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Dieser Ratgeber ist speziell für alle Menschen geschrieben, denen der gesamte Magen operativ entfernt werden mußte und die jetzt lernen müssen, mit dieser neuen Lebenssituation zurechtzukommen. Er zeigt wie man die erstenTage zu Hause bewältigen kann und vermittelt einfache Regeln zur Lebensführung. Man erhält wertvolle Tipps zur richtigen Speisenauswahl, damit das Essen (wieder) zum Genuss wird - und nicht zur Qual. Der Ratgeber enthält auch zahlreiche Beispielrezepte, die den Start ins Leben ohne Magen erleichtern. Er hilft nicht nur den Betroffenen sondern auch Angehörigen, Hausärzten, Ernährungsberatern und Psychoonkologen die speziellen Probleme der Patienten nach der Magenentfernung zu verstehen.
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Seitenzahl: 150
Veröffentlichungsjahr: 2023
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Dieser Ratgeber …
hilft Ihnen, die ersten Tage nach der Magenentfernung zu Hause zu bewältigen.
hilft Ihnen, die richtigen Speisen auszuwählen. Was können, was dürfen Sie essen?
gibt Ihnen einfache Regeln für die Ernährung und Lebensführung an die Hand.
hilft Ihnen, Ihre neue Situation zu verstehen.
hilft Ihnen, wieder Speisen zu genießen.
gibt Ihnen Ideen für Rezepte.
ist nicht nur für Patienten und Angehörige, sondern auch für Ärzte, Ernährungsberater und Psychoonkologen geeignet.
Dieses Buch ist Dorothee gewidmet
Geleitwort
Einleitung
Vorwort zur 2. Auflage
1 Wie kommt es zu Magenkrebs?
2 Die ersten Tage nach der Krankenhausentlassung
3 Psychische Belastungen für wen?
3.1 Psychische Belastungen für Angehörige
3.2 Psychische Belastungen für Patienten
4 Die Funktion des Magens und was es bedeutet, wenn der Magen fehlt
5 Besonderheiten und Probleme in den ersten Wochen nach der Gastrektomie
6 Was kann man gegen den Gewichtsverlust tun?
7 Es geht auch ohne Magen
8 Was können, was dürfen Sie essen?
8.1 Lebensmittel, die nicht geeignet sind für Magenlose
8.2 Lebensmittel, die für Magenlose geeignet sind
8.3 Haben magenlose Patienten einen erhöhten Bedarf an Omega-3- Fettsäuren?
9 Seit meiner Operation friere ich oft
10 Blutarmut nach der Magenentfernung
11 Impfungen, die jetzt notwendig werden könnten
12 Frühdumping: Was ist das?
12.1 Was tun gegen Frühdumping?
13 Entzündung der Speiseröhre
14 Der Vagusnerv, ein Alleskönner?
14.1 Was bedeutet es nun, wenn der Vagusnerv bei der Gastrektomie durchtrennt wird, für das Gewicht?
14.2 Was bedeutet es nun für den Geschmack, wenn der Vagusnerv bei der Gastrektomie durchtrennt wird?
15 Vitamine, die Sie benötigen
15.1 Vitamin B12 (Cobalamin)
16 Was sollte der Hausarzt regelmäßig im Blut überwachen?
17 Durchfall – was tun?
17.1 Das Stuhlgewicht
17.2 Der Stuhlgeruch
17.3 Die Stuhlfarbe
18 Appetitlosigkeit und Übelkeit – ein gravierendes Problem!
19 Parenterale Ernährung für den Notfall
20 Medikamentenaufnahme: Wo liegt das Problem?
21 Osteomalazie – eine Gefahr?
22 Umgang mit Speisen
22.1 Speisen hygienisch zubereiten
22.2 Vorsicht bei kritischen Lebensmitteln
22.3 Sauberkeit in der Küche
22.4 Benötigt man antibakterielle Reiniger in der Küche?
22.5 Ernährungsplanung
23 Beispielrezepte
23.1 Bircher Müsli, abgewandelt nach Christoph Rüffer
23.2 Quarkbrötchen
23.3 Suppenhuhn
23.4 Misosuppe mit Gemüse und Rindfleisch
23.5 Fenchelschaum-Süppchen
23.6 Hühnerbrust mit Spargel
23.7 Hühnergeschnetzeltes mit Gemüse
23.8 Asiatisches Hähnchen mit Spinat
23.9 Chicken-Butter
23.10 Hähnchengeschnetzeltes an Senf-Rahmsoße
23.11 Ei-Omlette mit Champignons
23.12 Pasta mit Fenchel
23.13 Spaghetti al a Carbonara
23.14 Pasta mit Pilzen und Brokkoli
23.15 Spaghetti mit Datteltomaten
23.16 Risi e Bisi
23.17 Pizza
23.18 Sommersalat
23.19 Zanderfilet auf Rösti
23.20 Saibling auf Kohlrabisalat
23.21 Lachsforelle auf Fenchelbett
23.22 Lachsrücken mit Gurken
23.23 Japanischer Matcha-Cake
23.24 Apfelkuchen
23.25 Mango-Kurkuma-Shake [21]
23.26 Avocado-Salat
24 Glossar
25 Essentials
Literaturverzeichnis
Danksagung
Über den Herausgeber
Das »Leben ohne Magen« ist wahrlich kein leichtes Thema, wünscht man doch niemandem einen Anlass, sich damit beschäftigen zu müssen. Dennoch es gibt zu viele Menschen, die sich der Entfernung ihres Magens unterziehen müssen; immer steckt eine ernste, oft lebensbedrohliche Krankheit dahinter. In einer solchen Situation stürmen viele Fragen auf die Betroffenen und ihre Angehörigen ein. Vor und nach der Operation wird vieles erklärt und besprochen, vieles aber auch nicht. Und wenn der Bauch wehtut und der Kopf dröhnt, kann mancher Patient das gar nicht alles erfassen. Zurück in der häuslichen Umgebung stellen sich neue Fragen und Probleme auch jenseits der hausärztlichen Betreuung.
Um diese Situation zu erleichtern, wurde der vorliegende Ratgeber geschrieben.
Er gibt Antwort auf viele Fragen von Betroffenen und Angehörigen. Der Autor weiß, wovon er schreibt: Professor Bause hat als Chefarzt eines großen Krankenhauses unzählige Menschen vor und nach großen Operationen betreut, und er kümmert sich in seinem nächsten persönlichen Umfeld um einen betroffenen Mitmenschen. Er schreibt also gleichermaßen aus der Sicht eines Fachmanns und eines Angehörigen; darin besteht der besondere Wert dieses Buchs.
Dem Buch ist eine dankbare Wertschätzung von betroffenen Lesern zu wünschen, denen es in ihrer schwierigen Situation als hilfreicher Ratgeber zur Seite steht.
Prof. Dr. med. Friedrich Hagenmüller, Hamburg, 2021
ehemals Chefarzt der Asklepios Klinik Altona
Dieser Ratgeber soll und kann eine Hilfe für Patienten und Angehörige sein, die gerade eine operative totale Magenentfernung hinter sich oder noch vor sich haben, denn nicht immer bleibt im Krankenhaus genug Zeit, um über alle wichtigen Aspekte zu sprechen. Auch für die Angehörigen ist dieses Buch wertvoll, weil es ihnen helfen kann, ihre Lieben mit ihren Nöten und Ängsten besser zu verstehen und ihnen eine wertvolle Unterstützung und Hilfe zu sein.
Dieses Buch ist nicht für Menschen mit Teilentfernung des Magens gedacht, da die pathophysiologischen Umstände ganz andere sind.
Vielleicht ist dieser Ratgeber auch hilfreich für Ernährungsberater und Ernährungsmediziner, die in der Ernährungsberatung tätig sind, für Hausärztinnen und Hausärzte sowie Psychoonkologen. In den Kapiteln 5, 6 und 8 werden Hintergrundinformationen zu Anatomie, Pathophysiologie und Stoffwechselvorgängen geliefert, die wichtig sind, um die postoperative Lage der Patienten besser verstehen zu können.
Erfahrungsgemäß werden häufig Informationen und Ratschläge, die den Patienten im Krankenhaus bei der Visite oder in der Sprechstunde gegeben werden, nicht richtig wahrgenommen, weil sie sich in einer besonderen Stresssituation befunden haben. Oft wird aus diesem Grund auch vergessen, Rückfragen zu stellen. Deshalb kann es hilfreich sein, wenn der Lebenspartner oder ein enger Angehöriger bei den Gesprächen anwesend ist. Und daher ist es praktisch, wenn man zu Hause, in einem Ratgeber wie diesem, vieles in Ruhe nachlesen kann.
Die konsequente Nachsorge nach der Gastrektomie und einer eventuell notwendigen Chemotherapie der Patienten nach Behandlung eines Magenkarzinoms kann in zwei Bereiche aufgegliedert werden: Das onkologische Ziel ist die Früherkennung des Tumor-Rezidivs, der dann sinnvolle therapeutische Maßnahmen folgen sollten. Die internistische Aufgabe im Rahmen der Nachsorge ist die Diagnose und Behandlung des »Postgastrektomie-Syndroms« und der Mangelernährung. Dieses Syndrom resultiert daraus, dass sich als Folge der Magenentfernung die Anatomie und Funktion des gesamten Dünndarms verändert hat.
Es wird geschätzt, dass es weltweit über 1 Million neue Erkrankungen jedes Jahr an Magenkrebs gibt. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts erkranken in Deutschland pro Jahr etwa 17.000 Personen an Magenkrebs, davon rund 9.200 Männer. Der Magenkrebs stellt bei Männern die sechsthäufigste Tumorerkrankung dar. Bei Frauen ist die Häufigkeit des Tumors etwas geringer. Ein bösartiger Tumor des Magens (Magenkrebs, Magenkarzinom) entwickelt sich meist in der Magenschleimhaut. Er geht zu 95 Prozent vom Drüsengewebe aus. Erfreulicherweise sinken mittlerweile die Erkrankungszahlen, dennoch gehört der Magenkrebs noch immer zu den häufigsten tumorbedingten Todesursachen. Das hängt insbesondere damit zusammen, dass der Magenkrebs meist spät und manchmal sogar zu spät erkannt wird.
In Deutschland wurden 2021 mehr als 6.500 Magenentfernungen bei Tumoren durchgeführt. Nach der operativen Magenentfernung treten sehr häufig verschiedene Zeichen und Beschwerden [2] auf, die von Fachleuten unter dem Begriff »Postgastrektomie-Syndrom« zusammengefasst werden. Diese Symptome können isoliert auftreten oder Patienten können gleichzeitig unter mehreren dieser Beschwerden leiden. Sie als Patient benötigen ein gutes Verständnis der Ursachen der Beschwerden, damit Sie Ihre Lebensführung danach ausrichten und so die Art und Weise des »genussvollen Essens und Trinkens« wieder erlernen können.
Mir ist dabei durchaus bewusst, dass das differenzierte Eingehen auf die Probleme des »Postgastrektomie-Syndroms« den einen oder anderen überfordern kann, weil er am liebsten seine Erkrankung vergessen möchte. Für viele Betroffene mag es aber hilfreich sein, zu verstehen, warum die Beschwerden bestehen und wie man sie lindern kann. Deshalb soll Ihnen dieser Ratgeber helfen, mit Ihrer neuen Situation besser zurechtzukommen. Es gibt Passagen, die wohl nur für medizinisch interessierte und vorgebildete Menschen interessant sind, da sie sehr in die Tiefe gehen.
Sie sind mit einem senkrechten Strich und folgendem Zeichen versehen:
Fachbegriffe, die im Text erwähnt werden, werden erklärt, wenn sie für das Textverständnis wichtig sind. Wenn nicht, können Sie einfach darüber hinweglesen oder Sie blättern zum Ende des Buches. Dort finden Sie sie in einem Glossar erklärt.
Dieser Ratgeber ist entstanden aus dem direkten Miterleben der prä-, intra- und postoperativen Phase einer Betroffenen nach einer Gastrektomie und somit geprägt durch persönliche Eindrücke. Es war beeindruckend mitzuerleben, wie professionell das operative Vorgehen war, aber ebenso ernüchternd war es, zu sehen, welche Wertschätzung der Ernährungstherapie nach einem solchen Eingriff zugemessen wurde. Viele Betroffene werden postoperativ nicht sofort einer adäquaten Hilfe und Unterstützung zugeführt, zumal nicht alle Tumornachsorgekliniken mit »magenlosen« Patienten vertraut sind.
Hanswerner Bause, Hamburg, 2021
Liebe Leser,
mich hatte zunächst das hautnahe Miterleben eines nahestehenden Menschen nach der Gastrektomie geprägt und mich angeregt, die gemachten Erfahrungen und recherchierten medizinischen Erkenntnisse aufzuschreiben.
Jetzt – nach mehrjährigem Abstand zur 1. Auflage – sehe ich manche Dinge noch etwas differenzierter. Manche Themen scheinen mir in dem Ratgeber zu kurz gekommen sein, sodass ich in der 2. Auflage Ergänzungen einfügen möchte.
Das betrifft die Themen:
Vagotomie (Durchtrennung des Vagus)
Vitamine, speziell Vitamin B12
Impfungen
Nahrungsergänzung mit Omega-3-Fettsäuren
Salmonellengefahr beim Genuss von rohen Eiern
Anpassung der Kreon-Dosis
Außerdem gibt es einen erweiterten Rezeptteil mit wenigen eigenen Rezepten und zahlreichen Beispielen aus der Rezeptsammlung »Magenlosnichtgaumenlos«.
Hanswerner Bause, Hamburg, 2023
Obwohl weltweit sehr viel Geld in die Erforschung des Krebses investiert wird, haben wir immer noch ein lückenhaftes Wissen über den Krebs, das zwar zunehmend kleiner wird, aber eben immer noch zahlreiche Fragen unbeantwortet lässt. Inzwischen kennen wir bestimmte Faktoren, die das Risiko, an Magenkrebs zu erkranken, erhöhen. Eine erbliche Veranlagung (z. B. Familien mit sog. Lynch-Syndrom), sowie Ernährungsfaktoren spielen wahrscheinlich eine bedeutende Rolle. Ferner wissen wir, dass eine Infektion des Magens mit dem Bakterium Helicobacter und verschiedene Vorerkrankungen des Magens (z. B. atrophische Gastritis, Magenteilresektion) das Risiko einer Krebserkrankung erhöhen können. Rauchen gehört ebenso zu den Risikofaktoren für die Entstehung des Magenkrebses [4].
Eine der Besonderheiten des Magenkrebses ist es, dass er zu Anfang so gut wie keine Beschwerden bereitet. Der Krebs wird dadurch häufig erst spät und manchmal zu spät erkannt. In jüngster Zeit hat sich jedoch die Früherkennung und Behandlung dieser Erkrankung (mit einer Kombination aus radikaler Operation und adjuvanter Therapie) erheblich verbessert, sodass sich die Überlebensraten deutlich verbessert haben [1].
Die ersten Anzeichen, die auf Magenkrebs hindeuten, sind meist sehr unspezifisch: Schmerzen im Oberbauch, Übelkeit und Appetitmangel. Manchmal kann es auch nur der »Rückenschmerz« sein.
Wenn Sie die folgenden Warnsignale bemerken, sollten Sie Ihren Arzt aufsuchen, um die Ursachen klären zu lassen [45]:
Oberbauchbeschwerden
Druck- und Völlegefühl
Aufstoßen
Mundgeruch
Übelkeit
Erbrechen
Blähungen
Appetitlosigkeit
plötzliche Abneigung gegen bestimmte Speisen, besonders gegen Fleisch
Gewichtsverlust
schwarzer Stuhlgang (»Teerstuhl«)
Blässe und Abgeschlagenheit
Leistungsabfall
Viele Patienten mit Magenkrebs haben bereits zum Zeitpunkt der Diagnosestellung an Gewicht verloren, ohne dass sie diesem Befund schon vorher einen besonderen Wert beigemessen hätten. Ihnen fällt es nach großen Magenoperationen wie der totalen Magenentfernung (die totale Magenentfernung in der Medizin wird Gastrektomie genannt) schwer, ihre Ernährung an die neue Situation anzupassen. Kommen noch eine Chemo- oder Strahlentherapie hinzu, kann das den Körper weiter schwächen. Patienten mit einer fortgeschrittenen Erkrankung haben häufig keinen Appetit und essen dementsprechend zu wenig [40]. Bei manchen Tipps weiß man eher aus praktischer Erfahrung, dass sie manchen Patienten weiterhelfen, anderen dagegen nicht. Probieren Sie es aus!
Merke:
Unser Wissen über die Ursachen des Magenkrebses ist unvollständig. Die ersten Anzeichen, die auf Magenkrebs hindeuten, sind meist sehr unspezifisch: Schmerzen im Oberbauch, Übelkeit und Appetitmangel. Viele Menschen haben bereits dann, wenn sie erfahren, dass sie an Magenkrebs leiden, deutlich an Gewicht verloren.
Magenkrebs kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden, darunter erbliche Veranlagung, Ernährungsfaktoren, Helicobacter-Infektion und Vorerkrankungen des Magens. Rauchen erhöht ebenfalls das Risiko. Die Symptome sind oft unspezifisch, wie Schmerzen im Oberbauch, Übelkeit und Appetitmangel. Die Früherkennung und Behandlung von Magenkrebs hat sich verbessert, was zu besseren Überlebensraten führt. Nach einer Magenoperation kann es schwierig sein, die Ernährung anzupassen, und manche Patienten haben keinen Appetit. Es gibt verschiedene Tipps in diesem Ratgeber zur Unterstützung der Ernährung.
Die operative Entfernung des Magens ist ein komplexer chirurgischer Eingriff (sei er konventionell oder laparoskopisch, also mittels Schlüssellochtechnik, durchgeführt). Diese Operation ist nach wie vor nicht ohne Risiko, aber letztlich gibt es keine Alternative [1]. Nach der Operation beginnt für alle Patienten ein »neues geschenktes Leben«.
Man hat Ihnen in der Klinik nach dem Eingriff wahrscheinlich gesagt: »Sie dürfen wieder alles essen und trinken, was Ihnen bekommt«.
Essen Sie, was Sie mögen, häufig, aber in kleinen Portionen und kauen Sie gut.
Die pauschale Aussage, dass Sie essen können, was Sie mögen, ist sehr positiv und motivierend gemeint, aber nicht ganz richtig, denn die Patienten benötigen zumindest im ersten Jahr nach der Magenentfernung speziell angepasste Ernährungskonzepte, um zu verhindern, dass ihr Bauch heftig mit Schmerzen reagiert, wenn sie etwas essen, das ohne Magen kaum verdaut werden kann. Seien Sie nicht allzu enttäuscht, wenn Ihnen die ersten Wochen zu Hause nach der Operation schwerfallen und Sie überrascht feststellen, dass Sie schnell an Gewicht verlieren.
Lassen Sie sich nicht entmutigen!
Sie werden mithilfe einer kompetenten Ernährungsberatung schaffen, die sie vermutlich schon in der Klinik erhalten haben, Ihre Essgewohnheiten umzustellen. Der Gewichtsverlust und die sogenannten Frühdumping-Beschwerden (siehe Kapitel 13) stehen sicherlich in der ersten Phase nach der Operation und auch noch nach der Entlassung aus dem Krankenhaus im Vordergrund.
Essen und Trinken sollte die Priorität Nr 1 in Ihrem Leben werden.
Vertrauen Sie Ihrem Geruchssinn!
Was für Sie unangenehm riecht, wird Ihnen wahrscheinlich nicht bekommen, weil es Widerwillen gegen das Essen erzeugt.
Versuchen Sie, das Gewicht wenigstens stabil zu halten. Eine Gewichtszunahme wird sehr viel Zeit brauchen und sicher nicht im ersten Jahr nach der Operation erreichbar sein.
Schaffen Sie einen strukturierten Tagesablauf, damit Sie genügend Zeit für Mahlzeiten haben!
Lassen Sie sich nicht treiben!
Seien Sie nicht entmutigt, wenn Sie trotz aller Mühen gegen die Übelkeit und den fehlenden Appetit nicht ankommen, und ihr Gewicht nicht halten können.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin e. V. (DGEM) hat festgelegt, wann Sie mit Ihrem Arzt bei großem Gewichtsverlust in Kontakt treten sollten, um das weitere Vorgehen zu besprechen: Die DGEM spricht von einer »krankheitsassoziierten Mangelernährung«, wenn eins der drei Kriterien vorliegt:
Body-Mass-Index (BMI) unter 18,5 kg/m
2
oder
ungewollter Gewichtsverlust von mehr als zehn Prozent in den letzten drei bis sechs Monaten oder
BMI unter 20 kg/m
2
und unbeabsichtigter Gewichtsverlust von mehr als fünf Prozent in den letzten drei bis sechs Monaten.
Wenn eines der Kriterien vorliegt, benötigen Sie dringend ärztliche Hilfe und möglicherweise eine alternative Ernährungsform. Das kann z. B. eine
Dünndarmsonde sein. Über diese Sonde erhalten Betroffene Nahrung, Flüssigkeit und Medikamente. Bei einer Dünndarmsonde kommt ausschließlich eine sogenannte kontinuierliche Nahrungsapplikation über eine Ernährungspumpe infrage, da ja die Reservoir-Funktion des Magens fehlt. Das bedeutet, dass die Nahrung laufend (kontinuierlich) zur Verfügung gestellt wird. Mithilfe der Sonde kann genau dosiert werden, wie viel Nahrung pro Stunde zugeführt werden soll. Alternativ kommt eine parenterale Ernährung (PE) in Betracht, also eine Infusionstherapie über die Vene. Dabei erhält der Patient zur Erhaltung oder Verbesserung seines Ernährungszustands alle notwendigen Nährstoffe direkt über einen Port (Zugang) in die Vene (siehe Kapitel 19).
Kachexie:
Die Kachexie (krankhafter Gewichtsverlust) entwickelt sich in einer komplexen Interaktion zwischen Tumor, dem neuroendokrinen und dem Immunsystem des Patienten und der Krebstherapie. Es handelt sich um ein multifaktorielles Syndrom, das eine multimodale Behandlung erfordert. Patienten berichteten in einer Diskussionsrunde [9], dass bereits früh nach Erkrankungsbeginn Einbußen im Geruchs- und Geschmackssinn, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Aversionen gegen Nahrungsmittel auftraten. In der Folge entwickeln sich Gewichtsverlust und Schwächesymptome. Schlüsselanzeichen für eine Krebs-Kachexie sind insbesondere ungeplanter Gewichtsverlust und Veränderungen in der Nahrungsaufnahme.
Wenn unmittelbar nach der Gastrektomie eine Anschlussheilbehandlung (AHB) in einer Rehabilitationsklinik geplant ist, treten Sie diese nur dann an, wenn Sie schon wieder gut belastbar sind. Ansonsten warten Sie besser noch z. B. einen Monat, und beginnen Sie erst dann mit der Rehabilitation (Reha). Der Grund dafür ist, dass in der Reha-Einrichtung körperliche Bewegung erwartet wird. Erkundigen Sie sich vorab, ob es in der Rehaklinik eine Ernährungsberatung gibt, die sich mit gastrekrektomierten Patienten auskennt. Das sind leider nur wenige Kliniken in Deutschland.
Noch ein Tipp für einen guten Nachtschlaf:
Es braucht viel Energie, um nach einer Operation gesund zu werden. Manchmal braucht man mehr Schlaf oder ein Mittagsschläfchen. Hören Sie auf Ihren Körper und nutzen Sie die Gelegenheit, sich etwas auszuruhen.
Kissen aller Größen, Formen und Festigkeiten sind hilfreich, um Komfort und Unterstützung beim Schlafen zu bekommen. Für Seitenschläfer bietet das Verstauen eines Kissens unter dem Rücken genau die richtige Unterstützung. Das Umarmen eines festen Kissens unterstützt den empfindlichen Bauchbereich nach der Operation – insbesondere beim Husten oder Niesen. Keilkissen helfen, wenn Sie sich am Anfang nicht wohlfühlen, flach zu liegen, oder wenn Sie Probleme mit dem Gallerückfluss haben.
Merke:
Wenn Ihr Bauch nach der Mahlzeit heftig rebelliert, Sie Schmerzen haben und Ihnen unwohl ist, dann wissen Sie, dass Sie die Mahlzeit von der Menge und der Zusammensetzung her noch besser anpassen müssen. Geben Sie den Mahlzeiten die Priorität Nr. 1 in Ihrem neuen Leben und strukturieren Sie Ihren Tag, damit Sie die häufigen kleinen Mahlzeiten (fünf bis sechs) in Ihren Alltag integrieren können. Keine Angst! Dass Sie in den ersten Wochen an Gewicht verlieren, ist normal. Vertrauen Sie Ihrem Geruchssinn bei der Auswahl der Speisen!
unter Mitarbeit von Nella Rausch1