das Gas- und Wasserfach

PoD

Übergabestelle (en: Point of Delivery)

PoE

Eintrittspunkt (en: Point of Entry)

PoU

Entnahmestelle (en: Point of Use)

PW

Trinkwasser (en: Potable Water)

PWC

Trinkwasser (Kaltwasser, en: Potable Water Cold)

PWC-C

Rücklauf zirkulierendes Trinkwasser (en: Potable Water Cold Circulation)

PWH

Warmwasser (en: Potable Water Hot)

PWH-C

Rücklauf zirkulierendes Warmwasser (en: Potable Water Hot Circulation)

R

Risikozahl

SOP

Arbeitsanweisung (en: Standard Operating Procedure)

TOC

gesamter organischer Kohlenstoff (en: Total Organic Carbon)

TR

Technischer Report (en: Technical Report)

ÜA

Überwachung Austria

UBA

Umweltbundesamt

VDI

Verein Deutscher Ingenieure e.V.

WHO

Weltgesundheitsorganisation (en: World Health Organization)

WSP

Wassersicherheitsplan (en: Water Safety Plan)

Vorwort

In Österreich sind wir in der glücklichen Lage, dass wir mit wenigen örtlichen und saisonalen Einschränkungen über ausreichende Wasserressourcen mit hervorragender Qualität verfügen. Auch in Deutschland ist eine ganzjährige Versorgung mit Trinkwasser sichergestellt. In beiden Ländern wird es von den Wasserversorgern in sicherer Qualität bereitgestellt. Einmal im Gebäude angelangt, gibt es zahlreiche Faktoren, die das Wasser auf seinem Weg durch die Hausinstallation negativ beeinflussen. Aus diesem Grund hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) 2011 die Publikation „Water safety in buildings“[1] herausgegeben. Das darin beschriebene Konzept wurde von der Europäischen Kommission in die europäische Trinkwasser­richtlinie Richtlinie (EU) 2020/2184[2] aufgenommen. Für die Anwendung in Hausinstallationen wurde vom Europäischen Komitee für Normung (CEN) ein Leitfaden zur Umsetzung des Water-Safety-Plan-Konzeptes in Gebäuden als Technischer Report CEN/TR 17801[3] erstellt. Dieser CEN/TR liegt auch in deutscher Sprachfassung mit dem Titel „Leitfaden für die Umsetzung des Water Safety Plan Konzeptes in Gebäuden“ vor.

An das Wasser für den menschlichen Gebrauch gelten sehr hohe Qualitätsanforderungen und Fürsorgepflichten. Dieses Buch geht von einer Versorgung der Liegenschaft mit einwandfreiem und allen gesetzlichen Anforderungen entsprechendem Trinkwasser durch einen Wasserversorger aus. Dementsprechend wird in diesem Buch nur der Bereich vom Hauseintritt bis zu den Entnahmestellen behandelt. Ziel des vorliegenden Buches ist es, Grundlagenwissen über die möglichen Risikofaktoren der Hausinstallationen mit ihren Ursachen und Gefahren zu vermitteln, die Anforderungen an den Wassersicherheitsplan für die Hausinstallation verständlich zu erläutern und mit Beispielen und Mustervorlagen zu ergänzen. Dadurch bietet dieses Buch eine Hilfestellung bei der Umsetzung eines Wassersicherheitsplans nach der ÖNORM B 1921[4] und dem Technischen Report CEN/TR 17801.

In diesem Buch sind mehrfach Schemata von risikobasierten Systemen aus anderen Publikationen dargestellt, die zur Gänze oder teilweise mit einem Wassersicherheitsplan vergleichbar sind. Teilweise sind diese in der Originalpublikation nicht schematisch dargestellt, teilweise wurden diese Systeme mit Schemata erläutert, die inhaltlich ähnlich sind, aber in der Darstellungsform erheblich differieren. Teilweise wurden in den Originalschemata auch erforderliche Elemente nicht dargestellt, weil ihre Notwendigkeit offensichtlich selbstverständlich schien. Aus Gründen der Vergleichbarkeit wurden in diesem Buch alle Ablaufschemata in einer einheitlichen Form beschrieben und neu dargestellt.

Sollten für Sie wichtige Inhalte fehlen oder möchten Sie mir Ihre Kommentare oder Ihr Feedback mitteilen? Schreiben Sie mir gerne an [email protected]. Ihre Rückmeldung freut mich und ist eine wichtige Grundlage für weitere Publikationen.

Wien, im Dezember 2023

Martin Taschl

1 Water safety in buildings. Genf: WHO, 2011

2 Richtlinie (EU) 2020/2184 des europäischen Parlaments und des Rates vom 16. Dezember 2020 über die Qualität von Wasser für den menschlichen Gebrauch. Brüssel: Europäische Kommission

3 CEN/TR 17801 – Guidelines for water safety plan concepts in buildings. Brüssel: CEN, 2022

4 ÖNORM B 1921 – Trinkwassererwärmungsanlagen – Mikrobiologische Anforderungen an die Wasserbeschaffenheit und deren Überwachung. Wien: Austrian Standards International, 2023

1 Einleitung

1 Einleitung

1.1 Lebenselixier Wasser

Trinkwasser wird in der Richtlinie (EU) 2020/2184 als „Wasser für den menschlichen Gebrauch“ bezeichnet. Dies umfasst im Wesentlichen Wasser zum Trinken und Kochen, zur Zubereitung von Speisen oder für andere häusliche Zwecke sowie Wasser für die Herstellung, Behandlung, Konservierung oder das Inverkehrbringen von Lebensmitteln, ungeachtet von seiner Temperatur. Die „anderen häuslichen Zwecke“ werden von den EU-Mitgliedstaaten unterschiedlich ausgelegt und umfassen beispielsweise die Körperpflege und das Waschen von Geschirr oder Kleidung. Das Ziel der europäischen Trinkwasserrichtlinie und ihrer nationalen Umsetzungen ist es, dass das Wasser, das wir zu uns nehmen, mit dem wir unsere Körperpflege vornehmen und mit dem wir sensible Gegenstände reinigen, für diese Anwendungszwecke geeignet und unbedenklich ist, sodass daraus keine Gesundheitsrisiken zu befürchten sind.

Von den Wasserversorgern wird üblicherweise Kaltwasser zur Verfügung gestellt. Fern- und Nahwärmeversorger liefern im Regelfall Wärme in Form von Heizungswasser, die Erwärmung des Trinkwassers selbst erfolgt in den meisten Fällen vor Ort. Dennoch inkludiert die Begrifflichkeit „Wasser für den menschlichen Gebrauch“ im Sinne der Richtlinie (EU) 2020/2184 auch Warmwasser für den menschlichen Gebrauch. Eine Sonderstellung in der Begrifflichkeit nimmt Österreich ein. Das Lebensmittelsicherheits- und Verbraucherschutzgesetz[5] bezeichnet als Trinkwasser im Wesentlichen nur Kaltwasser zur Verwendung als Lebensmittel, dennoch darf auch von erwärmtem Trinkwasser kein Gesundheitsrisiko ausgehen.

Wasser ist jedoch weit mehr als bloß H2O. H2O bezeichnet die chemische Formel von Reinstwasser, wie es in der Natur und selbst im Labor nie vorkommt. Wasser enthält immer weitere Stoffe in gelöster Form. Beispielsweise machen es gelöste Mineralstoffe besonders wertvoll (vgl. Mineralwasser). Auf der anderen Seite gibt es viele Stoffe und Substanzen, die im Trinkwasser nicht vorkommen sollen. Für diese sind Grenzwerte in den gesetzlichen Regelungen (z.B. Trinkwasserverordnungen[6],[7]) vorgegeben. Wasser enthält zahlreiche Mikroorganismen. Selbst destilliertes Wasser wird innerhalb kürzester Zeit von Mikroorganismen besiedelt, wenn es nicht absolut steril gelagert wird. Lassen wir es in einem Labor untersuchen, finden wir in einem Liter einwandfreiem Trinkwasser über 2 Millionen Bakterienzellen. Wasser ist also nicht steril. Wasser ist im wahrsten Sinne ein Lebensmittel. Trinkwasser wird vom Wasserversorger in einer Form bereitgestellt, die den gesetzlichen Anforderungen entspricht. Diese Anforderungen sind so festgelegt, dass durch den täglichen Konsum des Trinkwassers über das gesamte Lebensalter hinweg keine Stoffe in einer Konzentration aufgenommen werden, die eine Gefahr für die menschliche Gesundheit darstellen könnten. Da sich das Wissen um gefährliche Substanzen im Laufe der Zeit immer weiterentwickelt, werden auch die gesetzlichen Bestimmungen in Bezug auf die Beschränkungen von Substanzen immer weiter angepasst. Von den Römern wissen wir, dass sie Blei für die städtischen Wasserleitungen verwendet haben. Ihren Wein haben sie aus Bleibechern getrunken. Bis in das 20. Jahrhundert war die Verwendung von Blei in Wasserleitungen üblich. Bis dahin konnte sich kaum jemand vorstellen, welche Schäden dieser Stoff im menschlichen Organismus verursachen kann. Blei schädigt beispielsweise die Verdauungsorgane wie Darm, Leber oder Niere sowie das Gehirn und das Zentralnervensystem. Neben Organerkrankungen waren bei den Römern schwere neurologische Störungen die Folge der Vergiftungen durch das Trinken von Wasser aus Bleileitungen und Bleigefäßen.

Technische Wässer, Betriebswasser, Brauchwasser, Prozesswasser, Regenwasser und Grauwasser sind Wässer, die nicht zum Trinken und Kochen, zur Zubereitung von Speisen oder zu anderen häuslichen Zwecken bestimmt sind. Sie werden daher nicht für die Herstellung, Behandlung, Konservierung oder zum Inverkehrbringen von für den menschlichen Gebrauch bestimmten Erzeugnissen oder Substanzen verwendet. An diese Wässer gelten üblicherweise entweder geringere Anforderungen an die Qualität oder zumindest an die Sicherheit vor unerwünschten Veränderungen. Direkte Zusammenschlüsse von Leitungen und Anlagen mit Trinkwasser und Nicht-Trinkwässern sind daher unzulässig und mit entsprechenden Sicherheitseinrichtungen abzusichern (weitere Informationen siehe 5.4.8). Diese sind in der EN 1717[8] sowie in der in Deutschland gültigen Ergänzungsnorm DIN 1988-100[9] beschrieben. Die Begriffe Betriebswasser, Brauchwasser und Prozesswasser sind nicht klar umfasst und werden meist für Wasser benutzt, das keine Trinkwassereigenschaften aufweisen muss. Diese Wässer werden in diesem Buch im weiteren Verlauf als „Nicht-Trinkwasser“ bezeichnet.

Abwässer werden in sogenannte Grauwässer und Schwarzwässer unterschieden. Grauwasser bezeichnet fäkalienfreies, gering verschmutztes Abwasser aus Küchen, Bädern, Duschen oder Waschmaschinen. Schwarzwasser hingegen ist häusliches Abwasser mit Fäkalstoffen. Als leicht verschmutztes Grauwasser wird Abwasser aus Waschbecken, Badewannen und Duschen verstanden. Es umfasst kein Abwasser aus Küchen und Waschmaschinen, weist daher einen sehr geringen Verschmutzungsgrad auf und lässt sich mit relativ geringem Aufbereitungsaufwand wiederverwenden. Dennoch ist bei allen Grau- und Schwarzwässern das ­Risiko einer fäkalen Verunreinigung durch den Kontakt mit dem Abwassersystem gegeben. Dieses Risiko besteht auch bei Niederschlagswasser durch den möglichen Kontakt mit mikro­biologisch kontaminierten Oberflächen und dem Kot von Säugetieren oder Vögeln. Bei Grau- und Regenwässern ist nicht davon auszugehen, dass sie für den menschlichen Genuss geeignet und frei von fäkalen Verunreinigungen sind. In häuslichen Anlagen zur Verwendung von Grau- oder Regenwässern sind daher grundsätzlich Aufbereitungsschritte erforderlich. Abhängig von der Qualität sind dies Filterung, biologische Behandlung, chemische Behandlung oder Desinfektion. Bei der Nutzung von Grauwasser ist zu berücksichtigen, dass es Farbstoffe (z.B. Haarfärbemittel) enthalten kann. Wird es zur Gartenbewässerung herangezogen, sind die gesetzlichen Abwasserentsorgungsvorschriften zu beachten, die das Ausbringen von ungeklärten Abwässern in die freie Natur untersagen.

Insbesondere in Regionen mit Trinkwassermangel oder in niederschlagsarmen Monaten kann die Nutzung von gespeicherten Regen-, Grau- und Brauchwässern eine sinnvolle und wichtige Ergänzung zur Trinkwassernutzung darstellen. Diese Wässer lassen sich im Allgemeinen mit vertretbarem Aufwand für Bewässerung, Autopflege und ähnliche Zwecke aufbereiten. Angesichts der zurückgehenden Grundwasserreserven wird die Bedeutung der Nutzung von Nicht-Trinkwässern künftig steigen.

Bei der Sammlung von Niederschlagswasser sollte nicht außer Betracht gelassen werden, dass dadurch das Spitzenvolumen an über die Kanalisation abzuleitendem Wasser reduziert werden kann. Insbesondere in Bereichen mit stark versiegelten Böden ist dies mitunter ein erheblicher Vorteil.

1.2 Sicheres Wasser

Nicht nur bei der Gewinnung, sondern auch bei der Verteilung und Bereitstellung von Wasser gilt es, grundsätzliche Prinzipien zu beachten. Das aus der Sicht der WHO am besten geeignete System zur Bereitstellung von Wasser mit einer gesicherten Qualität ist der Wassersicherheitsplan. Dies ist ein umfassender Risikobewertungs- und Managementansatz, um die Sicherheit einer Wasserversorgung konsequent zu gewährleisten. Er dient zur Erfüllung und Überwachung der Einhaltung vorgewählter Kriterien für das Wasser. Da die Qualitätskriterien im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben von den Anwendenden frei gewählt werden können, eignet sich dieses Konzept für die Anwendung bei jeglicher Art von Wasser. Im Fokus dieses Buches steht Kalt- und Warmwasser für den menschlichen Gebrauch mit den für eine sichere Nutzung erforderlichen Vorsichtsmaßnahmen. Anwendbar ist das Konzept des Wassersicherheitsplans auch auf Wasser, das nicht für den menschlichen Gebrauch vorgesehen ist. Letztendlich ermöglicht der Wassersicherheitsplan die Errichtung eines Qualitätssicherungssystems für die Bereitstellung von Wasser und nimmt damit – wenn auch für einen sehr eingeschränkten Anwendungsbereich, weniger konkret und mit mehr Freiheiten – eine ähnliche Stellung wie die ISO 9001[10] ein.

Der Wassersicherheitsplan ist eine proaktive Methode zur Reduktion des Gefährdungspotenzials. Präventiv festgelegte Handlungsanweisungen ermöglichen im Falle von Abweichungen ein schnelles Gegensteuern und das rasche Wiederherstellen eines sicheren Betriebszustandes. Dies setzt jedoch voraus, dass der Wassersicherheitsplan ein exakt auf eine Hausinstallation und ihre Betriebsweise abgestimmtes Dokument ist, welches alle relevanten Risikofaktoren und Stakeholder berücksichtigt. Selbst die Wassersicherheitspläne zweier völlig identer Systeme werden sich mit großer Wahrscheinlichkeit unterscheiden, weil anlagen- oder ortsspezifische Faktoren dies erforderlich machen. Es ist daher nicht sinnvoll, einen fertigen Wassersicherheitsplan „von der Stange zu kaufen“. Er muss in jedem Fall mit den Verantwortlichen für die Hausinstallation abgestimmt sowie an die örtlichen Gegebenheiten und die jeweilige Betriebsweise angepasst werden. Einen bestehenden Wassersicherheitsplan zu duplizieren und so umzusetzen, wie er bereits vorhanden ist, führt zu keinem adäquaten Risikomanagement. Einen bestehenden Wassersicherheitsplan – idealerweise einer ähnlichen Hausinstallation mit einer ähnlichen Nutzung – als Grundlage heranzuziehen, anzupassen und zu validieren, ist jedoch eine sehr effiziente Vorgehensweise.

Der Wassersicherheitsplan sollte über den gesamten Gebäudelebenszyklus gelebt und idealerweise schon in der Planungsphase vor Baubeginn erstellt werden. Das frühzeitige Erstellen eines mitunter noch eingeschränkten Wassersicherheitsplans vor der Errichtung ermöglicht das Festlegen baulicher Maßnahmen zu geringeren Mehrkosten als im Falle einer Umsetzung nach Fertigstellung.

Dieses Buch beschränkt sich auf den Anwendungsbereich in der Hausinstallation und umfasst damit nur den Bereich von der Übergabestelle des Wasserversorgers bis zu allen Entnahmestellen. Es eignet sich für den Einsatz in allen Gebäudetypen und zeigt im Kapitel 6 anhand eines Praxisbeispiels eine mögliche Vorgehensweise bei der Erstellung eines Wassersicherheitsplans. Nicht in diesem Buch behandelt wird der Wassersicherheitsplan eines Wasserversorgers, dessen Risikomanagement bereits bei der Sammlung des später zu gewinnenden Wassers beginnt. Grundlagen dazu finden sich beispielsweise in der EN 15975-2[11] sowie in den Publikationen der WHO „Guidelines for Drinking-water Quality“[12] und „Water Safety Plan Manual“[13].

5 Republik Österreich: BGBl. I Nr. 13/2006, Lebensmittelsicherheits- und Verbraucherschutzgesetz – LMSVG, idgF

6 Republik Österreich: BGBl. II Nr. 304/2001, Trinkwasserverordnung – TWV der Republik Österreich. Wien: Republik Österreich, idgF

7 Bundesrepublik Deutschland: Verordnung über die Qualität von Wasser für den menschlichen Gebrauch (Trinkwasserverordnung - TrinkwV) der Bundesrepublik Deutschland. Köln: Bundesanzeiger Verlag GmbH, 2023, idgF

8 EN 1717 – Schutz des Trinkwassers vor Verunreinigungen in Trinkwasser-Installationen und allgemeine Anforderungen an Sicherungseinrichtungen zur Verhütung von Trinkwasserverunreinigungen durch Rückfließen. Brüssel: CEN, 2000

9 DIN 1988-100 – Technische Regeln für Trinkwasser-Installationen – Teil 100: Schutz des Trinkwassers, Erhaltung der Trinkwassergüte. Berlin: DIN, 2011

10 ISO 9001 – Quality management systems — Requirements. Genf: ISO, 2015

11 EN 15975-2 – Sicherheit der Trinkwasserversorgung – Leitlinien für das Risiko- und Krisenmanagement – Teil 2: Risikomanagement. Brüssel: CEN, 2013

12 Guidelines for Drinking-water Quality. Genf: WHO, 2017

13 Water Safety Plan Manual: step-by-step risk management for drinking water suppliers. Genf: WHO, 2009

2 Risikofaktoren Planung und Errichtung

2 Risikofaktoren Planung und Errichtung

2.1 Allgemeines

Zu Beginn des Buches werden wichtige Aspekte aufgeführt, die bei der Planung und Errichtung beachtet werden sollten. Sie werden im weiteren Verlauf nicht mehr behandelt, da sie ohne Umbaumaßnahmen nicht beeinflusst werden können. Die im Betrieb und damit für den Wassersicherheitsplan zu erwartenden Beeinträchtigungen und relevanten Risikofaktoren sind in 5.4 beschrieben.

2.2 Werkstoffe und Verarbeitung

Wasser ist ein ausgezeichnetes Lösungsmittel und wird wohl auch aufgrund dieser Eigenschaft so sehr geschätzt. Kommen Stoffe mit Wasser in Kontakt, führt dies meist zu Reaktionen, bei denen Teile des Kontaktstoffes mit dem Wasser in Lösung gehen. Diese Lösungsfreudigkeit des Wassers nimmt mit steigender Temperatur zu. Wir alle kennen das von der Zubereitung von Tee. Wenn wir einen Teebeutel in eine Tasse kaltes Wasser hängen, wird sich selbst bei längerem Ziehenlassen kein Tee daraus entwickeln. Hängen wir einen Teebeutel in eine Tasse mit heißem Wasser reichen wenige Minuten für ein delikates Getränk. Auf seinem Weg von der Quelle bis zum Zapfhahn durchströmt das Wasser zahlreiche Rohre sowie andere Komponenten und kommt mit deren Oberflächen in Kontakt. Je nach Werkstoff gehen dabei unterschiedliche Substanzen aus den Oberflächenmaterialien mit dem Wasser in Lösung. Heute wissen wir, dass beispielsweise Blei kein geeigneter Werkstoff ist, denn es geht in geringen Dosen im Wasser in Lösung und ist hoch toxisch. Wird das Wasser anschließend getrunken, so wird es im menschlichen Körper aufgenommen und kann zu einer Bleivergiftung führen.